Allgemeines Live-Blog vom 14.-18. Februar 2014


18. Februar

A pulsar moving at supersonic speeds about 23,000 light years from Earth.

Kommt ein Pulsar geflogen: ein Komposit aus optischen (Sterne), Radio- (grün) und Röntgen-Bildern (lila & weiß) des Pulsars IGR J1104-6103 und seines langen helikalen Jets (lila): ein mit über 1000 km/s überschallschneller Sternrest, der aus seinem SNR (links oben außerhalb des Bildes) heraus- und durch’s ISM schießt – wobei der präzedierende Jet und damit die Rotationsachse des Pulsars fast genau senkrecht zur Flugrichtung (nach rechts unten) stehen. Überdies gibt es noch einen in Röntgen- (weiß) wie Radiostrahlung (grün) erkennbaren Pulsarwindnebel, der selbst wiederum senkrecht zum Jet steht und in Richtung des SNR zeigt. Alles ziemlich schräg da … [22:05 MEZ – Ende]

Unsichtbarer „Erdbesuch“ (Mio. km) eines größeren NEO

Der Hype war groß gestern – z.B. hier – ob der ‚Annäherung‘ des mehrere hundert Meter großen Near Earth Asteroids 2000 EM26 auf ca. 3 Mio. km, aber niemand erwähnte, dass die Bahn wegen des nur kurzen im Jahr 2000 beobachteten Bahnbogens extrem ungenau war und die Positions-Ungenauigkeit am Himmel ~100 Grad betrug. Kein Wunder, dass man mit Slooh den Asteroiden gar nicht finden konnte. Auch ein Paper über die größten KBOs, die inzwischen fast alle gefunden zu sein scheinen, der Jupiter und der Mars gestern (mehr), die Exoplaneten-Kamera SPHERE in Chile bei der ESO angekommen, Arbeiten am SOAR-Teleskop, der Jahresbericht 2013 des Radioteleskops auf dem Stockert – und Polarlichter aktuell aus einem Linienflugzeug über dem Atlantik (mehr), in Echtzeit gefilmt auf Island und fotografiert auf den Äußeren Hebriden, in den letzten Wochen in Norwegen animiert und ebenfalls dort letztes Jahr. [21:15 MEZ. NACHTRAG: warum 2000 EM26 völlig uninteressant ist: Kommt etwa einmal im Monat vor]

lmc_rot

Die Rotation der Großen Magellanschen Wolke ganz direkt gemessen hat das Hubble Space Telescope über Jahre durch Astrometrie von 22 Sterngruppen in diesem Begleiter der Milchstraße jeweils gegenüber einem Quasar: Hier sind die gemeinsamen Vektoren der Sterne für die nächsten 7.2 Mio. Jahre aufgetragen, beginnend an dicken Punkten und endend mit einem Viereck, das die Ungenauigkeit widerspiegelt (bei den blauen Vektoren besonders gering); die noch größere Eigenbewegung der LMC als Ganzer wurde subtrahiert. Eindeutig dreht sich die kleine Galaxie – links die Deklination am Himmel – im Uhrzeigersinn und benötigt für eine Komplettrotation etwa 250 Mio. Jahre, vergleichbar der Milchstraße: Zum ersten Mal überhaupt ist damit die Rotation einer Galaxie auf direktem Wege beobachtet worden! Bisher hatte man Galaxien-Rotationen immer nur über den Dopplereffekt nachweisen können. [20:05 MEZ. NACHTRAG: Das stimmt nicht ganz – wie auch hier (Item 3) berichtet worden war, gelang bereits mit VLBI die geometrische Messung der Rotation wie auch der Eigenbewegung der Galaxie Messier 33]

Web-Portal soll das Image von Simon Marius aufpolieren

Vor 400 Jahren veröffentlichte der deutsche Astronom Simon Marius das Buch Mundus Iovialis anno M.DC.IX Detectus Ope Perspicilli Belgici, in dem er u.a. die unabhängige Entdeckung der Jupitermonde vermeldete – Grund für heftigen Streit mit Galilei, der den Franken stets weit überstrahlte. Um dem gegenzusteuern, ist heute ein vielsprachiges Web-Portal online gegangen, und Artikel hat es auch schon einige gegeben, etwa hier, hier, hier, hier und hier. [13:50 MEZ]

cyg4

Der Cygnus wurde gerade von der ISS ausgesetzt – frühere Zeitschritte hier und hier – und soll morgen verglühen. Auch der erste Blog-Bericht des deutschen ISS-Besuchers 100 Tage vor dem Start, erste Ergebnisse von Proba V, neue Hoffnung für SPICA als ESA-M4-Kandidat, Gaia schwach am Himmel – und Amateurempfang von Rosetta weit weg und weiter von Yutu, wobei dessen konkreter Status allerdings reichlich unklar bleibt. [13:15 MEZ. NACHTRÄGE: Cygnus-Artikel hier, hier, hier und hier und mehr Links]


17. Februar

Jetzt auch der 1. deutsche „Dark Sky Park“ – provisorisch

Nur eine Woche nachdem Deutschland mit dem Dark Sky Reserve Westhavelland seinen ersten „Dark Sky Place“ erhalten hatte, gibt es heute schon den nächsten: der Nationalpark Eifel – der jüngste des Landes und erste in NRW – ist jetzt provisorischer „Dark Sky Park“ (alt., alt.), also sogar in der höchsten der drei Places-Kategorien der International Dark-Sky Association. Allerdings in der Liste noch ohne Prädikat für die Himmelsqualität und erst einmal provisorisch bis 2017: Die umliegenden Gemeinden müssen erst noch beweisen, dass sie es ernst meinen. Am 110 Quadratkilometer großen Park selbst liegt es nicht: Bis zu seiner Eröffnung 2004 militärisches Sperrgebiet, ist er völlig unbesiedelt. Aber gleichzeitig für Millionen Besucher günstig zu erreichen. [16:00 MEZ] Ein konfuser Artikel (alt.): Man „rechnet mit einer Anerkennung als Sternen-Reservat in vielleicht schon zwei Jahren“ – aber wieso dann jetzt eine Eintragung als provisorischer Park? [18:10 MEZ] Klarheit schaffen nunmehr detaillierte Auskünfte von John Barentine von der IDA, die mit dieser Darstellung aus der Eifel selbst harmonieren: Es geht um zwei Angelegenheiten!

Zuerst müssen noch ein paar Gemeinden innerhalb der Grenzen des Nationalparks, deren Beleuchtung nicht der Kontrolle durch diesen unterliegt, überzeugt werden, so dass der Dark Sky Park – identisch mit dem Nationalpark – offiziell werden kann: Vielleicht gelingt dies schon innerhalb eines Jahres. Der provisorische Status jetzt drückt einerseits den Optimismus der IDA aus, dass die Überzeugungsarbeit noch gelingen wird, und soll zum anderen sanften Druck auf die Zauderer ausüben bzw. Anreize schaffen. Anschließend soll versucht werden, immer mehr Gemeinden in der Umgebung ins Boot zu holen, so dass ein ausgedehntes Dark Sky Reserve entstehen könnte, mit dem Dark Sky Park als seiner Kernzone und bis nach Belgien reichend: Das könnte dann „Eifel-Hohes Venn Dark Sky Reserve“ oder so heißen. Weil bei Dark Sky Reserves viel mehr Parteien überzeugt werden müssen als bei einem Dark Sky Park (in den USA ist dort meist nur eine einzige Nationalparks-Verwaltung zuständig), gelten sie in der Szene als die Königsklasse unter den Dark Sky Places. [20:00 MEZ]


16. Februar

Dieses Handy-Video zeigt offenbar den Reentry von Kosmos 1220 über Saudi-Arabien heute früh in der Morgendämmerung: Die US-Weltraumüberwachung gibt in der Tat 1:40 UTC ±1 Minute sowie 28°N und 39°O an – und es gibt auch viele visuelle Beobachtungen aus Saudiarabien um diese Zeit. Eine Voraussage von etwa 5:00 UTC lag damit falsch – und ein russischer Bericht mit 14:00 UTC (mehr) erst recht. Auch eine Tabelle beobachteter Reentrys zuvor, gesammeltes Bildmaterial von einer natürlichen Feuerkugel über England gestern (Videos hier & hier und Berichte-Sammlungen in Englisch und Französisch), der Mars am 15.2., der Jupiter am 12.2. (und Karten mit Daten vom 8+12.2. und 4.+15.1.), ein surreales 45-Min.-Video einer Starparty in Uganda – und ein indischer Astro-Fotograf kommt groß raus (der Text online). [22:20 MEZ. NACHTRÄGE: zahlreiche weitere saudische Videos des Reentry hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und eine erste Analyse und ein langer arabischer Artikel]

Happy birthday, G. Rheticus (500.) und G. Galilei (450.)!

Da fallen doch heute tatsächlich die runden Geburtstage von zwei Pionieren des heliozentrischen Weltbildes zusammen: Am 16. Februar 1514 wurde Georg Joachim Iserin geboren, der sich später Rheticus nannte und als einziger Schüler von Copernicus maßgeblich zur Veröffentlichung von dessen Hauptwerk De revolutionibus orbium coelestium beitrug und bereits drei Jahre vorher mit der Narratio Prima eine Art Preprint verbreitete. Und am 16. Februar 1564 wurde Galileo Galilei geboren – nanu, hat man dessen 450. Geburtstag nicht allerorten gestern begangen? Hat man (Artikel z.B. hier, hier, hier, hier, hier oder hier), aber das war falsch: Wie aus Galileis selbst gerechnetem Horoskop, der einzigen Quelle zu seinem Geburtsdatum, hervorgeht, war es 22 Uhr „am 15.2.“ – aber damals wurde die Zeit in „italienischen Stunden“ erst ab Sonnenuntergang gerechnet (Fussnote), womit es der Nachmittag des 16. Februar 1564 ist. Im julianischen Kalender, der in Galileis Heimat allerdings nur 18 Jahre später sofort dem neuen gregorianischen Platz machte, in dem mithin praktisch alle anderen Lebensdaten des Physikers angegeben geben: So gesehen hätte Galilei erst am 26. Februar moderner Zählung Geburtstag. [0:00 MEZ] Zu Rheticus‘ Geburtstag noch dies, dies, dies und dies – und noch mehr Galilei-Getöse … [14:45 MEZ] Und noch eine Bestätigung des Galilei-Geburstags heute und nicht gestern. [17:10 MEZ]


15. Februar

terzan

Der Kugelsternhaufen Terzan 7 auf einer Hubble-Aufnahme, bei dem alle Sterne gleich jung sind (8 Mrd. Jahre) und der wohl zum Sagittarius Dwarf gehört hatte. Auch neue IBEX-Erkenntnisse zum interplanetaren Magnetismus (mehr und mehr), ein paar wohl lösbare Kinderkrankheiten von Gaia, das Kommunikationsproblem mit ISEE-3 – und die große interplanetare Reise des Ex-Mond-Orbiters Chang’e-2. [17:45 MEZ]

Ein Jahr nach Chelyabinsk hat fast jeder was zu sagen …

… zu dem Airburst mit beeindruckender Druckwelle – der in dieser Stärke zwar nur alle paar tausend Jahre mal ein urbanes Zentrum treffen dürfte, aber sich gut als ‚Wake-Up Call‘ eignet, für das Promoten welcher Agenda auch immer: ein einstündiger Vortrag von David Morrison als erstes von mehreren Online-Seminaren, Erklärungen von NASA und B612 und Artikel hier, hier, hier, hier, hier (mehr), hier und hier, auch zu neuen Spekulationen über Tunguska. Und Lovejoy am 12.2., die Venus heute, der Mars und der Jupiter am 12.2., die Sonne heute (mehr), gestern und vorgestern, von der SN 2014J ein weiteres Pre-Discovery-Bild (mehr und die Sternwarte, wo die Entdeckung dann stattfand), unklare Erkenntnisse zu Licht & Kriminalität, die Beben-Schäden in Arecibo, die Radio Quiet Zone in WA – und ein Bombenanschlag auf Greenwich Observatory heute vor 120 Jahren, der sogar die Kunst inspirierte … [17:35 MEZ. NACHTRÄGE zum Anschlag & Chelyabinsk]


14. Februar

mer_now

Dort hat Opportunity den „mysteriösen“ Stein los gekickt: Inzwischen etwas weiter gefahren, sieht der alte Marsrover jetzt die ganze Szene – unten links der plötzlich vor ihm aufgetauchte Stein ‚Pinnacle Island‘ und oben die Stelle, wo er von einem Rad erwischt worden war. Dort ist auch ein ganz ähnlicher Stein (‚Stuart Island‘) zu erkennen. Auch mehr zu den Vorbereitungen des Mars Express für Komet Siding Spring, mehr K2-Experimente mit Kepler, Spektr-R im World Book of Records, mehr Testaufnahmen von Gaia, die Rückkehr der Delta II, die Zukunft der ISS – und die SPHERES-Experimente dort. [23:50 MEZ. NACHTRÄGE: Verwirrt vom Bild? Hier nochmal mit Pfeilen an den Steinen! Auch ein kurioser und ein enthusiastischer Artikel, Science@NASA und mehr Links]

Yutu spricht – weiter arbeiten am mechanischen Problem

Wie nun auch offiziellen Meldungen (eine frühere) zu entnehmen ist, wurde die volle Kommunikation mit dem chinesischen Mondrover Yutu wieder hergestellt – dessen (nach wie vor nicht näher beschriebenes) gravierendes mechanisches Problem natürlich fort besteht, nun aber wieder einen Mond-Tag lang behandelt werden kann: auch die gesammelten Amateurfunk-Daten, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. [2:00 MEZ] Ein kurzer TV-Bericht ohne weitere Erkenntnisse, dito in Artikeln hier und hier. [16:30 MEZ. NACHTRÄGE: und hier, hier und hier] Nach einer chinesischen Quelle: „Except some sensitive components, most of the functions of the rover have been recovered. Its experience can contribute much for all future lunar mission, both lander or rover.“ Auch kuriose Mondaufnahmen von LADEE mit seinen Startrackern – und Indiens Erwartungen an Chandrayaan II, vielleicht 2016 so weit. [23:35 MEZ]

4 Antworten to “Allgemeines Live-Blog vom 14.-18. Februar 2014”

  1. askywok Says:

    Happy birthday, G. Rheticus (500.) und G. Galilei (450.)!

    Danke für den Hinweis auf den im Vergleich zu Galilei weniger bekannten Rheticus. Auch dessen runder Geburtstag ist geeigneter Anlass, sich heute seiner Leistung zu erinnern.

    Was Galileis richtigen Geburtstag betrifft und den Schluss, der 450. Geburtstag wäre richtiger erst am 26.2. zu begehen, lässt sich streiten.
    Die Geburt am 16.2. (statt am 15.) scheint recht plausibel, nicht aber das Jubiläumsdatum, denn obwohl seit seiner Geburt zweifellos erst 449 Jahre, 11 Monate und 20 Tage vergangen sind, ist der 16.2. das richtigere Datum für das Jubiläum, wenn man nicht nach Tagen, sondern nach Jahren rechnet. Und da hatte Galilei zwar 10 Tage weniger Alter bei seinen Geburtstagsfeiern nach der Kalenderreform von 1582 aufzuweisen, aber er hätte wohl damals schon nicht noch weitere 10 Tage gewartet auf seine „echte“ Vollendung eines weiteren Lebensjahres.
    Andernfalls müsste man doch auch die Schalttage bei Jubiläen berücksichtigen und den Geburtstag entsprechend verschieben, meint jedenfalls Galilei-Fan
    askywok (mit mittlerweile 15 Schalttagen „auf dem Buckel“ ;-))

  2. Das wird ja immer dunkler: Auch die Eifel hat einen “Dark Sky Park” – wenngleich nur “vorläufig” › Himmelslichter › SciLogs - Wissenschaftsblogs Says:

    […] die IDA trotzdem diese einmalige, vorläufige Prämierung eines Parks ausgesprochen hat, konnte Daniel Fischer per Anfrage bei der IDA herausbekommen. Eine schmückende Auszeichnung soll so etwas wie "leichten Druck" auf die Zauderer ausüben, die […]

  3. ESA wählt Exoplaneten-Jäger PLATO als M3 aus | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] in der Nähe zeigt: ein weiteres Indiz, dass der Stein Pinaccle Island nicht angeflogen sondern vom Rover selbst ‘befreit’ wurde. Auch allerlei Ideen zu den ‘Hollows’, die es nur auf dem Merkur gibt, wie die […]

  4. Daniels Dies & Das | Spontane Starparty im Dark Sky Park Nationalpark Eifel Says:

    […] des heutigen Nachthimmels (SQM-Werte um 20.7-20.8) an der Sternwarte im Nationalpark Eifel (der zugleich ein provisorischer Dark Sky Park ist) bei der Ex-Burg Vogelsang: der Container (der einen 12-Zöller enthält), ein […]

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