Schon mal ein kosmisches Infrarotbild mit 44,4 Megapixeln gesehen?

Hier ist eins, zwecks Darstellung in drei verschiedenen Ausschnitten aus dem 6666 mal 6666 großen Originalbild (15 MB): So sieht der neue Infrarot-Satellit WISE die Andromeda-Galaxie, ein Falschfarbenbild von 3.4 bis 22 µm Wellenlänge. Ausgewachsene Sterne erscheinen dabei in Blau, während Gelb und Rot warmen Staub zeigen, den junge, massereiche Sterne aufgeheizt haben. Dieses Bild gehört zu einer ganzen Reihe spektakulärer Early Release Observations, die heute vorgestellt wurden: JPL und NASA Releases und Jubel von Discovery und Bad Astronomy.

Negativ-Beobachtung des Chandra-Satelliten spricht für verschmelzende Weiße Zwerge statt Akkretion auf einen Weißen Zwerg als Mechanismus der Supernovae des Typs Ia

Weil das Chandra X-Ray Observatory in fünf Elliptischen Galaxien und der Zentralregion – dem Bulge – der Andromeda-Galaxie weit weniger Röntgenpunktquellen findet (und die Strahlung um einen Faktor 30 bis 50 geringer ist), als zu erwarten wären, wenn von einem normalen Begleiter akkretierende Weiße Zwerge die Ursache der Typ-Ia-Supernovae wären, lautet die Schlussfolgerung: Stattdessen stecken „bis auf wenige Prozent“ der Fälle Verschmelzungen zweier Weißer Zwerge dahinter, die vorher ein enges Paar bildeten und ineinander spiralierten. Das wäre in dreifacher Hinsicht „unbequem“: Zum einen ist dieser Verschmelzungsprozess – obwohl schon länger als Alternative zur Akkretion vorgeschlagen – weit weniger theoretisch oder durch Computersimulationen ergründet als das populärere Akkretions-Szenario (siehe ISAN 77-7 zu einem Indiz dafür). Ebenso sind kaum passende Weiß-Zwerg-Paare bekannt, was freilich daran liegt, dass sie viel schwerer zu finden sind.

Eine Dominanz des Verschmelzungs-Szenarios könnte schließlich auch den Nutzen der Ia-SNe als Standardkerzen schmälern: Im Akkretionsbild hätten die explodierenden Weißen Zwerge immer gerade die Chandrasekhar-Masse erreicht, bei der Verschmelzung ist jedoch die explodierende Gesamtmasse keineswegs festgelegt, weil Weiße Zwerge recht unterschiedliche Massen haben können. Aufgrund der Sorgfalt, mit denen die Erforscher der Dunklen Energie indes „ihre“ Ia-SNe geeicht und Exoten eliminiert haben (und auch, weil die Existenz der DE auf viele andere Weisen abgesichert ist), gibt es jedoch erst einmal keinen Grund zur Aufregung, hieß es auf einer noch andauernden NASA-Telecon. Und vielleicht gibt es doch einen höheren Anteil akkretierender Weißer Zwerge an den Ia-Vorgängern, aber irgendetwas unterdrückt ihre Röntgenemission: Schlussfolgerungen aus einem negativen Resultat sind grundsätzlich ein wenig riskant. (Abstract eines Papers, Chandra Release, weitere Bilder) NACHTRAG: das ganze Paper für alle – so isses recht!

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4 Antworten to “Schon mal ein kosmisches Infrarotbild mit 44,4 Megapixeln gesehen?”

  1. Astronomie im Weltraum kompakt « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] WISE, die während seiner Himmelsdurchmusterung anfallen, erscheinen nun – nach dem ersten Schwung etwa wöchentlich in einer Gallerie: hier z.B. die Sternentstehungsgebiete Berkeley 59 bzw. IC […]

  2. Bilder der ersten Woche des neuen Jahres « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] µm) betont einen markanten Staubring mit 75’000 Lichtjahren Durchmesser (s.a. auch ein WISE-Bild im kürzeren IR), in dem viele neue Sterne entstehen, das Röntgenlicht zeigt v.a. Sternüberreste […]

  3. Bilder der ersten Woche des neuen Jahres « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] µm) betont einen markanten Staubring mit 75’000 Lichtjahren Durchmesser (s.a. auch ein WISE-Bild im kürzeren IR), in dem viele neue Sterne entstehen, das Röntgenlicht zeigt v.a. Sternüberreste […]

  4. Allgemeines Live-Blog ab dem 29. Januar « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] Herschels, nur von anderen Leuten verarbeitet. Die Staubringe in der Spiralgalaxie hat übrigens WISE noch schärfer gesehen. [0:35 […]

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