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Nachrichten aus der Astrophysik kompakt

28. März 2010

Der Eulennebel M 97 aus Sicht des Teleskops Gemini North mit dem Gemini Multi-Object Spectrograph (GMOS): Das Bild entstand im Rahmen eines kanadischen Schülerwettbewerbs, bei dem der Gewinner in einem Essay beschreiben musste, warum gerade dieses Objekt einer Aufnahme wert sei.

Warum wurde die Umlaufsperiode von U Sco kleiner nach dem vorletzten Ausbruch?

Während die wiederkehrende Nova 1999 ausbrach, nahm die Bahnperiode der beiden beteiligten Sterne geringfügig ab – während man doch eigentlich erwarten sollte, dass sie zunimmt, weil Materie aus dem System geschleudert wird und Drehimplus davonträgt. Ein kompliziertes Modell mit einem starken Magnetfeld, das die Materie in Korrotation zwingt, könnte den 1999-er Effekt vielleicht erklären: Der aktuelle Ausbruch von U Sco sollte es testen können. (Martin & al., Preprint 22.3.2010. Und Simonson, Simostronomy 12.1.2010 über die wiederkehrende Nova T Pyx, die uns nicht bedroht …)

Symbiotischer Stern V407 Cyg erlebt(e) hellen Nova-Ausbruch: Normalerweise ist er nicht heller als 13 mag. und oft sogar schwächer als 17 mag., doch Mitte März widerfuhr dem kuriosen Stern plötzlich ein klassischer Nova-Ausbruch, der ihn bis zu 6.8 mag. hell werden ließ; inzwischen sind’s nur noch 10 mag. (Simonson, Sky & Tel. 23., Fischer, Cosmos4U 22., Simonson, Simostromony 21.3.2010. Und ein NRL Release über den Satelliten Fermi als msec-Pulsar-Entdecker)

Eine 3D-Karte des Interstellaren Gases

in 300 pc Sonnenumgebung ist durch Messung von Absorptionsfeatures in Richtung von 1857 Sternen erstellt worden: Die Local Cavity ist demnach von zahlreichen Filamenten teilweise ionisierten Gases durchzogen und hat auch eine löchrige „Wand“ – hier führen „Tunnel“ wieder in andere Cavities. (A&A Press Release 9., Centauri Dreams, Discovery 10.2.2010. Und Opher & al., Nature 462 [24.12.2009] 1036-8 und Science@NASA 23.12.2009, 15.1.2010 zum Rand zwischen Heliosphäre und lokalem ISM)

Zwei neue „ultra-schwache“ Begleitgalaxien der Milchstraße sind Pisces II und Segue 3, die in der Sloan Digital Sky Survey aufgespürt wurden: Pisces II hat einen Durchmesser (halbes Licht) von 120 pc, Segue 3 nur von gerade einmal 6 Parsec. (Belokurov & al., Preprint 2.2.2010)

Der Magellansche Strom ist länger als gedacht

Der Gaskanal, der die beiden Magellanschen Wolken verbindet und sich um die Milchstraße windet, ist nach kombinierten Daten mehrerer Radioteleskope ein durchgehendes Gebilde, 40% länger als man bisher wusste und mit 2.5 Mrd. Jahren auch älter. Damit ergibt sich aber auch ein neues Szenario für seine Entstehung: Damals begegneten sich die beiden Nachbargalaxien der Milchstraße, lösten gegenseitig starke Sternentstehung aus – und die nachfolgenden Supernovae trieben das Gas in den Raum. (NRAO Release 4.1.2010)

Zwei weitere „Gezeiten-Ströme“ in der Andromeda-Galaxie sind von der SPLASH-Kollaboration entdeckt worden, die sich mit dem Halo von M 31 auseinander setzt: Auch hier sind Zwerggalaxien zerrissen worden, wie sich nach heutiger Sicht überhaupt der gesamte Halo von Galaxien aus ehemaligen Zwerg-Begleitern zusammensetzt. (UCSC Release 7., Subaru Release 22.1.2010)

Galaxien-Durchmusterung passt zu Allgemeiner Relativität

Drei kosmologische Messgrößen zur räumlichen Verteilung von Galaxien und der Materie insgesamt (die sie durch eine schwache Gravitationslinsenwirkung auf ferne Galaxien verrät) lassen sich zu einer dimensionslosen Zahl verbinden, die im wesentlichen proportional zur mittleren Dichte des Alls und umgekehrt proportional zu Wachstumsrate von großen Strukturen ist: Ihr Wert beträgt nach einer neuen Analyse der Sloan Digital Sky Survey 0.39±0.06 auf Skalen von dutzenden Megaparsec, währen die Allgemeine Relativitätstheorie 0.41±0.03 voraussagt. Damit sind zwar noch längst nicht alle Erweiterungen oder alternativen Gravitationstheorien vom Tisch, manche aber schon. Und Galaxiendurchmusterungen der nächsten 10 Jahre sollten noch viel schärfere Tests ermöglichen. (Reyes & al., Nature 464 [11.3.2010] 256-8, Tyson, ibid. 172-3, Berkeley Release, Physics World, Scientific American 10.3.2010)

Vor 6 Mrd. Jahren sah über die Hälfte der heutigen Spiralgalaxien seltsam aus, zeigen tiefe Hubble-Aufnahmen: Das stützt die Vermutung, dass Galaxien-Verschmelzungen bei der Entwicklug der Spiralen eine gewichtige Rolle gespielt haben. Allerdings war man davon ausgegangen, dass bereits vor 8 Mrd. Jahren die Kollisionsrate stark nachgelassen hatte. Und bei Simulationsrechnungen zur kosmischen Evolution kommt die heutige Hubble-Sequenz der Galaxien auch ohne Fusionen heraus. (R.A.S. Release 8.1., HST Release 4., S&T 16.2.2010)