
Die wechselwirkenden Galaxien Arp 273 mit Hubbles WFC3 aufgenommen und nun zum 21. „Geburtstag“ des Weltraumteleskops veröffentlicht: Die große Galaxie UGC 1810 ist vom Begleiter UGC 1813 deformiert worden, als diese – so legt es das kuriose Spiralmuster der 5-mal massereicheren großen nahe – off-center hindurch tauchte. Wobei in der kleinen allerlei Sternbildung getriggert wurde.

Enceladus im Gegenlicht am 30. Januar aufgenommen von Cassini aus 228’000 km Entfernung – und der Orbiter hat auch eine elektrische Verbindung zwischen Enceladus und den Saturn-Aurorae entdeckt sowie indirekte Hinweise auf einen unterirdischen Titan-Ozean, während erstmals Wissenschaftler von außerhalb berufen werden, bei der Saturnmission als ‚participating scientists‘ mitzumachen.

Ein junger Krater auf der Rückseite des Mondes, im Rahmen des MoonZoo-Projekts auf Bildern des Lunar Reconnaissance Orbiter gefunden: Scharen Freiwilliger haben bereits 2 Millionen Aufnahmen von 120’000 km^2 durchforstet, was doch nur 1/300 der Mondoberfläche ist. A propos Mond: Die Filmplakate für einen Spielfilm über Chandrayaan 1, Indiens ersten Mondorbiter, sind da! Der Film soll eine „faithful documentation of the moon project“ sein, gewürzt mit „some fictional elements“. Ein semi-dokumentarischer Kinofilm über ein unbemanntes reales Raumfahrtunternehmen – gab’s da je?
Eine Rakete, 3 Satelliten, 1.2 Mrd. Inder wieder glücklich
Nach mehreren Fehlschlägen, die an der Kompetenz der eigenen Raumfahringenieure zweifeln ließen, ist der indischen Weltraumbehörde ISRO gestern morgen der Start von drei Satelliten gleichzeitig auf dem Polar Satellite Launch Vehicle Nr. C16 gelungen, der 17. Erfolg eines PSLV in Folge: An Bord waren der dicke nationale Erdbeobachter Resourcesat-2, der indisch-russische Forschungssatellit Youthsat – für die Messung des Strahlungsflusses der Sonne, ionosphärischen Effekten und Aufnahmen des Airglows – und der kleine Technologie-Satellit XSat-1 aus Singapur. (ISRO Release 17., Spaceflight Now, The Hindu, BBC, Hindustan Times, Pradeep’s Blog, Economic Times, Space Today, Eureka 20.4.2011) NACHTRAG: Nanu, ist Resourcesat-2 etwa ein Aufklärungssatellit als Hauptaufgabe? NACHTRAG 2: Allen 3 Satelliten geht es gut, jedenfalls. NACHTRAG 3: Die ISRO dementiert alles Geheimnisvolle am ResourceSat-2.
Etliche kritische Artikel über den Zustand des indischen Weltraumprogramms waren im Vorfeld des PSLV-C16-Starts in den heimischen Medien erschienen, hauptsächlich wegen des Doppel-Versagens des GSLV 2010 („Weiter Rätseln …“), dessen Ursache wenigstens gefunden zu sein scheint. Und es kommt auch das merkwürdige Betragen der ISRO gegenüber Israel zu Wort, dessen Astronomiesatellit TAUVEX – zu dessen Glück – abrupt und ohne Rücksprache von einem GSLV geworfen worden war: Der Satellit mit einer Saga verpasster Startchancen wartet in einem Cleanroom in Bangalore auf Nachricht, ob es irgendwann doch noch was wird … (DNA 16., Forbes India 19., Parabolic Arc 21.4.2011. Und IANS 17.4.2011 zu den nächsten indischen Satelliten)
270 NASA-Millionen für vier Firmen, die bemannte Kapseln zur ISS zu schießen versprechen
The Boeing Company, die Sierra Nevada Corporation, Space X und Blue Origin erhalten im Rahmen der zweiten Commercial Crew Development Agreements (CCDev 2) zwischen 92.3 und 22 Mio.$ von der NASA, um ihre Projekte von Raumkapseln für die Versorgung der ISS voran zu treiben, während u.a. die United Launch Alliance (die derzeit die meisten amerikanischen Wegwerfraketen liefert), ATK (mit dem Liberty-Konzept [„Amerikanisch-europäische Billigrakete …“]) und Orbital Sciences (wie Space X mit Cargo-Auftrag zur ISS [„Erster Start …“] versorgt) unter den ingesamt 22 Bewerbern [„Mindestens 4 Bewerber …“] leer ausgehen. Mit der CCDev-Förderung hofft sie NASA, die Lücke zwischem dem letzten Shuttle-Flug diesen Sommer und dem ersten bemannten US-Start aus eigener Kraft zu minimieren: Space X z.B. – wo man das Geld v.a. in ein Astronauten-Rettungssystem für die Dragon investieren wird – verspricht eine bemannte Version binnen drei Jahren, die NASA hofft vager auf die „Mitte des Jahrzehnts“ für den ersten Start, welches Systems auch immer. (NASA Release 18., Space X Tweet 18., Press Release 19.4.2011; Space-com, Space News [früher], Scientific American, Cosmic Log, Space Policy Online, Parabolic Arc [später] 18., BBC, Discovery, AW&ST, Space Today, Spiegel 19.4.2011) NACHTRAG: wer hinter den Gewinner-Firmen steckt – und was sie vorhaben und warum Liberty leer ausging.
Space X darf auch teure Regierungssatelliten starten, sobald die Falcon-Raketen ihre Verlässlichkeit bewiesen haben: Ein entsprechendes Memorandum of Understanding gibt es jetzt mit der U.S. Air Force. Unterdessen zweifelt man in China, wo man es gewohnt war, westliche Startpreise locker zu unterbieten, an der Seriösität der Preiskalkulation für die Falcons – aber was will man machen … (Space News 14., AW&ST 15., Parabolic Arc 16.4.2011)
MOU zwischen Space Experience Curacao und XCOR
Einen Schritt weiter ist die Firma XCOR, die mit ihrem Raumschiffchen Lynx – wie schon kurz gemeldet – von der Karibikinsel Curacao aus dem vermutlich ersten kommerziellen Suborbitalflug-Anbieter Virgin Konkurrenz machen will: Die Absprachen mit dem lokalen Management stehen, die Tests der Triebwerke kommen angeblich gut voran – und schon nächstes Jahr will man den ersten bemannten Flug wagen. Zahlende Kunden kommen dann – laut den vollmundigen XCOR-Ankündigungen – ab 2013 zum Zuge (allerlei geheimnisvolle Promis sollen schon gebucht haben): Neben dem Piloten sitzt jeweils nur ein einzelner Passagier. (Parabolic Arc 16.4.2011. Auch ein BBC-Video von der Baustelle des Virgin-Weltraum-Bahnhofs in New Mexico und AW&ST und Universe Today zur Suche nach SpaceShipTwo-Piloten)
Wilde Briten-Vision von einem gigantischen Single-Stage-to-Orbit-Raumschiff: Einer überraschenden Wiedergeburt der Hotol-Idee aus den 1980-ern steht im Juni ein bedeutender Test des alles entscheidenden SABRE-Triebwerks bevor – wenn der gelingt, stehen offenbar genügend Investoren bereit, um das Projekt rein privat finanziert voran zu treiben. Alle staatlich geförderten Konzepte von Trägersystemen, die in einem Stück den Orbit erreichen, sind beiderseits des Atlantiks ausnahmslos wieder begraben worden. (Space.com 18.4.2011)
Japanischer Geheim-Satellit voller Treibstoff vor dem Reentry
Vor drei Jahren zerstörte das US-Militär den außer Kontrolle geratenen Satelliten USA 193 mit einer Rakete (siehe zahlreiche Artikel in Cosmos 4 U im Februar 2008), mit der Begründung, der in den Tanks verbliebene giftige Treibstoff stelle im Falle eines Reentries eine Gefahr für Menschen auf dem Boden dar. Jetzt besteht – nach einer Analyse erfahrener Satellitenbeobachter – beim japanischen Aufklärungssatelliten IGS IB eine ganz ähnliche Situation: Auch er wird – im Frühjahr 2012 – unkontrolliert abstürzen, und auch sein Tank ist vermutlich noch halb voll. Offiziell verlautet ist noch gar nichts, aber man darf gespannt sein: Japan verfügt über dasselbe Raketensystem, und die USA würden sicher mit ihrer Erfahrung auch helfen. Sollte indes nichts unternommen werden, dann muss man sich zumindest fragen, ob die 2008-er Begründung wirklich die entscheidende für die umstrittene Aktion war … (SatTrackCam 16., NASA Spaceflight Forum 20.4.2011) NACHTRAG: Alles halb so wild?
Neuester US-Geheimsatellit auch wieder von Amateurastronomen gefunden: Der am 15. April gestartete NROL-34 – hier kurz erwähnt („Amateurastronomen …“) – ist nach drei Tagen im geostationären Orbit als Satellitenpaar erwischt worden und damit eindeutig als dem Naval Ocean Surveillance System zugehörig identifiziert. (SatTrackCam 19.4.2011. Und ein DARPA Release [NACHTRAG: und Nature News] und Space.com zu einem neuen Space Surveillance Telescope des US-Militärs – man kann die Satellitenbeobachtung ja nicht komplett den Amateuren überlassen …)