Posts Tagged ‘Soyuz’

In Speyer: Europas größte Weltraum-Ausstellung

28. September 2013

Damit hatte dieser Blogger nicht gerechnet, als er am 21. September zusammen mit einer internationalen Schar Weltraum-Nerds nach Speyer aufbrach, um im dortigen Ableger des Technik-Museums die relativ neue Raumfahrtausstellung zu besichtigen. Wie das ganze Museum ist auch diese Space-Expo das Werk eines e.V. von Enthusiasten – von äußerst einnehmendem Wesen, wie die Fülle z.T. rarer Exponate aus der bemannten Raumfahrt in Ost & West beweist, die hier zusammen getragen wurde. Zur größten derartigen Ausstellung Europas!

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Die jüngste Erwerbung ist dieser Mondstein („Ein vierter Apollo-Mondstein ist dauerhaft in Deutschland“) von Apollo 15, der …

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… in der großen Raumfahrthalle am Rande einer nachgebauten Apollo-Landestelle platziert worden ist (und dort nicht besonders auffällt). Alle Landungen werden durch Schautafeln ausgiebig dargestellt, wobei …

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… ein gigantisches Mond-Panorama aus Bildern des Lunar Reconnaissance Orbiter das Zentrum bildet. Echte – und v.a. geflogene – Artefakte von Apollo und seinen Vorgängern sind in dieser Sektion der Halle noch nicht zu finden, wohl aber in anderen und v.a. den höher gelegenen Umgängen. (Auf ein didaktisches System der Anordnung wurde bewusst verzichtet: Der Besucher soll sich lieber überraschen lassen.)

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Zu den originalen Preziosen gehört diese Sternkarte, die 1966 mit Gemini 11 im Orbit war und bei einem Rendezvous-Manöver half: Weil die Sterne alle mit den üblichen griechischen Buchstaben versehen sind, gab es zur Sicherheit noch einen Spickzettel mit deren Aussprache dazu. Die Karte hat Pilot Gene Cernan signiert, der wiederum Probleme mit den römischen Zahlen zu haben schien …

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Mit Apollo 15 auf dem Mond war 1971 dieses Stromkabel aus der Landefähre „Falcon“, das dort zur Versorgung der Beleuchtung diente.

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Und hier ein besonders unappetitliches Mitbringsel von Apollo 17: dehydrierter Grapefruit-Saft, den die Besatzung wohl schon 1972 nicht mochte und deswegen von ihrer Mondreise, der letzten überhaupt, wieder mitbrachte …

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Die jüngste Erwerbung Speyers an großer Weltraum-Hardware ist die Landekapsel von Soyuz TM-19, mit der vor 19 Jahren u.a. Ulf Merbold von seinem Mir-Aufenthalt zurück kehrte.

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Und das Glanzstück ist natürlich der Prototyp OK-GLI von 1984 der sowjetischen Raumfähre Buran [NACHTRAG: dieser inzw. gelöschte Artikel (Seite zwei) war aus einem Buch gestohlen], der für Flugversuche in der Atmosphäre verwendet wurde (weshalb er vier eigene Jet-Triebwerke besitzt) – und nach allerlei Wirrnissen 2008 den Rhein hinauf nach Speyer gekommen war. Jetzt besticht die – seither mächtig herausgeputzte – Raumfähre durch ihre schiere Größe und Eleganz und kann von allen Seiten und aus nächster Nähe inspiziert werden. NACHTRAG: ein späterer Besuchs-Bericht.

Große Party für die Unha – und der Satellit blinkt

25. Dezember 2012

Der Oberste Führer hat es am 21. Dezember gewaltig krachen lassen – auf einem rauschenden Fest ließ 김정은 die für den ersten erfolgreichen Satellitenstart Nordkoreas Verantwortlichen hoch leben, die sich selbst wiederum nicht vor Begeisterung bremsen konnten: eine lange „Doku“ des Abends auf Koreanisch und eine Kurzfassung mit englischem Voice-Over; in seiner Rede versprach Gim Jeong-eun mehr und größere Raketen. Bemerkenswert war während des Festaktes auch ein durchaus fetziges Konzert der Moranbong-Band, der ersten Pop-Band Nordkoreas, die eigens für derlei Events geschaffen wurde. Im Hintergrund waren in großer Videoprojektion zuweilen detaillierte Bilder des Unha-3-Starts zu sehen, so auch bei dem oben „ausgekoppelten“ Stück. Den Satelliten sieht man dabei nur einmal in einem Standbild, wie er von Kim Chŏngŭn inspiziert wird: Ihn erwähnen auch schon lange die täglichen Jubelmeldungen der nordkoreanischen Nachrichtenagentur nicht mehr, die sich immer nur auf den Start beziehen. Dafür kümmern sich inzwischen Amateurastronomen gut um Kwangmyongsong 3-2, den man im Video in der Mitte am 20. Dezember 8.5 Sekunden blinken sieht. Und Radioamateure hören weiter rein gar nichts von ihm. Analysiert worden ist derweil die geborgene erste Raketenstufe der Unha-3 (auch Videoclip unten [NACHTRAG: und ein detaillierter Artikel mit Bildern]), die sich als etwas primitiv aber aber militärisch verwendbar entpuppt.

Dramatische „Nebenwirkung“ des letzten Soyuz-Starts: Beim Aufstieg zur ISS (ganz unten) am 19. Dezember nach Sonnenuntergang gerieten die Rakete und ihre Abgase noch einmal ins Sonnenlicht, was hier ein Amateurfilmer in Қарағанды – ebenfalls Kasachstan – brilliant eingefangen hat. Und weil’s so schön war, gleich noch ein Video und noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und …

Ein kleiner Raketentest, der nicht wirklich Neuland betritt, wurde von SpaceX am 17. Dezember durchgeführt: Der „Grashopper“ stieg 40 Meter hoch und landete wieder sanft auf seinem Düsenstrahl, wie auch hier, hier, hier, hier und hier gefeiert wird. Wie diesem Blogger und auch dieser Raumfahrt-Veteranin gleich auffiel, errinnert dieser Demonstrator für ein Reusable Launch Vehicle doch sehr an den DC-X – und der hüpfte schon vor bald 20 Jahren. Bis zu einer wiederverwendbaren Rakete ist’s noch weit … [NACHTRAG: … und von einem „giant leap“ kann schwerlich die Rede sein.]

Ein Fan-Video über die Internationale Raumstation – wo die mit o.g. Soyuz gestarteten Raumfahrer inzwischen angekommen sind und sich v.a. Chris Hadfield schon mit zahlreichen Tweets gemeldet hat – aus Zeitraffer-Nachtaufnahmen mit vielen Polarlichtern; gegen Ende wird’s ein wenig sehr gerafft, und man hat fast den Eindruck, die ISS würde in ein Schwarzes Loch gesaugt …

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Der erste Gleitflug des SpaceShip2 in endgültiger Konfiguration mit Triebwerk und Tanks wurde am 19. Dezember absolviert: Der erste Flug mit eingeschalteter Rakete rückt damit immer näher – aber ein Zeitplan für den ersten Raumflug und erst recht den ersten mit zahlenden Passagieren wird natürlich weiterhin nicht verraten. [NACHTRAG: Man munkelt da von 2015 … NACHTRAG 2: … oder doch schon 2014, mit einem bemannten Testflug sogar noch 2013.]

Die allerletzte Reise eines Space Shuttles …

2. November 2012

… findet heute am Kennedy Space Center in Florida mit dem 16-km-Transport der Atlantis vom Vehicle Assembyl Building zum Visitor Center statt [NACHTRAG: großformatige Bilder]: hier drei Screenshots aus der endlosen NASA-TV-Übertragung; Berichte hier, hier, hier, hier und hier [NACHTRÄGE: sowie Bilder von der Ankunft hier, hier und hier, noch viel mehr Bilder, ein KSC-Video, ein weiterer Artikel und noch mehr] – und auch zur Eröffnung der Endeavour-Show in LA und der Beschädigung der Enterprise in NYC während des Sturms Sandy.

Die Rückkehr des ersten Dragon nach einem regulären ISS-Besuch am 28. Oktober, schon ganz Routine: Live-Bilder wie beim Testflug gab es schon nicht mehr, erst später diesen Videoclip; zwei Tage später war die Kapsel wieder im Hafen. Auch die Abreise in Zeitraffer, ein NASA Release und Artikel hier, hier und hier. Der Dragon-Konkurrent Cygnus wird derweil erst nächstes Jahr zum ersten Mal starten.

Die Spur einer Soyuz auf dem Weg zur ISS, daselbst aufgenommen am 23. Oktober – auch hier, hier und hier zu sehen, plus Artikel zum Flug hier und hier.

Ein 4-minütiger Werbefilm für die ESA, der seltsam abstrakt bleibt: Kein einziger Satellit wird beim Namen genannt, die sonst so gerne präsentierten ESA-Astronauten dürfen überhaupt nicht mitspielen – und es wird mehrfach betont, wie arm man verglichen mit anderen sei …

Test des Escape-Systems von Blue Origin, dem lange geheimnisumwitterten suborbitalen Raumfahrtprogramms des Amazon-Gründers, Mitte Oktober: auch ein Video, ein NASA Release – man wird ja jetzt im Rahmen des Commercial Crew Program gehegt – und Artikel hier und hier.

Ein mexikanisches „UFO-Video“ harrt noch der genauen Aufklärung: Natürlich fällt hier kein riesiger Zylinder in einen nächtlichen Vulkan, vielmehr zieht ein helles Himmelsobjekt dahinter seine Bahn und wird durch die langen Belichtungszeiten der Einzelbilder in die Länge gezogen. Was da hinter dem Vulkan unterging, ist bislang noch unklar; die Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier oder hier aus mehr oder weniger seriösen Quellen tragen jedenfalls wenig zur Aufklärung bei. Immerhin ist die Astronomin aus dem Video echt … NACHTRAG: Das Video soll ein „elaborate Hoax“ sein.

Einer der Spiegel des James Webb Space Telescope wird inspiziert – während es nunmehr bei der Anlieferung der Instrumente klemmt: Die Near-Infrared Camera oder NIRCam (im Bau in Kalifornien) und der Near-Infrared Spectrograph oder NIRSpec (im Bau in Deutschland) kommen erst nächstes Jahr, so dass das Integrated Science Instrument Module oder ISIM, wo sie montiert werden sollen, jetzt ohne sie in die Kryotests geht. Die anderen beiden Instrumente, das Mid-Infrared Instrument aus Europe und der Fine Guidance Sensor aus Kanada, sind schon da. Noch steht der Starttermin Oktober 2018 …

Live-Blog zum Start der nächsten zwei Galileos

12. Oktober 2012

Ein weiteres ESA-Foto vom Start – weitere im Stream – und ein Video ab t-3 min. [22:25 MESZ] Die Fregat brennt wieder, wird bestätigt! [23:55 MESZ] Und auch, dass der 2. Burn erfolgreich war. Jetzt wird die Stufe in die richtige Orientierung gedreht. [23:57 MESZ] Die Satelliten sind ausgesetzt! Wenn die beiden neuen Galileos einsatzbereit sind, kann mit den nunmehr vier operationellen zum ersten Mal tatsächlich eine Position auf der Erde bestimmt werden. [24:00 MESZ – ENDE. NACHTRÄGE: ESA und Arianespace Press Releases, Artikel hier, hier, hier, hier & hier, ein Jubel-Tweet und noch mehr Start-Bilder im Stream. NACHTRAG 2: Die ersten 1 1/2 Stunden ist alles bestens gelaufen. NACHTRAG 3: Auch Tags darauf die Satelliten beide glücklich, und die EU auch]

Intermezzo! Radioastronomen sehen grün auf diesem bemerkenswerten japanischen Bild vom ALMA-Interferometer in Chile im Mondschein – derweil dürfte man in München eher blau sein, wo der 50. ESO-Geburtstag gestern Abend heftig begossen vornehm gefeiert wurde … [22:15 MESZ]

Ein echtes Foto vom Soyuz-Start hat die ESA gerade veröffentlicht, mit dem Hinweis, dass die Galileos um 23:59 MESZ ausgesetzt werden sollen. Zuvor soll die Fregat ab 23:49 MESZ ein 2. Mal 5 Min. lang brennen. [21:30 MESZ]

Intermezzo! Die allerletzte Reise der Endeavour hat begonnen, mit dem zwei Tage währenden Landtransport vom Flughafen LAX – oben die Abfahrt heute ganz früh – ins California Science Center: Das Interesse ist groß. Unten noch Überflüge des Hollywood-Zeichens von LA und der Golden Gate Bridge in San Francisco (ein Amateur-Video vom Boden) bei der Ankunft an der Westküste am 21. September; Artikel dazu hier und hier, mehr Bilder, auch hier, hier, hier, hier und hier – und von einem Satelliten aus. [21:15 MESZ]

Die Fregat & die Galileos sind im Orbit in ballistischem Flug: In gut drei Stunden wird die Oberstufe erneut gezündet, bevor die Satelliten ausgesetzt werden. Der Webcast soll um 23:25 MESZ wieder aufgenommen werden. [20:45 MESZ]

Intermezzo! Richtige Fotos von der Ankunft des Dragon an der ISS mit DSLR-Kameras sind – diesmal mit erheblicher Verspätung – veröffentlicht worden. Und SpaceX und die NASA untersuchen gemeinsam, wieso der Falcon-Start beinahe schief gegangen ist … [20:35 MESZ]

Weitere Screenshots aus dem Arianespace/ESA-Webcast; die Zeit läuft von unten nach oben. Die Oberstufe Fregat hat gerade zum 1. Mal gezündet und wird 13 Minuten brennen. [20:25 MESZ]

Keine 2 Minuten mehr bis zum Start. [20:13 MESZ] Gut weg gekommen! Schöner Start am Tag, mit strahlendem Sonnenschein; auch der Abwurf der Booster war gut zu verfolgen. [20:18 MESZ]

Da sitzen sie drin: Fast exakt ein Jahr nach dem Start der ersten beiden operationellen Galileos („Der erste Start einer Soyuz in Französisch-Guayana“) warten nun die nächsten beiden auf ihren Start um 20:15 MESZ mit der 3. Südamerika-Soyuz. Ein Webcast hat soeben verspätet hier begonnen; mehr Artikel sind in dieser Sammlung und speziell hier und hier zu finden. [19:55 MESZ]

Ein Soyuz-Start für zukünftige Bilderbücher …

15. Mai 2012

… war heute Morgen in Baikonur zu bewundern, als Soyuz TMA-04M mit drei Passagieren Richtung ISS abhob – hier meisterlich eingefangen vom NASA-Chefphotographen für Bemanntes, Bill Ingalls. Und der erste Dragon zur ISS ist weiterhin „GO“ für den 19. Mai: Das Press-Kit von Space X beschreibt die erste Reise eines kommerziellen Raumschiffs zur Raumstation auf 33 Seiten.

Soyuz-Oberstufe verglüht über Deutschland!

24. Dezember 2011
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Dies sind nur drei von zahlreichen Videoclips einer Leuchterscheinung am Himmel über Deutschland und BeNeLux heute gegen 17:26 MEZ, die bereits im Internet kursieren, weitere gibt es z.B. hier, hier, hier, hier, hier und hier, während sich Berichte etwa hier, hier, hier, hier und hier ansammeln. Erste Medienstories wie hier, hier, hier, hier, hier, hier oder hier (z.T. inzwischen editiert) waren von Verwirrung oder der Fehlinterpretation Meteor geprägt, aber die Erklärung war längst bekannt: Es handelte sich um den Wiedereintritt der Oberstufe einer Soyuz-Rakete, mit der vor drei Tagen der Rest der ISS-Besatzung gestartet war. Die letzte Berechnung des Eintritts durch USSTRATCOM, die US-Weltraum-Überwachung, hatte genau auf den mittleren Westen Deutschlands und die korrekte Minute getippt! NACHTRAG: Inzwischen gibt’s auch ein Video (leider undokumentiert) und ein Foto mit dem Zerbrechen der Raketenstufe im Detail! NACHTRAG 2: ein weiteres detailreiches Video, aus Bergisch-Gladbach und mit passender O-Ton-Musik … NACHTRAG 3: Auch am Tag danach wird weiter Verwirrung verbreitet und erst zaghaft setzt sich die Einsicht durch (auch hier) – noch ein weiteres Video und Details zum (einzigen?) scharfen Foto.

Das könnte die letzte Delta II gewesen sein …

28. Oktober 2011

… die heute früh noch im Dunkeln den US-Wetter- und Klimasatelliten NPP startete: Es war die 151. Rakete diesen Typs (Bild: gestern, nach dem Rollback der Service Structure), und obwohl noch 5 fertige eingelagert sind, gibt es keine konkreten Interessenten dafür. Die hofft die United Launch Alliance aber doch noch zu finden, weshalb man jetzt auf jedwede (Freuden- oder Trauer-)Feier zum Programmende verzichtet hat. Für bestimmte Forschungssatelliten der NASA hätte die Delta II genau die richtige Größe, und da soll es geheime Gespräche geben. Wenn es noch zu Starts kommen sollte, dann vermutlich 2014 oder 2015 und wieder im kalifornischen Vandenberg – wo heute auch der NPP seine Reise auf eine 824 km hohe Polarbahn antrat. Das Kürzel NPP steht für „NPOESS Preparatory Project“, NPOESS wiederum für ein „National Polar-orbiting Operational Environmental Satellite System“ der USA – das es aber gar nicht mehr gibt, nachdem die glücklos vereinigten zivilen und militärischen Wettersatelliten-Programme (letzter Satz der 1. BU) 2010 wieder getrennt wurden.

Für die zivile Wetterbehörde NOAA ist der NPP dabei inzwischen nicht mehr nur eine Experimentalplattform sondern ein ‚lebenswichtiger‘ polar umlaufender Satellit geworden, da sie ihren letzten des alten Programms, NOAA-19, schon vor 2 1/2 Jahren startete – und der NPOESS-Nachfolger Joint Polar Satellite System (JPSS) wird frühestens 2017 oder 2018 seinen ersten haben, einen Klon des NPP mit seinen 5 neuartigen Instrumenten, von denen 4 Weiterentwicklungen existierender Sensoren sind. Über 30 Klimaparameter sollen sie überwachen und täglich 4 TB Daten liefern, sowohl für die Forschung wie die Wetterprognosen von Agenturen rund um den Globus: NPP schlägt eine Brücke zwischen dem alten Earth Observing System (EOS) und dem JPSS. Neben dem 2-Tonnen-Satelliten waren auch noch 5 kleine CubeSats an Bord der Delta, der 3. Educational Launch of Nanosatellite (ELaNa) der NASA. Fotos (!), das NASA– und ein Amateur-Video vom Start, eine Broschüre, Press Releases von NOAA, NASA (früher) und ULA und What on Earth sowie Spaceflight Now, CBS, BBC, Space.com (früher), Planetary Society Blog, Real Climate, Space Policy Online, Science 2.0 28.,Scientific American 27., Standard 19.10.2011

Der erste Start einer Soyuz in Französisch-Guayana

war genau eine Woche zuvor geglückt: Die bisher nur die kasachische Trockensteppe von Baikonur und die Taiga von Plesetsk gewohnte russische Rakete kam problemlos mit dem besonders schlechten Tropenwetter klar, das kaum überzeugende Videos und Fotos zu ließ. Aber um pretty pictures geht es ja auch nicht sondern um mehr Nutzlast: Praktisch vom Äquator aus kann eine Soyuz bis zu 3 Tonnen Nutzlast auf einen geostationären Transferorbit hieven, in Baikonur auf 46°N sind es nur 1.7 Tonnen. In einem komplizierten Arrangement sind die ESA, die CNES, Roskosmos und Arianespace für die Starts zuständig. An Bord der ersten Tropensoyuz waren die ersten beiden Satelliten zur In-Orbit Validation von Galileo („Fortschritte …“): Mit ihnen kann zum ersten Mal das System von Navigationssatelliten konkret getestet werden, Bodenstationen inklusive. Dank besserer Atomuhren an Bord der Satelliten soll Galileo dereinst das amerikanische GPS an Präzision übertreffen und so manche neuartige Anwendung erst möglich machen. Der Aufbau des Satellitennetzes geht im August 2012 weiter, wenn erneut zwei Galileo-Satelliten starten: Mit dann insgesamt vier kann dann zum ersten Mal auch eine Ortung auf Basis der Galileo-Daten durchgeführt werden.

Die Atomuhren und der Signalgenerator wurden bereits mit den Testsatelliten Giove-1 und -2 als weltraumtauglich qualifiziert, die schon 2005 und 2007 starteten; seither wurden 18 operationelle Satelliten geordert, die bis 2015 im Orbit sein sollen: Dann ist Galileo einsatzbereit (das Fernziel sind allerdings 30 Satelliten im Orbit, davon 3 in Reserve, bis ca. 2020). Das Programm ist freilich mit rund 5 Mrd. Euro viel teurer geworden als vorgesehen und hinkt ausserdem etwa 12 Jahre hinter den ersten Plänen her: Wie weit sich die Spezialdienste von Galileo gegenüber dem dann auch schon wieder besseren GPS behaupten können werden, ist kaum ab zu sehen, und so mancher Raumfahrtexperte hat schon jetzt alle Hoffnung aufgegeben … (Video [ein längeres aber schlechteres], Bilder [mehr & mehr] und Press Releases von ESA, DLR und Arianespace [früher, noch früher] zum Start sowie Reuters 25., New Scientist, Universe Today, Spiegel, Space Today, KosmoLogs, Eureka 21., Space Today 20., Nature News, EurActiv 19.10.2011 – und Universe Today 28.10.2011 zum nächsten kasachischen Soyuz-Start am 30.10. mit einem Progress-Transporter)

Die erste Vega-Rakete ist in Französisch-Guayana angekommen: Die einzelnen Stufen des Trägers für den Qualifikationsflug sind am 24. Oktober in Kourou eingetroffen (Bild), die Kampagne beginnt am 7. November mit der Überführung der ersten Stufe zum Startplatz, und der Erststart ist für Ende Januar 2012 vorgesehen. Die Vega ist Europas neue kleine Trägerrakete. Ihre Leistung wird die des Schwerlastträgers Ariane 5 und der mittelgroßen Sojus ergänzen: Je nach Art und Höhe der Umlaufbahn kann die Vega Nutzlasten mit einer Masse zwischen 300 kg und 2500 kg ins All bringen; als Eckwert gilt die Beförderung einer Masse von 1.5 t in eine polare 700-km-Bahn. (PM der ESA, Arianespace Press Release 28., Arianespace Mission Updates 26., 25.10.2011)

Von dort oben kommen sie leider nicht zurück …

16. September 2011

… sondern nur aus dem Low Earth Orbit: Landung von Soyuz TMA-21 mit der ISS-Expedition 28 heute morgen in Kasachstan. Zuvor hatte es eine beunruhigend lange Funkstille gegeben; der nächste bemannte Soyuz-Start ist inzwischen für den 14. November geplant.

Aus den Tiefen der Galaxis hier noch zwei aktuelle Bilderveröffentlichungen: oben der 15 Mio. Jahre junge Sternhaufen NGC 2100 vor dem Gas des Tarantelnebels in der Großen Magellanschen Wolke auf einer Aufnahme des ESO-NTT, unten der Kugelsternhaufen NGC 7006 gesehen von der ACS des HST.

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

26. August 2011

Großer Sonnensegler 2015 unter drei NASA-Projekten

Rund 175 Mio.$ wird die NASA – nach einem unklaren Schlüssel – unter drei Technologieprojekten aufteilen, die im Zeitraum 2015-16 als Huckepack-Passagiere bei anderen Missionen abheben sollen: einer Laser Communications Relay Demonstration, einer Deep Space Atomic Clock und einem Sonnensegel-Demonstrator mit 7-mal größerer Segelfläche als bei allen anderen Seglern, die bisher im Weltraum waren (womit wohl Japans IKAROS und das NanoSail D gemeint sind). Letzteres Projekt wird dabei der Firma L’Garde übertragen, in Zusammenarbeit mit dem US-Wetterdienst NOAA, der auch für das Weltraumwetter zuständig ist. (NASA Release, Nature Blog 22.8.2011. [NACHTRAG: In diesem langen Review des Sonnensegelns fehlt L’Garde – Pech gehabt …] Und Russian Space Web zur weiter schwierigen Inbetriebnahme des Radioastronomie-Satelliten Spektr-R, dem es zu kalt ist)

Alles grün für den Start der GRAIL-Mondorbiter am 8.9.

Das Paar – das im Stil der GRACE-Erdorbiter – das Schwerefeld und damit Innenleben des Mondes mit unerreichter Präzision vermessen soll – sitzt bereits auf der Delta II in Cape Canaveral: Vom 8. September bis 19. Oktober gibt es jeden Tag zwei instantane Startmöglichkeiten, am 8.9. um 14:37 und 15:16 MESZ. Die Reise zum Mond dauert dann 3 1/2 Monate, und erst nach allerlei Manövern ist die Kreisbahn der beiden – in im Mittel 200 km Abstand voneinander – in 50 km Höhe erreicht. (JPL Releases 25., 18.8.2011; Planetary Society Blog 25., Discovery 22., Planetary Society Blog18.8.2011)

Juno auf bestem Kurs zum Jupiter: Der Start am 5.8. war so perfekt verlaufen, dass ein ‚clean-up maneuver‘ Ende des Monats gestrichen werden konnte! Alle zu bewegenden Teile – der Deckel vor den Triebwerken, die Solarzellen und die Antennen eines Instruments – sind in Position, und die Flugkontrolle lernt derzeit ihr Vehikel besser kennen, bei zur Zeit noch täglichen Funkkontakten. (Spaceflight Now 15.8.2011)

Progress-Crash größeres Problem für Soyuz als ISS

Der erste Fehlstart in der gesamten Geschichte der ISS und der erste von insgesamt 44 eines Progress-Transporters zu irgendeiner Raumstation seit 1978, bei dem vorgestern 2.6 Tonnen Versorgungsgüter für die ISS verloren gingen, stellt weniger ein akutes Problem für deren Besatzung dar: Die ist nach den letzten Shuttle-Besuchen gut versorgt, und das letzte ATV hat auch die Bahn der Station ordentlich angehoben. Aber die Soyuz-Rakete, das Arbeitspferd der russischen Raumfahrt, hat nun Startverbot: Das hat sowohl Folgen für den nächsten Besatzungswechsel der ISS, der noch mehrere Jahre lang ausschließlich per Soyuz-Kapsel möglich sein wird (die bemannte Soyuz FG benutzt dieselbe 3. Stufe wie die verunglückte Soyuz U), als auch für den Aufbau des Galileo-NavSat-Systems, das eigentlich diesen Herbst mit der Soyuz-Premiere in Französisch-Guyana beginnen sollte. Heute heißt es, dann man erst zwei unbemannte Soyuzze geflogen haben will, bevor sie wieder bemannt zum Einsatz kommen darf. Die Häufung von Raketenproblemen in Russland gibt generell zu denken: Immer traf es eigentlich bewährte Systeme, so dass der Verdacht auf mangelnde Qualitätskontrolle fällt. Diesmal hatte sich die dritte Stufe der Soyuz 325 Sekunden nach dem Start und weniger als einem Viertel ihrer normalen Brenndauer nach einer Anomalie abgeschaltet, die sich schon 20 Sekunden vorher angekündigt hatte: Stufe und Progress stürzten in Sibirien ab, was möglicherweise auch ein Umweltproblem darstellt. (Russian Space Web 24.8.2011 ff; Space Today, KosmoLogs 26., Moscow News, Nature News, DLF 25., Spaceflight Now, New York Times, Space Today 24.8.2011) NACHTRAG: am 31. endlich ein Statement der ESA zur Lage.

Kein Kontakt zu dem Opfer des vorangegangenen russischen Fehlstarts konnte bisher aufgenommen werden, dem Nachrichtensatelliten Express-AM4, den eine Briz-M-Oberstufe falsch ausgesetzt hatte („Doppelfehlstart …“): Dem Kommunikationssystem des Satelliten ist die Panne – er landete auf einer 995 x 20’294 statt 5210 x 35’786 km großen Bahn und mit 51.2 statt 20.5° Neigung – wohl auch nicht bekommen. Die Proton hat jedenfalls nun – auch! – Startverbot … (Space News, Spaceflight Now, AFP, Space Today 23.8.2011. Und Spaceflight Now 21.8.2011 zu einer möglichen Renaissance der Delta 2)

Die ISS/Endeavour-Bilder? Gibt’s in einer Woche!

26. Mai 2011

Direkt nachdem Soyuz TMA-20 die ISS in der Nacht zum 24. Mai verlassen hatte, gab es noch eine präzise geplante Foto- und Video-Session von der ISS nebst angedockter Endeavour, die sich im Raum drehte, während P. Nespoli (im Bild von der ISS aus hinter dem oberen Bullauge zu erahnen) detaillierte Aufnahmen machte. In Echtzeit gab es nur vage Impressionen durch die Docking-Kamera des KURS-Systems (Video; andere Zusammenschnitte hier und hier sowie ein paar Standbilder). Nach der Landung (Bilder aus einem Hubschrauber; weitere Aufnahmen und ein Bericht; die TV-Liveübertragung ging völlig schief, siehe 7:20-8:20 …) war offenbar geplant gewesen, die Speicherkarten – die Kameras selbst mussten im verglühten Vorderteil zurückbleiben – auszulesen und die Bilder verfügbar zu machen, doch es kam und kam nichts: Schon machten Gerüchte die Runde, die Karten seien verloren gegangen, womöglich gar in den Kameras verblieben o.ä. Jetzt heißt es jedoch, sie seien wohlbehalten in der Soyuz-Kapsel – und würden nun auf dem Dienstweg an die NASA übergeben. Was noch etwa eine Woche dauern soll; so war es gestern auch auf einer Pressekonferenz zu hören. Erfreuen wir uns eben so lange an den Videos der SRB-Kameras der Endeavour.