TanDEM-X und TerraSAR-X jetzt in engem Formationsflug
Nur noch 350 Meter (und dem nächst 200 m) trennen jetzt die beiden Radarsatelliten, die damit im bistatischen Modus arbeiten können: Einer schickt die Radarpulse aus, beide empfangen sie. Interferometrisch zu Höhenkarten verarbeiten kann man zwar auch Radardaten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten gewonnen wurden, aber nun fallen Fehlerquellen durch Veränderungen der Erdoberfläche zwischen den Überfliegungen weg. Und weil nur ein Radar aktiv sein muss, werden auch die Resourcen geschont. Ab Januar beginnen die Routinebeobachtungen, die zu einer 3D-Karte der Erde mit 12-m-Pixeln und 2 m Genauigkeit führen sollen: Die Karte aus der Shuttle Radar Topography Mission vor 10 Jahren ist dann Geschichte. (DLR Releases 19., 15., Missionsblog 19., 15., 12.10.2010; BBC 19., Spaceflight Now 17., BBC, Frankfurter Rundschau 15.10.2010. Und ein ESA Release zu gemeinsamen Radarbeobachtungen von ERS-2 und Envisat – den letzten, denn danach wurde der Envisat auf eine andere Bahn verschoben)
Die Inbetriebnahme des CryoSat ist fast abgeschlossen: Sein Radarhöhenmesser SIRAL hat sich als sehr stabil erwiesen, und die Bahnbestimmung der DORIS ist hoch genau, und auch ein kleiner Drehratensensor tut’s. (ESA, UKSA Releases 26.10.2010. Auch ein ESA Release und Space.com zur Wiederherstellung von GOCE und ESA Releases vom 2.11. und 6.10., Spaceflight Now und Space.com zum erfolgreichen Kampf von SMOS gegen Störsender)
Der Start des Umweltsatelliten Glory ist auf Februar 2011 gerutscht, wofür diesmal Probleme mit der Mechanik der Solarzellen verantwortlich sind. Der Satellit soll sich dem „A Train“ mehrerer NASA-Umweltsatelliten in nahem Formationsflug anschließen und trägt u.a. einen Sensor für die Gesamtstrahlung der Sonne – der dringend in den Orbit muss, um einen alternden auf SORCE abzulösen. (Space News 8., Universe Today 2.10.2010. Betroffen ist auch der Mit-Passagier KySat. Auch ein NASA Release zum A Train und ein JHU APL Release zu einer weiteren Missionsverlängerung für TIMED)
Satellit gestartet zur … Satelliten-Beobachtung
Wie er genau arbeiten soll, wird nicht verraten, aber er hat ein frei bewegliches 30-cm-Teleskop mit 2.4-Megapixel-Kamera und wird in das bodengebundene System der Weltraumüberwachung der USA mit Radaranlagen und optischen Teleskopen eingebunden: der Space Based Space Surveillance Satellite (SBSS), den am 25. September eine Minotaur IV mit einem spektakulären Nachtstart in Kalifornien auf einen 630-km-Orbit mit 98° Neigung brachte. Sieben Jahre soll er arbeiten und wohl vor allem Positionen von fremden Satelliten und Raumschrott messen aber vermutlich auch unbekannte Raumflugkörper identifizieren helfen. Die nächste Minotaur, für die dies übrigens der 18. Erfolg bei 18 Starts war, soll am 19. November in Alaska abheben, u.a. mit FASTSAT & Nanosail D an Bord. (Orbital, USAF Releases 26.9.2010; Spaceflight Now 6.10., Palomar Skies, Space.com, Spaceflight Now, Space Today 26.9.2010. Und ein NASA Release zum FASTSAT)
X-37B verschwunden – und wieder im Orbit aufgetaucht: Der kuriose Geheimshuttle hat erneut seine Bahn geändert („Geheimshuttle …“) und war den Amateursatellitentrackern entwischt, die schon seine Landung wähnten. Doch dann wurde er wieder gefunden, die Bahn war jetzt nur 54 km niedriger. (sUAS News 13., Universe Today 14., Strategy Page 15.10.2010.)
AEHF muss sich mit exotischem Ionenantrieb retten: Der gestrandete Satellit („Teurer …“) hat seine Bahn bislang mit kleinen Düsen angehoben, aber nun müssen die Hall Current Thrusters ran. (Spaceflight Now 17.10.2010. Auch Space News zur anhaltenden Wanderung des überraschen zähen Galaxy 15 [„Der Zombie-Satellit …“], dem hoffentlich bald der Strom ausgeht – und der dann vielleicht wieder unter Kontrolle zu bringen ist)
Erster Demonstrationsflug einer „Dragon“ am 18. November
Nach allerlei Verschiebungen soll nun bald die zweite Falcon 9 mit der ersten Dragon-Kapsel starten: eine besonders anspruchsvolle Mission, da letztere in 4 Stunden ein komplettes Flugprofil mit mehreren Erdorbits, Wiedereintritt und Fallschirmlandung vorführen soll. Space X hofft weiterhin, mit einem Erfolg die NASA so zu beeindrucken, dass die nächste Dragon gleich die ISS ansteuern darf. (Spaceflight Now 26., Space News 25., Space.com 11., Universe Today 5.10., Space News 22.9., AW&ST 30., Technology Review 25.8.2010) NACHTRAG: Der Start wurde nun auf den 7. Dezember verschoben, ohne Angabe von Gründen.
PRISMA-Rendezvous-Experimente laufen: Das Satellitenpaar Mango & Tango („Die Prisma-Satelliten …“) hat bereits – mit Hilfe eines GPS-Systems des DLR – wieder bis auf 7 m Abstand zusammen gefunden. Und im weiteren Verlauf der Technologiemission ist mittels optischer Sensoren eine Annäherung bis auf 1 m vorgesehen. (DLR-Pressemitteilung 29.9., Spaceflight Now, Space.com 25.10.2010)
Euclid vs. WFIRST: verfahrene Situation zwischen ESA und NASA
Bei der ESA ist ein Weltraumobservatorium zur Erforschung der Eigenschaften der Dunklen Energie unter den letzten drei Kandidaten („Drei Finalisten …“) für die nächste Mittelklassemission, mit einem Start vielleicht schon 2018 – und der NASA hat die Decadal Survey (siehe ISAN 117-5) als wichtigste Sternwarte im Weltraum ebenfalls eine verordnet, die sich der Dunklen Energie aber nebenher auch anderen Dingen annehmen soll, dies aber vermutlich nicht vor 2022. Da droht eine kostspielige Dopplung, und schon eine Weile wird über allerlei Optionen von gegenseitiger Beteiligung bis zu kompletter Verschmelzung der Projekte debattiert, doch eine Lösung nach wie vor nicht in Sicht. (Space Policy Online 28., 19., Space News 17., Nature Blog, Space Policy Online 16.9.2010)
Indischer Nanosatellit startet erst 2011: Jugnu („Der erste in Indien …“), an dem 45 Studenten und 12 Professoren geschraubt haben, hat erst in der 1. Jahreshälfte 2011 eine Mitfluggelegenheit bekommen. In einer 700 km hohen Polarbahn soll er trotz seiner geringen Größe echte Erdbeobachtung betreiben. (Indian Express 15.10.2010)
3037 Trümmer des chinesischen ASAT-Experiments kreisen weiter um die Erde!
97% der Bruchstücke, die der Antisatelliten-Test 2007 produzierte, sind auch 3 1/2 Jahre später noch im Orbit und machen 22% der katalogisierten Objekte im niedrigen Erdorbit aus. (Space Policy Online 15.10.2010)
Australischer Astro-Ballon-Fehlstart Folge von fehlendem Risiko-Bewusstsein: Ein umfangreicher Untersuchungsbericht über den Unfall im April („Astronomie-Ballon …“) kommt zu dem Schluss, dass einfach keiner geahnt hatte, was für Gefahren von einer über den Boden schleifenden schweren Nutzlast ausgehen kann. Viele Prozeduren werden nun verbessert – oder erstmals in Worte gefasst, denn es gab bisher erstaunlich wenig Vorschriften. Der amerikanische Startchef kannte noch nicht einmal die australische Notrufnummer … (NASA Release 22., ABC, Nature Blog 25.10.2010. Auch New Scientist Blog und Universe Today über einen Ballon-Testflug im Rahmen des Google Lunar X Prize)