Mit der Veröffentlichung des Planck’schen Power-Spektrums der Temperatur-Variationen Kosmischen Hintergrundstrahlung am Himmel vor zwei Wochen – dazu noch weitere Pressemitteilungen hier, hier und hier, ein Interview und Artikel hier, hier, hier, hier (Cartoon), hier, hier, hier, hier, hier und hier – ist auch eine neue Sonifikation eben dieses Spektrums und seiner Variation über die ersten 760’000 Jahre kosmischer Geschichte möglich geworden, auch hier und hier beschrieben. Zwar gibt es jetzt dank der gegenüber WMAP höheren Winkelauflösung Plancks einen besseren Frequenzgang und sozusagen HiFi-Qualität, aber nennenswerte neue Erkenntnisse liefert wohl auch Planck vertont nicht.
Wie signifikant widerspricht Planck dem Rest der Welt?
Die Modellierung der Planck-Daten durch 6 Parameter (grüne Linie) liefert vermeintlich exakte Zahlen über den Kosmos, die indes nicht immer gut zu direkt bestimmten Werten passen. Insbesondere für die Hubble-Konstante H0 kamen letztens immer wieder deutlich größere Werte heraus, namentlich in diesem fundamentalen Paper, dessen erste zwei Autoren gegenüber diesem Blog keine Konzessionen gegenüber den Planck-Auswertern machen wollten, die alle Hoch-H0-er unter den Generalverdacht von Eichproblemen stellen. (Zusätzliche Konfusion schafft dabei übrigens die direkte Eichung von Cepheiden über die geometrische Distanzbestimmung der Galaxie NGC 4258, die ebenfalls zu 74 km/s/Mpc führt, während das Megamaser Cosmology Project, das die Technik auf weitere Galaxien ausdehnt, im jüngsten Zwischenbericht bei Planck-kompatiblen 68 steht.)
In einem lesenswerten Paper über die „importance of local measurements for cosmology“ hatten kürzlich Licia Verde et al. auf genau diese Widersprüche schon zwischen WMAP und „lokalen“ kosmologischen Parameter-Bestimmungen hingewiesen, wobei es außer bei der Hubble-Konstanten H0 auch beim Weltalter gewisse ‚Spannungen‘ gibt (siehe ISAN 185-3): Bevor man sagen könne, ob das Problem durch Planck signifikant größer geworden sei, so Verde heute zu diesem Blog, müsse noch einige trickreiche Statistik ran, und die zwei völlig unterschiedlichen Methoden zu vergleichen. „At the moment ages look Ok with Planck, it’s when one combines all that with H0 that things get interesting“, lautet aber ihre derzeitige Einschätzung: „But yes, if there is indeed a tension and the H0 numbers (and their interpretation) hold, this would point to something beyond the ‚maximally boring Universe‘ …“
Warum es dieses Mal noch keine Planck-Aussagen zur Polarisation der Hintergrundstrahlung gab, wurde auf einer Konferenz diese Woche durch noch nicht verstandene systematische Effekte erklärt. Über diese und andere Erkenntnisse von der ersten Post-Planck-Tagung hat ein Teilnehmer bereits hier, hier und hier in Quasi-Echtzeit ziemlich detailliert gebloggt – auf seinem Bericht vom heutigen, letzten Tag (wo es auch um den Vergleich von Planck mit anderen Methoden gegangen sein sollte), warten wir noch. NACHTRAG: Es sind sogar zwei Berichte geworden, hier und hier. „Unfortunately no real insight was gained regarding these discrepancies during the conference,“ heißt es da bzgl. der o.g. Diskrepanz mit der Hubble-Konstanten. Und Planck hat quasi ‚das Ende‘ der Kosmologie mittels CMB-Fluktuationen erreicht: „Planck has more or less exhausted the temperature anisotropies in the CMB as a useful probe of cosmology.“ NACHTRAG 2: Außer zum SUSY-Suchen, vielleicht …