Ein Fahrplan für den Kometen C/2022 E3 (ZTF)

Jetzt beginnen die „heißen“ Wochen für den Kometen C/2022 E3 (ZTF) – der sich doch tatsächlich exakt so entwickelt hat, wie sofort nach seiner Entdeckung vor 10 Monaten erhofft worden war („Große Erwartungen an C/2022 E3 …“) und weiter einer Maximal-Helligkeit um 5 mag. zustrebt, und das auch noch bei 70 bis 80 Grad nördlicher Deklination und damit hoch am Himmel Mitteleuropas. Zu beachten ist lediglich der Mondlauf, denn fotografisch ist ZTF schon jetzt eine Pracht (hier Bilder von gestern und vorgestern von Michael Jäger, jeweils mit einem 11″-RASA plus Farbe von einem Teleobjektiv, und eine Isophoten-Darstellung von Alessandro Marchini vom 10. Januar), aber das Auge verlangt dunklen Himmel.

Hier die Bahn am Himmel vom 15. Januar bis 15. Februar aus einer Pressemitteilung der Vereinigung der Sternfreunde, die die zweite Januar-Hälfte und zweite Februar-Woche überdeckt: jene beiden ‚Fenster‘ rund um die erwartete größte Helligkeit Anfang Februar, in denen es kurze oder lange komplett dunkle Intervalle in der Nacht gibt, ohne Mond und Dämmerung. In Deutschland wird ZTF gerade zirkumpolar und bleibt es noch bis zum etwa 7. Februar, Ende Januar steht der Komet die ganze Nacht nie weniger als 30° über dem Horizont: Andere Karten gibt es z.B. hier, hier, hier, hier [alt.] und hier.

Die besten Wochen ZTFs in einer Tabelle, die mit dem Ephemeriden-Rechner des Minor Planet Center erzeugt wurde: Datum (die Angaben gelten jeweils für 0:00 UTC = 1:00 MEZ), Rektaszension und Deklination, Abstand von Sonne (Perihel war gerade) und Erde (minimal am 1.2.) in a.u., Elongation (Winkelabstand von der Sonne am Himmel), Phasenwinkel (der Winkel Sonne – Komet – Erde) und die Helligkeit (konservativ gerechnet, ZTF mag auch eine halbe bis eine Größenklasse heller werden). Die Kometenerscheinung am deutschen Himmel stellt sich – nunmehr mit JPL Horizons berechnet – für die kommenden Nächte und 50° nördliche Breite wie folgt dar.

13./14. Januar: ZTF vor Mondaufgang gegen Mitternacht tief im Norden.
14./15. Januar: ZTF bis Mondaufgang etwas nach Mitternacht schon gut 15° hoch.
15./16. Januar: ZTF nach Abenddämerung tief im Norden, bis Mondaufgang schon 30° hoch.
16./17. Januar: ZTF nach Abenddämmerung 7° hoch, untere Kulmination in 5°, bei Mondaufgang am Morgen schon 40° hoch.
17./18. Januar: ZTF am Abend 8° hoch, untere Kulmination 6°, nach Mitternacht schon 30°, bei Mondaufgang kurz vor Morgendämmerung 55° hoch.
18./19. Januar: Die erste komplett mondlose Nacht! Komet sinkt von 10° auf 8° und steigt dann auf 71°.
19./20. Januar: Von 12° auf 10° auf 74°.
20./21. Januar: Von 13° auf 12° auf 76°.
21./22. Januar: von 15° auf 14° auf 77°.
22./23. Januar: Die ganze dunkle Nacht stetig von 17° auf 77° steigend.
23./24. Januar: Die ganze dunkle Nacht stetig von 20° auf 78° steigend.
24./25. Januar: Die ganze dunkle Nacht stetig von 23° auf 77° steigend.
25./26. Januar: Nach Monduntergang noch vor Mitternacht von 30° auf 74° steigend.
26./27. Januar: Nach Monduntergang gegen Mitternacht von 40° auf 70° steigend.
27./28. Januar: Nach Monduntergang nach Mitternacht von 50° auf 66° steigend.
28./29. Januar: Am Morgen nach Monduntergang nahezu konstant 61° hoch.
29./30. Januar: Am Morgen nach Monduntergang von 60° auf 55° sinkend.
30./31. Januar: Am Morgen nach Monduntergang (eine Stunde vor Dämmerung) von 55° auf 50° sinkend.
31. Januar / 1. Februar: Wenige Minuten vor Morgendämmerung ein paar mondfreie Minuten in 45° Höhe.

2. Februar bis 7. Februar: keinerlei mondfreier dunkler Himmel (ZTF dabei in der ersten Nachthälfte 70° bis 80° hoch).

8./9. Februar: Nach Abenddämmerung eine dunkle Stunde mit ZTF 70° hoch, bis der Mond aufgeht.
9./10. Februar: Nach Abenddämmerung 2½ dunkle Stunden mit ZTF von 68° auf 63° sinkend.
10./11. Februar: Nach Abenddämmerung 4 dunkle Stunden mit ZTF von 65° auf 50° sinkend.
11./12. Februar: Am Abend 5 dunkle Stunden mit ZTF von 62° auf 35° sinkend.
12./13. Februar: Am Abend 6 dunkle Stunden mit ZTF von 60° auf 20″ sinkend.
13./14. Februar: Am Abend 7 dunkle Stunden mit ZTF von 57° auf 5° sinkend.
14./15. Februar: 7 dunkle Stunden mit ZTF von 55° bis Untergang.

Und so weiter, wobei die Anfangshöhe langsam auf 45° abnimmt, bevor eine Woche später der Mond zurückkehrt und sich das abendliche Sichtfenster rasch schließt (die Höhenangaben können je nach Breite in Deutschland um wenige Grad abweichen). Zu erwähnen sind noch eine Begegnung mit einer Galaxie in der Nacht 22./23. Januar und das Passieren der Bahnebene am 23. Januar, wodurch der Staubschweif schmal aber heller werden sollte. Mehr oder weniger erhellende Artikel über ZTF gibt es inzwischen zuhauf, z.B. hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – auch ein kurzer Vortrag … und eine italienische Live-Beobachtung ab 5:00 MEZ geplant.

3 Antworten to “Ein Fahrplan für den Kometen C/2022 E3 (ZTF)”

  1. Claudia Hinz Says:

    Vielen Dank, genau sowas habe ich gesucht!

  2. Komet C/2022 E3 (ZTF) am Winterhimmel - Spreewald-Spechtler Says:

    […] Janu­a­ry 3, 2023 Edit: Dani­el Fischer hat auf sei­nem Blog eben­falls einen „Ein Fahr­plan für den Kome­ten C/2022 E3 (ZTF)“ […]

  3. Rainer Kirmse , Altenburg Says:

    DIE KOMETEN – Gedicht

    Des Sonnensystems Wiege entsprungen;
    uralte kosmische Vagabunden,
    himmlische Objekte aus Eis und Staub,
    die unser Zentralgestirn umrunden.

    Oortsche Wolke, Kuipergürtel ade!
    Weit draußen beginnt ihre Reise.
    Äußere Planetenbahnen passiert,
    halten sie Einzug in uns’re Kreise.

    Die bied’re Gestalt der kalten Gesellen
    belebt die Sonne mit Schweifespracht.
    Seit jeher von den Menschen bewundert,
    verzaubert das Himmelsspiel die Nacht.

    Sie galten als Sendboten des Schicksals,
    Glück verheißend oder Unheil im Sog.
    Das leuchtende Zeichen am Firmament
    zu manch fataler Entscheidung bewog.

    Sie haben viel Schaden angerichtet,
    ganze Arten wurden vernichtet.
    Sie brachten wohl einst Wasser hierher,
    vielleicht auch Lebenskeime und mehr.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

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