Posts Tagged ‘Saturnringe’

Kleiner Bilderbogen aus dem Saturn-System

15. Oktober 2011

Wir stitchen uns einen Globus des Titan aus zahlreichen Aufnahmen des VIMS-Instruments (das bei bestimmten IR-Wellenlängen bis auf die Oberfläche schaut) auf Cassini, der dem Saturnmond schon 78-mal nahe kam – und jedes Mal war eine andere Region aus anderem Abstand, unter anderem Winkel und anderer Beleuchtung zu sehen; sogar das Wetter änderte sich im Lauf der Jahre. Ein mühsames Geschäft, und die Mission läuft ja noch bis 2017 … (EPSC Release, UNAWE Space Scoop 4.10.2011)

Der Schatten der Saturnringe ist wieder breiter geworden, zwei Jahre nach dem Äquinoktium auf diesem Bild vom 22. August 2011: Jetzt fällt er auf die Südhalbhugel, während er bei Cassinis Ankunft 2004 noch auf die andere Seite fiel. Auch Planetary Society Blog 7.10.2011 zum plötzlichen Ende des großen Sturms auf dem Saturn, als er sich sozusagen selbst in den Schwanz biss, und Science News 7.10.2011 zu einem weiteren postulierten Kometensturz auf die Saturnringe („Wellen …“), nunmehr aber nicht im 20. sondern im 14. Jh., dessen Spätfolgen sich als gleich zwei eng aufgewickelte Spiralen bemerkbar machen sollen.

Es schneit kräftig auf dem Saturnmond Enceladus, das beweist dieses Bildpaar: oben eine Prognose, wo das ausgefrorene Wasser wieder herunter rieseln sollte, nachdem es aus den Fontänen am Südpol heraus geblasen wurde, unten eine Farbkarte des Mondes, wo der Boden in den Haupt-Fallzonen tatsächlich deutlich blauer ist. Im Schnitt 100 m dick liegt hier der extrem feine Pulverschnee, der auch die Konturen der Landschaft sanfter erscheinen lässt. Die Ergiebigkeit des Schneefalls spricht für eine Aktivität der Fontänen, die dutzende Jahrmillionen anhält. (EPSC Release, Nature News 3.10.2011)

Drei – ziemlich – aktuelle planetare Ansichten

24. Juni 2010

Die Erde aus der Sicht des Lunar Reconnaissance Orbiter und der Narrow Angle Camera des LROC-Systems: ein Schnappschuss vom 12. Juni während einer Kalibrierungssequenz für die Wide Angle Camera, der die Erde als helle Quelle vor dunklem Hintergrund für die Charakterisierung ihres internen Streulichts diente. Die Erde war nicht ganz da, wo sie sein sollte, daher fehlt ein Stück. Der LRO ist nun ein Jahr im Mondorbit und hat dort schon eine Menge zu sehen bekommen. NACHTRAG: Das Bild gibt’s auch mit mehr Pixeln.

Der Mars gestern aus Sicht der Mini-Kamera auf dem Mars Express: Unermüdlich liefert die Visual Monitoring Camera einen Schwall nach dem anderen (aus dem man auch dramatische Filme machen kann) – dabei sollte sie doch eigentlich nur den Abflug des Beagle dokumentieren und dann für immer schweigen. Aber man hat sie später wieder in Betrieb genommen, worüber schon länger ein Blog und nun auch ein Twitter-Feed berichten.

Die Saturnringe und Prometheus vor Rhea am 9. April: Der 86 km große Prometheus, der zwischen den Hauptringen und dem F-Ring läuft, war da 1 Mio., die 1528-km-Rhea 1.6 Mio. km vom Cassini-Orbiter entfernt, der übrigens den engen Titan-Vorbeiflug am 21. Juni („Cassini wagt sich …“) problemlos absolviert hat, worüber das JPL kurioserweise bisher nur in einem Blog berichtete.

Nachrichten aus der Weltraumforschung kompakt

15. Juni 2010

Endlich die ersten Röntgenbilder der Sonne von GOES 15 liefert der Solar X-Ray Imager (SXI) auf dem jüngsten US-Wettersatelliten („Neuester US-Wettersatellit …“) seit Anfang Juni, 1/4 Jahr nach dem Start: Es war zu so gravierenden Problemen gekommen, dass man das Instrument schon fast aufgegeben hatte und die NASA – ungewöhnlich – das Wort „mirakulös“ für die Rettung benutzt … NACHTRAG: Woran’s gelegen hat, weiß man nicht genau, irgendwas Elektrisches.

Sonnensatellit Picard, Satellitenpaar Prisma im Orbit!

Problemlos ist heute in Yasny der Dnepr-Start von drei Satelliten („Nächster Dnepr-Start …“) gelungen: Zwei bilden das Experiment Prisma und werden Formationsflug und Rendezvous demonstrieren, der dritte ist der französische Picard. Mit drei Instrumenten wird er die Variabilität der Sonne und ihre möglichen Auswirkungen auf die Erde überwachen. Das Teleskop SODISM misst hochpräzise den Durchmesser der Sonne (der offenbar konstanter als gedacht ist), während SOVAP und PREMOS die Irradianz der Sonne und ihre Schwankungen in verschiedenen Spektralbereichen verfolgen. (Kosmotras, SSC Releases, Spaceflight Now, Space News, NASA Spaceflight 15.6.2010) NACHTRAG: noch ein bildreicher Artikel über Satelliten & Rakete auf Spanisch und einer auf Deutsch.

Auch China startete heute einen Forschungssatelliten, aber wie so oft erfährt man herzlich wenig über die konkreten Aufgaben von Shijian („Übung“) XII, die grob als „space environment probe, measurement and communications“ beschrieben werden. Der Name für schon früher für Satelliten zum Testen diverser Technologien und Messungen des erdahen Raumes verwendet; der Start war der 125. einer ‚Langer Marsch‘. (Xinhua, Eureka, Spaceflight Now, Space Today 15.6.2010)

Die Einschlagsstelle von SMART-1 auf dem Mond gefunden?

Noch sind es nur die Spekulation eines – allerdings erfahrenen – Planetenkundlers, aber ein kleiner Krater mit hellen „Spritzern“ auf einem Bild des Lunar Reconnaissance Orbiter würde gut dem extrem flachen Absturz des ersten europäischen Mondorbiters im Jahre 2006 passen (siehe Artikel C35 und MEPCO News). Die Stelle ist nicht ganz da, wo es die ESA erwartet hätte, aber sie scheint plausibel – und andere Kandidaten sind nicht in Sicht. (Planetary Society Blog 15.6.2010)

Das Wasser, das LCROSS freischlug, hatte mehr als eine Quelle: So wurde es soeben auf einer Videokonferenz zum Stand der Auswertung des Mond-Crashs vom Oktober 2009 berichtet. Die Kältefalle Cabeus hatte demnach alle Arten von flüchtigen Substanzen eingesammelt, darunter >150 kg Wasser, mit einem Anteil am hochgeschleuderten Material von 6±2 Gewichts-Prozent. Entgegen ersten Berichten haben übrigens doch einige Sternwarten auf der Erde Spuren des freigesetzten Wasserdampfs gesehen, und das HST registrierte sein Abbauprodukt OH. (NLSI Video Conference 15.6.2010)

Nach fünf Jahren festgestellt: Spirit sah einen Karbonat-Klotz

Jetzt hat der seit Monaten „schlafende“ Marsrover Spirit doch tatsächlich eine potenziell bedeutende Entdeckung gemacht – nachdem es endlich gelungen ist, die staubige Verunreinigung seines Mini-TES ‚wegzurechnen‘, die 2005 Messungen am Felsen Comanche behindert hatte. Zusammen mit den (per se nicht schlüssigen) Direktmessungen der beiden Spektrometer APXS und Mößbauer steht nun fest, dass der mindestens 3.5 Mrd. Jahre alte Brocken aus Magnesium-Eisen-Karbonat besteht, chemisch ähnlich einem einsamen aus dem Orbit entdeckten Karbonat-Aufschluss in Nili Fossae und den Einschlüssen im Marsmeteoriten ALH 84001. Nach Karbonaten, wurde auf dem Mars lange gesucht, sollte man sie doch als Rückstand einer weithin vermuteten frühen dichten CO2-Atmosphäre vermuten. Ob Spirits Zufallsfund (der zu 16 bis 34 Gewichtsprozent aus Karnbonat besteht) nun nahelegt, dass es tatsächlich große – aber versteckte – Karbonatvorkommen gibt, ist indes nicht klar: An dieser Stelle tritt es nämlich zusammen mit vulkanischem Olivin auf und kam vermutlich aus der Tiefe, als Wasser hindurchfloss. Welches immerhin einen neutralen pH-Wert hatte und damit lebens(entstehungs)freundlicher gewesen wäre als das extrem saure, dessen Hinterlassenschaften der andere MER Opportunity desöfteren in Meridiani Planum gefunden hat. (ASU, JPL Releases, Uni Tübingen PM 3., Uni Mainz PM 4.6.2010; Nature News, BBC, Scientific American, Space.com 3., Space Today 4., Planetary Society Blog 10.6.2010)

Radarblicke „unter“ die Nordpolarkappe des Mars mit dem SHARAD des Mars Reconnaissance Orbiter haben gezeigt, dass es vor allem die Wirkung des Windes und vom ihm transportierten Materials ist, die in Millionen Jahren das Muster der North Polar Layered Deposits (NPLD) – des größten bekannten Eis-Reservoirs des Planeten – bestimmt: So kommt es sowohl zu auffälligen Spiralmustern wie auch dem 2 km tiefen Canyon Chasma Boreale. (Holt & al./Smith & Holt, Nature 465 [27.5.2010] 446-53; University of Texas, NASA Releases 26.5.2010) NACHTRAG: Science@NASA dazu.

Verfrühte Spekulationen über Methan-basiertes kaltes Leben auf dem Saturnmond Titan

Publizistisches Eigentor der NASA: Da wird aus mehreren schon einige Monate alten Papers eine tolle Story von Methan-verschlingenden eiskalten Organismen auf dem Saturnmond Titan gestrickt, auf die sonst kaum jemand gekommen wäre, die Medien fahren mehr oder weniger drauf ab – und dann sieht sich das Cassini-Team genötigt, auf einer eigenen Webseite dagegen zu halten. Konkret beobachtet worden waren von verschiedenen Cassini-Instrumenten ein unerwartetes Defizit von Azethylen auf der Titanoberfläche und eine überraschende Höhenabhängigkeit von Wasserstoff in der Atmosphäre darüber. Aus letzterer war mit einem Modell berechnet worden, dass es einen großen Strom von Wasserstoff in den Boden gäbe – was zusammen mit den fehlenden Azethylen zu der Hypothese passen würde, dass dort Lebensformen Stoffwechsel betreiben, die flüssiges Methan (praktisch die einzige unter Titan-Temperaturen noch flüssige Substanz) statt Wasser als Lebenselixir verwenden. Nun ist die organische Chemie auf diesem Mond aber bekanntermaßen ziemlich komplex, und ein unbekannter katalytischer Prozess könnte genau so gut für das Azethylen-Defizit sorgen, während der Wasserstoff-Transport als unbewiesen gilt. Ja, wenn man einen Titan-Länder mit ausgefuchsten Detektoren hätte … (JPL Release 3., Bild der Wissenschaft 5., „Gegendarstellung“ des Cassini-Teams, Universe Today, Discovery, Tracker 7., New Scientist, TIME 10., AstroBiology, Washington Examiner 15.6.2010)

Kleine Saturnmonde erst ‚vor kurzem‘ aus den Saturnringen geboren? So erklärt ein zweistufiges – aber immer noch stark vereinfachtes! – Modell die Herkunft von Prometheus, Pandora, Epimetheus und Co., die außerhalb des A-Rings um den Saturn ziehen und dort nicht schon vom Beginn des Sonnensystems gewesen sein können (Kometentreffer hätten die <50 km großen Körper längst zerstört). Nach dem Modell, das ihre Eigenschaften (etwa ihre Dichte von nur ~0.6 g/cm^3) gut produziert, bilden sich in den Ringen Klumpen, die zu Monden zusammen finden – welche dann durch Drehimpuls-Transfer nach draußen geschoben werden. Auch der harte Außenrand des A-Rings wird reproduziert – und der mysteriöse F-Ring erweist sich als Abfallprodukt der Mondbildung, die das mit Abstand jüngste Akkretionsphänomen im Sonnensystem wäre. (Charnoz & al., Nature 465 [10.6.2010] 752-4, auch Burns, ibid. 701-2; Nature News, Scientific American, Space.com 9.6.2010)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

11. Juni 2010

Ein Hubble-Bild des „Roten Rechtecks“, einer kuriosen Staubstruktur um den Stern HD 44179, wie sie in dieser Form nur einmal am Himmel bekannt ist: ein Proto-Planetarischer Nebel; der sonnenähnliche Stern in der Mitte macht’s nicht mehr lange, stößt zwar schon eine Menge Materie ab (vermutlich mittels eines präzidierenden Jets), ist aber noch nicht zum Weißen Zwerg geworden, der einmal den umgebenden Nebel zum Leuchten bringen wird. Die Aufnahme wurde mit dem High Resolution Channel der Advanced Camera for Surveys vor dessen Ausfall gemacht; das Bildfeld ist 20″ breit.

Das beste Bild des Saturnmonds Helene, das Cassini bei einer nahen Begegnung am 3. März („Neue Aufnahmen …“) gelungen ist, aus 1900 km Entfernung. / Die Monde Pandora und Epimetheus neben dem F-Ring. / Die Saturnringe „durchschneiden“ Titan; die Nachtseite Saturns ist rechts, außerhalb des Bildfelds.

Nächste Falcon 9 – mit echter Dragon-Kapsel – noch diesen Sommer

Die Auswertung aller Telemetrie vom Erstflug der Rakete Falcon 9 vor einer Woche wird zwar noch einen Monat dauern, aber bislang gibt es keinen Grund für Beanstandungen. (Hier ein Schnappschuss aus dem Webcast im Moment des Starts; auch ein Video aus größerer Distanz, Nahaufnahmen, noch mehr Bilder, das Start-Video und Standbilder daraus.) Weder eine leichte Rollbewegung der zweiten Stufe noch die missglückte weiche Wasserung der 1. Stufe schätzt die Firma Space X, die bisher rund 1/2 Mrd.$ in das Falcon-Programm gesteckt hat (darunter 234 Mio.$ seed money der NASA), als problematisch ein. Der Zielorbit in 250 km Höhe wurde nahezu exakt getroffen – nicht ohne noch ein kurioses Himmelsschauspiel über Australien auszulösen, das dort weithin „UFO-Alarm“ auslöste, aber rasch aufgeklärt wurde. So dürfte es noch vor Ende dieses Sommers zum 2. Testflug kommen, der zugleich der erste im Rahmen des COTS-Programms der NASA (Commercial Orbit Transportation Services) sein wird: An Bord ist dann nicht ein Dummy sondern eine echte Dragon-Kapsel, die einige Manöver im Orbit durchführen und dann wieder in die Atmosphäre eintreten und im Wasser landen soll.

Die Rakete ist bereits fertig, die Dragon zu 99% (aber das letzte Prozent kann es noch in sich haben). Der 2. COTS-Demo-Flug soll dann im 2. Quartal 2011 folgen und sollte ursprünglich eine Dragon nur bis in die Nähe der ISS bringen. Space X verhandelt aber mit der NASA, ob man die Kapsel nicht mit preiswerter Nutzlast – Wasser und Verpflegung – beladen und tatsächlich ein Andocken wagen sollte; eigentlich sollte das erst bei der 3. COTS-Demonstration im Sommer 2011 erfolgen. Dieser Flug wäre dann quasi ein Back-Up, wenn es mit dem ISS-Manöver beim vorherigen nicht geklappt hat – lief da aber alles glatt, dann würde Space X diesen Flug bereits als operationellen erklären, den ersten von 12 im Rahmen eines 1.6-Mrd.-$-Vertrags mit der NASA für ISS-Transporte hat (einen weiteren COTS-Vertrag über 1.9 Mrd.$ hat die NASA mit Orbital Sciences, die ab 2011 mit einer Taurus 2 zur ISS wollen).

Space X verspricht aber noch mehr: Wenn es noch dieses Jahr einen Auftrag gäbe, könne man es schaffen, bis Ende 2013 Astronauten mit einer weiter entwickelten Dragon zur ISS zu bringen. Unabhängig davon sollen die Falcon 1 und 9 aber auch frei vermarktet werden – zu preisbrecherischen Tarifen zwischen 10.9 und 51.5 Mio.$, je nach Leistung: Über 30 Verträge sind schon abgeschlossen. Das beeindruckt übrigens auch den ESA-Chef, der aber in Europa keine Chance für ein Space-X-ähnliches Unternehmen sieht: Die Nachfrage nach Starts sei hier zu klein. (Space X Press Release 7.6.2010; Space News 11., Popular Mechanics, Space Policy 10., Orlando Sentinel, Flight Global, Orion 9., Space Politics 8., The Space Review, Tracker, Space.com 7., Washington Post, AFP, Universe Today, Bad Astronomy, Raumfahrer, KosmoLogs 5., HobbySpace, Space News, BBC [Blog], Wired, AW&ST, Space.com [mehr], AFP, Flame Trench, Nature Blog, SpacePorts, NASA Watch, Cosmic Diary 4.6.2010)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

28. Februar 2010

Das Zentrum der Großen Magellanschen Wolke aus Sicht von Herschel und Spitzer, wobei der erstere IR-Satellit bei 250 µm (hier der Rotkanal) warmen Staub beisteuerte, während Spitzer bei 4.5 und 24 µm (blau bzw. grün) Stern bzw. die Bildung massereicher solcher zeigt. Die Herschel-Beobachtungen erfolgten im Rahmen eines Heritage-Programms, das detaillierte Zusammenhänge zwischen Staub und Sternentstehung aufdecken soll. (Herschel Blog 28.2.2010)

Satellit Planck schon bei der zweiten Durchmusterung der Kosmischen Hintergrundstrahlung

Am 14. Februar war der – zusammen mit Herschel gestartete – europäische Kosmologiesatellit mit der ersten kompletten Aufnahme des Himmels im Radiobereich fertig geworden und hatte sofort mit der zweiten begonnen, die in sechs Monaten komplett sein sollte: Damit wäre die Primärmission erfüllt. Planck ist aber so sparsam mit seinem Kühlmittel umgegangen, dass noch zwei weitere Komplettbilder der Kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung möglich sein sollten, die die ESA auch schon genehmigt hat. Mit viermal demselben Bild lässt sich besser nach systematischen Störeffekten suchen, was wiederum eindeutigere kosmologische Aussagen verspricht. (Planck Blog 28.2.2010)

Russland erwägt des Bau eines neuen Sonnen-Satelliten der Koronas-Serie, nachdem Koronas-Foton allzu schnell ausgefallen war („Sonnensatellit …“). Die Entwicklungsarbeit für den neuen Koronas könnte mit den nun eingesparten Mitteln für den Betrieb des kaputten finanziert werden, doch für den Bau – und einen Start um 2014 – wäre mehr erforderlich. (Russian Space Web Update Februar 2010) NACHTRAG: Komplett aufgegeben hat man Koronas-Foton aber noch nicht, hieß es im März. NACHTRAG 2: Aber im April war’s dann so weit.

Der Saturnmond Janus, zwischen Ringen und Rhea: Auf diesem Ausschnitt aus einer Cassini-Aufnahme vom Nov. 2009 ist der kleine Mond hinter den Ringen kaum zu erkennen und steht zugleich vor Rhea – letzterer Mond wird übrigens am 2. März angeflogen – Minimalabstand nur 100 km! – und schon am nächsten Tag die kleine Helene mit 1800 km Abstand. (CICLOPS Release 26.2.2010)

Das Deep Space Network der NASA wird allmählich modernisiert

An Stelle der drei alten 70-m-Schüsseln für die Kommunikation mit fernen Raumsonden wird bis 2025 eine neue Generation von 34-m-Antennen des „beam wave guide“-Typs treten, die flexibler eingesetzt werden können. In der ersten Phase des Projekts entstehen in der DSN-Station von Canberra drei dieser Antennen bis 2018: Man beginnt in Australien, weil die Deklinationen aller in nächster Zeit relevanten Planeten in den kommenden Jahren weit nach Süden driften. (JPL Release, Planetary Society Blog 25.2.2010) NACHTRAG: Zuerst wird aber mal die alte 70-m-Schüssel von Goldstone auf Vordermann gebracht. NACHTRAG 2: noch’n Artikel zu den diversen Upgrades.

3D-Marsbilder aus 3D-Aufnahmen mit Photoklinometrie alias „shape from shading„: Nur durch Analyse von Hell und Dunkel bei bekanntem Sonnenstand kann man ein Geländemodell erzeugen – und so z.B. ein berühmtes MRO-Bild eines Lawinenabgangs auf dem Mars in 3D-Versionen verwandeln. (Universe Today 25.2.2010. Und Cosmic Log über den Planungsstand für Mars Sample Returns)

Der allerletzte Test eines Space-Shuttle-Boosters fand am 25. Februar in Utah statt: Es war der 52., seit das Testprogramm 1977 begann. 258 Instrumente maßen dabei 43 verschiedene Parameter, um auch die Sicherheit der letzten vier Shuttle-Starts sicher zu stellen. Der 123-Sekunden-Test war ein weiteres von vielen „lasts“ des Shuttle-Programms, die in diesen Monaten abgehakt werden. (NASA Behind the Scenes 25.2.2010. Und Spaceflight Now 26. und 24.2.2010 zum Status der Startvorbereitungen der 1. Falcon 9)

Zwei „Flagschiffe“ zur Demonstration neuer Technologien für die bemannte Raumfahrt

mittels unbemannter Planetenmissionen könnte die NASA schon ab Ende 2011 bauen und um 2014 zum Mond (ein in Echtzeit ferngesteuerter Rover) und zu einem Asteroiden o.ä. starten – wenn sich der aufmüpfige Kongress mit dem neuen Kurs anfreunden kann. Jede dieser Missionen, denen weitere folgen sollen, würde zwischen 400 Mio. und 1 Mrd.$ kosten und sicher auch etwas Wissenschaft mit abwerfen. Andere Technologietester würden sich mit autonomem Andocken, Betankung im Weltraum, Präzisionslandung, Nutzung auf Himmelskörpern vorhandener Ressourcen und aufblasbaren Habitatmodulen usw. beschäftigen, wobei letztere an die ISS angedockt werden könnten. Zusätzlich gäbe es laut den am 22.2. ergänzten NASA-Budget-Dokumenten noch eine ganze Serie von schnellen Test-„Scouts“ für nur 100 bis 200 Mio.$ pro Flug. Und das aufgelöste „Institute for Advanced Concepts“ würde wiederbelebt. (Spaceflight Now 22., The Launch Pad, Space Politics, New Scientist 23., San Francisco Chronicle 24.2.2010)

Dürfen DLR und OHB In-Orbit-Servicing von Satelliten ausprobieren? Noch ist die „Deutsche Orbitale Servicing Mission“ (DEOS) nicht genehmigt, aber OHB ist schon mal aus Hauptkontraktor dieses Experimentalsatelliten ausgewählt, bei dem sich zwei Satelliten trennen und dann einer den anderen wieder einfängt und zum Eintritt in die Erdatmosphäre zwingt. (OHB PM, Space News 24.2.2010, Tagesspiegel 17.7.2008. Und Discovery 25.2.2010 zu ähnlichen NASA-Plänen) NACHTRAG: noch mehr zum zweiten Projekt.

Dreimal Pretty Pictures: Saturn-Aurorae, VISTA-M-42, Saturnring-Wellen

11. Februar 2010

Diese Woche ist wieder einmal reich an beeindruckenden Weltraumbildern, die auch ohne viel Kommentar wirken.

Beide Polarlichtzonen des Saturn gleichzeitig aufnehmen konnte Hubble erstmals vergangenes Jahr dank der Tag- und Nachtgleiche des Planeten (auch wenn dieses Bild erst in dieser Minute veröffentlicht wurde): Auf den ersten Blick erscheinen sie ähnlich, aber es gibt doch bedeutsame Unterschiede, die neue Einsichten in die Magnetosphäre Saturns versprechen. So sind die nördlichen Polarlichter etwas kompakter und heller, d.h. hier ist das Magnetfeld offenbar stärker.

Der Orion-Nebel im nahen Infraroten, wie ihn das neue VISTA-Teleskop auf dem Paranal sieht: Bilder im Z-, J- und Ks-Band wurden hier zu einer Falschfarbenaufnahme mit großem Gesichtsfeld (in der Vollversion 1.5°) kombiniert. Ein Beweis für die Geschwindigkeit, mit dem das Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (siehe ISAN 100-12) in Kürze den Himmel zu durchmustern beginnen wird.

Spiralförmige Wellen in den Saturn-Ringen hat der Cassini-Orbiter am 11. Januar gleich in mehreren Formen aufnehmen können: hier eine „bending wave“, bei der die Schwerkraft kleiner Monde auf geneigten Bahnen die Ringteilchen in der Vertikalen auslenkt und eine Struktur wie ein Wellblechdach produziert – beim derzeit noch schrägen Lichteinfall natürlich besonders auffällig.

Egad, it’s full of stars … schon wieder ein außergewöhnliches Bild von Cassini

4. Dezember 2009

Diesmal gibt’s, am 9. Oktober, den schwachen G-Ring des Saturn samt einem dickeren Bogen (verursacht vom Mond S/2008 S 1 alias Aegaeon darin; siehe ISAN 80-4) zu sehen, der vom Schatten des Planeten abgeschnitten wird. Und durch den Ring leuchten bei dieser langen Belichtung Strichspuren unzähliger Sterne.

Cassini kann es nicht lassen: täglich neue dramatische Bilder

25. November 2009

Jeden Tag werden derzeit neue dramatische Bilder aus dem Saturnsystem veröffentlicht: vorgestern und heute verrückte Schwerkraft- und Lichteffekte in den Ringen und gestern eine Animation von Saturns Polarlichtern.

Hier hat der 86-km-Mond Prometheus nicht nur bemerkenswerte Muster im F-Ring (links) produziert, sondern wirft – nur eine Woche nach dem Äquinoktium im August – auch seinen Schatten schräg über den A-Ring.

Die nur 8 km große Daphnis (der helle Punkt) hat hier ein Wellenmuster im A-Ring an der Keeler-Lücke erzeugt, das schon im Juni vorgestellt worden war – aber nur eine Woche vor der Äquinoktium sind die Schatten der „Wellenberge“ noch viel länger.

Und dies ist eins von 472 Bildern aus einem Film, der die Entwicklung der Polarlichter Saturns (im sichtbaren Licht aber in Falschfarben dargestellt) über 81 Tage verfolgt – mit 1200 km über den Wolken sind sie die höchsten des Sonnensystems (weil hier Wasserstoff zum Leuchten angeregt wird, der leichter als die bei irdischen Polarlichtern leuchtenden Gase ist).

In Sachen Saturn sorgt überdies noch ein Paper für Aufsehen, in dem anhand der – direkt von Cassini gemessenen – Atmosphärenchemie des Titan auf die Zusammensetzung seiner Seen geschlossen wird, über die es keine direkten Daten gibt. Das Gebräu könnte dank Ethin (Trivialname Acetylen; Anteil ~1%) überraschend ’nahrhaft‘ sein, für sehr spezielle Mikroorganismen, deren Existenz natürlich hochspekulativ ist …

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

13. November 2009

Die Speichen der Saturnringe, wie sie noch keiner sah

spokes

Die hier schon öfters thematierte Kantenstellung der Saturnringe dieses Jahr hat auch eine neue Perspektive auf das mindestens seit Voyager-Zeiten bekannte Phänomen der Ringspeichen eröffnet: In diesem Bild erscheinen die Ringe am 22. September- einen Monat nach der Tag&Nacht-Gleiche – noch dunkel, der darüber schwebende Staub aber hell.

Bedroht Adaptive Optik US-Aufklärungssatelliten?

Die Betreiber der Flotte mehr oder weniger geheimer US-Satelliten zur Erdbeobachtung mit Superkameras verlangen von Astronomen, die per Laser künstliche Sterne am Himmel erzeugen, immer mehr Einschränkungen, was zunehmend böses Blut erzeugt – wie gefährdet die Orbitkameras überhaupt sind, lässt sich leider nicht sagen, weil ihre Spezifikationen geheim sind. Derweil ist ein einfach zu realisierendes System vorgeschlagen worden, das Flugzeuge vor AO-Lasern schützen kann: Die entsprechenden Sternwarten könnten mit bestimmten Funkanlagen die Transponder der Flieger ansprechen und den Laser nur dann abschalten, wenn direkte Gefahr besteht. Versuchsweise hat sich solch eine Anlage schon bewährt. (New Scientist 13.10.2009 zum ersten und Preprint 29.10., arXiv Blog 2., SarahAskew 3.11.2009 zum 2. Problem)

Rosettas Erdvorbeiflug präziser als erhofft?

Nach einer ersten Analyse hat Rosetta den angepeilten erdnächsten Punkt nur um etwas mehr als 1.1 km und der Zeitpunkt des Perigäums um weniger als 1/100 Sekunde verfehlt, was besser als die Spezifikation wäre. Auch liegen bereits detaillierte Messungen der Strahlungsgürtel der Erde in verschiedenen Energiebereichen durch das SREM-Instrument auf Rosetta vor. (ESA Blog: dieser und dieser Eintrag) NACHTRAG: Bilder der Navigationskamera nach dem Flyby. NACHTRAG 2: mehr OSIRIS vom Anflug – und Rosetta auf dem Weg davon. NACHTRAG 3: eine PM des MPS zu OSIRIS‘ Performance.

Streit um die Priorität der Entdeckung der Lücke im Saturnring – als Theaterstück? Das geht!

1. November 2009

cassini

Nicht Cassini sondern sein Lieblings-Teleskoplieferant Campani hat als erster – schemenhaft – die große Lücke in den Saturnringen erkannt, zumindest jedenfalls, dass sie aus zwei unterschiedlich hellen Zonen mit scharfem Übergang bestehen: Diesen Sachverhalt haben vor wenigen Jahren zwei astronomiegeschichtlich versierte Brüder (wieder-)entdeckt (Oberschelp & Oberschelp, Acta Historica Astronomiae 33 [2007] 164-184) – und einer von ihnen hat anlässlich des Internationalen Jahres der Astronomie ein kleines Theaterstück daraus gemacht (eigentlich eine „szenische Lesung“, aber es gibt auch ein bisschen Action), das im Vorprogramm der Jahrestagung der FG Geschichte der Astronomie der VdS in Bonn am 30.10. seine erst zweite Aufführung erlebte.

Bei einem fiktiven Treffen an der Pariser Sternwarte von Louis XIV (perfekt gedoubelt durch den Hörsaal des Argelander-Instituts für Astronomie) der beiden Kontrahenten mit Huygens und diversen Figuren vom Hofe entspinnt sich manch interessantes Gespräch über den Zustand der Astronomie um 1676 und des menschlichen Wesens im Allgemeinen – und das (noch unveröffentlichte) Skript begründet viele der Statements mit 57 Fußnoten und Literaturzitaten. Eine anregende und auch lehrreiche Stunde, bei der es gar nichts ausmacht, dass die Darsteller alles Schauspiellaien sind: Walter Oberschelp hat mit „Cassini – Der Ring“ eine faszinierende neue Form gefunden, um Astronomiegeschichte „unter’s Volk“ zu bringen – es muss ja nicht immer das „Leben des Galilei“ sein. NACHTRAG: eine weitere Aufführung.