PANSTARRS über Deutschland – in einer Tabelle

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Sie gilt für 50° Nord und grob überall zwischen mindestens 45° und 55° Nord, also im gesamten deutschen Sprachraum und Mitteleuropa und gibt an, wie lang – gerundet auf 5 Minuten – der Komet C/2011 L4 in der nautischen Dämmerung (Sonne 6 bis 12° tief) und ggf. astronomischen Dämmerung (Sonne 12 bis 18° tief) noch höher als 1° über dem Horizont steht; die Gradzahlen geben die Höhe beim Übergang zwischen den Dämmerungsphasen an. Da die Elongation von der Sonne in dem betrachteten „besten“ Zeitraum 9.-19. März (vorher steht PANSTARRS nicht mal in der nautischen Dämmerung, danach stört der Mond zunehmend, und die Helligkeit dürfte schon deutlich abnehmen) zwischen 15 und 19 Grad liegt, kann man den Kometen nirgendwo auf der Erde nennenswert hoch an völlig dunklem Himmel sehen, und zumindest geometrisch steht Mitteleuropa gut da. Was bleibt, ist natürlich das Wetterrisiko, das just die eine ‚gute Woche‘ ruinieren könnte: Sicherheit bietet da nur der Beobachtungs-Flug ab/bis Köln am 16. März …

Großes Palavaver über Herkunft und Zukunft von Komet ISON ist derweil in der Kometenszene ausgebrochen, seit sich abzeichnet, dass tatsächlich keine Verwandschaft mit dem Super-Kometen von 1680 besteht, wie mal spekuliert worden war, und ISON frisch aus der Oort-Wolke zu kommen scheint – was bedeuten könnte, dass er keine große Leuchte würde, wie einst gejubelt wurde – das Bild ist allerdings verwirrend. Aber klar ist wenigstens, wie ISON durch’s Gesichtsfeld von SOHO und seinen LASCO-Koronographen ziehen wird. Und vielleicht ist er ja doch am Taghimmel zu beobachten, wie 1927 Skjellerup – s.a. dieses und dieses zeitgenössische Paper.

Hauptgürtelkomet P/2012 F5 (Gibbs) war nur Stunden aktiv

Das Objekt P/2012 F5 im Hauptgürtel der Asteroiden verdankt seine Einordnung als Komet einer nur wenige Stunden – jedenfalls unter einem Tag – währenden Staubfreisetzung am 1. Juli 2011 ±10 Tage, hat die Analyse von Aufnahmen mit dem GTC ergeben: Der Staub ist genau entlang einer Synchrone orientiert. Unklar bleibt allerdings der Mechanismus der Staubfreisetzung: War es eine Kollision wie letztens bei Scheila, oder hat sich der Asteroid zu schnell gedreht?

Der aktuelle Wissensstand über das Impaktrisiko von (99942) Apophis steht in der neuen Fassung dieses Papers sowie dieser Tabelle: Für 2036 ist es mit 1:141 Mio. auf de facto Null gesunken, aber dafür gibt’s nun 2068 ein neues minimales Risiko von 1:435’000. Die Radarbeobachtungen 2013 sind noch nicht berücksichtigt. (2012 DA14 ist übrigens ganz von der Liste verschwunden, am Tag seiner Erdnähe.) Ein weiteres Paper beschreibt derweil die „Precovery of near-Earth asteroids by a citizen-science project of the Spanish Virtual Observatory“ – vermutlich das erste Crowdsourcing bei der Analyse von NEA-Daten.

Analyse des Russen-Airbursts sagt große Meteoriten voraus

Aus sieben Videos des Ereignisses vom 15. Februar – ausgiebig erwähnt in Einträgen hier, hier und hier – sind tschechische Astronomen zur einer detaillierten Bahnanalyse gelangt, die sie im IAU CBET #3423 von gestern zum Besten geben: Danach begann der Meteor in 92 km Höhe zu leuchten, erlebte 11 und v.a. 12 Sekunden später seine größten Explosionen in 32 und 26 km Höhe und erlosch 16 Sekunden nach dem ersten Aufleuchten und 254 km sehr flachen Fluges (16.5° gegen die Horizontale geneigt) weiter in 15 km Höhe. Die Geschwindigkeit lag zunächst konstant bei 17.5 km/s, ganz am Ende gab es aber eine starke Abbremsung auf 4 km/s. Der Himmelskörper war ziemlich fragil und brach unterhalb von 32 km Höhe völlig auseinander: Nach der Analyse müsste aber ein 200 bis 500 kg großes Stück den Boden erreicht haben (hatte das Loch im Chebarkul-See doch etwas damit zu tun?), desweiteren mehrere Meteoriten der kg-Klasse und zahllose kleinere. Die zerstörerische Druckwelle entstand in 25-30 km Höhe, und auch die prä-atmosphärische Bahn lässt sich angeben: a=1.55±0.07 au, e=0.50±0.02, q=0.77±0.01 au, Q=2.3±0.2 au und i=3.6±0.7°. Auch Fortschritte bei den Aufräumarbeiten, neue Zusammenfassungen in Englisch und Spanisch, dazu historische Fälle aus den USA – und die Zielwahl für die vorgeschlagene AIDA-Mission zum Asteroiden-Kicken.

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2 Antworten to “PANSTARRS über Deutschland – in einer Tabelle”

  1. Allgemeines Live-Blog vom 26. bis 28. Februar | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] [NACHTRAG: und hier] erwähnte Paper zur Bahn des Boliden scheint übrigens weniger genau als die im letzten Artikel (unten) erwähnte Analyse; auch noch mehr Forderungen in der Folge. [0:05 MEZ. NACHTRAG: Ein […]

  2. PANSTARRS mit zweiter Größe in den Endspurt | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] gut zu entsprechenden Analysen aus den Videos vom Boden (die wohl beste tschechische, hier schon vor einer Woche beschrieben ["Analyse des Russen-Airbursts …"], ist übrigens auch hier ‘entdeckt’ worden). Auch […]

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