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AAS 221: Von den drei Venus-Transits 2012 …

8. Januar 2013

… berichtete – wie auch schon auf der DPS-Tagung 2012 – auf der vierten Pressekonferenz der 221. AAS-Tagung Jay Pasachoff [NACHTRÄGE: die ganze PK als Video, mit Jay von 13:20 bis 29:10, und ein Williams Press Release dazu].

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Die Auswertung der Datenflut zieht sich hin, aber hier wäre schon mal ein Scan entlang der Aureole von der Venus-Atmosphäre (über deren Natur man im Prinzip aus der Weise, wie sie – in verschiedenen Farben – das Sonnenlicht „von hinten“ zur Erde gebrochen hat, etwas lernen kann).

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Das „Signal“ des Venustransits in der Gesamtstrahlung (TSI) der Sonne wurde auch 2012 wieder von zwei Satelliten aus beobachtet und sieht natürlich genau so aus wie bei Exoplaneten-Transits – aber was wurde aus den Venustransits am 20. September, der per Hubble über den Jupiter beobachtet werden sollte, und am 21. Dezember, zu beobachten mit VIMS auf Cassini?

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Vom Jupiter kam eine lange Serie von HST-Aufnahmen zustande, aus denen u.a. schon diese Grafik der Windgeschwindigkeiten abgeleitet werden konnte – doch in Sachen integrale Helligkeitsabnahme während des Venus-Durchgangs hatte Pasachoff „no detection to report“: Es werde noch „quite some time“ dauern, bis man das Signal heraus gekitzelt habe, aber immerhin helfe auch die NASA dabei. In Sachen Saturn hat er wenig Zweifel, dass es gelingen wird, die 0.008%ige Abnahme der TSI durch Zusammenfassung aller 352 Farbkanäle von VIMS nachzuweisen. Und mit viel Glück wird sich vielleicht auch zeigen lassen, dass es in den zwei Kanälen für Kohlendioxid-Absorption dank der Venus-Atmosphäre besonders stark bergab ging. Schon am 5. Januar 2014 gibt’s den nächsten Transit, diesmal wieder vom Jupiter gesehen aber nunmehr mit der Erde als Akteur und 10 Stunden lang: Auch dafür wird noch Hubble-Zeit beantragt werden.

Live-Blog „von“ der 221. AAS-Tagung – Teil 1

7. Januar 2013

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Der SN-Rest Cas A aus Sicht des neuen Röntgensatelliten NuSTAR, in Falschfarben – für die Energiebereiche 4.5 bis 20 keV = R bis B – auf die Digital Sky Survey gelegt: präsentiert auf der gerade begonnen habenden 3. AAS-PK (live hier übertragen), wo auch ULXs in der Galaxie Caldwell 5 diskutiert wurden. Dem Satelliten geht es gut, seine Mission hat aber gerade erst begonnen. [23:45 MESZ – Ende dieses Teils. NACHTRAG: Auf derselben PK wurden auch der Vela-Pulsar und der Blazar 4C +71.07 diskutiert.]

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Wie es mit der Erforschung der sehr fernen Galaxien weiter gehen kann (s.u.) wurde gerade in einer AAS221-Session über das James Webb Space Telescope – via Webinar-Zugang zu verfolgen – diskutiert: Das Hubble Space Telescope kann in seinen späten Jahren, etwa mit Hilfe von Gravitationslinsen, zumindest ein bisschen JWST spielen. [23:20 MEZ]

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Die im HUDF zu findenden Galaxien reichen nicht, um die Reionisation des Universums zu erklären (wie auch andere Methoden gezeigt haben), wurde gerade auf der 2. PK der 221. AAS-Tagung – das gab’s auf der ersten! – im Detail vorgerechnet.

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Aber man kann aus den Beobachtungen des UDF12-Projekts – bereits in Papers hier, hier und hier beschrieben, mit mehr in der Pipeline – zugleich hochrechnen, dass es genug noch schwächere Galaxien (für Hubble nicht mehr, wohl aber das JWST erkennbar) geben sollte, die das dann schaffen sollten. [NACHTRÄGE: Wie in diesem Paper, das in der Nacht folgte, zu lesen ist; auch in einem anderen Live-Blog wurde diese PK erwähnt.]

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Und was ist mit der angeblichen z=11.9-Galaxie im UDF12 aus ISAN 178-6? Im einführenden Referat der PK ging G. Ellis zwar auf generelle Unsicherheiten mit dem Objekt ein, erwähnte aber erst in Q&A ein konkret zweifelndes Paper: Die dort behauptete Detektion einer Spektrallinie, die die hohe Rotverschiebung widerlegen würde, sei „intriguing“ aber „very marginal“ und er „wouldn’t bet my house“ darauf. Weder eine große noch kleine Rotverschiebung für die – seit Jahren diskutierte – Galaxie seien allerdings „wasserdicht“, und so oder so sei das ein ziemlich ungewöhnliches Objekt. [22:40 MEZ]

Ein Kessel bunter Kosmos zum Jahresende

19. Dezember 2012

Dies ist keiner von diesen grässlichen Jahresrückblicken – dies ist ein Rückblick auf die vergangenen 30 bis 35 Stunden, in denen die NASA und die ESA besonders spendabel mit schönen Motiven waren. Und die vermutlich beiden letzten Weltraumstarts des Jahres erfolgten, beide heute.

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Vor einer Stunde startete die letzte Rakete des Jahres, eine Ariane 5 mit zwei Satelliten in Kourou: ein Screenshot aus der Live-Übertragung im Moment der Booster-Zündung. [NACHTRAG: ein ESA Release.]

The giant star Zeta Ophiuchi is having a "shocking" effect on the surrounding dust clouds in this infrared image from NASA’s Spitzer Space Telescope. Stellar winds flowing out from this fast-moving star are making ripples in the dust as it approaches, c

Der Bugschock des Sterns Zeta Ophiuchi im interstellaren Medium, durch das der mit 24 km/s schießt, aufgenomnen vom Spitzer Space Telescope: Eigentlich würde man das Glühen auch im sichtbaren Licht sehen (vgl. ISAN 76-4), das in diesem Fall aber von Staub blockiert wird. Bei 3.6 bis 24 µm kein Problem.

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Ein neuer Saturn im Gegenlicht von Cassini aufgenommen am 17. Oktober während des 174. Orbits um den Planeten, als sich die Sonde 19° unter der Ringebene in seinem Schatten befand. 60 Bilder durch verschiedene Filter wurden hier kombiniert.

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Der Planetarische Nebel NGC 5189 vom Hubble Space Telescope: Dessen WFC3 gelang das bisher detailreichste Bild der komplexen Struktur. Die dominante S-Form des Gases deutet auf einen Doppelstern im Zentrum hin, doch nur ein einzelner Weißer Zwerg wurde dort bislang aufgespürt.

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Der Mars am 15. Dezember von der Visual Monitoring Camera des Mars Express gesehen, die nach längerer Unterbrechung wieder Bilder liefert, während des 11,396. Umlaufs. Mit dem Empfang dieses Bildes wurde gestern die neue ESA-Bodenstation in Argentinien eingeweiht.

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Schon wieder etwas Neues bekommt Curiosity zu sehen, nachdem der Marsrover die „Yellowknife Bay“ erreicht hat; „Shaler“ wurden diese Platten getauft. Irgendwo hier wird Anfang 2013 auch der Bohrer ausprobiert, die einzige noch nie benutzte Hardware. Und das ganze Jahr hindurch wird dann Richtung Aeolis Mons gefahren.

Expedition 34 Launch

Der andere Start des Tages: Soyuz TMA-07M mit der zweiten Hälfte der Expedition 34 zur ISS: mehr dazu auch hier, hier (eine buchstäblich „coole“ Reportage vor Ort), hier und hier.

Alles aufaddiert: Hubbles allertiefstes Bild „XDF“

26. September 2012

Seit dem ersten Hubble Deep Field von 1995 ist das Weltraumteleskop immer wieder auf ‚leere‘ Himmelsfelder ausgerichtet worden, um sie tagelang zu belichten: Diese „Deep Fields“ werden komplett von fernen Galaxien dominiert, deren Geschichte sich dann studieren lässt. Das bekannteste Feld ist das Hubble Ultra Deep Field (HUDF), das Hubble wiederholt aufgesucht hat (siehe Artikel 867 und 948 und ISAN 102-5) – und alle diese Bilder (über 2000 mit zusammen 23 Tagen Belichtungszeit) aus den letzten 10 Jahren sind nun zur allertiefsten Aufnahme des Kosmos aufaddiert worden, aus der oben ein winziger Ausschnitt zu sehen ist. Dieses „eXtreme Deep Field“ (XDF, auch hier oder hier zu finden, Artikel auch hier, hier, hier, hier und hier) erreicht eine Grenzgröße von 31 mag. enthält 5500 Galaxien, obwohl das gesamte Feld nur drei Bogenminuten groß ist.

Neues US-Marsprogramm nicht wirklich klarer geworden

Seit das Marsprogramm der NASA mit dem FY2013-Haushalt in Unordnung geraten war, warteten die amerikanischen Planetenforscher – die zwischenzeitlich zahlreiche Protestnoten formulierten – auf den Ratschluss einer Expertenkomission, wie es nach Curiosity und dem Orbiter MAVEN weiter gehen sollte. Erste Informationen sind jetzt bekannt gegeben worden: Enthalten sind nur Optionen, keine Empfehlungen, für Missionen ab dem Startfenster 2018. Mit den voraussichtlich zur Verfügung stehenden 700-800 Mio.$ dürfte nur ein Orbiter zu machen sein – eigentlich eine ‚Verschwendung‘ des schönen Startfensters, das sich für Landungen anbietet. Was die NASA daraus macht, wird man wohl erst bei der Vorlage des FY2014-Requests nächstes Jahr erfahren. Auch die angestrebte Annäherung des Marsprogramms an das bemannte ist bis in den 2030-er bislang nicht zu erkennen; für die 2020-er träumt der Bericht jedenfalls mal wieder von einer Sample Return … (Report Summary; Space Policy Online, Space News, Florida Today, Space.com 25., Nature Blog 26.9.2012)

Störung auf der ISS – Abkopplung des ATV verschoben! Eigentlich sollte heute morgen das 3. Automated Transfer Vehicle „Edoardo Amaldi“ die Raumstation verlassen, doch daraus wurde nichts: Ein entscheidendes Kommando kam nicht an, vermutlich war etwas im russischen Zvezda-Modul gestört. Das ATV ist jetzt in einem Ruhezustand und wartet auf die weiteren Entwicklungen; neue Zeitfenster, um es los zu werden, gibt es reichlich Zeitfenster. (ESA ATV Blog, CBS, TASS, Novosti, Xinhua 26.9.2012) NACHTRAG: Frühestens am 2. Oktober kann das ATV jetzt entsorgt werden. NACHTRAG 2: Das Ablegen hat geklappt. NACHTRAG 3: Und das ATV-3 ist verglüht – wobei diesmal auch der REBR funktioniert hat.

„Die NASA bekommt zwei neue Hubble Space Telescopes geschenkt!“ Nicht ganz …

15. Juni 2012

Nein, die NASA hat, leider, keine zwei neuen Hubble Space Telescopes von der National Reconnaissance Organization geschenkt bekommen: „nur“ zwei 2.4-Meter-Weltraumteleskope, immerhin weltraumqualifiziert, die seit Jahren in einem Cleanroom in Rochester, New York, sitzen – ohne Satellit dazu, ohne wissenschaftliche Instrumente und ohne Rakete. Und ein Budget, um daraus auch nur ein Orbitalobservatorium zu machen, geschweige denn zwei, hat die NASA leider auch nicht, dafür aber Ideen satt, was man mit dem Geschenk anfangen könnte: das Projekt WFIRST retten und sogar noch zu übertreffen nämlich. Wahrscheinlich handelt es sich bei den beiden Teleskopen um Hinterlassenschaften des Aufklärungssatelliten-Programms FIA („Future Imagery Architecture“), das 2005 abgebrochen worden war, nachdem es Boeing – die den Auftrag überraschenderweise gegen den Platzhirsch LockMart gewonnen hatten – massiv an die Wand gefahren hatte. Mit den Hubble fast baugleichen und besonders geheimnisumwitterten KH-11-Fotosatelliten haben die Optiken (im Gegensatz zu ersten Spekulationen) hingegen offenbar nichts zu tun. Die Fakten, so weit bisher offiziell bekannt:

  • Die beiden Optical Telescope Assemblies haben 2.4 m Durchmesser und sind mit einem Öffnungsverhältnis von 1:1.2 viel „schneller“ als Hubbles OTAs, damit auch viel kürzer – und das nutzbare Bildfeld ist schätzungsweise 100-mal größer.

  • Die OTAs wurden Ende der 1990-er und Anfang der 2000-er Jahre von der Firma hergestellt, bei der sie jetzt eingelagert sind (das passt zu der FIA-Spekulation). Die Bauweise ist besonders leicht, die Technologie derjenigen der HST-Optik überlegen, aber natürlich auch nicht mehr State-of-the-Art. Einige geheimnisvolle Teile wurden vor der Übergabe an die NASA entfernt, trotzdem dürfen keine Fotos veröffentlicht werden. (Dem Vernehmen nach sehen die in Schutzfolie eingepackten Optiken eh nach nichts aus.)

  • Die Aufbewahrung im Cleanroom kostet 75’000 bis 100’000 Dollar im Jahr: Außer dafür – und für moderate Studien, was man mit den OTAs anfangen kann – hat die NASA derzeit keinerlei Budget.

  • Die Optiken wären ziemlich gut für das wegen der JWST-Krise de facto auf Eis liegende aber von der US-Astronomie als Priorität geforderte Infrarot-Weltraumteleskop WFIRST (siehe ISAN 117-5) geeignet: Das wird durch seine – viele Felder überdeckenden – wissenschaftlichen Ziele definiert, nicht die derzeit vorgesehene 1.5-m-Optik (die nach neuster Planung auf 1.1 m schrumpfen sollte).

  • In der gegenwärtigen Budgetsituation könnte ein WFIRST-artiger Satellit mit einer der NRO-OTAs kaum vor 2024 starten, mit einer großen – und sehr unwahrscheinlichen – Finanzspritze rein technisch gesehen aber schon Ende dieses Jahrzehnts.

  • Der Wert der OTAs aus NASA-Sicht liegt bei gut 250 Mio.$, und die – hervorragenden und getesteten – Optiken in der Hand sparen eine Menge Zeit und Entwicklungsrisiko, das bei Weltraumteleskopen v.a. deren optische Systeme betrifft. Der komplette Satellit könnte für 1 Mrd.$ zu machen sein, aber es ist nicht sicher, dass er preiswerter als WFIRST nach jetziger Planung (1.6 Mrd.$) würde. Insbesondere dürfte eine größere Rakete nötig sein, aber da helfen vielleicht die Falcon 9 oder ein Mitflug auf einem SLS bei dessen Testflügen weiter.

  • Was schließlich die wissenschaftlichen Instrumente betrifft, so bliebe eine IR-Kamera mit extrem vielen Pixeln zentral, für eine noch nie da gewesene Himmelsdurchmusterung für zahlreiche Communities; dazu kämen noch 1 bis 3 weitere Instrumente mit kleineren Gesichtsfeldern. Und die zweite NRO-OTA? Die bleibt wohl noch viel länger eingelagert …
Einige wenige NASA-Manager wussten übrigens dem Vernehmen nach schon seit rund 5 Jahren von den übrig gebliebenen NRO-Optiken, machten sich aber wenig Hoffnung darauf. „Aus heiterem Himmel“ kam dann im Januar 2011 der Anruf der NRO, man könne sie jetzt haben – erst im August wurde das Geschenk nach eingehender Prüfung angenommen. Und erst am 4. Juni 2012 wurde das der Welt verraten, nachdem sich auf ein paar eingeweihte Top-Astronomen Gedanken gemacht hatten – ein Fact Sheet (mit wenig weiteren Fakten) wurde sogar erst am 12. Juni durch einen FOIA-Request publik. Präsentationen vom 4. Juni zum Geschenk und seinem möglichen Nutzen; Space.com 14., USA Today, astrobites, Flight Global 12., Tulsa World, The Space Review, Science Journalism Tracker 11., Space News, astrobites 8., Sky & Tel., Wash. Post Blog 7., Nature Blog 6., Wash. Post Blog, Cat Dynamics, Spiegel 5., New York Times, Washington Post, Science Insider, USA Today, The Atlantic, Spaceflight Now, Cosmic Log, Space Policy Online, Ars Technica, Astronomy Blog, Discovery 4.6.2012

Big KBO Quaoar to occult pretty bright star – probably for Africa

15. April 2012

Und es tut oder tat sich im Sonnensystem noch eine Menge mehr in den letzten Wochen: so wie der Nachweis von Aurora auf dem Uranus mit dem HST (jetzt publizierte Bilder), die Saturnopposition, noch mehr Gewölk auf dem Mars usw. – alles verlinkt im neuen Cosmos 4 U!

Tiefe Blicke von Hubble, Herschel & Spitzer

2. März 2012

Der Homunculus-Nebel um Eta Carinae auf einer HST-Aufnahme: Hubble hat diesen instabilen Stern immer wieder auf’s Korn genommen; dieses Bild der Kameras ACS gilt als das schärfste. Auch eine ACS-Aufnahme des Planetarischen Nebels Hen 3-1333 um einen „Wolf–Rayet type star“.

Herschel & Spitzer schauen in den Orion-Nebel, wo im IR eine Kette ganz junger Sterne auffällt, deren Helligkeit schnell schwankt – überraschenderweise.

Die Antlia-Zwerggalaxie, erst 1997 entdeckt, auf einer Hubble-ACS-Aufnahme: Sie liegt knapp außerhalb der Lokalen Gruppe und besitzt Sterne ganz unterschiedlichen Entwicklungsgrades.

Fünf aktuelle bunte Bilder aus dem Deep Sky

11. August 2011

Der Planetarische Nebel PN G054.2-03.4 alias Necklace Nebula aus HST-Sicht mit der WFC3: Er wurde erst kürzlich entdeckt, und die Strukturen sind in diesem Fall durch ein Doppelsternsystem mit verschieden schneller Entwicklung der beiden Komponenten gut zu verstehen. Einer blähte sich auf, gab Material an den anderen ab, der so schnell rotierte, dass er Material an seinem Äquator verlor: Das bildete die Grundlage des Rings, mit den Knoten als Verdichtungen, der nun vom UV-Licht der Sterne zum Leuchten angeregt wird.

Der Hantel-Nebel M 27 einmal anders, gesehen von Spitzer bei 3.6 bis 8 µm Wellenlänge: Insbesondere die radialen Strukturen unterscheiden sich doch sehr vom bekannten Anblick dieses Planetarischen Nebels im sichtbaren Licht.

Die wechselwirkenden Galaxien Arp 302 mit HST & Chandra (Röntgenbild in violett) gesehen: Sie stehen gerade am Anfang ihres langwierigen Verschmelzungsprozesses und entwickeln sich dabei unterschiedlich schnell.

Die Spiralgalaxie NGC 3521 mit dem VLT-Instrument FORS 1 aufgenommen: eine typische „flockige (flocculent) Galaxie“ mit irregulär erscheinenden Spiralarmen voller Sternentstehungsgebiete und Staub.

Die Hickson Compact Group 7 auf der ACS-Aufnahme des HST: Obwohl die drei Spiralgalaxien nahe beieinander stehen, zeigen Detailuntersuchungen zu ihrer Vergangenheit wenig Wechselwirkungen. „The currently known information is contradictory and an encouragement for further studies“ …

Nach 21 Jahren: Hubble hat seine Belichtung Nr. 1’000’000 absolviert!

5. Juli 2011

Ein Pretty Picture wie dieses – vom Carina-Nebel; es stammt sogar noch von der längst ausgebauten Kamera WFPC2 – war nicht das Ergebnis, sondern astronomietypisch ein Spektrum: Am 4. Juli war zum 1’000’000-sten Mal der Verschluss eines der Instrumente des Hubble Space Telescope einige Minuten lang geöffnet; das HST ist jetzt übrigens etwas mehr als 11 Mio. Minuten im Orbit. [NACHTRAG: Hubble-Sprecher Ray Villard hat diesem Blog erzählt, dass Hubble bis heute 96’458 Stunden (oder 5,8 Mio. Minuten) lang belichtet hat, zur Kalibration wie zur Beobachtung von 32’760 individuellen Zielen im Rahmen von 8052 verschiedenen Beobachtungsprogrammen.]

Diesmal ging es um die Spektroskopie der Atmosphäre eines Exoplaneten, zwecks Wassersuche auf HAT-P-7b: Natürlich nur ein Zufall, aber auch ein Indiz dafür, welche Bedeutung die Exoplanetologie in der Weltraumastronomie erreicht hat – ein Forschungsfeld, das es bei Hubbles Start 1990 noch gar nicht (richtig) gab. Der Hubble-Meilenstein ist eine nette Erinnerung, dass es mit der – amerikanischen – Raumfahrt auch nach dem Ende des Shuttles auf vielen anderen Feldern voran geht und das verbreitete Wehgeschrei fehlgeleitet ist. Auch wenn das beühmteste aller Weltraumteleskope vielleicht besser nach Lemaître getauft worden wäre, an dessen Priorität bei der Entdeckung der kosmischen Expansion inzwischen zahlreiche Papers – z.B. auch dieses und dieses aber auch dieses – erinnern. Oder noch besser nach Wirtz

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

21. April 2011

Die wechselwirkenden Galaxien Arp 273 mit Hubbles WFC3 aufgenommen und nun zum 21. „Geburtstag“ des Weltraumteleskops veröffentlicht: Die große Galaxie UGC 1810 ist vom Begleiter UGC 1813 deformiert worden, als diese – so legt es das kuriose Spiralmuster der 5-mal massereicheren großen nahe – off-center hindurch tauchte. Wobei in der kleinen allerlei Sternbildung getriggert wurde.

Enceladus im Gegenlicht am 30. Januar aufgenommen von Cassini aus 228’000 km Entfernung – und der Orbiter hat auch eine elektrische Verbindung zwischen Enceladus und den Saturn-Aurorae entdeckt sowie indirekte Hinweise auf einen unterirdischen Titan-Ozean, während erstmals Wissenschaftler von außerhalb berufen werden, bei der Saturnmission als ‚participating scientists‘ mitzumachen.

Ein junger Krater auf der Rückseite des Mondes, im Rahmen des MoonZoo-Projekts auf Bildern des Lunar Reconnaissance Orbiter gefunden: Scharen Freiwilliger haben bereits 2 Millionen Aufnahmen von 120’000 km^2 durchforstet, was doch nur 1/300 der Mondoberfläche ist. A propos Mond: Die Filmplakate für einen Spielfilm über Chandrayaan 1, Indiens ersten Mondorbiter, sind da! Der Film soll eine „faithful documentation of the moon project“ sein, gewürzt mit „some fictional elements“. Ein semi-dokumentarischer Kinofilm über ein unbemanntes reales Raumfahrtunternehmen – gab’s da je?

Eine Rakete, 3 Satelliten, 1.2 Mrd. Inder wieder glücklich

Nach mehreren Fehlschlägen, die an der Kompetenz der eigenen Raumfahringenieure zweifeln ließen, ist der indischen Weltraumbehörde ISRO gestern morgen der Start von drei Satelliten gleichzeitig auf dem Polar Satellite Launch Vehicle Nr. C16 gelungen, der 17. Erfolg eines PSLV in Folge: An Bord waren der dicke nationale Erdbeobachter Resourcesat-2, der indisch-russische Forschungssatellit Youthsat – für die Messung des Strahlungsflusses der Sonne, ionosphärischen Effekten und Aufnahmen des Airglows – und der kleine Technologie-Satellit XSat-1 aus Singapur. (ISRO Release 17., Spaceflight Now, The Hindu, BBC, Hindustan Times, Pradeep’s Blog, Economic Times, Space Today, Eureka 20.4.2011) NACHTRAG: Nanu, ist Resourcesat-2 etwa ein Aufklärungssatellit als Hauptaufgabe? NACHTRAG 2: Allen 3 Satelliten geht es gut, jedenfalls. NACHTRAG 3: Die ISRO dementiert alles Geheimnisvolle am ResourceSat-2.

Etliche kritische Artikel über den Zustand des indischen Weltraumprogramms waren im Vorfeld des PSLV-C16-Starts in den heimischen Medien erschienen, hauptsächlich wegen des Doppel-Versagens des GSLV 2010 („Weiter Rätseln …“), dessen Ursache wenigstens gefunden zu sein scheint. Und es kommt auch das merkwürdige Betragen der ISRO gegenüber Israel zu Wort, dessen Astronomiesatellit TAUVEX – zu dessen Glück – abrupt und ohne Rücksprache von einem GSLV geworfen worden war: Der Satellit mit einer Saga verpasster Startchancen wartet in einem Cleanroom in Bangalore auf Nachricht, ob es irgendwann doch noch was wird … (DNA 16., Forbes India 19., Parabolic Arc 21.4.2011. Und IANS 17.4.2011 zu den nächsten indischen Satelliten)

270 NASA-Millionen für vier Firmen, die bemannte Kapseln zur ISS zu schießen versprechen

The Boeing Company, die Sierra Nevada Corporation, Space X und Blue Origin erhalten im Rahmen der zweiten Commercial Crew Development Agreements (CCDev 2) zwischen 92.3 und 22 Mio.$ von der NASA, um ihre Projekte von Raumkapseln für die Versorgung der ISS voran zu treiben, während u.a. die United Launch Alliance (die derzeit die meisten amerikanischen Wegwerfraketen liefert), ATK (mit dem Liberty-Konzept [„Amerikanisch-europäische Billigrakete …“]) und Orbital Sciences (wie Space X mit Cargo-Auftrag zur ISS [„Erster Start …“] versorgt) unter den ingesamt 22 Bewerbern [„Mindestens 4 Bewerber …“] leer ausgehen. Mit der CCDev-Förderung hofft sie NASA, die Lücke zwischem dem letzten Shuttle-Flug diesen Sommer und dem ersten bemannten US-Start aus eigener Kraft zu minimieren: Space X z.B. – wo man das Geld v.a. in ein Astronauten-Rettungssystem für die Dragon investieren wird – verspricht eine bemannte Version binnen drei Jahren, die NASA hofft vager auf die „Mitte des Jahrzehnts“ für den ersten Start, welches Systems auch immer. (NASA Release 18., Space X Tweet 18., Press Release 19.4.2011; Space-com, Space News [früher], Scientific American, Cosmic Log, Space Policy Online, Parabolic Arc [später] 18., BBC, Discovery, AW&ST, Space Today, Spiegel 19.4.2011) NACHTRAG: wer hinter den Gewinner-Firmen steckt – und was sie vorhaben und warum Liberty leer ausging.

Space X darf auch teure Regierungssatelliten starten, sobald die Falcon-Raketen ihre Verlässlichkeit bewiesen haben: Ein entsprechendes Memorandum of Understanding gibt es jetzt mit der U.S. Air Force. Unterdessen zweifelt man in China, wo man es gewohnt war, westliche Startpreise locker zu unterbieten, an der Seriösität der Preiskalkulation für die Falcons – aber was will man machen … (Space News 14., AW&ST 15., Parabolic Arc 16.4.2011)

MOU zwischen Space Experience Curacao und XCOR

Einen Schritt weiter ist die Firma XCOR, die mit ihrem Raumschiffchen Lynx – wie schon kurz gemeldet – von der Karibikinsel Curacao aus dem vermutlich ersten kommerziellen Suborbitalflug-Anbieter Virgin Konkurrenz machen will: Die Absprachen mit dem lokalen Management stehen, die Tests der Triebwerke kommen angeblich gut voran – und schon nächstes Jahr will man den ersten bemannten Flug wagen. Zahlende Kunden kommen dann – laut den vollmundigen XCOR-Ankündigungen – ab 2013 zum Zuge (allerlei geheimnisvolle Promis sollen schon gebucht haben): Neben dem Piloten sitzt jeweils nur ein einzelner Passagier. (Parabolic Arc 16.4.2011. Auch ein BBC-Video von der Baustelle des Virgin-Weltraum-Bahnhofs in New Mexico und AW&ST und Universe Today zur Suche nach SpaceShipTwo-Piloten)

Wilde Briten-Vision von einem gigantischen Single-Stage-to-Orbit-Raumschiff: Einer überraschenden Wiedergeburt der Hotol-Idee aus den 1980-ern steht im Juni ein bedeutender Test des alles entscheidenden SABRE-Triebwerks bevor – wenn der gelingt, stehen offenbar genügend Investoren bereit, um das Projekt rein privat finanziert voran zu treiben. Alle staatlich geförderten Konzepte von Trägersystemen, die in einem Stück den Orbit erreichen, sind beiderseits des Atlantiks ausnahmslos wieder begraben worden. (Space.com 18.4.2011)

Japanischer Geheim-Satellit voller Treibstoff vor dem Reentry

Vor drei Jahren zerstörte das US-Militär den außer Kontrolle geratenen Satelliten USA 193 mit einer Rakete (siehe zahlreiche Artikel in Cosmos 4 U im Februar 2008), mit der Begründung, der in den Tanks verbliebene giftige Treibstoff stelle im Falle eines Reentries eine Gefahr für Menschen auf dem Boden dar. Jetzt besteht – nach einer Analyse erfahrener Satellitenbeobachter – beim japanischen Aufklärungssatelliten IGS IB eine ganz ähnliche Situation: Auch er wird – im Frühjahr 2012 – unkontrolliert abstürzen, und auch sein Tank ist vermutlich noch halb voll. Offiziell verlautet ist noch gar nichts, aber man darf gespannt sein: Japan verfügt über dasselbe Raketensystem, und die USA würden sicher mit ihrer Erfahrung auch helfen. Sollte indes nichts unternommen werden, dann muss man sich zumindest fragen, ob die 2008-er Begründung wirklich die entscheidende für die umstrittene Aktion war … (SatTrackCam 16., NASA Spaceflight Forum 20.4.2011) NACHTRAG: Alles halb so wild?

Neuester US-Geheimsatellit auch wieder von Amateurastronomen gefunden: Der am 15. April gestartete NROL-34 – hier kurz erwähnt („Amateurastronomen …“) – ist nach drei Tagen im geostationären Orbit als Satellitenpaar erwischt worden und damit eindeutig als dem Naval Ocean Surveillance System zugehörig identifiziert. (SatTrackCam 19.4.2011. Und ein DARPA Release [NACHTRAG: und Nature News] und Space.com zu einem neuen Space Surveillance Telescope des US-Militärs – man kann die Satellitenbeobachtung ja nicht komplett den Amateuren überlassen …)