Posts Tagged ‘Koronas-Foton’

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

28. Februar 2010

Das Zentrum der Großen Magellanschen Wolke aus Sicht von Herschel und Spitzer, wobei der erstere IR-Satellit bei 250 µm (hier der Rotkanal) warmen Staub beisteuerte, während Spitzer bei 4.5 und 24 µm (blau bzw. grün) Stern bzw. die Bildung massereicher solcher zeigt. Die Herschel-Beobachtungen erfolgten im Rahmen eines Heritage-Programms, das detaillierte Zusammenhänge zwischen Staub und Sternentstehung aufdecken soll. (Herschel Blog 28.2.2010)

Satellit Planck schon bei der zweiten Durchmusterung der Kosmischen Hintergrundstrahlung

Am 14. Februar war der – zusammen mit Herschel gestartete – europäische Kosmologiesatellit mit der ersten kompletten Aufnahme des Himmels im Radiobereich fertig geworden und hatte sofort mit der zweiten begonnen, die in sechs Monaten komplett sein sollte: Damit wäre die Primärmission erfüllt. Planck ist aber so sparsam mit seinem Kühlmittel umgegangen, dass noch zwei weitere Komplettbilder der Kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung möglich sein sollten, die die ESA auch schon genehmigt hat. Mit viermal demselben Bild lässt sich besser nach systematischen Störeffekten suchen, was wiederum eindeutigere kosmologische Aussagen verspricht. (Planck Blog 28.2.2010)

Russland erwägt des Bau eines neuen Sonnen-Satelliten der Koronas-Serie, nachdem Koronas-Foton allzu schnell ausgefallen war („Sonnensatellit …“). Die Entwicklungsarbeit für den neuen Koronas könnte mit den nun eingesparten Mitteln für den Betrieb des kaputten finanziert werden, doch für den Bau – und einen Start um 2014 – wäre mehr erforderlich. (Russian Space Web Update Februar 2010) NACHTRAG: Komplett aufgegeben hat man Koronas-Foton aber noch nicht, hieß es im März. NACHTRAG 2: Aber im April war’s dann so weit.

Der Saturnmond Janus, zwischen Ringen und Rhea: Auf diesem Ausschnitt aus einer Cassini-Aufnahme vom Nov. 2009 ist der kleine Mond hinter den Ringen kaum zu erkennen und steht zugleich vor Rhea – letzterer Mond wird übrigens am 2. März angeflogen – Minimalabstand nur 100 km! – und schon am nächsten Tag die kleine Helene mit 1800 km Abstand. (CICLOPS Release 26.2.2010)

Das Deep Space Network der NASA wird allmählich modernisiert

An Stelle der drei alten 70-m-Schüsseln für die Kommunikation mit fernen Raumsonden wird bis 2025 eine neue Generation von 34-m-Antennen des „beam wave guide“-Typs treten, die flexibler eingesetzt werden können. In der ersten Phase des Projekts entstehen in der DSN-Station von Canberra drei dieser Antennen bis 2018: Man beginnt in Australien, weil die Deklinationen aller in nächster Zeit relevanten Planeten in den kommenden Jahren weit nach Süden driften. (JPL Release, Planetary Society Blog 25.2.2010) NACHTRAG: Zuerst wird aber mal die alte 70-m-Schüssel von Goldstone auf Vordermann gebracht. NACHTRAG 2: noch’n Artikel zu den diversen Upgrades.

3D-Marsbilder aus 3D-Aufnahmen mit Photoklinometrie alias „shape from shading„: Nur durch Analyse von Hell und Dunkel bei bekanntem Sonnenstand kann man ein Geländemodell erzeugen – und so z.B. ein berühmtes MRO-Bild eines Lawinenabgangs auf dem Mars in 3D-Versionen verwandeln. (Universe Today 25.2.2010. Und Cosmic Log über den Planungsstand für Mars Sample Returns)

Der allerletzte Test eines Space-Shuttle-Boosters fand am 25. Februar in Utah statt: Es war der 52., seit das Testprogramm 1977 begann. 258 Instrumente maßen dabei 43 verschiedene Parameter, um auch die Sicherheit der letzten vier Shuttle-Starts sicher zu stellen. Der 123-Sekunden-Test war ein weiteres von vielen „lasts“ des Shuttle-Programms, die in diesen Monaten abgehakt werden. (NASA Behind the Scenes 25.2.2010. Und Spaceflight Now 26. und 24.2.2010 zum Status der Startvorbereitungen der 1. Falcon 9)

Zwei „Flagschiffe“ zur Demonstration neuer Technologien für die bemannte Raumfahrt

mittels unbemannter Planetenmissionen könnte die NASA schon ab Ende 2011 bauen und um 2014 zum Mond (ein in Echtzeit ferngesteuerter Rover) und zu einem Asteroiden o.ä. starten – wenn sich der aufmüpfige Kongress mit dem neuen Kurs anfreunden kann. Jede dieser Missionen, denen weitere folgen sollen, würde zwischen 400 Mio. und 1 Mrd.$ kosten und sicher auch etwas Wissenschaft mit abwerfen. Andere Technologietester würden sich mit autonomem Andocken, Betankung im Weltraum, Präzisionslandung, Nutzung auf Himmelskörpern vorhandener Ressourcen und aufblasbaren Habitatmodulen usw. beschäftigen, wobei letztere an die ISS angedockt werden könnten. Zusätzlich gäbe es laut den am 22.2. ergänzten NASA-Budget-Dokumenten noch eine ganze Serie von schnellen Test-„Scouts“ für nur 100 bis 200 Mio.$ pro Flug. Und das aufgelöste „Institute for Advanced Concepts“ würde wiederbelebt. (Spaceflight Now 22., The Launch Pad, Space Politics, New Scientist 23., San Francisco Chronicle 24.2.2010)

Dürfen DLR und OHB In-Orbit-Servicing von Satelliten ausprobieren? Noch ist die „Deutsche Orbitale Servicing Mission“ (DEOS) nicht genehmigt, aber OHB ist schon mal aus Hauptkontraktor dieses Experimentalsatelliten ausgewählt, bei dem sich zwei Satelliten trennen und dann einer den anderen wieder einfängt und zum Eintritt in die Erdatmosphäre zwingt. (OHB PM, Space News 24.2.2010, Tagesspiegel 17.7.2008. Und Discovery 25.2.2010 zu ähnlichen NASA-Plänen) NACHTRAG: noch mehr zum zweiten Projekt.

Astronomie über der Erde kompakt

21. Dezember 2009

SOFIA erstmals mit offener Klappe geflogen!

Erst wurde das riesige Tor vor dem Teleskop der fliegenden Sternwarte SOFIA bei einem Testflug am 14. Dezember nur 1/10 geöffnet, am 18. Dezember aber komplett: Wie man sieht, war der Teleskopspiegel selbst dabei eingepackt, und die Klappe blieb auch nur 2 Minuten lang offen – aber das reichte als Bestätigung, dass der betagte Jumbojet mit der ungewöhnlichen Situation klar und es zu keinen bedenklichen Luftturbulenzen kommt. Das Teleskop hatte übrigens vor 5 Jahren schon mal in den Himmel schauen dürfen (siehe Artikel 941 Kurzm. 2) – aber vom Boden aus. (NASA Release 18., Status 14., Aviation Week 11.12.2009) NACHTRAG: noch ein sehr spätes Science@NASA. NACHTRAG 2: ein Paper über die hochkomplizierte Planung der Flugroute während Beobachtungen.

Meilensteine für das James Webb Space Telescope im Jahre 2009 umfassten Tests am ersten der 18 Segmente des Hauptspiegels und die Critical Design des Review der Teleskopoptik; der Start ist weiter für 2014 geplant. (Northrop Grumman Release 16.12.2009)

Neuartiges Satellitenkonzept für Korona-Beobachtung wird im Labor getestet

Bei der ESA-Misison PROBA-3 soll zum ersten Mal ein Koronograph im Weltraum entstehen, bei dem die Abdeckung der Sonne durch einen 2. Satelliten bewerkstelligt wird: Dieses Konzept wird nun im Rahmen der StarTiger („Space Technology Advancements by Resourceful, Targeted and Innovative Groups of Experts and Researchers“) innerhalb von 6 Monaten am Boden getestet werden. Ziel ist ein funktionierender „giant external coronagraph“ in einem Cleanroom, der die geplanete Weltraumversion – mit 150 m Abstand der Satelliten voneinander – maßstabsgerecht verkleinert. (ESA Release 11.12.2009)

Sonnensatellit Koronas-Foton verloren? Der vor knapp einem Jahr gestartete russische Forschungssatellit (siehe ISAN 81-10) war schon bald in technische Schwierigkeiten geraten, die im Dezember eskaliert sind – inzwischen ist der Funkkontakt abgerissen, und heute schlug ein Versuch fehl, mit Koronas-Foton zu kommunizieren. (Russian Space Web; Raumfahrer.net 14.12.2009) NACHTRAG: Da kommt ein Paper über indische Nutzlasten auf dem Satelliten wohl etwas spät …

„Silicon Pore Optics“ als Zukunft der Röntgenastronomie

Für die nächste Generation großer Röntgensatelliten – z.B. das für etwa 2020 erhoffte International X-ray Observatory (IXO) von ESA, NASA und JAXA – wird schon jetzt an einer neuartigen fokussierenden Optik geforscht: Bei solchen „Silicon Pore Optics“ dringen die Röntgenquanten durch winzige Öffnungen in zahlreiche Siliziumlagen ein, die wie in der Halbleitertechnik gefertigt werden. Die 20-fache Sammelfläche und die dreifache Auflösung gegenüber dem XMM-Satelliten werden könnten so erreicht werden. (ESA Release 21.12.2009) NACHTRAG: eine IXO-Tagung.

Seit 10 Jahren ist XMM Newton schon im Weltraum: Der ESA-Röntgensatellit startete am 10.12.1999 und hat quasi im Tandem mit dem kurz vorher gestarteten Chandra X-ray Observatory der NASA das Feld massiv vorangebracht. (ESA Releases 10., 9., Univ. of Leicester Release 8.12.2009) NACHTRAG: Das muss gefeiert werden!