Burst or Bust? Live-Blog zu den Draconiden 2011

Für „heiße“ Informationen / Sources for hot information

@IMOMeteors International Meteor Organization Twitter feed
Real Time Flux Display ‚live‘ aus Video-Daten ‚live‘ from video data
Visual Data Quicklook aus visuellen Daten (Stunden später) from visual data (hours later)
MeteorScan live aus Radio-Echos live from radio echos
Draconids MAC Flugzeug-Kampagne Aircraft campaign

Der Peak der Draconiden in drei Kurven, jeweils von 18:00 MESZ am 8. bis 2:00 MESZ am 9. Oktober: oben basierend auf 4997 visuellen Draconiden (y-Ticks in 50-er Schritten; maximale ZHR jetzt: 321), in der Mitte aus weltweiten Radioecho-Daten (ob der Vor-Peak gegen 20:20 MESZ real ist?) und unten aus Video-Daten (X-Achse in UTC). Es ist noch ein weiterer dramatischer visueller Bericht aus Portugal eingetroffen (mit bis zu 7 Draconiden pro Minute), einer aus der Türkei (geht so; mehr) und einer aus Indien (kein einziger Draconid; Ursache unklar [NACHTRAG: Die waren zu früh nach Hause gegangen …]) – und es geistern immer neue falsche Draconiden durch’s Web … [23:25 MESZ am 12. Oktober – Ende]

Schöne Video-Clips von Persistent Trains nach hellen Draconiden

sind auf La Palma eingefangen worden: Man sieht jeweils den Meteor und dann die rötlich glimmend verblassende und vom Winde zersauste Nachleuchtspur, die eine chemische Reaktion am Leben erhält. Beeindruckend auch eine Montage von 16 Draconiden, die immer dieselbe Canon EOS 450D mit EF 2.0/35mm bei 800 ISO im schon mehrmals erwähnten Dunkelsdorf einfing (und auch von hier ein Persistent-Train-Clip), außerdem ein Foto aus Schweden (groß anschauen; mehr), Bilder aus MeckPomm, ein Bericht – vermutlich – aus Spanien und ein weiterer Artikel mit Halbverdautem aus 3. Hand … [19:05 MESZ am 11. Oktober]

Der IMO-Server serviert endlich wieder, nachdem er von Hand neu gebootet wurde – unter der Draconiden-Datenmenge war er glatt in die Knie gegangen! Hier die aktuellen Video- bzw. visuellen (unten) Profile des Maximums, jeweils von 18:30 bis 1:30 MESZ. Die visuelle Analyse liefert jetzt eine maximale ZHR von 312, basierend auf 3456 Draconiden in 1060 Intervallen. Neu dabei u.a. der slowenische Wunderbeobachter Jure Atanackov, der bei Grenzgröße 5.9 mag. kurz nach 22:00 MESZ zweimal je 10 Draconiden in 2 Minuten sichtete; die Langbroek’schen Zahlen fehlen aber noch (ebenso wie gute Video-Datensätze). Der Draco2011-Skeptiker Михаил Маслов hat inzwischen seine Niederlage eingestanden und will nun neu rechnen: was wohl aus seiner Tabelle werden wird …? [11:25 MESZ]

28 Draconiden von Kamerapaar erfasst: Trail von 1900 als Verursacher des Ausbruchs erwiesen

Wie einem Eintrag auf der MAC-Seite wie auch einem detaillierten Bericht aus Dunkelsdorf bei Lübeck zu entnehmen ist, haben die Videokameras dort – durchgehend klarer Himmel mit Grenzgröße bis 6.4 mag. – und im mit Wolken kämpfenden Kühlungsborn in 91 km Entfernung in 28 Fällen denselben Draconiden erwischt: Damit lassen sich die Bahnen der Staubteilchen in der Atmosphäre und extrapoliert auch im Sonnensystem berechnen und zeigen, dass tatsächlich der im Jahre 1900 von Giacobini-Zinner abgesonderte Dusttrail für den Ausbruch gesorgt hat. (Von dessen Verlauf es leider keine aktuelle Analyse gibt: Der entsprechende IMO-Web-Rechner hat gestern den ganzen Tag nicht funktioniert.) Dem Dunkelsdorfer Bericht ist auch zu entnehmen, dass visuell zur Zeit des Maximums 3 bis 4 Draconiden pro Minute zu sehen waren: Deutlich bessere Bedingungen als etwa in Ägypten, wo die Ausbeute weit geringer ausfiel (was u.a. am viel höher stehenden Mond und tiefer stehenden Radianten gelegen haben könnte).

Das vielleicht bemerkenswerteste Foto der Draconiden 2011 zeigt übrigens ein Exemplar mitten in einem gewaltigen Polarlicht über dem nordschwedischen Kiruna, auch hier zusammen mit weiteren Fotos zu sehen (und einem Video vom Platzen des Draconiden-Beobachtungsballons, dessen mögliche Meteor-Daten noch nicht ausgewertet sind). Ansonsten enttäuscht das mediale Echo nach den Draconiden genau so wie schon vorher: Dieser ‚Artikel‘ etwa wurde einfach aus den Postings auf der MeteorObs-Mailingliste – die in diesem Blog jeweils sofort verlinkt worden waren – zusammengeklebt, dieser und ein paar andere berufen sich einfach auf die IMO-Seiten. Und in diese mäßige Foto-Sammlung waren zunächst auch zwei wunderliche Fälschungen (einfach Sterne gezoomt …) gerutscht, die man nach einem Hinweis dieses Bloggers schleunigst entfernte … Ach ja: Zum sommerlichen Meteoritenfall in Frankreich gibt’s jetzt auch Artikel in Deutsch und Englisch. [0:10 MESZ]

Einer sah 248 Draconiden – ausgerechnet in Dunkelsdorf

in Norddeutschland, wo der niederländische Meteorspezialist Marco Langbroek trotz des hellen Mondes eine visuelle Grenzgröße von 6.3 mag. erreichte: Aus seinen Zahlen – die in 2 Stunden und 46 Minuten aufliefen – ergibt sich eine maximale ZHR von etwa 250, während die IMO-Gesamtauswertung zeitweise Richtung 400 tendierte. Die Mond-Korrektur hängt stark von der angenommenen bzw. beobachteten Helligkeitsverteilung der Meteore ab, schlägt bei Langbroek aber kaum zu – da bleibt noch einiges zu forschen. Außerdem noch aufgetaucht: Berichte aus Italien und Israel – und eine Montage mit 6 Draconiden und schön erkennbarem Radianten; die Einzelbilder waren hier schon gestern um 1:45 MESZ verlinkt. [15:00 MESZ am 10. Oktober]

So sieht das Profil des Maximums jetzt aus: Als maximale ZHR wird 319 angegeben, basierend auf 2392 Meteoren (von denen die erfolgreichsten Einzelbeobachter 172 in Norwegen, 157 in Frankreich und 137 in Slowenien sahen). Schöne Fotos einzelner Spuren sind noch hier, hier und hier aufgetaucht, während hier ein paar Video-Standbilder zu sehen sind. Ach ja, und in Frankreich hat ein Meteorit ein Haus getroffen, was im August entdeckt wurde, als das Dach leckte, und nun offenbar bestätigt wurde. [23:55 MESZ am 9. Oktober]

Bericht aus Kühlungsborn: Kalium in Draconidenspur

Erst jetzt sind auf der MAC-Seite ein paar Notizen von gestern hoch geladen worden: „Peter Jenniskens and Michael Gerding report the successful detection of potassium atom debris trails from Draconid meteors between 20h and 21h UT. Before 20h, there were clouds at the Kuehlungsborn IAP site. The remote location had clear wheather throughout and reported a shower peak around 20h UT. The shower was rich in faint meteors, as predicted. Meteor radars in Andoya and Canada also report detecting the Draconids, but only the second peak. The first peak did not show.“ Auch die Flugzeug-Beobachtungen haben geklappt, beim zweiten Peak waren beide mit Instrumenten voll gestopften Maschinen in der Luft: „There were many oohs and aahs from meteors and aurora.“ Weiterhin gibt es noch ein Fazit des Organisators der Video-Live-Daten (der Erfolg ruhte im Wesentlichen auf nur 4 Kameras), weitere visuelle Impressionen, ein schönes Foto und Meta-Gedanken dieses Bloggers. [20:00 MESZ]

20 Stunden nach dem Peak – eine erste Zwischenbilanz

Während sich die Gestalt der Aktivitätsprofile – man beachte auch die Persistent-Train-Videoclips unten auf dieser IMO-Seite! – noch ständig ändert (bei dem visuellen kommen jetzt laufend weitere Beobachtungssätze hinzu; beim Videoprofil zum Selbermachen kommt es auch sehr auf die „Binning“-Einstellungen an), zeichnet sich doch schon ein stabiles Gesamtbild ab: Es gab genau einen ziemlich scharfen Peak kurz nach 22 Uhr MESZ, der wie erwartet von schwachen Meteoren dominiert wurde. Von denen konnten erfahrene Beobachter unter Idealbedingungen immerhin mehrere Exemplare pro Minute sehen, was für eine extrapolierte Zenitstundenrate (in der insbesondere für den Grenzgrößenverlust durch den Mond kompensiert wird) von mehreren Hundert sprach – die automatische Analyse scheint inzwischen auf einen Spitzenwert von etwas über 300 zu konvergieren und einen Maximumszeitpunkt kurz nach 22:00 MESZ.

Vergleicht man das mit all den Vorhersagen, bequem in der linken Spalte hier aufgelistet, dann hat sowohl in Sachen Zeitpunkt als auch Stärke am ehesten Esko Lyytinen ‚gewonnen‘, der sich schon zu Leoniden-Sturm-Zeiten einen Namen gemacht hatte: Er hatte eine ZHR von 150 für 22:12 MESZ durch den 1900-er Dusttrail vorausgesagt. Um 50% bis das Dreifache zu hoch lagen Sato, Vauibaillon und das NASA-MSFC (sowie ein nicht aufgelisteter Kanadier, der sich mehrfach für 1000 ausgesprochen hatte), um einen Faktor 6 zu niedrig Maslov, bei dem aber die Zeit stimmte. Schwerer zu beurteilen sind die Prognosen für die Trails aus dem 19. Jh., da die IMO-Kurven hier schlechter abgedeckt sind: Man kann hier nur auf weitere Datensätze aus Asien hoffen. Vielleicht interessant in diesem Zusammenhang auch ein globaler Plot von Meteor-Radio-Echos, der in Japan zusammen gestellt wird: Hier ‚tut sich‘ in den Stunden vor dem Hauptpeak mehr als danach (die amerikanischen Echo-Daten hier sind nur schwer zu interpretieren).

Im AKM-Forum sind in der Nacht und heute zahlreiche Einzelberichte aus Mitteleuropa eingelaufen: Neben viel Wetterfrust fallen immerhin Beschreibungen von bis zu 19 Draconiden in einem 5-Minuten-Intervall (22:17-22:22 MESZ in Schiffdorf bei Bremerhaven; insgesamt 45 in 40 Minuten) auf, und der steile Abfall der Rate schon kurz nach dem Peak war eindeutig – in der Tat gab es dann in Nordamerika in Ontario (Kanada) und Iowa (USA) nicht mehr viel zu sehen. Noch fast nichts ist von den (semi-)professionellen Anstregungen anläßlich der Draconiden zu finden, außer dass koordinierte Beobachtungen zwischen den Profis in Kühlungsborn und Amateuren mit einer Außenstation offenbar recht erfolgreich waren. Substantielle Artikel über das Ergebnis der Draconiden scheinen bisher auch nicht erschienen zu sein; diesen hier brachte erst ein Tweet dieses Bloggers auf Vordermann, und der Autor empfiehlt nun dieses Live-Blog. [18:05 MESZ]

Die Kurven konvergieren! Nachdem viele weitere visuelle Beobachtungsprotokolle eingelaufen sind, hat die visuelle IMO-Kurve (unten) nun die Gestalt der Video-Kurve (oben) angenommen, mit einem scharfen Peak gegen 22:10 MESZ, dem derzeit ein ZHR-Wert von etwa 330 zugeschrieben wird; bei größerer Mittelung liegt er bei ca. 22:15 MESZ und hat eine ZHR von 260 erreicht. [15:35 MESZ]

Das ZHR-Profil entwickelt sich, die Ausreißer schwinden

mit mehr einlaufenden Daten: Im Detailplot des Peaks ragen die letzten Spitzen inzwischen nur noch bis 400 und dürften bald weiter ‚abgeschliffen‘ werden. Aber noch ist die Show nicht ganz vorbei: Als es an der US-Ostküste dunkelte, gab es noch ein bisschen was zu sehen. Doch der beste Platz war natürlich Europa gewesen, wo dieser Bericht aus Frankreich allerdings nicht zum unten dokumentierten Verlauf der Aktivität passen will. Ein Bildbericht aus England beschreibt derweil die Mühen, zu einem einsamen Foto zu kommen (immerhin), bei SpaceWeather gibt’s ein paar Fotos mehr (und falsche Zahlen zur maximalen ZHR) – und man hat einen Zeitungsbericht von 1933 über den damaligen Draconiden-Sturm ausgegraben … [2:55 MESZ]

Zwei Kurven zur Nacht … oben die weiter aktualisierte aus den Videodaten, unten der Verlauf des Maximums aus visuellen Beobachtungen, die jetzt in größerer Zahl einlaufen – und ein viel konfuseres Bild zeichnen. Stärker gemittelt ergibt sich eine Peak-ZHR von etwa 300 gegen 22:00 MESZ, in der höheren Auflösung hier ein flaches Maximum mit mehreren Spitzen, vermutlich Fluktuationen in den Daten, die sich noch heraus mitteln werden. Jedenfalls war die Aktivität nach 23:00 MESZ wesentlich geringer. Zum Schluss noch die ersten überzeugenden Fotos von 2011-er Draconiden hier, hier und hier, jeweils mit dem Drachenkopf im Bild. [1:45 MESZ]

Erste konkrete visuelle Zahlen für die Höhe des Peaks

laufen ein: U. Rieth z.B. sah einen scharfen Peak um 22:00 MESZ mit zeitweise 3 bis 5 Draconiden pro Minute und dann rasch fallender Flanke. Die automatische Auswertung visueller Daten durch die IMO wird im Augenblick von nur zwei Beobachtern dominiert, aus dem deutschen Mussen und auf La Palma, die jeweils bis zu 20 Draconiden in 10-Minuten-Intervallen meldeten. Durch diverse Korrekturfaktoren, v.a. wegen des die Grenzgröße drückenden Mondes, ergeben sich ZHR-Werte von über 400 in den Minuten vor und nach 22:00 MESZ: Mal sehen, ob das Bestand hat, wenn in den kommenden Stunden und Tagen mehr Beobachter nach Hause kommen und ihre Zahlen eintippen. [0:15 MESZ]

Ein recht symmetrisches Profil des Hauptpeaks der Draconiden 2011 zeichnen völlig automatisch die einlaufenden Daten einiger der europäischen Videokameras in Netz der IMO, keine zwei Stunden nach dem Maximum: Man darf gespannt sein, wie gut dies bereits der endgültigen Video- und erst recht der maßgeblichen visuellen Kurve entsprechen wird. [23:40 MESZ am 8. Oktober]

Beeindruckende Radio-Echo-Zahlen aus Kanada

sind gerade herein gekommen: Die pro Stunde detektierte Meteorzahl stieg von rund 30 zwischen 14 und 18 Uhr MESZ auf 338 in der Stunde 22:00 bis 23:00 MESZ, die damit noch um 70% meteorreicher als die Stunde davor war. Wie man das mit den optischen und visuellen und Video-Zahlen aus Europa zusammen bringen kann? Keine Ahnung! Aus Kühlungsborn wird derweil gemeldet, dass mehrere Draconiden-Spuren durch die Laserstrahlen der LIDARs gewandert sind, zuletzt einer in 99 km Höhe: Man wird ermitteln können, woraus genau die Teilchen bestanden haben. [23:25 MESZ]

Die Aktivität der Draconiden ist schon wieder stark gefallen: ein Schnappschuss des MetRec Flux Viewers. Der scharfe Peak hat nach den Real-Time-Daten gegen 22:00 MESZ ± ein paar Minuten gelegen: Das hatten praktisch alle Prognostiker so gesehen. Aber der ZHR-Wert lag sicher nur im Bereich 100-200, womit (vorbehaltlich weiterer Analysen) weder Vaubaillon noch Maslov ‚gewonnen‘ haben sondern am ehesten Esko Lyytinen, der auf 150 getippt hatte. [22:50 MESZ]

Ein Video-Beobachter bei Bergisch-Gladbach erfolgreich

Wie Bernd Brinkmann berichtet, hat seine Kamera in 42 Minuten (vor 22:00 MESZ) 21 definitive Draconiden aufgezeichnet; er selbst sah visuell etwa 15 Stück in 20 Min. Die Video-Rate fällt inzwischen wieder deutlich, trotzdem noch ein Hinweis aus dem MAC-Chat: „Peter Jenniskens: Tonight is also the International Observe the Moon Night. In the next two hours, it might be possible to see lunar impacts from this stream. Look in small dark area near north pole.“ [22:30 MESZ]

Ja, ich habe sie auch gesehen! Wenn auch nur 2 oder 3

im 5-Minuten-Intervall 22:00 bis 22:05 MESZ, als eine – nach viel Regen bis kurz vorher – extrem klare Wolkenlücke über den Wohnort des Bloggers hinweg zog. Bei solcher Transparenz störte der Mond weniger als erwartet; bald zog es sich allerdings wieder zu. Definitiv kein Meteorsturm oder auch nur größerer Ausbruch zu dieser Zeit, aber deutlich mehr als nichts: Bin schon sehr auf konkrete Zahlen gespannt; in Frankreich scheint das Wetter ja gut zu sein. Kuriosum am Rande. Während der Beobachtung gab es permanente Explosionsgeräusche zu hören – offenbar ein größeres Feuerwerk (unsichtbar) in Bonn … [22:10 MESZ]

„Plusieurs météores par minute!“ Geht es jetzt los?

Eine Twitter-Suche nach dem Keyword „meteorwatch“ fördert jetzt Tweets wie diesen oder auch 6 Meteore in 5 Minuten oder 25 in 30 Minuten zu Tage – bei vergangenen Perseiden etc. hat sich dergleichen nicht als zuverlässige Abbildung des Aktivitätsverlaufs erwiesen, aber ansonsten gibt’s in Echtzeit nur die arg fantastischen automatischen Video-Zahlen (wo der Anstieg der Rate unverkennbar ist). Und die Notizen im MAC-Chat: „Mr Stockholm: I count 14 during 20 minutes and then peaks with 2-3 at a time in intervals of 3 minutes the last 15 minutes. I am living close to Sockholm / Tampe: We have a clear sky and average of 2-3 in minute. Tampere, Finland“. [21:55 MESZ]

Klarer Himmel über Kühlungsborn: LIDARe im Einsatz

Im Chat des toten MAC-Streams – bei dem der Upstream nicht klappt – hieß es gerade: „Peter Jenniskens: 19:24 UT: We are now observing with all lidars“ (die auf dieser Seite des IAP beschrieben sind). Vorher hatte er berichtet: „I saw my first Draconid at 19:08 UT. Kuehlungsborn still has partial cloud cover, but clearings are coming towards us. Our cameras are operational, lidar is waiting for clearing.“ Ansonsten noch Radio-Echo-Zahlen aus Kanada mit klarem Anstieg, und die automatische Videoauswertung aktualisiert sich nun laufend, da nun mehr Video-Meteore gemeldet werden. [21:30 MESZ]

Kanadische Radardaten zeigen einen deutlichen Anstieg

„[T]he Canada radar shows the Draconids are picking up in the recent 10 minutes,“ schreibt ein ‚tom‘ im MAC-Stream-Fenster: „[a] very obvious radiant appeared“. Visuelle Berichte aus Europa [NACHTRAG: offenbar sind hier die Video-Daten gemeint gewesen] hatten zwischen 20:00 und 20:30 MESZ noch nichts Auffälliges festgestellt. Die automatische Kurvenerzeugung aus Video-Daten scheint sich derweil stabilisiert zu haben; die Umrechung in ZHR-Werte scheint aber zweifelhaft. [20:55 MESZ]

Der Vor-Peak hat offenbar nicht stattgefunden

So steht es jedenfalls in der Chat-Spalte des ansonsten inaktiven MAC-Stream-Fensters: „Peter Jenniskens: First peak not showing consistent with comet not being very active prior to 1900. If 1900 dust is in Earth’s path, it shower should start in about half an hour.“ Woher Jenniskens (der vom Boden aus in Kühlungsborn beobachten wollte), diese Info hat, ist allerdings nicht klar; in einer weiteren Notiz heißt es aber: „Peter Jenniskens: Our remote site just reports seeing 15 Draconids in half an hour.“ Unterdessen hat J. Kachelmann diese Bewölkungs-Skizze verbreitet, die allerdings erst für 2 Uhr morgens gilt. [20:40 MESZ]

Die ‚Situational Awareness‘ lässt noch zu wünschen übrig

trotz all der modernen Kommunikationskanäle: Haben es die Dusttrails aus dem 19. Jh. (s.u.) nun ein wenig krachen lassen oder nicht? In Osteuropa wurden in den letzten Stunden nur eine Handvoll Draconiden gesehen, da war wohl nicht viel, und auch aus Indien kommt keine Kunde von Aktivität mehr. Von noch weiter östlich, aus Japan, stammt übrigens dieser „Video“-Feed des Himmels mit einem neuen Bild pro Minute. Und die automatische Kurven-Erzeugung aus europäischen Videokameras hat gerade ihren ersten ‚echten‘ Punkt produziert, basierend auf 8 detektierten Draconiden. [20:15 MESZ]

Die Erde ‚badet‘ gerade in altem Kometenstaub – vielleicht

Laut den Berechnungen von Vauibaillon in den WGN begegnet(e) sie um 18:13, 18:29, 18:53, 19:25 und 20:45 MESZ diversen alten Dusttrails von Giacobini-Zinner aus den Jahren 1866 bis 1894, Maslov sagt zwei Begegnungen für 19:04 und 20:06 MESZ voraus: Diese – wenigen – Meteore könnten recht hell ausfallen (anders als beim möglichen Hauptpeak gegen 22:00 MESZ). Aber es ist ebenso denkbar, dass sich diese Staubteilchen bereits weitgehend aufgelöst haben [NACHTRAG: bzw. erst gar nicht auf die Reise gingen, weil der Komet erst 1900 aktiv wurde; siehe hier], warnt Jenniskens im CBET #2819 vom 13. September; in Indien werden jedenfalls gerade eben Draconiden (unbekannter Stärke) gesehen. Laut diesem neuen Welt-Artikel – zu den dort erwähnten künftigen Jahren siehe auch diese Maslov’sche Tabelle – ist übrigens nördlich von Hannover mit gutem Wetter zum Hauptpeak zu rechnen: Es dürfte also deutsche Daten geben. [18:40 MESZ]

Keine besonderen Vorkommnisse so weit: allerlei Status-Meldungen zur ‚Ruhe vor dem Sturm‘ …

In der vergangenen Nacht hat die Draconidenrate laut der visuellen Analyse nahe der üblichen ZHR von 5 gelegen, und so mancher wie dieser Kanadier sah keinen einzigen Draconiden. Bei der Multi-Aircraft Campaign gibt es mehrere Updates von gestern: Involviert sind auch mehrere Beobachtergruppen am Boden, die auf besseres Wetter hoffen. Ein interessantes Experiment hat derweil die IMO begonnen, die Daten des europäischen Videonetzwerks vollautomatisch plotten lässt – ein gewagtes Experiment, das mit vier anderen Mehr-oder-weniger-Live-Quellen in dem obigen Kasten verlinkt ist, der zunächst immer oben ‚kleben‘ bleiben wird. Und zur Einstimmung in das ungewisse Ereignis – siehe Artikel ganz unten – noch ein langer Artikel auf Holländisch, eine Übersicht über professionelle Pläne und einen Studentenballon, ein spekulatives NASA-Papier zur möglichen Gefahr für Satelliten und ein NASA-Artikel, dessen Prognosen bald mit der Wirklichkeit konfrontiert werden … [17:40 MESZ]

Die Draconiden kommen – Riesenausbruch oder Riesenflop?

In fünf Stunden passiert’s – oder auch nicht: Vielleicht legt der Sternschnuppenschwarm der Draconiden gegen 22:00 MESZ ein passables Schauspiel hin, vielleicht lässt er’s bleiben (siehe ISAN 146-2 zum detaillierten Stand der Erkenntnisse heute). Die Ungewisstheit ist eigentlich überraschend: In den vergangenen zwölf Jahren hat die Prognose von größeren Ausbrüchen bekannter Meteorschauer gewaltige Fortschritte gemacht und ist insbesondere mit den Leonidenstürmen 1999, 2001 und 2002 „erwachsen“ geworden. Hatte man lange geglaubt, entscheidend für eine besonders hohe Fallrate sei allein eine Annäherung der Erde an die Bahn des Kometen, der die verantwortlichen Staubteilchen (Meteoroide) in den Weltraum entlässt, so stellte sich das bei genauerem Hinsehen als großer Irrtum heraus.

Denn die Meteoroide entfernen sich vom Kometenkern: durch die Anfangsgeschwindigkeit, mit der sie dessen Gasausströmungen mitgerissen haben, und durch den Strahlungsdruck der Sonne, der sie sanft von ihr fort schiebt. Dadurch gelangt die Staubwolke, die ein Komet rund um’s Perihel freigesetzt hat, bald auf eine deutlich andere Bahn als dieser, und Schwerkraftstörungen durch Planeten wirken sich auch anders aus: Diese sogenannten Dust Trails müssen als eigenständige dreidimensionale Gebilde betrachtet werden, die durch das Planetensystem wabern. Und nur wenn die Erde durch solch einen Trail hindurch fliegt oder ihn wenigstens streift, geht die Meteorrate steil nach oben; von einem Sturm spricht man dabei meist ab 1000 Meteoren die Stunde, die ein einzelner Beobachter under idealen Sichtbedingungen wahrnehmen kann (als Zenitstundenrate oder ZHR die grundlegende Maßeinheit in der Meteorkunde).

Der Leoniden-Sturm von 1999, als die ZHR bis auf 5000 stieg, war der erste mit der neuen Methode vorausgesagte große Ausbruch eines ansonsten ziemlich mauen Meteorschauers, der allerdings gleich 10-mal stärker ausfiel als die Prognose gelautet hatte: Die Zeitpunkte der Maxima voraus zu sagen, gelingt in der Regel auf Viertelstunden wenn nicht Minuten genau, aber die Stärke ist und bleibt ein großes Problem. Denn wieviel Staub der Komet bei jedem Perihel in seine einzelnen Dust Trails entlassen hat, ist praktisch unbekannt, und ihr „Füllstand“ kann nur aus früheren Begegnungen der Erde mit ihnen berechnet werden, falls es früher schon einmal dazu gekommen ist. Nur passiert dies nie zweimal unter exakt denselben Umständen, und die Trails entwickeln sich auch ständig weiter.

Die Prognose der Ausbruchsstärken ist damit immer auch eine Kunst, und einige wenige Theoretiker – Profi- wie Amateurastronomen gleichermaßen – haben sich im vergangenen Jahrzehnt einen Namen gemacht, indem sie weitere kleinere Ausbrüche der Leoniden aber auch der Perseiden recht gut getroffen haben. Gravierenende Widersprüche zwischen den bewährten Kräften hat es in den letzten – leider gänzlich Meteorsturm-freien – zehn Jahren nicht gegeben. Aber dieses Jahr ist das anders. Am 8. Oktober wird die Erde einem Dust Trail des Kometen 21P/Giacobini-Zinner aus dem Jahre 1900 moderat nahe kommen, der bei viel zentraleren Durchgängen zu großen Draconiden-Stürmen mit ZHRs über 10’000 in den Jahren 1933 und 1946 geführt hat. Scheinbar aus dem Sternbild Drache kommend, gingen die Sternschnuppen wie ein dichter Regen nieder, eines der ganz großen Schauspiele der Natur.

Dieses Jahr sind bereits ab etwa 19:00 MESZ leicht erhöhte Meteorzahlen dank mehrerer älterer Dust Trails aus dem 19. Jahrhundert möglich. Das Hauptinteresse aber gilt dem „bewährten“ 1900-er Trail, den die Erde gegen 22:00 MESZ berühren wird – oder auch nicht. Der französische Astronom Jérémie Vaubaillon geht von einer maximalen Zenitstundenrate von diesmal bis zu 600 um 21:57 MESZ aus, und kanadische Astronomen tippten jüngst sogar auf 1000, also schon einen kleinen Meteorsturm. Doch der russische Meteor-Prognostiker Михаил Маслов (Mikhail Maslov), in der Vergangenheit genau so erfolgreich wie Vaubaillon, sieht die Erde am dichten Kern des 1900-er (wie auch den anderen) Trails in solchem Abstand vorbei fliegen, dass nur mit einer maximalen ZHR von 50 um 22:13 MESZ zu rechnen ist – aber eher, wie er dem Blogger nach neuesten Abschätzungen mitteilte, nurmehr 5 Meteoren pro Stunde, was kaum mehr wahr zu nehmen wäre.

Eine solche Diskrepanz gab es in der Ära der Dust-Trail-Modelle noch nie: Beobachtungen in der Nacht vom 8. zum 9. Oktober sind damit besonders wichtig, um das Verständnis der Meteoroidwolken im Raum voran zu bringen. Sie werden aber erschwert: Vor allem wird ein fast voller Mond stören und zumindest visuellen Beobachtern die schwächeren – und damit einen Großteil – der eventuellen Meteore stehlen und die Himmelsüberwachung ziemlich anstrengend gestalten (empfindliche Videokameras kommen mit aufgehelltem Himmel hingegen besser klar). Auch ist die Wetterstatistik in geometrisch eigentlich recht günstigen Mitteleuropa nicht berauschend. Vaubaillon jedenfalls geht ganz auf Nummer Sicher: Er bereitet eine Beobachtungskampagne mit einem oder sogar mehreren instrumentengespickten Flugzeugen hoch über Nordeuropa vor. [16:55 MESZ]

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2 Antworten to “Burst or Bust? Live-Blog zu den Draconiden 2011”

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