Posts Tagged ‘X-37B’

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

15. März 2011

Zwei geheimnisvolle Starts (Delta 4, Atlas 5) gelungen – Glory auf Taurus XL verloren

Ohne Probleme gelangten am 12. März ein geheimer Satellit des National Reconnaissance Office – NROL-27 alias Gryphon – auf einer Delta 4 (oben) und am 5. März das zweite Exemplar des mysteriösen Minishuttles X-37B auf einer Atlas 5 (Mitte) in den Orbit, doch der Glory der NASA („Start des Klimasatelliten …“) ging beim erneuten Fehlstart einer Taurus XL am 4. März (unten) verloren. Bereits der letzte Start dieser Rakete vor 2 Jahren hatte einen NASA-Klimaforscher vernichtet (Kurzmeldung unten), als sich – genau wie jetzt wieder – die Nutzlastverkleidung nicht löste und Rakete samt Satellit in antarktische Gewässer stürzten. Der Mechanismus des Verkleidungsabwurfs war daraufhin durch den seither dreimal bewährten der Minotaur-4-Rakete ersetzt worden; dass sich das Versagen nun wiederholte, war ein totaler Schock für die Firma Orbital Sciences, die der NASA sowohl die Rakete wie den Satelliten geliefert hatte: NASA Release 9., Nature 7. Space Today 4.3.2011; viele weitere Links im Cosmic Mirror #341.

Auch diesmal kann wieder nur spekuliert werden, was an Bord des 2. X-37B ist, der ca. 270 Tage im Orbit bleiben soll: Verraten hat die USAF lediglich, dass man diesmal gezielt bei stärkerem Wind landen will, um diese Technik weiter zu testen. Beobachter tippen, dass an Bord Sensor-Technologie für künftige Aufklärungssatelliten getestet werden soll (für Aggressiveres wäre der Shuttle weder groß noch wendig genug); der Verdacht, dass ein Programm ein weitgehend zweckfreier Selbstläufer sei steht aber weiter im Raum. Wann der 1. Shuttle zum 2. Mal starten soll – was erst seine Wiederverwendbarkeit beweisen wird – scheint noch nicht fest zu stehen: Boeing, USAF Releases, Start-Bilder (mehr), Spaceflight Now, Space.com (später), TIME, LA Times, Universe Today, Space Today (früher), Tagesschau, Welt. Zum Start des Gryphon – spektakulär bei Sonnenuntergang; Amateurbilder hier, hier, hier, hier und hier und Videos hier und hier – gab es offiziell nur heiße Luft, man mutmaßt aber, dass es sich um einen leistungsfähigen Kommunikationssatelliten für Aufklärungsdaten handelt: Universe Today, Space Today, Eureka.

Europäischer GPS-Overlay fertig: EGNOS für Flughäfen

Das European Geostationary Navigation Overlay System ist nach 15 Jahren Entwicklung seit dem 2. März zertifiziert und damit reif für die Anwendung im Luftverkehr, der kritischsten aller möglichen Nutzungen von Satellitennavigation: Gut 40 über Europa verteilte ortsfeste Empfänger bekommen ständig ihre vermeintliche Position durch das amerikanische GPS-System geliefert, ermitteln die Fehler und verteilen diese Information über drei geostationäre Satelliten. Wer also gleichzeitig GPS nutzt und diesen Zusatzservice empfängt, dessen jährlicher Betrieb rund 110 Mio. Euro kostet (Finanzierung nach 2013 noch unklar!), kann seine Position im 3D-Raum mit absoluter Genauigkeit angeben. (Space News 3.3.2011)

Zumindest die erste Phase der GPS-Konkurrenz Galileo ist nun sicher finanziert: Damit können die ersten 18 („Galileo-NavSats …“) – bereits im Bau befindlichen – Satelliten gestartet werden, und es bleiben noch Reserven für Unvorhergesehenes. Die Komplettierung des Systems auf 30 Satelliten dürfte indes vor 2014 kaum anzugehen sein. (Space News 3.3.2011)

Die erste Buchung wissenschaftlicher Flüge auf bemannten Suborbitalraumschiffen

hat das Southwest Research Institute vorgenommen: Mit dem SpaceShipTwo („Zoff …“) von Virgin Galactic soll es bis in mindestens 100 km Höhe gehen und mit dem Lynx Mark 1 von XCOR immerhin noch 60 km hoch (was zwar kein Weltraum aber immer noch ziemlich hoch ist). Materialwissenschaft unter µg – zum Verhalten von Asteroiden-Regolith – und medizinische Selbstversuche sind ebenso geplant wie der Wiederflug des astronomischen UV-Teleskops SWUIS (Southwest Ultraviolet Imaging System), das 1997 auf dem Space Shuttle Discovery im Orbit war. In der US-Wissenschaft besteht generell ein großes Interesse an der Nutzung („Suborbital-Raumschiffe …“) der kommerziellen Suborbitalschiffe: Sie stellen eine Nische zwischen Parabelflügen und der ISS dar, auf die nur sehr schwer zu kommen ist. Noch unklar ist, wie viel Training die Wissenschaftler, die die Experimente in den 5 Minuten µg betreuen, benötigen werden – und ob sie sich auch in der Schwerelosigkeit amüsieren dürfen oder fest angeschnallt werden … (Virgin Galactic Press Release 28.2., Space Today 1., The Space Review 14.3.2011)

China verfolgt offenbar Pläne für eine große Raumstation: Der dieses Jahr startenden Ministation Tiangong-1 („In rund einem Jahr …“), die erst unbemannt Shenzhou 8 und dann zwei Besatzungen aufsuchen werden, sollen 2013 eine größere und 2015 eine noch größere Station folgen – und im Zeitraum 2020-22 wird dann eine 60-Tonnen-Station aufgebaut, die 10 Jahre halten soll. Und etwas Sinnvolles damit anfangen wollen die Chinesen angeblich auch. (Space.com 7.3.2011)

Neue Chance für DSCOVR als Weltraumwetterwächter?

Im NASA-Budget-Entwurf für 2011 steht es jedenfalls drin: Der einst von Al Gore („Der „GoreSat“ …“) als kurioser Erdbeobachter, der immer auf die Tagseite schaut, initiierte Satellit, der politischen Ränkespielen zum Opfer fiel und seit 7 Jahren eingelagert ist, wird demnach mit Detektoren für solare Teilchen erweitert und soll im Lagrangepunkt 1 den uralten Advanced Composition Explorer ablösen, der seine Nennlebensdauer schon um 12(!) Jahre überschritten hat. Mit einem Start Ende 2013 käme er gerade recht zum Sonnenmaximum. (Spaceflight Now 21.2.2011) NACHTRAG: ein langer Artikel zur Odyssee des Satelliten. NACHTRAG 2: weitere Entwicklungen.

Die dritte Generation der Meteosats ist gesichert, nachdem die Statthalter-Regierung Belgiens als letzte die Mittel für Meteosat Third Generation („Meteosats der 3. …“) freigegeben hat – damit wird es Euro-Wettersatelliten auch die nächsten 30 Jahre geben. Und zwar sechs MTG-Satelliten, die ab 2018 starten sollen, Kostenpunkt rund 3.4 Mrd. Euro. (Eumetsat Release, BBC 25.2.2011. Und Chosun Ilbo 10.3.2011 über den Beinahe-Zusammenstoß u.a. eines koreanischen Wettersatelliten mit einem im GEO herumirrenden russischen Satelliten)

Die ersten kalibrierten Messungen der UV-Strahlung der Sonne durch den Satelliten PROBA-2

und sein LYRA-Instrument liegen nun vor: Es misst mindestens 20-mal pro Sekunde die Irradianz in vier Wellenlängen und ist damit ein ideales Frühstwarnsystem für Flares und Ähnliches. Die Kamera SWAP auf demselben ESA-Satelliten („Proba-2 …“) – der auch noch diverse Technologie- und weitere wissenschaftliche Experimente trägt – kann dann nachschauen, wo auf der Sonnenscheibe die zusätzliche UV-Strahlung her kommt. (ESA Release 10.3.2011. Und eine DLR PM 15.3.2011 zur zeitweiligen Übernahme der Kontrolle des PRISMA-Satellitenpärchens durch das DLR [NACHTRAG: DLR Blog dazu] – ab Sommer sind wieder die Schweden dran)

GOCE hat das beste Geoid aller Zeiten bestimmt und am 2. März das erste Jahr seiner Vermessung des Schwerefelds der Erde abgeschlossen – die Verlängerung der Mission bis Ende 2012 ist bereits beschlossen, um die Daten noch weiter zu verbessern. (ESA Release 4.3.2011)

Vier Finalisten für die dritte Mittelklasse-Mission der Cosmic Vision

der ESA (M3) sind aus 47 eingegangenen Vorschlägen ausgewählt worden: ein Exoplaneten-Spektrograph, ein großflächiger Röntgensatellit, eine Sample Return von einem Asteroiden und ein Satellit für fundamentalphysikalische Experimente. Der Gewinner darf auf einen Start im Zeitraum 2020-22 hoffen, nach M1 und M2 in den Jahren 2017-18: Noch dieses Jahr werden die beiden Glücklichen aus den drei Kandidaten („Drei Finalisten …“) Euclid, PLATO und Solar Orbiter ausgewählt. (ESA Release 25., BBC 26.2.2011. Und Space News 25.2., New Scientist 2., Space News 11.3.2011 zu neuem – diesmal technischem – Ärger mit dem JWST, dessen Detektoren aus unerfindlichen Gründen rapide vergammeln und u.U. für 30 Mio.$ ersetzt werden müssen)

Der nächste große US-Astrosatellit WFIRST kann frühestens 2025 starten, weil die enormen Kosten- und Terminüberschreitungen beim JWST den Astro-Etat massiv belasten. Am liebsten würden die Amerikaner doch noch bei Euclid einsteigen, aber der Zug scheint abgefahren. Ein Szenario steht aber noch im Raum: Fällt Euclid bei der M2/M3-Wahl durch, dann könnte die Mission eines Dunkelenergie-Forschers vielleicht separat als 50:50-Partnerschaft mit der NASA gerettet werden – die sonst in der Weltraumastronomie ähnlich ins Hintertreffen zu geraten droht wie es die US-Teilchenphysiker gegenüber dem CERN bereits sind … (Science 4.3.2011 S. 1121)

Voyager 1 dreht sich auf Kommando im Raum

Inzwischen im Heliosheath am Rande des Sonnensystems angekommen, hat sich die 33 Jahre alte Raumsonde am 7. März planmäßig gedreht, um den Anströmwinkel eines Messgeräts für den Sonnenwind zu ändern – es misst seit einer Weile die Geschwindigkeit Null (siehe ISAN 126-10), und das bedeutet vermutlich, dass der solare Teilchenstrom hier aufgehalten wird und zur Seite abknickt. Die Analyse der Daten wird dauern, und auch weitere Pirouetten Voyagers sind geplant – ein Manöver, das (bis auf einen Vortest) seit 21 Jahren nicht mehr durchgeführt wurde, damals zur Aufnahme des Portraits des Sonnensystems. (JPL Release, Universe Today 8.3.2011)

Der Saturnmond Enceladus hat eine noch viel stärkere innere Wärmequelle als bisher gedacht, 15.8 GW, haben IR-Messungen Cassinis am Südpol (wo die ‚Tigerstreifen‘ einen Blick ins Innere erlauben) gezeigt – und eine offensichtliche Ursache gibt es nicht! Vielleicht verändern sich die orbitalen Verhältnisse von Enceladus und Dione in einer Weise, dass die Gezeitenheizung zeitweise stark erhöht ist, und wir haben gerade Glück („Enceladus nur …“)? Jedenfalls ist nun noch wahrscheinlicher, dass es im Enceladus-Inneren flüssiges Wasser gibt, was den kleinen Mond astrobiologisch noch interessanter macht. (JPL Release 7.3.2011)

MESSENGER vor dem Eintritt in den Merkur-Orbit!

In der Nacht vom 17. zum 18. März wird die NASA-Sonde MESSENGER, die bereits dreimal am Merkur vorbei flog, von 1:45 bis 2:00 MEZ ihr Triebwerk zünden, 31% des Treibstoffvorrats verbrennen und die Geschwindigkeit um 862 m/s verringern: Schon während des Manövers sollte dessen genereller Erfolg zu bemerken sein, und gegen 3:00 MEZ wird feststehen, ob der Zielorbit („MESSENGER keine 100 Tage …“) erreicht wurde. Nur sehr vorsichtig werden dann in der neuen permanent heißen Umgebung die wissenschaftlichen Instrumente wieder in Betrieb genommen, mit dem Beginn regulärer Beobachtungen am 4. April: Bilder aus dem Orbit wird es z.B. noch zwei Wochen lang keine geben. Und auch danach wird nur ein ausgewähltes Bild pro Tag gezeigt: Im Gegensatz zu etwa Cassini wird das Projekt den ständigen Fluss der Rohbilder unter Verschluss halten, so dass der Rest der Welt sie erst nach Monaten über das zentrale Archiv zu Gesicht bekommen wird. (JHU APL Release, Visuals, U. Colorado PR, Science@NASA, Planetary Society Blog, New Scientist 15., UA News 11.3.2011)

Dawn nähert sich dem Asteroiden Vesta mit nur noch 700 m/s, und die Geschwindigkeit sinkt jeden Tag, den das Ionentriebwerk eingeschaltet („Asteroidensonde …“) ist, um 7 m/s: Im Juli wird die erste Umlaufbahn in 2400 km Höhe erreicht, später geht es auf 660 und schließlich sogar 200 km hinunter, bevor die Reise im Juli 2012 in Richtung Zwergplanet Ceres fortgesetzt wird. Schon jetzt ist Vesta übrigens am Dawn’schen Himmel das nach der Sonne hellste Objekt. Um dessen systematische Kartierung zu trainieren (80% der Oberfläche liegen im Licht), ist schon mal das bestmögliche 3D-Modell aus Hubble- und erdgebundenen Bildern (siehe ISAN 121-9) erstellt worden. (Dawn Journal 27.2., JPL Release, DLR PM 10.3.2011. Und das Planetary Society Blog 7.2.2011 über den Vesta-Körper mit seinem großen Krater)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

23. Dezember 2010

„Pioneer Anomaly“ – ein Mythos wird (bald) beerdigt

Das haben jedenfalls die Recherchen einer populärwissenschaftlichen US-Zeitschrift ergeben: Ausgerechnet die bisherigen Wortführer einer angeblich völlig unerklärlichen Beschleunigung („Die ‚Pioneer-Anomalie‘ …), die die Pioneer-Raumsonden auf dem Weg ins äußere Sonnensystem erfahren sollen, arbeiten demnach an einem großen Abschlussbericht, der den Effekt allein durch die Wärmeabstrahlung der Sonden erklären kann und Mitte 2011 erscheinen soll. Nicht dass das irgendetwas Neues wäre: Unabhängige Forscher machten genau diese Erklärung schon vor einem Jahrzehnt plausibel – siehe Artikel 426 von 2002! Die vielen Fans „neuer Physik“, die in der „Anomalie“ ihre diversen Lieblingseffekte wieder zu finden glaubten (und rund 1000 Papers darüber schrieben), wird’s nicht freuen. Mit einigem Abstand sollte auch mal jemand die soziologischen Effekte hinter diesem spektakulären Irrweg der Wissenschaft beleuchten … (Popular Science, Cosmic Variance 15.12.2010)

Neil Armstrong schrieb einen langen Leserbrief über Details der EVA von Apollo 11 – der für seine extreme Schweigsamkeit gefürchtete erste Mensch auf dem Mond hat sich völlig überraschend zu Wort gemeldet, um einem Blogger (!) zu erklären, warum sich die beiden Astronauten damals kaum vom Lander Eagle weg bewegten: v.a. aus Sicherheitsgründen, weil man nicht wusste, wie gut dem ungetesteten Raumanzug die Mondbedingungen bekommen würden. Außerdem sollten die beiden immer im Gesichtsfeld der TV-Kamera bleiben, und für Improvisationen wäre eh‘ keine Zeit gewesen. (NPR Blog 8.12.2010)

Mindestens 4 Bewerber um NASA-Geld für ein privates Orbitalschiff – und Virgin verkauft die Tickets?

Neue Bewegung bei der Entwicklung von orbitalen Raumschiffen durch amerikanische Privatfirmen, die einmal Passagiere zur ISS – und Touristen tage- bis wochenlang in den Orbit – bringen könnten: Gerade war Bewerbungsschluss für die 2. Runde des Commercial Crew Development-Programms der NASA (CCDev 2), und mindestens vier Projekte wollen an der Ausschüttung der rund 200 Mio.$ partizipieren. Es sind eine bemannte Version der Dragon-Kapsel von Space X („Die Dragon-…“), die CST-100 von Boeing, die auf den Apollo-Kapseln basiert, ein noch namenloser Minishuttle von Orbital Sciences (auf der Basis des einst von der NASA geplanten Orbital Space Plane) und der Dream Chaser von Sierra Nevada (auf der Basis des NASA-Projekts HL-20). Mit den letzteren beiden Firmen hat wiederum Virgin Galactic Absprachen getroffen, die Raumschiffchen auch für orbitale Touristenflüge (unbekannter Dauer und unbekannten Ziels) zu vermarkten, was dann deutlich weniger pro Platz kosten solle als derzeit auf den Soyuz-Kapseln. In denen nach dem Ende des Shuttle-Programms eh‘ kaum mehr Platz für private Passagiere sein dürfte. (Orbital Press Release 14., Virgin Galactic Press Release 16.12.2010; Spaceflight Now, Reuters 16., Space Today 15., Space News 14.12.2010) NACHTRAG: noch ein Nachzügler zum Themenkomplex.

Der zweite X-37B-Shuttle der Air Force startet wohl im kommenden Frühjahr, das neue Orbital Test Vehicle ist schon im Bau. Was mit dem ersten Exemplar passieren soll, ist nicht bekannt: Immerhin wurde nun erwähnt, dass bei der Landung am 3.12. ein Reifen platzte. Umher fliegende Fetzen können für einige der kleinen Schäden verantwortlich sein, die man zunächst Kollisionen mit Raumschrott zuschrieb. Ansonsten sei der Flug „ein kompletter Erfolg“ gewesen – aber was man dabei trieb und wie es mit dem X-37B-Programm weiter gehen soll, ist nicht bekannt. (Spaceflight Now 12.12.2010; auch neue Bilder)

Die erste Neptun von InterOrbital startet erst im Frühjahr 2011

Aber man wird die Premiere des Billig-Trägersystems („Dänische Mondlande-Amateure …“) gleich mit der stärkeren Variante Neptun 45 durchführen, da es zahlreiche Buchungen für Cube- und TubeSats gegeben hat. Einer der letzteren Picosatelliten (200 Gramm Masse) ist das Project Calliope, bei dem Ionosphärenmessungen in Töne umgewandelt zur Erde gefunkt werden sollen – auf dass sich Musiker daran versuchen mögen! (365 Days of Astronomy 13.9., Science 2.0 9.11., Universe Today 14.12.2010)

Indiens StudSat war ein Fehlschlag: Der von erheblichem Medienrummel begleitete erste von indischen Studenten gebaute Satellit („Indischer 850-Gramm-Satellit …“) hat sich wohl ganz zu Anfang aus dem Orbit gemeldet, dann aber nie die erhofften Erdbilder geschickt und ist rasch verstummt – das hat (‚im Auftrag‘ dieses Blogs) ein indischer Weltraumenthusiast herausgefunden. An einem Nachfolger wird aber schon gearbeitet. (Parallel Spirals 19.12.2010)

Das Forschungs-Ballon-Programm der NASA läuft wieder

Nachdem die Vielzahl von Empfehlungen nach dem Disaster im April („Australischer Astro-Ballon-Fehlstart …“) umgesetzt worden ist, u.a. die Entwicklung eines speziellen Kranahrzeugs, das den Ballon vor dem Loslassen besser unter Kontrolle hält, hat die NASA ihr Programm mit Forschungsballons wieder aufgenommen. Als erster hat am 20. Dezember Cosmic Ray Energetics And Mass (CREAM VI) in der Antarktis abgehoben: der erste von fünfen, die bis Jahresende gestartet werden sollen. (NASA Releases 21., 15.12.2010)

X-37B wieder zurück – und der Sinn des Ganzen bleibt weiter unklar …

3. Dezember 2010

Heute morgen ist der mysteriöse militärische Minishuttle X-37B nach sieben Monaten im Orbit offenbar in einem Stück wieder auf der Vandenberg AFB gelandet – aber was sich an Bord befindet oder befand und wozu das Ganze gut war, bleibt so mysterlös wie zuvor (weshalb sich ein Wiederholen all der Spekulationen schon beim Start hier erübrigt). Offenbar soll dieses Orbital Test Vehicle 1 im kommenden Frühjahr das nächste Mal fliegen, und ein zweites Exemplar nähert sich auch schon der Fertigstellung. Die autonome Landung eines unbemannten Gleiters, der aus dem Orbit kam, war übrigens eine Premiere für die USA – geschafft hatte dies indes schon 1988 die Sowjetunion mit dem Buran. USAF Press Release & Bilder-Galerie, Spaceflight Now (Bilder), CBS, Space.com (Bilder), Wired, USA Today, Discovery, Universe Today, Eureka, 3., Spaceflight Now 2., Guardian, Space Today 1.12., Spaceflight Now 30., Space.com 29., 22..11.2010. Auch Wired und Universe Today zur möglichen Rückkehr des X-34. NACHTRAG: ein später aber langer Artikel zum X-37B – der sieben Kollisionen erlitten haben soll.

Premiere der Dragon-Kapsel nach abgebrochenem Falcon-9-Test weiter verzögert?

Ein für 2 Sekunden angesetzter Triebwerkstest der zweiten Falcon 9 mit der ersten Dragon („Erster …“) musste heute nach 1.1 Sekunden wieder abgebrochen werden: Noch ist unklar, wann der nächste Versuch gemacht werden kann – vermutlich morgen – und wie sich das auf den eigentlich für den 7. Dezember geplanten Start auswirken wird. (Bilder und Status; Space X Tweet, Space News, Universe Today 3.12.2010) NACHTRAG: Am 4.12. hat’s dann – im 2. Anlauf, nach einem Abbruch – gut gebrutzelt; offenbar ein Erfolg. NACHTRAG 2: Damit kann’s wohl beim 7.12. bleiben. NACHTRAG 3: Details zum Starttag auch hier und hier.

Vorletzter Space Shuttle darf frühestens am 3. Februar 2011 starten (kurz nach 25. Jahrestag des Challenger-Unglücks): Die erneute Verschiebung um mehr als einen Monat hat die NASA heute bekannt geben müssen, weil sich Tests nach Reparaturen am Außentank hinziehen. Damit wäre der allerletzte Shuttleflug – mit dem AMS-Instrument – frühestens am 1. April möglich (kurz vor dem 30. Jahrestag des allerersten), außer die US-Politik erzwingt doch noch eine zusätzliche Mission, die dann ungefähr im Juni wäre. (NASA Release, Spaceflight Now, Space.com 3.12.2010. Und CollectSpace zur Verteilung von Shuttle-Kacheln an US-Schulen)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

4. November 2010

TanDEM-X und TerraSAR-X jetzt in engem Formationsflug

Nur noch 350 Meter (und dem nächst 200 m) trennen jetzt die beiden Radarsatelliten, die damit im bistatischen Modus arbeiten können: Einer schickt die Radarpulse aus, beide empfangen sie. Interferometrisch zu Höhenkarten verarbeiten kann man zwar auch Radardaten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten gewonnen wurden, aber nun fallen Fehlerquellen durch Veränderungen der Erdoberfläche zwischen den Überfliegungen weg. Und weil nur ein Radar aktiv sein muss, werden auch die Resourcen geschont. Ab Januar beginnen die Routinebeobachtungen, die zu einer 3D-Karte der Erde mit 12-m-Pixeln und 2 m Genauigkeit führen sollen: Die Karte aus der Shuttle Radar Topography Mission vor 10 Jahren ist dann Geschichte. (DLR Releases 19., 15., Missionsblog 19., 15., 12.10.2010; BBC 19., Spaceflight Now 17., BBC, Frankfurter Rundschau 15.10.2010. Und ein ESA Release zu gemeinsamen Radarbeobachtungen von ERS-2 und Envisat – den letzten, denn danach wurde der Envisat auf eine andere Bahn verschoben)

Die Inbetriebnahme des CryoSat ist fast abgeschlossen: Sein Radarhöhenmesser SIRAL hat sich als sehr stabil erwiesen, und die Bahnbestimmung der DORIS ist hoch genau, und auch ein kleiner Drehratensensor tut’s. (ESA, UKSA Releases 26.10.2010. Auch ein ESA Release und Space.com zur Wiederherstellung von GOCE und ESA Releases vom 2.11. und 6.10., Spaceflight Now und Space.com zum erfolgreichen Kampf von SMOS gegen Störsender)

Der Start des Umweltsatelliten Glory ist auf Februar 2011 gerutscht, wofür diesmal Probleme mit der Mechanik der Solarzellen verantwortlich sind. Der Satellit soll sich dem „A Train“ mehrerer NASA-Umweltsatelliten in nahem Formationsflug anschließen und trägt u.a. einen Sensor für die Gesamtstrahlung der Sonne – der dringend in den Orbit muss, um einen alternden auf SORCE abzulösen. (Space News 8., Universe Today 2.10.2010. Betroffen ist auch der Mit-Passagier KySat. Auch ein NASA Release zum A Train und ein JHU APL Release zu einer weiteren Missionsverlängerung für TIMED)

Satellit gestartet zur … Satelliten-Beobachtung

Wie er genau arbeiten soll, wird nicht verraten, aber er hat ein frei bewegliches 30-cm-Teleskop mit 2.4-Megapixel-Kamera und wird in das bodengebundene System der Weltraumüberwachung der USA mit Radaranlagen und optischen Teleskopen eingebunden: der Space Based Space Surveillance Satellite (SBSS), den am 25. September eine Minotaur IV mit einem spektakulären Nachtstart in Kalifornien auf einen 630-km-Orbit mit 98° Neigung brachte. Sieben Jahre soll er arbeiten und wohl vor allem Positionen von fremden Satelliten und Raumschrott messen aber vermutlich auch unbekannte Raumflugkörper identifizieren helfen. Die nächste Minotaur, für die dies übrigens der 18. Erfolg bei 18 Starts war, soll am 19. November in Alaska abheben, u.a. mit FASTSAT & Nanosail D an Bord. (Orbital, USAF Releases 26.9.2010; Spaceflight Now 6.10., Palomar Skies, Space.com, Spaceflight Now, Space Today 26.9.2010. Und ein NASA Release zum FASTSAT)

X-37B verschwunden – und wieder im Orbit aufgetaucht: Der kuriose Geheimshuttle hat erneut seine Bahn geändert („Geheimshuttle …“) und war den Amateursatellitentrackern entwischt, die schon seine Landung wähnten. Doch dann wurde er wieder gefunden, die Bahn war jetzt nur 54 km niedriger. (sUAS News 13., Universe Today 14., Strategy Page 15.10.2010.)

AEHF muss sich mit exotischem Ionenantrieb retten: Der gestrandete Satellit („Teurer …“) hat seine Bahn bislang mit kleinen Düsen angehoben, aber nun müssen die Hall Current Thrusters ran. (Spaceflight Now 17.10.2010. Auch Space News zur anhaltenden Wanderung des überraschen zähen Galaxy 15 [„Der Zombie-Satellit …“], dem hoffentlich bald der Strom ausgeht – und der dann vielleicht wieder unter Kontrolle zu bringen ist)

Erster Demonstrationsflug einer „Dragon“ am 18. November

Nach allerlei Verschiebungen soll nun bald die zweite Falcon 9 mit der ersten Dragon-Kapsel starten: eine besonders anspruchsvolle Mission, da letztere in 4 Stunden ein komplettes Flugprofil mit mehreren Erdorbits, Wiedereintritt und Fallschirmlandung vorführen soll. Space X hofft weiterhin, mit einem Erfolg die NASA so zu beeindrucken, dass die nächste Dragon gleich die ISS ansteuern darf. (Spaceflight Now 26., Space News 25., Space.com 11., Universe Today 5.10., Space News 22.9., AW&ST 30., Technology Review 25.8.2010) NACHTRAG: Der Start wurde nun auf den 7. Dezember verschoben, ohne Angabe von Gründen.

PRISMA-Rendezvous-Experimente laufen: Das Satellitenpaar Mango & Tango („Die Prisma-Satelliten …“) hat bereits – mit Hilfe eines GPS-Systems des DLR – wieder bis auf 7 m Abstand zusammen gefunden. Und im weiteren Verlauf der Technologiemission ist mittels optischer Sensoren eine Annäherung bis auf 1 m vorgesehen. (DLR-Pressemitteilung 29.9., Spaceflight Now, Space.com 25.10.2010)

Euclid vs. WFIRST: verfahrene Situation zwischen ESA und NASA

Bei der ESA ist ein Weltraumobservatorium zur Erforschung der Eigenschaften der Dunklen Energie unter den letzten drei Kandidaten („Drei Finalisten …“) für die nächste Mittelklassemission, mit einem Start vielleicht schon 2018 – und der NASA hat die Decadal Survey (siehe ISAN 117-5) als wichtigste Sternwarte im Weltraum ebenfalls eine verordnet, die sich der Dunklen Energie aber nebenher auch anderen Dingen annehmen soll, dies aber vermutlich nicht vor 2022. Da droht eine kostspielige Dopplung, und schon eine Weile wird über allerlei Optionen von gegenseitiger Beteiligung bis zu kompletter Verschmelzung der Projekte debattiert, doch eine Lösung nach wie vor nicht in Sicht. (Space Policy Online 28., 19., Space News 17., Nature Blog, Space Policy Online 16.9.2010)

Indischer Nanosatellit startet erst 2011: Jugnu („Der erste in Indien …“), an dem 45 Studenten und 12 Professoren geschraubt haben, hat erst in der 1. Jahreshälfte 2011 eine Mitfluggelegenheit bekommen. In einer 700 km hohen Polarbahn soll er trotz seiner geringen Größe echte Erdbeobachtung betreiben. (Indian Express 15.10.2010)

3037 Trümmer des chinesischen ASAT-Experiments kreisen weiter um die Erde!

97% der Bruchstücke, die der Antisatelliten-Test 2007 produzierte, sind auch 3 1/2 Jahre später noch im Orbit und machen 22% der katalogisierten Objekte im niedrigen Erdorbit aus. (Space Policy Online 15.10.2010)

Australischer Astro-Ballon-Fehlstart Folge von fehlendem Risiko-Bewusstsein: Ein umfangreicher Untersuchungsbericht über den Unfall im April („Astronomie-Ballon …“) kommt zu dem Schluss, dass einfach keiner geahnt hatte, was für Gefahren von einer über den Boden schleifenden schweren Nutzlast ausgehen kann. Viele Prozeduren werden nun verbessert – oder erstmals in Worte gefasst, denn es gab bisher erstaunlich wenig Vorschriften. Der amerikanische Startchef kannte noch nicht einmal die australische Notrufnummer … (NASA Release 22., ABC, Nature Blog 25.10.2010. Auch New Scientist Blog und Universe Today über einen Ballon-Testflug im Rahmen des Google Lunar X Prize)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

5. September 2010

ESA-Satellit GOCE sendet – nach schwerer Störung – wieder Daten!

Schon Anfang des Jahres war der primäre, am 18. Juli auch der Ersatzcomputer an Bord des Erdvermessers („Das erste globale Modell …“) ausgefallen, der für die Übertragung von Daten sorgt, aber wenigstens blieb die Verbindung zur Erde erhalten. Durch trickreiche Softwareänderungen ist es nun schon Anfang September gelungen, den wissenschaftlichen Betrieb wieder aufzunehmen: Man hatte erwartet, dass dies mindestens bis Monatsende dauern würde. (Nature Blog 3.9., Spaceflight Now 29., Spiegel 24., Nature Blog 23., BBC 21.8.2010) NACHTRAG: Später hat auch die ESA was zu sagen. NACHTRAG 2: Dem Satelliten war wohl zu kalt geworden, und das schon am 8., nicht 18., Juli.

Envisat wird noch ein großes Problem – als Weltraummüll: Der 8 Tonnen schwere ESA-Umweltsatellit von 1992 (siehe Artikel 425) wird sich nach Missionsende noch etwa 150 Jahre im Orbit halten – und dort wegen seiner Größe und Ausleger (26 x 10 x 5 Meter!) ein „ideales“ Ziel für kleine Teilchen Raumschrott abgeben. Wobei jeder Treffer wieder eine Wolke neuer gefährlicher Partikel produziert. Einmal musste der Satellit schon einem bekannten Stück Raumschrott ausweichen, sonst wäre er wahrscheinlich getroffen worden. Eine gezielte Entsorgung des Envisat hat die ESA bedauerlicherweise einzuplanen vergessen, so dass womöglich eine eigene Spezialmission dazu erforderlich werden könnte. (Space News 26.7.2010)

Indischer 850-Gramm-Satellit, von Studenten gebaut, sorgt für Schlagzeilen

Der StudSat war der kleinste von 5 Satelliten, die am 12. Juli ein indisches PSLV in den Orbit beförderte – und doch hat er im Lande für ein größeres Medienecho gesorgt als die größte und dramatisch teurere Nutzlast, der Erdbeobachter Cartosat 2B: Indiens winzigster Satellit ist nämlich das Werk von Studenten („Erster indischer „Studentensatellit“ …“) von vier Colleges, die auch noch vor 3 Jahren spontan auf diese Idee gekommen waren, nachdem sie einem Raumfahrtvortrag gelauscht hatten. Funkkontakt mit dem StudSat – weitere ähnliche Projekte laufen an diversen indischen Unis, und allerorten will man es nun auch versuchen – konnte rasch hergestellt werden; ob der Picosatellit schon Erdbilder geliefert hat, wurde bisher nicht bekannt. Die sollten 90-93 Meter Auflösung haben, während Cartosat 2B 80 Zentimeter schafft; erste Proben hat er schon geliefert. (ISRO Releases 12., 21.7.2010; Trak 28., Hindu 27.8., Hindu 22., Economic Times 18., Hindu, PTI [more] 14., Deccan Herald, Eureka 13., Hindu, Space News, Space Today 12., Hindustan Times, Sify 2.7.2010)

Die indische Turbopumpe war Schuld am GSLV-Disaster im April, als die erste selbstentwickelte kryogene Oberstufe nach Sekunden versagte („Weiter Konfusion …“): Die bisherige Untersuchung hat gezeigt, dass die Wasserstoffpumpe zwar sofort die vollen 34’800 U/m erreicht hatte – aber eine Sekunde später einfach stehen blieb. Damit war es um die Stufe und den ganzen Start geschehen. Um der genauen Ursache auf die Spur zu kommen, werden nun Bodentests durchgeführt; die nächsten beiden GSLVs benutzen derweil wieder russische Oberstufen. (ISRO Release, Spaceflight Now 9., Hindu, Space Today 10., Space.com 12.7.2010)

FASTSAT in Alaska angekommen – Start im November?

Der kuriose Satellit mit 6 Technologie- und Atmosphären-Experimenten („Das nächste Sonnensegel …“) ist am 10. August im Kodiak Launch Complex angekommen, wo er als eine von etlichen sekundären Nutzlasten einer Minotaur IV im Herbst starten soll – das hat sich immer wieder verschoben, weil ein minimales Softwareproblem bei der Rakete entdeckt worden war. Auch der Start einer anderen Minotaur IV mit dem ersten Satelliten des Space-Based Surveillance System (SBSS) in Vandenberg ist deswegen auf nunmehr den 24. September gerutscht. (NASA Release 11.8., Spaceflight Now 8.7., Discovery 14.6.2010) NACHTRAG: Ein anderer Passagier in Kodiak ist RAX.

Die Prisma-Satelliten haben sich getrennt, Picard sieht die Sonne, Proba 2 verfolgt CMEs: Die drei im Juni gestarteten europäischen Satelliten („Sonnensatellit …“) und der bereits seit November im All und seit Februar im Routinebetrieb befindliche gehen ihren Aufgaben nach. Während sich bei Prisma der kleinere Tango von Mango getrennt hat und ihm nun als Rendezvous-Ziel dient, hat Picard mit Aufnahmen der Sonne mit seinem 11-cm-Teleskop in rascher Kadenz begonnen, u.a. um etwaige Durchmesserschwankungen zu erkennen – und Proba 2 („So sieht der …“), der schon rund 100’000 Sonnenbilder im Kasten hat, verfolgt koronale Massenauswürfe weiträumiger als das Solar Dynamics Observatory. (Spaceflight Now 11.8., CNES Release 28.7., ESA Release 30.6.2010)

„Geheimshuttle“ X-37B änderte Bahn – aber Amateure fanden ihn bald wieder

Das mysteriöse wiederverwendbare Vehikel hielt bis zum 9. August seine 403 x 420 km hohe Bahn durch fortwährendes Ausgleichen des Luftwiderstands ein – aber dann wurde die Bahnhöhe plötzlich um 27.5 km angehoben, und die Amateurastronomen rund um den Globus, die den Shuttle verfolgen („Amateurastronomen fanden …“), verloren ihn zunächst. Bis ihn am 19. August ein Beobachter in Kapstadt wieder fand. Mit einer bevorstehenden Rückkehr hatte das Manöver vermutlich nichts zu tun, und über den Zweck des ganzen Unternehmens haben die Amateurbeobachtungen leider keine Erhellung bringen können … (Space.com, Raumfahrer 23., News.com.au 25.8.2010)

Prozess gegen mutmaßlichen Weltraumforscher-Möchtegern-Spion verzögert sich: Weil seine Anwälte erst entsprechende Sicherheitsstufen erlangen mussten, um überhaupt die relevanten Dokumente lesen zu dürfen, hat sich der Prozessbeginn gegen Stu Nozette um weitere Monate verschoben. Immerhin weiß man inzwischen, dass man ihm vorwerfen wird, er habe Geheimnisse über US-Satelliten, Frühwarn- und Abwehrsysteme verhökern wollen, die er – neben seiner bekanntere Tätigkeit als Mondforscher – gekannt haben soll. (CNN 11.8.2010)

Raketenstarts in Japan jetzt das ganze Jahr möglich: Bisher darf aufgrund von Abkommen mit den örtlichen Fischern nur 190 Tage im Jahr vom Weltraumbahnhof Tanegashima aus gestartet werden, aber das hat man nun neu verhandelt. Die zeitliche Beschränkung wird demnach ab April 2011 aufgehoben, aber es sind weiter nur 14 Starts pro Jahr erlaubt. (JAXA Release 29.7.2010)

Unsere „Augen“ sind nicht mehr auf der ISS …

2. Juni 2010

Wird die Internationale Raumstation mit der Rückkehr der 23. Stammbesatzung in der vergangenen Nacht nun der Vergessenheit anheim fallen? In den vergangenen Monaten hatte das ‚Image‘ des immer umstrittenen Milliardenprojekts erheblich zugelegt, dank des Bilderstroms von Soichi Noguchi, der den neu eingerichteten direkten Internet-Zugang einer perfekten Nutzung zugeführt und sich als Erd- wie Astrofotograf betätigte, begeistert verfolgt von einem weltweiten Publikum. Aber auch sein Orbitkollege Oleg Kotov hat eine Menge beeindruckende Bilder geschossen, v.a. von Polarlichtern wie im obigen Beispiel. Nun sind Noguchi und Kotov (zusammen mit Timothy Creamer) wieder auf der Erde – ob jemand ihre Arbeit weiter führt? Erdfotografie aus dem Orbit war immer schon eine wichtige (Neben-)Aufgabe von Raumfahrern gewesen, und es wurden im vergangenen halben Jahrhundert v.a. bei der NASA ein gewaltiges Bildarchiv angelegt. Aber es war die Direktheit, mit der Noguchi seine Bilder binnen Stunden präsentierte, die bislang einmalig war.

ESA-Chef wiederholt ISS-Einladung für China, Indien und Co.: Wie schon im Februar hat Jean-Jacques Dordain auf der Global Lunar Conference in Beijing die Bereitschaft der bisherigen Partner auf der Raumstation bekundet, auch China, Indien und Südkorea aufzunehmen. Wie das konkret aussehen könnte, etwas mit eigenen Modulen oder Transportvehikeln, scheint er nicht gesagt zu haben. (IAF Astro; Xinhua 1., Eureka 2.6.2010)

Erster Start der Falcon 9 an diesem Freitag?

Auch wenn die Wetteraussichten nicht besonders gut sind, peilt Space X nun den 4. Juni – ein vierstündiges Startfenster ab 17:00 MESZ – an, um die erste Falcon 9 („Die erste …“) von Cape Canaveral aus in den Orbit zu schicken. Letzte Fragen der ‚Range Safety‘, also der Selbstzerstörungsanlage, dürften bis dahin geklärt sein. Space X bittet zu beachten, dass dies ein Testflug ist: Ein Erreichen der Orbitalgeschwindigkeit wäre schön, aber es gibt auch schon viele Meilensteine auf dem Weg dahin, die abzuhaken sind. Der Erfolg ergäbe sich dann aus dem Prozentsatz der Meilensteine, die erreicht wurden; nur ein Versagen schon auf der Startrampe wäre ein echter Misserfolg. (Space X und Spaceflight Now Updates; The Flame Trench, NPR, The Space Review 1.6., SpacePorts, Raumfahrer 31.5.2010) NACHTRAG: Bilder vom Roll-Out am 2. Juni – und Spannung

Erster Flug einer X-51A „zu 95%“ erfolgreich: Zwar arbeitete der Scramjet des Waverider-Demonstrators („Zwei X-Flugzeuge …“) am 26. Mai nur 200 statt 300 Sekunden lang, und es wurde auch nur Mach 5 statt über Mach 6 erreicht, aber es war doch der bei weitem längste Test eines luftatmenden Hyperschall-Triebwerks. Drei weitere X-51A sind zwar gebaut, aber das Geld für das Testprogramm ist inzwischen alle … (Boeing Release 26.5.; AW&ST 1.6., Spiegel, TelePolis 28., Spaceflight Now, LA Times, Register, New Scientist Blog, Universe Today, Science Journalism Tracker 27., Register 21., Spaceflight Now 16.5.2010) NACHTRÄGE: ein Video – und sogar in Thema für The Onion

Amateurastronomen fanden den „Geheimshuttle“ X-37B im Orbit und haben auch die ersten – vage – aufgelösten Bilder geschafft: Das Vehikel befindet sich auf einer 401 x 422 km hohen und um 40° geneigten Bahn. Was sich in der Ladebucht befindet, zeigen die Bilder (noch?) nicht … (New York Times 21., Space.com 22., Telegraph, Facebook 23., Globe & Mail, Science Journalism Tracker 24., Universe Today 25., Discovery 26., Universe Today 28., Eureka 29.5.2010) NACHTRAG: Am Himmel werden häufig Flares des X-37B gesehen – von wegen geheim …

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

11. Mai 2010

Mysteriöser militärischer Mini-Shuttle auf merkwürdiger Mission

Heute abend hat – Punkt 22:00 MESZ – der drittletzte Countdown für den Start eines Space Shuttle begonnen: Die Atlantis soll am Freitag (14. Mai) um 20:20 MESZ gen ISS abheben, zu ihrem letzten Flug überhaupt. Aber diesmal ist etwas anders: Es befindet sich schon eine Art Space Shuttle im Orbit, freilich ein kleineres und unbemanntes Exemplar. Und selten gingen die Einschätzungen über den Zweck einer Weltraummission derart auseinander: Handelt es sich bei USA 212 alias Orbital Test Vehicle OTV-1 alias X-37B („Test des Raumgleiters …“) um ein weitgehend sinnloses und nur durch eigene Trägheit am Leben erhaltenes Hobby von ein paar Ingenieuren („recreational engineering“), oder vielmehr um eine nützliche Testplattform für Weltraumtechnologien aller Art, die auch der zivilen Raumfahrt nützen wird – oder gar um den Prototypen eines futuristischen Waffenträgers in der Umlaufbahn, der jederzeit gegen ein Ziel am Boden oder auch einen anderen Satelliten zuschlagen kann?

Die ersten Phasen des Starts am späten 22. April waren immerhin noch live im Web-TV übertragen worden (Abb.), wobei die nur 8.8 m lange und 5 t schwere Raumfähre unter der riesigen – 5.4 m breiten! – Nutzlastverkleidung der Atlas V unsichtbar blieb. (Es gibt allerdings ein paar Außenansichten des OTV vor dem Einpacken.) Bald wurde der Feed aber gekappt, und seither hat man nichts mehr über den Fortgang der Mission hören dürfen. Die Bahnhöhe liegt wohl zwischen 430 und 450 km und die Neigung nahe 33°, während sich die eigentlich viel zu starke Centaur-Oberstufe auf einen heliozentrischen Orbit davon machte – und selbst diese Bahn ist geheim.

Dasselbe gilt auch für den Termin – in Monaten? – und Ort (mutmaßlich Kalifornien) der Rückkehr des OTV-1 aus dem Orbit und erst recht für das, was es da oben eigentlich getrieben haben wird. Große Anwendungen seien diesmal noch nicht dabei, heißt es immerhin, es gehe mehr um den Test des Shuttles an sich, den die US-Militärforscher der DARPA 2004 von der NASA „geerbt“ hatten, und seiner z.T. wohl innovativen Systeme wie der völlig autonomen Rückkehr aus dem Orbit – und darum, ihn nach der Rückkehr möglichst schnell wieder für den nächsten Flug vorzubereiten. (Jonathan’s Space Report #627, SpaceWar 11., Space.com 5.5., AW&ST 25., Defense News 24., BBC, Space News, CSM, Scientific Blogging, Space Today, Frankfurter Rundschau, Raumfahrer, Orion 23., Spaceflight Now, Space.com, Universe Today, Welt, Spiegel 22., Spaceflight Now, Space.com, Space Policy 21., CSM, MSNBC, Space.com 20., 19., 18., ADS News 16., KosmoLogs 13.4.2010) NACHTRAG: noch eine Spekulation über das OTV – Plattform für Spionage-Sensoren? NACHTRAG 2: mehr zu diesem Versuch einer Analyse auch hier und hier.

Weiterer militärischer Gleitertest sofort gescheitert: Das Falcon Hypersonic Technology Vehicle HTV-2 war ebenfalls am 22. April von einer Minotaur-Lite-Rakete ausgesetzt worden und offenbar noch sekundenlang kontrolliert geflogen – doch dann riss der Funkkontakt zu dem Vehikel ab, das mit Mach 20 in 1/2 Stunde 4100 Seemeilen weitdurch die Atmosphäre schießen und dann im Pazifik versinken sollte. Ein zweites Exemplar gibt es noch, ebenfalls für den nur einmaligen Gebrauch, mit dem man es wohl Anfang 2011 erneut versuchen wird. (Jonathan’s Space Report 11.5., AFP, TelePolis 29., Parallel Spirals 28., Space News, Parabolic Arc 26., Spaceflight Now 23., NASA Spaceflight 22., Parabolic Arc 18.4.2010. Und der New Scientist zum für Ende Mai geplanten minutenlangen Flug eines X-51-Scramjets [„Zwei X-Flugzeuge …“] mit bis zu Mach 6)

Nachrichtensatellit auf Abwegen – weder steuer- noch abschaltbar

Vor solch einem Problem stand der Betreiber eines Nachrichtensatelliten in der geostationären Bahn noch nie: Seit dem 5. April reagiert der Satellit Galaxy 15 von Intelsat nicht mehr auf Kommandos (war die Sonne schuld?), und am 3. Mai scheiterte auch der Versuch, durch extrem starke Funksignale wenigstens seine Transponder lahmzulegen. Da der Satellit inzwischen entlang des geostationären Gürtels driftet, gibt es für solche Versuche immer nur kurze Zeitfenster, das nächste um den 7. Juni. Am 23. Mai indes nähert sich Galaxy 15 dem SES-Satelliten AMC-11, den er empfindlich stören könnte, indem seine Transponder unkontrolliert irdische Uplinks zurückplärren – und damit das amerikanische Kabelfernsehen (etwa das Food Network …). Gegen Ende Juli dürfte sich Galaxy 15 immerhin so ungünstig zur Sonne gedreht haben, dass er von selbst aus geht. (MSNBC 11., Kosmologs 7., Space Today 5., Space News, Discovery, Raumfahrer 4.5.2010. Auch Space.com zur Statistik des Orbitalschrotts und Space News zu dessen Überwachung aus europäischer Sicht)

Der Iran will dieses Jahr zwei Satelliten starten, in enger Zusammenarbeit mit Russland: Wozu sie gut sein sollen, klingt in Medienberichten reichlich vage; von „filming applications and data-image transmission sensors“ ist die Rede. (Novosti 5.5.2010)

Erster indischer „Studentensatellit“ begleitet Cartosat-2B

Vermutlich Mitte Juni soll – verspätet wegen Raketenproblemen – das nächste indische PSLV neben dem Kartographiesatelliten Cartosat-2B auch StudSat in den Orbit tragen, den ersten von Studenten gebauten Satelliten des Landes und zugleich den ersten Picosatelliten (was eine Masse zwischen 100 g und 1 kg bedeutet). Die erhoffte Lebensdauer des 10 x 10 x 14 cm großen und 850 g schweren Satelliten auf seiner sonnensynchronen 700-km-Bahn ist 1/2 Jahr: Hauptaufgabe ist das Liefern von Bildern der Erde mit 90 Metern Auflösung; beim Cartosat sind es 80 Zentimeter. Außer den beiden werden auch noch der algerischem 117-kg-Kommunikationssatellit Alsat-2A und zwei Nanosatelliten aus Kanada und der Schweiz auf dem Polar Satellite Launch Vehicle sitzen. (StudSat-Homepage; Thaindian 6.5., Space News, AW&ST 30., ISRO Press Release 29., Times of India 28., Economic Times 26., SpaceYuga 25.4.2010)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

11. April 2010

Ein Ausschnitt aus der Galaxie M 66 im Löwen, zusammengesetzt aus Bildern der Hubble-Kamera ACS im Nah-IR, bei H-Alpha und im Grünen, aber so ‚abgemischt‘, dass ungefähr natürliche Farben herausgekommen sind. Zu erkennen sind die asymmetrischen Spiralarme und der ‚verrutschte‘ Kern der Galaxie: Daran sind wohl die beiden Nachbargalaxien schuld.

Ein kurzes Vergnügen für SOHO-„Zuschauer“ bot in der Nacht vom 9. zum 10. April ein neuer sonnenkratzender Komet, der binnen weniger Stunden kam und verging (in Bewegung). NACHTRAG: War wohl wieder mal einer aus der Kreutz-Gruppe – von der z.Z. ziemlich viele im Anflug sind.

Die Saturnmonde Janus und Epimetheus (individuell anklicken für Details!): ganz neue Rohbilder von Cassini vom 7. April aus 75’000 bzw. 102’000 km Entfernung, entstanden im Umfeld eines ungewöhnlich nahen Dione-Encounters und auch hier und hier beschrieben.

Und schon wieder hat der MRO eine Lawine erwischt, im Moment des Abgangs (siehe auch hier): Vermutlich handelt es sich bei diesem Phänomen um gefrorenes CO2, dem der kommende Frühling seine Stabilität geraubt hat – es scheint eine regelrechte Lawinen-Saison zu geben.

Ein Ausschnitt aus der ersten Aufnahme der Vollerde durch den neuesten Wettersatelliten der USA, GOES-15 („Neuester …), entstanden am 6. April – hier lohnt sich das Anklicken für die Vollversion auf jeden Fall. Nach fünf Monaten Tests wird die NASA den Satelliten der Wetterbehörde NOAA übergeben, die ihn ersteinmal in Reserve halten wird. Das Bild kommt gerade recht zum 50. Jahrestag des ersten Wettersatelliten überhaupt, Tiros 1, der nicht ganz so scharf sah und an dessen Start am 1. April 1960 ein NASA Release, ein Artikel aus New Jersey und Science 26.2.2010 S. 1085-6 erinnerten.

Hyperspektraltechnik revolutioniert die Erdbeobachtung

So hieß es jedenfalls kürzlich auf einem Kongress: Die wesentlichen Vorteile eines abbildenden Spektrometers gegenüber den operierenden Multispektralsystemen mit ihren wenigen und breiten Spektralkanälen liegen in der erheblich verbesserten Genauigkeit bei der Erfassung von Oberflächenmaterialien und in der einzigartigen Detektion von Mineralen. Pioniere waren die Satelliten EO-1 der NASA und PROBA-1 der ESA, und bald gibt’s die nächste Generation. (PM der ESA 31.3.2010)

Das Fortschreiten des Frühlings aus dem Orbit verfolgt das Medium Resolution Imaging Spectrometer auf dem Envisat, das empfindlich auf die Veränderungen an der Vegetation reagiert. Was früher nur ein Hobby von Naturbeobachtern war, ist heute ein Mosaiksteinchen mehr bei der Beurteilung der Auswirkungen des Klimawandels. (ESA Release 1.4.2010)

CubeSail: Weltraum-Besen vor erstem Test Ende 2011

Der Demonstrator passt in eine Kiste von 10 x 10 x 30 cm und kostet – inklusive Huckepack-Start – nur rund 1 Mio. Euro: der CubeSail, den die Univ. of Surrey mit Mitteln von Astrium baut und der Ende 2011 in einem 700-km-Orbit mit einem cleveren Mechanismus ein 5 x 5 Meter großes Segel mit gerade einmal 3 kg Masse entfalten soll. Erst wird damit ein bisschen Solar Sailing mit dem Strahlungsdruck der Sonne getestet, dann das Segel auf maximalen Luftwiderstand gedreht, um den winzigen Satelliten gezielt zum Absturz zu bringen. Solche Systeme könnten eines Tages routinemäßig auf Satelliten und Raketenoberstufen montiert werden, um sie nach dem Ende ihrer Missionen zügiger aus dem Orbit zu kegeln, was allerdings immer noch etliche Jahre dauert. Und eine spätere Variante – die vielleicht 2013 erprobt wird – könnte sich auch an ältere „unkooperative“ Satelliten ankleben, um deren Ende zu beschleunigen. (Univ. of Surrey Release 25., BBC, Guardian, New Scientist 26., Discovery 28., Nature Blog 29., AW&ST Blog 30.3.2010) NACHTRAG: noch ein Nachzügler.

Test des Raumgleiters X-37B weiter für den 19. April geplant: Das geheimnisunwitterte „Orbital Test Vehicle“ („Test des unbemannten …“) von 1/4 der Größe des Space Shuttle wird auf einer Atlas V starten und nach einigen Monaten aus dem Orbit zurückkehren. Weder über die technischen Details noch den Zweck des Ganzen ist viel bekannt … (Status; Spaceflight Now 2., CSM, SpacePorts 4.4.2010) NACHTRAG: Jetzt heißt es, 20. April.

Südkorea versucht es im Juni erneut

mit dem Start einer eigenen Rakete, nachdem die Premiere vergangenen Sommer gescheitert war („Fehlschlag …“): Erneut wird eine erste Stufe aus Russland angeliefert, die damals funktioniert hatte – aber dann war die Hälfte der Nutzlastverkleidung hängen geblieben. Auch die koreanische zweite Stufe hatte zwar funktioniert, aber das half dann nichts mehr. (Spaceflight Now 31.3.2010) NACHTRAG: Der Start wurde auf den 9. Juni festgesetzt – obwohl der Fehlschlag nie ganz aufgeklärt wurde.

Der erste Start einer Falcon 9 ist in den Mai gerutscht, frühestens den 8.5.: Zwar hatte der Triebwerkstest auf der Rampe am Cape im 2. Anlauf gut geklappt, doch dann war ein Problem mit der Selbstzerstörungsanlage entdeckt worden. (Status; Orlando Sentinel Blog 2., Space News, Space.com 3., Raumfahrt-Zeitung 5.4.2010)

Raumfahrt kurz & bündig

29. Oktober 2009

Schlechtes Titan im Marsrover Curiosity verbaut?

Neues Unheil schwebt über dem Mars Science Laboratory alias Curiosity: Möglicherweise ist minderwertiges Titan – das eine Quasi-Monopol-Firma verkauft hatte – an kritischen Stellen in dem Mars Rover verwendet worden. Die Überprüfung kostet Zeit und noch mehr Geld (schon jetzt liegen die Kosten des MSL bei 2.3 Mrd.$), und die kriminelle Firma wird kaum dafür aufkommen … (Spaceflight Now 20.10.2009) NACHTRAG: genau der richtige Zeitpunkt für einen Jubel-Artikel über Curiosity der NASA …? NACHTRAG 2: Zwei Monate später immer noch Titan-Sorgen …

Neue Hinweise auf Höhlen auf dem Mars sind auf Bildern des – weiterhin übrigens lahmliegenden – Mars Reconnaissance Orbiter entdeckt worden: Es handelt sich um eingestürzte Lavaröhren, ziemlich nah unter der Oberfläche und damit leichter zugänglich als früher gefundene Marshöhlen. (Pasadena Star News 21., LA Times 24., Space.com 26.10.2009)

Verrückte Windspuren auf der Marsoberfläche zeigt ein MRO-Bild vom August: Staubteufel haben sich auf einer Dünenlandschaft verewigt. (UA HiRISE 14426_2070 sowie Great Beyond 16.10.2009)

Japanischer Venusorbiter schon vor dem Start getauft!

Bislang wurden die Spitznamen japanischer Forschungssatelliten immer erst nach dem geglückten Start bekannt gegeben – aber um die Popularität des im Winter 2010 startenden Venusorbiters PLANET-C bzw. Venus Climate Orbiter schon jetzt zu steigern, hat die JAXA ihn bereits Akatsuki getauft. Das bedeutet Morgendämmerung und bezieht sich auf die Morgenstern-Natur der Venus zur Ankunftszeit sowie den Wunsch, dass Akatsuki als erster „Wettersatellit“ der Venus quasi eine neue Disziplin begründen und überhaupt ein großer Erfolg werden möge. (JAXA Release 23., Spaceflight Now 24., Cosmic Diary 26.10.2009)

Zwei Milliarden Laserblitze auf die Erde hat in 3½ Jahren der Satellit CALIPSO geschickt, um die Erdatmosphäre zu durchleuchten: Es geht um dünne Wolken und Aerosole. (LARC Press Release 20.10.2009)

Iran plant offenbar neuen Satellitenstart

Erstaunlich detailliert hat das iranische Fernsehen letztens über die Vorbereitung einer Safir-2 berichtet, die einen kleinen Daten-Relais-Satelliten in den Orbit bringen soll. Derartiges war dem Iran – nach mindestens einem Fehlschlag – bereits in diesem Februar geglückt: Der Satellit Omid war bis April in der Umlaufbahn geblieben. Ab 2011 will der Iran auch Tiere in den Weltraum befördern, zunächst aber nur suborbital. Fernziel (bis 2021) ist es, Israel als führende Weltraummacht der Region abzulösen – und bei der Gelegenheit auch eine Reihe Langstreckenraketen zu bekommen. (FarsNews 6., Spaceflight Now 18.10.2009)

Nur wenig ist über den Test des unbemannten Raumgleiters X-37B bekannt, den die USAF offenbar im April 2010 durchführen will – und das 10 m lange Vehikel wird ganz in der Nutzlastverkleidung einer Atlas, Modell „Evolved Expendable“, verschwinden. Gestartet wird in Florida, gelandet auf der VAFB in Kalifornien. (Space.com 22.10.2009) NACHTRAG: ein paar weitere Details.

Indischer Ex-Präsident fordert „World Space Council“

In einer Rede in Florida hat Abdul Kalam eine weltweite Behörde angeregt, die die Planung und Durchführung von „exploration, space security and societal missions“ überwachen solle – was einen „Quantensprung in Weltraumforschung und -technologie“ bewirken würde. (Univ. of Central Fla. PR 24.10.2009)

Schnelle Hilfe aus dem Weltall dank SPace-based Information for Disaster Management and Emergency Response alias SPIDER: Im Vordergrund eines Workshops standen die konkrete Umsetzung von Konzepten für Anwendungen und Projekte im Bereich des Katastrophenmanagements mit Hilfe von Weltraumtechnologien. (DLR PM 21.10.2009)