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SOFIAs erster Wissenschaftsflug absolviert!

2. Dezember 2010

Das ist der Orion-Nebel bei 19 und 37 µm Wellenlänge, aufgenommen mit der SOFIA-Kamera FORCAST während eines der Charakterisierungsflüge Mitte November, bei denen auch der Sternhaufen Sharpless 140 beobachtet wurde. Diesen letzten Vorbereitungen auf den regulären Einsatz („Fliegende Sternwarte …“) folgte nun in der Nacht zum 1. Dezember der erste richtige Wissenschaftsflug von knapp 10 Stunden Dauer, bei dem die Beobachtungen vertieft wurden und dem rasch noch zwei weitere folgen sollen.

Die Zentralregion von Messier 82: das erste astrophysikalische Motiv für SOFIA

29. Mai 2010

Neben dem Planeten Jupiter hat die fliegende Sternwarte SOFIA bei gegen Ende des First-Light-Fluges am 26. Mai auch noch die Galaxie M 82 beobachten können, deren Zentralregion hier bei vier IR-Wellenlängen zu sehen ist – durch den Staub, der hier den Blick im Sichtbaren versperrt, fällt der Blick nun direkt ins Herz der Sternentstehung. Präzision der Teleskopausrichtung wie Bildstabilität entsprachen während der Operationen in bis zu 11 km Höhe den Vorgaben oder übertrafen sie sogar, und dass die Luftströmung an der großen Öffnung im Jumbo-Jet vorbei kaum Turbulenzen mit sich bringt, hatten bereits frühere Testflüge gezeigt. Insbesondere einer am 30. April: Damals war zwar der Spiegel noch eingepackt gewesen, aber zwei Nachführteleskope hatten Beta Leo, Beta Ori und den Saturn im Blick gehalten. Im Herbst dürften nun die ersten längeren wissenschaftlichen Einsätze der Kamera FORCAST folgen, und bald sollte auch das erste der beiden deutschen SOFIA-Instrumente zum Einsatz kommen, GREAT aus Bonn. Noch lange muss sich die Forschung aber viel Zeit mit weiteren Flugtests teilen: Erst 2014 wird SOFIA ganz der Astronomie gehören, mit bis zu 160 Flügen à 6 bis 8 Stunden und 800 Stunden Beobachtungen pro Jahr. Das dann aber zwei Jahrzehnte lang, während ständig neue Instrumente dazu kommen: SOFIA ist gewissermaßen ein substanzieller Infrarot“satellit“, der 99% des Wasserdampfs unter sich lässt – und jeden Morgen zur Erde zurück kehrt.

Uni Stuttgart, USRA, DLR und NASA Releases; New Scientist, Discovery, Universe Today, Bad Astronomy, Alles was Fliegt. NACHTRÄGE: ein längerer NASA Release mit mehr jubilierenden Zitaten (aber keiner neuen Information) und ein später Sky & Tel.-Artikel

Die beiden Artemis-Satelliten sind schon am Mond angekommen

Die beiden THEMIS-Sonden, die aus ihren Erdumlaufbahnen auf Bahnen Richtung Mond geschickt wurden, sind dort dieses Jahr ohne großes Aufsehen angekommen und schon mehrere Male in einigen tausend Kilometern Höhe über die Mondoberfläche geflogen. (Jonathan’s Space Report #628 26.5.2010)

Kurskorrektur für Deep Impact/EPOXI erfolgreich: Die alte/neue Kometensonde hat am 28. Mai ihr Triebwerk für 11.3 Sekunden gezündet – das Delta-V von 10 cm/s genügte, um sie auf die richtige Trajektorie für einen Erd-Flyby am 27. Juni zu lotsen, der wiederum die Begegnung mit Hartley 2 („Der Kern …“) am 4. November verursachen wird. (JPL Release 28.5.2010)

Schon mal ein kosmisches Infrarotbild mit 44,4 Megapixeln gesehen?

17. Februar 2010

Hier ist eins, zwecks Darstellung in drei verschiedenen Ausschnitten aus dem 6666 mal 6666 großen Originalbild (15 MB): So sieht der neue Infrarot-Satellit WISE die Andromeda-Galaxie, ein Falschfarbenbild von 3.4 bis 22 µm Wellenlänge. Ausgewachsene Sterne erscheinen dabei in Blau, während Gelb und Rot warmen Staub zeigen, den junge, massereiche Sterne aufgeheizt haben. Dieses Bild gehört zu einer ganzen Reihe spektakulärer Early Release Observations, die heute vorgestellt wurden: JPL und NASA Releases und Jubel von Discovery und Bad Astronomy.

Negativ-Beobachtung des Chandra-Satelliten spricht für verschmelzende Weiße Zwerge statt Akkretion auf einen Weißen Zwerg als Mechanismus der Supernovae des Typs Ia

Weil das Chandra X-Ray Observatory in fünf Elliptischen Galaxien und der Zentralregion – dem Bulge – der Andromeda-Galaxie weit weniger Röntgenpunktquellen findet (und die Strahlung um einen Faktor 30 bis 50 geringer ist), als zu erwarten wären, wenn von einem normalen Begleiter akkretierende Weiße Zwerge die Ursache der Typ-Ia-Supernovae wären, lautet die Schlussfolgerung: Stattdessen stecken „bis auf wenige Prozent“ der Fälle Verschmelzungen zweier Weißer Zwerge dahinter, die vorher ein enges Paar bildeten und ineinander spiralierten. Das wäre in dreifacher Hinsicht „unbequem“: Zum einen ist dieser Verschmelzungsprozess – obwohl schon länger als Alternative zur Akkretion vorgeschlagen – weit weniger theoretisch oder durch Computersimulationen ergründet als das populärere Akkretions-Szenario (siehe ISAN 77-7 zu einem Indiz dafür). Ebenso sind kaum passende Weiß-Zwerg-Paare bekannt, was freilich daran liegt, dass sie viel schwerer zu finden sind.

Eine Dominanz des Verschmelzungs-Szenarios könnte schließlich auch den Nutzen der Ia-SNe als Standardkerzen schmälern: Im Akkretionsbild hätten die explodierenden Weißen Zwerge immer gerade die Chandrasekhar-Masse erreicht, bei der Verschmelzung ist jedoch die explodierende Gesamtmasse keineswegs festgelegt, weil Weiße Zwerge recht unterschiedliche Massen haben können. Aufgrund der Sorgfalt, mit denen die Erforscher der Dunklen Energie indes „ihre“ Ia-SNe geeicht und Exoten eliminiert haben (und auch, weil die Existenz der DE auf viele andere Weisen abgesichert ist), gibt es jedoch erst einmal keinen Grund zur Aufregung, hieß es auf einer noch andauernden NASA-Telecon. Und vielleicht gibt es doch einen höheren Anteil akkretierender Weißer Zwerge an den Ia-Vorgängern, aber irgendetwas unterdrückt ihre Röntgenemission: Schlussfolgerungen aus einem negativen Resultat sind grundsätzlich ein wenig riskant. (Abstract eines Papers, Chandra Release, weitere Bilder) NACHTRAG: das ganze Paper für alle – so isses recht!

Die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse des IR-Satelliten Herschel

16. Dezember 2009

werden morgen und übermorgen auf einem Workshop in Madrid präsentiert, und die meisten Pretty Pictures werden erst am Freitag gezeigt. Aber ein paar Highlights wurden trotzdem schon veröffentlicht: So hat Herschel mit PACS und SPIRE einen tiefen Blick in Sternentstehungsgebiete im Adler riskiert (oben) und dort rund 700 künftige Sterne entdeckt, von denen 100 kurz vor der ‚Zündung‘ stehen – und PACS hat einen Teil des kosmischen Infrarot-Hintergrunds in einzelne Quellen aufgelöst, wobei mehr als die Hälfte dieser Strahlung identifiziert werden konnte. Um in den Bildern Herschels schwelgen zu können, wurde auch ein neues grafisches Portal eingerichtet. NACHTRAG: In den Kommentaren hier mehr Details zum Bild. NACHTRAG 2: weitere Highlights vom Workshop – und Präsentationen en masse … NACHTRAG 3: … sowie ein Bericht von der Tagung.

Die nächste große IR-Durchmusterung des Himmels: Satellit WISE gestartet!

14. Dezember 2009

Nach etlichen Verschiebungen – an denen der Satellit unschuldig war – hat heute eine Delta 2 von Vandenberg aus den Wide-field Infrared Survey Explorer der NASA auf eine niedrige polare Erdumlaufbahn gebracht, von wo aus er nach einmonatigen Tests eine sechsmonatige Himmelsdurchmusterung aufnehmen soll (und danach noch eine halbe, bis der gefrorene Wasserstoff aufgebraucht ist, der Optik und Instrumente auf 12 K kühlt). Rund 7000 Aufnahmen in vier Wellenlängen (3.4, 4.6, 12 und 22 µm) mit 47′ Gesichtsfeld soll es jeden Tag geben: Jeder Himmelspunkt wird mindestens 8-, manche über 1000-mal angeschaut; die Auflösung des 40-cm-Teleskops beträgt dabei 6″, bei 22 µm 12″.

Auf den Millionen Bildern sollten hunderte von Millionen Objekten zu erkennen sein, von erdnahen Asteroiden und solchen im Hauptgürtel (fast alle hunderttausende ab 3 km Durchmesser) über die sonnennächsten Sterne und Braunen Zwerge – es ist nicht unwahrscheinlich, dass WISE einen Zwerg näher als Proxima Centauri findet; gibt es einen, muss ihn der Satellit sehen – bis zu ultrahellen IR-Galaxien, unter denen WISE die leuchtkräftigste Galaxie des ganzen Kosmos aufspüren könnte. Etwa 16 Monate nach dem Start wird die gesamte Astronomie mit vorläufigen, 11 Monate später dann mit den endgültigen Daten der 320-Mio.$-Mission beglückt: Fast schon erwartet werden völlig überraschende Entdeckungen – und garantiert ist eine wesentliche Rolle des WISE-Atlas als Pfadfinder für das JWST.

WISE-Homepages bei der NASA und in Berkeley, ein JPL Release und Artikel zum Start von Spaceflight Now, BBC, Physics World, Nature Blog und Space Today – und jede Menge mehr Links im Header des 333. Cosmic Mirror!

Boden „signifikant aufgeheizt“: So sah der LRO den frischen Impaktkrater

9. Oktober 2009

diviner

Der helle Punkt auf thermischen IR-Bildern der Mondoberfläche (in vier verschiedenen Wellenlängen) ist der frische Krater, den die Centaur heute geschlagen hat: eindeutig nachgewiesen vom Instrument Diviner auf dem Lunar Reconaissance Orbiter, der 90 Sekunden nach dem Impakt in der Näge vorbeiflog. Zwei Stunden vorher war es an dieser Stelle so kalt wie auch sonst in den „blauen“ Streifen gewesen. Der „Fußabdruck“ von Diviner ist – aus 80 km Entfernung im Schrägblick – mit 300 x 700 Metern um ein Vielfaches größer als der vermutlich nur wenige Dutzend Meter messende Krater: Das klare Signal bedeutet mithin, dass der Impakt den Mond „signifikant lokal aufgeheizt“ hat. Ein weiteres von den vielen Puzzlestücken, aus denen sich ein Gesamtbild der heutigen Vorgänge zusammenfügen wird.

NACHTRAG: Auch die ersten Hubble-Daten liegen vor – keine temporäre Exosphäre oder Hydroxyl nach den Impakten. NACHTRAG 2: Die superscharfen Palomar-Bilder gibt’s jetzt auch als Zeitraffer-Video – da tut sich nix. NACHTRAG 3: die „offizielle“ Version der beiden wichtigsten LCROSS-Bilder, ein möglicher Nachweis des Impaktblitzes im Live-Feed – und jede Menge Links mehr im Header des Cosmic Mirror #331!

Bei kurzen Wellen so gut wie zuvor: Spitzers „warme Mission“ läuft

5. August 2009

warmspitzer
Seit dem Spitzer Space Telescope der NASA am 15. Mai das flüssige Helium ausgegangen ist, hat sich der Astronomiesatellit langsam erwärmt – aber das Ende der Mission sollte dies noch lange nicht sein: Wie erwartet, liefern die beiden Kanäle seiner Kamera für die kürzesten Wellen bei 3.6 und 4.5 µm so gute Daten wie eh und je. Damit kann Spitzer auch weiter z.B. beim Blick durch kosmischen Staub brillieren und wird nun viele alte Projekte fortführen. Und sogar mit neuen beginnen, die während der kalten Phase zurückgestellt waren: Die „warme Mission“ läuft formell seit dem 27. Juli.

Herschel überzeugt mit – ungeplantem – Bild von Messier 51

19. Juni 2009

SP_M51composite_new_sm2_H

Solch ein Bild der Galaxie Messier 51 gab es noch nie – und konnte es auch gar nicht geben: Zusammengesetzt wurde es nämlich aus Bildern bei 160, 100 und 70 Mikrometern Wellenlänge, denen die Farben RGB zugeordnet wurden. Nur ein Weltraumteleskop konnte in diesem vom Erdboden nicht zugänglichen Spektralbereich überhaupt Daten liefern – und nur der neue ESA-Satellit Herschel mit seinem 3.5 Meter großen Spiegel in dieser Schärfe. Der bisher „beste“ IR-Satellit Spitzer konnte das nicht. Herschel hat noch nicht einmal seine endgültige Position erreicht, aber kurz nach dem Öffnen seines Kryocovers gab es kein Halten mehr: Dieser „sneak preview“ der Leistungsfähigkeit des Satelliten ist das Ergebnis.

Eine detaillierte Diskussion der Bilder, ein ESA Press Release, Pressemitteilungen von DLR und MPG und Gedanken von Sky & Tel.. NACHTRAG: ein Herschel/Hubble-Komposit – falls jemand Herschel allein nicht scharf genug war …