So war das Wissenschaftsjahr „Unser Universum“

Dem Vernehmen nach 10 Millionen Euro hat das BMBF insgesamt in das Wissenschaftsjahr 2023 gesteckt, das erste mit kosmischem Thema in bald einem Vierteljahrhundert, „444 Veranstaltungen aus über 20 Förderprojekten, rund 60.000 Besuchende im mobilen Planetarium, über 100.000 Besuchende auf dem Ausstellungsschiff und viele weitere bundesweite kostenlose Angebote für Kinder, Erwachsene und Familien“ feiert eine Pressemitteilung – und am 13. und 14. Dezember bildete das Zeiss-Großplanetarium in Berlin …

… den würdigen Rahmen für gleich zwei Abschlussveranstaltungen, die Live-Threads hier, hier und hier, nun auch ein großes Bilder-Album [alt.] und ein Beitrag des Deutschlandfunks dokumentieren.

Den Anfang machte anderthalb Tage lang das „Astro-Camp: Mit Wissenschaftskommunikation Zukunft gestalten“, zu dem sich rund 35 Aktive des Wissenschaftsjahres eingefunden hatten (es wäre Platz für mehr gewesen; zuletzt war die anfangs exklusive Einladung komplett öffentlich gemacht worden): Erster Schwerpunkt waren drei parallele Intensiv-Workshops zu (hier) strategischer Kommunikation sowie Multimedia Storytelling und Data Design, gefolgt von …

… einem Hackathon zu neuen Kommunikationsideen: Erst wurden (zahlreiche!) offene Fragen der Astronomie-Vermittlung im Barcamp-Stil an die Wand genagelt und grob thematisch sortiert, dann versammelten sich spontane Gruppen zu den Komplexen, die Köpfe rauchten – und am folgenden Mittag wurden die vagen Konzepte gepitcht. Verdienter Sieger wurde die Gruppe um den Sozialwissenschaftler Daniel Hagemann vom geförderten Projekt „Space for Culture“ (ein kleines Video dazu): Sie schlug vor, die vielfältige Bedeutung des Weltraums für die Menschheit in einer Sitcom („2½ Dimensions“) zu thematisieren, die auf einem ständig bewölkten und daher komplett Astronomie-freien Planeten spielt. Hagemann konnte die Idee zwar im Rahmen der folgenden festlichen Abschlussveranstaltung präsentieren, eine weitere Förderung seitens des BMFT gibt es indes nicht.

Überhaupt blieben Astro-Camp wie Festakt – weitere Bilder des letzteren hier, hier, hier, hier und hier – bei aller Freunde über ein besonders gelungenen Wissenschaftsjahr („So ein geiles Thema gibt’s nicht nochmal“: ein hoher BMBF-Vertreter) in Sachen Nachhaltigkeit unverbindlich. Eine „Verstetigung“ der 2023 entstandenen Netzwerke wurde zwar von Michael Kramer von der Astronomischen Gesellschaft in einer Rede gefordert, aber der einzige handfeste Schritt bisher war eine spontane handschriftliche Sammlung von Kontaktdaten der Astro-Camp-Teilnehmer. Und weiterhin diffus im Raum schwebt ein ganz großer jährlicher deutscher Astronomietag, der in der Breite weit über den etablierten der Vereinigung der Sternfreunde hinaus gehen soll – die Bedeutung der Amateurastronomie wurde übrigens mehrfach thematisiert.

So bleibt einstweilen die Bilanz der im Wissenschaftjahr – übrigens ein durchaus zu hinterfragendes Konzept – 2023 geförderten Projekte: Überraschend die meisten Besucher zog „Mars findet Stadt“ mit über 130’000 Kontakten (mehr; ein Auftritt in einem Shopping-Center in Bielefeld und was in Bochum rund um seinen Besuch [S. 18-19] stattfand), vor der MS Wissenschaft mit 103’000 (mehr) und dem Universe on Tour mit knapp 60’000. Die Gesamtbesucherzahl aller Veranstaltungen unter dem Label Wissenschaftsjahr scheint hingegen nicht systematisch erfasst worden zu sein, und auch ein detaillierter Abschlussbericht, geschweigenden eine Evaluierung der verschiedenen Projekte, ist seitens des BMBF nicht vorgesehen – unten noch ein Gruppenbild der Hauptverantwortlichen mit Cordula Kleidt (im BMBF für die Wissenschaftsjahre zuständig) und Eckart Lilienthal (Leiter des BMBF-Referats 711 „Universum und Materie“) vor dem ‚Auge‘.

Zwei Monate zuvor war am 21. Oktober mit ähnlicher Begeisterung bei zwei Festakten parallel im Planetarium Jena und im Deutschen Museum München – hier am sonnigeren Folgetag – der hunderste ‚Geburtstag‘ des modernen Projektions-Planetariums gefeiert worden.

Hier der Münchener Rahmen, die noch bis zum 28.1.2024 laufende Sonderausstellung mit dem originalen ersten Modell 1: viele Bilder der Schau und weitere Astronomie in der aktuellen Dauerausstellung, zur Sonderschau auch Artikel hier und hier.

Vom Doppel-Festakt gibt es eine komplette Aufzeichnung und das Programm und von der Münchener Seite – hier quasi die Urenkel der vor 100 Jahren Maßgeblichen, nämlich der Direktor des Deutschen Museums und der CEO von Zeiss (sowie der Astronaut Thomas Reiter) – Live-Threads hier [alt.] und hier [alt.] sowie ein großes Album [alt.] und weitere Fotos hier, hier, hier und hier sowie eine Schalte innerhalb eines parallelen japanischen Streams von Minute 27 bis 35, was wiederum hier aufgegriffen wurde. Die vom Münchner Redner aus Japan erwähnten Mini-Modelle der Projektoren Modell 1 und 2 kann man dort tatsächlich aus Automaten ziehen [alt.]! Impressionen aus Jena gibt es hier, hier, hier, hier und hier – und die Erkenntnis, dass im 17. Jh. wohl doch kein Proto-Planetarium auf dem Stadtschloss in Jena stand, das Erhard Weigelt mit Besuchern betreten konnte.

Ein Clip aus dem U.K. wie es heute so läuft, rund um das Hundertjährige Impressionen aus Südamerika, aus Halle und aus Japan, weitere Artikel zum Jubiläum auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Musik-Album zum Hunderjährigen, in einem französischen Artikel diskutiert, enge Zusammenarbeit der Planetarien Halle & Wolfsburg (mehr), ein neuer Sponsor für das Eisinga-Planetarium in den Niederlanden, das als frisch gebackenes Weltkulturerbe von Besuchern überrannt wird, rund um die gigantische Sphere in Las Vegas konkrete Besucher-Impressionen und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, 1.3 Mio. Besucher bei der letzten Gasometer-Show in Oberhausen, das mobile Riesentelekop ELToN, ein Nachruf auf Hubert Reeves, die aktuellen Papers „Popular astronomy and other science articles in glossy magazines – outreaching to those who do not care to be reached“, „Through the eyes of a reader and science communicator: science in the mainstream and in the genre literature of yesterday and today“ und „Survey of public attitudes toward astronomy in Japan“ – und die neueste PISA-Studie, die trotz aller MINT-Bemühungen der letzten Jahre auch in Naturwissenschaft (Kapitel 5) weiteren Niedergang dokumentiert: Auszüge und eine PM aus München.

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