Posts Tagged ‘Obama’

Allgemeines Live-Blog vom 22. bis 23. Januar

22. Januar 2013

lmc

Ein winziger Ausschnitt aus der Großen Magellanschen Wolke, genauer gesagt ihrem Sternentstehungsgebiet LHA 120-N 11 neben NGC 1769 (links), aus Sicht des Hubble Space Telescope: Die Bilddaten entstanden im Rahmen eines wissenschaftlichen Programms und wurden nun im Rahmen der „Hidden Treasures“-Aktion ‚geborgen‘. [22:40 MEZ am 23. Januar – Ende]

Schon wieder eine Feuerkugel mit ca. -20m über den USA

Fünf Tage nach einer gleißend hellen Feuerkugel über dem Westen der USA („Eine Feuerkugel über Kalifornien …“) hat sich über dem Osten der USA & Kanadas gestern morgen ein vergleichbares Schauspiel ereignet, „alle Farben des Regenbogens“ sollen zu sehen gewesen sein … [22:35 MEZ]

apex

Staubwolken im Orion im sichtbaren und Nah-IR-Licht und Sub-mm-Bereich in einem wilden Mix aus der Digital Sky Survey (440 bis 800 nm) und Daten des Atacama Pathfinder Experiments (APEX; 870 µm), das die orange eingefärbten Schwaden beisteuert, wo im Optischen wenig zu sehen ist – wo’s lang geht, möge dieses Zoom-Video klarer machen. [20:10 MEZ]

Neues Mosaiksteinchen in Sachen Heizung der Korona

Die Bilder der Sonnenkorona mit 0.2″ Auflösung des Hi-C-Raketenflugs vom letzten Juli sind jetzt ausgewertet: Sie stützen offenbar die Vermutung, dass das ‚Abwickeln‘ magnetischer „Verflechtungen“ und ihre Rekonnektion die besonders heißen Zonen der Sonnenkorona erzeugen (während für die Normalkorona eher Wellenphänomene verantwortlich seien). Während der 5 Minuten langen Beobachtungen mit Hi-C konnte zweimal beobachtet werden, wie in entsprechenden Zonen genügend Energie für ihre Heizung dissipiert wurde. Dass dies der generelle Prozess in der aktiven Korona ist, konnte in der Kürze der Zeit allerdings nicht bewiesen werden: Wie gerade auf einer noch laufenden NASA-Telecon erzählt wurde, wäre ein HiC-artiges Teleskop auf einem Satelliten wünschenswert … [19:35 MEZ. NACHTRAG: Press Releases auch von UCLan, LockMart und NASA]

sdo-promi

Eine Riesen-Protuberanz hängt gerade am Südrand der Sonne, hier vom SDO bei 30 nm Wellenlänge vor 20 Minuten aufgenommen – und so sah es 75 Minuten früher aus. [5:05 MEZ] Und noch ein Bild. [5:30 MEZ] Und hier die Protuberanz in Bewegung, Show schon vorbei. [6:40 MEZ]

ExoMars-Vertrag zwischen ESA & Russland ausgehandelt!

Einen Press Release war’s der ESA bisher nicht wert, aber RIA Novosti, Voice of Russia und Xinhua melden übereinstimmend, dass die Chefs von ESA und Roskosmos, Dordain und Popovkin, gestern den Vertragstext über die gemeinsamen ExoMars-Missionen 2016 und 2018 fertig gestellt haben. Unterzeichnet werden soll das Abkommen am 15. März in Paris, direkt nach seiner Absegnung durch den ESA-Rat. [4:10 MEZ]

supertiger

Dieser Antarktis-Ballon hat den Langzeitrekord gebrochen! Bereits seit 45 Tagen – im Bild der Start am 9.12.2012 – ist der Super-TIGER im polaren Vortex unterwegs, und ein Ende der Mission zur Messung Kosmischer Strahlung ist noch nicht in Sicht. Der alte Rekord von 2004/5 hatte bei 42 Tagen gelegen (siehe Cosmic Mirror #287 Kurzmeldung), der Super-TIGER wird auch auf Blogger und Facebook dokumentiert. [1:45 MEZ. NACHTRAG: späterer Wallops Release. NACHTRAG 2: Am Ende blieb er 55 Tage oben, bis das He abgelassen wurde]

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Das war „DSI“: viele wilde Ideen aber (noch) kein Geld

Hundert Minuten dauerte die erste Pressekonferenz [NACHTRÄGE: komplette Aufzeichnung und eine neue Version des Promo-Videos daraus; die alte wurde entfernt] der „Deep Space Industries„, und schon bald ahnte das Publikum: Im Gegensatz zu „Planetary Resources“ sind hier offenbar noch kaum nennenswerte Finanzen gesammelt worden, um die weitreichenden Pläne auch in die Tat um zu setzen. Wie es da gelingen soll, schon 2015 die ersten „Firefly“-Sonden (von denen gleich mehrere zusammen auf einer Rakete starten sollen) an Near Earth Asteroids vorbei fliegen zu lassen und bereits 2016 mit „Dragonfly“ (Grafik in der Mitte; man sieht eine Heritage aus der CubeSat-Welt) gar eine Sample Return Mission zu beginnen, steht wahrlich in den Sternen. Ein wahres Wort sprach der Chairman of the Board R. Tumlinson allerdings auf der PK: Während ihrer Dauer hätte so mancher auf dem Planeten mehr Zinsen auf sein Vermögen bekommen als ein „Firefly“ kosten würde – diese Leute müsste man halt nur irgendwie anlocken (und erste Investoren gibt es angeblich schon). Die ersten Einnahmen erhoffen sich die DSI (die einen Börsengang erwägen, wenn „Dragonfly“ beladen auf dem Rückweg ist) jedenfalls aus dem Verkauf von Asteroiden-Beobachtunges-Daten an die Regierung. Und wenn dann erst der Abbau von NEAs beginnt, sind den Gewinnen keine Grenzen gesetzt, wenn im Weltraum mit den gewonnenen Rohstoffen die tollsten Sachen gebaut – oder sie an andere Kunden im All verkauft – werden … [21:00 MEZ am 22. Januar. NACHTRÄGE: weitere PK-Berichte hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

Betel

Ein Bugschock vor Betelgeuse im interstellaren Medium ist auf dieser Herschel-Aufnahme bei 70-160 µm zu sehen – und 9 Bogenminuten in Flugrichtung lauert offenbar eine interstellare Staubwand: Mit der wird der staubige Schock in etwa 5000 Jahren und der Stern 12’500 Jahre danach zusammenstoßen. Wenn dieser nicht bis dahin schon zur Supernova geworden ist. [18:45 MEZ]

Russen sind raus: Indien baut seinen Mond-Lander selber

Nachdem Russland sein mehrteiliges neues Mondprogramm erneut umstrukturiert hat, werden auch in Indien die Karten für Chandrayaan-2 neu gemischt: Den Lander wird man nun selber bauen, mit 2 Instrumenten auf einem von ihm rollenden Rover, während der Orbiter derer 5 tragen soll. Vor gut 5 Jahren war eigentlich beschlossen worden, dass Russlands den Lander für Chandrayaan-2 beisteuert, aber die Pleite mit Fobos-Grunt hat auf beiden Seiten zu einem Neubeginn geführt. Und der asiatische Wettlauf zur Mondoberfläche hat wieder drei Teilnehmer, mit China und seinem Rover Chang’e 3 als klarem Favoriten mit Start noch dieses Jahr. Russlands Luna-Glob 1 und Chandrayaan-2 sind derzeit beide für 2015 geplant. [18:25 MEZ]

2013 Inaguration Parade

Als Curiosity vor dem Weißen Haus vorfuhr … eine dramatische Perspektive von der Inaugurations-Parade (siehe ganz unten) – auf der leider der winkende POTUS durch einen Querbalken verdeckt und auch in voller Auflösung nicht klar zu identifizieren ist. Ob es wohl einen ‚Money Shot‘ von schräg unten mit deutlich erkennbarem Präsidenten und ebenso eindeutigen Curiosity-Details im Vordergrund gibt? Na ja, auf diesem anderen NASA-Bild ist Obama immerhin gut zu sehen, und er applaudiert dem Marsrover sogar. [1:40 MEZ. NACHTRAG: ein Video dazu]

Und die nächsten Asteroiden-Abbauer steigen in den Ring

Nur ein Dreivierteljahr nach dem Auftauchen von „Planetary Resources“ – die erstmal ein ganz kleines Weltraumteleskop bauen, im Video oben vorgestellt – hat für heute ein Mitbewerber im vermeintlich lukrativen Markt des Asteroiden-Bergbaus zu einer PK eingeladen: „The world’s first fleet of commercial asteroid-prospecting spacecraft will be announced at 10 a.m. Tuesday, Jan. 22, at the Santa Monica Museum of Flying by a new company“, tönen die „Deep Space Industries“. Die wollen bereits ihr Raumschiff – in einem Video – präsentieren sowie „a breakthrough process for manufacturing in space. Deep Space is pursuing an aggressive schedule and plans on prospecting, harvesting, and processing asteroids for use in space and to benefit Earth.“ Dem Ganzen soll man ab 19:00 MEZ auf diesem Kanal folgen können (vor Ort ist’s aber besser: „Coffee and doughnuts will be served“); Vorberichte gibt’s u.a. hier, hier und hier. [1:15 MEZ]

inaug-moment

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Die NASA zeigt Präsenz bei Obamas zweiter Inauguration während der Parade danach gestern Abend: Ein Modell von Curiosity (ganz oben in einem TV-Still vom Moment der Passage vor Obama und Biden) und eine Orionkapsel waren dabei, dazu bedeutendes Mars-Personal und 8 Astronauten. Die NASA war auch 1969 (ein Bild des Floats), 1973, 1977 (sehr bescheiden …) und 2009 (ganz am Ende) dabei gewesen; diesmal war die Teilnahme an der Parade nur eine von vielen Aktionen rund um die Inauguration, die auch eine kleine Starparty in Arlington umfassten. [0:25 MEZ]

Ganz große Konjunktion: Venus, Mond, Obama

28. April 2012

„President Barack Obama stops to view the moon and Venus before boarding Marine One in Boulder, Colo., April 24, 2012“ lautet die Original-BU dieser ungewöhnlichen Aufnahme des obersten White-House-Fotografen Pete Souza, dem dank außergewöhnlichem Zugang zu Obama immer wieder besondere Perspektiven gelingen. Das hat ihn zu einer geradezu mystischen Gestalt werden lassen – die aber auf Anfragen via Twitter antwortet! Das Bild sei wegen der nötigen hohen ISO-Zahl ziemlich verrauscht, zwitscherte er gerade, weshalb es auch noch unklar sei, ob es in den Flickr-Stream des Weißen Hauses aufgenommen würde. Dort gibt’s die Bilder auch in hoher Auflösung, und den Ruf dieses Bloggers nach mehr Pixeln hatte zuvor das Office of Science and Technology Policy des Weißen Hauses retweetet, an immerhin 280’010 Follower … Das Obama+Himmel-Bild (angeblich soll mit jeder einzelnen vom Weißen Haus verbreiteten Souza-Aufnahme eine konkrete Botschaft über den Präsidenten kommuniziert werden …) ist zwar unter Sternfreunden schon wohl bekannt, aber dem berühmtesten Souza aller Zeiten – ein Ausschnitt daraus war hier auch schon zu sehen gewesen („Liegt da …“) – wird es wohl kaum den Rang ablaufen. NACHTRAG: das Bild auf Flickr.

Die erste Soyuz-Rakete steht in Südamerika!

30. April 2011

Schon kurz nach der Abnahme des Startkomplexes („Die Soyuz-Startanlagen in Kourou …“) hat ein detaillierter Testlauf begonnen: Die Rakete, die gestern zum ersten Mal auf die Rampe gerollt wurde, ist echt und wird eines Tages tatsächlich in den Weltraum fliegen, die Startprozedur bis zum 5. Mai – eine Panne mit eintägiger Verschiebung inklusive – ist dagegen eine Simulation.

Trostpreis für die Endeavour-Besatzung nach der gestrigen Startverschiebung (der Orbiter wird gerade auseinander genommen, um die APU-Heizer zu inspizieren; eine PK ist für morgen 16:30 MESZ angesetzt): Die First Family kam trotzdem zum Cape. Und durfte dem Vernehmen nach den Astronauten zwar die Hand geben, sie aber nicht anhauchen – Infektionsgefahr …

Spuren der Tornados sogar aus dem Weltraum zu sehen: Die hellen schrägen Striche auf diesem Bild des Aqua-Satelliten vom 28. April zeugen von dem gewaltigen „Outbreak“ vom 25.-28. April; sie stammen von zwei Tornados der Stärken 5 und 4 auf der Enhanced Fujita Scale, was „Incredible“ bzw. „Devastating“ bedeutet. NACHTRAG: Mit höherer Satelliten-Auflösung sehen die Verwüstungen noch ganz anders aus … NACHTRAG 2: Zwischen beide Bildarten fällt dieser NOAA-Streifen der Tornado-Spur in Tuscaloosa. NACHTRAG 3: ein direkter Vergleich NOAA – Schadensbild am Boden von einem fast betroffenen Astronomen, der nahe 7 wohnt.

Was wird aus der bemannten US-Raumfahrt nach den Kongress-Wahlen?

10. November 2010

Neun Monate nach der Ankündigung eines Kurswechsels in der bemannten Raumfahrt der USA sieht die Lage so aus: Beide Häuser des Kongresses haben – nach langem Hickhack – eine Authorization Bill (S. 3729) für den NASA-Haushalt der kommenden drei Jahre verabschiedet, die Präsident Obama am 11. Oktober auch unterzeichnet hat. Dieses Dokument gibt aber nur den generellen Kurs vor, der – je nach Sichtweise – weitgehend Obamas Vorstellungen entspricht oder doch Kernbereiche des Constellation-Programms (minus dem Mond als erstem Ziel allerdings) gerettet hat. Was noch fehlt, ist die zugehörige Appropriation Bill, die konkrete Freigabe der Finanzen für das – bereits seit dem 1. Oktober laufende – Finanzjahr 2011 (einstweilen gilt per Continuing Resolution der FY2010-Haushalt weiter). Hier ist nicht abzusehen, ob der alte („Lame Duck“-)Kongress – der Mitte November wieder zusammen tritt – darüber abstimmen wird oder erst der neue, bei dem bekanntlich die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu den Republikanern gewechselt ist.

Die haben im Vorfeld der Wahlen versprochen, alle ‚freiwilligen‘ Staatsausgaben auf das Niveau von 2008 zurück zu fahren, was für die NASA nur noch 17.3 statt den in der Authorization vorgesehenen 19 Mrd.$ bedeuten würde – ein Disaster nicht nur für die bemannten Aktivitäten. Aber ist die Raumfahrt aus Republikaner-Sicht überhaupt eine freiwillige oder nicht eher eine für die Sicherheit des Landes relevante Aufgabe? In einem solchem Fall würde der Sparzwang hier nicht zwingend greifen. Die Authorization Bill ist jedenfalls ziemlich „bipartisan“ und wird von beiden Fraktionen getragen: Kurz vor Mitternacht am 29. September hatte sie auch das Repräsentatenhaus mit 304 zu 118 Stimmen verabschiedet, in genau der Fassung, die bereits am 5. August der Senat abgesegnet hatte (auf eine Kompromissversion hatte man sich nicht einigen können). Danach sollen in den Jahren 2011 bis 2013 insgesamt 58 Mrd.$ für die NASA zur Verfügung stehen.

Neu gegenüber Obamas Plänen ist ein sofortiger Beginn der Entwicklung einer Schwerlastrakete für Missionen über den Erdorbit hinaus ab Ende 2016 (11 Mrd.$) mit mutmaßlich Anteilen des Shuttles und der Ares I und V – Kritiker fürchten indes, dass Geld wie Zeit bei weitem nicht reichen werden – und die Fortsetzung der Entwicklung einer dafür tauglichen Raumkapsel auf der Basis der Orion. Zugleich soll es für die Förderung kommerzieller Raumvehikel für den Flug in den Orbit nur 1.3 Mrd.$ geben, aber immerhin: Das ist der vielleicht wichtigste Punkt, den Obama durchbringen konnte. Das Primärziel dieser Transportmittel, die ISS, bleibt bis mindestens 2020 in Betrieb, und ihr US-Segment wird zu einem „Nationallabor“ ausgebaut. Und es soll einen zusätzlichen Shuttle-Flug zu ihr im Sommer 2011 geben (der rund 500 Mio.$ kostet). Viele Abgeordnete beider Seiten stimmten der Authorization nur mit Murren zu, fürchteten aber, dass im Falle eines Scheiterns die NASA gänzlich ziellos geblieben wäre. Zahlreiche Artikel gibt’s im Cosmic Mirror #338 im grünen Kasten, vom 29.9.-6.11.

Deutschland macht schon mit bei der Verlängerung des ISS-Betriebs bis 2020: Der DLR-Chef hat als erster innerhalb der ESA zu verstehen gegeben, dass man den bisher üblichen 38%igen Anteil der europäischen Kostenbeteiligung auch für die kommenden 10 Jahre tragen will, die sich auf insgesamt 3.8 Mrd. Euro beläuft. Und auch kein anderes ESA-Land hat sich bislang gegen den langen Betrieb der Raumstation ausgesprochen. (Space News 30.9.2010. Auch Space.com 1.11.2010 zur Frage, ob in den Jahren, in denen die ISS nun permanent bewohnt ist, etwas Sinnvolles erforscht wurde. Und die BBC 11.10.2010 zu vagen Ideen, außen an der ISS gewaltige interplanetare Raumschiffe zu montieren)

So oder so: Das Ende des Shuttle-Programms rückt näher

Und das unabhängig davon, ob es jetzt noch zwei (am 30.11.2010 und 27.2.2011) oder drei Flüge geben wird: Am 30. September gab Lockheed Martin bekannt, dass die Produktion der riesigen Außentanks in Michoud bei New Orleans eingestellt worden ist. Insgesamt 136 External Tanks sind dort hergestellt worden, der letzte kam am 27. September im Kennedy Space Center an. (Space.com 1.10.2010)

Eine – bescheidene – Studie über ein interstellares Raumschiff, mit dem Astronauten in 100 Jahren zu einem anderen Stern aufbrechen könnten, läuft derzeit bei der DARPA, die sich sonst um futuristische Militärtechnologie kümmert, mit einem kleinen Beitrag der NASA: Dieses „Hundred Year Starship“ hat zwar für einiges Aufsehen gesorgt, aber es geht wohl vor allem um eine mögliche Strategie, solch ein kühnes Projekt (für das noch keinerlei Technik zur Verfügung steht) über viele Jahrzehnte stabil am Leben zu halten. Private Investoren sollen dazu ins Boot geholt und eine „multigenerationale“ Begeisterung geschaffen werden … (DARPA Release, Nature Blog 28., Science Journalism Tracker 29.10., Cosmic Log 1., Centauri Dreams 2.11.2010)

Sollen die EU oder die ESA die europäische Weltraumpolitik bestimmen?

Ersteres ist die Position Frankreichs, letzteres die u.a. Deutschlands: Die unterschiedlichen Sichtweisen wurden – dem Vernehmen nach; der entsprechende ESA Press Release schweigt sich dazu aus – auf der Konferenz „A new space policy for Europe“ Ende Oktober im Europäischen Parlament deutlich. (ESA Release vs. Space News 29.10.2010. Auch Spaceflight Now 28.9.2010 über den offenbar stabilen ESA-Haushalt – und Telegraph 7. und Reuters 23.10.2010 zu neuem Kostenärger mit den Galileo-NavSats. Für die – DLR, ESA Releases 26.10.2010 – immerhin der Vertrag über ihren Betrieb unterschrieben worden ist)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

7. Mai 2010

Test der Orion-Fluchtrakete ein voller Erfolg: In der White Sands Missile Range legte im gestrigen „Pad Abort 1“-Test das seit Jahren für die Orion-Kapsel entwickelte Startabbruchsystem einen perfekten Flug hin (Bilder hier, hier und hier und ein Video) – vielleicht wird es eines Tages bei einem kommerziellen Startsystem zum Einsatz kommen. Für die Orion jedenfalls nicht, die bestenfalls zu einer (unbemannt startenden) ISS-Rettungskapsel wird; s.u. (NASA Release, Spaceflight Now, Scientific American 6., Collect Space, Space Today 7.5.2010)

Vager Zeitplan, kleine Orion-Rolle für US-Raumfahrtpläne

Es bleibt bei der im Februar verkündeten neuen Richtung der bemannten US-Raumfahrt, allem – meist rein lokalpatriotisch motivierten – Geschrei vieler US-Politiker zum Trotz: Das haben ein Fact Sheet aus dem Weißen Haus vom 13. und eine Rede Obamas am Kennedy Space Center am 15. April klar gemacht. Neu sind nur ein paar ‚konkrete‘ Deadlines, nach denen immer wieder gerufen worden war: 2015 soll nun über eine neue Schwerlastrakete entschieden werden, 2025 sollen mit ihr Flüge ins Planetensystem beginnen, mit einem Asteroiden als erstem Ziel, und ca. 2035 wird der Mars umkreist. Landungen dort folgen später, aber noch zu Lebzeiten Obamas, der 1961 geboren wurde. Während die Ares-Rakete weiterhin keinerlei Zukunft hat, könnte zumindest die Orion-Kapsel aus dem eingestellten Constellation-Programm zu einem Rettungsboot für die ISS entwickelt werden, die bis mindestens 2020 in Betrieb bleibt. Wie sich der Rückhalt für die neuen Weltraumpläne in der Politik in den folgenden Wochen entwickelt hat, darüber gehen die Einschätzungen weit auseinander … (Links zu zahlreichen Artikeln im Cosmic Mirror 336 im hellgrünen Kasten)

Die erste Falcon 9 startet vermutlich am 23. März: Die Selbstzerstörungsanlage der viel beachteten privaten Trägerrakete – selbst Obama schaute sich bei seinem KSC-Besuch die Startanlagen an – muss noch abgenommen werden, und mehrere andere Starts (u.a. der letzte der Atlantis am 14. Mai) haben Vorrang. Der Druck auf die Firma Space X ist enorm … (Space.com 7., Cosmic Log, AW&ST 4., Flame Trench 3.5., Orion 21., Spaceflight Now 16.4.2010; Mission Status Center)

Weiter Konfusion um Versagen der ersten indischen kryogenen Raketenstufe

Hat sie gar nicht gezündet oder nur für Sekunden, bevor eine Turbopumpe ausfiel, oder war alles o.k. aber Vernierdüsen versagten? Die ersten beiden Stufen des indischen Geo-synchronous Satellite Launch Vehicle (GSLV-D3) hatten am 15. April tadellos gearbeitet, doch kaum sollte die Cryogenic Upper Stage übernehmen, wich die Rakete – mit einem Nachrichtensatelliten aber ohne TAUVEX („Israelisches Astro-Teleskop …“) – von der Flugbahn ab und musste zerstört werden. Mehrfach wurden die Erklärungen für das Versagen der Oberstufe – die Indien in 19 Jahren allein entwickelt hatte, nachdem die USA Russland gedrängt hatten, die komplexe Technologie nicht an Indien zu liefern – inzwischen geändert, eine formelle Untersuchung läuft und soll Mitte Juni einen Bericht vorlegen. Indien hat mit neuen Raketentypen fast immer erst einmal Pech gehabt, diesmal allerdings war im Vorfeld getestet worden wie selten zuvor. Doch die Bedingungen des Hochfahrens einer kryogenen Raketenstufe schon halb im Weltraum entziehen sich detailgetreuer Bodentests. Vielleicht in einem Jahr könnte die CUS erneut ausprobiert werden (und es starten vorher noch zwei GSLV mit russischen Oberstufen). Was aus TAUVEX wird, ist derweil unklarer denn je … (Frontline Mai, Business Line 24., Parallel Spirals, Parabolic Arc 19., Hindu, Orion 18., Space News, Hindu 17., Hindu, Novosti, Space Today 16., ISRO Press Release, BBC 15., Outlook 10., Hindu 9., Mangalorean 7.4.2010)

Noch vor Jahresende startet die erste Soyuz-Rakete in Französisch-Guyana, verspricht Arianespace: Zwei wurden letzten November angeliefert, und die routinemäßigen Überprüfungen an der ersten kommen gut voran. (Arianespace Soyuz/Vega Update 7.5.2010) NACHTRAG: Spaceflight Now zu den Vorbereitungen. NACHTRAG 2: Der Start soll nun offiziell im 4. Quartal 2010 stattfinden.

Raumfahrt kurz & bündig

18. Oktober 2009

In wenigen Tagen kommt der Augustine-Bericht

In der Woche ab dem 19. Oktober wird dem Weißen Haus die offenbar ziemlich umfangreich geratene Endfassung des Berichts der Augustine-Komission zugestellt, der eine Reihe von Optionen für die zukünftige Richtung der bemannten US-Raumfahrt aufzeigen wird. Bereits eine Zusammenfassung am 8. September hatte klar gemacht, dass bei der gegenwärtigen Etatlage überhaupts nichts Nennenswertes über den Low Earth Orbit hinaus machbar ist. Und bei einer gewissen Bewertung der Optionen für Größeres während der letzten Anhörung ergab sich eine leichte Führung für den „flexible path“, bei dem weder Landungen auf Mond oder Mars im Mittelpunkt stehen, sondern Besuche bei erdnahen Kleinplaneten oder den Marsmonden. (Das wiese gewisse Ähnlichkeiten mit NASA-Ideen um 2002 auf: siehe Artikel 555.) Wie das Weiße Haus und der Kongress reagieren werden (und ob es das Ares-I-Programm, dessen erster Demonstrationsflug noch diesen Monat stattfinden soll, noch länger geben wird), ist nicht abzuschätzen … (Space News 16.10.2009, CNN 12.10.2009 und New Scientist und Orlando Sentinel Blog 8.10.2009 sowie der Status des Ares-Tests) NACHTRAG: Den Bericht gibt’s am 22.10. um 19:00 MESZ – und der Ares-Testflug bleibt für den 27.10. geplant, während der nächste Shuttle-Start auf den 16.11. rutscht.

Navigationssystem Galileo erst um 2016 fertig

Es zeichnen sich wieder einmal Verzögerungen (und eine neuerliche Kostensteigerung) beim europäischen Galileo-System ab: Vermutlich werden die vier Verifikationssatelliten, bei deren Bau es zu Problemen – und 400 Mio. Euro Mehrkosten – kam, erst 2011 starten und die gesamte Konstellation erst 2016 fertig sein. Auch werden zunächst weniger der operationellen Satelliten bestellt, um ihr Design ggf. leichter ändern zu können. (Space News 16.10.2009)

Ein Nachfolger der Ariane 5 nach 2020 wird vermutlich weniger Power haben (und preiswerter sein): Bis auf das ATV wird die Startkapazität der europäischen Rakete kaum benötigt, weshalb meist zwei Satelliten gleichzeitig an Bord sind. (Spaceflight Now 16.10.2009)

Der erste Daten-Relais-Satellit geht in den Ruhestand

Der 1983 gestartete TDRS-1 hatte zuletzt v.a. die Südpolstation mit dem Rest der Welt verbunden, war aber vorher mehrfach Pionier bei der verbesserten Kommunikation mit Raumschiffen und Satelliten gewesen. Jetzt allerdings ist der letzte Verstärker an Bord ausgefallen, und er wird kommende Woche auf eine Parkposition verschoben. (Spaceflight Now 13.10.2009)

Kommunikationssatelliten für den Mars auf nicht-keplerschen Bahnen, die durch permanent aktive Ionentriebwerke möglich sind, könnten dereinst für eine ununterbrochene Funkverbindung zwischen Erde und Mars sorgen. (ESA Press Release 16.10.2009)

Die Gesamtkosten des JWST sind auf fast 6 Milliarden Dollar gestiegen

Der „Hubble-Nachfolger“ sollte einmal drastisch preiswerter werden als das berühmte Weltraumteleskop, aber „dank“ der jüngsten Startverschiebung um ein weiteres Jahr, mit die 300 Mio.$ extra zu Buche schlägt, ist allein der NASA-Anteil am James Webb bereits auf knapp 5 Mrd.$ geklettert. Dazu kommt noch der Beitrag der ESA zu Hardware, Start und Betrieb von rund 500 Mio. Euro … (Space News 14.10.2009)

Hubble-Pionier gestorben: Rodger Doxsey war fast drei Jahrzehnte lang am STScI für den wissenschaftlichen Betrieb des Weltraumteleskops zuständig gewesen. Und galt als einer der wenigen, die „Hubble als ganzes“ verstanden. (HST Release 14.10.2009, Baltimore Sun 15.10.2009, New York Times 18.10.2009)

Rosetta vor dem nächsten Erdvorbeiflug

Am 13. November wird die ESA-Kometensonde bis auf 2481 km an die Erde herankommen, größte Annäherung in der Nähe von Java, um die Bahn wieder etwas mehr derjenigen von Komet 67P anzupassen. (ESA Blog-Eintrag 16.10.2009) NACHTRAG: Was beim Flyby passieren soll.

Die Interpretation der Wasserdampffontänen von Enceladus bleibt kontrovers, da sie gleichermaßen mit und ohne – potenziell bewohnbaren – Ozean unter der Oberfläche des Saturnmondes erklärt werden können: Das kann als Argument für eine Raumsonde dorthin aber auch dagegen verwendet werden. (Space.com 13.10.2009)

Als Obama Epsilon Lyrae erblickte: Star Party vor dem Weißen Haus

8. Oktober 2009

obama

Die Pläne wurden schon lange geschmiedet – und auf einmal sollten sie Wirklichkeit werden: eine echte Star Party vor dem Weißen Haus, zu Ehren des IYA und zur Förderung der wissenschaftlichen Bildung – und das Ganze auch noch live im TV. Schon eine Stunde vorher konnten der ersten weiblichen US-Astronautin Sally Ride vor der Kulisse von White House und Teleskopen ein paar Fragen gestellt werden, dann wurde es – vergangene Nacht kurz nach 20 Uhr Ortszeit = heute morgen 2:00 MESZ – ernst: Unter dem Jubel der handverlesenen Gäste traten POTUS und FLOTUS aus der Tür und begrüßten insbesondere zwei Schüler, denen schon in jungen Jahren echte astronomische Entdeckungen gelungen waren. In einer relativ kurzen Ansprache ging Obama auf die Faszination der Astronomie allgemein, das IYA und speziell das Hubble Deep Field ein – und trat dann an ein Teleskop, das auf Epsilon Lyrae ausgerichtet war (auch im Screenshot oben zu sehen), um dann allerdings wieder im Weißen Haus zu verschwinden. Die Star Party ging wohl noch eine Weile weiter, dann vermutlich ohne die strahlenden TV-Scheinwerfer.

Der komplette Auftritt, ein Transkript, ein NRAO Press Release und Berichte vom OSTP-Blog, Sky & Telescope, LA Times, MSNBC, Space Politics, Space Fellowship und The Space Writer. Auch lustig: die Kommentare unter diesem Vorbericht. NACHTRAG: Bei der folgenden Starparty ohne Presse war die ganze Familie Obama dabei; mehr Artikel-Links auch hier! NACHTRAG 2: die Obamas im Planetarium auf der Wiese. NACHTRAG 3: ein später Blog-Artikel des Weißen Hauses und die beiden Schüler, Video inklusive.