Posts Tagged ‘Vega’

AAS 221: vierte HST-Sichtung von Fomalhaut b

9. Januar 2013

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Die Saga um den einzigen mutmaßlichen Exoplaneten, der im sichtbaren Licht direkt zu sehen ist (siehe ISAN 175-6) dominierte die 6. PK der 221. AAS-Tagung (vollständige Aufzeichnung): Der Entdecker – und Verteidiger – von „Fomalhaut b“ präsentierte ein klares HST-Bild von 2012, viel deutlicher als eine Aufnahme von 2010, die manche an dem Objekt zweifeln lassen hatte.

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Die nunmehr vier Epochen sind jetzt mit solch einer exzentrischen Bahn mit rund 2000 Jahren Periode verträglich, die auch noch – das ist aber kaum abgesichert – um 20° gegenüber der Ebene der sehr dünnen Staubscheibe geneigt wäre (deren Bild man hier in einen Face-On-Position gekippt hat). Wegen der Neigung kommt es bei Scheibendurchgängen nur zu geringen Störungen, auch dieses Gegenargument soll nun erledigt sein. (Um das Jahr 2032 sollte „Fomalhaut b“ aber in den Hauptteil der Scheibe eindringen, was nicht ohne Folgen bleiben dürfte.) Und was steckt in der Staubwolke oder -scheibe, die da so effizient Licht des Sterns reflektiert und „es“ überhaupt sichtbar macht? Nach den neuesten Modellrechnungen würde ein Zwergplanet von 1.5-facher Ceres-Masse genügen, um genug Staub gravitativ zusammen zu halten, während das Fehlen von IR-Strahlung alles von mehr als einer Jupitermasse ausschließt. Vielleicht handelt es sich um einen entfernten Verwandten der Centauren in unserem Sonnensystem? Das ganze Fomalhaut-System – zu dem vermutlich noch andere Planeten gehören – ist jedenfalls ein besonders exotischer Testfall.

Auch Vega hat einen inneren und äußeren Staub-Gürtel

mit einer großen Lücke dazwischen, haben Spitzer- und Herschel-Beobachtungen zeigen können: Damit ist das System ein Verwandter des Fomalhaut-Systems. Die inneren Teile der jeweiligen Staubscheibe könnte man mit dem Asteroidengürtel vergleichen, die äußeren mit dem Kuiper-Gürtel. Und in beiden Fällen sind wohl mindestens zwei Planeten notwendig, um die große Lücke zu stabilisieren. Andere Beiträge auf der 6. PK – zugleich der 3. (und letzten) der 10 dieser Tagung, die sich mit Exoplaneten befasste – handelten vom verbreiteten Phänomen extrasolarer Kometen, die in ihre Sterne stürzen und sich als kurzlebige spektrale Signale bemerkbar machen, und Wetterbeobachtungen auf einem Braunen Zwerg, die zu Andeutungen einer Karte führen.

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Warum hat man so wenig Pulsar-Planeten gefunden, fragte der Entdecker des ersten Pulsar-Planeten-Systems auf der vierten PK der 221. AAS-Tagung: Nach wie vor ist nur dieses eine System mit mehreren Planeten von Erdformat bekannt. Ein Grund könnte der bisher nur geringe durchsuchte Parameter-Bereich für Pulsarplaneten sein – vielleicht orientiert sich die Suche zu sehr an „normalen“ Planetensystem? Bei der Entstehung ’seiner‘ Pulsarplaneten tippt Alexander Wolszczan jedenfalls auf Neubildung aus einer Scheibe, die sich erst nach der Supernova um den Pulsar bildete. Andere Präsentationen dieser PK („10:30 a.m.“) hatten sich mit „verschmutzten“ Weißen Zwergen befasst, was auf per se unsichtbare Planetensysteme hinweisen dürfte.

Premiere der Vega-Rakete ein kompletter Erfolg!

13. Februar 2012

Zielorbit erreicht und alle neun Satelliten problemlos auf zwei verschiedenen Bahnen ausgesetzt: Was will man mehr vom Erstflug einer neuen Rakete, wenn auch einer technisch ziemlich altertümlichen? Pünktlich zu Beginn des Startfensters heute um 11:00 MEZ hob der erste neue europäische Träger in Jahrzehnten in Französisch-Guyana („Der erste Start …“) ab, dank seiner ersten Feststoff-Stufe besonders rasant. Auch Nr. 2 und 3 sind Feststoff-betrieben, nur die Nr. 4 bedient sich eines Flüssigkeitstriebwerks aus der Ukraine, das auch gleich bewies, dass es mehrfach gezündet werden kann. Zuerst wurde die Hauptnutzlast, der Laser-Reflektor LARES für Tests der Allgemeinen Relativität, auf einer Kreisbahn in 1450 km Höhe ausgesetzt, gefolgt von ALMASat-1 und sieben CubeSats nach Absenkung des Perigäums auf 350 km. Der Verlauf des Fluges und Artikel von NASA Spaceflight, Nature Blog, BBC (früher), Spiegel, New Scientist und Orion. NACHTRAG: noch mehr zu LARES und den CubeSats – und viele weitere Bilder vom Start, auch hier.

Raumfahrt kurz & bündig

1. November 2009

Wie stark wird Kepler durch CCD-Rauschen behindert?

Eine Lichtkurve wurde groß gefeiert (siehe ISAN 91-7) ob ihres tollen Signal-zu-Rausch-Verhältnisses – aber 3 von insgesamt 84 Verstärkern für die CCDs des Planeten jagenden Satelliten rauschen stärker als geplant: Das könnte bedeuten, dass sich der etwaige Nachweis eines Zwillings der Erde (was Masse und Umlaufszeit betrifft) verzögert, weil Software gegen die schlechten Daten her muss. In einem Blog-Kommentar wiegelt der Kepler-Chef allerdings ab: Man habe bereits – weniger dramatische – Planeten gefunden, die man Anfang nächsten Jahres vorstellen werde. (Nature News 2009.1051, Space Disco 30.10.2009) NACHTRAG: Weitere Aussagen Boruckis – alles halb so wild? NACHTRAG 2: Die Kommentare unter diesem Artikel sind auch interessant. NACHTRAG 3: ein Mission Manager Update und ein Space News-Artikel.

Die Ares I-X flog perfekt, dann versagten die Fallschirme

Der Flug der Ares I-X verlief einerseits besser als erwartet: Die Rakete oszillierte viel weniger als in so manchem Modell – und die zweite (inerte) Stufe kam nach der Trennung auch nicht der ersten gefährlich nahe; das sah im TV bloß so aus, aus perspektivischen Gründen. Danach allerdings versagten zwei der drei Hauptfallschirme der 1. Stufe, die doppelt so schnell wie geplant auf’s Wasser aufschlug und dabei verbogen wurde. Macht aber nix: Die sollte sowieso nicht wiederverwendet werden. (Spaceflight Now 30., Fla. Today, Space Today 31.10.2009) NACHTRAG: ein spektakuläres Video von einem Begleitflugzeug und Standbilder daraus – so versagten die Schirme!

Marsrover Spirit hat schon wieder „Amnesie“

Er steckt immer noch fest, und nun streikt auch noch das Flash-Memory: Zur Zeit „vergisst“ der Marsrover Spirit jede Nacht alle gespeicherten Daten. Zwar geht es auch ohne, aber dann muss jeden Tag vor der Nachtruhe alles zur Erde gesendet sein. Ansonsten ist der Rover gesund und spricht auch stabil mit der Erde, die langwierige Befreiungsaktion dürfte sich nun allerdings noch weiter verzögern. (JPL News 30., Planetary Society, Space.com 31.10.2009)

Die erste Vega-Rakete fliegt nicht vor nächstem Herbst

Die Raketenmotoren und die Startanlagen auf dem Weltraumbahnhof von Kourou sind fast fertig – aber die Software nicht: Die neue europäische Rakete für kleinere Lasten muss noch viele Tests über sich ergehen lassen und kommt dieses Jahr nicht mehr hoch. Beim ersten Mal sollte es schon klappen: Es sind insgesamt 11 echte Satelliten an Bord! (Spaceflight Now 23.10.2009. Im April 2010 soll übrigens auch die 1. Soyuz in Kourou starten)

Neuer militärischer Wettersatellit der USA im Orbit

Begleitet von kuriosen Himmelseffekten durch ein Experiment mit der Atlas-Raketenoberstufe ist am 18.10. ein neuer Satellit des Defense Meteorological Satellite Program in den Orbit gelangt: Im Tiefflug – der eine besonders hohe Ortsauflösung bringt – dienen sie zwar in erster Linie dem US-Militär (besonders hilfreich bei aufziehenden Sandstürmen in Nahost), aber auch zivile Nutzer werden bedient. (Spaceflight Now, Space Today 18.10.2009)