Drei Nebel der Orion-Molekülwolke aus der Sicht von WISE bei 3.4 bis 12 µm, wobei der 12-µm-Kanal nach dem Ende des Kühlmittels bereits weniger empfindlich war – kein Nachteil, da sonst die IR-Emission des Staubs den Blick auf heißeres wie junge Sterne getrübt hätte. Am auffälligsten der „Flammennebel“ beim Gürtelstern Alnitak; rechts unten ist auch – in Emission – der Pferdekopfnebel auszumachen.
Keine schnellen Helligkeitsschwankungen in der Sonnenkorona während der Finsternis von 2001
hat das SECIS-Instrument auf dem Dach des Physik-Departments der Uni von Lusaka in Sambia gemessen, trotz optimaler Beobachtungsbedingungen in dem südafrikanischen Land: Zwischen 1/17 und 10 Hertz flackerte da nichts. Die Alfvén-Wellen, die durch die Sonnenkorona wabern, sorgen also nicht für nennenswerte Oszillationen im sichtbaren Licht (weißem ebenso wie der grünen FeXIV-Linie) – was ihre Rolle bei der Koronaheizung auch nicht klarer macht. Immerhin ein wertvolles, wenn auch Null-Resultat, das nur während einer totalen SoFi am Boden gewonnen werden konnte. Dummerweise gibt’s die nächsten Jahre keine mehr, wo man eine derartige Apparatur so gut aufbauen könnte – vielleicht kann man die Messungen aber auch ohne SoFi mittels Koronographen an der grünen Linie machen. (Rudaway & al., Preprint 27.9.2010. Auch ein Paper zur Sonne mit 100 m Auflösung vom SUNRISE-Ballon-Teleskop aus beobachtet)
Der Rand der Heliosphäre ist noch verwirrender als gedacht: Neue Karten des IBEX-Satelliten zeigen, dass sich das mysteriöse „Band“, von wo besonders viele neutrale Atome ankommen, deutlich verändert hat – vermutlich eine Reaktion auf Veränderungen im Sonnenwind. Was da draußen genau passiert, ist aber weiter unklar. (NASA Release 30., SwRI Release 29.9., NASA Feature 16.8.2010)
Erneut kein Hinweis auf den „1. astrometrisch entdeckten Exoplaneten“ VB 10b
Die Zweifel waren schon letztes Jahr enorm (ISAN 100-11), und nun haben weitere astrometrische Messungen mit dem VLT gezeigt, dass da wirklich kein Signal einer Reflexbewegung des Sterns in der Himmelsebene durch einen planetaren Begleiter zu finden ist. (Lazorenko & al., Preprint 10.11.2010)
Schon wieder neue Verwirrung um CoRoT-7b, den Exoplaneten mit der unklarsten Masse: Hatte eben noch eine Analyse so gut wie gar kein Radialgeschwindigkeitssignal gefunden (ISAN 118-8), was für eine Masse von sozusagen Null bis 4 Erde spräche, so sollen es nach einer anderen Auswertung der HARPS-Spektren nun 8.5±1.5 Erdmassen sein. (Ferraz-Mello & al., Preprint 9.11.2010)
Es gibt deutlich „zu wenig“ Braune Zwerge als Begleiter sonnenähnlicher Sterne
Jedenfalls verglichen mit der Zahl von Planeten einerseits und Sternen andererseits, die man in ihrer Nachbarschaft findet: Das hat auch die jüngste Suche mit den Spektrographen CORALIE und HARPS wieder bestätigt, trotz der Entdeckung von 9 neuen Braunzwerg-Begleitern. Höchstens 0.6% der ‚Sonnen‘ haben einen, gegenüber 7% mit Planeten und 13% mit Zweitstern – und warum das so ist, weiß man nach wie vor nicht. (Sahlmann & al., Preprint 29.9.2010)
Mira B ist ein Weißer Zwerg, verraten Helligkeitsoszillationen des Begleiters des prototypischen Veränderlichen: Er akkretiert langsam Materie (was zu nur wenig Röngenemission führt) und sollte alle paar Jahrmillionen zu einer Nova-Explosion bereit sein. (Sokoloski & Bildsten, Preprint 13.9.2010. Auch ein Paper zur verwirrenden Natur der Nova Aquilae 1919)
Die historische Lichtkurve von Eta Carinae verlief anders
als bisher gedacht, legen neu entdeckte Beobachtungen aus dem 19. Jh. nahe: Demnach hat sich dieser Luminous Blue Variable mehrfach wie ein „Supernova Impostor“ aufgeführt. Die Aufhellungen 1838 und 1843 fielen dabei mit den Periastron-Durchgängen des Binärsystems zusammen, die große von 1844 aber nicht, die Eruption von 1890 wieder doch – alle Variationen mit demselben Mechanismus zu erklären, dürfte schwierig sein. (Smith & Frew, Preprint 20.10.2010.)
SN 1961V war doch eine echte Supernova, wenn auch eine seltsame, und nicht nur ein Ausbruch eines Luminous Blue Variable – der danach weiter vorhanden sein würde. Spitzer-Beobachtungen zeigen eine zu erwartende IR-Quelle aber nicht: Hier ist scheint’s doch ein massereicher Stern explodiert. (Kochanek & al., Preprint 18.10.2010)
Pulsar-Masse mittels Shapiro-Delay zu 1.97±0.4 Sonnenmassen bestimmt
Überraschend hoch ist die erste Massenbestimmung eines Pulsars mit Hilfe eines lange vorgeschlagenen und nun endlich messbaren Effekts ausgefallen: Die Signale eines der beiden Pulsare des Paars J1614-2230 werden dank der Allgemeinen Relativitätstheorie verzögert, wenn sie dicht am anderen vorbei laufen – der zwei Sonnenmassen haben muss, um den überraschend starken Delay zu erklären. Damit scheiden ein Großteil exotischer Modelle zum Innenleben von Neutronensternen (über Neutronen und Protonen hinaus) aus, die mit den ‚klassischen‘ Werten um 1.4 Sonnenmassen noch verträglich gewesen wären. Der neue Wert – ohne Annahmen über die Gültigkeit der ART hinaus ermittelt – ist 20% größer und zugleich der präziseste je ermittelte: Für so manchen anderen Neutronenstern mögen die 2 Sonnenmassen auch gelten. (Demorest & al., Nature 467 [28.10.2010] 1081-3, auch Miller, ibid. 1057-8; NRAO Release 27., ASTRON Release, BdW 28., Welt der Physik 29., Physics World 30.10.2010)
Besitzen Pulsare im Inneren ein viel stärkeres Magnetfeld als außen zu sehen und sind sie damit allesamt verkappte Magnetare? Das ist eine Interpretation von Röntgen- und Gammastrahlungsausbrüchen von SGR 0418+5729, der einerseits die Energie für so was hat, dessen Rotation sich andererseits aber nicht besonders schnell verringert, wofür ein starkes Feld sorgen würde. (Rea & al., Science 330 [12.11.2010] 944-6; Chandra, ESA Releases 14.10.2010)
Wieder ein neues Bild von der Spiralstruktur der Milchstraße
ist aus 870 Quellen molekularer CS-Emission ermittelt worden, bei denen es sich um kompakte H-II-Regionen handeln dürfte: Es ist „überhaupt nicht kompatibel mit einer sich ordentlich benehmenden Spirale“, mit quadratartigen Sternorbits nahe der 4:1-Resonanz (4 Epizykel-Oszillationen während eines galaktischen Umlaufs), mit einer der „Ecken“ nur 1 kpc von der Sonne entfernt. Was das alles bedeutet: Keine Ahnung. (Lépine & al., Preprint 8.10.2010; arXiv Blog 13., Universe Today 14.10.2010)
Die Andromeda-Galaxie könnte das Produkt einer Galaxienverschmelzung sein, als vor 9 bis 5 Mrd. Jahren zwei Sternsysteme im Massenverhältnis 3:1 fusionierten: Das würde – jedenfalls nach einer Simulationsrechnung – zahlreiche Eigenschaften dieses Nachbarn der Milchstraße erklären, für die man bislang eine Serie kleinerer Verschmelzungen annahm. (Hammer & al., Preprint 21.10.2010. Auch Papers zu den Magellanschen Wolken als Nebenprodukt dieser Fusion – und zum ersten Methanol-Maser in M 31, mit dem sich endlich die Eigenbewegung der Galaxie in der Himmelsebene messen lassen sollte)
Keinerlei Periodizität in der Verteilung der Rotverschiebungen
von Quasaren hat eine Analyse von rund 85’000 Exemplaren aus zwei großen Himmelsdurchmusterungen ergeben: Die in den 1980-er Jahren für Aufsehen sorgenden Behauptungen, die kosmischen Rotverschiebungen seien irgendwie „gequantelt“ (und damit die gesamte Kosmologie kaputt), sind wohl endgültig vom Tisch. (Repin & al., Preprint 2.11.2010)
Die ersten Quasare heizten den Kosmos auf und störten so 500 Mio. Jahre lang – von vor 11.7 bis 11.3 Mrd. Jahren – die Bildung weiterer Galaxien, indem sie (nach der großen Reionsation des Wasserstoffs) Helium ionisierten und Gas am Kollabieren hinderten: Das legen Messungen des neuen Hubble-Spektrographen COS nahe. Nachdem alles Helium reionisiert war, konnte sich der Kosmos wieder abkühlen, und alles ging einen ruhigeren Gang. (STScI Release 7.10.2010)
Teilchenbeschleunigung auf Mpc-Skalen in einem verschmelzenden Galaxienhaufen
dokumentiert ein schmales bogenförmiges „radio relic“ mit extrem organisiertem Magnetfeld, das mit mehreren Radiointerferometern untersucht wurde: Alle Eigenschaften deuten auf Elektronen hin, die in großräumigen Schocks auf hohe Energien beschleunigt wurden. Dieselben Prozesse müssten Protonen bis auf 10^19 eV bringen können, viel mehr als Supernovareste schaffen. (van Weeren & al., Science 330 [15.10.2010] 347-9; PM der Jacobs University Bremen 30.9.2010)
Die Korrelation der Kosmischen Strahlung höchster Energie mit extragalaktischen Quellen, die frühe Ergebnisse des Pierre Auger Observatory in Argentinien angedeutet hatten, wird immer schlechter („Die Korrelation …“), je mehr Daten zusammen kommen, statt 70% passen nur noch 40% der UHECR-Teilchen zu Aktiven Galaktischen Kernen. Einen gewissen Exzess gibt es immerhin in Richtung der nahen Radiogalaxie Centaurus A. (Abreu & al., Preprint 29.9.2010. Auch Artikel zum Leben am PAO und der schwindenden Korrelation und Papers zu ersten Ergebnissen des Telescope Array Experiments, das keine Korrelationen sieht, und den Endergebnissen von Fly’s Eye HiRes)
Auch keine signifikante Korrelation von UHECRs und Neutrinos, die IceCube am Südpol misst, hat sich bislang eingestellt: Zwar gibt es einen Exzess von Neutrinos aus den Richtungen, aus denen UHECR-Teilchen gekommen waren, aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% ist das Zufall – Teilchenphysiker verlangen da erheblich mehr als solch einen 2.3-Sigma-Effekt. Das Eis-Observatorium hatte aber erst einen Bruchteil der Detektorketten, und die Statistik pro oder kontra Korrelation wird bald besser. (Lauer et al., Preprint 4.11.2010. Auch ein Interview mit IceCube-Überwinterern – und ein Paper zu den ersten Ergebnissen von LUNASKA, das den Mond als Cherekov-Detektor einsetzt und speziell Richtung Cen A schaute, wo es – s.o. – eine UHECR-Häufung zu geben scheint, sowie ein NRAO Press Release zu einem Nullresultat bei ähnlichen Versuchen mit dem EVLA) NACHTRAG: noch ein IceCube-Artikel, mit Dunkelmaterie-Spekulation – und ein Deutscher bloggt vor Ort, jedenfalls sporadisch.
5. Dezember 2010 um 18:43 |
[…] Boorong in Victoria taten es jedenfalls: Zum ersten Mal ist damit das Himmelsphänomen des 19. Jh. („Die historische Lichtkurve …“) in einer indigenen Tradition nachgewiesen worden […]
23. Dezember 2010 um 23:29 |
[…] National Science Foundation. Bereits seit 2005 hat der noch unfertige IceCube Daten gesammelt und allerlei Nullresultate („Auch keine …“) eingefahren – darunter das beste Limit zu Teilchen der […]