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Die IAU „holt das Universum auf die Erde herab“

26. April 2013

und bemüht sich aktiv, die Menschheit und die Fachastronomie zusammen zu bringen: Ohne nennenswerte Ankündigung ist kürzlich die Webseite „Bringing the Universe Down to Earth“ online gegangen, die noch nicht viel Information enthält aber Potenzial zu haben scheint – während das vier Jahre alte Portal to the Universe aus dem IYA 2009, das auch einmal die ultimative Astro-Webseite werden sollte, über einen reinen automatischen (aber fleißigen) News-Content-Aggregator nie hinaus gekommen ist.

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Wohin genau das – 1/2 Jahr alte und in Japan angesiedelte – IAU Office for Astronomy Outreach mit „Bringing Down“ einmal hin möchte und wieviel (wo)manpower überhaupt dahinter steckt (die Karte mit den National Outreach Contacts ist z.B. noch kaum bewohnt), war über diese Präsentation hinaus noch nicht in Erfahrung zu bringen. Aber eine zentrale Aufgabe soll zumindest am Anfang die systematische Erfassung der amateurastronomischen Vereinigungen des Planeten sein – auf dass sie als Multiplikatoren wirken mögen. Das Eintragen in die Portal-Maske ist unkompliziert: Möge die noch dürre Tabelle rasch wachsen. Auch jetzt schon interessant: Links zu einigen Pro-Am– und Citizen-Science-Projekten.

Der Geist des International Year of Astronomy weht immer noch durch die weltweite Outreach-Szene, betont dieser aktuelle Artikel von Astronomers w/o Borders (der dabei just o.g. Webseite übersehen hat, aber immerhin das Office kennt, das sich selbst in direkte Nachfolge des IYA stellt): Dem portugiesischen Autor fallen v.a. Initiativen zur Lichtverschmutzung, das Portal to the Universe, Universe Awareness und The World at Night ein.

Ein neues Citizen-Science-Portal speziell für Deutschland

ist kürzlich ebenfalls aufgetaucht, offenbar noch unfertig und mit nicht klar erkennbarer Zielsetzung: Dahinter stehen die Leibniz- und die Helmholtz Gesellschaften, und es wird wohl darum gehen, einen „Dialog“ zwischen der – deutschen – Wissenschaft und Bürgern zu fördern, die in Citizen-Science-Projekte eingebunden werden möchten. Ein 18-seitiges Online-Dossier listet – jeweils sehr knapp – solche Projekte aus zahlreichen Wissenschaftsbereichen auf, wobei zumindest im astronomischen Kapitel Distributed Computing (SETI@Home), Crowdsourcing (Galaxy Zoo) und eher Bewusstseinförderndes denn Forschendes (GLOBE at Night) munter durcheinander geworfen werden. Konkrete Möglichkeiten für Forscher oder Volk, sich über diese Webseite zu artikulieren, gibt es bisher nicht: Noch führt der Pionier der Online-Citizen Science Zooniverse schneller ans Ziel.

Astronomie und Gastronomie in HH-Bergedorf

28. September 2012

gingen an der dortigen Sternwarte, die gerade 100 Jahre alt geworden ist, gestern Abend eine perfekte Symbiose ein: Die Kuppeln und Gebäude dienten als Schauplatz für das Konferenz-Dinner der AG-Tagung. Oben der 1-m-Spiegel, der gerade unter Leitung von Beatrix Alscher aufwändig restauriert wird (im Oktober sollen die Arbeiten fertig und das Gerät auch bald wieder einsatzfähig sein), darunter der 60-cm-Refraktor, weitere Gebäude im Abendgrauen und die Party u.a. in der Bibliothek.

Hawaii sooo viel besser als Chile für optische Astronomie?

Das war die radikale und x-mal wiederholte Aussage des öffentlichen Abendvortrags der AG-Tagung vorgestern im Hamburger Planetarium gewesen: natürlich von Rolf-Peter Kudritzki, der sich nach seinem Wechsel von München nach Hawaii im Jahr 2000 (siehe Artikel 57) zu einem wahren Lokalpatrioten gewandelt hat und nur noch von „den Europäern“ spricht. Die hätten sich mit den monolithischen 8-m-Spiegeln des VLT in eine technologische Sackgasse manövriert (während man auf dem Mauna Kea mit den Segmenten-Spiegeln der Kecks ein nach oben skalierbares Neuland betrat), und die astronomischen Bedingungen seien auf dem Mauna Kea für die Nacht- und Haleakala für die Sonnenastronomie denen von Chile (die Kanaren erwähnte er nicht mal) haushoch überlegen. Ein Beweis dafür sei, dass man für das erhoffte 30-m-Teleskop TMT – dessen erbitterter US-Konkurrent GMT („Wettlauf der Riesenteleskope“; auch ISAN 90-5 und 149-6) auch keiner Erwähnung wert war – dem Mauna Kea den Vorzug vor dem Cerro Armazones gegeben habe, wo die ESO ihr 39-m-E-ELT bauen wird. Vor Ort sah man die Sache damals differenzierter: „Mauna Kea records more cloudy days“ – und dann waren da noch die politischen Probleme mit dem ‚heiligen‘ Berg. Die in dem Vortrag auch keine Rolle spielten.

Deutsches „Astronomie-Portal“ wieder ein bisschen weiter: Auf dem bereits dritten „Outreach“-Gipfel am Rande einer AG-Tagung wurden weitere Planungen für eine zentrale Webseite der deutschen Astronomie vorgestellt (die fetten Komponenten in der Tabelle oben sollen als erste kommen) – die beim Meeting Nr. 4 nächstes Jahr in Tübingen tatsächlich fertig sein sollte. In der Mitte ein Loblied auf Twitter als Medium, bei dem ein Tweet dieses Bloggers bereits 45 Minuten später auf der Bühne zitiert wurde (ein astronomischer Rekord?), und unten die Vor- und Nachteile eines Auftritts bei einem Science Slam; die ersteren überwiegen.

60’000 Galileoscopes unterwegs – und „Ende Juli“ bei den Bestellern …?

10. Juni 2009

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So versprachen es jedenfalls Stephen Pompea (NOAO) und der Chef der US-Firma, die die Produktion dieser didaktischen IYA-Teleskope in China in Auftrag gab, vor ein paar Stunden auf einer Pressekonferenz während der 214. AAS-Tagung in Pasadena (Bild: Screenshot der Aufzeichnung des Webcasts). 60’000 Stück seien hergestellt worden, und seit dem 20. Mai verlasse alle zwei Tage ein Container China. Die sind nun per Schiff unterwegs sowohl in die USA wie auch nach Europa, und die Teleskope würden bis Ende Juli allen Bestellern zugestellt werden. Weitere Galileoscopes seien bereits in Produktion, aber diese laufe nur so lange, wie genügend neue Bestellungen eingingen.

Pompea wie auch der US-SPoC Doug Isbell betonten mehrfach, das riskante Mammutprojekt – der erste Produktionsschub war rund 1 Mio.$ wert – sei ein Unterfangen reiner Freiwilliger, nur 6 an der Zahl, weshalb man all die Probleme und Verzögerungen verzeihen möge. Noch einmal hiess es auf der PK, das GS sei ein Teleskop mit einem Wert von 100 $, das für nur 15 $ verkauft werde. Das „fundamental design criterion“ war die klare Erkennbarkeit der Saturnringe, was mit einer cleveren Optiklösung (Glaslinse plus Plastik-Okular) erreicht worden sei, die gleichzeitig hohe Schärfe und Kontrast liefere. Die Grundvergrößerung im Kepler-Modus beträgt 25-fach, ideal für Jupiter und seine Monde, mit der Barlow-Linse ist sie 50-fach, und wenn man diese als Galilei-Okular einsetzt, liegt sie bei 17-fach – und man erfährt das schockierend kleine Gesichtsfeld.

Das GS wird denn auch weniger als „richtiges“ Fernrohr sondern als eine Art optische Bank verstanden, mit der man alle möglichen Experimente machen kann und soll: „Get kids excited about science“ insgesamt (und nicht nur Astronomie) ist das Ziel. Und die Erkenntnis „Wissenschaft ist ein Kontaktsport“ zu vermitteln, so früh wie möglich, schon in der 4. oder 5. Klasse. Astronomisch verwendet solle das GS die Schüler zugleich in die Lage versetzen, „in den Fußstapfen von Galilei“ dessen Entdeckungen Schritt für Schritt nachzuvollziehen, was Didaktikexperten auch schon erfolgreich getestet hätten. Umfangreiches Begleitmaterial in der Kiste mit den Einzelteilen leitet zu den diversen Experimenten an. Man darf gespannt sein …

Der Beginn des Webcasts der PK (12½ Minuten) und die Fortsetzungen 1, 2 und 3, bei denen es auch um Lichtverschmutzung und den Galaxy Zoo geht (ganz am Ende wird bei Q&A noch mal nach dem GS gefragt), auch ein schneller Artikel dazu (mit jeder Menge „Citizen Science“) – und ein IAU Press Release zum zeitgleich gestarteten IYA Cornerstone Galileo Teachers Training Program.

Hinweis: Am 10. und 11.6. sollen neben weiteren PKs auch zwei IYA-relevante Sessions der Tagung gewebcastet werden, jeweils um 19:00 MESZ.