Posts Tagged ‘HUDF’

Live-Blog „von“ der 221. AAS-Tagung – Teil 1

7. Januar 2013

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Der SN-Rest Cas A aus Sicht des neuen Röntgensatelliten NuSTAR, in Falschfarben – für die Energiebereiche 4.5 bis 20 keV = R bis B – auf die Digital Sky Survey gelegt: präsentiert auf der gerade begonnen habenden 3. AAS-PK (live hier übertragen), wo auch ULXs in der Galaxie Caldwell 5 diskutiert wurden. Dem Satelliten geht es gut, seine Mission hat aber gerade erst begonnen. [23:45 MESZ – Ende dieses Teils. NACHTRAG: Auf derselben PK wurden auch der Vela-Pulsar und der Blazar 4C +71.07 diskutiert.]

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Wie es mit der Erforschung der sehr fernen Galaxien weiter gehen kann (s.u.) wurde gerade in einer AAS221-Session über das James Webb Space Telescope – via Webinar-Zugang zu verfolgen – diskutiert: Das Hubble Space Telescope kann in seinen späten Jahren, etwa mit Hilfe von Gravitationslinsen, zumindest ein bisschen JWST spielen. [23:20 MEZ]

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Die im HUDF zu findenden Galaxien reichen nicht, um die Reionisation des Universums zu erklären (wie auch andere Methoden gezeigt haben), wurde gerade auf der 2. PK der 221. AAS-Tagung – das gab’s auf der ersten! – im Detail vorgerechnet.

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Aber man kann aus den Beobachtungen des UDF12-Projekts – bereits in Papers hier, hier und hier beschrieben, mit mehr in der Pipeline – zugleich hochrechnen, dass es genug noch schwächere Galaxien (für Hubble nicht mehr, wohl aber das JWST erkennbar) geben sollte, die das dann schaffen sollten. [NACHTRÄGE: Wie in diesem Paper, das in der Nacht folgte, zu lesen ist; auch in einem anderen Live-Blog wurde diese PK erwähnt.]

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Und was ist mit der angeblichen z=11.9-Galaxie im UDF12 aus ISAN 178-6? Im einführenden Referat der PK ging G. Ellis zwar auf generelle Unsicherheiten mit dem Objekt ein, erwähnte aber erst in Q&A ein konkret zweifelndes Paper: Die dort behauptete Detektion einer Spektrallinie, die die hohe Rotverschiebung widerlegen würde, sei „intriguing“ aber „very marginal“ und er „wouldn’t bet my house“ darauf. Weder eine große noch kleine Rotverschiebung für die – seit Jahren diskutierte – Galaxie seien allerdings „wasserdicht“, und so oder so sei das ein ziemlich ungewöhnliches Objekt. [22:40 MEZ]

Alles aufaddiert: Hubbles allertiefstes Bild „XDF“

26. September 2012

Seit dem ersten Hubble Deep Field von 1995 ist das Weltraumteleskop immer wieder auf ‚leere‘ Himmelsfelder ausgerichtet worden, um sie tagelang zu belichten: Diese „Deep Fields“ werden komplett von fernen Galaxien dominiert, deren Geschichte sich dann studieren lässt. Das bekannteste Feld ist das Hubble Ultra Deep Field (HUDF), das Hubble wiederholt aufgesucht hat (siehe Artikel 867 und 948 und ISAN 102-5) – und alle diese Bilder (über 2000 mit zusammen 23 Tagen Belichtungszeit) aus den letzten 10 Jahren sind nun zur allertiefsten Aufnahme des Kosmos aufaddiert worden, aus der oben ein winziger Ausschnitt zu sehen ist. Dieses „eXtreme Deep Field“ (XDF, auch hier oder hier zu finden, Artikel auch hier, hier, hier, hier und hier) erreicht eine Grenzgröße von 31 mag. enthält 5500 Galaxien, obwohl das gesamte Feld nur drei Bogenminuten groß ist.

Neues US-Marsprogramm nicht wirklich klarer geworden

Seit das Marsprogramm der NASA mit dem FY2013-Haushalt in Unordnung geraten war, warteten die amerikanischen Planetenforscher – die zwischenzeitlich zahlreiche Protestnoten formulierten – auf den Ratschluss einer Expertenkomission, wie es nach Curiosity und dem Orbiter MAVEN weiter gehen sollte. Erste Informationen sind jetzt bekannt gegeben worden: Enthalten sind nur Optionen, keine Empfehlungen, für Missionen ab dem Startfenster 2018. Mit den voraussichtlich zur Verfügung stehenden 700-800 Mio.$ dürfte nur ein Orbiter zu machen sein – eigentlich eine ‚Verschwendung‘ des schönen Startfensters, das sich für Landungen anbietet. Was die NASA daraus macht, wird man wohl erst bei der Vorlage des FY2014-Requests nächstes Jahr erfahren. Auch die angestrebte Annäherung des Marsprogramms an das bemannte ist bis in den 2030-er bislang nicht zu erkennen; für die 2020-er träumt der Bericht jedenfalls mal wieder von einer Sample Return … (Report Summary; Space Policy Online, Space News, Florida Today, Space.com 25., Nature Blog 26.9.2012)

Störung auf der ISS – Abkopplung des ATV verschoben! Eigentlich sollte heute morgen das 3. Automated Transfer Vehicle „Edoardo Amaldi“ die Raumstation verlassen, doch daraus wurde nichts: Ein entscheidendes Kommando kam nicht an, vermutlich war etwas im russischen Zvezda-Modul gestört. Das ATV ist jetzt in einem Ruhezustand und wartet auf die weiteren Entwicklungen; neue Zeitfenster, um es los zu werden, gibt es reichlich Zeitfenster. (ESA ATV Blog, CBS, TASS, Novosti, Xinhua 26.9.2012) NACHTRAG: Frühestens am 2. Oktober kann das ATV jetzt entsorgt werden. NACHTRAG 2: Das Ablegen hat geklappt. NACHTRAG 3: Und das ATV-3 ist verglüht – wobei diesmal auch der REBR funktioniert hat.

Weltraumforschung kompakt

17. Dezember 2009

Am Röntgenbild des Überrests kann man den Typ der Supernova erkennen

Während detonierende Weiße Zwerge bei Supernovae des Typs Ia sehr symmetrische Remants hinterlassen (wie bei Keplers SN rechts), kommt bei einem Kernkollaps eine eher asymmetrische Form heraus (wie bei G292.0+1.8 links): Das ist bei der Untersuchung von 17 SNRn in der Milchstraße und der LMC herausgekommen. Dabei gilt als Symetrie-Kriterium sowohl die Rundheit gilt wie die Spiegelung von Details einer Hälfte in der anderen; ganz perfekt gilt da Gesetz allerdings nicht.

Astronomen beschimpfen Supernova 2006bt: Als „perplexing, troublesome, and possibly misleading“ wird die arme Sternexplosion schon im Titel eines Papers attackiert – denn sie sieht zwar auf den ersten Blick wie ein normaler Vertreter des Typs Ia aus, genau betrachtet steht sie aber völlig isoliert in dieser scheinbar so homogenen Klasse. Wer Ia-SNe als kosmologische Standardkerzen benutzt, darf nicht nur auf die Lichtkurven achten! Um „solche Objekte zu eliminieren.“ (Foley & al., Preprint 1.12.2009)

Erste Supernova des „Paar-Instabilitäts-Typs“ beobachtet?

Die SN 2007bi brauchte mit 70 Tagen ungewöhnlich lange bis zum Helligkeitsmaximum, das mit einer Absoluthelligkeit von -21.3MR rekordverdächtig hoch war, danach ging es langsam wieder abwärts: Mehrere Sonnenmassen radioaktives Nickel-56 waren offenbar dafür verantwortlich, und mehrere Indizien deuten darauf hin, dass hier ein Heliumkern von rund 100 Sonnenmassen explodierte (während der ganze Stern über 140, vielleicht 200 und mehr Sonnenmassen hatte). Als Mechanismus kommt nach Theoretikermeinung nur sogenannte Paar-Instabilität in Frage: Die energiereichen Photonen, die den Kern am Kollaps unter seiner eigenen Schwerkraft hindern, wandeln sich in Elektron-Positron-Paare um. SN 2007bi ereignete sich in einer Zwerggalaxie mit urtümlicher Chemie: Ähnlich könnten die ersten Supernovae des Universums funktioniert haben. (Gal-Yam & al., Nature 462 [3.12.2009] 624-7, auch Langer, ibid. 579-80, LBL und Keck Releases, Weizman PM, Sky & Tel. 2., BdW, DLF 3., KSJ 4.12.2009) NACHTRAG: das Paper als „Pre“print – und ein Artikel dazu.

„Elektroschwache Sterne“ als Übergang zwischen Quarkstern und Schwarzem Loch sind postuliert worden – und leider von ’normalen‘ Neutronensternen mindestens so schwer zu unterscheiden wie die nach wie vor spekulativen Quarksterne. (Dai & al., Preprint 2., arXiv Blog 10., Case Western PR 14.12.2009) NACHTRAG: noch ein Artikel. NACHTRAG 2: Und noch ein Nachzügler. NACHTRAG 3: auch hier: Guten Morgen …

Die frühe optische Strahlung eines Gammabursts war zu 10% polarisiert

Das konnte beim GRB 090102 gemessen werden, auf den sich Minuten nach dem Ausbruch – und ohne jedes menschliche Zutun! – das mit 2 Metern größte robotische Teleskop ausgerichtet hatte. Das spricht für eine gewichtige Rolle von Magnetfeldern bei diesen Sternexplosionen. (Steele & al., Nature 462 [10.12.2009] 767-9; Liverpool Telescope, NASA Releases 9.12.2009) NACHTRAG: ein weiteres Paper von Steele & al. zur Frage, warum dann GRB 060418 unpolarisiert war.

Flare eines Blazars produziert hellste Gamma-Quelle am Himmel: Seit 3C 454.3 Mitte September auszubrechen begann, ist er 10-mal heller geworden und hat den Vela-Pulsar als hellste Quelle abgelöst – jetzt ist das Galaxienzentrum doppelt so hell, obwohl es 7-Mio.-mal weiter entfernt ist. (NASA Release 12.8.2009)

Long Secondary Periods in Roten Riesen bleiben mysteriös

Beobachtungen an 58 Roten Riesen in der LMC passen zu keinem publizierten Modell, das deren Helligkeitsschwankungen auf Zeitskalen von mehreren Jahren – die jeder dritte zusätzlich zur klassischen, schnelleren Pulsation erlebt – erklären würde. Weder gibt es Zeichen für einen zusätzlichen Pulsationsmodus noch Begleiter, die die LSPs auslösen könnten; immerhin kam heraus, dass LSPs zu klumpigem Massenverlust führen. (Nicholls & al., Preprint 17.7., Wood & Nicholls, Preprint 23.10., ESO Release 7., Centauri Dreams 8., DLF 10.12.2009)

Junger LMC-Sternhaufen mit Adaptiver Weitwinkel-Optik porträtiert: Mit dem Multi-conjugate Adaptive optics Demonstrator (MAD) am Very Large Telescope ist ein so großes Himmelsfeld wie noch nie zuvor vom Seeing „befreit“ worden, so dass große Teile von Trumpler 14 scharf abgebildet werden konnten. Dank drei Referenzsternen schärft MAD ein 30-mal größeres Feld als mit nur einem möglich wäre. (ESO Release 3.12.2009)

Schon 12 Forschungsarbeiten über das Hubble Ultra Deep Field aus Sicht der neuen Kamera WFC3

sind bisher verfasst worden, nachdem das schon vom „alten“ Hubble besonders tief aufgenommene Feld im Sternbild Fornax im August insgesamt 173’000 Sekunden oder 2 Tage lang belichtet worden war – siehe auch hier. Diesmal wurde im nahen IR beobachtet: Dadurch ist das Ergebnis zwar weniger scharf als im Sichtbaren, es sind aber ferne Galaxien zu sehen, die dort rotverschiebungshalber schon gar nicht mehr leuchten. (ESA HST, R.A.S. und HST Releases 8., Starts with a Bang 11., S&T 16.12.2009)

Das tiefste Bild des Himmels bei 15 µm Wellenlänge ist mit dem Satelliten Akari entstanden: Dank der Gravitationslinsenwirkung eines Galaxienhaufens konnten ferne Galaxien besser erfasst und dadurch die kosmische IR-Hintergrundstrahlung besser in Einzelquellen aufgelöst werden. (Hopwood & al., Preprint 10.12.2009)

Ein Transneptun aus drei Teilen

ist nach einer neuen Auswertung von Hubble-Aufnahmen (47171) 1999 TC36: Er besteht demnach aus zwei Körpern von grob 290 und 270 km Durchmesser in 900 km Abstand von einander, um die ein dritter Körper von 140 km kreist. Bei keinem anderen bekannten Dreifachkörper im Sonnensystem sind sich die Durchmesser der Teile so ähnlich. (Benecchi & al., Preprint 10.10.2009)

Starke Achsneigung des Uranus auch ohne Impakt zu erklären? Wenn der Planet einmal einen großen Mond hatte, im Rahmen der heute weithin angenommenen ‚Umbaumaßnahmen‘ im frühen Sonnensystem aber verlor, dann könnte dieser für das Kippen der Rotationsachse verantwortlich gewesen sein. Bloß beweisen kann man das natürlich nicht mehr … (Boué & Laskar, Preprint 1., arXiv Blog 3., Discovery 6.12.2009)