Außer der Präsentation des zweiten Gravitationswellen-Events – die Physiker waren sichtbar angetan, nun als echte Astronomen ernst genommen zu werden – gab es auf der alle halben Jahre stattfindenden wichtigsten allgemeinen Astro-Tagung diese Woche natürlich noch mehr: zunächst ein Blick auf die Pressekonferenzen, von denen es hier komplette Aufzeichnungen gibt („Press Conferences from AAS 228“), in genau umgekehrter zeitlicher Abfolge, da just die allerletzte Präsentation vorgestern Nacht die vielleicht interessanteste war.
Gamma-ray Bursts doch als Standardkerzen verwendbar?
Die kosmischen Gamma-Blitze leuchten quer durch das Universum und wären tolle Maßstäbe für kosmologische Messungen, wenn man irgendwie die absoluten Helligkeiten individueller GRBs festnageln könnte: Bei den bislang führenden Typ-Ia-Supernovae erfordert das vergleichsweise geringe Korrekturen anhand messbarer Eigenschaften, aber die Gammabursts streuen zunächst wild herum. Erste Versuche, sie mit zwei Parametern zu bändigen, waren nur mäßig erfolgreich, aber mit dreien lassen sie sich in eine Ebene bringen, womit eine mögliche kosmologische Anwendung näher rückt [NACHTRAG: eine verspätete Zusammenfassung]. „Das Abenteuer begann vor mehr als 10 Jahren“, und nun könnten bald eine unabhängige Hubble-Konstante, die vielleicht die „Spannungen“ mit Planck lösen, und andere Parameter des Kosmos heraus kommen. Immerhin lassen sich GRBs bis Rotverschiebungen von 9.4 nachweisen und wohl noch darüber hinaus!
Wenn ein Schwarzes Loch einem Paar aus zwei anderen begegnet, was in Kugelsternhaufen besonders wahrscheinlich ist, dann passiert typischerweise das hier: Sie bilden ein Dreikörper-System in wilden Konvulsionen, und am Ende wird der masseärmste der drei Partner herausgeworfen (hier einer des alten Paares, nach oben), während die beiden massereicheren ein engeres Paar bilden. In einem Kugelhaufen geht es mithin zu wie in einem Moshpit (fragen Sie notfalls einen Punk-Fan, was das ist) – und das überraschend massereiche Schwarzloch-Paar, das das Gravitationswellen-Event vom September verursachte, könnte das Produkt solcher Prozesse gewesen sein.
Simulationen der Entstehung von Galaxien werden immer besser, wie am Beispiel des FIRE-Projekts (oben) überzeugend dargestellt wurde, das Feedback-Prozesse durch die gebildeten Sterne berücksichtigen kann (dazu Papers hier, hier, hier und hier): Die künstlichen Galaxien sind von echten nicht mehr zu unterscheiden (Mitte). Und viele scheinbare Detailprobleme des heutigen kosmologischen Standardbildes wie das vermeintliche Fehlen von Zwerggalaxien lösen sich quasi in Nichts auf [NACHTRAG: ein später Artikel dazu].
Unabhängig von den Pressekonferenzen gab es noch einen Press Release zu Flares auf einem Braunen Zwerg, die die Ausbrüche unserer Sonne in den Schatten stellen – und es gibt ein sehr persönliches Videoblog einer Teilnehmerin (Videos eins, zwei, drei, vier und fünf) und seitens des Tagungsveranstalters Berichte vom Vormittag (alt.) und Nachmittag (alt.) des 13. Juni, Vormittag (alt.) und Nachmittag (alt.) des 14. Juni und Vormittag (alt.) und Nachmittag (alt.) des 15. Juni. NACHTRAG: Und vom 16. Juni (alt.).
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