Allgemeines Live-Blog vom 28.11. bis 2.12.2014


2. Dezember

Jets, bubbles and bursts of light in Taurus

The colourful star cluster NGC 3532

A hazy nebula

Der Lebenszyklus der Sterne in drei Bildern von Hubble (oben und unten) und MPG/ESO-2.2, die im November verbreitet wurden: oben das junge Mehrfach-Sternsystem XZ Tauri, das eine Blase heißes Gas in seine Umgebung bläst, in der Mitte der Sternhaufen NGC 3532, in dem viele Sterne schon zu Roten Riesen geworden sind, und unten der Planetarische Nebel NGC 1501, dessen Zentralstern ungewöhnlicherweise pulsiert. [23:55 MEZ – Ende]

LBT findet Near Earth Asteroid mit 26. Größe wieder

Es dürfte einer der schwächsten je beobachteten Kleinplaneten sein: Das Large Binocular Telescope hat den NEA 2014 KC46 mit 26.3 mag. wieder gefunden und mit den neuen Positionen schlagartig alle künftigen IMpakt-Möglichkeiten eliminiert. Auch eine erstaunliche Bildverabeitung an Aufnahmen des NEA 202 NY40, der NEA 2014 WX202 könnte ein künstlicher Körper sein, es soll morgen schon wieder Asteroiden-Furcht verbreitet werden, und es wird über Frühwarn-Möglichkeiten nachgedacht; derweil hat sich ein vermeintliches Boliden-Video aus den USA als Fälschung erwiesen, und der russische ‚Fall‘ war eindeutig explodierende Munition, die entsorgt wurde. Echt dagegen die Kometen Lovejoy am 1.12., 29.11., 27.11. (mehr), 26.11. (mehr und mehr), 25.11. und 17.11. (mehr), PANSTARRS am 27.11., 26.11., 25.11., 22.11. und 17.11., Borisov am 30.11. und 10.11. (mit einer Supernova!), 32P/Comas Solà am 30.11. und 18.11. und 4P/Faye am 30.11. sowie der neue PANSTARRS C/2014 W2 – und ein fehlerhaftes MPEC, trotz x Beschwerden nicht korrigiert, in dem falsche Personen für die Oktober-Entdeckung der 2. Fragmentation von C/2011 J2 genannt werden. Plus die Chemie des GRF Jupiters und die großen Stürme auf Uranus (mehr), der Nutzen der Amateur-Astronomie, typische Halos aus dem Flugzeug, chinesisch-mexikanische Planetariums-Freuden, ein Blog-Aufruf und Podcast-Pläne für das ILY 2015, eine Art Pseudo-Open-Access bei Nature & Co. (mehr, mehr und mehr und Reaktionen hier, hier, hier, hier und hier) – und die drohende Schließung des Deutschen Museums in Bonn. [23:40 MEZ]

planck-map

So sah der Satellit Planck die Polarisation der Milchstraße bei 353 GHz in einem 30° großen Feld: verantwortlich Staubteilchem im galaktischen Magnetfeld. Das war eines der neuen Resultate, die auf einer Tagung zum baldigen nächsten Daten-Release diese Woche in Italien gezeigt wurden. Pressematerial dazu scheint es bisher seltsamerweise nur in Französisch zu geben, nämlich hier, hier, hier, hier und hier, aber es gibt auch diesen Tweet und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier: Wenig Sensationen, aber eine Haupterkenntnis war wohl, dass der Kandidaten-Pool für Teilchen der Dunklen Materie weiter geschrumpft ist. [20:10 MEZ]

11 Mio. Euro aus Deutschland für MeerKAT in Südafrika

Bei Square Kilometer Array darf Deutschland nicht mitmachen, hat die Bundesregierung bekanntlich mal so eben verfügt – aber wenigstens bei einem der Vorgänger-Projekte geht noch was: Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn baut für 11 Mio. Euro neuen Empfänger für das MeerKAT-Teleskop in Südafrika. Der wissenschaftlich begründete Frequenzbereich von 1.6 bis 3.5 GHz kann mit dem 100-m-Radioteleskop in Effelsberg wegen irdischer Störstrahlung nur mit starkem Empfindlichkeitsverlust beobachtet werden: Aus diesem Grund wurde das zur Zeit in Südafrika errichtete MeerKAT Einsatz dieses Empfangssystems ausgewählt. Es wird nach seiner Fertigstellung das empfindlichste Radioteleskop der Südhalbkugel für den Zentimeterwellenbereich sein und ist aufgrund des einzigartigen Standorts in der südafrikanischen Karoo-Halbwüste MeerKAT nur sehr wenig von irdischer Störstrahlung betroffen: Mit dem deutschen Empfänger sollen vor allem Pulsare beobachtet werden. Auch ein anderer „SKA-Vorgänger“ hat kürzlich Zulauf von Übersee bekommen, mit dem Einstieg der ASU beim MWA in Australien. Während in Arizona selbst mal wieder Sorgen vor wachsender Lichtverschmutzung laut werden, die „die Astronomie-Industrie“ des Staates gefährde. [19:45 MEZ]

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Ein Jet offenbar aus dem „Kopf“ des Kometenkerns ist auf diesem aufgehellten NavCam-Bild vom 30. November zu erkennen – hier in HDR das ganze Bild. Derweil ist über dieses Konferenz-Abstract eine Art Farbbild des Kerns von OSIRIS ‚geleakt‘, wenn auch offenbar schlecht bearbeitet: So geht es besser. Auch ein CNES-PR, Artikel hier, hier und hier und eine reißerische 45-Minuten-Doku über die Philae-Landung sowie Updates und Artikel hier (mehr und früher), hier, hier, hier und hier zum – weiterhin für kommende Nacht MEZ geplanten – Start von Hayabusa 2, ein neues Dawn Journal (das Zwergplaneten-Ziel kommt näher) – und Opportunity und Curiosity fahren immer noch. [17:25 MEZ] Eine genaue Timeline für den Hayabusa-Start. [18:00 MEZ. NACHTRAG: Video vom Roll-Out der H-IIA-Rakete] Ein Artikel von PTOLEMY zur Chemie der C-G-Oberfläche. [18:20 MEZ. NACHTRAG: eine weitere HDR-Version des obigen Bildes]

ESA-Minister beschließen Ariane 6 und finanzieren ExoMars

So soll die aussehen, die Ariane 6, deren Entwicklung der ESA-Ministerrat nun verabschiedet hat: wahlweise mit vier oder zwei Boostern (auch ein früheres Video dazu und Artikel hier und hier). Und allen unkenden Kritikern zum Trotz: Es ist jetzt genug Geld für beide ExoMars-Missionen zusammen mit Russland da, inklusive des Rovers für 2018! Auch Impressionen aus der Columbus Mission Control der ISS, alle Fotos von und zu Sams Flug in Hi-Res, der 1. Meilenstein für Boeings Raumschiff zur ISS, die lange Vorgeschichte und Updates zum Erstflug der Orion-Kapsel – und die weitere Planung für die Asteroiden-Mission ARM. [17:10 MEZ. NACHTRÄGE: ein ESA Release, eine PM des DLR, die Aufzeichnung der PK zum Konferenzende, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein Tweet von Arianespace zu den ESA-Beschlüssen sowie Aufzeichnungen zweier NASA-PKs zum Orion-Start und was danach kommt, theoretisch, irgendwie]


30. November

Ein SF-Kurzfilm, der auf realem Bildmaterial aus dem Sonnensystem basiert, ist nach einem Monat Dornröschenschlaf diese Woche plötzlich ‚viral‘ geworden und wird bereits in höchsten Tönen gelobt (mehr Inspiration in 3 Minuten als ein gewisser anderer Film in 3 Stunden schaffte …) – ein Kontrastprogramm zu den diese Woche erschienenen ersten Teasern bzw. Trailern von Star Wars VII und Jurassic World. [20:15 MEZ]

Start von Hayabusa 2 auf frühestens den 3. 12. verschoben

Weil die Windprognosen zu stark für die H-IIA-Rakete bleiben, konnte auch der zunächst geplante 1.12. als Termin für den Start zum Asteroiden nicht gehalten werden: auch Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. Vom Rosetta-Kometen gibt’s derweil ein detailreiches 3D-Modell von einem Fan, auch Artikel hier (mit der Spekulation, das Versagen der Harpunen habe Philae gerettet), hier, hier und hier. Auch ist das Mutterschiff von Chang’e-5 T1 im Erde/Mond-L2-Punkt angekommen, der Satellit Gaia geht ohne Aufsehen seiner massenhaften Astrometrie nach, die Spannung vor dem ersten Flug der Orion steigt in der Szene (mehr, mehr und mehr und Blog-Stories eins, zwei und drei), der erste bemannte Asteroidenflug damit wird aber kaum vor 2024 erwartet – und weitere ISS-Berichte von Sam von L+4 und L+5. [16:35 MEZ. NACHTRAG: und von L+6 und L+7, dem ersten Wochenende]


28. November

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Wie ROMAP die Hüpfer von Philae rekonstruieren konnte

Die besten Informationen über Philaes „drei Landungen“ auf dem Kometenkern – oben ein aufgehelltes NavCam-Bild von vorgestern aus 30 km Abstand – lieferte bekanntlich das Instrument ROMAP: Vergleichbar mit der Drehung einer Kompassnadel, konnte man die Bewegung des Landeeinheit im Weltraum mit dem Magnetometer nachvollziehen. Die Magnetfelddaten geben inzwischen Preis, dass Philae nach dem ersten Abprall angefangen hat, sich immer schneller um seine vertikale Achse zu drehen: Der Grund dafür war, dass das für die Landung erforderliche Reaktionsrad ausgeschaltet war und sich sein Drehmoment nun auf den frei fliegenden Lander übertrug. Innerhalb von 40 Minuten beschleunigte sich Philae auf diese Weise auf Rotationsgeschwindigkeit von etwa 5 Umdrehungen pro Minute, was mit einem Windrad bei geringer Windstärke vergleichbar ist. Doch dann änderte sich das Bewegungsmuster schlagartig: Die Drehgeschwindigkeit halbierte sich, die Drehachse neigte sich und der Lander begann zu taumeln.

Die Ursache war höchstwahrscheinlich die Kollision mit einem Riff an einem Kraterrand. Wie das Braunschweiger Magnetometer zeigt, flog die Landeeinheit noch über eine Stunde taumelnd über den Kometen, bevor es zur zweiten, holprigen Landung kam. Erst im letzten Moment fiel der Lander auf seine Füße. Ein letzter Hüpfer mit einer Länge von sieben Minuten war für den Bewegungsverlauf dann vergleichsweise unspektakulär und endete in der von Eiswänden umgebenen Landeposition – wo er dann trotz der ungeplanten Odyssee tadellos funktionierte, bis die Batterie leer war. Auch ein CNES Release zur Orbitplanung Rosettas und der andauernden OSIRIS-Suche nach Philae (die im Dezember die besten Chancen hat), ein Besuch beim Philae-Chef und Artikel hier, hier und hier. Derweil wurde der Start von Hayabusa 2 verschoben, weil das Wetter zu schlecht ist (mehr und mehr Links), es gibt konkretere Pläne von ESA und China für eine gemeinsame Wissenschaftsmission, der Testflug der Orion steht bevor (mehr und mehr) – und schon wieder ein Gerst-Interview … [22:00 MEZ]

Zeitraffer vom 2. deutschen Aurora-Beobachtungsflug in der Nacht 22./23. November östlich von Island, jeweils in verstärkter und quasi-natürlicher Darstellung: weitere Videos hier und hier, Bilder hier und hier und Berichte hier und hier. Und eine Nacht zuvor wurden Polarlichter auf einem Linienflug San Francisco – London beobachtet: ein Zeitraffer-Video und Einzelbilder. [17:45 MEZ]

Erste Bild-Übertragung aus dem All über Gbit-Laserlink

Zwischen dem europäischen Radarsatelliten Sentinel-1A und dem Kommumikationssatelliten Alphasat ist heute Nachmittag die weltweit erste Laserübertragung von Bildern im Gigabit-Bereich gelungen: Dieses hochmoderne Kommunikationssystem auf der Basis des Laserkommunikationsterminals LCT (Laser Communication Terminal) ist ein wesentlicher Bestandteil des europäischen Datenrelaissystems EDRS (European Data Relay System) der Europäischen Weltraumorganisation ESA, das auch unter der Bezeichnung „SpaceDataHighway“ bekannt ist. Es ermöglicht die sichere Breitbandkommunikation zwischen erdnahen LEO-Satelliten oder fliegenden Plattformen und GEO-Satelliten im geostationären Orbit. Bei den aktuellen Tests zwischen Sentinel-1 in 700 km Höhe und dem geostationären Alphasat konnte eine Übertragungsrate von 0.6 Gigabit pro Sekunde über eine Entfernung von 45’000 km zwischen den Laserkommunikationsterminalen demonstriert werden, hat Airbus Defence and Space soeben mitgeteilt: Technisch möglich ist eine Rate von 1.8 Gbit/s.

Der Demonstration war ein erfolgreicher LCT-Betrieb zwischen zwei LEO-Satelliten seit dem Jahr 2008 vorausgegangen. Der SpaceDataHighway wird im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen der ESA und Airbus entwickelt. Dabei wird die Systeminfrastruktur sowohl am Boden als auch im All von Airbus Defence and Space als Hauptauftragnehmer eigenverantwortlich gebaut, betrieben und mitfinanziert. Die beim Lasersystem eingesetzte Technologie wurde in Deutschland entwickelt, mit Unterstützung des DLR und Mitteln des Wirtschaftsministeriums. „Unsere Laserkommunikationstechnologie wird die Erdbeobachtung und die Satellitenkommunikation revolutionieren“, glaubt Airbus D&S. Die erste einsatzbereite LCT-Nutzlast für den SpaceDataHighway wurde in EUTELSAT 9B integriert, der 2015 starten soll. 2016 folgt ein weiterer Raumflugkörper mit größerer Abdeckung und höherer Systemredundanz. [16:55 MEZ. NACHTRÄGE: Pressemitteilungen von DLR und ESA und ein Artikel]

Eine Antwort to “Allgemeines Live-Blog vom 28.11. bis 2.12.2014”

  1. Frank Specht Says:

    Hallo Daniel,
    zu deinem Titel ‚Ein Jet offenbar aus dem “Kopf” des Kometenkerns‘ möchte ich Folgendes anmerken: Ich denke, dass der Jet aus dem Hauptkörper des Kometen stammt, nicht aus dem Kopf. Der „Kopf“ befindet sich meiner Ansicht nach größtenteils im linken unteren Quadranten. Deutlich erkennbar ist der mögliche Landeplatz „A“ (der dunkle Krater nahe der Bildmitte rechts), und der befindet sich auf dem Hauptkörper. Und alles, was oberhalb dieses potentiellen Landeplatzes erscheint, gehört zu eben diesem Hauptkörper.

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