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Exoplaneten @ AG: CoRoT hat was zu bieten!

27. September 2012

Seit das Team des NASA-Satelliten Kepler die Welt mit tausenden von Exoplaneten-Kandidaten beglückt, ist es um den drei Jahre vorher gestarteten europäischen Satelliten CoRoT (siehe ISAN 34-2) ziemlich still geworden: Der Hauptgrund ist die Veröffentlichungspolitik des Projekts, das bislang die Kandidaten nicht bekannt gab und nur die – dank aufwändiger Boden-Beobachtungen durch zahlreiche involvierte Sternwarten – wirklich bestätigten Exoplaneten publizierte. Wie Teammitglied Artie Hatzes heute Morgen auf der AG-Tagung in Hamburg berichtete, steht CoRoT in dieser Beziehung trotz seiner eigentlich viel ungünstigeren Parameter (Tabellen) gar nicht so schlecht da: 25 bestätigten CoRoT-Planeten stehen 77 entsprechend abgesicherte Keplers entgegen.

Und nun hat Hatzes verraten, dass CoRoT fast 3000 Kandidaten eingesammelt hat, also Sterne, bei denen mindestens ein Helligkeitsminimum gesehen wurde, das wie ein Planetentransit aussieht. Erfahrungsgemäß stellen sich 17% der CoRoT-Kandidaten als echte Exoplaneten heraus, womit der kleine Satellit rund 500 Planeten auf der Spur sein könnte: Deren Realität zu beweisen ist wegen der geringen Helligkeit der verdächtigen Sterne allerdings extrem mühsam. Und bei Kepler? Der hat bei seinem bisher letzten Fazit schon über 2300 Kandidaten präsentiert, und im Team glaubt man, dass über 90% davon real sind. Hatzes verweist allerdings auf eine unabhängige Studie (die dieser Blogger auf die Schnelle nicht auftreiben konnte), nach der etwa jeder dritte Kepler-Kandidat kein Planet sei. Trotzdem lässt sich – da selbst dann noch ~1500 Kepler-Kandidaten echt wären – ihre Statistik als Wegweiser nehmen. Dort dominieren zur Zeit die Exo-Neptune über alle anderen Planetendurchmesser-Klassen, aber Hatzes sagt voraus, dass bei der nächsten Kandidaten-Präsentation bereits die Exo-Super-Erden die Führung übernehmen würden (ein Trend, den man auch im Kepler-Team sieht) – und am Ende der Mission die meisten Exoplaneten „andere Erden“ sein dürften.

Eine weitere Neuigkeit aus Hatzes‘ Vortrag war dieses Radialgeschwindigkeits-Diagramm für den Planeten CoRoT 7b, das Daten der beiden führenden RV-Instrumente kombiniert (die trickreich um die erheblichen Störeffekte durch Sternflecken auf dem leider sehr aktiven Stern korrigiert wurden): 7.0 Erdmassen seien nun klar abgesichert. Damit teilt sich CoRoT 7b mit Kepler 10b (siehe ISAN 128-9) die Eigenschaft einer mittleren Dichte über derjenigen von Venus, Erde und Mars: Eher könnte es sich um Eisen-angereicherte „Exo-Super-Merkure“ handeln. Die Fehlergrenzen der Dichten der beiden Planeten sind allerdings immer noch so groß, dass sie auch in die erdähnliche Kategorie hinein ragen. Und CoRoT-7c und -7d (Item 4)? An c glaubten die meisten im CoRoT-Team, so Hatzes, an d im Wesentlichen nur er selbst …

Kepler 10b: der erste „fraglos felsige“ Exoplanet

10. Januar 2011

Nimm das, CoRoT-7b: Einst als der Durchbruch in der Exoplaneten-Forschung gefeiert, ist die Masse dieses Fundes des europäischen CoRoT-Satelliten inzwischen so unklar, dass sie irgendwo zwischen Null und 10 Erdmassen liegen kann (s.a. ISAN 118-8 [NACHTRAG] und dieses Paper, S. 7), womit auch so ziemlich jede Dichte möglich ist. Hat gerade Natalie Batalha, die stellvertretende wissenschaftliche Leiterin des US-Konkurrenten Kepler auf einer Pressekonferenz auf der 217. AAS-Tagung in Seattle erzählt (Screenshot eines geheimen Webcasts für Astrojournalisten) – die nun den „ersten fraglos felsigen Exoplaneten“ Kepler 10b präsentierte. Die Amerikaner hatten einfach mehr Glück mit ihrem Stern: Er verhält sich wesentlich friedlicher als der chaotische CoRoT-7, und so lassen sich Masse (ca. 4.6 Erden) und Dichte (8.8 g/cm^3; der mögliche Bereich soll nach anderen Angaben zwischen 6 und 11 g/cm^3 liegen) von Kepler-7b schärfer angeben.

Nach allen Modellen für den Aufbau eines Planeten muss er felsiger Natur sein, irgendwo zwischen einem erdähnlichen Aufbau und überwiegend Eisen. Exoplaneten-Guru Geoff Marcy (im Bild ganz rechts) fand das auf der PK „bewegend“. Mit 1.4 Erddurchmessern ist Kepler-10b auch der kleinste bisher entdeckte Exoplanet; er kreist – alle 0.84 Tage – um einen sonnenähnlichen Stern, der allerdings 8 Mrd. Jahre alt ist. Ob es noch mehr ähnliche Fälle unter den noch unveröffentlichten Kepler-Planeten gibt, wurde heute allerdings nicht verraten: Die nächste große Veröffentlichung gibt’s im Februar. NACHTRAG: Der oben verlinkte Screenshot des Diagramms wird bereits hier im Cosmic Diary verwendet! NACHTRAG 2: Im Gegensatz zu dieser Darstellung ist ein alter OGLE-Planet übrigens keine Konkurrenz für den Kepler-Planeten. NACHTRAG 3: hier noch das Paper zur Entdeckung, weitere Grafiken und ein 3-Minuten-Video mit heißer(!) Animation ab 1:30.