Der Komet ISON – hier eine Aufnahme von Michael Jäger von vorgestern – war das ständige Gemecker im Internet über seinen bedächtigen Helligkeitsanstieg offenbar leid: Eben noch mit einer 7 (oder gar 8) vor dem Komma hat er sich heute eine 6 oder – so durchweg die Meldungen im Laufe des heutigen Tages – eine 5 vor dem Komma zugelegt und ist schon einige Male unter günstigen Bedingungen mit dem bloßen Auge gesichtet worden. Das klingt in Deutsch, Englisch (mehr, mehr und mehr) und Französisch gleichermaßen aufregend: Der Anblick im Teleskop ist wesentlich kondensierter geworden. Dem steilen Anstieg der Gesamthelligkeit voraus gegangen war ein Sprung in der Gasproduktion, der sich fortgesetzt hat und über den gleich viel diskutiert (und mehr oder weniger sensationös berichtet) wurde – noch ist völlig unklar, ob ISON jetzt anhaltend hoch aktiv bleiben wird oder der Anstieg mit einem möglichen Auseinanderbrechen des Kerns zusammen hängt, für das es aber ansonsten noch keinerlei Anzeichen gibt.
rund um den Planeten in der Nacht (MESZ) 19./20. Juli, so wie hier Dawn Sunrise in Bedfordshire im UK (mit dem Saturn am hellsten und Spica ganz rechts; Verwendung mit freundlicher Genehmigung). Oder dieser Blogger im Rahmen einer ziemlich spontan organisierten Sommerabend-Star-Party in Bonn, von der es Bilder bis in eine Live-Sendung des JPL schafften (gegen 30:00), über die auch hier berichtet wird und wofür es natürlich ein Zertifikat gibt … Zahllose Bilder und Notizen aus aller Welt sind hier, hier und hier versammelt, und es gibt weiteres Material aus dem UK (die wohl besten Bilder einer nächtlichen Aktion [NACHTRAG: ein langer Bericht dazu]; mehr auch hier, hier, hier, hier und hier) und aus Rumänien, Österreich (mehr [NACHTRAG: und mehr]), Frankreich und den USA ([NACHTRAG: ein Video dazu]; mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) – und aus Australien, wo man dem Boden zuwinken musste. Und es tat …
Die erste und einzige Entdeckung des legendären österreichischen Kometenfotografen ist nun nach einem Sonnenumlauf wieder entdeckt worden. „Ich war zuletzt ein wenig in Sorge, dass er deutlich hinter der Prognose bleiben könnte,“ berichtet Michael auf einer Kometen-Mailing-Liste: „Der Komet scheint trotzdem um zumindest 2 mag schwächer (aktuell um die 17m5) zu sein, was nicht verwundert, da er sich 1998 zum ersten Mal in sonnennäheren Gebieten befand.“ Auch aktuelle Bilder von Komet Holmes, der nach seinen sensationellen 2007-er Ausbruch viel Staub hinterlassen hat, der zu manchen Zeiten schwach in der Bahn glimmt, sowie Borisov, C/2012 F6 (LINEAR) und Lemmon.
Das Medien-Interesse war enorm an wohl ersten öffentlichen Kometen-Beobachtungs-Flug seit Halley 1986, und so wuselten gestern Nachmittag bereits beim Check-In im Flughafen Köln-Bonn ein halbes Dutzend Kamera- und Tonleute zweier TV-Teams um den Organisator Stefan Krause (u.) von Eclipse-Reisen und die rund 55 Passagiere – darunter viele Veteranen exotischer Astro-Reisen, mit edlen Kameras und sogar Stativen bepackt.
Nach einem zünftigen rheinischen Buffet und detaillierten Instruktionen zum Ablauf des auf zwei Stunden angesetzten Zick-Zack-Fluges hob die gecharterte Boeing 737-700 der Air Berlin um 19:22 MEZ überpünktlich ab – der Pilot beschleunigte schon aus der Kurve von der Taxi- zur Runway heraus – und durchbrach bald die praktisch geschlossene Wolkendecke über NRW. Zunächst hatte die linke Seite nach kurzer Suche Blick auf den Kometen in der schwindenden nautischen Dämmerung, während die Maschine Kurs auf Bremen nahm: Für’s bloße Auge erschien er als Sternchen, in Feldstechern zeigte er bereits allerlei der von Fotos der letzten Tage her bekannten Schweifstrukturen. Nach einer knappen Viertelstunde Geradeausflug legte sich der Flieger plangemäß schwer in die Kurve und änderte das Heading binnen ein paar Minuten um 180°.
19:57 MEZ; 1 Sekunde belichtet bei Blende 3.4 und ISO 1600; 90 mm Kleinbild-Äquivalent-Brennweite, Ausschnitt
19:57 MEZ, 1 Sekunde bei Blende 3.5 und ISO 1600; 116 mm, Ausschnitt
19:58 MEZ, 1 Sekunde bei Blende 3.6 und ISO 800; 130 mm, Ausschnitt
19:59 MEZ, 1 Sekunde bei Blende 3.8 und ISO 800; 170 mm, starker Ausschnitt
20:10 MEZ, 2.5 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 1600; 25 mm, Ausschnitt
20:11 MEZ, 2.5 Sekunden bei Blende 3.2 und ISO 800; 44 mm, Ausschnitt
20:11 MEZ, 5 Sekunden bei Blende 3.0 und ISO 800; 32 mm, Ausschnitt
Der Blick durch den Feldstecher war definitiv der beste Weg, das Schauspiel zu genießen: Wie dieser Blogger auf der rechten Seite ab ca. 19:55 MEZ feststellen konnte, genügte die Qualität der – eigens besonders sorgfältig gereinigten – Scheiben vollauf für den förderlichen Einsatz eines 10×50-Feldstechers, der nicht nur viele Sterne bis zum Horizont sondern auch den gekrümmten Staubschweif und die helle innere Koma ähnlich gut wie auf den bisher besten Fotos von Mitte März oder auch der teleskopischen Zeichung eines Ausnahme-Beobachters zeigte. PANSTARRS stand da zwar theoretisch noch in der astronomischen Dämmerung, dank der Flughöhe aber bereits in einem tiefdunklen Bereich des Himmels. Die obigen Fotos mit einer simplen Bridge-Kamera (Panasonic DMC-FZ48) entsprechen ganz gut dem Eindruck für das bloße Auge, für das der Komet leicht – als etwas diffuses Sternchen knapp über dem Horizont – zu sehen war, der Schweif aber höchstens angedeutet blieb, während der Feldstecher wesentlich mehr Einzelheiten enthüllen konnte. (Und die die Fotografen mit dem besseren Equipment z.T. offenbar auch einfangen konnten – aber so gut wie Michael Jäger und Gerald Rhemann gleichzeitig in den Alpen?)
20:38 MEZ, 10 Sekunden Belichtung bei Blende 2.8 und ISO 1600; 25 mm
Doch viel Zeit blieb nicht, rasch sank der Komet tiefer. Wiederum links konnte man ihn beim dritten Flugabschnitt den Kometen schon untergehen sehen – und rechts war beim letzten „Leg“ schon nichts mehr von ihm zu finden: Da halfen auch die Kimmtiefe von über 3° und die Refraktion nicht mehr (die in 12 km Höhe nur noch 10′ Anhebung [„The Devil is in the details“] anstatt der 35′ auf Meereshöhe schafft). Dafür aber ein unerwartetes Phänomen, nämlich – etwas – getrübte Sicht durch den Mondschein auf die Wolken eigentlich tief unter uns und offenbar eine Art feinen Dunst darüber. Das war eine weitere Erkenntnis dieses ungewöhnlichen Flug-Experiments: Es muss noch nicht mal Halbmond sein, damit die himmlische Lichtverschmutzung schon markant stört, für z.B. eventuelle Polarlicht-Flüge eine wichtige Einschränkung.
Nach exakt 2 Stunden waren der Flieger wieder in Köln und die Teilnehmer des PANSTARRS-Fluges um manche Erfahrung reicher. Viele weitere Bilder dieses Bloggers sind in diesem Album zu finden, und am 18. März wird es mehrere Berichte im ARD-Morgen- und Mittags-Magazin geben. Und vielleicht schon jetzt überall auf der Welt via Reuters TV. NACHTRAG: die geflogene Route, ein Link an edler Stelle, ein weiterer Bericht mit „tieferen“ Kometen-Bildern, mehr Fotos hier, hier und hier, eine Mikro-Doku (ohne Komet) – und eine „Beobachtung“ von uns.
Interstellarum Sternstunde Nr. 14 mit u.a. einem „Best-Of“ der Chelyabinsk-Videos und -Analysen, Clips von 2012 DA14 am Himmel und ein Interview mit diesem Blogger zum Kometen PANSTARRS im März.
Eine hervorragende britische TV-Doku über den russischen Airburst, die der kommerzielle(!) Sender Channel 4 bereits am 3. März ausstrahlte, kaum mehr als zwei Wochen nach dem Ereignis (und mit mehr Videoclips davon als irgendwo sonst) – nicht dass irgendeiner der Zwangsgebühren-finanzierten deutschen Sender auch nur auf solch eine Idee gekommen wäre. Wohl aber die BBC, deren Gegenstück am selben Tag direkt im Anschluss gezeigt wurde [NACHTRAG: bessere Version]! Und ein paar Stunden später gab’s auch noch The Sky at Night mit tollem Material von 2012 DA14 am Himmel. Britisches TV lässt sich heutzutage leicht per Internet verfolgen, und die beiden Chelyabinsk-Sendungen sind auch über ihre Titel schon mehrfach auf YouTube zu finden. Wer sich hierzulande für aktuelle und seriöse Astronomie interessiert, muss sich sein Fernsehen eben selber machen … [17:35 MEZ am 6. März] Noch eine eine Zusammenfassung der Erkenntnisse zu Chelyabinsk. [19:30 MEZ] Und allerlei Mitigation-Mathe angesichts des Falls Siding Spring vs. Mars. [20:35 MEZ]
PANSTARRS aus Melbourne am Abend des 5. März, gerade von Trevor Sellman diesem Blog gezwitschert: 100 mm f/4, 1 Sek. bei ISO 400 mit einer Canon EOS 7D. Auch ein – eher experimentelles – Video vom selben Abend und Kontinent sowie Reuters und AP zur Nord-Ankunft von PANSTARRS, der auch dem Zodiakallicht begegnen wird. [0:45 MEZ] Und ein längerer visueller Bericht vom 5.3. aus SO-Australien – der Komet ist auffällig am Dämmerungs-Himmel! [1:00 MEZ] Die Reuters-Story über den PANSTARRS-Flug jetzt auch bei space.com, mal wieder ohne Quellenangabe. Und dieses Blog wird beim DLF verlinkt! [1:20 MEZ] Das schönste PANSTARRS-Bild bisher (am 5.3. hinter dem Parkes-Radioteleskop) – und das erstaunlichste (heute aus einem Flugzeug über Neuseeland mit 1/5 Sekunde bei ISO 3200)! Und noch mehr, auch hier & hier. [16:35 MEZ] Oh, und keine Zweifel an ISON, bitte! [17:20 MEZ. NACHTRAG: oder hinkt der Vergleich mit Hale-Bopp …]
Fantasievolle 3D-Animationen von Komet Siding Spring beim Mars im Oktober 2014: Was eine knappe Annäherung – ohne den unwahrscheinlichen Fall eines Impakts – für den Planeten bedeuten würde, ist noch nicht recht durchdacht, aber vermutlich passiert wenig, kein Meteorsturm oder so. Auch ein NSF Release zur seismischen und barometrischen Detektion des Russen-Airbursts in den USA. [0:10 MEZ]
RadioAstron feiert neue Orbital-VLBI-Bild-Schärfe-Rekorde
Einer RosKosmos-PM zufolge (bzw. deren maschineller Übersetzung) hat der Satellit Spektr-R zusammen mit irdischen Teleskopen („Die ersten Fringes …“) neue Maßstäbe für Very Long Baseline Interferometry mit der vielfachen Basislinie des Erddurchmessers gesetzt. „Insbesondere gelang es den Rekord im Jahr 2012, bodengestützte Interferometer schlagen für Beobachtungen bei einer Wellenlänge von 1,3 mm,“ sagt der Übersetzer: „Erreicht eine Winkelauflösung von 40 Mikrosekunden des Bogens.“ [23:40 MEZ am 5. März]
Ein Aurora-Zeitraffer-Video aus Nordschweden vom 3. März – und am 1.3. gab es auch in Donegal im Norden Irlands ein Polarlicht am Horizont. [23:30 MEZ. NACHTRAG: letzteres machte sich auch als Aurora Australis in Australien bemerkbar]
PANSTARRS at home: Theoretisch geht’s morgen los …
Denn am 6. März steht der Komet erstmals noch über dem Horizont, wenn die Sonne auf 50°N untergeht, versinkt allerdings selbst schon inmitten der bürgerlichen Dämmerung – doch Tag für Tag verbessert sich dann die Geometrie, wie der neuen grafischen Darstellung hier zu entnehmen ist. Das obige Video wiederum zeigt die globalen Sichtbedingungen animiert und wie die Sichtzone mit der Kometen-Deklination nach Norden wandert. Auch Konfusion eines echten Experten über die Bedeutung von Kometen-Lichtkurven, neue Bilder von heute (mehr und beide Kometen) und gestern (aus Hawaii, kein Vergleich zu Chile [auch Weitwinkel] oder Tasmanien), ein Reuters-Artikel über den deutschen Kometen-Flug und weitere Artikel auf Deutsch (mehr, mehr und mehr) und Englisch (mehr und mehr). Plus Palaver über ISONs Helligkeit und Details vom JPL zu Siding Spring vs. Mars 2014. [20:10 MEZ]
Eine Gravitationslinse mit Humor hat mittels des Galaxienhaufens Abell 68 dieses Bild einer Hintergrund-Galaxie produziert – eine Hubble-Aufnahme mit der WFC3. Auch zu vermelden: der endgültige Einstieg des UK beim ESO-E-ELT, was zwar ein weiterer Schritt ist, aber an Brasilien hakt’s immer noch – und First Light für drei weitere LCOGT-Teleskope, nunmehr in Südafrika; vgl. ISAN 174-9 zu weiteren Plänen. [15:15 MEZ]
Helium praktisch alle: Herschels Mission vor dem Ende
Wie schon lange berechnet („Das letzte Jahr für den IR-Satelliten Herschel“), geht dem großen ESA-Weltraum-Observatorium Herschel irgendwann diesen Monat das flüssige Helium aus, ohne das keines seiner Infrarot-Instrumente betrieben werden kann: Im Gegensatz zu anderen IR-Satelliten der letzten Zeit ist also keine „warme Mission“ möglich. Im April folgen noch ein paar technische Experimente, dann wird der große Satellit auf eine heliozentrische Drift-Reise geschickt. [14:45 MEZ. NACHTRAG: ein später JPL Release gleichen Inhalts]
Die Venus durch die Saturnringe gesehen von Cassini im letzten November aus dem Schatten des Planeten heraus aber erst jetzt von NASA und ESA (und hier, hier und hier) gefeiert – auch jede Menge Sturm-Bilder vom Saturn. [3:05 MEZ]
PANSTARRS scheint schon heller als 2.0 mag. zu sein
Curiosity nach Speicherproblem auf Ersatz-Computer umgeschaltet; Safe Mode schon wieder aufgehoben
Es war „die erste größere (nicht lebensbedrohliche, aber richtig unbequeme) Anomalie“ seit der Landung des Marsrovers: Weil es Probleme mit dem Flash Memory gab, schaltete Curiosity am 28.2. automatisch auf den redundanten Bordrechner („B-Seite“) um und versetzte sich selbst in einen Safe Mode. Aus dem ist der Rover – oben ein neues MAHLI-Selbstportrait von Anfang Februar – gerade wieder erwacht, aber bis er die reguläre Arbeit wieder aufnehmen kann, wird es wohl die nächste Woche werden. Die A-Seite ist von nun an die redundante, wobei natürlich versucht werden muss, den Fehler – vielleicht ein Strahlen-Schaden – zu lokalisieren und zu umgehen; frühere Berichte hier, hier, hier, hier, hier und hier. [2:00 MEZ]
So stand er heute Abend über Westaustralien, eine Woche vor dem Perihel: „The comet was certainly brighter tonight than two nights ago. It was easy to see in the twilight as a comet with tail,“ schreibt der Fotograf Jim Gifford auf 34°S. „The head is still very intense, and the coma/tail at the head appeared to have broadened as seen in 25×100 binoculars.“ In Europa ist derweil PANSTARRS am Tage vage nachgewiesen worden, per Teleskop & IR-Filter. Ausgewählte Fotos und Berichte von der Südhalbkugel von heute (mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (mehr, mehr, mehr und mehr) und vorgestern (mehr, mehr, mehr und mehr) und ein Weitwinkelbild mit PANSTARRS & Lemmon vom 28. Februar. Die letzten zwei detaillierten visuellen Beobachtungsberichte vom 1. März hier & hier sahen den Kometen bereits klar bei 2. Größe – ob er bis zum Perihel am 10. März (eine Karte mit den Sichtbedingungen dann) wohl noch eine 1 vor’s Komma bekommt? Weitere Vor- und Statusberichte hier, hier, hier, hier & hier auf Deutsch und hier, hier, hier, hier (mehr), hier und hier auf Englisch.
Impaktwahrscheinlichkeit von Komet Siding Spring für den Mars auf 1:640 gestiegen! Neu entdeckte Precovery-Aufnahmen des Kometen C/2013 A1 („Neuer Komet kommt Mars nahe …“) haben zu einer Bahnverbesserung geführt – und die „approaches“-Funktion von JPL Horizons im telnet-Dialog liefert nunmehr eine nominelle Vorbeiflugdistanz von 53’500 km, eine maximale von 320’000 km und eine minimale von 0 km, mit einer Impaktwahrscheinlichkeit von 0.001571. (Mit einer Klon-Methode kommt seltsamerweise nur die Hälfte heraus; noch eine Privat-Analyse.) Weitere frühere Artikel zur Mars-Begegnung hier, hier und hier, auch ein Disconnection Event bei Lemmon und ein ISON mit 17 Zoll gestern, plus Updates zu letzterem.
Weitere harte Fakten zur Natur der russischen Boliden
hat die NASA aufgrund neuer Daten „by U.S. Government sensors“ ermittelt, bei denen es sich natürlich nur um die Infrarotsignatur der Feuerkugel für Frühwarnsatelliten handeln kann – solcherlei Daten werden schon lange für die Analyse großer Boliden verwedet, wenn sie das US-Militär denn herausrückt. Die Gesamtenergie des Impakts wird nunmehr mit 440 kt TNT-Äquivalent angegeben, wovon der Feuerball etwa 90 als Licht abstrahlte. Der Durchmesser des Asteroiden ergibt sich jetzt (immer noch ziemlich grob) zu 18 m und seine Masse zu 11’000 Tonnen. Und die aus den mutmaßlichen Satellitendaten bestimmte Flugbahn des Boliden – und damit der der ursprüngliche Orbit des Asteroiden – passen gut zu entsprechenden Analysen aus den Videos vom Boden (die wohl beste tschechische, hier schon vor einer Woche beschrieben [„Analyse des Russen-Airbursts …“], ist übrigens auch hier ‚entdeckt‘ worden). Auch Artikel zur Unterbrechung der Meteoitensuche (erst wenige kg sind geborgen) und einem erwogenen Export-Stopp sowie der häufigen Fehl-Identifikation des Boliden durch Augenzeugen und die denkbare Vermarktung des Impakts.
Wird noch ein zweites Sonnenmaximum ’nachgereicht‘?
In einer ziemlich herum spekulierenden NASA-Story und einem der Thematik angemessen ungewöhnlich konfusen Video dazu wird der Vermutung Ausdruck verliehen, dass das Maximum des aktuellen Sonnenzyklus eine ausgeprägte Struktur mit zwei disjunkten Maxima bekommen könnte, wie sie – schwächer – auch mehrere voran gegangene zeigten. Das würde erklären, warum es mit der Sonnenaktivität wieder abwärts ging („Weiterer Verlauf des 24. Sonnenzyklus …“), nachdem bereits vor einem Jahr ein relativ scharfes Maximum erreicht war. Dass dem noch ein weiteres nachfolgt, womöglich erst 2014 oder gar 2015, scheint aber reine Spekulation zu sein. Auch ein nettes aktuelles Allsky-Aurora-Video und eine Galerie norwegischer Nächte.
Der umstrittene Vorgänger der SN 2011dh in M51 ist tatsächlich weg: Mit dem Hubble Space Telescope konnte gestern – das ist mal Publikations-Geschwindigkeit! – klar nachgewiesen werden, dass der gelbe Überriese, der exakt an der Position der Supernova gesehen worden war („Sieben Papers über die Supernova 2011dh …“), nicht mehr da ist. Also ist dies doch der Stern, der explodiert war, obwohl es doch so schöne Argumente dagegen gegeben hatte …
Komet PANSTARRS heute Abend, abermals von Jim Gifford aus Australien, 3 Sekunden mit Blende 5.6 und ISO 2000. Auch weitere Bilder vom 28. Februar hier, hier und hier (nochmal der irre NEAT-Vergleich) sowie vom 27. und 26. Februar (bestes Bild mit Landschaft bisher), plus Komet ISON heute sowie ein verwirrter Artikel. Ferner der größte Antarktis-Meteorit seit 25 Jahren mit 18 kg, die Bestimmung der Chelyabinsk-Meteoriten als LL5-Chondriten, etwas Physik zum Airburst und ein Tschechen-vergessender Bahn-Artikel – und Überlegungen zur Reaktion der Mars-Rover auf einen möglichen Kometen-Einschlag, dem russische Artikel hier und hier die tollsten Effekte andichten. [23:55 MEZ am 28. Februar – Ende]
Dritter – aber kurzlebiger – Van-Allen-Gürtel entdeckt
So sieht Komet PANSTARRS jetzt aus, aufgenommen in der gestrigen Abenddämmerung Westaustraliens von Jim Gifford mit 400 mm Brennweite, 4 Sekunden mit Blende 5.6 bei 5000 ISO (und von diesem Blogger kräftig im Konstrast gesteigert). Mit weniger Kameraaufwand macht der Komet allerdings viel weniger her, wie diese betrüblichen Ergebnisse eines anderen Australiers von heute Abend zeigen. [15:45 MEZ. NACHTRAG: noch mehr aktuelle Bilder und angeblich schon 2.6 mag. Helligkeit. Und, völlig irre: die hellen Kometen PANNSTARS & NEAT an derselben Stelle am Himmel, exakt 10 Jahre auseinander!] Auch nett: eine gestackte Version eines bekannten Videos vom Persistent Train eines Meteors und dem NEA 2012 DA14 in Erdnähe – und ein russischer Artikel über die andauernde Meteoritensuche im See, der die tschechische Videoanalyse immerhin erwähnt. [16:15 MEZ]
Was hat sich die Sonne denn dabei gedacht? Ein SOHO-Bild von heute Morgen 8:12 MEZ. Unterdessen beschreiben Beobachter in Neuseeland den Kometen PANSTARRS trotz Dämmerung und Vollmond als „very nice looking comet“ mit einem 1°-Staubschweif im Feldstecher; auch ein früheres Foto von dort, das entfernt an McNaught Anfang 2007 vor dem Perihel erinnert … [23:40 MEZ. NACHTRAG: ein aktuelles Foto aus NZ, Ähnlichkeit sogar noch größer – und 3. Größe offenbar erreicht]
Noch eine Stunde bis zur verrückten Mars-Pressekonferenz
des Dennis Tito („Will der erste ISS-Tourist jetzt um den Mars fliegen?“), der offenbar just for fun – und bewusst ohne jede Profit-Absicht und mit eigenem und Spender-Geld – Astronauten auf eine hektische Reise um den Mars herum und wieder zurück schicken will. Eine Webseite gibt’s schon, wo auch ein Webcast gestreamt werden soll. [18:00 MEZ] Ein Fact Sheet von „Inspiration Mars“ ist bereits da; auch weitere Vorberichte hier, hier und hier. [18:45 MEZ] Der Webcast läuft schon, wie auch ein Live-Blog zur PK. [18:55 MEZ]
Die PK wurde durch Miles O’Brien – ehemaliger CNN-Spaceman – eingeführt; gerade betont Tito, dass er nicht selber fliegen wird und dies nicht mal täte, wenn er 30 Jahre jünger wäre. Ein Mann & eine Frau sollen es sein, nach einem harten Auswahlverfahren. Es tweeten u.a. Jeff Foust und Douglas Messier. [19:05 MEZ. NACHTRAG: Das obige Video der Trajektorie – und des Mars-Anblicks vom Raumschiff aus – wurde von einem Co-Autor eines Papers zur Missionsplanung schon vor der PK veröffentlicht; den einen Weg gibt ja die Natur vor, danach ginge es erst wieder im Jahre 2031 so einfach …]
Tito erzählt, wie er auf ein Paper über Free-Return-Trajektorien zum Mars gestoßen war, mit 2018 als besonders günstiger Gelegenheit – dann zog er Experten heran, um die technische Machbarkeit einer Mission auszutesten; das entsprechende Paper wird am Sonntag auf einer Tagung präsentiert. Die Mission wird garantiert defizitär für ihn – aber seine Enkel werden ob der Inspiration „viel reicher“ sein … [19:15 MEZ] Das Geld für die Mission einzutreiben? „Not a real difficult problem,“ sagt Tito – bis Ende 2014 (so lange reicht sein eigenes Geld) soll die Finantierung stehen, erst dann wird Hardware eingekauft. Die interne Kostenschätzung will Tito nicht verraten, aber sie soll nicht interplanetar sondern mehr wie bei einer LEO-Mission aussehen. „No showstoppers“ in Sicht, und „now is the time“ – Applaus im Publikum. [19:20 MEZ]
In Sachen Hardware der Mission wird erst der Life Support diskutiert: Erfahrungen aus der Biosphere 2 sollen genutzt werden. [19:25 MEZ] Mit Space X hat man nur kurz gesprochen; mehrere Lösungen mit verschiedenen Firmen werden erwogen, u.a. mit zwei separaten Starts. Mit der NASA wird zumindest – bei bestimmten Details – zusammen gearbeitet. Und das Paper über die Mission ist da! [19:30 MEZ] Alles soll besonders einfach – und damit robust – gehalten werden, schließlich gibt’s kein Zurück nach dem Start. [19:40 MEZ] Die pychologischen Aspekte? Gute Auswahl des Pärchens und intensive Unterstützung während der Mission. Auch ein Foto des PK-Panels. [19:45 MEZ] In Q&A glaubt Tito, dass alles viel einfacher als zu Beginn von Apollo sei, weil es so heute viel mehr Erfahrung in Spacetech gäbe. Und einer ergänzt, die Strahlenbelastung kenne man ja nun dank Curiositys Messungen. Die Risiken verstehe man also gut – und die Crew werde konkret einverstanden sein. [20:10 MEZ] Tito: Das ist wie eine LEO-Mission, nur mit einem größerem Apogäum – deswegen werde es viel weniger als z.B. Apollo kosten. [20:30 MEZ] Ein Press Release, eine komplette Aufzeichnung der PK, ein vages NASA-Statement und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. [21:55 MEZ. NACHTRAG: mehr Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und die Idee ist schon sehr alt und immer wieder mal aufgetaucht]
So sieht der 9-Zöller auf der ISS die Erde: das erste – veröffentlichte – Bild des ISERV-Teleskops („Dieser 9.25″-Schmidt-Cassegrain wurde jetzt hinter einem ISS-Fenster installiert“), von einem mäandernden Fluss in Panama, aufgenommen am 16. Februar. [17:40 MEZ]
Fragmentierender Feuerball ein chinesischer Reentry?
„What is unusual about this sighting is that this fireball fragmented in mid-flight creating a ‚cluster‘ of fireballs that continued across the sky,“ schreibt die American Meteor Society über eine Feuerkugel, die heute Morgen über Louisiana & Texas gesehen wurde. Und schon gibt es die starke Vermutung, dass es sich um den Reetry der Oberstufe einer chinesischen CZ-4B handelt, die letzten Mai gestartet war. [16:25 MEZ. NACHTRÄGE: Das wäre dieser Fall gewesen – und ein Artikel] Und ein kleines ISON-Video aus Spanien von gestern. [17:30 MEZ]
Nordkorea hat seinen Satellitenstart offiziell angemeldet
bei der zuständige Stelle der Vereinten Nationen: Neue Informationen über den „Earth observation satellite for surveying crops, forest resources and natural disasters“ enthält das Dokument zwar nicht, aber es betont den nordkoreanischen Anspruch, dass es sich bei dem Unha-3-Start um ein rein ziviles Unterfangen handelte – was auch nüchterne westliche Experten so sehen. [16:25 MEZ]
Neuer Komet kommt Mars nahe, könnte sogar einschlagen
Noch ist die Bahn des erst im Januar entdeckten Kometen C/2013 A1 (Siding Spring) ziemlich ungenau, aber sie führt wohl ziemlich nahe an den Mars heran, im Oktober 2014: Zumindest könnten dort operierende Raumsonden etwas Spannendes zu sehen bekommen, und auch ein Impakt ist nicht ausgeschlossen – bei dem es eine gewaltige Explosion und einen substanziellen Krater geben würde, ist die Kometenbahn doch retrograd. Aber erst mal kommt ISON, und für den koordiniert die NASA eine Kampagne für systematische Beobachtungen; auch ein Artikel über PANSTARRS & ISON: „Panstarrs ist die Vorband und ISON der Knüller“. [0:05 MEZ am 26. Februar] Das Mars-Phänomen wurde auch von Bloggern hier und hier [NACHTRAG: und hier] entdeckt; leider würde ein Impakt auf der ‚Rückseite‘ des Planeten erfolgen. Und eine weitere PANSTARRS-Vorschau mit 2 mag. Maximums-Erwartung, in 12 Tagen. [16:10 MEZ] Die Impaktwahrscheinlichkeit von Siding Spring auf dem Mars liegt im Augenblick bei grob 1:7000: Dies liefert der JPL-Horizons-Rechner, der eine nominelle Vorbeiflugdistanz von 105’000 km vom Marszentrum, eine maximale von 1,2 Mio. km und eine minimale von 0 km liefert – Dank an Jon Giorgini für die Erklärung des entsprechenden Tools. [23:35 MEZ]
Eine spektakuläre Feuerkugel vor 10 Tagen („Eine Feuerkugel über Kalifornien ungefähr -20. Größe“) ging nach einer ersten Auswertung auf den Frontalzusammenstoß der Erde mit einem vielleicht 1 m großen Kometenkern zurück: Nur so sei die enorme Eintrittsgeschwindigkeit von 72±6 km/s zu erklären, die sich aus Daten eines Video-Kamera-Netzes ergibt. Bereits in 146 km Höhe hatte der Meteor zu leuchten begonnen, ein Rekord für diese Kameras, und den Boden hat sicher nichts erreicht.
Die „schnellsten“ Meteoriten, die je eingesammelt wurden, waren dagegen 77 Bruchstücke, die eine andere Feuerkugel über Kalifornien im April 2012 hatte fallen lassen und die dank der Auswertung von Wetterradar sehr schnell eingesammelt wurden (bisher 943 Gramm): Ein 2 bis 4 m großer Asteroid aus dem Hauptgürtel – vielleicht aus der Eulalia-Familie – war mit 28.6 km/s in die Atmosphäre eingetreten, strahlte in ca. 55 km am hellsten und explodierte in 48 km Höhe mit einer Äquivalentenergie von grob 4 kt TNT. Die Meteoriten identifizieren ihn als kohligen Chondriten des Typs CM, aber mit einer sehr diversen Mineralogie, die auf eine komplexe Vorgeschichte hinweist (Jenniskens & al., Science338 [21.12.2012] 1583-7; Ames = SETI Inst., AMNH, UC Davis Releases, CT-Scan-Video, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier).
Immer noch Partikel in der Bahn von P/2010 A2 (LINEAR)
zeigt diese Keck-Aufnahme dieses „Aktiven Asteroiden“ im Roten vom 14. Oktober 2012, 3 1/2 Jahre nach der plötzlichen Staubfreisetzung von seiner Oberfläche (siehe ISAN 122-7) – was auch immer deren Mechanismus war; die Deutungen reichen von einer Asteroidenkollision über einen von seiner eigenen Rotation zerrissenen Asteroiden bis zu einem aktiv gewordenen „Hauptgürtelkometen“. Der Strahlungsdruck der Sonne hat nur noch die größten Teilchen > 3 mm zurück gelassen, aus denen sich die freigesetzte Masse auf 500’000 Tonnen abschätzen lässt, ~1/10 des Körpers („n“) selbst. Nennenswert zum Zodiakalstaub tragen dergleichen Ereignisse nicht bei.
Warum Kometen in der Sonnenkorona im EUV leuchten – erst war es der Komet C/2011 N3 (SOHO; siehe ISAN 155-7), dann C/2011 W3 (Lovejoy) gewesen, die der Satellit SDO überraschenderweise in extremer Sonnennähe im Extremen UV leuchten sah – scheint inzwischen verstanden zu sein: Die Sonnenhitze lässt rasant Moleküle sublimieren, die dann von der Strahlung gleich photodissoziiert und ionisiert werden. Vor allem Sauerstoff- und Eisenatome sorgen dann für die intensive Emission, die sich sogar gegen die Sonnenkorona durchsetzen kann, wo diese Linien normalerweise nicht vorkommen.
Opportunity hat ihr zehntes Jahr auf dem Mars begonnen
(denn die Landung – siehe Artikel 830 – war vor 9 Jahren gewesen): Der unverwüstliche Rover ist inzwischen 35.5 km weit gekommen und immer noch in guter Gesundheit, auch wenn die Garantie schon 2004 abgelaufen war … Derzeit beschäftigt sich Opportunity mit Aufschlüssen am Rande des 22-km-Kraters Endeavour, die aus einer feuchteren Epoche stammen könnten, mit weniger saurem Wasser als bei den bisherigen Entdeckungen des Rovers.
Curiositys erster nächtlicher Einsatz der Armkamera MAHLI ist am 22. Januar absolviert worden: Nur beleuchtet von Rover-eigenen LED-Lampen lässt sich gezielt Mineralogie betreiben, indem von Weißlicht auf UV umgeschaltet wird. Unterdessen mehren sich nach der Analyse von Aufnahmen des MRO die Indizien, dass der Ziel-Berg Curiositys Aeolis Mons nur ein Riesenhaufen im Gale-Krater angewehten Staubes ist und nicht etwa die erhofften Sedimente eines ehemaligen Sees – vielleicht ist das Gesamtbild aber auch komplizierter (Science 21.12.2012 S. 1522).
Einstieg der NASA bei Euclid-Mission der ESA perfekt
Erkenntnisse über die erste Stufe von Nordkoreas Unha 3
dank ihrer Bergung durch Südkorea nach dem Satellitenstart im Dezember sind publik geworden: Danach hat sie vier Vernier-Düsen zur Stabilisierung des Fluges, und es konnten einzelne Elektronik-Teile als kommerzielle Produkte aus dem Ausland identifiziert werden – aber ob Nordkorea insgesamt nennenswerte Hilfe aus dem Ausland hatte, ist weiter unklar (weitere Meldungen, Bilder und Diskussionen hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier). Südkorea hat derweil seinen nächsten Startversuch für den 30. Januar angesetzt.