Posts Tagged ‘Kepler’

Weitere größere Artikel und viele weitere Links

23. Mai 2014

Kommt jetzt ein unbekannter Meteorschauer? Zu den möglichen „Camelopardaliden“ von Komet 209P/LINEAR auch ein Live-Blog des SETI Inst. (das auch in die Luft geht), das einzige Paper (und Blogartikel vom 22. Mai, 21. Mai und 13. Mai eines der Autoren), weitere Berechnungen von Asher, Maslov (auch für 1901-2100) und Vaubaillon, die globale Sichtbarkeit, spekulative frühe Meteore (weitere Kandidaten hier [22. Mai] und hier), Wirbel von der NASA (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und S&T, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, aus längenmäßig besonders ungünstigen Ländern hier, hier und hier und in vielen Sprachen hier, hier, hier, hier und hier – sowie eine polnische Expedition nach Kanada mit coolem Logo.

Warum einmal, wenn’s auch doppelt geht? Zwei öffentliche Sonnenbeobachtungen in Bonn am 16. Mai.

Jupiters »Großer Roter Fleck« schrumpft immer schneller: hier noch ein Hubble-Hangout dazu, auch weitere Links.

Субботник bei der VSB: Alles muss raus … beim letzten großen Ausmisten bei der VSW Bonn am 17. Mai.

Ein zweites Universum im Großcomputer mit der Illustris-Simulation – weitere Artikel hier und hier.

Dämmerungs-”Forschung” mit Jupiter und Merkur – wann sich das schwierige Paar am 18. Mai am besten ablichten ließ.

Wird Deutschland seinen elften Astronauten feiern? Public Viewings zum „Blue Dot“-Start gibt’s jedenfalls einige.

Kürzere Artikel

Kleinplanet spielt plötzlich Komet – inzwischen ist er auch offiziell so katalogisiert.

Supernova 14. Größe in Messier 106 – inzwischen heißt sie SN 2014bc: das Entdeckungs-Bild, weitere Beobachtungen hier, hier und hier und Artikel hier und hier.

Ein Stern, der zusammen mit der Sonne entstand? Zurückgerechnete Bahn und Chemie passen bei diesem einen Kandidaten jedenfalls – weitere Artikel hier und hier.

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Zweite Chance für Exoplanetenjäger Kepler mit der K2-Mission: auch ein detailliertes Paper und technische Hinweise für Beobachter.

87% der Kepler-Planeten-Kandidaten sind größer

4. Juni 2013

als bisher gedacht – denn die Sterne, vor denen sie her ziehen, sind größer als aufgrund nur ihrer Farben und Helligkeiten bestimmt und damit automatisch auch die Planeten: Diese rein statistische Erkenntnis wurde bereits vor einem Monat in diesem dicken Paper und heute in einer PK auf der 222. AAS-Tagung und in diesem Press Release erläutert.

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Sie basiert auf der Spektroskopie von 268 Sternen, bei denen Kepler Anzeichen für Planeten im Transit fand, mit dem 4-m-Teleskop auf dem Kitt Peak: Diese erwiesen sich zum großen Teil als weiter entwickelt als gedacht und damit größer im Durchmesser – in einem Viertel der Fälle sogar mindestens 35% größer. Mit dem größeren Durchmesser steigt auch die Leuchtkraft, womit die Habitable Zone weiter nach draußen und ein Planet eine größere Umlaufsperiode benötigt, um darin zu landen. Und auch zum Zusammenhang zwischen Metallizität und Planeten-Aufkommen gibt es neue Zahlen: Planeten ab Neptungröße verlangen viel „Metall“, kleinen scheint die Chemie ihres Sterns egal zu sein.

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Ob und wie sich die gesamte Statistik der Kepler-Entdeckungen bzgl. der Größenverteilung von Planeten und ihrer prinzipiellen Bewohnbarkeit durch die neuen Erkenntnisse verschiebt, ist noch nicht klar: So wandern z.B. manche in die HZ hinein, andere heraus. Auch gilt dies nur für die tausenden von Kepler-Planeten-Kandidaten, die zwar größtenteils – wiederum statistisch gesehen – echt sein sollten, deren Sterne aber noch nicht individuell untersucht worden sind. Die mit Kepler-xy-Nummern versehenen direkt bestätigten Exoplaneten sind ausgenommen, und was über sie publiziert wurde, bleibt im Einzelfall gültig: Hier sind stets die entsprechenden Sterne noch einmal genau untersucht worden und damit ihre Durchmesser (und mithin auch die ihrer Planeten) abgesichert.

Allgemeines Live-Blog am 18. Januar

18. Januar 2013

IRIS with solar wings deployed in B/159

Satellit „Interface Region Imaging Spectrograph“ fertig

Der nächste Small Explorer der NASA ist komplett integriert – zusammen gebaut – worden und wird nun getestet, bevor der Satellit IRIS im April starten soll: Besagte Interface-Region meint die Chromosphäre und Übergangszone der Sonnenatmosphäre, der IRIS durch hochauflösende Bilder mit einem großen Ultraviolett-Teleskop, der einzigen Nutzlast des Satelliten, auf den Grund gehen soll. Erwartet werden Bilder kleiner Ausschnitte der Sonnenoberfläche, dafür aber mit 240 km Auflösung, sowie Spektren, die – mal wieder – entscheidende Aufschlüsse liefern sollen, wieso die Korona über dieser Zone so viel heißer ist. Um v.a. die Spektren interpretieren zu können, sind bereits Supercomputer für Simulationsrechnungen reserviert. [23:35 MEZ – Ende]

Das Video zur letzten Curiosity-Pressekonferenz am 15. Januar ist fertig – und hier noch ein ganz frisches Bild. Und was Curiosity mit der Inauguration zu tun hat … [23:15 MEZ]

A weia: Jupiter- und UFO-Hoaxes machen die Runde …

Man kann kaum so schnell tippen, wie schon wieder jemand irgendwelchen Müll ins Internet gekippt hat – also schnell die Aufklärung hinterher. Der Ursprung des ersten Hoaxes ist (diesem Blogger) noch unbekannt, aber plötzlich wird von gestandenen Astronomie-Popularizern die aberwitzige Behauptung aufgestellt oder unreflektiert weiter verbreitet, die bevorstehende Mond/Jupiter-Konjunktion am 21./22. Januar werde die „engste bis 2026“, wie z.B. hier ausgewalzt wird, und damit etwas ganz Besonderes. Das ist natürlich Blödsinn, hängt doch der Winkelabstand zwischen Mond und Hintergrund (Sterne oder Planeten) dramatisch vom eigenen Ort auf dem Planeten ab.

Bei der kommenden Konjunktion kommt es z.B. in Südamerika zu einer Bedeckung durch den Mond, das gleiche passiert gleich wieder in Australien im Februar – und selbst in Europa wird es bis 2026 noch eine Reihe Jupiterbedeckungen durch den Mond geben. Trotzdem taucht das „2026“-Märchen heute in einem Werbetext für einen Webcast des vermeintlich so seltenen Ereignisses auf… [NACHTRAG: Dort wurde es – auf Betreiben dieses Bloggers – tags darauf entfernt, aber dafür ist es nun bei Nat’l Geographic aufgetaucht. Und hier und hier wird endlich eingeschränkt, dass die „2026“-Aussage nur für Nordamerika gelten soll.]

Ein anderer Hoax betrifft die lange aufgeklärten STS-88-„UFOs“, deren Originale ein tüdeliger UFO-Fanatiker bei der NASA nicht wieder fand – obwohl sie immer noch problemlos im Archiv gescannter Fotos zu finden sind (wie man sich durch Anklicken im SW-Artikel überzeugen kann). Die Lüge von den gelöschten Fotos wurde sogleich von einem Aliens-Freak aufgebauscht und dann leider auch wieder ungeprüft von einer bekannten SF-Seite übernommen – die in letzter Zeit durchaus mit guten Wissenschaftsjournalismus aufgewartet hatte, hier aber komplett versagte. [22:25 MEZ]

gruns

Der NASA-Wissenschafts-Direktor in einem weiteren #NASASocial-Panel (s.u.) im NASA-HQ: Die NASA ist auf einem „grand scientific adventure“, um den Mars zu verstehen. [21:35 MEZ] Ein Curiosity-Manager gibt zu, dass man öfters mal auf den Webseiten der Fans nachschaut, was die schon wieder alles auf den MSL-Bildern entdeckt haben. [21:55 MEZ]

Asteroidensucher NEOSSat & Co.: Start jetzt am 14.2.

Das indische PSLV mit dem Ozean-Altimetrie-Satelliten SARAL als Haupt- und u.a. dem kanadischen Mini-Astro-Satelliten NEOSSat und den ersten zwei Photometrie-Satelliten der BRITE Constellation – darunter Österreichs erstem Satelliten TUGSAT – als Zugaben soll nach neuester Planung am 14. Februar starten. Und voraussichtlich im April wird – nach über 2 Jahren Pause nach 2 Fehlstarts auch wieder ein Start mit dem GSLV angesetzt. Und Südkorea versucht’s wieder zwischen dem 30.1. und 8.2. [20:55 MEZ]

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Was für Wissenschaft auf der ISS getrieben wird, kommuniziert die NASA gerade auf einem TweetUp, äh, „NASASocial“ im HQ in DC, das selbst wiederum Teil der Feierlichkeiten zur 2. Obama-Inauguration ist (und hier live gestreamt wird). Das „Astrophysics“ bezieht sich natürlich auf den großen Teilchendetektor AMS-02, der – ohne wissenschaftliche Papers bisher -vor sich hin sammelt. [20:30 MEZ] Auf die Frage, ob die NASA plane, Haustiere auf die ISS zu schicken, zur Freude der Crew oder als Versuchsobjekte, fällt dem Panel erstmal nichts ein … [20:50 MEZ]

Keine Auskunft zum Versagen des Falcon-9–Triebwerks

beim ersten Dragon-Flug zur ISS geben Space X und auch die NASA, die zwar bei der Untersuchung mitmachte aber nichts verraten darf (letzter Absatz). Die ist wohl weitgehend abgeschlossen, und das Auseinanderfallen des Triebwerks hatte offenbar irgendwas mit (zu) ausgiebigen Tests vor dem Start zu tun. Der nächste am 1. März ist jedenfalls nicht gefährdet, zumal alle Triebwerke dieser Falcon nur einfachen Prüfungen unterworfen wurden. [5:05 MEZ] Und im Dezember gibt’s einen Dragon Pad Abort Test. [16:10 MEZ]

ABC feiert Astronauten-Fotos aus dem Orbit: In diesem Nachrichtenclip sind es die Tweets von Thomas Marshburn, der im Dezember auf der ISS einzog – etwa dieses Bild vom 9. Januar. Oder das ISERV-Teleskop – von unten. Mehr aktuelle Bilder verschiedener Crewmitglieder sind hier zu finden. [3:45 MEZ]

Komet PANSTARRS hat inzwischen 7. Größe erreicht

und wird – in Australien – auf 7.7 bis 7.9 mag. geschätzt; auf diesem Foto von T. Lovejoy hat er auch schon einen Stummelschwanz. Während C/2011 L4 (PANSTARRS) hoffentlich im März hoffentlich hell am Nordhimmel erscheinen wird, bleibt C/2012 F6 (Lemmon) im Süden: Er hat ebenfalls 7. Größe und bewegt sich – ein Bild von gestern – in den nächsten Tagen durch das Kreuz des Südens. [3:00 MEZ]

Eine Feuerkugel über Kalifornien ungefähr -20. Größe – also näher an Sonnen- denn Mondhelligkeit – wurde am Morgen des 17. Januar vielfach beobachtet, auch in Nevada. Und in der Nacht zum 18. Januar Polarlicht über Nord-Schottland (ca. 57°N). [3:00 MEZ. NACHTRAG: mehr Polarlicht]

Kepler wegen Reaktionsrad-Ärger für 10 Tage lahmgelegt

Eins ist schon länger ausgefallen („Kepler weniger redundant …“) – und nun zeigt auch ein zweites der vier Drallräder des Kepler-Satelliten erhöhte Reibung, die zu seinem Ausfall führen könnte! Man hat den Satelliten daher für 10 Tage in einen „wheel rest“-Safemode versetzt, bei dem die reaction wheels gar nicht benutzt werden und das Schmiermittel die Chance hat, wieder an die richtigen Stellen zu kriechen. Dann sollen die Drallräder wieder in Betrieb und das jetzt ruhende Beobachtungsprogramm fortgesetzt werden. [3:00 MEZ. NACHTRAG: Es ist nur eine Vorsichts-Maßnahme, kein Hinweis, dass ein Versagen kurz bevor stand]

AAS 221: 2740 Kepler-Planeten bei 2036 Sternen

7. Januar 2013

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Diese Woche wird mal wieder von der halbjährlichen Mega-Tagung der American Astronomical Society dominiert – namentlich den Stories, die sich aus ihren 10 Pressekonferenzen ergeben (die auch heutzutage noch die mediale Berichterstattung lenken, obwohl natürlich noch viel mehr passiert). Die können – im Prinzip – hier live verfolgt werden, aber bei der ersten gab es viele technische Probleme (Fragmente sind trotzdem über die rechte Spalte abrufbar). Das Wichtigste waren 461 neue Kepler-Exoplaneten-„Kandidaten“, d.h. schon relativ gut als planetar abgesicherte wiederkehrende Transits, mit vermutlich nur 10-15% falsch positiven: Damit ist ihre Zahl auf 2740 gewachsen, die zusammen mit 801 bereits erwiesen falsch positiven 3541 Kepler Objects of Interest bilden. [NACHTRAG: Laut diesem lange erwarteten Paper, das erst ein paar Stunden nach der PK online ging, beträgt die globale False-Positive-Rate der Kepler-Kandidaten sogar nur 9.4%, mit ‚kleinen Neptunen‘ am sichersten aber auch 7 von 8 Exo-Erd-Kandidaten echten Planeten!]

Wie man der Grafik entnehmen kann, liegt der Zuwachs v.a. bei den Supererden und Erden, darunter KOI-172.02 als bisher bestem Kandidaten für einen ‚erdähnlichen‘ Planeten mit aber immer noch >1.5 Erddurchmessern in der Habitablen Zone eines sonnenähnlichen Sterns (drei weitere neue Kandidaten in HZs haben immerhin noch Durchmesser <2 Erden, und insgesamt bis zu 30 der 2740 scheinen habitabel). Ebenfalls deutlich gestiegen ist auch die Zahl der Sterne mit mehr als einem Planeten(kandidaten), von 365 auf 467: 43% der Keplerkandidaten haben einen Nachbarn. Nach wie vor ist nur ein System mit 6 Transit-Planeten dabei, aber mit 5 gibt es nunmehr 11 (statt 8), mit vier 44 (statt 30), mit drei 112 und mit zwei Planeten 299 Systeme. [NACHTRAG: Geballte Zahlen aus einem AAS-Review-Vortrag am nächsten Tag.] Und was ist mit den über 18’000 Threshold Crossing Events Keplers aus ISAN 178-5? Aus denen stammen zwar die 461 neuen Kandidaten, aber es dürften über 50% falsch positive darunter sein – weshalb eine Statistik habitabler Welten auf dieser wackligen Basis etwas gewagt scheint.

Solider ist dagegen eine unabhängige statistische Auswertung der Kepler-Daten, die auf der PK präsentiert wurde (und noch vor der Bekanntgabe der 461 neuen entstand, mit ihnen aber kompatibel ist): Danach besitzen 17% aller sonnenähnlichen Sterne einen Planeten von ungefährer Erdgröße mit Umlaufsperioden von 85 Tagen oder weniger und 70% aller Sterne Planeten irgendeiner Größe mit Perioden < 400 Tagen. Die Noch-nicht-Detektierbarkeit von erdgroßen Planeten auf fernen Bahnen in Betracht ziehend lässt sich sagen: "Praktisch alle sonnenähnlichen Sterne haben ein Planetensystem!" Derlei hörte man zwar schon seit Jahren in der Exoplanetenszene – aber so sauber aus echten Daten extrapoliert wurde es wohl noch nie. Und noch eine Erkenntnis: Kleine Planeten kommen bei Sternen der Spektraltypen M, K, G, F und A ungefähr gleich häufig vor, eine lange vermutete Abhängigkeit von der Sternmasse scheint nicht zu bestehen. Speziell für die M-Zwerge wurde auf der PK auch an eine Analyse auf der Basis von Kepler-32 erinnert, von der schon einiges zu lesen war: Danach haben M-Sterne im Mittel 1.0±0.1 Planeten – derer es, da 70% der Sterne in der Milchstraße M-Zwerge sind, rund 100 Milliarden in der Milchstraße geben dürfte.

Ein Amateur entdeckte kürzlich diesen Nebel …

25. Juli 2011

… und das Gemini-Nord-Teleskop hat ihn kurz darauf schon in H-Alpha & [O III] abgelichtet: Der Planetarische Nebel „Kronberger 61“ oder Kn 61 ist deswegen besonders interessant, weil er in jenem 105 Quadratgrad großen Himmelsfeld sitzt, das der planetenjagende Satellit Kepler ständig fotografiert. Die Entdeckung war den „Deep Sky Hunters“ gelungen, einer internationalen Gruppe von Amateurastronomen, die digitale Himmelsdurchmusterungen nach unbekannten Deep-Sky-Objekten durchforsten und immer wieder fündig werden (Kronberger et al., interstellarum Sonderheft 1/2011 „Entdeckungen“ 39-45): Planetarische Nebel sind abseits der Milchstraße, auf die sich die großen Suchprogramme beschränkten, noch etliche zu entdecken. Spektren mit mittelgroßen Profiteleskopen bestätigen dann die Natur der Funde als Planetarische Nebel, zuletzt wieder in 15 Fällen.

Darunter war auch Kn 61, dessen Zentralstern nun permanent von Kepler überwacht wird (wie auch die anderen 5 bisher in seinem Feld aufgespürten Planetarischen): Variiert seine Helligkeit? Und wenn ja, ist das ein Anzeichen für ein Doppelsystem (das durch einseitige Heizung durch den Begleiter, gegenseitige Bedeckungen oder die Gezeiten-Verformung eines Sterns durch den anderen für Veränderlichkeit sorgen kann)? Binärsysteme – oder auch Sterne mit großen Planeten – sind eine der Möglichkeiten, die oft stark symmetrischen Strukturen in Planetarischen Nebeln zu erklären, und womöglich sind sie sogar entscheidend, dass überhaupt ein Planetarischer Nebel entsteht, wenn ein massearmer Stern aufgegeben hat. Zur Statistik wird nun das halbe Dutzend Kepler-Planetarische beitragen, von denen es ohne den Einsatz der Amateure viel weniger geben würde.

Kepler lässt keinen Zweifel: je kleiner ein Planet, desto mehr gibt’s davon in der Milchstraße

23. Mai 2011

Dieses Diagramm, das vor einer knappen Stunde auf einer Pressekonferenz auf der 218. AAS-Tagung in Boston von Geoff Marcy präsentiert wurde [NACHTRAG: eine Aufzeichnung], zeigt zum ersten Mal ohne Auswahleffekte, wie häufig Planeten unterschiedlicher Größe in der Umgebung der Sonne sind: Die Entdeckungen des Kepler-Satelliten wurden dazu akribisch korrigiert, um die Entdeckungswahrscheinlichkeit zu berücksichtigen. „Supererden“ mit dem doppelten Erddurchmesser (darunter wird’s dann doch etwas unscharf) sind damit 10-mal so häufig wie Neptune (die die tatsächlichen Kepler-Entdeckungen dominieren), welche wiederum 10-mal so häufig wie Jupiters sind. Zu anderen interessanten Kepler-Trends gehört, dass jeder dritte der 1235 bisher bekannt gegebenen Kandidaten zu einem Mehrfachsystem gehört: Kepler hat derer schon 170 gefunden, viel mehr als man erwarten würde, wenn die Bahnneigungen von Planeten in einem System typischerweise so so stark von einander abweichen würden wie im Sonnensystem (bis zu 7°). Die Kepler-Systeme haben alle ihre Planeten innerhalb von 1°, sonst würden gar nicht 2 oder mehr von ihnen Transits vollführen.

Es fällt auf, dass es in den Kepler-Planetensystemen keine Heißen Jupiters gibt: Offenbar bringen massereiche Planeten die Ordnung gerne durcheinander, während sich Systeme mit nur masseärmeren Planeten friedlicher entwickeln und so flach bleiben wie sie einst entstanden sind. Dutzende Male hat Kepler inzwischen auch gegenseitige Bahnstörungen von Planeten in einem System gesehen, die sich als Transit Timing Variations bemerkbar machen und die Massen der Planeten und damit wiederum ihre Dichten liefern. Und im System Kepler-10 (siehe ISAN 128-9) ist nun auch die Existenz eines zweiten Planeten (10c) zweifelsfrei erwiesen, der sich nur durch Transits aber keinen messbaren Radialgeschwindigkeits-Effekt bemerkbar macht: Mit der BLENDER-Software wurden alle erdenklichen Doppelsternsysteme im Hintergrund durchgespielt, die Transits durch 10c vorgaukeln könnten, 10^15 Rechnungen – und die Wahrscheinlichkeit beträgt nur 1:60’000, dass so eine Täuschung vorliegt. Die Kepler-Missíon geht derweil immer weiter: Schon über 5.5 Milliarden einzelnen Helligkeitsmessungen an den 160’000 überwachten Sternen sind im Kasten und allein seit diesem Februar 66 wissenschaftliche Arbeiten erschienen. NACHTRAG: ein Paper zu Kepler-10c.

Astrophysikalische Papers von 2011 kompakt

18. April 2011

Herbig-Haro 34 ist doch symmetrisch – im Infraroten (rechts: Spitzer IRAC), während im sichtbaren Licht (links: VLT) nur ein Jet des Jungsterns zu sehen ist. Aus leichtem Versatz von Knoten in beiden Ausflüssen um 4 1/2 Jahre lässt sich schließen, dass die Quelle dieser Jets kleiner als 2.8 AU ist: Eine so scharfe Obergrenze für deren Entstehungsregion gab es noch nie, bisher war sie 10-mal größer. Allerdings könnte es auch sein, dass sich die Knoten gar nicht nicht ballistisch bewegen, wie hierbei angenommen: Dann wäre die Region noch kleiner. (Raga & al., Preprint 23.1., JPL Release 4.4.2011)

Ein Verwandter von Polaris, noch interessanter als dieser

Der F9-Ib-Überriese HDE 344787 ist – historischen Beobachtungen sowie aktuellen Pro/Am-Beobachtungen zufolge – ein Cepheiden-Veränderlicher mit zwei Perioden und extrem geringer Amplitude: ein Verwandter des exotischen Cepheiden Polaris (siehe ISAN 71-8) mit noch krasseren Eigenschaften. Wenn das mit ihm so weiter geht, stellt er um das Jahr 2045 das Pulsieren ganz ein. Schon 2008/9 war da fast kein Signal mehr (Turner & al., Preprint 23.2.2011)

Die ersten Sterne waren oft Mehrfachsysteme – sagt eine Simulation der ersten Stern/Scheiben-Systeme, von den kosmologischen Anfangsbedingungen bis zu einer Größenskala von 1.5 AU: In den Scheiben bilden sich dabei markante Spiralarme, aus denen einer oder sogar mehrere Begleiter des Hauptsterns entstehen. Die allererste „Population III“ des Kosmos sollte damit komplizierter als bisher gedacht sein – und die kleinesten Sterne, die bei diesem Prozess herausgekommen sind, waren womöglich so massearm, dass sie bis heute überleben konnten. (Clark & al., Science 331 [25.2.2011] 1040-2; McDonald Obs. PR, PM der Uni Heidelberg 3.2.2011)

Noch mehr Kepler-Papers: Planetenstatistik, Sternstatistik und Asteroseismologie Roter Riesen

  • Eine Hochrechnung der Häufigkeit erdähnlicher Planeten um sonnenähnliche Sterne aus den 1235 aufgespürten Planeten-Kandidaten kommt zu dem Schluß, dass 1.4 bis 2.7% dieser Sterne mit Erd-analogen Planeten aufwarten: Einerseits ziemlich viele, auf die gesamte Milchstraße bezogen rund 2 Mrd. prinzipiell bewohnbare Erden, andererseits so wenige, daß künftige Satelliten, die Fremderden in relativer Sonnennähe im Detail untersuchen sollen, sehr detaillierte Ziellisten benötigen werden. Kepler jedenfalls wird nach dieser Analyse auch am Ende der Mission nur 12 andere Erde gefunden haben, von denen jede dritte schon erkannt wurde; andere glauben, dass da noch mehr drin ist. Abwarten! (Catanzarite & Shao, Preprint 8., Nature Blog 10., National Geographic 29.3.2011. Auch Howard & al., Preprint 13., astrobites 15.3.2011 mit einer anderen Hochrechnung)
  • Sonnenähnliche Oszillation bei 500 sonnenähnlichen Sternen hat Kepler durch regelmäßige schwache Helligkeitsschwankungen nachweisen können: Vor der Mission war dies nur bei etwa 25 Sternen gelungen: Nun sind umfangreiche statistische Untersuchungen der wichtigsten Sternparameter – Masse, Durchmesser, Alter – möglich, und prompt zeichnen sich Widersprüche zu Vorhersagen aufgrund von Modellen synthetischer Sternpopulationen in der Galaxis ab. So passt z.B. die Radienverteilung der Sterne ziemlich gut, während die Verteilung der Massen deutlich breiter ist. (Chaplin & al., Science 332 [8.4.2011] 213-6, auch Montgomery, ibid. 180-1; Iowa State Univ. PR 7.4.2011)
  • Allerlei Erkenntnisse über das Wesen Roter Riesen hat Keplers Asteroseismologie ebenfalls schon geliefert: So hat sich bei Messungen an rund 400 Exemplaren gezeigt, dass man allein anhand bestimmter Schwingungsmuster (gravity modes) zwischen Wasserstoff- und Helium-verbrennenden Roten Riesen unterscheiden kann (Bedding & al., Nature 471 [31.3.2011] 608-11, auch Metcalfe, ibid. 580-1; Univ. of Sydney PR 31.3.2011), bei einem Roten Riesen konnten „gravity mode period spacings“ nachgewiesen werden, im Einklang mit theoretischen Vorstellungen (Beck & al., Science 332 [8.4.2011] 205; University of Iowa Press Release 30.3.2011), und ein Kepler-Stern hat sich als hierarchisches Dreifach-System mit zwei Arten gegenseitiger Verfinsterungen erwiesen, an dem noch viel erforscht werden kann. (Derekas & al., Science 332 [8.4.2011] 216-8; Kepler Release 7., NASA Release 12.4.2011)

Einstein@Home hat seinen zweiten Pulsar entdeckt

Während es eigentlich um die Analyse der Daten von Detektoren für Gravitationswellen geht, wird bei diesem Distributed Computing-Projekt ein Teil der Rechenleistung der beteiligten Heimrechner auch für die Auswertung der Pulsar ALFA Survey mit dem Radioteleskop von Arecibo benutzt (siehe ISAN 82-10 und 117-10): Jetzt wird der zweite Treffer berichtet, ein Millisekundenpulsar mit 20.7 ms Periode, der auf einer praktisch perfekten Kreisbahn alle 9.4 Stunden um einen unsichtbaren Begleiter läuft, vermutlich einen Weißen Zwerg. (Knispel & al., Ap.J.Lett. 732 [1.5.2011] L1ff; Milde Marketing 1.3., MPG PM 6.4.2011)

Die Flares aus dem Crab bleiben einstweilen mysteriös: Mehrmals haben die Hochenergiesatelliten AGILE und Fermi Strahlungsausbrüche aus dem Crab-Nebel („Die Folgen …“) registriert, deren Helligkeit und Zeitskala für einen Ursprung in der Nähe des Krebs-Pulsars sprechen – aber ein Mechanismus, der hier über Teilchenbeschleunigung für die Strahlung sorgt, ist nicht ersichtlich und „eine Herausforderung“, wie es gleich in beiden Entdeckungs-Papers heißt. Dass es überhaupt zu den Beobachtungen kam, ist aber auch ein Erfolg: Zahlreiche Instrumente in einem breiten Energiespektrum konnten sofort aktiviert werden. (Bernardini / Tabani & al. / Abdo & al., Science 331 [11.2.2011] 686-7 / 736-42)

Ein Schwarzes Loch mit 1 Mio. Sonnenmassen in einer nahen Zwerggalaxie?

Inmitten der Starburst-Zwerggalaxie Henize 2-10, die in vielen Aspekten den Mini-Galaxien des frühen Kosmos ähnelt, sitzt eine kompakte Radioquelle, die zugleich eine Quelle harter Röntgenstrahlung ist: Die wird („noch nicht ganz wasserdicht“, wie es heißt) als akkretierendes Schwarzes Loch interpretetiert – was wiederum bedeuten würde, das auch schon die Urgalaxien dergleichen besessen haben könnten. Das mutmaßliche SL in Henize 2-10 ist weder mit einem Bulge noch einem zentralen Sternhaufen noch sonst irgendeiner Art „Kern“ assoziiert – derlei Umgebungen braucht(e) es offenbar nicht, damit es entstand. Was profunde Auswirkungen auf das Verständnis der Galaxienentwicklung hätte. (Reines & al., Nature 470 [3.2.2011] 66-8, auch Greene, ibid 45-6; NRAO Release 9., NASA Image 13.1., Chandra Picture 11.3.2011)

Schwarz-Loch-Masse in Galaxien korreliert nicht mit den Dunkle-Materie-Halos und auch mit markanten sichtbaren Eigenschaften der Galaxien nicht: Konkret enthalten Galaxien ohne Bulge – selbst wenn sie von massereichen Dunklen Materie-Halos umgeben sind – im besten Fall Schwarze Löcher sehr kleiner Masse. Damit hängt das Wachstum der schwarzen Löcher hauptsächlich mit der Entstehung eines Bulges und nicht mit der Dunklen Materie zusammen: Macht irgendwie auch mehr Sinn, dass die schwarzen Löcher durch Gas aus ihrer Umgebung wachsen, insbesondere während der Entstehungsphase der Galaxien. (Kormendy & al., Nature 469 [20.1.2011] 374-6, Kormendy & Bender, ibid. 377-80, Peebles, ibid. 305-6; MPG PM 21.1.2011)

Baryonen am Rand des röntgenhellsten Galaxienhaufens

sind mit dem japanischen Röntgenteleskop Suzaku systematisch erfasst worden: Der Anteil am heißen Intracluster-Medium ändert sich gegenüber weiter innen im Haufen nicht, was wohl bedeutet, dass das Haufengas dort draußen geklumpt vorliegt. Wieder ein Mosaikstein für das Verständnis der Entstehung der Galaxienhaufen aus dem ‚kosmischen Netz‘ der Umgebung. (Simionescu & al., Science 331 [25.3.2011] 1576-9; NASA Release 24.3.2011)

Die Protonen- und Helium-Spektren der Kosmischen Strahlung sind verschieden, zeigen Beobachtungen mit dem Satelliten-Experiment PAMELA: Das widerspricht der verbreiteten Vorstellung von Teilchenbeschleunigung in Supernova-Überresten und anschließender diffuser Ausbreitung durch die Galaxis – komplexere Prozesse sind wohl erforderlich, z.B. mit mehreren unterschiedlichen Quellen. (Adriani & al., Science 332 [1.4.2011] 69-72; CERN Courier 30., Physics World 4., Universe Today 3.3.2011. Und die Deseret News zur Beobachtung Kosmischer Strahlung mit Radar sowie ASPERA zum Gammateleskop H.E.S.S. II)

Weitere größere Artikel

6. Februar 2011

Kepler findet ca. 60 Mars- bis Erd-große Planeten unter den 1235 Kandidaten bisher, wenn man von ~80% echten (wie u.a. behauptet auf einer PK am 2.2.; Abb.) unter den 68 kleinsten ausgeht.

Alte Stardust-Sonde im Anflug auf Komet Tempel 1, 5 1/2 Jahre nach Deep Impact.

Mission von WISE mit reicher Beute abgeschlossen, v.a. im Sonnensystem.

Kleinere Artikel

Fotowettbewerb: NanoSail D ablichten, das die ersten kleineren Flares gemacht hat.

Komet Schwassmann-Wachmann wieder im Ausbruch, mit schönen Koma-Details.

6. Februar: Ganze Sonnenoberfläche gleichzeitig im Bild, da Sonne von den STEREOs eingekeilt.

Abstimmung: Was ist eigentlich eine Galaxie? Und sind v.a. die UCDs welche oder nicht?

Brasilien in der ESO: Durchbruch für E-ELT?

Cosmic Mirror Nummer 340 abgeschlossen

All the news that’s fit to link zur Kepler-Planeten-Flut und insbesondere auch den Kepler-10- und -11-Systemen sowie zum Flug des NanoSail D, der ersten ‚richtigen‘ z~10-Galaxie und vielem mehr im CM #340 vom 24.12.2010 bis 5.2.2011!

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

27. Dezember 2010

Cassinis erster Blick auf den neuen großen Saturnsturm, entstanden vor drei Tagen: Die weiße Wolke wird schon seit Wochen von Amateurastronomen beobachtet, ist in letzter Zeit aber noch auffälliger geworden – die einlaufenden Cassini-Rohbilder werden in dieser Galerie gesammelt. NACHTRAG: ein schnelles Falschfarben-Bild daraus.

Stardust hat – gerade noch – genug Sprit für Tempel 1

Voraussichtlich drei Bahnkorrekturen muss das alte Stardust-Mutterschiff noch durchführen, um am 15.2.2011 morgens MEZ in 190 km Höhe mit 10.9 km/s über den Kern des Kometen Tempel 1 zu schießen – und drei verschiedene Verfahren zum Abschätzen der Treibstoffvorräte sprechen alle dafür, dass dafür genug und noch ein kleines Bisschen mehr im Tank verblieben ist. Der enthielt einmal 85 kg Hydrazin, jetzt sind es noch etwa 3.5 kg. Hauptzweck der Missionsverlängerung der alten Mission als Stardust NeXT (New Exploraton of Tempel 1) ist der Versuch, den 2005 vom Impaktor Deep Impacts geschlagenen Krater zu inspizieren – aber da das Rotationsverhalten des Kometenkerns nur ungenau bekannt ist, kann es gut sein, dass der Krater gerade auf der falschen Seite ist. Nach dem Encounter wird wohl der gesamte kleine Treibstoffrest verbrannt, um zu sehen, wieviel tatsächlich noch im Tank war, um die drei Schätzverfahren zu prüfen – und dann wird Stardust abgeschaltet. (Spaceflight Now 23.12.2010)

Akatsuki offenbar Opfer eines klemmenden Ventils in einer Treibstoffleitung geworden: Die Untersuchung des Triebwerksversagens an der Venus scheint darauf hinaus zu laufen, dass die Treibstoffzuleitung durch ein verklemmtes Ventil blockiert war, das eigentlich einen Rückfluss in den Tank verhindern soll. Das Ventil arbeitet völlig automatisch und kann von der Erde aus nicht gesteuert werden: Diverse Experimente am Boden sollen nun herausfinden, ob man das Triebwerk überhaupt noch für einen zweiten Einschussversuch in 6 Jahren nutzen könnte. (Mainichi Daily News 27.12.2010. Und Daily Yomiuri 24.12.2010 zu angeblichen Vollfinanzierung von Hayabusa 2)

Der Satellit WISE darf noch bis Januar weiter machen

und – mit seinen beiden kurzwelligeren Infrarot-Instrumenten – eine zweite komplette Himmelsdurchmusterung beenden, vor allem um der Entdeckung weiterer Kleinkörper des Sonnensystems willen: Die NASA hat bis Ende Januar 1.6 Mio.$ freigegeben, um den Betrieb (der 400’000$/Monat kostet) weiter zu führen. WISE hat bisher über 155’000 Asteroiden und Kometen beobachtet und über 34’000 neue Kleinkörper des Sonnensystems entdeckt, darunter etwa 500 NEOs. Zwar sind die beiden IR-Kanäle mit 3.4 und 4.6 µm nicht ideal (bei längeren Wellen, die nach dem Ende des Kühlmittels nicht mehr zugänglich sind, strahlen sie mehr), aber WISE ist der einzige Asteroidenjäger im Weltraum – seine Mission NEOWISE erschien der NASA wertvoll genug. Danach aber ist endgültig Schluss: WISE wird „eingeschläfert“, für den Fall dass jemand doch noch Interesse daran haben sollte; die Bahn ist noch lange stabil. (Spaceflight Now 19.12.2010)

Planetenjäger Kepler gleich zweimal im Safe Mode: Der ‚Plan‘ sieht vor, dass Kepler bis zu 12 Tage im Jahr durch solche Sicherheitsmodi ausfallen darf, und das Budget für 2010 ist noch nicht aufgebraucht – trotzdem soll nun dafür gesorgt werden, dass der Satellit weniger leicht über seinen eigenen Zustand so beunruhigt sein kann, dass er die Transitsuche unterbricht. (Mission Manager Updates 22., 14., Nature Blog 15.12.2010) NACHTRAG: Die Fehlersuche zieht sich hin – erst im Januar kann weiter beobachtet werden. NACHTRAG 2: Das 2. Problem ist erkannt – und gelöst!

Wieder ein GSLV gescheitert – nach nicht mal einer Minute!

Fassungslos hat ein erneuter Fehlstart der indischen Prestige-Rakete GSLV vor zwei Tagen die Weltraumexperten des Landes zurückgelassen: Nur 47 Sekunden nach dem Abheben (mit einem teuren einheimischen Nachrichtensatelliten an Bord) brach die Rakete plötzlich zur Seite weg und begann zu zerbrechen; 16 Sekunden später wurden die Reste gesprengt. Nach ersten Ermittlungen waren plötzlich die Steckverbindungen von langen Kabeln zu den Gelenken unterbrochen worden, die die Düsen der vier Booster der ersten Stufe ausrichten, die zur Stabilisierung der Flugbahn nötig sind. Wie das passieren konnte, dazu gibt es keine offizielle Erklärung, aber ein anonymer Experte spekuliert, der Satellit sei womöglich zu schwer für die Rakete gewesen und deren Stabilität im Flug falsch berechnet worden. In der Tat war der Satellit schwerer als jede andere Nutzlast des GSLV bisher, und die Oberstufe – die nun gar nicht zum Einsatz kam – hatte modifiziert werden müssen. Von alleine könnten die Stecker jedenfalls unmöglich herausgefallen sein, so der Experte: Sie könne es erst aus ihren Buchsen gerissen haben, als die Rakete bereits auseinander brach. Das Geostationary Satellite Launch Vehicle bleibt vom Pech verfolgt: Nunmehr sind schon drei der sieben Starts gescheitert. (Hindustan Times, Space News, The Hindu, Parabolic Arc, Science Journalism Tracker 27., Telegraph India, Indian Express, Deccan Herald, Hindustan Times, The Hindu 26., The Hindu [mehr], Deccan Herald, DNA, Hindustan Times, Spaceflight Now, Discovery, Space Today, Spiegel, Eureka 25.12.2010) NACHTRAG: Die ISRO bezweifelt die Übergewichts-Hypothese.

Dem amoklaufenden Satelliten geht der Strom aus: Der unabschaltbare Galaxy 15 bekommt immer weniger Sonnenstrom und hat bereits 95% seiner Nutzlast herunter gefahren – seit dem 17. Dezember sendet er nur noch Telemetrie. In dieser Situation könnte ein tiefer Reset gelingen. (Space News 22.12.2010. [NACHTRAG: Wie die Status-Seite von Intelsat berichtet, ist Galaxy 15 wieder voll unter Kontrolle – der Reset hat geklappt!] Und ILS und Eutelsat Releases sowie Space News, Spaceflight Now, BBC, BBC Blog und Spiegel zum Proton-Start des Ka-Band-Satelliten KA-SAT am 26. Dezember, der 70 Gigabit pro Sekunde in 82 Spotbeams übertragen kann)

Continuing Resolution bis März: NASA bleibt im Ungewissen

Der alte US-Kongress hat es vor dem Weihnachtspause nicht auf die Reihe gebracht, dem Land einen neuen Haushalt für das – längst laufende – Finanzjahr 2011 zu verpassen: Stattdessen hat es wieder eine Continuing Resolution gegeben, die nun bis zum 4. März gilt. Spezielle Passagen bezüglich der Ausrichtung der NASA fehlen, womit die Hoffnung auf eine klare Umsetzung („Die NASA bekommt …“) der Authorization vom Oktober dahin ist: Weder kann das Constellation-Programm abgebrochen noch unverzüglich mit der Arbeit an einer Schwerlastrakete und großzügiger Förderung privater Raumfahrtunternehmen begonnen werden. Stattdessen dürften bis März rund 500 Mio.$ in das Ares-Programm fließen, das eigentlich niemand mehr will – Millionen, die anderswo bitter fehlen. Insgesamt würde die NASA im FY2011 unter einer fortgesetzten CR mit 18.7 Mrd.$ auskommen müssen, 300 Mio.$ weniger als die Authorization vorgesehen hatte. Wie der neu gewählte Kongress ab Januar in der Sache verfahren wird, ist weiter unklar. (Orlando Sentinel 26., AW&ST 24., Space News 22., Spaceflight Now, Space News 21.12.2010)

Zweiter Test der Taurus-2-Rakete erfolgreich: Das Triebwerk der ersten Stufe des künftigen ISS-Versorgers („Triebwerk der Taurus-2-Rakete …“) ist am 17. Dezember 55 Sekunden lang erprobt worden, mit bis zu 108% der nötigen Leistung – im Januar soll der dritte Test folgen. Für einen beschleunigten Orbit-Test hätte die Firma Orbital danach gerne Extra-$$ der NASA, die es aber – s.o. – womöglich nicht geben wird. (Spaceflight Now 19., Flight Global 23.12.2010)

Astronomie im Weltraum kompakt

21. März 2010

So sieht der Satellit Planck den kalten Staub der Milchstraße: Für diesen 55° langen Streifen wurden Daten mit den beiden kürzesten Wellenlängen 540 und 350 µm mit einer alten IRAS-Karte bei 100 µm kombiniert. Der meiste Staub im Bild – in Rot der kälteste, um 12 Kelvin; der andere ist auch nur ein paar Dutzend K warm – befindet sich innerhalb von 500 Lichtjahren Entfernung. Eine andere Kombi-Karte kalten Staubes gab es letztes Jahr – die neue ist natürlich nur ein ‚Abfallprodukt‘ der eigentlichen Planck’schen Kartierung der Hintergrundstrahlung. (ESA Science, ESA, JPL, STFC und Jodrell Bank Releases, Planck Blog, BBC, Space.com, LichtEcho 17., Spiegel 18.3.2010)

Regelmäßig weitere Pretty Pictures vom IR-Satelliten WISE, die während seiner Himmelsdurchmusterung anfallen, erscheinen nun – nach dem ersten Schwung – inetwa wöchentlich in einer Galerie: hier z.B. die Sternentstehungsgebiete Berkeley 59 (oben) bzw. IC 1805 (unten), wo jeweils das Sternenlicht den Staub aufheizt. Während der Durchmusterung hat WISE auch schon ein halbes Dutzend Kometen entdeckt sowie tausende Kleinplaneten im Hauptgürtel wie auch in Erdnähe, darunter einige mit besonders niedriger Albedo. Und wer weiß, was sonst noch im Sonnensystem lauert … (AstroBiology 11., Cosmic Diary 8., Planetary Soc. Blog 7., New Scientist 5., Lakdawalla LPSC Tweet 3.3.2010) NACHTRÄGE: Science@NASA über WISEs zahlreiche Asteroidenfunde und Cosmic Diary zum Status der Durchmusterung.

Planetenjäger Kepler ein Jahr im Orbit

Bisher hat er 5 Exoplaneten entdeckt und zwei anfangs rätselhafte heiße Sternbegleiter (siehe ISAN 103-11), bei denen es sich nach weiteren Analysen um Weiße Zwerge zu handeln scheint. Womöglich wird Kepler in seinen Lichtkurven auch den einen oder anderen Kometen in unserer eigenen Oort-Wolke nachweisen können. Bis auf gelegentliche kurze Safe Modes läuft die Mission mit regelmäßigen Downloads der Daten recht reibungslos, allerdings sind zwei der 42 CCDs gestört und bis auf weiteres außer Betrieb. (JPL Release 4., Sky & Tel. 1.3., Scientific American 19., Mission Manager Update 8.2., 19.1.2010. Und SF Chronicle und Space.com im Sommer 2009 über den Mann hinter Kepler, Bill Borucki) NACHTRAG: ein NASA Blog mit Details zum CCD-Ausfall – glücklicherweise an der Peripherie des FOV.