Vor 50 Jahren und zwei Tagen begann die Mission Apollo 11 (die damalige Live-Sendung von CBS, mit dem Lift-Off bei 3:27 … und dem ersten und ziemlich kuriosen Commercial danach bei 3:45), und in zwei Tagen jähren sich die Landung und dann der Ausstieg in der Nacht 20./21. Juli 1969. Wie bereits im Zusammenhang mit der neuen Kino-Doku „Apollo 11“ erwähnt, waren an Kameras für bewegte Bilder nur zwei 16-mm-Filmkameras, eine Schwarzweiß-TV-Kamera mit nur 10 Bildern pro Sekunde („slow scan“) für ein Live-Bild von der Mondoberfläche und eine Farb-TV-Kamera an Bord, für deren Benutzung die Telemetrie-Bandbreite aber nur unterwegs zum Mond ausreichte (das gesammelte Film-Material mehrerer Kameras).
In der Landefähre Eagle waren nur eine der 16-mm-Kameras (die die Landung aus einem Fenster – auch parallel mit einem DTM vom LRO geschnitten – und dann im Zeitraffer die EVA) und die schwarzweiße Videokamera, die ohne Unterbrechung übertrug: Diesem Videomaterial kommt daher eine überragende historische Bedeutung zu. Und dabei gibt es ein Problem: Weil die 10 Bilder pro Sekunde und auch geringere Zeilenzahl nicht mit dem amerikanischen Fernseh-Standard kompatibel waren, musste das Signal per Scan-Konvertierung umgewandelt werden – und das wurde durch Aufnahme von Slow-Scan-Monitoren mit TV-Kameras „gelöst“.
Es ist dieses konvertierte Material, das die Basis aller existierenden Aufzeichnungen der Apollo-11-EVA bildet wie dieser von der NASA restaurierten Fassung. Mit heutiger Technik wäre es kein Problem, aus den Original-Slow-Scan-Videos das Beste heraus zu holen – doch trotz aufwändiger Suche war nicht ein einziges Original-Magnetband auffindbar, der Wert dieses Materials für zukünftige Generationen war schlicht nicht erkannt worden. Zwar behauptet die NASA heute (auch im Zusammenhang mit zur Auktion stehenden angeblich einmaligen Videobändern; Artikel hier, hier und hier), es sei doch alles lückenlos in Form der konvertierten Videos im Archiv.
Doch wieviel bei der Scan-Konvertierung and Dynamik und Detail verloren ging, wird erst deutlich, wenn man das bekannte Video mit den wenigen Fragmenten der Original-Übertragung vergleicht, die es gibt – zwar keine Sekunde Original-Slow-Scan-Signal, aber Fotos und diesen Super-8-Film, die von Slow-Scan-Monitoren abfotografiert oder -gefilmt wurden. Wie auf umfangreichen australischen Webseiten dokumentiert, gab es derer mehrere: an der Honeysuckle Creek Tracking Station bei Canberra (der kuriose Name geht auf Geißblattgewächse zurück), in einem Fernsehzentrum in Sydney (Foto unten), wo außer deren Signalen – bereits konvertiert – auch das direkte Slow-Scan-Signal des Radioteleskops von Parkes einlief, und an der NASA-Bodenstation im kalifornischen Goldstone.
Die drei Honeysuckle-Fotos ganz oben zeigen Slow-Scan-Screenshots aus Honeysuckle Creek mit Armstrong neben der Eagle in den Minuten nach seinem Ausstieg (wobei die Zeitangaben z.T. inkorrekt sind, wie der Vergleich mit dem durchlaufenden NASA-Video und dem super-detaillierten Apollo 11 Lunar Surface Journal – auch eine deutsche Version – erkennen lässt), das Parkes/Sydney-Foto darunter später Armstrong und Aldrin zusammen, von denen es kein gemeinsames Foto auf dem Mond gibt. Rund um den TV-Aspekt der Apollo 11-EVA (für deren globales TV-Erlebnis erst Goldstone, dann – in Australien früher als im Rest der West – Honeysuckle und ab etwa Minute 9 bis zum Schluss Parkes sorgten) Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und sogar ein Comic. Und aus der Flut des Apollo-11-Materials im Web auch noch interessant:
- Das „Live“-Erlebnis Apollo 11 und v.a. der Landung vermitteln abseits der oben diskutierten Original-Aufzeichnungen zum einen der Klassiker „First Men on the Moon“ rund um die Landung mit dem O-Ton aus dem Flight Director’s Loop und zum anderen die noch viel umfassendere Rekonstruktion „Apollo 11 in Real Time (wo die gesamte Mission abdeckt wird, mit dieser Tage der Möglichkeit, mal eben ‚live‘ hinein zu springen), die u.a. hier, hier und hier gefeiert wird … und schnell süchtig machen soll. Und für die ganz Harten: eine Simulation des Apollo Guidance Computer in Javascript.
- Geschichte und technische Details: Mondforschung vor Apollo, die Debatte im Weißen Haus nach Gagarin, ein Brief von von Braun vom 29. April 1961 (Auszug), die Rede Kennedys vom 25. Mai 1961, mit der es dann begann, wie später beinahe die Sowjetunion dabei war (und wie diese von der CIA überwacht wurde und dann den ‚Wettlauf‘ am Ende klar verlor), der Verlauf des ‚Rennens‘ in Statistik, ausgesuchte 20 Personen, die Apollo möglich machten, die Kosten des Programms (mehr) – und das kleine ‚Rennen‘ mit Luna 15 ganz am Schluss. Ferner die Startrampe heute (von Sentinel gesehen), was technisch nötig war (mehr), die Saturn V und ihre F1-Triebwerk, alle Konsolen, die Probleme der Landung, das Abort Guidance System, die Nähte der Raumanzüge, die Eagle aus LRO-Sicht (mehr und mehr), die Still-Kameras an Bord, die Herausforderungen der Fotografie, ein Video dazu – und alle Bilder in voller Auflösung.
- Personen und Erinnerungen: der dritte Mann Michael Collins (mehr und mehr), der zweite Mann Buzz Aldrin (mehr und warum er zweiter war), andere Interviews und Auftritte, was der Capcom Charlie Duke noch alles weiß, Gedanken anderer Astronauten und Beteiligter (noch mehr), die unbekannten Stars George Low, Poppy Northcutt, Bob Sieck, Joann Morgan (mehr) und Ingenieure aus Argentinien, wie die Mission live im deutschen Radio klang, ikonische Bilder und Erinnerungen von Wissenschaftlern, diversen Zeitgenossen und anderen.
- Das Vermächtnis: Mondsteine in Australien, die Laser-Reflektoren (mehr), eine Podiums-Diskussion letzte Nacht, eine Doku von 1979 und ein aktueller DLR-Artikel zum wissenschaftlichen Ertrag (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), das gesammelte Gestein, das Sonnenwind-Experiment (mehr, mehr und mehr), eine Karte aller Landestellen, große Panoramen der Landestellen, eine Aufstellung aller EVAs, wie Apollo die Welt verändert hat und die US-Wirtschaft beeinflusste, allerlei Spin-Off-Technologie, die Wirkung auf die Pop-Kultur, Verschwörungstheorien schon vor dem Internet, wie sie entstehen und bleiben, warum Russland sie verneint, ein paar Gegenargumente hier, hier, hier und hier, der Direkt-Empfang in Bochum vom Mond (mehr), die teleskopische Beobachtung und andere direkte Belege für Apollo 11 – und ein Jux-Video.
- Ausstellungen zum Jahrestag wurden bereits drei allein in NRW hier erwähnt und die westfälische Wanderaustellung hier ausgiebig vorgestellt, dito eine in Nürnberg. Inzwischen wurde auch die Ausstellung in Paderborn eröffnet (eine PM, ein paar Bilder und Artikel hier, hier und hier) und es gibt welche in Raisting, Peenemünde und Lennestadt. Auch was auf dem Mond zurück blieb (mehr, mehr, mehr und mehr) und die Konservierung von Armstrongs Raumanzug (und alle drei nebeneinander). Sowie eine globale Tabelle von Events zum Jubiläum, das auf jede Menge Weisen begangen werden kann – und sei es mit Bildungs-Projekten für alle.
Das komplette Sonderheft von LIFE und Artikel aus dem „New Yorker“ von damals, Sonderseiten z.B. von der NASA, dem DLR, dem NASM, den Zeitschriften Air & Space und Astronomy, dem DLF und der Österreichischen Mediathek, Press Releases von NASA, IAU, ESA, MPG (3 Stück), JPL, Univ. of AZ, U. Mich., OSU, UMD, UCSB, DLR (auch eine Art Dia-Schau), FU Berlin und Uni Bern, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und von einer Serie des DLF die Missions-Tage null, eins, zwei, drei und vier. NACHTRÄGE: und fünf, sechs, sieben, acht und neun, weitere Pressemitteilungen von der ESA in Englisch, Deutsch und Spanisch, der NSF, Harvard und ANU, ein Google Doodle, ein Posting von Schott, ein Essay von Michael Collins, ein Video-Clip über Honeysuckle Creek, ein 2½-Stunden-NASA-Event, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein Podcast.
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