Viele Unwägbarkeiten vor 1. Kometenlandung

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Witzeleien sind kaum vermeidbar, seit bekannt wurde, dass der Lander Philae des Kometenorbiters Rosetta ausgerechnet am 11.11.2014 auf den Kern von Churyumov-Gerasimenko abgesetzt werden soll: Eines der drei verantwortlichen Kontrollzentren befindet sich nämlich just in Köln, im MUSC des DLR. Und ein wenig jeck ist das ganze Unterfangen ohnehin schon, weiß man doch eigentlich herzlich wenig – über die Beschaffenheit der Kernoberfläche sowie aber auch über die Befindlichkeit von Philae in den kritischen Stunden, jedenfalls derzeit noch. Das war am Rande des Tages der Luft- und Raumfahrt heute von mehreren Betreuern Philaes zu erfahren, als die deutsche Heimat des Landers zum letzten Mal vor dem Ereignis der breiten Öffentlichkeit zugänglich war: Die Bilder zeigen das elektrische Bodenmodell Philaes (einige mechanische Komponenten fehlen, sonst ist es mit dem Flugmodell identisch) in einem Gestell, ein ge-AutoStitch-tes Panorama des Kontrollraums und ein Modell des Landers auf einer ausnehmend landefreundlichen Kometenlandschaft platziert, nebst einer wissbegierigen Kinderschar.

Wie Philae – huckepack auf dem viel größeren Orbiter sitzend – die zehnjährige Reise bisher bekommen ist, wird sich erst im kommenden Frühjahr erweisen: Zwar soll Rosetta am 20. Januar 2014 aus seinem langen „Winterschlaf“ erwachen, aber erst im März oder April wird nach dem aktuellen Zeitplan mit Tests an Philae begonnen. Wichtig ist vor allem der Zustand jener der beiden Batterien, die während des Abstiegs für den Strom sorgt: Von ihrem Ladezustand und ihrer Kapazität hängt ab, ob sich Philae während des ballistischen Abstiegs zum Kometenkern und dem Aufsetzen überhaupt melden kann. Selbst im Idealfall dürfte man dabei nur auf erheblich weniger Telemetrie hoffen als zuletzt bei den drei amerikanischen Marslandungen 2004 und 2012 praktisch in Echtzeit (plus Signallaufzeit natürlich) zur Verfügung stand. Sieht es mit der Batterie schlecht aus, gibt es unter Umständen auch nach der Landung weiter Funkstille, und es werden erst einmal einige Daten gesammelt, bis eine Meldung erfolgt. Egal was und wann: Es wird rund eine Stunde dauern, bis Nachrichten die Erde erreichen, nicht nur wegen 38 Minuten Signalzeit aus 3.5 au Entfernung sondern auch allerlei Umwegen der Datenpakete bis zu den Kontrollzentren.

Voraussichtlich derer drei werden eine Rolle spielen: Das ESOC in Darmstadt, von wo aus Rosetta selbst gesteuert wird, natürlich (dort wird auch der Philae-Chef sein sowie dem Vernehmen nach alle Medienarbeit stattfinden), der Kontrollraum in Köln, wo man sich v.a. die Landertechnik kümmert (wobei der Abstieg selbst natürlich voll automatisch ablaufen muss) – und ein vergleichbarer in Toulouse, wo die meisten Wissenschaftler der Philiae-Instrumente sitzen werden. Nach dem Abwurf Philaes muss sich Rosetta erst langsam umdrehen, um seine Antenne auf den Lander auszurichten: Bilder des entschwindenden Begleiters aber auch von eventuellen Effekten seiner Landung sind kaum zu erwarten. Philae allerdings soll kurz nach der Abtrennung Rosetta fotografieren, sogar in Stereo, was dann später gesendet wird. Wenn der Lander denn ordentlich auf der Kernoberfläche zum Stehen gekommen ist (und seine Solarzellen dann eine zweite Batterie aufladen, für bis zu 3 Monate Operationen) – und nicht etwa in extrem porösem Material spurlos verschwunden ist, was manche Kometenforscher durchaus befürchten. Die Stunde der Wahrheit rückt unerbittlich näher: Wie dem Display im Kölner Kontrollraum zu entnehmen ist, sinkt der Abstand Rosetta – Komet z.Z. ziemlich genau jede Sekunde um einen Kilometer. Heute waren es noch 17 Millionen …

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Eine Antwort to “Viele Unwägbarkeiten vor 1. Kometenlandung”

  1. DLR/ESA-TdLR im Rausch der Philae-Landung(en) | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] das LCC vor zwei Jahren die Türen öffnete, lag die Kometenlandung noch in weiter Ferne – heute werden auf einem Modell des Kerns die […]

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