Posts Tagged ‘Shefex’

Aufblasbarer Hitzeschild suborbital gut getestet

23. Juli 2012

Das Inflatable Reentry Vehicle Experiment (IRVE-3) der NASA hat heute morgen auf einer Black-Brant-Höhenforschungsrakete von der Insel Wallops aus einen erfolgreichen Test hingelegt: In 450 km Höhe wurde der pilzförmige Schild auf 3 m Durchmesser aufgeblasen – und der Überschallsturz durch die Atmosphäre verlief nach Plan. 20 Minuten nach dem Start fiel IRVE-3 in den Atlantik und kann vielleicht sogar geborgen werden. Eine mögliche Anwendung der Technologie: künftige Marslandungen u.ä.

Und auch noch ein paar Szenen von der Shefex-Kampagne auf Andøya vor einem Monat: Die Montage von Rakete und Reentry-Experiment ist gut zu sehen, die Probleme mit Datenempfang und Bergung fehlen.

Heute vor 40 Jahren startete der erste Satellit der Landsat-Serie, von dem hier ein NASA-Film von 1973 schwärmt: Landsat ist heute das längste kontinuierliche Erdbeobachtungs-Programm, das 2013 mit dem nächsten Satelliten fortgesetzt werden soll – allerlei Bildbeispiele hier, hier, hier und hier. Kurioserweise wurde übrigens just heute die Fusion von DigitalGlobe & GeoEye bekanntgegeben, der beiden kommerziellen Betreiber amerikaner Erdbeobachter (mehr und mehr).

Heute vor 50 Jahren ermöglichte Telstar die erste TV-Übertragung über den Atlantik, bei der die Welt zuschauen konnte – das Vergnügen am ersten TV-Satelliten (hier ein Wochenschau-Beitrag kurz nach dem Start am 10. Juli 1962) währte indes nicht lang, dank der damals noch üblichen Nukleartests in der Atmosphäre …

Und noch ein Zeitraffervideo aus der ISS, diesmal nur mit – ziemlich hektisch aneinander gereihten – Nachtsequenzen, in denen natürlich Polarlichter nicht zu kurz kommen.

Shefex II: DLR-Reentry-Experiment ein voller Erfolg – oder Schlüsseldaten im Meer versunken?

23. Juni 2012

Trond Abrahamsen, Andøya Rocket Range

Nach dem letzten nordkoreanischen Satelliten-Start-Versuch hat man schneller Bescheid gewusst, wie es ausgegangen ist, als jetzt nach dem Suborbitalflug des zweiten Sharp Edge Flight Experiments (Shefex II) gestern Abend in Nordnorwegen. Der eigentliche Flug verlief nach Plan, vom Abheben auf Andøya um 21:18 MESZ über eine Gipfelhöhe von 177 km bis zum Niedergang vor Spitzbergen nach 10 Minuten. Bald darauf hieß es in einer PM des DLR, dass Shefex „Messdaten von über 300 Sensoren zum Boden“ gesandt habe, was laut einer noch schnelleren DPA-Meldung „die Wissenschaft um Hunderttausende Messdaten bereichert“ habe. Ein einsamer L&R-Journalist vor Ort zeichnete jedoch – via Twitter – ein anderes Bild: Danach wurden keine Daten unterhalb von 37 km Höhe empfangen, als Shefex unter den Horizont von Andøya getaucht war, denn in Spitzbergen wurden keine Daten empfangen. Nun sollten die auch an Bord aufgezeichnet werden, aber zunächst war unklar, ob der Fallschirm funktioniert hatte oder die Festplatte mit den wertvollsten Daten auf dem Meeresgrund lag.

Später gab es Gerüchte, ein Signal des Wiedereintrittskörpers sei empfangen worden, aber einer DPA-Story von heute, nach der ein Bergungsschiff den Körper „eingesammelt“ habe, steht bislang keinerlei offizielles Wort vom DLR oder dem Shefex-Team zur Seite (und die falsche genannte Gipfelhöhe weckt kein Vertrauen). Was Deutschland mit den Daten von Shefex II überhaupt einmal anfangen kann, ist übrigens auch nicht klar: Für eine direkte – zivile – Nutzung der Erfahrungen gibt es keinen Plan. NACHTRAG: Knapp 24 Stunden nach dem Flug hat das DLR eingestanden, dass es keine Daten unter 37 km Höhe gibt – was aber nur ein 5%-Verlust sei. Und die Schiffssuche nach dem Flugkörper, dessen Peilsender tatsächlich ein Flugzeug ortete, dauert – wie oben korrekt vermutet – an, mit nur einer 50%-Chance auf Erfolg, bis der Sender am Montag schweigt. NACHTRAG 2: ein Amateurfilm vom Start! NACHTRAG 3: Und die Suche geht weiter … NACHTRAG 4: ein norwegischer Artikel mit Video aber keinen neuen Erkenntnissen. NACHTRAG 5: keine Bergung gelungen, zum Schaden der Erforschung der letzten Flugphase. NACHTRAG 6: Nach dieser Einschätzung wiegt der Datenverlust doch empfindlich. NACHTRAG 7: Nach einem späten DLR-Update fehlen nur 5 Sekunden Daten unter 29 km Höhe – und eine Bergung vom Meeresboden wird erwogen.