Posts Tagged ‘SpaceShipTwo’

Große Party für die Unha – und der Satellit blinkt

25. Dezember 2012

Der Oberste Führer hat es am 21. Dezember gewaltig krachen lassen – auf einem rauschenden Fest ließ 김정은 die für den ersten erfolgreichen Satellitenstart Nordkoreas Verantwortlichen hoch leben, die sich selbst wiederum nicht vor Begeisterung bremsen konnten: eine lange „Doku“ des Abends auf Koreanisch und eine Kurzfassung mit englischem Voice-Over; in seiner Rede versprach Gim Jeong-eun mehr und größere Raketen. Bemerkenswert war während des Festaktes auch ein durchaus fetziges Konzert der Moranbong-Band, der ersten Pop-Band Nordkoreas, die eigens für derlei Events geschaffen wurde. Im Hintergrund waren in großer Videoprojektion zuweilen detaillierte Bilder des Unha-3-Starts zu sehen, so auch bei dem oben „ausgekoppelten“ Stück. Den Satelliten sieht man dabei nur einmal in einem Standbild, wie er von Kim Chŏngŭn inspiziert wird: Ihn erwähnen auch schon lange die täglichen Jubelmeldungen der nordkoreanischen Nachrichtenagentur nicht mehr, die sich immer nur auf den Start beziehen. Dafür kümmern sich inzwischen Amateurastronomen gut um Kwangmyongsong 3-2, den man im Video in der Mitte am 20. Dezember 8.5 Sekunden blinken sieht. Und Radioamateure hören weiter rein gar nichts von ihm. Analysiert worden ist derweil die geborgene erste Raketenstufe der Unha-3 (auch Videoclip unten [NACHTRAG: und ein detaillierter Artikel mit Bildern]), die sich als etwas primitiv aber aber militärisch verwendbar entpuppt.

Dramatische „Nebenwirkung“ des letzten Soyuz-Starts: Beim Aufstieg zur ISS (ganz unten) am 19. Dezember nach Sonnenuntergang gerieten die Rakete und ihre Abgase noch einmal ins Sonnenlicht, was hier ein Amateurfilmer in Қарағанды – ebenfalls Kasachstan – brilliant eingefangen hat. Und weil’s so schön war, gleich noch ein Video und noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und …

Ein kleiner Raketentest, der nicht wirklich Neuland betritt, wurde von SpaceX am 17. Dezember durchgeführt: Der „Grashopper“ stieg 40 Meter hoch und landete wieder sanft auf seinem Düsenstrahl, wie auch hier, hier, hier, hier und hier gefeiert wird. Wie diesem Blogger und auch dieser Raumfahrt-Veteranin gleich auffiel, errinnert dieser Demonstrator für ein Reusable Launch Vehicle doch sehr an den DC-X – und der hüpfte schon vor bald 20 Jahren. Bis zu einer wiederverwendbaren Rakete ist’s noch weit … [NACHTRAG: … und von einem „giant leap“ kann schwerlich die Rede sein.]

Ein Fan-Video über die Internationale Raumstation – wo die mit o.g. Soyuz gestarteten Raumfahrer inzwischen angekommen sind und sich v.a. Chris Hadfield schon mit zahlreichen Tweets gemeldet hat – aus Zeitraffer-Nachtaufnahmen mit vielen Polarlichtern; gegen Ende wird’s ein wenig sehr gerafft, und man hat fast den Eindruck, die ISS würde in ein Schwarzes Loch gesaugt …

ss2

Der erste Gleitflug des SpaceShip2 in endgültiger Konfiguration mit Triebwerk und Tanks wurde am 19. Dezember absolviert: Der erste Flug mit eingeschalteter Rakete rückt damit immer näher – aber ein Zeitplan für den ersten Raumflug und erst recht den ersten mit zahlenden Passagieren wird natürlich weiterhin nicht verraten. [NACHTRAG: Man munkelt da von 2015 … NACHTRAG 2: … oder doch schon 2014, mit einem bemannten Testflug sogar noch 2013.]

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

9. Mai 2011

Zwei kühne Ideen unter den drei Discovery-Finalisten: ein Titan-Schiff und ein Kometenhüpfer, alles ganz preiswert

Im Juni 2012 wird der Gewinner ausgewählt, und das Kandidaten-Feld für die 12. interplanetare Mission im Rahmen des preiswertesten NASA-Programms „Discovery“ ist nun von einstmals 28 auf 3 geschrumpft: Die Geophysical Monitoring Station auf dem Mars – mit Blickrichtung in dessen Inneres – wäre noch vergleichweise konventionell und würde auf dem Phoenix-Lander basieren [NACHTRAG: ein späterer Artikel über dieses „Frankenstein“-Proposal], aber die beiden anderen Finalisten erstaunen, dürfen sie doch (ohne den Start) keinesfalls mehr als 425 Mio.$ kosten. Da wäre zum einen der Titan Mare Explorer, der auf dem größten See auf dem Saturnmond ausgesetzt werden würde – und der Comet Hopper, der mehrfach auf einem Kometenkern aufsetzen würde [NACHTRAG: späte GSFC und UMD Releases dazu]. Der Gewinner unter den dreien, die jetzt für jeweils 3 Mio.$ ihre Konzepte präzisieren müssen, soll 2016 auf die Reise gehen. Ausserdem wurden jetzt noch drei Technology Developments für künftige Missionen genehmigt [NACHTRAG: sehr später SwRI Release zu einer davon], darunter NEOCam. (JPL, NASA, Mikulski Releases 5., JHU Release 6., CfA Release 9.5.2011; Women in Planetary Science 5., Science Blogs [detaillierteste Darstellung!] = Cosmic Diary, Space.com 6., Spaceflight Now 9.5.2011)

Die „Bakterien von Surveyor 3“ sind noch unwahrscheinlicher geworden, nachdem alte Dokumentationen systematisch analysiert wurden: Danach hatte die von den Apollo-12-Astronauten zurück gebrachte Kamera des unbemanten Landers reichlich Gelegenheit, nach ihrer Rückkehr mit irdischen Bakterien kontaminiert zu werden – die man damals als Überlebende betrachtet hatte, die es 2 1/2 Jahre auf dem Mond ausgehalten hatten. Daran waren freilich schon bald Zweifel aufgekommen, und die Akte ist nun geschlossen: eine wichtige Lektion immerhin, wie umsichtig man mit Proben von anderen Himmelskörpern umgehen muss. (Space.com 2.5.2011)

Planungen für das überübernächste große Weltraum-Teleskop der NASA

nach dem JWST und WFIRST laufen bereits, wann auch immer wieder genug Geld in der Kasse für ein Multi-Mrd.$-Observatorium im Erdorbit sein wird: Man erwägt ernsthaft, ein großes Ultraviolett-Teleskop mit einem Spezialteleskop für die detaillierte Beobachtung von Exoplaneten zu verschmelzen – das dann in der nächsten Decadal Survey für die US-Astrophysik auf Platz 1 der gewünschten Weltraumprojekte stehen möge. (Nature News 27.4.2011)

Vier potenzielle Instrumente für WFIRST schlägt eine detaillierte Studie vor, die sich an den drei Hauptfragestellungen des von der aktuellen Decadal Survey (siehe ISAN 117-5) geforderten IR-Teleskops orientiert. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass keine Fangspiegel im Strahlengang sind: Das gibt schärfere Point Spread Functions. (Levi & al., Preprint 4.5.2011)

Weitere Details der ersten kommerziellen Mondumrundung mit zahlenden Passagieren

hat Space Adventures verraten: Für das Unternehmen („Space Adventures …“) werden zunächst zwei Kunden – einer hat fest gebucht, mit einem zweiten wird offenbar schon verhandelt – und ihr Pilot für eine Woche auf die ISS geschickt, dann dockt ihr Soyuz TMA wieder ab und koppelt an ein weiteres Wohn- nebst Antriebsmodul an, das zwischendurch unbemannt gestartet wurde. Mit deutlich mehr Lebensraum als ihn die Apollo-Astronauten hatten, geht es dann in 3 1/2 Tagen zum Mond (wobei der Antriebsblock bald abgeworfen wird), um die erdabgewandte Seite herum und bis auf 100 km hinunter und dann zurück zur Erde, mit direktem Eintritt in die Atmosphäre 17 Tage nach dem Start. Und das alles vielleicht schon 2015, nach einem nicht näher beschriebenen Testflug! Ticketpreis: 120 bis eher 150 Mio.$. (Space Adventures Werbeseiten, Press Release 5.5.2011, Space.com, Universe Today, Cosmic Log 5., CSM, Delta V, Space Today 6.5.2011)

Der Wunder-Antrieb VASIMR wird auf der ISS getestet, vielleicht schon Ende 2014: Von diesem speziellen Magnetoplasmatriebwerk erhofft man sich u.a. wesentlich schnellere Reisen zum Mars; auf der Raumstation darf es sich schon mal durch das Anheben der ständig sinkenden Bahn beweisen. (Air&Space Mag. Blog 2.5.2011. Und BBC 5.5.2011 zu möglicher ESA/NASA-Kooperation bei der Weiterentwicklung des ATV zu einem bemannten System)

Wieder ein wichtiger Schritt für das SpaceShipTwo

auf dem Weg zum ersten Raumflug und dem Beginn des Suborbitaltourismus: Bei ihren siebten Freiflug nach Abwurf von der WhiteKnightTwo hat die „VSS Enterprise“ erstmals ihr Heck um 65° nach oben gereckt, um die für eine sichere Rückkehr nötige „Feder“-Stellung zu erproben. Das führt zu starkem Luftwiderstand und gleichzeitig einer stabilen Fluglage, was als wesentlicher Beitrag zur Sicherheit des ganzen Systems gilt. Für den ersten Test wurde die einem Federball abgeguckte Konfiguration für 75 Sekunden beibehalten, während das SS2 fast senkrecht nach unten stürzte, dann wurde es problemlos abgefangen. (Virgin Galactic Press Release, Universe Today, Space.com 4., LA Times, Space Today 5.5.2011. Auch Nature News 4.5.2011 zum wissenschaftlichen Nutzen von Suborbitalflügen)

Die Dragon-Kapsel ist in vielen Details für eine Mars-Landung ausgelegt, hat der quirlige SpaceX-Chef E. Musk verraten: Immer wenn eine Entscheidung über Materialien etc. anstand, habe man das im Hinterkopf gehabt. (Parabolic Arc 3.5.2011. Auch ein Statement von Musk zum Realismus der Falcon-Startpreise …)

Erster US-Frühwarnsatellit einer neuen Serie gestartet

Space Based Infrared Systems (SBIRS) GEO-1 wurde am 7. Mai von einer Atlas V in den Orbit gebracht, wo die alten Frühwarnsatelliten für Raketenstarts der DSP-Serie allmählich ersetzt werden. Allerdings hat sich das SBIRS-Programm durch unzählige technische und programmatische Schwierigkeiten um ein Jahrzehnt verzögert; allein der erste Satellit hat nun 1.2 Mrd.$ gekostet. (Space News 9., Space Today 8., Spaceflight Now 7.5.2011 sowie Pretty Pictures vom Atlas-Start hier, hier und hier. Und dramatische Bilder von einem russischen Start, der zu einer Lichtshow über Jekaterinburg führte!)

Erste Soyuz-Startsimulation in Kourou ohne Probleme verlaufen: der komplett durchgespielte Ablauf mit einer echten Rakete überzeugte auch die ESA, die daraufhin die Schlüssel für die Startanlagen an Arianespace übergab. Der erste echte Start – mit zwei Galileo-Validierungs-Satelliten – ist nun für den Oktober geplant. (ESA Releases 7., 4., Arianespace Releases 5., 4., 2., Space News 9.5.2011. Und eine PM der französischen Botschaft 6.5.2011 zum letzten Ariane-V-Rekord-Start mit 10 Tonnen Nutzlast)

Vom Winde verweht: NASA-Maskottchen im Sumpf vermisst

Das Gummihuhn Camilla Corona, als Maskottchen für das Solar Dynamics Observatory ständig im Einsatz für die Öffentlichkeitsarbeit der NASA hat ein schreckliches Schicksal ereilt: Zusammen mit einem Bären und einem Schwein (vom American Institute of Aeronautics and Astronautics) war Camilla gestern mit einem Stratosphärenballon in Texas gestartet – den es viel weiter nach Osten abtrieb als irgendwer erwartet hatte. Die Reise der „Inspiration“ endete irgendwo in ausgedehnten Sümpfen in Louisiana, und die Suche nach den Passagieren blieb auch den zweiten Tag erfolglos. Maskottchen hat es in der Raumfahrt – auch der deutschen, der bemannten jedenfalls – schon viele gegeben, aber nun ist wohl zum ersten Mal eines im Einsatz verschollen. Die Verantwortung für die Ballonfahrt lag zwar nicht bei der NASA sondern der Aktion „Bears on Patrol“, aber Camilla war als die ‚Kommandantin‘ der Mission vorgestellt worden: Sollte das Gummihuhn – nach eigener Darstellung das Original – unauffindbar bleiben, wird die Verarbeitung des Vorfalls in der Öffentlichkeitsarbeit interessant sein. Man könnte daran z.B. die Frage der „launch decision“ diskutieren, die auch bei jedem gescheiterten Raumflug aufkommt …

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

15. März 2011

Zwei geheimnisvolle Starts (Delta 4, Atlas 5) gelungen – Glory auf Taurus XL verloren

Ohne Probleme gelangten am 12. März ein geheimer Satellit des National Reconnaissance Office – NROL-27 alias Gryphon – auf einer Delta 4 (oben) und am 5. März das zweite Exemplar des mysteriösen Minishuttles X-37B auf einer Atlas 5 (Mitte) in den Orbit, doch der Glory der NASA („Start des Klimasatelliten …“) ging beim erneuten Fehlstart einer Taurus XL am 4. März (unten) verloren. Bereits der letzte Start dieser Rakete vor 2 Jahren hatte einen NASA-Klimaforscher vernichtet (Kurzmeldung unten), als sich – genau wie jetzt wieder – die Nutzlastverkleidung nicht löste und Rakete samt Satellit in antarktische Gewässer stürzten. Der Mechanismus des Verkleidungsabwurfs war daraufhin durch den seither dreimal bewährten der Minotaur-4-Rakete ersetzt worden; dass sich das Versagen nun wiederholte, war ein totaler Schock für die Firma Orbital Sciences, die der NASA sowohl die Rakete wie den Satelliten geliefert hatte: NASA Release 9., Nature 7. Space Today 4.3.2011; viele weitere Links im Cosmic Mirror #341.

Auch diesmal kann wieder nur spekuliert werden, was an Bord des 2. X-37B ist, der ca. 270 Tage im Orbit bleiben soll: Verraten hat die USAF lediglich, dass man diesmal gezielt bei stärkerem Wind landen will, um diese Technik weiter zu testen. Beobachter tippen, dass an Bord Sensor-Technologie für künftige Aufklärungssatelliten getestet werden soll (für Aggressiveres wäre der Shuttle weder groß noch wendig genug); der Verdacht, dass ein Programm ein weitgehend zweckfreier Selbstläufer sei steht aber weiter im Raum. Wann der 1. Shuttle zum 2. Mal starten soll – was erst seine Wiederverwendbarkeit beweisen wird – scheint noch nicht fest zu stehen: Boeing, USAF Releases, Start-Bilder (mehr), Spaceflight Now, Space.com (später), TIME, LA Times, Universe Today, Space Today (früher), Tagesschau, Welt. Zum Start des Gryphon – spektakulär bei Sonnenuntergang; Amateurbilder hier, hier, hier, hier und hier und Videos hier und hier – gab es offiziell nur heiße Luft, man mutmaßt aber, dass es sich um einen leistungsfähigen Kommunikationssatelliten für Aufklärungsdaten handelt: Universe Today, Space Today, Eureka.

Europäischer GPS-Overlay fertig: EGNOS für Flughäfen

Das European Geostationary Navigation Overlay System ist nach 15 Jahren Entwicklung seit dem 2. März zertifiziert und damit reif für die Anwendung im Luftverkehr, der kritischsten aller möglichen Nutzungen von Satellitennavigation: Gut 40 über Europa verteilte ortsfeste Empfänger bekommen ständig ihre vermeintliche Position durch das amerikanische GPS-System geliefert, ermitteln die Fehler und verteilen diese Information über drei geostationäre Satelliten. Wer also gleichzeitig GPS nutzt und diesen Zusatzservice empfängt, dessen jährlicher Betrieb rund 110 Mio. Euro kostet (Finanzierung nach 2013 noch unklar!), kann seine Position im 3D-Raum mit absoluter Genauigkeit angeben. (Space News 3.3.2011)

Zumindest die erste Phase der GPS-Konkurrenz Galileo ist nun sicher finanziert: Damit können die ersten 18 („Galileo-NavSats …“) – bereits im Bau befindlichen – Satelliten gestartet werden, und es bleiben noch Reserven für Unvorhergesehenes. Die Komplettierung des Systems auf 30 Satelliten dürfte indes vor 2014 kaum anzugehen sein. (Space News 3.3.2011)

Die erste Buchung wissenschaftlicher Flüge auf bemannten Suborbitalraumschiffen

hat das Southwest Research Institute vorgenommen: Mit dem SpaceShipTwo („Zoff …“) von Virgin Galactic soll es bis in mindestens 100 km Höhe gehen und mit dem Lynx Mark 1 von XCOR immerhin noch 60 km hoch (was zwar kein Weltraum aber immer noch ziemlich hoch ist). Materialwissenschaft unter µg – zum Verhalten von Asteroiden-Regolith – und medizinische Selbstversuche sind ebenso geplant wie der Wiederflug des astronomischen UV-Teleskops SWUIS (Southwest Ultraviolet Imaging System), das 1997 auf dem Space Shuttle Discovery im Orbit war. In der US-Wissenschaft besteht generell ein großes Interesse an der Nutzung („Suborbital-Raumschiffe …“) der kommerziellen Suborbitalschiffe: Sie stellen eine Nische zwischen Parabelflügen und der ISS dar, auf die nur sehr schwer zu kommen ist. Noch unklar ist, wie viel Training die Wissenschaftler, die die Experimente in den 5 Minuten µg betreuen, benötigen werden – und ob sie sich auch in der Schwerelosigkeit amüsieren dürfen oder fest angeschnallt werden … (Virgin Galactic Press Release 28.2., Space Today 1., The Space Review 14.3.2011)

China verfolgt offenbar Pläne für eine große Raumstation: Der dieses Jahr startenden Ministation Tiangong-1 („In rund einem Jahr …“), die erst unbemannt Shenzhou 8 und dann zwei Besatzungen aufsuchen werden, sollen 2013 eine größere und 2015 eine noch größere Station folgen – und im Zeitraum 2020-22 wird dann eine 60-Tonnen-Station aufgebaut, die 10 Jahre halten soll. Und etwas Sinnvolles damit anfangen wollen die Chinesen angeblich auch. (Space.com 7.3.2011)

Neue Chance für DSCOVR als Weltraumwetterwächter?

Im NASA-Budget-Entwurf für 2011 steht es jedenfalls drin: Der einst von Al Gore („Der „GoreSat“ …“) als kurioser Erdbeobachter, der immer auf die Tagseite schaut, initiierte Satellit, der politischen Ränkespielen zum Opfer fiel und seit 7 Jahren eingelagert ist, wird demnach mit Detektoren für solare Teilchen erweitert und soll im Lagrangepunkt 1 den uralten Advanced Composition Explorer ablösen, der seine Nennlebensdauer schon um 12(!) Jahre überschritten hat. Mit einem Start Ende 2013 käme er gerade recht zum Sonnenmaximum. (Spaceflight Now 21.2.2011) NACHTRAG: ein langer Artikel zur Odyssee des Satelliten. NACHTRAG 2: weitere Entwicklungen.

Die dritte Generation der Meteosats ist gesichert, nachdem die Statthalter-Regierung Belgiens als letzte die Mittel für Meteosat Third Generation („Meteosats der 3. …“) freigegeben hat – damit wird es Euro-Wettersatelliten auch die nächsten 30 Jahre geben. Und zwar sechs MTG-Satelliten, die ab 2018 starten sollen, Kostenpunkt rund 3.4 Mrd. Euro. (Eumetsat Release, BBC 25.2.2011. Und Chosun Ilbo 10.3.2011 über den Beinahe-Zusammenstoß u.a. eines koreanischen Wettersatelliten mit einem im GEO herumirrenden russischen Satelliten)

Die ersten kalibrierten Messungen der UV-Strahlung der Sonne durch den Satelliten PROBA-2

und sein LYRA-Instrument liegen nun vor: Es misst mindestens 20-mal pro Sekunde die Irradianz in vier Wellenlängen und ist damit ein ideales Frühstwarnsystem für Flares und Ähnliches. Die Kamera SWAP auf demselben ESA-Satelliten („Proba-2 …“) – der auch noch diverse Technologie- und weitere wissenschaftliche Experimente trägt – kann dann nachschauen, wo auf der Sonnenscheibe die zusätzliche UV-Strahlung her kommt. (ESA Release 10.3.2011. Und eine DLR PM 15.3.2011 zur zeitweiligen Übernahme der Kontrolle des PRISMA-Satellitenpärchens durch das DLR [NACHTRAG: DLR Blog dazu] – ab Sommer sind wieder die Schweden dran)

GOCE hat das beste Geoid aller Zeiten bestimmt und am 2. März das erste Jahr seiner Vermessung des Schwerefelds der Erde abgeschlossen – die Verlängerung der Mission bis Ende 2012 ist bereits beschlossen, um die Daten noch weiter zu verbessern. (ESA Release 4.3.2011)

Vier Finalisten für die dritte Mittelklasse-Mission der Cosmic Vision

der ESA (M3) sind aus 47 eingegangenen Vorschlägen ausgewählt worden: ein Exoplaneten-Spektrograph, ein großflächiger Röntgensatellit, eine Sample Return von einem Asteroiden und ein Satellit für fundamentalphysikalische Experimente. Der Gewinner darf auf einen Start im Zeitraum 2020-22 hoffen, nach M1 und M2 in den Jahren 2017-18: Noch dieses Jahr werden die beiden Glücklichen aus den drei Kandidaten („Drei Finalisten …“) Euclid, PLATO und Solar Orbiter ausgewählt. (ESA Release 25., BBC 26.2.2011. Und Space News 25.2., New Scientist 2., Space News 11.3.2011 zu neuem – diesmal technischem – Ärger mit dem JWST, dessen Detektoren aus unerfindlichen Gründen rapide vergammeln und u.U. für 30 Mio.$ ersetzt werden müssen)

Der nächste große US-Astrosatellit WFIRST kann frühestens 2025 starten, weil die enormen Kosten- und Terminüberschreitungen beim JWST den Astro-Etat massiv belasten. Am liebsten würden die Amerikaner doch noch bei Euclid einsteigen, aber der Zug scheint abgefahren. Ein Szenario steht aber noch im Raum: Fällt Euclid bei der M2/M3-Wahl durch, dann könnte die Mission eines Dunkelenergie-Forschers vielleicht separat als 50:50-Partnerschaft mit der NASA gerettet werden – die sonst in der Weltraumastronomie ähnlich ins Hintertreffen zu geraten droht wie es die US-Teilchenphysiker gegenüber dem CERN bereits sind … (Science 4.3.2011 S. 1121)

Voyager 1 dreht sich auf Kommando im Raum

Inzwischen im Heliosheath am Rande des Sonnensystems angekommen, hat sich die 33 Jahre alte Raumsonde am 7. März planmäßig gedreht, um den Anströmwinkel eines Messgeräts für den Sonnenwind zu ändern – es misst seit einer Weile die Geschwindigkeit Null (siehe ISAN 126-10), und das bedeutet vermutlich, dass der solare Teilchenstrom hier aufgehalten wird und zur Seite abknickt. Die Analyse der Daten wird dauern, und auch weitere Pirouetten Voyagers sind geplant – ein Manöver, das (bis auf einen Vortest) seit 21 Jahren nicht mehr durchgeführt wurde, damals zur Aufnahme des Portraits des Sonnensystems. (JPL Release, Universe Today 8.3.2011)

Der Saturnmond Enceladus hat eine noch viel stärkere innere Wärmequelle als bisher gedacht, 15.8 GW, haben IR-Messungen Cassinis am Südpol (wo die ‚Tigerstreifen‘ einen Blick ins Innere erlauben) gezeigt – und eine offensichtliche Ursache gibt es nicht! Vielleicht verändern sich die orbitalen Verhältnisse von Enceladus und Dione in einer Weise, dass die Gezeitenheizung zeitweise stark erhöht ist, und wir haben gerade Glück („Enceladus nur …“)? Jedenfalls ist nun noch wahrscheinlicher, dass es im Enceladus-Inneren flüssiges Wasser gibt, was den kleinen Mond astrobiologisch noch interessanter macht. (JPL Release 7.3.2011)

MESSENGER vor dem Eintritt in den Merkur-Orbit!

In der Nacht vom 17. zum 18. März wird die NASA-Sonde MESSENGER, die bereits dreimal am Merkur vorbei flog, von 1:45 bis 2:00 MEZ ihr Triebwerk zünden, 31% des Treibstoffvorrats verbrennen und die Geschwindigkeit um 862 m/s verringern: Schon während des Manövers sollte dessen genereller Erfolg zu bemerken sein, und gegen 3:00 MEZ wird feststehen, ob der Zielorbit („MESSENGER keine 100 Tage …“) erreicht wurde. Nur sehr vorsichtig werden dann in der neuen permanent heißen Umgebung die wissenschaftlichen Instrumente wieder in Betrieb genommen, mit dem Beginn regulärer Beobachtungen am 4. April: Bilder aus dem Orbit wird es z.B. noch zwei Wochen lang keine geben. Und auch danach wird nur ein ausgewähltes Bild pro Tag gezeigt: Im Gegensatz zu etwa Cassini wird das Projekt den ständigen Fluss der Rohbilder unter Verschluss halten, so dass der Rest der Welt sie erst nach Monaten über das zentrale Archiv zu Gesicht bekommen wird. (JHU APL Release, Visuals, U. Colorado PR, Science@NASA, Planetary Society Blog, New Scientist 15., UA News 11.3.2011)

Dawn nähert sich dem Asteroiden Vesta mit nur noch 700 m/s, und die Geschwindigkeit sinkt jeden Tag, den das Ionentriebwerk eingeschaltet („Asteroidensonde …“) ist, um 7 m/s: Im Juli wird die erste Umlaufbahn in 2400 km Höhe erreicht, später geht es auf 660 und schließlich sogar 200 km hinunter, bevor die Reise im Juli 2012 in Richtung Zwergplanet Ceres fortgesetzt wird. Schon jetzt ist Vesta übrigens am Dawn’schen Himmel das nach der Sonne hellste Objekt. Um dessen systematische Kartierung zu trainieren (80% der Oberfläche liegen im Licht), ist schon mal das bestmögliche 3D-Modell aus Hubble- und erdgebundenen Bildern (siehe ISAN 121-9) erstellt worden. (Dawn Journal 27.2., JPL Release, DLR PM 10.3.2011. Und das Planetary Society Blog 7.2.2011 über den Vesta-Körper mit seinem großen Krater)

Weltraumtourismus-Nachrichten kompakt

11. November 2010

Der erste Freiflug des SpaceShipTwo am 10.10.: Anklicken liefert eine ganze Galerie; inzwischen hat mindestens ein weiterer Gleitflug stattgefunden. NACHTRAG: Die Nr. 3 folgte am 17.11.

Erster kommerzieller (suborbitaler) Raumflug mit dem SpaceShipTwo bis spätestens März 2012?

Auf einer Konferenz in Malaysia im September hat Virgin-Chef Richard Branson angekündigt, dass das SpaceShipTwo innerhalb der „nächsten 18 Monate“ zu seinem ersten Flug bis knapp in den Weltraum mit zahlenden Gästen aufbrechen wird – und dass bereits über 300 Passagiere zusammen 45 Mio.$ Anzahlungen geleistet haben. Einen wesentlichen Schritt hat das Vehikel („Virgin Galactic …“) jedenfalls am 10. Oktober mit seinem ersten Freiflug (Abb.) nach Abwurf vom Trägerflugzeug WhiteKnightTwo in 13.7 km Höhe absolviert, ohne Triebwerk aber mit einem Piloten (der sich nachher begeistert über das Flugverhalten) und einem Kopiloten an Bord. Nach 25 Minuten wurde wieder in der Mojave-Wüste gelandet: Die kommerziellen Flüge sollen von einem eigens in New Mexico im Bau befindlichen ‚Weltraumbahnhof‘ aus stattfinden, dessen Landebahn am 22. Oktober eingeweiht wurde. Bei dieser Gelegenheit sprach Branson dann davon, dass es zwischen 9 und 18 Monate bis zum ersten Flug dauern werde. Dem werden aber noch zahlreiche weitere Tests vorausgehen, und die werden riskanter als die aktuellen Gleitflüge: Ein so großes Hybridtriebwerk wie beim SS2 ist noch nie eingesetzt worden, und ein schwerer Unfall mit diesem Treibstoff 2007 erinnert an die Risiken. (Virgin Galactic Press Release 10., Branson Blog 11.10.2010; Space Today 23., New Scientist Blog, Space Today 11., Spaceflight Now, BBC 10.10., Red Orbit 27.9.2010. Auch Space Travel und Space.com zum Ruhestand des SS1/2-Designers und Space Today über einen Mitbewerber von Virgin Galactic … auf Curacao, wegen des Karibik-Feelings rund um den kurzen Flug mit einer Lynx) NACHTRAG: Den ersten Touristenflug schon in 12 Monaten sah Branson im November, d.h. Ende 2011.

Intensiver Suborbitaltourismus wäre ein beachtlicher Klimafaktor

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die 1000 Starts SpaceShipTwo-artiger Vehikel in der geografischen Breite New Mexicos zugrunde legt – was man für eine realistische Prognose halten mag oder auch nicht. Besonders Rußpartikel, die deutlich höher abgesondert werden als in der normalen Luftfahrt, würden demnach eine Rolle spielen: In 22 km Höhe in der Stratosphäre gibt es keinen Regen, der sie wie weiter unten schnell aus der Atmosphäre wäscht. Die Auswirkungen auf das Klima der ganzen Erde sind nach den Rechnungen komplex – und insbesondere größer als die Wirkung des gleichzeitig freigesetzten CO2. Fans des Suborbitaltourismus verweisen bereits auf allerlei Unsicherheiten der Studie und womöglich ungerechtfertigte Annahmen über die ‚typische‘ Raketentechnik: Nichts Genaues weiß man nicht, aber gut, dass wir mal drüber gesprochen haben. (AGU Press Release, Nature News 22., Scientific American 23.10., The Space Review, AGU Blog 8.11.2010)

Große Pläne für kommerzielle aufgeblasene Raumstationen hat Bigelow Aerospace am Rande einer Konferenz verraten: Bisher testet man das Konzept mit den Satelliten Genesis 1 (siehe Artikel C25 und C27′) und 2, denen in den kommenden Jahren immer größere aufblasbare Habitate folgen sollen. Die werden zwar gerne als „Weltraumhotels“ beschrieben, aber Bigelow denkt primär an Kunden aus der Wirtschaft oder Staaten, die keine eigene Raumstation haben. Die Besucher allerdings zu den Stationen zu schaffen, ist das größte Problem – aber da ergeben sich mit den kommenen kommerziellen Versuchen in Sachen ISS-Versorgung vielleicht neue Optionen. (The Space Review 1.11.2010) NACHTRAG: noch ein DLF-Bericht (ohne die Transport-Problematik).

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

8. September 2010

Die erste Soyuz-Rakete in Kourou startet frühestens im nächsten Frühjahr

Und welcher Satellit der Passagier sein wird, ist auch noch nicht klar, nachdem ein Nachrichtensatellit umgebucht wurde, weil er zu lange hätte warten müssen – der Bau der Startanlagen hatte sich immer wieder verzögert. Nun gelten der französische Erdbeobachter Pleiades (dessen Bodensegment aber u.U. nicht rechtzeitig fertig wird) und zwei Galileo-Testsatelliten als die besten Kandidaten für die Premiere. (Space News 8.9.2010. Auch die Vega-Raketen fliegen erst ab 2011, aber neue Produktionsverträge bringen das Programm voran) NACHTRAG: warum das so lange dauert mit der Soyuz-Rampe. NACHTRAG 2: der Status beider Programme. NACHTRAG 3: Jetzt heißt es März 2011 für den 1. Soyuz-Start.

Zweiter Brenntest einer starken indischen Raketenstufe erfolgreich: Während die L 110 („Im Januar …“) für die künftige GSLV Mk-III beim ersten Bodentest („Test der indischen Raketenstufe …“) nicht die vollen 200 Sekunden brannte, hat der heutige Bodentest tadellos geklappt. (ISRO Release, Parallel Spirals 8.9.2010)

Boeing könnte Indiens bemannte Raumkapsel bauen

Oder der ISRO zumindest dabei helfen, bis 2016 den – offenbar seitens der Politik heftig gewünschten – Einstieg in die bemannte Raumfahrt zu schaffen: Der entsprechende Papierkram für das US-Außenministerium wird schon vorbereitet. Die Kapsel könnte dann zur Versorgung der ISS dienen; konkrete Verträge gibt es aber noch keine. (Times of India 6.9.2010)

Widersprüchliche Pläne in Sachen US-Raumfahrt verfolgen bislang noch beide Häuser des US-Kongresses: Während sich der Senat mit den Zielen des Weißen Hauses halbwegs angefreundet hat, will das Abgeordnetenhaus deutlich mehr des alten Constellation-Programms retten und dafür die Förderung privater Initiativen drastisch zusammen streichen. Einig sind sich aber alle, dass die USA – auf eigene Rechnung – noch schneller als in Obamas Vorstellung eine neue Schwerlastrakete entwickeln sollen. (zahlreiche Links im Cosmic Mirror #337 im grünen Kasten aus Juli und August. Bester Kommentar zur Lage ist aber dieser hier vom Juni. [NACHTRAG: Man kann’s auch noch härter sagen …] Und dieser Artikel macht klar, dass die spontane Reparaturaktion des Kühlsystems mit 3 EVAs demonstriert hat, wie die ISS-Wartung in den kommenden 10 Jahren aussehen wird)

Bewerber für eine mittelgroße ESA-Wissenschaftsmission 2020-22 gesucht

In den Jahren 2017/18 wird die ESA die erste beiden „Mittelklasse“-Missionen des neuen Langzeitplans ‚Cosmic Vision‘ für den Zeitraum 2015-25 starten, wobei die Zahl der Bewerber auf drei geschrumpft ist („Drei Finalisten …“), gefolgt voraussichtlich 2020 von der ersten Großmission (L-Klasse). Aber man möchte für diesen Zeitpunkt auch schon die dritte Mittelklassemission M3 bereit haben, falls es mit der L-Mission Probleme gibt: Bis zum 15. Dezember wird nun um Vorschläge gebeten werden, die nicht mehr als 470 Mio. Euro kosten dürfen (was die aus nationalen Budgets finanzierten Instrumente an Bord nicht einschließt). 2012 sollte der M3-Gewinner fest stehen, der je nach Zustand der L-Mission 2020 oder 2022 auf die Rampe darf. (ESA Release 29., Spaceflight Now 23., BBC 21.7.2010. Auch ein ESA Release und Science Insider zur Fundamentalphysik-Planung)

Die Aufwärmung des NASA-Satelliten WISE hat begonnen, nachdem kurz nach dem Ende der ersten Himmelsdurchmusterung (am 17. Juli) das gefrorene Kühlmittel aufgebraucht war. Der Detektor für das langwelligste IR ist bereits ausgefallen, die anderen können aber noch ein paar Monate weiter machen. (Mission Status 10.8.2010. Auch ein NASA Release, Spaceflight Now und der Orlando Sentinel zu Fortschritten und Problemen mit dem JWST [„Eine neuerliche Startverschiebung …“])

Virgin Galactic peilt 110 km Gipfelhöhe an – exakt

Wenn mit dem SpaceShipTwo („Das erste …“) Touristen auf Suborbitalflüge geschickt werden, dann wird es sie bis in genau 110 km Höhe tragen: genug, um sicher die magische 100-km-Grenze des Weltraums unter sich zu lassen – aber auch nicht höher, denn dann würden die körperlichen Belastungen für die Passagiere erheblich zunehmen. Aber so sollen 93% aller Menschen zwischen 22 und 88 Jahren fit genug für den Trip sein, der „eine tiefe und organische Verbindung mit dem Universum“ verspricht. Noch diesen Herbst soll das SS2 zum ersten Mal vom Trägerflieger abgekoppelt werden und solo zur Erde gleiten: Man sieht sich schon „auf der Zielgeraden“ zum ersten Raumflug. (Discovery 2.8.2010. Auch Wired zum 1. Testflug mit Passagier und die Süddeutsche zu den juristischen Fragen)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

27. März 2010

Opportunity ist nun 20 km weit gefahren – und trifft jetzt eigene Entscheidungen, welcher Stein interessant ist

JPL

Am 24. März hat der Kilometerzähler des Marsrovers Opportunity – der, man erinnert sich vielleicht noch vage, 600 Meter weit kommen sollte – die Marke 20 Kilometer überschritten, und es geht inzwischen sogar noch schneller voran: Dank neuer Software kann „Oppy“ neuerdings selbst entscheiden, welche Steine entlang des (noch 12 km langen) Weges zum Krater Endeavour interessant genug für Detailaufnahmen sind. Die neue Software AEGIS (Autonomous Exploration for Gathering Increased Science), an die bei der Landung vor 6 Jahren auch noch nicht zu denken war, analysiert gleich an Bord Bilder der Übersichtskameras und wählt Ziele für Aufnahmen mit der besseren Panoramakamera aus, nach einem Katalog von festgelegten Kriterien.

Früher musste dies immer auf der Erde entschieden werden, was Zeit kostete, aber AEGIS hat bei ersten Tests prompt genau diejenigen Steine ausgewählt, die sich auch die lebenden Forscher ausgesucht hätten. Nur wissenschaftliche Papers über die Funde schreibt Oppy noch nicht selber, der inzwischen den kleinen und besonders frischen Krater Concepción nach eingehenden Untersuchungen des vom Impakt freigelegten ungewöhnlichen Gesteins wieder verlassen hat. Das Bild zeigt eine MRO-Aufnahme von Krater und Rover (kleiner Punkt darüber) sowie Strahlen von Auswurfmaterial: Sie erscheinen dunkel, weil es größere Brocken enthält, die Schatten werfen. Der andere Marsrover Spirit meldet sich derweil immer noch regelmäßig … (JPL Releases 24., nochmal 24., 23., AW&ST Blog 26., SF Chronicle 25., Universe Today 24., Barsoom Tales 23.3.2010)

Die aktuelle Serie der Phobos-Vorbeiflüge des Mars Express ist vorbei, nachdem der ESA-Orbiter gestern zum 12. und letzten Mal an dem Marsmond vorbei gehuscht ist. Etwa alle 5 Monate kommt es zu solch einer Serie, aber die geometrischen Bedingungen sind jedes Mal andere: Weniger als 100 km an Phobos heran kommt der Mars Express erst wieder im Januar 2011. (ESA Phobos Blog 26.3.2010)

CICLOPS

Das wohl beste Bild vom Saturnmond Calypso gelang dem Orbiter Cassini am 13. Februar aus 21’000 km Entfernung: Die Oberfläche des 21-km-Mondes – eines Trojaners von Tethys – ist ungewöhnlich glatt und arm an Impaktkratern, wofür der E-Ring des Saturn sorgen dürfte. Derweil gibt es genaue Messungen & Modelle der Transportprozesse zwischen den Enceladus-Geysiren („Die überzeugendsten …“) und dem E-Ring des Saturn.

Asteroiden-Sampler Hayabusa bereits im Zielanflug auf die Erde: Ankunft Mitte Juni erwartet

Seit einem Jahr arbeitete das Ionentriebwerk der japanischen Asteroidensonde („Hayabusa kommt …“) unermüdlich, um die Bahn für die Ablieferung der Probenkapsel mit vielleicht ein paar Körnchen von Itokawa über dem australischen Testgelände von Woomera vorzubereiten. Hayabusas Bahn wurde bereits so weit angepasst, dass die Sonde – fiele jetzt alles aus – die Erdoberfläche um nur noch einen Erddurchmesser verfehlen würde. Heute wird das Ionentriebwerk abgeschaltet, und nur noch kleine Kurskorrekturen sind nötig, dann könnte – voraussichtlich am 13. Juni – tatsächlich die Kapsel abgeworfen werden, während die Sonde in der Atmosphäre verglüht. (Updates aus Japan auf Englisch hier und hier; Planetary Soc. Blog 26., 23., Spaceflight Now 13.3.2010) NACHTRAG: auch S&T über die Rückkehr.

Die Instrumente des Solar Dynamics Observatory erwachen zum Leben, heute soll auch die letzte Klappe geöffnet werden, und Mitte April werden voraussichtlich die ersten Bilder des neuen Sonnensatelliten vorgestellt. Das SDO hat inzwischen den endgültigen geosynchronen (aber um 28° geneigten, was viel Sprit sparte) Orbit erreicht – und auf dem Weg dorthin bei der Durchquerung der van-Allen-Gürtel mit einem der EVE-Detektoren unerwartet sogar ein paar Messdaten eingefangen. (Status-Berichte; Universe Today 24.3.2010)

Virgin Galactic

Das erste SpaceShipTwo zum ersten Mal in der Luft – aber bei dem Testflug am 22. März blieb das „Virgin SpaceShip Enterprise“ (in der Mitte, mit dem großen Leitwerk) die ganze Zeit fest mit dem Trägerflugzeug WhiteKnightTwo „Eve“ verbunden. Wann es das erste Mal ausgeklinkt werden soll, wird nicht verraten – und es scheint bisher auch keinerlei Fotos des SS2 alleine zu geben. (Virgin Galactic, Virgin Releases, Branson Blog, ein unabhängiges Foto [mehr], ein Video und Artikel von Spaceflight Now, Cosmic Log, Universe Today, Space.com, CollectSpace, Space Today Raumfahrer und Raumfahrtzeitung) NACHTRAG: noch’n später Artikel zum Flug.

Das Vereinigte Königreich hat ab dem 1. April eine eigene Weltraumbehörde

die sich UKSA – United Kingdom Space Agency – nennen wird. Und dieselben rund 270 Mio. Pfund im Jahr verwalten soll, die auch bisher in die britische Raumfahrt fließen: Eine Etaterhöhung geht mit der neuen Struktur nicht einher, aber es wird u.a. eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber der ESA (an die rund 85% fließen) erhofft. Viel Spott hat bereits das Logo der UKSA geerntet, das die einen an die Sitcom Dad’s Army, die anderen an Dr Who erinnert … (BNSC, BIS, ESA Releases und Artikel von BBC, Reuters, Physics World, Space News, Indep., Telegr., Scient. Am., Wired, Nature Blog, AW&ST, Space.com, Daily Mail, Sun, New Sci. Blog, Univ. Today, Guardian, Astron. Now, Strudel, Andyxl und Space Today) NACHTRAG: Am 31. März ging die Homepge der UKSA online.

Das Navigationssatellitensystem Galileo wird kaum vor 2016-19 voll einsatzfähig sein, deutet sich nach Lieferverzögerungen der IOV-Satelliten (In-Orbit Validation) an – schon wird überlegt, ab wie vielen der vorgesehenen 27 operationellen Satelliten (zzgl. 3 Ersatzsatelliten im Orbit) die Konstellation bereits welche Aufgaben erfüllen könnte. (Space News 10.3.2010)

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

8. Dezember 2009

Roll-Out des „Virgin SpaceShip Enterprise“

Bei unterirdisch schlechtem Wetter ist pünktlich in der vergangenen Nacht das erste SpaceShipTwo mit Namen „Virgin SpaceShip Enterprise“ der kalifornischen Firma Scaled Composites (rechts: Chef Burt Rutan) in Mojave der Öffentlichkeit vorgestellt worden, das zunächst exklusiv für die Firma Virgin Galactic (links: Chef Richard Branson) ab ca. 2012 suborbitale Touristenflüge durchführen soll. Jetzt sind aber erstmal zahlreiche Testflüge dran: zuerst fest montiert unter dem Trägerflugzeug White Knight Two alias Eve (wie hinten zu sehen), dann simple Abwürfe in der Luft, schließlich – wohl nicht vor 2011 – die ersten Flüge mit dem eigenen Raketenantrieb. Mehrere weitere SS2 könnten später auch für andere Firmen fliegen – oder auch für bescheidene Weltraumforschung oder rasante Reisen von A nach B. (Bilder vom Roll-Out gibt’s hier, hier und hier, einen Virgin Press Release und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, mehr Links hier und hier, ein Videointerview mit Branson sowie einen früheren Virgin Press Release und Vorberichte hier, hier, hier, hier, hier und hier – und ein paar Visionen hier, hier und hier)

Der erste kommerzielle Transporter zur ISS könnte schon kommendes Jahr die Dragon-Kapsel der Firma Space X sein, deren Rakete Falcon 9 auch bald den ersten Testflug absolvieren soll – damit niemand von einer etwaigen Verspätung desselben sprechen kann, wird allerdings kurzerhand kein konkretes Zieldatum genannt. Die ISS-Crew, die die erste Dragon in Empfang nehmen könnte, wurde jedenfalls schon mal mit der Hardware am Boden vertraut gemacht. (Space News, Space Fellowship 3.12., Spaceflight Now 26.11.2009)

Im Januar: Premiere für Indiens eigenes kryogenes Triebwerk – und ein großer Booster-Test

Fünfmal ist das indische Geosynchronous Launch Vehicle (GSLV) schon mit einer russischen kryogenen Oberstufe geflogen – aber im Januar 2010 kommt zum ersten Mal eine selbst entwickelte Stufe mit dieser edlen Technologie zum Einsatz, die nur wenige beherrschen. (Neben einem Nachrichtensatelliten wird auch der israelische UV-Astrosatellit TAUVEX an Bord sein; siehe Artikel 821.) Ebenfalls für den Januar ist der Bodentest eines gewaltigen neuen Feststoffboosters geplant, die ab 2011 die Tragkraft des GSLV glatt verdoppeln soll. (Sify 4., PTI 7.12.2009 zur Oberstufe, IANS 6.12.2009 zum Booster)

Russlands Angara-Rakete fliegt frühestens 2012: Im Prinzip ist der künftige Ersatz für die Proton wie auch etliche andere Raketen so gut wie fertig, beim Bau der Startanlagen in Plesetsk ist aber das Geld ausgegangen. (Spaceflight Now 4.12.2009)

Ares I-X flog ohne nennenswerte Probleme

Noch läuft die Auswertung des einsamen Ares-Tests vom Oktober auf Hochtouren (inklusive der Rekonstruktion unvollständig an Bord aufgezeichneter Daten), aber bislang sind keine nennenswerten Schwachstellen entdeckt worden: Insbesondere kam es zu keinen übermäßigen Oszillationen. Das Versagen des Fallschirmsystems wird weiter untersucht. (Spaceflight Now, Orlando Sentinel Blog 3., Space Today 4.12.2009)

Vier Schmetterlinge schlüpften auf der ISS, nachdem sich dort im Rahmen eines mit dem letzten Shuttle gelieferten Experiments vier Raupen verpuppt hatten – dabei geht es v.a. darum, in Parallelexperimenten auf dem Boden involvierte Schüler zu beeindrucken. (Homepage des Experiments; Space.com 8., Universe Today 7., National Space Biomedical Research Institute Press Release 2.12., Discovery 30.11.2009)

„Ground Truth“ für Satellit SMOS durch Regattas

Die Jachten der SolOcean-Rennen werden mit automatischen Datenloggern für 8 Messgrößen ausgestattet, so dass sie während ihrer 48’000 km auf See auch aus entlegenen Meeresgebieten Vorort-Werte liefern – die dann mit den Fernerkundungsdaten des ESA-Hydrologie-Satelliten verglichen werden können. Die Rennen finden allerdings erst – alle zwei Jahre – ab 2011 statt. (On Orbit 2.12.2009)

Noch Spenden für neuen Jason-Satelliten gesucht: Seit 1992 gibt es – erst von den Topex/Poseidon-Satelliten, dann zwei Jasons – eine lückenlose Altimetrie-Serie des Meeresspiegels, die für die Ozeanografie wie Klimaforschung von hohem Wert ist, aber die Finanzierung von Jason-3 steht immer noch nicht. Die Mitglieder von Eumetsat müssen noch 63 Mio. Euro aufbringen; insbesondere Deutschland fehlt noch im Topf … (BBC 3.12.2009)

Nächste Auswahl-Runde der „Cosmic Vision“ kündigt sich an

Im Oktober waren sechs Vorschläge für die Mittelklassemissionen des Langzeitplans „Cosmic Vision“ der ESA (siehe z.B. Artikel C63) in die engere Wahl für Assessment Studies gekommen, und am 1.12. nun wurden diese Studien vorgestellt – alle erhielten großen Beifall, eine Rangordnung ist dem Vernehmen nach nicht erkennbar. Bis kommenden Februar werden aber 2 oder 3 auf der Strecke bleiben, Ende 2011 schließlich zwei Gewinner ausgewählt, die frühestens ab 2017 starten dürften – und schon jetzt zeichnet sich ab, dass fast alle der Projekte (die von Astrosatelliten bis Asteroidensonden reichen) eigentlich zu teuer sind … (ESA Release, BBC, BBC Blog 2., DLF 4.12.2009)

Mars-Kameraexperiment mit 2,64 Millionen Euro gefördert: Die Arbeitsgruppe Planetologie und Fernerkundung der FU Berlin erhält für die nächsten drei Jahre weitere Fördergelder, um die Datenflut der HRSC auf dem Mars Express auszuwerten. (FU Berlin PM 4.12.2009)

Raumfahrt-Nachrichten kompakt

15. November 2009

Nächster Flug zur ISS mit Ersatzteilen – und Larven von Schmetterlingen …

Keine Probleme beim Countdown und „ideale“ Wetteraussichten: Noch sieht es so aus, als könnte die Atlantis morgen um 20:28 MEZ zur ISS aufbrechen. An Bord sind bei STS-129 jede Menge Ersatzteile für die Raumstation, z.T. auf Vorrat: Bald wird es keinen Schwerlasttransport nach oben mehr geben. Und es gibt zwei Habitate für zwei verschiedene Schmetterlingsarten: Die Larven sollen sich unter µg entwickeln, während gleichzeitig in zahlreichen Schulklassen in den USA Parallelversuche laufen. (STS-129 Updates; CU Boulder PR 10., Spaceflight Now, Space.com 14.11.)

Die ISS als automatischer Erdbeobachter: Mit dem japanischen Transporter HTV-1 trafen im September auch die beiden US-Experimente HICO und RAIDS ein, die seither von der Exposed Facility des JEM aus mit Hyperspektral-Sensoren Küstenstreifen bzw. die Thermo- und Ionosphäre beobachten. (NASA Feature 13.11.2009)

Hayabusa hat ein weiteres Ionentriebwerk verloren

Der angeschlagenen japanischen Asteroidensonde, die vielleicht mit ein wenig Bodenproben von Itokawa im Prinzip auf dem Rückweg zur Erde ist (siehe Artikel B50, B53 und B99), bleibt auch nichts erspart: Zwei ihrer vier Ionentriebwerke sind schon länger defekt, ein drittes wegen Störungen abgeschaltet – und am 4.11. hat es auch das vierte erwischt, Thruster D. Eigentlich hätte das Triebwerk noch bis nächsten März brennen müssen, jetzt wird an einer Alternativstrategie für die Rückkehr zur Erde getüftelt, wofür man den gestörten Thruster C reaktivieren muss – doch noch nicht nicht einmal klar, ob er allein stark genug wäre, um Hayabusa zur Erde zu lenken. (JAXA Release, Spaceflight Now 9., Planetary Society Blog 11.11.2009)

Die Asteroidensonde Dawn ist endgültig im Hauptgürtel angekommen: Seit dem 13. November ist die NASA-Sonde aus Artikel C74 permanenter Bestandteil des Asteroidengürtels, in dem sie sich schon einmal 40 Tage lang aufgehalten hatte. Noch knapp 2 Jahre bis zum ersten Ziel, Vesta. (JPL Feature 13.11.2009)

Suborbital-Raumschiffe auch für die Weltraumforschung interessant?

Fünf Jahre ist es her, dass das SpaceShipOne den X Prize gewann (siehe Artikel 955), und am 7. Dezember soll endlich der Nachfolger SpaceShipTwo präsentiert werden, während die Mitbewerber um den Kuchen des Suborbitaltourismus zwar viele Worte machen aber wenig Hardware vorzuweisen haben. (Was insbesondere für ein bizarres „Angebot“ einer österreichischen Supermarktkette gilt.) Über die Jahre ist aber auch das Interesse unter Weltraumforschern am Mitflug von Experimenten auf den Hüpfern von SS2 und Co. gewachsen, und es hat bereits mehrere Tagungen gegeben: Neben µg-Experimenten, die mit 3-4 Minuten länger als bei Parabelflügen dauern und häufiger möglich wären als auf eigens gekauften Höhenforschungsraketen, sind auch Untersuchungen der Erdatmosphäre beim Durchstoßen und hektische Astronomie nahe des Gipfelpunktes denkbar – schon ist von einem „Bedarf“ von 1000 Flügen im Jahr die Rede.

Im Gegensatz zu Raketen könnten die Forscher auch mal mitfliegen. Und die erhofften tausende von zahlenden Passagieren sind wiederum für die Weltraummedizin interessant: Es werden viele „Normalos“ dabei sein, die sich nie für einen ‚richtigen‘ Raumflug qualifiziert hätten … (Ankündigung der nächsten Tagung, Universe Today 12.11., Cosmic Log 22., SpaceRef 3.10. und Cosmic Log 21.8.2009 zur Wissenschaft, Wired 15.11., AstroEngine 25., FlightGlobal, Scientific American 15., The Space Review und Tracker 5.10.2009 zum SS2, A. Boyle 22.10.2009 zu einem geheimnisumwitterten Mitbewerber und eine Werbeseite, Spiegel, J. Foust 22., Wiener Zeitung, ScienceBlogs 21.10. und PersonalSpaceFlight 31.7.2009 zum fragwürdigen Angebot eines anderen) NACHTRÄGE: Blue Origin hat schon die ersten Kunden aus der Wissenschaft! Und die SS2-Premiere wirft ihren eisigen Schatten voraus …

Virgin Galactic will auch Satellitenstarts anbieten – und zwar mit demselben Trägerflugzeug, das für das SpaceShipTwo entwickelt wurde. Das würde für „LauncherOne“ eine kleine Rakete im Stil der bewährten Pegasus in der Luft starten, wobei die Kosten aber geringer sein sollen – und das Ganze ab 2013 oder 14. (BBC Blog 10., FlightGlobal 5.11., Spiegel 13.10.2009)