Noch mehr Enceladus-Bilder vom 30. November im Zusammenhang mit dem engen Vorbeiflug, mit ungewöhnlicher Beleuchtung. Die Hinweise auf flüssiges Wasser im Inneren des kleinen Saturnmonds untermauern übrigens weitere Modellrechnungen – und wieder andere Rechnungen erklären seine Wärmequelle mit Gezeiten plus leichter Libration.
Rhea ohne Ring – aber mit Sauerstoff/CO2-Atmosphäre
Während neue tiefe Aufnahmen der Cassini-Kamera die These von einem kleinen Ringsystem um diesen Saturnmond inzwischen arg in Frage stellen (womit die gemessenenTeilcheneffekte um so mysteriöser erscheinen; auch sie waren nicht reproduzierbar), wartet Rhea nun mit einer extrem dünnen Atmosphäre – besser wohl: Exosphäre – aus Sauerstoff und Kohlendioxid auf. Während der Sauerstoff leicht durch aus der Oberfläche aus Wassereis herausgeschlagene Moleküle erklärt werden kann, müssen für das C02 komplexere chemische Prozesse angenommen werden. Und die Vielfalt der Saturnmonde ist wieder reicher geworden – zumal es eine Sauerstoff-reiche Atmosphäre im Sonnensystem sonst nur bei der Erde gibt. (JPL Release 29., New Scientist Blog, BdW 26.11.2010 zur Atmosphäre, Planetary Society Blog 12.10.2010 zum Ringproblem)
Die Saturnmonde beeinflussen gegenseitig ihre Oberflächen durch Austausch von Material untereinander sowie mit bestimmten Ringen, wobei das Saturnmagnetfeld auch noch eine gewichtige Rolle spielt: Nach Jahren unzähliger Cassini-Beobachtungen formt sich allmählich ein schlüssiges Bild, das so manchen rätselhaften Aspekt der einzelnen Körper verstehen hilft. So könnte das kuriose Temperaturmuster auf Mimas auf eine ungleichmäßige „Bestrahlung“ der Oberfläche durch energiereiche Elektronen zurück gehen. Und ein äquatoriales Fleckenmuster auf Rhea würde zumindest zu einem ehemaligen Ring o.ä. passen, der vor nicht allzulanger Zeit auf die Oberfläche gestürzt ist. (Cassini Release 7.10.2010)
Massenweise Produktion komplexer organischer Chemie in der oberen Atmosphäre des Titan
ist zu erwarten, dank freien Zugangs für UV-Photonen und energiereiche Teilchen von der Sonne: Das legen Laborversuche in Frankreich nahe, bei denen unter halbwegs realistischen Bedingungen Aerosole wachsen durften, die dann spektroskopiert wurden. Mehrere tausend verschiedene komplexe organische Verbindungen waren da zu finden, darunter alle 5 Nukleotidbasen von DNS und RNS und die zwei einfachsten Aminosäuren. Damit dürfte die Titanatmosphäre ein wahres Reservoir an präbiotischer Chemie sein (was direkt nachzumessen Cassini leider die Instrumente fehlen) – und auch auf der Erde könnte man sich vorstellen, dass wichtige Vorstufen des Lebens hoch in der Atmosphäre entstanden und dann auf den Boden regneten. (Univ. of Arizona News 7.10.2010. Auch ein EPSC Release zu Wolken-Trends auf Titan, Cassini League-Artikel zu Chemie im Saturn selbst, die durch Gewitter angetrieben wird, und ein JPL-Release zu merkwürdigen Trends bei der Wärmeabstrahlung Saturns)
Dynamik der Saturnringe auch ein Modell für andere Astronomie wie die Physik protoplanetarer Scheiben oder die Spiralbildung in Galaxien: Der Titan z.B. verursacht durch seine leicht geneigte Bahn umlaufende dreidimensionale Wellen (was bei entstehenden Planetensystemen Parallelen haben dürfte), während komplizierte Muster auch ganz von sich aus durch die Schwerkraftwirkung der Ringteilchen untereinander entstehen können, so am Rande des B-Rings. Und das hat gewisse Parallelen zu den Dichtewellen, die Spiralgalaxien ihre Arme geben. (Wired 4.10.2010 zu den Titan-Effekten, Cassini Release 1.11.2010 zu den ‚galaktischen‘ Effekten. Und allgemeine Gedanken zu den Erkenntnissen über die Ringe und den Fortgang der Cassini-Mission von der Kamera-Frau)