Die neue 2018-er Marsmission wird sowas wie der LRO
Für den Lunar Reconnaissance Orbiter hatten sich die Wissenschafts- und Human Spaceflight auch zusammen getan und eine „strategische Mission“ entwickelt, die ‚eigentlich‘ neue bemannte Landungen vorbereiten helfen und gleichzeitig Wissenschaft betreiben sollte: Genau so solle man sich auch die jetzt geplante 2018-er Marsmission vorstellen, hieß es weiter auf der NASA-Telecon. Man habe „still a science-driven motivation“, müsse aber einen Schritt zurück gehen, weil eine Sample Return Mission und selbst Vorbereitungen dafür wie das Einsammeln von Steinen einfach zu teuer kämen. Vielleicht in 20 Jahren könne er sich das vorstellen, so der neue Wissenschafts-Administrator John Grunsfeld. Für 2018 aber habe man NASA-seitig gerade mal das Budget einer Mission der Discovery-Klasse zur Verfügung, zusammen mit den Beiträgen von der bemannten Seite vielleicht so viel wie für eine New-Frontier-Mission irgendwo zwischen MAVEN, Odyssey und MRO.
Was man da draus wohl machen könne, darüber werden schon viel diskutiert, und auch auf wissenshcfatlichen Tagungen der nächsten Monate werde man Meinungen aus der Wissenschaft einholen. Zusammen mit dem Wunschkatalog aus dem bemannten Programm sei dann bis zum Sommer ein Plan zu erwarten. Und – hier wurde Grunsfeld dann doch ein wenig zu pathetisch – wenn man in 30 Jahren auf diese Tage zurück schauen werde, dann würden die jetzt so beklagten Entscheidungen des Jahres 2012 als „the pivotal moment“ erscheinen, der der Menschheit den Weg zum Mars „and the rest of the solar system“ geebnet habe. Wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, musste Grunsfeld allerdings auch zugeben, dass sich die NASA-Wissenschaft bis auf Weiteres nicht einmal eine weitere Flagship-Mission leisten könne und insbesondere die von der letzten Decadal Survey angemahnten Missionen ins äußere Sonnensystem nicht, wo Juno ohne Nachfolger bleiben dürfte. Wenn allerdings eines Tages das Budget wieder da sein, dann wäre man – dank weiter auf kleiner Flamme laufender Technologieforschung – bereit. [23:10 MEZ – Ende]
Wie das neue „integrierte“ Marsprogramm aussehen mag
Das wurde auch auf den ersten beiden Telecons zur bemannten Raumfahrt und Weltraumforschung nicht wirklich klar, aber es soll offensichtlich eine Serie preiswerter Marsmissionen entwickelt werden, die von der Planetenforschung gewünschten wissenschaftlichen Fragestellungen nachgehen und gleichzeitig Technologien testen können, die irgendwann mal für eine bemannte Mission nötig wären. Diese beiden Anforderungen wären „surprisingly well aligned“, hieß es, und „exploiting commonalities“ sei kein Problem. Bereits das energetisch besonders günstige Startfenster 2018 zu nutzen, ein „sweet spot“, sei dabei „highly desirable“, und 2020 sei auch sehr gut. Ausländische Partner an Bord zu holen, sei dabei wünschenswert, denn das könne die – offenbar mit NASA-Mitteln allein eher simpel gestrickte – Mission „more feature-rich“ machen. Also wieder mal mit der ESA verhandeln, die sich sicher schon riesig freut … [22:45 MEZ]
Der Planetary Society gefällt das alles gar nicht …
… wie einer bösen Presseerklärung dieses Planeten-Fanclubs zu entnehmen ist: „The U.S. Administration is proposing a budget for Fiscal Year 2013 that would force NASA to walk away from planned missions to Mars, delay for decades any flagship missions to the outer planets, and radically slow the pace of scientific discovery, including the search for life on other worlds. NASA’s planetary science program is being singled out for drastic cuts, with its budget dropping by 20 percent, from $1.5 billion this year to $1.2 billion next year. The steep reductions will continue for at least the next five years — if the Administration’s proposal is not changed. This would strike at the heart of one of NASA’s most productive and successful programs over the past decade.“ Weitere erste Einschätzungen der Lage in Artikeln hier und hier. Jetzt beginnen die Telecons zu den diversen Themenfeldern; die Wissenschaft kommt um 22:30 MEZ an die Reihe. [21:35 MEZ]
Der Grund für den NASA-Ausstieg aus dem ExoMars-Projekt
wird endlich klarer: Unter angemessen harter Befragung wartete Bolden auf der PK mit der Erklärung auf, dass insbesondere der 2018-er Rover von den Kosten her eine Flagship-Mission gewesen wäre – ebenso wie MSL und JWST. Und dass man sich in der gegenwärtigen fiskalen Landschaft einfach kein neues Milliardenprojekt mehr leisten könne. So solle nun stattdessen über Missionen der Mittelklasse nachgedacht werden, die trotzdem die Aufgaben von ExoMars übernehmen könnten: Wie das wohl möglich sein sollte, dazu hatte er allerdings nichts zu sagen, doch seit Wochen beobachte er angeregte Diskussionen darüber. Auf eine spätere Nachfrage weigerte sich Bolden strikt, auch nur eine denkbare Mission zu benennen: Man möge bitte ein paar Monate – nicht Jahre – warten, bis sich die Experten (darunter auch europäische) etwas ausgedacht hätten. Auf die andere im Raum stehende Frage, welchen Flurschaden konkret die enormen Kostenüberschreitungen beim JWST hinterlassen hätten, konnte oder wollte Boden gar nicht anworten. [21:00 MEZ]
Die Werbeveranstaltung für den Budget Request läuft noch …
… auf der Pressekonferenz: Erst gab’s ein langes Video, dann eine Ansprache des NASA-Chefs (der das „neue“ Marsprogramm geheimnisvoll als ein „integrales“ beschrieb, bei dem Planetenforscher, bemannte Raumfahrt und Technologen zusammen Großes schaffen sollten, mit der ersten Mission schon ab 2018) und schließlich eine lange Übersicht der Pläne anhand dieser 27 Folien, die eine gahz gute Zusammenfassung bieten (im Gegensatz zum knappen Press Release). Jetzt hat Frage und Antwort begonnen, mit der ersten Frage gleich zur Mars-Krise: Bolden behauptet, da sei eine völlig neue Strategie (nicht nur eine neue Mission) in der Pipeline. [20:45 MEZ]
Der Schlüssel-Paragraph in Sachen NASA & Mars ab 2016
findet sich auf PDF-Seite 141 bzw. Dokument-Seite PS-40 (Hervorhebungen durch den Blogger): „After 2013 MAVEN, the Mars Exploration program is working towards defining future missions that will build upon scientific discoveries from past missions and incorporate the lessons learned from previous mission successes and failures. NASA is terminating further activity on the formulation activity for the NASA/ESA ExoMars Trace Gas Orbiter 2016 (EMTGO) mission and planning for the previous NASA/ESA Mars 2018 mission concept. NASA remains committed to an ongoing Mars Exploration program of robotic exploration missions in support of an integrated strategy of scientific and human exploration, and intends to work with the science community and our international partners in the formulation of a restructured mission.“
Das alte gemeinsame – und bereits mehrfach umgestrickte – ExoMars-Programm mit dem 2016-er Orbiter und 2018-er Rover ist also am Ende, die Marsforschung aber nicht. Das 2016-er Startfenster will man offenbar ungenutzt lassen, aber auf der nächsten Seite heißt es, man „will look to take advantage of the favorable relative location of Mars and Earth in 2018 and 2020, with pathway options for missions later in the 2020s based on science discovery and human destination requirements. NASA will inform Congress as the new program architecture is defined, and will identify the first mission in the FY 2014 budget request.“ [19:45 MEZ]
775 Seiten – zum Glück virtuelles – Papier …
… enthält das Dokument zum NASA-Haushalt 2013. Zur schon länger befürchteten Neuorientierung des Marsprogramms lesen wir dort auf Seite 9: „NASA is taking a fresh look at robotic Mars exploration to develop a more integrated approach that advances scientific and human exploration objectives that are consistent with available budget resources and priorities in the Planetary Science decadal survey.“ Und dann: „NASA remains interested in working with ESA and other international partners to identify opportunities to cooperate in Mars exploration consistent with the budgets available to the agencies. Moreover, Mars exploration remains an important component of NASA’s planetary exploration efforts.“ Also doch kein Ende vom gemeinsamen ExoMars? Pressekonferenzen ab 20:00 MEZ werden vielleicht klarer machen, wie es weiter gehen könnte. [19:20 MEZ]
Die kompletten NASA-Zahlen für 2013 liegen nun vor
Sie sind pünktlich um 19:00 MEZ auf der entsprechenden NASA-Webseite erschienen – hunderte Seiten voller Zahlen. Angesichts der Erfahrungen der letzten Jahre, dass diese Requests vom US-Kongress zum Teil bis zur Unkenntlichkeit umgeschrieben werden, muss man sich allerdings fragen, wie weit sich die Lektüre im Detail überhaupt lohnt. Aber zumindest die Richtung, die sich das Weiße Haus für einzelne Sektoren vorstellt, lässt sich hier gut ablesen. Und es ist bereits aufgefallen, dass man dort die NASA für keine der „key science agencies“ erachtet, die man mit Budgeterhöhungen belohnen sollte … [19:05 MEZ]
Erste offizielle Zahlen: Haushalt bleibt flach bei 17.7 Mrd.$
Die Leaks waren in den letzten Tagen schon ziemlich detailliert geworden: Der Budget-Request des Präsidenten für das US-Finanzjahr 2013 (das am 1. Oktober 2012 beginnt) würde für die NASA praktisch dasselbe wie im laufenden Jahr zum Schluß verabschiedet vorsehen, nämlich 17.7 Mrd.$ – eine Milliarde weniger als im Request für’s FY 2012 gestanden hatte. Ganz schlecht würde es für das Mars-Programm aussehen, das zu Gunsten der Rettung des JWST erheblich zurück gefahren würde, inklusive des Endes des gemeinsamen ExoMars-Programms mit der ESA. Seit 17:20 MEZ gibt es nun auf den Budget-Seiten des OMB, des entscheidenden Office of Management & Budget des Weißen Hauses, die ersten offiziellen drei Seiten zum NASA-Request: Danach ist alles wahr.
Der Haushalt soll demnach flach bei 17.7 Mrd.$ bleiben, mit reduziertem Marsprogramm aber Weltraumforschung der „höchsten Priorität“ inklusive JWST und Asteroiden-Sample Return bei gleichzeitiger Verschiebung „unbezahlbarer“ neuer Projekte (wie dem Astrosatelliten WFIRST und der Mars Sample Return) – insgesamt fällt der Wissenschaftsanteil des Haushalts aber nur(?) von 5.1 auf 4.9 Mrd.$. Weiterhin werden u.a. eine „robuste“ Finanzierung von SLS und Orion angestrebt (fast 3 Mrd.$), 830 Mio.$ Unterstützung für private bemannte Raumfahrt-Programme und Investitionen in neue Weltraum-Technologien. Um 19:00 MEZ wird die NASA selbst viele weitere Details veröffentlichen, ab 20:00 folgen dann eine Serie von Briefings. [18:10 MEZ]