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Allgemeines Live-Blog vom 16. Januar 2013

16. Januar 2013

jwst

Und wieder ist ein Stückchen vom JWST fertig geworden

Diesmal ist es das aft-optics subsystem (AOS) des James Webb Space Telescope, das dafür sorgt, dass das Licht vom Sekundärspiegel des eigentlichen Teleskops den wissenschaftlichen Instrumenten des Mega-Satelliten zugeführt wird: Alle Performance-Tests sind abgeschlossen. Auf der AAS-Tagung letzte Woche („Dem James Webb Space Telescope …“) war Optimismus verbreitet worden, dass es mit dem Finanz- und Zeitplan des Monster-Satelliten diesmal klappt – aber die Auswirkungen auf andere Missionen sind erheblich. [23:50 MEZ – Ende]

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Ein Modell des BEAM, die stellvertretende NASA-Chefin und Herr Bigelow höchstselbst (den nicht nur normale Raumfahrt interessiert, s.a. hier, hier und hier) bei der heutigen Präsentation des Aufblas-Moduls für die ISS (s.u.) – auch Artikel zur Vorgeschichte BEAMs, den anderen Aufblas-Satelliten der Firma und ähnlichen NASA-Ideen schon 1959. [22:10 MEZ] Mehr zum Hintergrund des Bigelow-NASA-Deals in diesem Bericht von der PK: Die 18 Mio. NASA-$$ decken die Kosten der Firma nicht im Mindesten, der es eher darum geht, einen Fuß in die Tür zu bekommen – und für eine große eigene aufgeblasene Raumstation zu üben. [23:15 MEZ]

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atv2

ESA und NASA gemeinsam zu fernen Welten? Während zumindest für einen (unbemannten Test-)Flug der NASA-Orion ein entscheidender ESA-Beitrag vereinbart wurde (siehe unten) und eine eventuelle weitere Zusammenarbeit buchstäblich in den Sternen steht, haben die Künstler beider Raumfahrtagenturen schon mal klar gemacht, wo’s lang geht: Bei der ESA (oben) strahlen das ATV 2.0 und seine Solarzellen im hellen Glanz, während die Orion weitgehend verdeckt ist, bei der NASA (unten) dominiert die Orion, die das ATV 2.0 im Schatten liegen lässt – und die Oberstufe des SLS sitzt auch noch auffällig dahinter … [21:35 MEZ]

beam

Ganz schön aufgeblasen: das „Bigelow Expandable Activity Module“ (BEAM), das 2015 für zwei Jahre an der ISS angebracht werden soll – als Demonstrator für solcherlei Aufblas-Raumstations-Module und wie sie es im Weltraum aushalten. Bizarrerweise bezahlt die NASA der Firma, die auch selber mit Aufblas-Satelliten experimentiert (siehe Artikel C25), 17.8 Mio.$ für ihr – per Dragon – anzulieferndes 4 x 3 Meter großes Modul, dabei hatte sie das Konzept ursprünglich von der NASA lizensiert. [21:05 MEZ]

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ESA jetzt im „critical path“ der Orion-Kapsel der NASA

Auf einer gemeinsamen PK von NASA und ESA [NACHTRAG: Aufzeichnung] wird gerade der Einstieg der ESA beim Flug EM-1 des Orion-Systems gefeiert: Gemäß diesem Plan liefert die ESA auf der Basis ihres ISS-Frachters ATV (dessen letzte beide Exemplare diesen April und 2014 starten) das Service Module für diesen zweiten Flug der Orion, der – z.Z. für Ende 2017 geplant – der erste der neuen Riesenrakete SLS sein und unbemannt um den Mond herum führen wird. Die ESA ist damit – zumindest vorübergehend – „in the critical path“: Das Vertrauen hatte man sich durch die gute Zusammenarbeit bei der ISS erworben. Bleiben Ersatzteile übrig, kann die NASA diese auch für EM-2 verwenden, ansonsten ist der ESA-Einstieg in die bemannte US-Raumfahrt nach gegenwärtiger Beschlusslage schon wieder vorbei (auch wenn T. Reiter auf der PK von einem „start of extended cooperation“ sprach): Das Antriebssystem für EM-1 ist die „in kind“-Zahlung der ESA für ihren Anteil an den Betriebskosten der ISS bis 2020. Bei ersten Testflug der Orion in ca. 20 Monaten ist noch keine ESA-Hardware dabei. [18:20 MEZ. NACHTRÄGE: ein detailliertes Video über EM-1 auf Vimeo & Youtube – und eine PM der ESA, nicht erwähnt, dass es nur um EM-1 geht]

I

Dieser 9.25″-Schmidt-Cassegrain wurde jetzt hinter einem ISS-Fenster installiert, wie diesem beiläufigen Orbit-Tweet zu entnehmen ist – allerdings schaut das Teleskop nicht in den Himmel sondern auf die Erde: Das ISS SERVIR Environmental Research and Visualization System (ISERV) soll die automatische Erdbeobachtung von der ISS aus erproben, speziell als „DisasterCam“ für den Einsatz bei Naturkatastrophen als Beitrag für SERVIR. Das Bildfeld misst dank eines Fokalreduktors mit einer EOS 7D etwa 13 x 9 km, die Auflösung entspricht mit ca. 3 m einer Kuh. ISERV (das Bild hier entstand [NACHTRAG: mit einem ähnlichen Gerät] noch auf der Erde) war bereits letzten Sommer angekommen und nun gestern hinter der Window Observational Research Facility (WORF) – NASA-Speak für „extra gutes Fenster“ – installiert worden. [5:25 MEZ. NACHTRÄGE: das Teleskop wird ‚unboxed‘ und schwebt in der ISS, auch erwähnt im gestrigen Tages-Video von 2:30-3:45, unten im heutigen Tages-Bericht und in einem späteren Artikel]

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Das Feuer von Siding Spring brennt immer noch …

… auf dieser Aufnahme aus Reiseflughöhe, die die Feuerwehr verbreitet hat: Gerade startete das 4. Live-Blog von A. Bauer mit der Kunde, dass im Inneren der Kuppeln von AAT („So sieht der Bau des Anglo-Australian Telescope jetzt aus“) und UK Schmidt zwar viel Schmutz aber keine offensichtlichen Schäden an den Instrumenten selbst vorgefunden wurden – die Feuerschutz-Maßnahmen der letzten Jahre haben sich bewährt. Und die ATNF berichtet von einer Inspektion des Mopra-Radioteleskops, bei der auch dieses und dieses Bild entstanden. [1:10 MEZ. NACHTRAG: Physics World fasst zusammen – und Bauers fünfter Blog]

Die Entwicklung der Sonnen-Aktivitätregion 1654, während sie vom 7. bis 14. Januar über die Sonnenscheibe – Anblick am 15. Januar – zog: lückenlos dokumentiert vom Solar Dynamics Observatory. Die Gruppe war zwar groß, hat aber wohl kaum nennenswerte Effekte auf der Erde produzieren können. [0:10 MEZ. NACHTRAG: die zugehörigen Korona-Loops vom 9.-15. Januar]

Die nächste russische Mondmission startet nicht vor 2015

Auf dieses Jahr ist nach Berichten hier, hier und hier der Start von Luna-Glob („Mond-Globus“) gerutscht, der ersten von vier angedachten Missionen zur Errichtung einer „robotischen Mondbasis“. Der Lander soll eine 120-kg-Nutzlast zur Oberfläche bringen, auch astrophysikalische. Und gestartet werden soll von einem neuen Weltraumbahnhof in der östlichen Amur-Region: Baikonur adé. [0:10 MEZ. NACHTRAG: Dieser Artikel beschreibt zwei weitere russische Mondmissionen 2016 und 2017 – und kündigt „2030 – 2040 eine breite Erschließung des Mondes“ an …]

Schicksal von 2012 DA14 in hundert Jahren unbestimmt

Dank neuer Astrometrie der letzten Tage ist die Bahn dieses Asteroiden, der am 15. Februar dicht an der Erde vorbeifliegen wird, inzwischen auf 100 km genau bekannt: 27’700 km wird der Minimalabstand von der Erdoberfläche betragen. Doch ob es in der Zukunft möglicherweise zu einer Kollision kommen kann, ist auch mit der neuen, stark verbesserten Bahn (vor der neuen Astrometrie lag die Ungenauigkeit der Erddistanz 2012 noch bei 8000 km!) nicht klar, wie aktuelle Abfragen der beiden führenden Vorhersage-Systeme Sentinel (ein Impakt 2110 möglich, Wahrscheinlichkeit 1:7.7 Mrd.) und NeoDyS (drei Impakte 2096, 2097 und 2100 möglich, Wahrscheinlichkeit bis zu 1:4 Mio.) zeigen. Die Ursache der Widersprüche ist zum einen mathematischer Art, zum anderen trägt ein enger Erdvorbeiflug 2046 zu einer – im himmelsmechanischen Sinne – chaotischen Entwicklung danach bei. [0:10 MEZ]

Die globale Erwärmung setzt sich unvermindert fort

2012 war global gesehen das neunt-wärmste Jahr seit 1880, bis auf 1998 lagen die neun wärmsten Jahr des 132-Jahres-Zeitraums mit zuverlässigen Daten alle nach 2000, und 2005 und 2010 waren die heißesten Jahre überhaupt: Also hat es das Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA gestern vorgerechnet. Seit 1880 ist die globale Mitteltemperatur um 0.8°C gestiegen, und 2012 lag um 0.6°C über der Referenz (1951-1980) für Vergleiche, die danach nur ein einziges Mal überhaupt – 1976 – unterboten wurde. Ein Zusammenhang der (von jährlichen Schwankungen abgesehen) ständig steigenden Erdtemperatur mit der Zunahme der Treibhausgase – so ist der CO2-Gehalt der Atmosphäre von 285 ppm 1880 auf inzwischen gut 390 ppm gestiegen – steht längst außer Frage. [0:10 MEZ. NACHTRAG: warum es keinen ‚Stillstand‘ seit 1998 gibt]

Live-Blog zur Lage des Siding Spring Observatory

13. Januar 2013

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„Kein Teleskop hat wohl größeren Schaden genommen“

So lautete um 22:40 MEZ = 8:40 Ortszeit das erste Fazit der Australian National University (auch hier und hier erwähnt): „The Observatory has survived with some damage and some loss of buildings. An initial assessment indicates that five buildings have been severely affected or damaged, including the Lodge used to accommodate visiting researchers and a number of cottages and sheds. A fire has been extinguished at the Visitors Centre this morning. We expect the Visitor Centre has been severely damaged. An initial visual assessment indicated that no telescopes appear to have received major damage, but the impact of the fire on the instruments will not be known until later today.“ Oben ein weiteres Feuerwehr-Bild vom Morgen, mit intakten Kuppeln in verbrannter Landschaft. [23:35 MEZ – Ende. NACHTRAG: Das SSO ist erst mal 2 Wochen dicht, um Schäden zu sichten und zu beseitigen, und die Teleskope liegen bis auf Weiteres still, sind aber laut Bauers Blog nach erstem Augenschein o.k. (und auch das Mopra-Radioteleskop); alles Zerstörte war komplett versichert]

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Die niedergebrannte Besucher-„Lodge“ der Sternwarte auf einem aktuellen Luftbild der Feuerwehr: neben dem Besucherzentrum und ein paar Wohngebäuden wohl das einzige sichere Opfer des Waldbrandes – weitere Fotos vom Morgen danach in einem FB-Album der Feuerwehr! Man hat allerdings noch nichts vom Schicksal des Mopra-Radioteleskops gehört. [23:05 MEZ = 9:05 Ortszeit]

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Die HATS-Gebäude stehen noch am Morgen danach; laut einer – finnischen – Quelle ist v.a. das Besucherzentrum des SSO betroffen. [21:05 MEZ] Das Feuer selbst ist jedenfalls etwas weniger gefährlich geworden. [21:25 MEZ] Ein weitwinkligeres Webcam-Bild von Faulkes Süd zeigt auch keine Schäden. [21:30 MEZ] Und die Feuerwehr vor Ort. [22:05 MEZ] Und weitere Morgen-Fotos hier und hier und neue Updates hier. [22:35 MEZ]

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Die Sternwarte vor 15 Minuten aufgenommen von einer Webcam des Faulkes-Süd-Teleskops, dem es gut gehen soll, im Morgengrauen. Der erste Eindruck nach dem Bild scheint erfreulich; man hatte u.a. Spezialfarbe verwendet, die feuerfest sein sollte. [20:30 MEZ = 6:30 Ortszeit] Und Amanda Bauer live-bloggt wieder, noch ohne neue Erkenntnisse. [20:35 MEZ] Laut einem Feuerwehr-Chef sind die Teleskope o.k., aber es wurden einige Gebäude zerstört. [20:40 MEZ]

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Zustand Australiens größter Sternwarte nach Waldbrand noch unklar; Anglo-Australian Telescope steht noch

Heute haben die australischen Waldbrände auch das Siding Spring Observatory im Warrumbungle National Park in New South Wales überrannt – und wie stark das Dutzend Teleskope dort und die Infrastruktur Schaden genommen haben, ist derzeit noch unklar; alles Personal wurde jedenfalls rechtzeitig evakuiert. Informationsquellen sind bislang die Bilder von Webcams wie das obige vom HAT-South Telescope Network von vor 6 Stunden (kein Link; die Feuerwehr bittet, auf die Webcam-Server nicht zuzugreifen) oder Zeitraffer vom Faulkes-Süd-Teleskop (oben, auch hier) oder vom Radioteleskop Mopra in denselben Bergen, ein viel zitierter Live-Blog von Amanda Bauer und ein Status-Bericht von Robert McNaught, dazu sporadische australische Zeitungsartikel wie dieser, dieser, dieser, dieser oder dieser. Definitiv o.k. scheint das große Anglo-Australian Telescope zu sein (unten ein Luftbild der Feuerwehr kurz vor Eintreffen der Front), aus dessen Kuppel es seither Messwerte gibt, die bei nur 20°C liegen, ein Astronom hat aus der Ferne gesehen, dass mindestens fünf der Kuppeln noch stehen, und die Feuerwehr vor Ort bestätigt ebenfalls das Überleben des AAT(-Kuppelbaus). Das Disaster auf dem Mt. Stromlo vor fast exakt 10 Jahren (siehe Artikel 593) hat sich heute hoffentlich nicht wiederholt … [18:30 MEZ = 4:30 morgens Ortszeit]