Posts Tagged ‘Meteoriten’

Ein 1-Meter-Komet zerplatzte über Kalifornien

27. Januar 2013

Eine spektakuläre Feuerkugel vor 10 Tagen („Eine Feuerkugel über Kalifornien ungefähr -20. Größe“) ging nach einer ersten Auswertung auf den Frontalzusammenstoß der Erde mit einem vielleicht 1 m großen Kometenkern zurück: Nur so sei die enorme Eintrittsgeschwindigkeit von 72±6 km/s zu erklären, die sich aus Daten eines Video-Kamera-Netzes ergibt. Bereits in 146 km Höhe hatte der Meteor zu leuchten begonnen, ein Rekord für diese Kameras, und den Boden hat sicher nichts erreicht.

Die „schnellsten“ Meteoriten, die je eingesammelt wurden, waren dagegen 77 Bruchstücke, die eine andere Feuerkugel über Kalifornien im April 2012 hatte fallen lassen und die dank der Auswertung von Wetterradar sehr schnell eingesammelt wurden (bisher 943 Gramm): Ein 2 bis 4 m großer Asteroid aus dem Hauptgürtel – vielleicht aus der Eulalia-Familie – war mit 28.6 km/s in die Atmosphäre eingetreten, strahlte in ca. 55 km am hellsten und explodierte in 48 km Höhe mit einer Äquivalentenergie von grob 4 kt TNT. Die Meteoriten identifizieren ihn als kohligen Chondriten des Typs CM, aber mit einer sehr diversen Mineralogie, die auf eine komplexe Vorgeschichte hinweist (Jenniskens & al., Science 338 [21.12.2012] 1583-7; Ames = SETI Inst., AMNH, UC Davis Releases, CT-Scan-Video, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier).

2010A2

Immer noch Partikel in der Bahn von P/2010 A2 (LINEAR)

zeigt diese Keck-Aufnahme dieses „Aktiven Asteroiden“ im Roten vom 14. Oktober 2012, 3 1/2 Jahre nach der plötzlichen Staubfreisetzung von seiner Oberfläche (siehe ISAN 122-7) – was auch immer deren Mechanismus war; die Deutungen reichen von einer Asteroidenkollision über einen von seiner eigenen Rotation zerrissenen Asteroiden bis zu einem aktiv gewordenen „Hauptgürtelkometen“. Der Strahlungsdruck der Sonne hat nur noch die größten Teilchen > 3 mm zurück gelassen, aus denen sich die freigesetzte Masse auf 500’000 Tonnen abschätzen lässt, ~1/10 des Körpers („n“) selbst. Nennenswert zum Zodiakalstaub tragen dergleichen Ereignisse nicht bei.

Warum Kometen in der Sonnenkorona im EUV leuchten – erst war es der Komet C/2011 N3 (SOHO; siehe ISAN 155-7), dann C/2011 W3 (Lovejoy) gewesen, die der Satellit SDO überraschenderweise in extremer Sonnennähe im Extremen UV leuchten sah – scheint inzwischen verstanden zu sein: Die Sonnenhitze lässt rasant Moleküle sublimieren, die dann von der Strahlung gleich photodissoziiert und ionisiert werden. Vor allem Sauerstoff- und Eisenatome sorgen dann für die intensive Emission, die sich sogar gegen die Sonnenkorona durchsetzen kann, wo diese Linien normalerweise nicht vorkommen.

Opportunity hat ihr zehntes Jahr auf dem Mars begonnen

(denn die Landung – siehe Artikel 830 – war vor 9 Jahren gewesen): Der unverwüstliche Rover ist inzwischen 35.5 km weit gekommen und immer noch in guter Gesundheit, auch wenn die Garantie schon 2004 abgelaufen war … Derzeit beschäftigt sich Opportunity mit Aufschlüssen am Rande des 22-km-Kraters Endeavour, die aus einer feuchteren Epoche stammen könnten, mit weniger saurem Wasser als bei den bisherigen Entdeckungen des Rovers.

Curiositys erster nächtlicher Einsatz der Armkamera MAHLI ist am 22. Januar absolviert worden: Nur beleuchtet von Rover-eigenen LED-Lampen lässt sich gezielt Mineralogie betreiben, indem von Weißlicht auf UV umgeschaltet wird. Unterdessen mehren sich nach der Analyse von Aufnahmen des MRO die Indizien, dass der Ziel-Berg Curiositys Aeolis Mons nur ein Riesenhaufen im Gale-Krater angewehten Staubes ist und nicht etwa die erhofften Sedimente eines ehemaligen Sees – vielleicht ist das Gesamtbild aber auch komplizierter (Science 21.12.2012 S. 1522).

Einstieg der NASA bei Euclid-Mission der ESA perfekt

Während die europäische Weltraumbehörde den Satelliten und seine Instrumente baut, wird die NASA gemäß einem MoU 20 Detektoren für das infrarote liefern, wofür sich im Gegenzug 40 weitere US-Astronomen zu den 1000 überwiegend europäischen im Euclid Consortium gesellen dürfen. Der Start des Satelliten ist nun für das Jahr 2020 geplant, während WFIRST der NASA kaum vor 2025 hoch kommen dürfte. [NACHTRAG: U. Penn Release zu Beiträgen]

Der NEOSSat ist in Indien angekommen, wo der kleine Asteroiden- und Raumschrott-Jäger als eine von mehreren Sekundärnutzlasten des nächsten PSLV starten soll – was laut Auskunft eines Beobachters der dortigen Raumfahrt-Szene nunmehr am 18. Februar passieren soll [NACHTRAG: ein kanadisch-patriotisches Werbe-Video mit wenig technischen Details].

Erkenntnisse über die erste Stufe von Nordkoreas Unha 3

dank ihrer Bergung durch Südkorea nach dem Satellitenstart im Dezember sind publik geworden: Danach hat sie vier Vernier-Düsen zur Stabilisierung des Fluges, und es konnten einzelne Elektronik-Teile als kommerzielle Produkte aus dem Ausland identifiziert werden – aber ob Nordkorea insgesamt nennenswerte Hilfe aus dem Ausland hatte, ist weiter unklar (weitere Meldungen, Bilder und Diskussionen hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier). Südkorea hat derweil seinen nächsten Startversuch für den 30. Januar angesetzt.

Feiste Fleckengruppe ‚droht‘ mit fetten Flares

10. Mai 2012

Die Sonne am 9. Mai, aufgenommen in Weißen Licht vom SDO-Satelliten, aber die Aktivitätsregion 1476 ist auch schon auf simplen Fotos auffällig. Kaum auf der Sonnenscheibe angekommen, sorgte das Aktivitätsgebiet für viele Flares der M-Klasse, im Röntgenlicht ziemlich auffällig. Wird die AR 1476 wohl einen X-Flare zünden, wenn sie genau „richtig“ in der Sonnenmitte steht?

Reichlich Meteoriten vom kalifornischen Feuerball gefunden haben diverse Suchaktionen nach dem Boliden vom 22. April: Dieses NASA-Video beginnt mit einer ungewöhnlichen Aktion per Luftschiff, die auch lokale TV-Berichte und Artikel feiern – aber ob sie zu irgendeinem der Funde führte, wird nicht verraten. Zu Fuß geht’s jedenfalls! NACHTRÄGE: noch ein NASA Feature zum Video und ein ASU Press Release und Berkeley News zu den Meteoriten.

Das infrarote Glühen der Nachtseite der Venus ist wieder von einem Amateur gesehen worden, schwächer als 2009 aber mit denselben Strukturen, während es keine seriösen Bilder vom Aschgrauen Licht gibt, wie immer. Noch bestehen Chancen, aber die Venus stürzt Richtung Sonne und dürfte um den 25. Mai vom Himmel verschwinden. Bis sie beim Transit am 6. Juni auf andere Weise wieder auftaucht.

„Goldrausch“ in Kalifornien: Meteoriten-Jagd …

27. April 2012

Rund 15 Gramm Meteoriten von großen Boliden des 22. April sind bisher von mehreren Personen aufgelesen worden – in einem rauhen Landstrich Kaliforniens, der einst Ausgangspunkt des Goldrausches ab 1848 gewesen war. Offiziell getauft sind die Meteoriten noch nicht, die schon als „Sutter’s Mill“, „Lotus“ oder „Coloma“ beschrieben wurden: weitere Artikel über die Suchaktionen auch hier (mit nettem Video) und hier (nochmal). Und oben der Ausriss eines Flugblatts des SETI-Instituts, das erste Fundstücke zeigt und Tipps zum sorgfältigen Einsammeln gibt: Beim Anklicken wird’s groß und ganz. [NACHTRAG: weitere Berichte hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.] Ein perfekt passendes historisches Kuriosum noch: Vor genau 100 Jahren schlug ein Meteorit in ein Haus in Kiel ein und wurde auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen – einer von nur einer Handvoll bekannter Fälle in Deutschland. Der „Kiel“ ist jetzt im Museum der lokalen Uni – und das Dachblech, das er durchschlug, wurde auch sicher gestellt (Seiten 8-10) …