Exoplaneten @ AG: CoRoT hat was zu bieten!

Seit das Team des NASA-Satelliten Kepler die Welt mit tausenden von Exoplaneten-Kandidaten beglückt, ist es um den drei Jahre vorher gestarteten europäischen Satelliten CoRoT (siehe ISAN 34-2) ziemlich still geworden: Der Hauptgrund ist die Veröffentlichungspolitik des Projekts, das bislang die Kandidaten nicht bekannt gab und nur die – dank aufwändiger Boden-Beobachtungen durch zahlreiche involvierte Sternwarten – wirklich bestätigten Exoplaneten publizierte. Wie Teammitglied Artie Hatzes heute Morgen auf der AG-Tagung in Hamburg berichtete, steht CoRoT in dieser Beziehung trotz seiner eigentlich viel ungünstigeren Parameter (Tabellen) gar nicht so schlecht da: 25 bestätigten CoRoT-Planeten stehen 77 entsprechend abgesicherte Keplers entgegen.

Und nun hat Hatzes verraten, dass CoRoT fast 3000 Kandidaten eingesammelt hat, also Sterne, bei denen mindestens ein Helligkeitsminimum gesehen wurde, das wie ein Planetentransit aussieht. Erfahrungsgemäß stellen sich 17% der CoRoT-Kandidaten als echte Exoplaneten heraus, womit der kleine Satellit rund 500 Planeten auf der Spur sein könnte: Deren Realität zu beweisen ist wegen der geringen Helligkeit der verdächtigen Sterne allerdings extrem mühsam. Und bei Kepler? Der hat bei seinem bisher letzten Fazit schon über 2300 Kandidaten präsentiert, und im Team glaubt man, dass über 90% davon real sind. Hatzes verweist allerdings auf eine unabhängige Studie (die dieser Blogger auf die Schnelle nicht auftreiben konnte), nach der etwa jeder dritte Kepler-Kandidat kein Planet sei. Trotzdem lässt sich – da selbst dann noch ~1500 Kepler-Kandidaten echt wären – ihre Statistik als Wegweiser nehmen. Dort dominieren zur Zeit die Exo-Neptune über alle anderen Planetendurchmesser-Klassen, aber Hatzes sagt voraus, dass bei der nächsten Kandidaten-Präsentation bereits die Exo-Super-Erden die Führung übernehmen würden (ein Trend, den man auch im Kepler-Team sieht) – und am Ende der Mission die meisten Exoplaneten „andere Erden“ sein dürften.

Eine weitere Neuigkeit aus Hatzes‘ Vortrag war dieses Radialgeschwindigkeits-Diagramm für den Planeten CoRoT 7b, das Daten der beiden führenden RV-Instrumente kombiniert (die trickreich um die erheblichen Störeffekte durch Sternflecken auf dem leider sehr aktiven Stern korrigiert wurden): 7.0 Erdmassen seien nun klar abgesichert. Damit teilt sich CoRoT 7b mit Kepler 10b (siehe ISAN 128-9) die Eigenschaft einer mittleren Dichte über derjenigen von Venus, Erde und Mars: Eher könnte es sich um Eisen-angereicherte „Exo-Super-Merkure“ handeln. Die Fehlergrenzen der Dichten der beiden Planeten sind allerdings immer noch so groß, dass sie auch in die erdähnliche Kategorie hinein ragen. Und CoRoT-7c und -7d (Item 4)? An c glaubten die meisten im CoRoT-Team, so Hatzes, an d im Wesentlichen nur er selbst …

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3 Antworten to “Exoplaneten @ AG: CoRoT hat was zu bieten!”

  1. man Says:

    CoRoT veroeffentlicht seine Kandidaten, der Blogger sollte nur mal ADS anschmeissen und ein bisschen stoebern. Aber das hat man dem Blogger schon mal gesagt.

  2. skyweek Says:

    Wenn damit Papers wie dieses oder dieses oder eine Handvoll ähnliche aus den Jahren davor gemeint sein sollten: Da werden immer nur ein paar Dutzend Kandidaten diskutiert. Gibt’s Hatzes‘ „close to 3000“ – mit denen er auf der Tagung bereits allerlei Statistik betrieb – auch schon in der Literatur?

  3. 50 Jahre ESO: eine Ausstellung, mehrere Orte « Bonner Sterne Says:

    […] nehmen konnte. Weitere Hamburg-Berichte finden sich auch hier (Besuch und Party in Bergedorf), hier, hier, hier (Berichte von der AG-Tagung) und hier (von der Tagung des AG-AK Astronomiegeschichte). […]

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