
Cassinis erster Blick auf den neuen großen Saturnsturm, entstanden vor drei Tagen: Die weiße Wolke wird schon seit Wochen von Amateurastronomen beobachtet, ist in letzter Zeit aber noch auffälliger geworden – die einlaufenden Cassini-Rohbilder werden in dieser Galerie gesammelt. NACHTRAG: ein schnelles Falschfarben-Bild daraus.
Stardust hat – gerade noch – genug Sprit für Tempel 1
Voraussichtlich drei Bahnkorrekturen muss das alte Stardust-Mutterschiff noch durchführen, um am 15.2.2011 morgens MEZ in 190 km Höhe mit 10.9 km/s über den Kern des Kometen Tempel 1 zu schießen – und drei verschiedene Verfahren zum Abschätzen der Treibstoffvorräte sprechen alle dafür, dass dafür genug und noch ein kleines Bisschen mehr im Tank verblieben ist. Der enthielt einmal 85 kg Hydrazin, jetzt sind es noch etwa 3.5 kg. Hauptzweck der Missionsverlängerung der alten Mission als Stardust NeXT (New Exploraton of Tempel 1) ist der Versuch, den 2005 vom Impaktor Deep Impacts geschlagenen Krater zu inspizieren – aber da das Rotationsverhalten des Kometenkerns nur ungenau bekannt ist, kann es gut sein, dass der Krater gerade auf der falschen Seite ist. Nach dem Encounter wird wohl der gesamte kleine Treibstoffrest verbrannt, um zu sehen, wieviel tatsächlich noch im Tank war, um die drei Schätzverfahren zu prüfen – und dann wird Stardust abgeschaltet. (Spaceflight Now 23.12.2010)
Akatsuki offenbar Opfer eines klemmenden Ventils in einer Treibstoffleitung geworden: Die Untersuchung des Triebwerksversagens an der Venus scheint darauf hinaus zu laufen, dass die Treibstoffzuleitung durch ein verklemmtes Ventil blockiert war, das eigentlich einen Rückfluss in den Tank verhindern soll. Das Ventil arbeitet völlig automatisch und kann von der Erde aus nicht gesteuert werden: Diverse Experimente am Boden sollen nun herausfinden, ob man das Triebwerk überhaupt noch für einen zweiten Einschussversuch in 6 Jahren nutzen könnte. (Mainichi Daily News 27.12.2010. Und Daily Yomiuri 24.12.2010 zu angeblichen Vollfinanzierung von Hayabusa 2)
Der Satellit WISE darf noch bis Januar weiter machen
und – mit seinen beiden kurzwelligeren Infrarot-Instrumenten – eine zweite komplette Himmelsdurchmusterung beenden, vor allem um der Entdeckung weiterer Kleinkörper des Sonnensystems willen: Die NASA hat bis Ende Januar 1.6 Mio.$ freigegeben, um den Betrieb (der 400’000$/Monat kostet) weiter zu führen. WISE hat bisher über 155’000 Asteroiden und Kometen beobachtet und über 34’000 neue Kleinkörper des Sonnensystems entdeckt, darunter etwa 500 NEOs. Zwar sind die beiden IR-Kanäle mit 3.4 und 4.6 µm nicht ideal (bei längeren Wellen, die nach dem Ende des Kühlmittels nicht mehr zugänglich sind, strahlen sie mehr), aber WISE ist der einzige Asteroidenjäger im Weltraum – seine Mission NEOWISE erschien der NASA wertvoll genug. Danach aber ist endgültig Schluss: WISE wird „eingeschläfert“, für den Fall dass jemand doch noch Interesse daran haben sollte; die Bahn ist noch lange stabil. (Spaceflight Now 19.12.2010)
Planetenjäger Kepler gleich zweimal im Safe Mode: Der ‚Plan‘ sieht vor, dass Kepler bis zu 12 Tage im Jahr durch solche Sicherheitsmodi ausfallen darf, und das Budget für 2010 ist noch nicht aufgebraucht – trotzdem soll nun dafür gesorgt werden, dass der Satellit weniger leicht über seinen eigenen Zustand so beunruhigt sein kann, dass er die Transitsuche unterbricht. (Mission Manager Updates 22., 14., Nature Blog 15.12.2010) NACHTRAG: Die Fehlersuche zieht sich hin – erst im Januar kann weiter beobachtet werden. NACHTRAG 2: Das 2. Problem ist erkannt – und gelöst!
Wieder ein GSLV gescheitert – nach nicht mal einer Minute!
Fassungslos hat ein erneuter Fehlstart der indischen Prestige-Rakete GSLV vor zwei Tagen die Weltraumexperten des Landes zurückgelassen: Nur 47 Sekunden nach dem Abheben (mit einem teuren einheimischen Nachrichtensatelliten an Bord) brach die Rakete plötzlich zur Seite weg und begann zu zerbrechen; 16 Sekunden später wurden die Reste gesprengt. Nach ersten Ermittlungen waren plötzlich die Steckverbindungen von langen Kabeln zu den Gelenken unterbrochen worden, die die Düsen der vier Booster der ersten Stufe ausrichten, die zur Stabilisierung der Flugbahn nötig sind. Wie das passieren konnte, dazu gibt es keine offizielle Erklärung, aber ein anonymer Experte spekuliert, der Satellit sei womöglich zu schwer für die Rakete gewesen und deren Stabilität im Flug falsch berechnet worden. In der Tat war der Satellit schwerer als jede andere Nutzlast des GSLV bisher, und die Oberstufe – die nun gar nicht zum Einsatz kam – hatte modifiziert werden müssen. Von alleine könnten die Stecker jedenfalls unmöglich herausgefallen sein, so der Experte: Sie könne es erst aus ihren Buchsen gerissen haben, als die Rakete bereits auseinander brach. Das Geostationary Satellite Launch Vehicle bleibt vom Pech verfolgt: Nunmehr sind schon drei der sieben Starts gescheitert. (Hindustan Times, Space News, The Hindu, Parabolic Arc, Science Journalism Tracker 27., Telegraph India, Indian Express, Deccan Herald, Hindustan Times, The Hindu 26., The Hindu [mehr], Deccan Herald, DNA, Hindustan Times, Spaceflight Now, Discovery, Space Today, Spiegel, Eureka 25.12.2010) NACHTRAG: Die ISRO bezweifelt die Übergewichts-Hypothese.
Dem amoklaufenden Satelliten geht der Strom aus: Der unabschaltbare Galaxy 15 bekommt immer weniger Sonnenstrom und hat bereits 95% seiner Nutzlast herunter gefahren – seit dem 17. Dezember sendet er nur noch Telemetrie. In dieser Situation könnte ein tiefer Reset gelingen. (Space News 22.12.2010. [NACHTRAG: Wie die Status-Seite von Intelsat berichtet, ist Galaxy 15 wieder voll unter Kontrolle – der Reset hat geklappt!] Und ILS und Eutelsat Releases sowie Space News, Spaceflight Now, BBC, BBC Blog und Spiegel zum Proton-Start des Ka-Band-Satelliten KA-SAT am 26. Dezember, der 70 Gigabit pro Sekunde in 82 Spotbeams übertragen kann)
Continuing Resolution bis März: NASA bleibt im Ungewissen
Der alte US-Kongress hat es vor dem Weihnachtspause nicht auf die Reihe gebracht, dem Land einen neuen Haushalt für das – längst laufende – Finanzjahr 2011 zu verpassen: Stattdessen hat es wieder eine Continuing Resolution gegeben, die nun bis zum 4. März gilt. Spezielle Passagen bezüglich der Ausrichtung der NASA fehlen, womit die Hoffnung auf eine klare Umsetzung („Die NASA bekommt …“) der Authorization vom Oktober dahin ist: Weder kann das Constellation-Programm abgebrochen noch unverzüglich mit der Arbeit an einer Schwerlastrakete und großzügiger Förderung privater Raumfahrtunternehmen begonnen werden. Stattdessen dürften bis März rund 500 Mio.$ in das Ares-Programm fließen, das eigentlich niemand mehr will – Millionen, die anderswo bitter fehlen. Insgesamt würde die NASA im FY2011 unter einer fortgesetzten CR mit 18.7 Mrd.$ auskommen müssen, 300 Mio.$ weniger als die Authorization vorgesehen hatte. Wie der neu gewählte Kongress ab Januar in der Sache verfahren wird, ist weiter unklar. (Orlando Sentinel 26., AW&ST 24., Space News 22., Spaceflight Now, Space News 21.12.2010)
Zweiter Test der Taurus-2-Rakete erfolgreich: Das Triebwerk der ersten Stufe des künftigen ISS-Versorgers („Triebwerk der Taurus-2-Rakete …“) ist am 17. Dezember 55 Sekunden lang erprobt worden, mit bis zu 108% der nötigen Leistung – im Januar soll der dritte Test folgen. Für einen beschleunigten Orbit-Test hätte die Firma Orbital danach gerne Extra-$$ der NASA, die es aber – s.o. – womöglich nicht geben wird. (Spaceflight Now 19., Flight Global 23.12.2010)