Archive for Dezember 2010

Deep partial solar eclipse & Quadrantid peak & Uranus @ Jupiter all coincide on 4 January 2011

31. Dezember 2010

Eine ungewöhnliche Astrovorschau (alles Wesentliche des Monats am selben Tag) und ein Rückblick auf MoFi, Scheila-Ausbruch, den Saturnsturm und mehr im neuen Cosmos 4 U!

Chronik des Universums: zweite Hälfte 2010

31. Dezember 2010

Fr, 31. Dezember: Die russischen Starts des Jahres in einem kuriosen Video von Roskosmos.

Do, 30. Dezember: Brasilien wird Mitglied der ESO!

Mi, 29. Dezember: Präsident Medwedew hat die Sündenböcke für die teure Satellitenpanne vor drei Wochen ausgemacht.

Fr, 17. Dezember: Soyuz TMA-20 verliert eine Weile den Bodenkontakt.

Mi, 15. Dezember: Mit dem Start von Soyuz TMA-20 beginnt die 3. Langzeitmission der ESA zur ISS.

Di, 30. November: Deutschland will sich bei seiner Raumfahrtstrategie auf praktische Anwendungen konzentrieren, sagt Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. (Internationales Echo.)

Mi, 24. November: Ein Wuppertaler Physiker übernimmt die Leitung des Pierre Auger Observatory.

Do, 18. November: Seit 25 Jahren forschen Wissenschaftler der Universität Bremen mit dem Fallturm.

Fr, 12. November: In einem großen Artikel über Frauen im Chefsessel in Bochum kommt auch das Planetarium nicht zu kurz …

Do, 4. November: Hasinger verlässt die Fusionsforschung wieder – und wird Nachfolger von Kudritzki auf Hawaii!

Mo, 1. November: Mit 12 Starts hat China bereits jetzt mehr geschafft als in jedem anderen Jahr.

Fr, 29. Oktober: Eutelsat hat einen Satelliten verloren, dessen Antrieb versagte.

Mo, 25. Oktober: Neue Bonner Durchmusterung – Forscher haben das Wasserstoffgas in der Milchstraße kartiert.

Di, 19. Oktober: Auch in Berlin gibt’s jetzt VELVET.

Di, 21. September: Im UK ist eine LOFAR-Station eingeweiht worden.

Mo, 20 September: Nach einem kurzen Safemode ist der MRO wieder wohlauf und arbeitet wieder – und CHAMP ist verglüht, nach 10 Jahren im Orbit.

Mi, 15. September: Boeing und Space Adventures wollen orbitale Touristenflüge mit dem CST-100 anbieten.

Mo, 13. September: Astrium will die Falcon 1 in Europa vermarkten.

Sa, 11. September: Japan startet den NavSat Michibiki.

Mi, 8. September: OHB & China haben den Bau der CarbonSat-Konstellation beschlossen.

Di, 7. September: Der Abschlussbericht des IYA 2009 ist da – mit 1336 Seiten …

Russland verweigert einem Kosmonauten den üblichen Helden-Status.

Mo, 6. September: Boeing will Indien helfen, in die bemannte Raumfahrt einzusteigen.

So, 5. September: Dänen lügen nicht … aber starten tun sie auch nicht, vorerst.

Fr, 3. September: Die Magnetospheric Multiscale Mission hat die CDR passiert.

Do, 2. September: In Korea wächst der Frust über den Raketen-Ärger mit Russland.

Mi, 1. September: Neue Heisenberg-Professur an der Uni Bonn widmet sich der Suche nach der dunklen Energie.

GOES-15 hat 5 Monate Orbit-Tests abgeschlossen und wäre bereit.

Fr, 27. August: TerraSAR-X und TanDEM-X „chatten“ zum ersten Mal mit Synchronisationssignalen.

Do, 26. August: Das Alpha Magnetic Spectrometer hat das KSC erreicht und soll das größte wissenschaftliche Instrument auf der ISS werden.

Mi, 25. August: Nächstes Jahr soll der Bau eines neuen russischen Kosmodroms im fernen Osten beginnen.

Die CDR für GPS III kam schneller als geplant.

Mi, 18. August: Die Iridium-Satelliten sollen auch für die Weltraumwetter-Prognose genutzt werden.

Di, 17. August: Die erste chinesische Raumstation ist fertig gebaut.

Fr, 13. August: Die Weltraum-Ausstellung im Gasometer Oberhausen konnte den 750’000. Besucher begrüßen!

Mi, 11. August: Ein Kleinplanet wurde auf den Namen Essen getauft.

So, 8. August: Frau Aldrin in seltsamer Begleitung …

Di, 3. August: Versuchter Mord im Planetarium Hamburg!

Sa, 31. Juli: Ein Stück der Rakete wurde angespült, die das X-37B startete.

Di, 27. Juli: New Horizons hat auf den Jupiter zurück geschaut.

Einen Mondkrater aus den letzten 38 Jahren hat der LRO entdeckt.

Schluss mit den Gerüchten über angeblice Erd-Entdeckungen Keplers.

Die Nutzlast von Chandrayaan 2 wird im August bekannt gegeben.

Bei einer EVA wird die Verkabelung der ISS ergänzt.

Mo, 26. Juli: Nasa und Google locken Tüftler mit Millionen.

So, 25. Juli: Der NPP-Satellit hat sein letztes Instrument bekommen.

Fr, 23. Juli: Dem Sonnensegler IKAROS ist aktive Lageregelung per Flüssigkristallen gelungen.

Mo, 19. Juli: Das SS2 hat seinen ersten Gleitflug mit Pilot absolviert.

Fr, 9. Juli: Der deutsche ComsatBw2 ist operationell.

Sa, 3. Juli: Ein Andock-Problem mit einem Progress-Frachter.

Do, 1. Juli: Die Termine der letzten beiden Shuttle-Starts stehen, 1.11.2010 und 26.2.2011.

Frühere Kurzmeldungen gibt es hier

Das Ende vom Ende: Heute schließt das Sekretariat des IYA 2009

31. Dezember 2010

Aber der Astro-Outreach geht auch im Jahr 2 „danach“ weiter, auf mehr Ebenen als je zuvor: Eine Menge Aspekte und Links dazu aus den vergangenen 1 1/2 Monaten im 110. Posting des Ex-IYA-Blogs, das natürlich weiter geht!

Runde Jahrestage … für das Jahr 2011

30. Dezember 2010

Vor 400 Jahren … entdeckte (auch) Christoph Scheiner die Sonnenflecken (21.3.1611).

… erfand Kepler das Kepler’sche Teleskop und veröffentlichte seine Dioptrice. (Zu Meilensteinen der Astronomie-Geschichte von 1500 bis 1750 siehe diese detaillierte Tabelle!)

Vor 250 Jahren … wurde bei einem Venus-Transit die Atmosphäre des Planeten durch den Lomonossow-Effekt entdeckt (6.6.1761).

Vor 125 Jahren … maß Rowland die Wellenlängen von 14’000 Linien des Sonnenspektrums (1886).

… wurde die Kuffner-Sternwarte in Wien fertig.

Vor 100 Jahren … fiel im ägyptischen Nakhla ein Marsmeteorit (28.6.1911) – dass dabei ein Hund zu Schaden kam, ist allerdings eine apokryphe Story.

… wurde die AAVSO gegründet (10.10.1911), sozusagen die Geburtsstunde der ‚Bürger-Astronomie‘.

Vor 75 Jahren … wurde die HVA Peenemünde gegründet (April 1936), und das deutsche Raketenprogramm nahm Fahrt auf. (Zu den Meilensteinen der Raumfahrtgeschichte bis 1962 siehe diese detaillierte Tabelle!)

Vor 50 Jahren … starteten der erste Hominide (Schimpanse Ham, suborbital, 31.1.1961) und die ersten drei Menschen (Gagarin und Titov, orbital, 12.4. bzw. 6.8.1961, Shepard, suborbital, 5.5.1961) in den Weltraum.

rief Kennedy zur bemannten Mondlandung auf (25.5.1961), „before this decade is out,“ und wurde die erste Saturn 1 gestartet (27.10.1961).

… startete die Sowjetunion mit Venera 1 die erste Planetenmission (12.2.1961), die zumindest in die Nähe ihres Ziels – Venus – gelangte.

… startete der erste Amateurfunksatellit OSCAR 1 (12.12.1961).

… wurde die Existenz der Quarks postuliert.

Vor 40 Jahren … startete die erste Raumstation Salut 1 (19.4.1971) und starben ihre drei ersten Besucher in Soyuz 11 bei der Rückkehr (30.6.1971).

… startete die bis dahin bei weitem erfolgreichste Marsmission Mariner 9 (30.5.1971, Orbiteintritt 13.11.1971).

… versuchte die Sowjetunion mit Mars 2 und 3 (Starts 19. und 28.5.1971) jeweils eine weiche Landung: Mars 2 stürzte am 27.11.1971 ab (1. menschliches Artefakt auf dem Mars), während der Orbiter-Komponente gleichzeitig der Eintritt in die Umlaufbahn gelang. Mars 3 gelang am 2.12.1971 die erste weiche Marslandung, doch der Kontakt riss fast sofort ab; erneut gelangte ein Orbiter gleichzeitig in die Umlaufbahn.

Vor 30 Jahren … starteten die ersten beiden Space-Shuttle-Missionen STS-1 und -2 (12.4. und 12.11.1981), beide mit der Columbia, die so zum ersten wiederverwendeten bemannten Raumschiff wurde.

… erreichte Voyager 2 den Saturn (26.8.1981) und starteten die Venus-Lander Venera 13 und 14 (30.10. und 4.11.1981).

… wurden die Neptun-Ringe bei einer Sternbedeckung entdeckt (24.5.1981); wegen ihrer fragmentarischen Natur blieb dies aber lange umstritten.

Vor 25 Jahren … flog Voyager 2 am Uranus vorbei (24.1.1986), der erste Sondenbesuch bei diesem Planeten.

… verunglückte der Space Shuttle Challenger beim Start (28.1.1986) und wurde die Raumstation Mir gestartet (20.2.1986).

… flogen fünf(!) Raumsonden mehr oder weniger nah am Kern des Kometen Halley vorbei (6.-13.3.1986), der zum ersten Mal seit 1910 wieder durch’s Perihel gegangen war (9.2.1986).

Vor 20 Jahren … trat die Raumstation Salut 7 in die Erdatmosphäre ein (6.2.1991).

… wurde die japanische Sonnensonde Yohkoh gestartet (30.8.1991).

… flog zum 1. Mal eine Sonde an einem Asteroiden vorbei (Galileo an Gaspra, 29.10.1991) und wies dabei zum 1. Mal sicher einen Asteroidenmond nach (Dactyl).

… wurde die Natriumatmosphäre des Mondes mit einem 10-cm-Teleskop und engbandigem Filter erstmals direkt abgebildet.

… wurde das riesige Gammastrahlenobservatorium CGRO von einem Shuttle ausgesetzt (Start der Atlantis 5.4.1991).

Vor 10 Jahren … flog die Raumsonde Deep Space One am Kern von Borrelly vorbei (22.9.2001) – nach den Halleysonden erst der 2. Kometenbesuch.

Quellen: Paturi, Harenberg Schlüsseldaten Astronomie, Dortmund 1996, und JPL Space Calendar u.a. (Siehe auch die runden Jahrestage 2007, 2008, 2009 und 2010.)

SOHO hat seinen 2000. Kometen entdeckt!

29. Dezember 2010

Genauer gesagt der polnische Astronomiestudent Marcin Kusiak, der am 26. Dezember auf Bildern des SOHO-Instruments LASCO C2 auf zwei kleine Kometen stieß, Nr. 1999 und Nr 2000. Der Koronograph des Sonnenforschungssatelliten ist der bei weitem effizienteste Kometensucher aller Zeiten und hat in den 15 Jahren seit SOHOs Start am 2.12.1995 die Zahl der Kometen mit bekannten Bahnen glatt verdoppelt, tatkräftig unterstützt durch etliche Kometenfans, die den Bilderstrom LASCOs zuhause auswerten. Über 70 in 18 Ländern waren bisher erfolgreich, Kusiak z.B. seit 2007 auch schon über 100-mal. Bis zum 1000. SOHO-Kometen hatte es noch 10 Jahre gedauert, für das zweite Tausend nur die halbe Zeit: Zum einen suchen nun mehr, und die Bilder werden besser aufbereitet, aber die Zahl der sonnenkratzenden Kometen scheint tatsächlich zuzunehmen.

Die Sonne am 19. Dezember in vier verschiedenen UV-Wellenlängen, die unterschiedliche Schichten der Sonnenatmosphäre erfassen, aufgenommen von einem der STEREO-Satelliten.

Beijing bei Nacht von der ISS aus aufgenommen von einem Mitglied der Expedition 26: Die Stadt mit ihren ca. 12 Mio. Einwohnern ist leicht an ihrem Straßenmuster mit mehreren konzentrischen „Ringen“ zu erkennen. NACHTRAG: andersherum besser?

Sizilien zeichnet seinen eigenen Umriss in der Nacht nahezu komplett durch die Straßenbeleuchtung von Siedlungen entlang der Küste (die zumindest diese Zone der Insel zu einem Albtraum für Sternfreunde machen) – ein weiteres Nachterdbild aus der MagISStra-Serie des neu an Bord der ISS gekommenen Italieners, der bisher auch fast nur Italien abgelichtet hat … NACHTRAG: Sein Kollege Дмитрий Кондратьев bloggt derweil, seltene Fotos inklusive.

Krater im Norden des Saturnmonds Rhea, aufgenommen von Cassini am 17. Oktober aus 40’000 km Entfernung und mit Licht exakt von der Seite.

NGC 6992, ein Teil des gewaltigen Cirrus-Nebels, aufgenommen mit dem Isaac Newton Telescope im Licht von H-Alpha, O III und S II, die als Rot, Grün und Blau dargestellt werden. Der gesamte rund 5000 Jahre alte Supernovarest ist am Himmel 3° groß.

Die Galaxie Messier 33 aus Sicht des Satelliten WISE bei 3.4 bis 22 µm – wo sie deutlich größer als in sichtbarem Licht erscheint, da nun auch ein Außenbereich mit viel kühlem Staub (hier in Blau) in Erscheinung tritt. Die kleinen (hier rosa erscheinenden) Klumpen in der Galaxie sind Gebiete besonders starker Sternentstehung.

Himmlische Highlights des Jahres 2011

28. Dezember 2010

2. Januar: 3. Konjunktion Jupiter/Uranus (1/2° Abstand).

Nacht 3./4. Januar: Maximum der Quadrantiden – der einzige große Meteorschauer des Jahres ohne stärkere Mondstörung.

4. Januar bei Sonnenaufgang: Tiefe partielle Sonnenfinsternis in Europa.

9.-13. Januar: 217th AAS Meeting in Seattle, immer reich an Nachrichten.

3. Februar: Zieldatum für STS-133, den vorletzten (oder vorvorletzten) Shuttle-Start; der letzte wäre dann am 1. April bzw. im Sommer.

14. Februar: Flyby von Stardust an Komet Tempel 1.

14.-17. März: Während der besten Merkur-Abendsichtbarkeit (ca. 10.-27. März) hilft Jupiter beim Finden!

18. März: Merkurorbit-Eintritt von MESSENGER.

18.-20. März: 30. AKM-Seminar auf Burg Rothenfels.

4. April: Saturn in Opposition.

9. April: Astronomietag in Deutschland.

12. April: Yuri’s Night – World Space Party.

24. April: Ostersonntag – zweitspätester möglicher Termin.

7. Mai: 27. ATT in Essen.

10. Mai: Konjuktion Venus/Jupiter, Abstand 0.6°.

22.-26. Mai: 218. AAS Meeting in Boston, auch ein Nachrichtenmacher.

Juni: Vielleicht Start des französischen Microscope.

1. Juni: Partielle Sonnenfinsternis, u.a. in Ostasien und Island.

1.-5. Juni: 20. Internationales Teleskoptreffen am Gederner See.

10.-13. Juni: 30. Planetentagung in Violau.

15. Juni: Totale Mondfinsternis, v.a. in Afrika und Westasien, aber auch in Europa teilweise bei Mondaufgang.

Juli: Rosetta beginnt den langen ‚Winterschlaf‘.

1. Juli: Partielle Sonnenfinsternis im Indischen Ozean.

15. Juli: Möglicher Start der 2. Dragon-Kapsel.

27. Juli: Mars-Bedeckung durch den Mond im Südpazifik und Südamerika.

5. August: Wunschstarttermin der Juno-Mission zum Jupiter – und Vesta in heller Opposition mit 5.6 mag.

7. August: Dawn beginnt die Erforschung von Vesta.

26.-28. August: 30th European Symposium on Occultation Projects in Berlin.

8. September: Start des Raumsonden-Duos GRAIL zum Mond.

10. September: 6. AME in Schwennigen, vermutlich zusammen mit der 30. VdS-Tagung.

26. September: Uranus in Opposition.

Ende September: Maximum von Mira – und vielleicht Beginn einer guten Sichtbarkeit von Komet C/2010 X1 (Elenin).

Oktober oder später: Vielleicht Start des russischen Radio-Astron (Spektr R).

3.-7. Oktober: EPSC-DPS Joint Meeting in Nantes – gemeinsame Planetentagung in Frankreich.

8. Oktober: Möglicher Ausbruch der Draconiden, aber Stärke des Peaks ziemlich unklar (siehe hier im 4.§), und der Mond stört eh.

25. Oktober: Möglicher Start des Sonnenseglers Lightsail 1 zusammen mit dem NPOESS Preparatory Project.

28. Oktober: Merkur-Bedeckung durch den Mond im pazifischen Raum.

29. Oktober: Jupiter in Opposition.

8. November: Möglicherweise Start von Phobos-Grunt (Russland) und Ying Huo 1 (China) zum Mars.

12. November: 30. BoHeTa in Bochum.

25. November: Partielle Sonnenfinsternis in Afrika, Antarktis – und Wunschstarttermin des Mars Science Laboratory (Curiosity).

5.-9. Dezember: AGU Fall Meeting in San Francisco – 20’000 Geophysiker …

10. Dezember: Totale Mondfinsternis, endet für Europa mit dem Mondaufgang.

14. Dezember: Möglicher Erstflug der Cygnus-Kapsel auf der Taurus 2.

Quellen: Astronomical Calendar, Space Calendar, Das Jahr 2011, A.de Termine und PH’s AstroAlmanach V. 1.1. u.a. NACHTRÄGE: Starts modifiziert anhand eines pessimistischen indischen Zeitplans, des NASA Launch Schedule und Spaceflight Now.

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

27. Dezember 2010

Cassinis erster Blick auf den neuen großen Saturnsturm, entstanden vor drei Tagen: Die weiße Wolke wird schon seit Wochen von Amateurastronomen beobachtet, ist in letzter Zeit aber noch auffälliger geworden – die einlaufenden Cassini-Rohbilder werden in dieser Galerie gesammelt. NACHTRAG: ein schnelles Falschfarben-Bild daraus.

Stardust hat – gerade noch – genug Sprit für Tempel 1

Voraussichtlich drei Bahnkorrekturen muss das alte Stardust-Mutterschiff noch durchführen, um am 15.2.2011 morgens MEZ in 190 km Höhe mit 10.9 km/s über den Kern des Kometen Tempel 1 zu schießen – und drei verschiedene Verfahren zum Abschätzen der Treibstoffvorräte sprechen alle dafür, dass dafür genug und noch ein kleines Bisschen mehr im Tank verblieben ist. Der enthielt einmal 85 kg Hydrazin, jetzt sind es noch etwa 3.5 kg. Hauptzweck der Missionsverlängerung der alten Mission als Stardust NeXT (New Exploraton of Tempel 1) ist der Versuch, den 2005 vom Impaktor Deep Impacts geschlagenen Krater zu inspizieren – aber da das Rotationsverhalten des Kometenkerns nur ungenau bekannt ist, kann es gut sein, dass der Krater gerade auf der falschen Seite ist. Nach dem Encounter wird wohl der gesamte kleine Treibstoffrest verbrannt, um zu sehen, wieviel tatsächlich noch im Tank war, um die drei Schätzverfahren zu prüfen – und dann wird Stardust abgeschaltet. (Spaceflight Now 23.12.2010)

Akatsuki offenbar Opfer eines klemmenden Ventils in einer Treibstoffleitung geworden: Die Untersuchung des Triebwerksversagens an der Venus scheint darauf hinaus zu laufen, dass die Treibstoffzuleitung durch ein verklemmtes Ventil blockiert war, das eigentlich einen Rückfluss in den Tank verhindern soll. Das Ventil arbeitet völlig automatisch und kann von der Erde aus nicht gesteuert werden: Diverse Experimente am Boden sollen nun herausfinden, ob man das Triebwerk überhaupt noch für einen zweiten Einschussversuch in 6 Jahren nutzen könnte. (Mainichi Daily News 27.12.2010. Und Daily Yomiuri 24.12.2010 zu angeblichen Vollfinanzierung von Hayabusa 2)

Der Satellit WISE darf noch bis Januar weiter machen

und – mit seinen beiden kurzwelligeren Infrarot-Instrumenten – eine zweite komplette Himmelsdurchmusterung beenden, vor allem um der Entdeckung weiterer Kleinkörper des Sonnensystems willen: Die NASA hat bis Ende Januar 1.6 Mio.$ freigegeben, um den Betrieb (der 400’000$/Monat kostet) weiter zu führen. WISE hat bisher über 155’000 Asteroiden und Kometen beobachtet und über 34’000 neue Kleinkörper des Sonnensystems entdeckt, darunter etwa 500 NEOs. Zwar sind die beiden IR-Kanäle mit 3.4 und 4.6 µm nicht ideal (bei längeren Wellen, die nach dem Ende des Kühlmittels nicht mehr zugänglich sind, strahlen sie mehr), aber WISE ist der einzige Asteroidenjäger im Weltraum – seine Mission NEOWISE erschien der NASA wertvoll genug. Danach aber ist endgültig Schluss: WISE wird „eingeschläfert“, für den Fall dass jemand doch noch Interesse daran haben sollte; die Bahn ist noch lange stabil. (Spaceflight Now 19.12.2010)

Planetenjäger Kepler gleich zweimal im Safe Mode: Der ‚Plan‘ sieht vor, dass Kepler bis zu 12 Tage im Jahr durch solche Sicherheitsmodi ausfallen darf, und das Budget für 2010 ist noch nicht aufgebraucht – trotzdem soll nun dafür gesorgt werden, dass der Satellit weniger leicht über seinen eigenen Zustand so beunruhigt sein kann, dass er die Transitsuche unterbricht. (Mission Manager Updates 22., 14., Nature Blog 15.12.2010) NACHTRAG: Die Fehlersuche zieht sich hin – erst im Januar kann weiter beobachtet werden. NACHTRAG 2: Das 2. Problem ist erkannt – und gelöst!

Wieder ein GSLV gescheitert – nach nicht mal einer Minute!

Fassungslos hat ein erneuter Fehlstart der indischen Prestige-Rakete GSLV vor zwei Tagen die Weltraumexperten des Landes zurückgelassen: Nur 47 Sekunden nach dem Abheben (mit einem teuren einheimischen Nachrichtensatelliten an Bord) brach die Rakete plötzlich zur Seite weg und begann zu zerbrechen; 16 Sekunden später wurden die Reste gesprengt. Nach ersten Ermittlungen waren plötzlich die Steckverbindungen von langen Kabeln zu den Gelenken unterbrochen worden, die die Düsen der vier Booster der ersten Stufe ausrichten, die zur Stabilisierung der Flugbahn nötig sind. Wie das passieren konnte, dazu gibt es keine offizielle Erklärung, aber ein anonymer Experte spekuliert, der Satellit sei womöglich zu schwer für die Rakete gewesen und deren Stabilität im Flug falsch berechnet worden. In der Tat war der Satellit schwerer als jede andere Nutzlast des GSLV bisher, und die Oberstufe – die nun gar nicht zum Einsatz kam – hatte modifiziert werden müssen. Von alleine könnten die Stecker jedenfalls unmöglich herausgefallen sein, so der Experte: Sie könne es erst aus ihren Buchsen gerissen haben, als die Rakete bereits auseinander brach. Das Geostationary Satellite Launch Vehicle bleibt vom Pech verfolgt: Nunmehr sind schon drei der sieben Starts gescheitert. (Hindustan Times, Space News, The Hindu, Parabolic Arc, Science Journalism Tracker 27., Telegraph India, Indian Express, Deccan Herald, Hindustan Times, The Hindu 26., The Hindu [mehr], Deccan Herald, DNA, Hindustan Times, Spaceflight Now, Discovery, Space Today, Spiegel, Eureka 25.12.2010) NACHTRAG: Die ISRO bezweifelt die Übergewichts-Hypothese.

Dem amoklaufenden Satelliten geht der Strom aus: Der unabschaltbare Galaxy 15 bekommt immer weniger Sonnenstrom und hat bereits 95% seiner Nutzlast herunter gefahren – seit dem 17. Dezember sendet er nur noch Telemetrie. In dieser Situation könnte ein tiefer Reset gelingen. (Space News 22.12.2010. [NACHTRAG: Wie die Status-Seite von Intelsat berichtet, ist Galaxy 15 wieder voll unter Kontrolle – der Reset hat geklappt!] Und ILS und Eutelsat Releases sowie Space News, Spaceflight Now, BBC, BBC Blog und Spiegel zum Proton-Start des Ka-Band-Satelliten KA-SAT am 26. Dezember, der 70 Gigabit pro Sekunde in 82 Spotbeams übertragen kann)

Continuing Resolution bis März: NASA bleibt im Ungewissen

Der alte US-Kongress hat es vor dem Weihnachtspause nicht auf die Reihe gebracht, dem Land einen neuen Haushalt für das – längst laufende – Finanzjahr 2011 zu verpassen: Stattdessen hat es wieder eine Continuing Resolution gegeben, die nun bis zum 4. März gilt. Spezielle Passagen bezüglich der Ausrichtung der NASA fehlen, womit die Hoffnung auf eine klare Umsetzung („Die NASA bekommt …“) der Authorization vom Oktober dahin ist: Weder kann das Constellation-Programm abgebrochen noch unverzüglich mit der Arbeit an einer Schwerlastrakete und großzügiger Förderung privater Raumfahrtunternehmen begonnen werden. Stattdessen dürften bis März rund 500 Mio.$ in das Ares-Programm fließen, das eigentlich niemand mehr will – Millionen, die anderswo bitter fehlen. Insgesamt würde die NASA im FY2011 unter einer fortgesetzten CR mit 18.7 Mrd.$ auskommen müssen, 300 Mio.$ weniger als die Authorization vorgesehen hatte. Wie der neu gewählte Kongress ab Januar in der Sache verfahren wird, ist weiter unklar. (Orlando Sentinel 26., AW&ST 24., Space News 22., Spaceflight Now, Space News 21.12.2010)

Zweiter Test der Taurus-2-Rakete erfolgreich: Das Triebwerk der ersten Stufe des künftigen ISS-Versorgers („Triebwerk der Taurus-2-Rakete …“) ist am 17. Dezember 55 Sekunden lang erprobt worden, mit bis zu 108% der nötigen Leistung – im Januar soll der dritte Test folgen. Für einen beschleunigten Orbit-Test hätte die Firma Orbital danach gerne Extra-$$ der NASA, die es aber – s.o. – womöglich nicht geben wird. (Spaceflight Now 19., Flight Global 23.12.2010)

„Montage“-Software möchte sich in ein soziales Netzwerk für Astronomen entwickeln

25. Dezember 2010

Courtesy NASA/JPL-Caltech (genaue Captions & Credits hier zu finden)

Diese drei Bilder sind mit der wissenschaftlichen Bildverarbeitungs-Freeware „Montage“ erstellt worden, die SBb-LINER-Galaxie NGC 1097 mit dem Spitzer Space Telescope (3.6 bis 8.0 µm), der Supernovarest S147 aus H-Alpha-Aufnahmen des Isaac Newton Telescope und ein Ausschnitt aus der galaktischen Ebene (wie das 1. Bild; aus der GLIMPSE-Durchmusterung): Man findet sie in der Galerie des Projekts – aber auch einem neuen Blog. Denn die Schöpfer von Montage möchten – wie sie auch ausgiebig in einem Paper dargelegt haben – künftig stärker die Kräfte sozialer Netzwerke und des ominösen Web 2.0 nutzen, das in der fachastronomischen Forschung bisher keine nennenswerte Rolle spielt. Die Montage-Anbieter (über 4000-mal wurde die Software zur Erstellung von Mosaiken aus FITS-Dateien schon herunter geladen) träumen etwa von kollaborativen Atlas-Projekten und einer Präsentation von astronomischen Bilddaten, die für Kollegen und auch die Allgemeinheit besser verständlich werden.

Und wir haben wieder „Augen“ auf der ISS!

24. Dezember 2010

ESA/NASA

Wie man sieht – hier das Niltal und die drei größten ägyptischen Städte bei Nacht – tritt der neue ISS-Bewohner P. Nespoli („Soyuz TMA-20 …“) erfolgreich in die Fußstapfen von S. Noguchi und D. Wheelock, die seit Jahresbeginn uns Zurückgebliebene mit einem Schwall faszinierender Erdimpressionen aus der Raumstation versorgten. Während die beiden dafür TwitPic benutzten, hat Nespoli einen Flickr-Stream, auf dem es schon vor dem Start allerlei Impressionen aus Baikonur zu sehen gab – zum Teil auch in 3D. Die speziell entwickelte Kamera hat er als Teil seiner langen MagISStra-Mission auch mit zur ISS genommen, von dort aber noch nichts Dreidimensionales gezeigt.

Nachrichten aus der Astrophysik kompakt

23. Dezember 2010

Neutrinoteleskop „IceCube“ am Südpol fertig!

Am 18. Dezember (Neuseeland-Zeit) war es so weit: Der letzte von 86 Strings mit Photomultipliern des Neutrinoteleskops IceCube war mehrere Kilometer tief mit einem Heißwasserbohrer im Eis des Südpols versenkt, in dem nun 5160 dieser extrem empfindlichen Lichtdetektoren darauf lauern, das durchs Eis schießende Neutrinos charakteristische Cherenkov-Blitze aussenden. (Konkret funktionieren 98% der Photomultiplier perfekt und ein weiteres Prozent ist brauchbar – erfreulich, da sie nie wieder an die Oberfläche geholt werden können.) 279 Mio.$ hat das außergewöhnliche Observatorium gekostet, größtenteils finanziert von der amerikanischen National Science Foundation. Bereits seit 2005 hat der noch unfertige IceCube Daten gesammelt und allerlei Nullresultate („Auch keine …“) eingefahren – darunter das beste Limit zu Teilchen der Dunklen Materie im Sonneninneren. (LBL, NSF Releases 17., Jens’s Blog 19., Welt der Physik, Golem 20., Science News, Spiegel 21., Science Journalism Tracker 22., Scientific American, Discovery 23.12.2010) NACHTRAG: ein Nachzügler (lang). NACHTRAG 2: dito. NACHTRAG 3: dito (aber vor Ort). NACHTRAG 4: eine lange Geschichte des Projekts … NACHTRAG 5: … und ein Artikel von Spiering.

Noch ein Versuch, die Spiralstruktur der Milchstraße zu ergründen

Das Bild unserer eigenen Milchstraße („Wieder ein neues Bild …“) wird immer komplizierter: Nach einer farbenfrohen russischen Analyse ist der Innenbereich eine ordentliche vierarmige Spirale, die sich aber weiter draußen in eine asymmetrische Vielarm-Spirale verwandelt. Gewisse Ähnlichkeiten gibt es mit M 101 und M 31, aber es kommt ein – relativ kleiner – Balken dazu. Die besten Analogien am Himmel wären demnach NGC 3124, NGC 3992 = M 109 und NGC 2336. (Efremov, Preprint 20.11.2010)

„Dunkle“ Gamma-Ray Bursts sind v.a. die Folge von Staub in der Galaxie, wo die Sternexplosion stattgefunden hat, und stellen kein eigenständiges astrophysikalisches Phänomen dar: Das ist die Schlussfolgerung aus diversen GRB-Beobachtungen mit dem schnell und automatisch Richtung Quelle schwenkenden GROND-Teleskop – das in vielen Fällen doch noch schwindende schwache Strahlung im Sichtbaren sieht. Staub in der Galaxie oder eine einfach zu große Entfernung sind demnach der Grund, dass bisher bei 40-60% aller GRBs kein sichtbares Glühen gesehen wurde. (Greiner & al., Preprint 2.11., ESO PR 16., KosmoLogs 18.12.2010)

Auch stellare Jets werden von Magnetfeldern fokussiert

und sind damit tatsächlich genaue Gegenstücke von Jets Aktiver Galaktischer Kerne bzw. Mikroquasaren: Das zeigt der Nachweis polarisierter Synchrotronstrahlung von den Jets junger stellarer Objekte (YSOs) durch den Very Large Array. Alle astrophysikalischen Jets scheinen mithin nach denselben Prinzipien zu funktionieren. (Carrasco-González & al., Science 330 [26.11.2010] 1209-12; NRAO Release 25.11.2010)

Der bei weitem zirkonreichste Stern, der je gefunden wurde, hat einen 10’000-mal höheren Anteil dieses Elements als die Sonne, und auch Strontium, Germanium und Yttrium sind stark angereichert: Vermutlich haben sich in seinen äußeren Schichten – die allein der Beobachtung direkt zugänglich sind – kuriose Wolken gebildet; ein starkes Magnetfeld hat dabei auch eine Rolle gespielt. (Naslim & al., Preprint 25.10., R.A.S. Press Release 6.12.2010)

Erstes Atmosphärenspektrum einer „Super-Erde“ vielsagend öde

Keinerlei Features zeigt das Transmissionsspektrum der Super-Erde (2 bis 10 Erdmassen) GJ 1214b, das bei Transibeobachtungen mit dem VLT gewonnen wurde: Eine wolkenlose Wasserstoffatmosphäre scheidet damit aus. Entweder gibt es viel optisch dicken Dunst oder aber dichten Wasserdampf. (Bean & al., Nature 468 [2.12.2010] 669-72, auch Deming, ibid. 636-7; ESO, CfA, JPL Releases. Nature News, Physics World 1., Science Journalism Tracker, Space Today 2.12.2010)

Zwei verschiedene Zusammensetzungs-Gruppen bei den Trojanern des Jupiter zeigen NIR-Spektren dieser Asteroiden – und die rötlichere Gruppe (die räumlich genau so verteilt ist wie die andere) könnte ursprünglich aus dem äußeren Sonnensystem stammen: Dann wären dies die bei weitem am einfachsten zu erreichenden Materialproben aus dem Kuipergürtel! (Emery & al., Preprint 6.12.2010)