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16. November

plutoachsen

Zwergen-Dynamik: Plutos Rotationsachse wanderte um 60°

Gleich zwei Papers – auch Press Releases hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – sind zu dem Schluss gekommen, dass sich der Pluto-Körper um rund 60° gegenüber der Achse Pluto-Charon verdreht hat. Während sich das große Impaktbecken Sputnik Planitia durch atmosphärische Austauschzyklen immer mehr mit flüchtigem (v.a. Stickstoff-)Eis füllt, ein Prozess, der noch andauert, verändert sich der Trägheitstensor erheblich. ‚True polar wander‘ hat dann dafür gesorgt, dass sich diese Massenansammlung zur Achse zwischen beiden Körpern hin verschob: Die Sputnik Planitia liegt jetzt Charon exakt gegenüber. TPW ist im Sonnensystem gang und gäbe und ist z.B. dafür verantwortlich, dass die Tharsis-Vulkane des Mars am Äquator und das Aitken-Becken des Mondes am Pol gelandet sind. Der Massenüberschuss in Plutos Sputnik Planitia ist derweil so groß, dass all die Stickstoff-Füllung des Beckens allein nicht ausreicht: Die Annahme eines Ozeans darunter mit Ausbuchtung Richtung Oberfläche liegt nahe – und solch kalte Untergrundmeere, vermutlich aus Wasser mit Ammoniak als Antifreeze, könnten im Kuipergürtel verbreitet sein. Und im Rahmen der großen Pluto-Drehung zu erwartende Brüche in der Oberfläche passen zu dem Muster, das New Horizons tatsächlich vorgefunden hat.

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Am anderen „Ende“ des Sonnensystems ist derweil ein großes Tal auf dem Merkur entdeckt worden: entstanden vermutlich durch eine Aufbucklung der Kruste infolge der schon länger bekannten Kontraktion des Planetenkörpers. Auch neue Erkenntnisse zu Bildung der ‚Hollows‘ auf Merkur und erdähnlichen Turbulenz-Eigenschaften der Mars-Atmosphäre, eine Notiz an Amateurastronomen zur Juno-Mission, die verrät, dass der Jupiter-Orbiter noch bis mindestens Sommer 2017 auf der 53-Tages-Bahn bleiben wird, die erfolgreichen Messungen des Dark-Matter-Satelliten Chinas, die erfolgreiche Erprobung der Düsen des LISA Pathfinder aus den USA, der ungewöhnliche Ursprung von Elektronen hoher Energie bei der Erde aus THEMIS-Messungen – und die Fertigstellung des Satelliten GRACE-Follow On zur Vermessung der Erd-Gravitation.

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Der neueste Erdbeobachtungssatellit BlackSky Pathfinder-1 hat seine ersten Bilder geliefert, hier von Bergen bei Kandahar in Afghanistan. Auch die 11. Messkampagne der K2-Mission des Kepler-Satelliten, der Koronograph für WFIRST, die baldige Rückkehr der Crew von Tiangong-1, die immer noch bloggt, der Rollout von Soyuz MS-03 für den Start am 18.11. (Video und mehr) zur ISS, deren Besatzung bald schrumpft und auf der der Kontur-2-Joystick erprobt wurde, Vorab-Infos zur Tagiung des ESA-Ministerrats am 1.-2. 12. (auch eine Einladung und ein Interview mit dem DG) – und der Fall einer chinesischen Raketenstufe auf Myanmar: weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier und ein sachdienlicher Tweet dazu. [21:55 MEZ – Ende]


15. November

Expedition 50 Supermoon

Expedition 50 Supermoon

Expedition 50 Supermoon

Das war der Supderdupermond von 2016 – und was war?

Gravierende Missverständnisse über ein völlig unsichtbares Alleinstellungsmerkmal, zuweilen übertriebene Erwartungen an die Größe des Mondes am Himmel und Verwirrung über die besten Zeiten zum Gucken – aber auch Scharen ansonsten astronomisch Unberührter, die in der Nacht(!) im November(!!) vor die Türen traten und sich, so ein Querlesen unzähliger Tweets und anderer Web-Wortmeldungen, überwiegend an dem Anblick des Perigäumsvollmonds erfreuten, zum Teil spektakuläre Bilder schossen (die es sonst nie gegeben hätte) und bei der Gelegenheit vielleicht auch ein Bisschen über das Universum nachdachten: Das ist die Bilanz des jüngsten Rummels. Das größte Ärgernis war das absurde Konzentrieren praktisch aller ‚Werbung‘ dafür auf die vermeintliche Bedeutung der – unbestrittenen – Tatsache, dass sich zwischen 1948 und 2034 kein erdnäherer Vollmond ereignet: Dass es aber jedes Jahr mindestens drei de facto ununterscheidbar nahe Vollmonde nahe des Perigäums gibt (und diesen Dezember gleich den nächsten) und dass sich die jährlichen Extrema über die Jahrzehnte nur marginal verändern und erst recht nicht zu unterscheiden sind, fiel regelmäßig unter den Tisch.

Besonders krass macht den Seltenheits-Fehler z.B. diese NASA-‚Empfehlung‘ für die laufende Nacht: „Try again tonight because we won’t see another moon like this until 2034“ – doch, werden wir, mit „einem Mond wie diesem“ (für das Auge) am 13./14. Dezember! Ob die Größe des Mondes am Himmel gefiel, hing von den Erwartungen ab (direkte ‚Beschwerden‘, er sei zu klein, gab es nur wenige), dumm hingegen war, dass oft vergessen wurde, auf die zwei gleichermaßen geeigneten Nächte 13./14. und 14./15. hinzuweisen, die aus den Vollmond- wie Perigäums-Zeitpunkten am MEZ-Tage des 14. folgten: Das deutsche Wetter in der ersten und öfters verpassten Nacht scheint vielerorts besser gewesen zu sein. Bleibt noch die Frage, wann das nächste Mal ein medialer Supermoon-Rummel entfacht werden wird: schon diesen Dezember, im Dez. 2017/Jan. 2018, wenn die nächste Supermond-Serie ins Haus steht, im Januar 2019, wenn wieder einer mit einer totalen MoFi zusammen fällt? Oben der gestern aufgehende Vollmond hinter der gerade auf die Rampe gerollten Soyuz in Baikonur, die am 18. zur ISS starten soll (die NASA-Bilder auch in dieser, dieser und dieser Sammlung sowie ein entsprechendes Bild der суперлуние von Roskosmos).

Ferner ausgewählte Bilder des Mondes dieser Tage einzelner hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Vergleich mit dem Apogäums-Mond, Bilder-Galerien hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ernst gemeinter und gewollter Unfug. [3:05 MEZ] Der Vollmond aus Australien gestern, bis auf wenige Minuten genau zum echten Zeitpunkt und kompletter beleuchtet als vorher/nachher in Europa. Plus ein TV-Bericht, ein Kommentar und ein Cartoon zur Flut der Supermonde … [4:25 MEZ] … und noch ein Artikel aus der Schweiz und eine Frontpage aus Berlin. [5:50 MEZ] Ein Aufgang im Zeitraffer, ein paar weitere Fotos hier, hier und hier, weitere Galerien hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Artikel und ein Video-Bericht. [9:45 MEZ] Noch mehr Fotos hier, hier, hier, hier und hier, noch viel mehr Galerien hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Galerie-Video und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. [11:15 MEZ. NACHTRÄGE: der Baikonur-Mond im Zeitraffer, auch welche mit Tele aus Oz und aus LA und ein Video aus Nahost, weitere Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, Galerien hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

koronen

Vor 50 Jahren wurde die erste Sonnenkorona „richtig“ aufgenommen im Sinne des Einsatzes eines Radialgradienten-Filters, der die helle innere Korona stärker dämpft als die schwächere äußere, so dass die Magnetfeldstruktur der Sonne klarer hervor tritt: hier Bilder der Newkirk White Light Coronal Camera von 1966, 1970, 1980 und 1981, die das National Center for Atmospheric Research bis 1994 auf Expeditionen mitgeschleppt hatte (und direkt neben der dieser Blogger 1988 die SoFi auf den Philippinen beobachtete). Auch die Ankündigung einer SoFi-Session auf einer großen US-Astro-Tagung, die Sgr-Nova aus Oz, eine Kunstausstellung beim 6-Meter-Teleskop in Russland – und ein übler Teleskop-Raub in Kanada. [2:30 MEZ]


14. November

oops

Der erste deutsche „Supermond“ (von zwei) ist Geschichte

Denn bereits vor einer Stunde stand der leidlich volle Perigäums-Mond Deutschland am nächsten: Jetzt entfernt er sich wieder, um kurz nach Mitternacht am Dienstag um 0:25 MEZ noch einmal „Deutschnähe“ zu erreichen, dann mit 351’555 km (von 10°O 50°N zum Mondzentrum) 9 1/2 Stunden nach der exakten Vollphase noch einen Tick näher. Ist also alles nicht so einfach mit der Mondbahn – und schon gar nicht mit der angeblichen Astro-Sensation, dass der erdnächste Vollmond seit 1948 bevor stehe und das was ‚Großes‘ sei: Der Unterschied (bzgl. des Erdmittelpunkts) beträgt sagenhafte 0.008 Prozent.

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Diese Grafik von Jürgen Gliesen macht überdies klar, dass jeweils mehrere Monde nacheinander jedes Jahr ähnlich erdnah sind (und für das Auge alle gleich aussehen – und ein bisschen größer als im Apogäum; dieses historische Paper wundert sich, warum der Effekt nie benutzt wurde), während sich die Perigäums-Vollmonde über die Jahre nur wenig voneinander unterscheiden: Zu all dem drei sehr ausführliche Artikel dieses Bloggers hier, hier und hier, Press Releases hier, hier und hier, eine Pressemitteilung, NASA-Videos hier, hier und hier und jede Menge (nicht im ersten genannten Artikel verlinkte) Artikel anderer – mehr oder weniger korrekt – hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier>, hier, hier und hier.

supie

Der aufgehende Fast-Vollmond gestern Abend über dem Syr Darya in Baikonur (vom NASA-Chef-Fotografen, der auf den nächsten Soyuz-Start zur ISS wartet): auch eine alternative Komposition von dort und weitere Aufnahmen von gestern hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein Foto-Pool der NASA und Foto-Tipps hier, hier und hier. [0:45 MEZ]

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Supermond mit Superzoom bei Superwetter über dem Garten dieses Bloggers gegen 2:00 MEZ (bis auf Verkleinern und leichtes Schärfen unbearbeitet) – auch weitere frisch eingelaufene Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, eine Bilder-Sammlung und die Aufzeichnung einer Live-Sendung in dieser Stunde zum „Mega Beaver Moon“ … [2:55 MEZ] Berichte über frühere Sichtungen des Peri/Apogäums-Effekts, ein Vergleich heute/Juni und weitere Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [4:55 MEZ] Vollmond-Aufgänge im Phoenix Valley in Arizona, über LA aus einem Hubschrauber und anderswo in Kalifornien und den USA, eine vom Mond verursachte Glorie in den Alpen, wie er ein Tal in Pakistan erhellte und sein Untergang in Indien. [6:00 MEZ]

Ein ISS-Transit über dem Vollmond aus Berlin – und der Aufgang über DC, New York und San Francisco. [8:10 MEZ] Einer der Blog-Artikel hat in Malaysia ein Echo gefunden und ein anderer zu einer Anfrage aus der Schweiz, die zu einem langen Telefon-Interview und dann diesem flotten Artikel führte. Auch Agentur-Bilder-Galerien hier, hier und hier sowie einem Video daraus – und schöne weitere Bilder hier und hier. [10:55 MEZ] Artikel über weltweite Reaktionen hier (mit einem Foto dieses Bloggers und einem Video-Clip), hier und hier. [12:55 MEZ] Eine Aufnahme von den Philippinen kurz vor dem Vollmond-Zeitpunkt, eine weitere Galerie und ein Video mit Flugzeug. [14:25 MEZ]

6 Antworten to “Live-Blog zum „Super“-Vollmond-Trubel & mehr”

  1. Supermond mit Superzoom bei Superwetter | Daniels Dies & Das Says:

    […] „Superduper-Mond“ 2016 an brillantem Nach-Mitternachts-Himmel roh (Original-Auflösung), kontrastverstärkt und der 1/2 […]

  2. Uwe Lemmer Says:

    Und wieder ist es der Erdschatten, der die Mondphasen verursacht…
    Hier das Remake eines Klassikers unter den Falschdarstellungen. Diesmal aus Stuttgart:
    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kinderwissen-der-mond-rueckt-uns-auf-die-pelle.d7f2da3d-831b-4577-9c9c-7c5ce3634772.html

  3. Allgemeines Live-Blog ab dem 14. Dezember | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Grad relativ zu ihren Rotationsachsen, wenn Massenkonzentrationen oder Senken entstehen – auch dem Pluto ist das widerfahren. Ferner die Kometen 45P gestern mit dem Beginn eines Schweifs und C/2016 U! […]

  4. AKM e.V.: Hier wohnt der Rest des Universums | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Schmidt diskutierte die Mathematik des „Supermonds“ von 2016 (s.a. hier, hier und hier und insbesondere die Frage, wann eigentlich der Vollmond am hellsten ist: Dabei dominiert […]

  5. Allgemeines Live-Blog ab dem 21. November | Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] und hier aufgelistet sind. Was es bei Perigäumsmonden zu sehen gibt und was nicht, wurde schon beim letzten Mal im Nov. 2015 ausgiebig diskutiert, ein paar aktuelle Artikel – die meist nicht klar genug machen, dass der […]

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