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Beste Sicht auf den Merkur – und die Venus hilft!

31. März 2010

Diese Woche dürfte die beste des ganzen Jahres sein, um den flüchtigen Planeten Merkur am Abendhimmel zu erwischen: Er hat eine ordentliche Elongation und ist sehr hell, so dass er mit hohem Kontrast gegen einen relativ dunklen Dämmerungshimmel gesehen werden kann – und oben links von ihm steht die natürlich noch auffälligere Venus (wie auf diesem Bild von heute 20:50 MESZ aus Königswinter). Die nächsten Tage werden sich die beiden noch näher kommen, wobei die Helligkeit Merkurs allerdings abnimmt: ein S&T Press Release, Science@NASA, Astronomie.info und Artikel von Space.com, Asterythms, Sky & Tel. (beste Grafik!) und Half-Astrophysicist.

Die ersten 8 Bilder des HiWish-Projekts mit dem Mars Reconnaissance Orbiter, bei dem jeder(!) ein Motiv für dessen HiRISE-Kamera vorschlagen kann (siehe ISAN 103-14), wurden heute vorgestellt – wobei die NASA flink einen neuen Link zu der Bildersammlung setzen musste, weil ein Stromauswahl die Rechner des HiRISE-Instituts an der Univ. of Arizona ausgeknockt hatte. Auch auffällig: Nur bei wenigen der Bilder wird der Name des Vorschlagenden genannt – die hatten jeweils Post bekommen, ob sie genannt werden wollten, und viele wollten wohl seltsamerweise anonym bleiben. So wie bei diesem Bild hier von Dünen auf dem Boden der Samara Valles.

Befreiungsversuche Spirits aufgegeben – aber wirklich für immer?

27. Januar 2010

Es hatte sich schon seit einigen Wochen abgezeichnet: Vor dem nahenden Winter würde Spirit seiner Sandfalle nicht entkommen können. Seit gestern nun steht fest: Der letzte große Befreiungsversuch wird eingestellt und alles daran gesetzt, den betagten Marsrover winterfest zu machen, so daß er künftig als stationärer Lander arbeiten kann. Oder etwa doch nicht? „NASA has designated the once-roving scientific explorer a stationary science platform,“ heißt es in der Erklärung der NASA, die bei einer Telecon erläutert wurde, doch einer der Rover-„Fahrer“, Scott Maxwell, sieht die Lage anders: „If Spirit feels up to it, we might even get properly back on the road again next year,“ wenn der Winter überstanden und die stationäre Forschung erledigt ist. Zwar ist Spirit nach dem Ausfall von zwei seiner 6 Räder (und ein drittes macht auch Ärger) in keinem guten Zustand mehr, aber gerade in den letzten Tagen war der Rover doch merklich vorangekommen – manche hätten es wohl gerne noch weiter versucht.

Schon Mitte Februar jedoch wird die Sonne so flach auf Spirits Solarzellen scheinen, daß der Strom für weitere Fahrversuche nicht mehr reichen wird. Daher wird bereits seit Mitte Januar durch spezielle Fahr- bzw. Wühlmanöver daran gearbeitet, die Solarzellen etwas der Sonne entgegen zu drehen: Derzeit ist der Rover um 9° nach Süden gekippt, waagerecht oder etwas gen Norden wäre besser. Auch im besten Fall ist allerdings zu erwarten, daß die Leistung der Solarzellen – die fast komplett in die Heizung der Roversysteme investiert werden wird – im März oder April so weit zurückgeht, dass Spirit in einen „stable fault mode“ gerät und sich u.U. bis zu einem halben Jahr lang kaum oder gar nicht mehr meldet. Die Temperatur an Bord (dank radioaktiver Heizelemente immer noch höher als draußen) dürfte nachts bis auf -45°C sinken: Ein fabrikneuer Marsrover müsste das aushalten, aber nach 6 Jahren auf dem Mars mit fortwährenden starken Temperaturschwankungen sieht das vielleicht anders aus.

Falls Spirit sich nach dem Winter wieder erholt, steht schon ein neues wissenschaftliches Programm für den stationären Lander bereit: Insbesondere soll seine Position im Raum lange Zeit sechs Monate lang penibel über die Laufzeit der Funksignale vermessen werden. So lassen sich die Lage der Marsachse und vor allem ihre leichten Schwankungen bestimmen, woraus sich wiederum schließen lassen sollte, ob der Mars (wie allgemein erwartet) einen festen Kern besitzt oder aber doch einen flüssigen, der es trotzdem nicht schafft, ein Magnetfeld zu erzeugen. Ähnliche Messungen mit dem Mars Pathfinder schienen bereits 1997 den festen Kern bewiesen zu haben, aber das wurde nun auf der Telecon indirekt bestritten: Erst die intensive Verfolgung Spirits über einen deutlich längeren Zeitraum verspräche klare Erkenntnisse.

Während der Rover schon mal da sitzt, kann er auch verfolgen, wie Atmosphäre und Oberfläche miteinander wechselwirken und Veränderungen des Marsbodens mit der Zeit verfolgen, auch mit seinem Mikroskop. Zum Glück ist Spirit sein Unfall ja in einer besonders interessanten Region widerfahren: Der helle Boden unter der trügerisch festen Kruste ist außerordentlich reich an Sulfaten, die einst von Fumarolen hinterlassen worden sein dürften. Auch wenn sich Spirit nicht mehr befreien kann: Gelegentlich ein wenig den Ort verlagern, um neue Bodenstellen in Reichweite zu bekommen, sollte er schon schaffen – und sollte er dabei „versehentlich“ aus der Grube hüpfen, wäre es auch recht; bloss auf große Fahrt wird er mit nur noch 3 bis 4 Rändern (während die anderen klemmen und sich nicht etwa frei drehen) auch dann kaum mehr gehen. Ob der stationäre Betrieb übrigens Geld sparen wird, konnte auf der Telecon keiner sagen; beide Rover in Fahrt zu halten, kostete jedenfalls bisher 20 Mio.$ im Jahr.

Space.com, AW&ST, Space Today, KosmoLogs, LichtEcho, Welt der Physik 27., Planetary Society Blog, Sky & Tel., BBC, LA Times, Scientific American, Cosmic Log, Nature Blog, SpaceWriter, MarsPages 26., New York Times 25., Space News 24.1.2010. Auch ein JPL-Release zu den Untersuchungen Opportunitys am von einem Impakt aus der Tiefe hochgerissenen Felsen Marquette Island – diesem Rover geht es weiter prächtig, und er hat am 12. Januar seine Weiterfahrt angetreten.

Seen auf dem Mars auch noch vor 3 Milliarden Jahren?

Das Marszeitalter des Hesperian galt bislang als wenig attraktiv, schien der Planet doch da bereits eine gefrorene Wüste geworden zu sein – aber jetzt sind auf Bildern des Mars Reconnaissance Orbiter Spuren mehrerer 20 km großer Seen aus dieser Ära vor „nur“ 3 Mrd. Jahren entdeckt worden, verbunden durch Abflusskanäle wie in irdischen Thermokarst-Landschaften: Die Auszählung von über 35’000 Impaktkratern soll eine eindeutige Datierung liefern. Offenbar hat der Mars auch im Hesperian noch Zeiträume unbekannter Länge erlebt, in denen – nach starkem Vulkanismus, Impakten oder Achsverlagerungen – eine dichte Atmosphäre flüssiges Wasser ermöglichte. (Imperial College Release, BBC 4., Physics World, Ars Technica, Spiegel 6.1.2010. Auch ein JPL Release zu einem MRO-Special von Icarus und ein NASA Release, das Planetary Society Blog und CosmicLog zum neuen HiWish-Angebot des Projekts)

Kein Lebenszeichen des Phoenix hat Mars Odyssey bei insgesamt 30 Überflügen des polaren NASA-Landers vom 18.-21. Januar empfangen, der nach einer kurzen aber heftigen Mission verstummte und einfror („Bilder von Phoenix …“). Im Februar und März, wenn noch etwas mehr Sonne auf die Landestelle fällt, wird wieder gelauscht, aber die Hoffnung ist praktisch null. (Space Today 22.1.2010)