ist derzeit in Schloss Hohentübingen zu sehen (auch eine PM zur Eröffnung, ein Flyer und ein Artikel): In einem einzigen Raum werden in Form meist originaler Bücher oder Faksimiles „vormoderne“ astronomische Vorstellungen des Zeitraums 800-1800 thematisiert. Dabei geht es weniger um die großen akademischen Strömungen dieser Zeit sondern eher um den Umgang der breiten – europäischen – Bevölkerung mit dem Kosmos: Der reichte von bedenklich (reichlich astrologisch motivierter Aderlass) über clever (drehbare Kalender-Rechenhilfen in Bücher integriert) bis kurios. Letzteres insbesondere in einem Kometen-Flugblatt von 1682 anlässlich einer Erscheinung des Halleyschen Kometen, das auch detailliert die aktuellen Theorien(!) dieses Phänomens diskutiert: alternativ die Vorstellung von bis dahin unsichtbaren Himmelskörpern, die als göttliches Warnlicht eingeschaltet werden, und von Wolken, die die Sonne beleuchtet; da gäbe es sogar noch weitere Ideen, die aber nicht der Rede wert seien. (Mitten in der ausgedehnten Antiken-Abteilung desselben Museums gibt es übrigens in der Abguss-Sammlung noch eine astronomische Attraktion: ein 2 Meter großes Ölgemälde des Vollmonds von 1895.)
Posts Tagged ‘Tübingen’
Eine sehr kleine Astronomiegeschichtsausstellung
13. Februar 201420 Jahre nach 1. Flug: ein Besuch beim ORFEUS
28. September 2013Vor genau 20 Jahren bei der Shuttle-Mission STS-51 im September 1993 und noch einmal drei Jahre später bei STS-80 war es an Bord gewesen: das Orbitale und Rückführbare Fern- und Extrem-Ultraviolett-Spektrometer (ORFEUS), das in einen Shuttle Pallet Satellite (SPAS) eingebaut eine bzw. zwei Wochen Astronomie-Satellit spielen durfte, bevor dieser wieder eingefangen wurde. Der entsprechend ausgerüstete ASTRO-SPAS hat im Deutschen Museum München seine letzte Heimat gefunden, bestückt mit seiner letzten Nutzlast CRISTA – aber den ORFEUS findet man im Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen, wo dieser Blogger und drei andere Weltraum-Enthusiasten am Rande der AG-Tagung diese Woche Gelegenheit zu einem kurzen Besuch bei dem ergiebigen Teleskop hatten. Vorhanden sind derzeit der vordere Teil des Tubus (oben) nebst Halterungen für die Instrumente (2. Bild) und aufwändiger Klappe (3. Bild), deren Mechanismus (4. Bild) nach NASA-Vorgaben seinerzeit mehrere Millionen DM verschlang, sowie ein Detektor (unten).
Noch bei einer Zuliefer-Firma eingelagert ist der 1-m-Hauptspiegel (der aber bald auch nach Tübingen kommt, wo ein kleines UV-Astro-Museum geplant ist): Im 1. Bild im Vordergrund zu sehen ist stattdessen der gleich große Spiegel eines UV-Instruments, das bereits Anfang der 1980-er Jahre auf einer Aries-Rakete in White Sands geflogen wurde, zwecks u.a. der Vermessung des FUV-Hintergrunds. Minus seiner wertvollen Beschichtung aus Iridium: Die hatte einst eine eifrige Putzfrau in einer Ausstellung abgerubbelt, bevor sie Ministerpräsident Lothar Späth besuchte. Nur eine von zahllosen Anekdoten, die sich um das Tübinger Weltraum-Astronomie-Programm ranken: So kam es während STS-51 beim Aussetzen einer anderen Nutzlast zu einer ungeplant heftigen pyrotechnischen Reaktion, und kleine Trümmer flogen in der Ladebucht herum – auch der ASTRO-SPAS erlitt ein paar Treffer. Immerhin wurde dann die Video-Zielkamera der auf ihm montierten IMAX-Kamera benutzt, um den Shuttle-Orbiter von außen zu inspizieren, während ORFEUS am Robotarm herum geschwenkt wurde. Ein paar spektakuläre Szenen zu Beginn von „Destiny in Space“ kamen überhaupt nur deswegen zustande …