Kepler lässt keinen Zweifel: je kleiner ein Planet, desto mehr gibt’s davon in der Milchstraße

Dieses Diagramm, das vor einer knappen Stunde auf einer Pressekonferenz auf der 218. AAS-Tagung in Boston von Geoff Marcy präsentiert wurde [NACHTRAG: eine Aufzeichnung], zeigt zum ersten Mal ohne Auswahleffekte, wie häufig Planeten unterschiedlicher Größe in der Umgebung der Sonne sind: Die Entdeckungen des Kepler-Satelliten wurden dazu akribisch korrigiert, um die Entdeckungswahrscheinlichkeit zu berücksichtigen. „Supererden“ mit dem doppelten Erddurchmesser (darunter wird’s dann doch etwas unscharf) sind damit 10-mal so häufig wie Neptune (die die tatsächlichen Kepler-Entdeckungen dominieren), welche wiederum 10-mal so häufig wie Jupiters sind. Zu anderen interessanten Kepler-Trends gehört, dass jeder dritte der 1235 bisher bekannt gegebenen Kandidaten zu einem Mehrfachsystem gehört: Kepler hat derer schon 170 gefunden, viel mehr als man erwarten würde, wenn die Bahnneigungen von Planeten in einem System typischerweise so so stark von einander abweichen würden wie im Sonnensystem (bis zu 7°). Die Kepler-Systeme haben alle ihre Planeten innerhalb von 1°, sonst würden gar nicht 2 oder mehr von ihnen Transits vollführen.

Es fällt auf, dass es in den Kepler-Planetensystemen keine Heißen Jupiters gibt: Offenbar bringen massereiche Planeten die Ordnung gerne durcheinander, während sich Systeme mit nur masseärmeren Planeten friedlicher entwickeln und so flach bleiben wie sie einst entstanden sind. Dutzende Male hat Kepler inzwischen auch gegenseitige Bahnstörungen von Planeten in einem System gesehen, die sich als Transit Timing Variations bemerkbar machen und die Massen der Planeten und damit wiederum ihre Dichten liefern. Und im System Kepler-10 (siehe ISAN 128-9) ist nun auch die Existenz eines zweiten Planeten (10c) zweifelsfrei erwiesen, der sich nur durch Transits aber keinen messbaren Radialgeschwindigkeits-Effekt bemerkbar macht: Mit der BLENDER-Software wurden alle erdenklichen Doppelsternsysteme im Hintergrund durchgespielt, die Transits durch 10c vorgaukeln könnten, 10^15 Rechnungen – und die Wahrscheinlichkeit beträgt nur 1:60’000, dass so eine Täuschung vorliegt. Die Kepler-Missíon geht derweil immer weiter: Schon über 5.5 Milliarden einzelnen Helligkeitsmessungen an den 160’000 überwachten Sternen sind im Kasten und allein seit diesem Februar 66 wissenschaftliche Arbeiten erschienen. NACHTRAG: ein Paper zu Kepler-10c.

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Eine Antwort to “Kepler lässt keinen Zweifel: je kleiner ein Planet, desto mehr gibt’s davon in der Milchstraße”

  1. Exoplaneten @ AG: CoRoT hat was zu bieten! « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] bereits die Exo-Super-Erden die Führung übernehmen würden (ein Trend, den man auch im Kepler-Team sieht) – und am Ende der Mission die meisten Exoplaneten “andere Erden” sein […]

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