Archive for Februar 2010

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

28. Februar 2010

Das Zentrum der Großen Magellanschen Wolke aus Sicht von Herschel und Spitzer, wobei der erstere IR-Satellit bei 250 µm (hier der Rotkanal) warmen Staub beisteuerte, während Spitzer bei 4.5 und 24 µm (blau bzw. grün) Stern bzw. die Bildung massereicher solcher zeigt. Die Herschel-Beobachtungen erfolgten im Rahmen eines Heritage-Programms, das detaillierte Zusammenhänge zwischen Staub und Sternentstehung aufdecken soll. (Herschel Blog 28.2.2010)

Satellit Planck schon bei der zweiten Durchmusterung der Kosmischen Hintergrundstrahlung

Am 14. Februar war der – zusammen mit Herschel gestartete – europäische Kosmologiesatellit mit der ersten kompletten Aufnahme des Himmels im Radiobereich fertig geworden und hatte sofort mit der zweiten begonnen, die in sechs Monaten komplett sein sollte: Damit wäre die Primärmission erfüllt. Planck ist aber so sparsam mit seinem Kühlmittel umgegangen, dass noch zwei weitere Komplettbilder der Kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung möglich sein sollten, die die ESA auch schon genehmigt hat. Mit viermal demselben Bild lässt sich besser nach systematischen Störeffekten suchen, was wiederum eindeutigere kosmologische Aussagen verspricht. (Planck Blog 28.2.2010)

Russland erwägt des Bau eines neuen Sonnen-Satelliten der Koronas-Serie, nachdem Koronas-Foton allzu schnell ausgefallen war („Sonnensatellit …“). Die Entwicklungsarbeit für den neuen Koronas könnte mit den nun eingesparten Mitteln für den Betrieb des kaputten finanziert werden, doch für den Bau – und einen Start um 2014 – wäre mehr erforderlich. (Russian Space Web Update Februar 2010) NACHTRAG: Komplett aufgegeben hat man Koronas-Foton aber noch nicht, hieß es im März. NACHTRAG 2: Aber im April war’s dann so weit.

Der Saturnmond Janus, zwischen Ringen und Rhea: Auf diesem Ausschnitt aus einer Cassini-Aufnahme vom Nov. 2009 ist der kleine Mond hinter den Ringen kaum zu erkennen und steht zugleich vor Rhea – letzterer Mond wird übrigens am 2. März angeflogen – Minimalabstand nur 100 km! – und schon am nächsten Tag die kleine Helene mit 1800 km Abstand. (CICLOPS Release 26.2.2010)

Das Deep Space Network der NASA wird allmählich modernisiert

An Stelle der drei alten 70-m-Schüsseln für die Kommunikation mit fernen Raumsonden wird bis 2025 eine neue Generation von 34-m-Antennen des „beam wave guide“-Typs treten, die flexibler eingesetzt werden können. In der ersten Phase des Projekts entstehen in der DSN-Station von Canberra drei dieser Antennen bis 2018: Man beginnt in Australien, weil die Deklinationen aller in nächster Zeit relevanten Planeten in den kommenden Jahren weit nach Süden driften. (JPL Release, Planetary Society Blog 25.2.2010) NACHTRAG: Zuerst wird aber mal die alte 70-m-Schüssel von Goldstone auf Vordermann gebracht. NACHTRAG 2: noch’n Artikel zu den diversen Upgrades.

3D-Marsbilder aus 3D-Aufnahmen mit Photoklinometrie alias „shape from shading„: Nur durch Analyse von Hell und Dunkel bei bekanntem Sonnenstand kann man ein Geländemodell erzeugen – und so z.B. ein berühmtes MRO-Bild eines Lawinenabgangs auf dem Mars in 3D-Versionen verwandeln. (Universe Today 25.2.2010. Und Cosmic Log über den Planungsstand für Mars Sample Returns)

Der allerletzte Test eines Space-Shuttle-Boosters fand am 25. Februar in Utah statt: Es war der 52., seit das Testprogramm 1977 begann. 258 Instrumente maßen dabei 43 verschiedene Parameter, um auch die Sicherheit der letzten vier Shuttle-Starts sicher zu stellen. Der 123-Sekunden-Test war ein weiteres von vielen „lasts“ des Shuttle-Programms, die in diesen Monaten abgehakt werden. (NASA Behind the Scenes 25.2.2010. Und Spaceflight Now 26. und 24.2.2010 zum Status der Startvorbereitungen der 1. Falcon 9)

Zwei „Flagschiffe“ zur Demonstration neuer Technologien für die bemannte Raumfahrt

mittels unbemannter Planetenmissionen könnte die NASA schon ab Ende 2011 bauen und um 2014 zum Mond (ein in Echtzeit ferngesteuerter Rover) und zu einem Asteroiden o.ä. starten – wenn sich der aufmüpfige Kongress mit dem neuen Kurs anfreunden kann. Jede dieser Missionen, denen weitere folgen sollen, würde zwischen 400 Mio. und 1 Mrd.$ kosten und sicher auch etwas Wissenschaft mit abwerfen. Andere Technologietester würden sich mit autonomem Andocken, Betankung im Weltraum, Präzisionslandung, Nutzung auf Himmelskörpern vorhandener Ressourcen und aufblasbaren Habitatmodulen usw. beschäftigen, wobei letztere an die ISS angedockt werden könnten. Zusätzlich gäbe es laut den am 22.2. ergänzten NASA-Budget-Dokumenten noch eine ganze Serie von schnellen Test-„Scouts“ für nur 100 bis 200 Mio.$ pro Flug. Und das aufgelöste „Institute for Advanced Concepts“ würde wiederbelebt. (Spaceflight Now 22., The Launch Pad, Space Politics, New Scientist 23., San Francisco Chronicle 24.2.2010)

Dürfen DLR und OHB In-Orbit-Servicing von Satelliten ausprobieren? Noch ist die „Deutsche Orbitale Servicing Mission“ (DEOS) nicht genehmigt, aber OHB ist schon mal aus Hauptkontraktor dieses Experimentalsatelliten ausgewählt, bei dem sich zwei Satelliten trennen und dann einer den anderen wieder einfängt und zum Eintritt in die Erdatmosphäre zwingt. (OHB PM, Space News 24.2.2010, Tagesspiegel 17.7.2008. Und Discovery 25.2.2010 zu ähnlichen NASA-Plänen) NACHTRAG: noch mehr zum zweiten Projekt.

NASA-Chef: Das Ziel ist der Mars, wir sind auf dem Weg – aber eine Deadline haben wir nicht

24. Februar 2010

Das Ziel ist eine bemannte Reise zum Mars, der neue Kurs der NASA wird den Weg dahin mit neuen Technologien für eine drastisch schnellere Reise ebnen und ist, im Gegensatz zum alten Constellation-Programm, im Rahmen der Etat-Zwänge bezahlbar – doch da nicht vorausgesagt werden kann, wenn diese Technologie zur Verfügung steht, kann auch kein konkretes Zieldatum für den Marsflug genannt werden. Den aber auch das Weiße Haus als „the ultimate destination“ der NASA abgesegnet habe. Das ist die Quintessenz der Aussagen des NASA-Chefs Charlie Bolden in einer Anhörung heute (Abb.) vor einem Ausschuss des US-Senats, wo genau dieses Fehlen einer Kennedy-esken Zeitvorgabe auf wenig Gegenliebe stieß. Als „Trostpreis“ zur Motivation der ihm bekanntlich sehr am Herzen liegenden Jugend bietet Bolden stattdessen häufige Gespräche von Schülern mit Astronauten auf der ISS an, bei denen er dann immer eine anhaltende Begeisterung spüre und die ja nun noch etliche Jahre länger möglich seien.

Ein konkretes Datum nannte Bolden immerhin: 2015 oder 2016 würden die ersten kommerziellen Trägersysteme für Astronauten zur ISS bereit stehen, und der niedrige Erdorbit sei es auch, wo die wesentlichen Technologietests für den Aufbruch in den tieferen Raum durchzuführen seien. Und ohne die geht gar nichts. Gäbe man ihm nämlich heute einen unbegrenzten Etat, dann könne er trotzdem keinen Menschen innerhalb von 10 Jahren zum Mars schicken, so Bolden: Die medizinischen Probleme der Reise seien einfach zu gewaltig. Deshalb müsse es ein zentrales Ziel sein, die Flugzeit um mindestens einen Faktor 2, besser noch viel mehr, zu verkürzen. Große Stücke hält Bolden übrigens auf robotische Systeme, die immer dann zum Einsatz kommen sollten, wenn sie gleich viel leisten könnten wie der Mensch im All: Heute wäre seiner Meinung nach sogar eine komplette Hubble-Wartungsmission nur mit Robotern wie diesem „R2“ machbar, was noch 2004 – als eine solche Mission untersucht wurde – nicht der Fall war (siehe Artikel 986). Und unaufgefordert kam Bolden auch auf Erdnahe Kleinplaneten zu sprechen: Die „defense of the planet against things, not people,“ gehöre ebenfalls zu den Aufgaben der NASA. Wie konkret man allerdings an Abwehr-Technologien arbeiten sollte, ließ er offen.

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

23. Februar 2010

Rund 30 Fontänen auf dem Saturnmond Enceladus zeigt laut BU diese neue Version eines bekannten Mosaiks aus Cassini-Bildern vom November-Flyby, von denen 20 zuvor unbekannt waren. Unter den heute veröffentlichten Produkten des Besuchs sind auch Temperaturkarten des „Tigerstreifens“ Baghdad Sulcus. (JPL Release 23.2.2010. Auch ein Cassini Release und Space Today zu chemischen Direktuntersuchungen der Fontänen, die für flüssiges Wasser im Inneren von Enceladus sprechen sollen) NACHTRAG: erste Gedanken zu den Sulcus-Temperaturen.

Mars Express fliegt 12x am Phobos vorbei – und kommt am 3.3. bis auf 50 km heran!

Am 16.2. hat eine Serie immer engerer und dann wieder entfernterer Vorbeiflüge des ESA-Orbiters an Phobos begonnen, die bis zum 26.3. dauert und deren „Höhe“punkt am 3. März die engste Begegnung einer Raumsonde mit dem Marsmond sein wird – die Wissenschaftler wären gerne noch näher heranmanövriert, aber die Flugkontrolleure bestanden auf 50 km Mindestabstand. Aus Beleuchtungsgründen sind erst ab dem 7.3. Nahaufnahmen möglich (u.a. von der möglichen Landestelle der russischen Sonde Fobos-Grunt), aber bei den größten Annäherungen sollte sich u.a. messen lassen, welche Teile von Phobos den Orbiter stärker anziehen: Das erlaubt Rückschlüsse auf sein Innenleben. (ESA PM 16.2.2010, ESA Phobos Fly-By 2010 Blog, insbesondere vom 16. und 11., ScienceBlogs 23.2.2010) NACHTRAG: ein weiterer ESA Press Release zum engsten Vorbeiflug.

Spirit fährt nun gar nicht mehr und wartet auf seinen 4. Mars-Winter – leider mit den Solarzellen weiterhin um 9° nach Süden geneigt, während die Sonne immer tiefer im Norden steht: Zwar hat sich der Marsrover zuletzt noch erstaunlich weit bewegt, aber leider dabei seine Neigung nicht optimieren können. Daher ist davon auszugehen, dass von März bis mindestens September, vielleicht sogar 2011, alle Kommunikation zum Erliegen kommt – aber Spirit wird immer wieder checken, ob wieder genug Strom vorhanden ist, um via Mars Odyssey anzurufen: Die Zeiten von dessen Überflügen sind einprogrammiert, und Spirits Uhr läuft weiter. (JPL Release 11., MarsPages 12., Raumfahrer 13.2.2010. Auch Wehklagen von Cumbrian Skies 13.2. – kann den mal jemand trösten? – und ein JPL Spotlight 22.2. mit sonifizierten Roverfahrten sowie BBC 17.2.2010 zum Status des nächsten Rovers MSL, den manche für eine schlechte Idee halten)

Die erste Falcon 9 steht am Cape auf der Rampe

Allerdings wurde die neue Rakete („Alle Teile …“) jetzt nur für einen ‚feuchten‘ Probe-Countdown und eine 4-sekündige Testzündung der 1. Stufe in den nächsten Tagen aus ihrer Montagehalle an der Rampe 40 der Cape Canaveral Air Station herausgerollt und aufgerichtet (Abb.), dann geht es wieder zurück ins Häuschen, und gestartet wird frühestens am 22. März, wahrscheinlicher Ende April oder im Mai. Hersteller Space X um den rührigen Visionär Elon Musk (38) lässt sich nicht drängen, hat man doch den milliardenschweren NASA-Auftrag, 12-mal mit der wie die Rakete größtenteils in-house entwickelten Dragon-Kapsel Lasten zur ISS zu befördern, was das erste Mal der ersten Hälfte 2011 stattfinden könnte.

Zumindest Musk selbst hat auch keine Zweifel, dass sich die Dragon mit relativ wenig Aufwand zu einem bemannten System umbauen lässt: Da fehle eigentlich nur noch ein Rettungssystem für den Fall eines Fehlstarts. Für den kommerziellen Astronauten-Träger in den LEO, den die NASA nun anstelle des Space Shuttle wünscht, gilt das als heißer Anwärter, zumal Musk einen Ticketpreis von nur 20 Mio.$ verspricht – da ist selbst die Soyuz inzwischen deutlich teurer geworden. (Space.com 23., 18., Discovery 22., Spaceflight Now 20., New York Times 16.2.2010. Und Spaceflight Now 18.2.2010 über die mögliche Verwendung des für die Ares I entwickelten Rettungssystems)

Die ISS ist jetzt zu gut 98% fertig, hat eine Masse von 363 Tonnen und ein bewohnbares Volumen von 352 Kubikmetern, nachdem beim fünftletzten Shuttlebesuch der Node 3 „Tranquility“ nebst Aussichtskuppel „Cupola“ installiert werden konnte – hier der Anblick nach Endeavours Ablegen. Die letzten 4 Shuttles (der nächste Start ist für den 5. April geplant) werden nur noch Vorräte, Experimente – darunter aber das gewaltige Alpha Magnetic Spectrometer, das gerade beim ESTEC getestet wird – und Kleinteile anliefern. (NASA Releases 23., 21., Space.com 23., Spaceflight Now 21., ESA Release 16.2.2010)

NASA, SwRI und Co. investieren in Experimente auf suborbitalen Raumflügen – Forscher gleich mit an Bord

Großer Andrang herrschte letzte Woche auf einer Next-Generation Suborbital Researchers Conference in Colorado, auf der zahlreiche Interessensbekundungen zu hören waren, kleine wissenschaftliche Experimente an Bord von suborbitalen Raumschiffen aus der erwarteten All-Tourismus-Branche mitfliegen zu lassen – und das SwRI hat gleich angekündigt, selbstverständlich würden die eigenen Leute auch an Bord sein, um die Experimente zu betreuen. Während dieses Institut für drei solche Einsätze 1 Mio.$ einsetzen will, hat die NASA bei derselben Gelegenheit gleich die Investition von 75 Mio.$, verteilt auf 5 Jahre, angekündigt. Als geeignetes Vehikel wird immer wieder der „New Shepard“ von Blue Origins ins Spiel gebracht – die Firma war zwar auch da, erlaubt aber nach wie vor so gut wie keine Einblicke in ihren Status. (Commercial Spaceflight 22., 18., The Space Review 22., SwRI Releases 21., 18., Planetary Society Blog 19., Cosmic Log, Universe Today, Parabolic Arc 18.2.2010) NACHTRAG: noch ein längerer, ein mittellanger und ein kürzerer Artikel über das Meeting.

Der „GoreSat“ alias DSCOVR könnte 2013 starten, nachdem der politischen Wirren zum Opfer gefallene und jahrelang eingelagerte Erdbeobachter im neuen NASA-Etatplan wieder vorkommt. (Science Insider 3.2.2010) Und Frankreich und Deutschland wollen zusammen für 120 Mio. Euro einen CH4 Atmospheric Remote Explorer alias Charme bauen, dessen Hauptinstrument ein vom DLR entwickeltes Lidar ist. (BMWi PM 4., Space News 12.2.2010)

Deutsches „Nachtreffen“ zum IYA am 27. März in Bonn!

22. Februar 2010

Eine erste Gelegenheit für den systematischen Rück- und Ausblick wird dabei geboten – während immer noch mehr oder weniger direkt mit dem IYA in Bezug stehende Geschichten auftauchen. Alles nachzulesen im IYA-Blog!

Ein weiterer großer Artikel

Pluto ultrahochaufgelöst mit Hubble und viel Bildverarbeitung.

Kürzere Artikel

Komet Holmes ist immer noch aktiv, wenn auch insgesamt schwach.

IR-Riesenmosaik der Andromedagalaxie von WISE geliefert.

Fast alle Ia-Supernovae die Folge verschmelzender Weißer Zwerge? Das scheint eine Negativ-Beobachtung Chandras zu zeigen.

Neue Methoden zur Erforschung der Atmosphären von Exoplaneten: schon wieder zwei Durchbrüche.

Extragalaktische Nachrichten kompakt

18. Februar 2010

Die Hickson Compact Group 31 aus Sicht der ACS des HST: In dieser Galaxiengruppe haben die Zwerggalaxien bis vor etwa 10 Mio. Jahren „gewartet“, um zusammen zu finden und dabei neue Sterne zu bilden. Später wird wohl auch aus diesem Galaxienknäuel einmal eine große Elliptische Galaxie – aber ’normalerweise‘ hat so etwas schon vor vielen Jahrmilliarden stattgefunden. Dies jedoch ist quasi die kosmische Gegenwart: Die Gruppe ist nur 166 Mio. Lichtjahre entfernt.

Typische Galaxien waren früher 3- bis 10-mal gasreicher

als ihre heutigen Gegenstücke, zeigen erst kürzlich möglich gewordene Radiodaten des Plateau de Bure Interferometer von Galaxien mit z=1.2 bis 2.3, als das Universum 40 bis 24% seines heutigen Alters hatte. Aus den Halos muss lange Zeit Gas in großer Menge nachgeliefert worden sein, sonst wäre der Anteil nicht auch bei z=1 noch so hoch gewesen. (Tacconi & al., Nature 463 [11.2.2010] 781-4, Blain, ibid. 745-6, MPG PM, UA Release 10., The SpaceWriter 18.2.2010)

Die erste hydrodynamische Simulation, bei der richtige Zwerggalaxien herauskommen, hat jede Menge physikalische Prozesse berücksichtigen können, die sonst unter den Tisch fallen: Es sind starke Ausflüsse von Supernovae, die Gas aus den Zwergen treiben, die Bildung von Bulges verhindern und dafür sorgen, dass die Dichteprofile nicht ‚cusped‘ sondern ‚cored‘ sind. Eine ganze Reihe Probleme scheinen auf einen Schlag gelöst. (Governato & al., Nature 463 [14.1.2010] 203-6, Geha, ibid. 167-8, UW News, Physics World 13., BdW 14.1.2010)

Eine neue Formel zur Beschreibung der Spiralarme von Galaxien

geht weg von der altbekannten logarithmischen Spirale und erlaubt einen variablen Steigungswinkel, wird aber trotzdem durch nur einen Parameter bestimmt (der gut mit dem Hubble-Typ korreliert). Die Gestalt realer Spiralgalaxien wird durch diesen zunächst rein mathematisch motivierten Trick tatsächlich besser beschrieben – aber was das Ganze physikalisch bedeuten soll, ist noch völlig offen. Zum klassischen Dichtewellen-Bild passt ein variabler Steigungswinkel nicht so recht; vielleicht hat’s was mit der Dunklen Materie zu tun … (Ringermacher & Mead, M.N.R.A.S. 397 [2009] 164-71, AAS-Pressekonferenz in Washington, D.C., USA, 7.1.2010: Screenshots aus einem Webcast Nr. eins und zwei)

Galaxien-Population mit „Virtuellem Observatorium“ entdeckt: Kompakte elliptische Galaxien zeichnen sich durch geringe Größe und hohe Sterndichte aus und entstehen vermutlich aus größeren Systemen, die durch Gezeiteneffekte viel verloren haben (tidal stripping). Mit dem VO sind jetzt 21 dieser Galaxien aufgespürt worden, deren Eigenschaften zu dem stripping-Szenario passen. (Chilingarian & al., Science 326 [4.12.2009] 1379-82)

Schon mal ein kosmisches Infrarotbild mit 44,4 Megapixeln gesehen?

17. Februar 2010

Hier ist eins, zwecks Darstellung in drei verschiedenen Ausschnitten aus dem 6666 mal 6666 großen Originalbild (15 MB): So sieht der neue Infrarot-Satellit WISE die Andromeda-Galaxie, ein Falschfarbenbild von 3.4 bis 22 µm Wellenlänge. Ausgewachsene Sterne erscheinen dabei in Blau, während Gelb und Rot warmen Staub zeigen, den junge, massereiche Sterne aufgeheizt haben. Dieses Bild gehört zu einer ganzen Reihe spektakulärer Early Release Observations, die heute vorgestellt wurden: JPL und NASA Releases und Jubel von Discovery und Bad Astronomy.

Negativ-Beobachtung des Chandra-Satelliten spricht für verschmelzende Weiße Zwerge statt Akkretion auf einen Weißen Zwerg als Mechanismus der Supernovae des Typs Ia

Weil das Chandra X-Ray Observatory in fünf Elliptischen Galaxien und der Zentralregion – dem Bulge – der Andromeda-Galaxie weit weniger Röntgenpunktquellen findet (und die Strahlung um einen Faktor 30 bis 50 geringer ist), als zu erwarten wären, wenn von einem normalen Begleiter akkretierende Weiße Zwerge die Ursache der Typ-Ia-Supernovae wären, lautet die Schlussfolgerung: Stattdessen stecken „bis auf wenige Prozent“ der Fälle Verschmelzungen zweier Weißer Zwerge dahinter, die vorher ein enges Paar bildeten und ineinander spiralierten. Das wäre in dreifacher Hinsicht „unbequem“: Zum einen ist dieser Verschmelzungsprozess – obwohl schon länger als Alternative zur Akkretion vorgeschlagen – weit weniger theoretisch oder durch Computersimulationen ergründet als das populärere Akkretions-Szenario (siehe ISAN 77-7 zu einem Indiz dafür). Ebenso sind kaum passende Weiß-Zwerg-Paare bekannt, was freilich daran liegt, dass sie viel schwerer zu finden sind.

Eine Dominanz des Verschmelzungs-Szenarios könnte schließlich auch den Nutzen der Ia-SNe als Standardkerzen schmälern: Im Akkretionsbild hätten die explodierenden Weißen Zwerge immer gerade die Chandrasekhar-Masse erreicht, bei der Verschmelzung ist jedoch die explodierende Gesamtmasse keineswegs festgelegt, weil Weiße Zwerge recht unterschiedliche Massen haben können. Aufgrund der Sorgfalt, mit denen die Erforscher der Dunklen Energie indes „ihre“ Ia-SNe geeicht und Exoten eliminiert haben (und auch, weil die Existenz der DE auf viele andere Weisen abgesichert ist), gibt es jedoch erst einmal keinen Grund zur Aufregung, hieß es auf einer noch andauernden NASA-Telecon. Und vielleicht gibt es doch einen höheren Anteil akkretierender Weißer Zwerge an den Ia-Vorgängern, aber irgendetwas unterdrückt ihre Röntgenemission: Schlussfolgerungen aus einem negativen Resultat sind grundsätzlich ein wenig riskant. (Abstract eines Papers, Chandra Release, weitere Bilder) NACHTRAG: das ganze Paper für alle – so isses recht!

Luken auf: der neue Blick aus der ISS

17. Februar 2010

Gute Aussichten: das erste Bild vom Blick aus der fertig installierten Cupola auf dem Node 3, natürlich wieder getwittert vom japanischen Astronauten. Zum neuesten Teil der ISS auch ein ESA Press Release – der geheimnisvolle „Anwendungen für die Weltraumforschung“ erwähnt – und Artikel von Space.com, Universe Today, Cumbrian Sky (über dessen Sichtweise man streiten kann – hab‘ ich jetzt aber keine Lust zu …), Space Today und Spiegel.

Solar activity continues to be high – relative to the non-activity in the past, that is

15. Februar 2010

Die hohe Sonnenaktivität der letzten Woche, die Marsopposition, echte und falsche Boliden und mehr aus den vergangenen 12 Tagen in Cosmos 4 U!

Nachrichten aus der Planetenforschung kompakt

15. Februar 2010

So sah Cassini den Saturnmond Mimas am Wochenende: Vom seltenen Flyby („Der erste …) sind vor einigen Stunden sowohl Nahaufnahmen des markanten Riesenkraters als auch Gesamtansichten auf der Erde eingetroffen; Anklicken liefert jeweils die Originalbilder. Davor hatte es auch die kleine Calypso aus der Nähe gegeben, geeignet für Farbbilder zum Selbermachen (die aber keine Farbe zeigen). NACHTRAG: Was man aus den Mimas-Rohbildern so alles machen kann. Und ein JPL Press Release wurde auch noch nachgereicht.

Schon wieder ein ’neuer‘ Ring des Jupiter entdeckt?

Als die Raumsonde New Horizons auf ihrem Weg zum Kuipergürtel am Jupiter vorbei kam, war auf Bildern der Telekamera LORRI des Jupitermonds Himalia diffuses Licht zu erkennen: Damals hielt man das für Streulicht in der Optik, doch inzwischen neigen die Auswerter zu der Interpretation, dass sich da ein weiterer, unbekannter Jupiterring bemerkbar gemacht hat – dessen Quelle Himalia selbst ist. Denn egal wie der Blickwinkel war, immer passte dieser „Lichtstrahl“ zur Orientierung der Bahnebene Himalias. Leider gibt es keine Aufnahmen vom Cassini-Vorbeiflug vor 10 Jahren unter passenden Lichtverhältnissen, aber LORRI wird diesen Sommer noch einmal das Jupiter-System aus der Ferne aufnehmen und dabei auch nach dem möglichen Ring schauen. (Stryk, Planetary Society Blog 19.1.2010) NACHTRAG: das LORRI-Foto des Lichtstreifens – und bereits in Nature vom 22.10.2009 S. 1065 wurde auf einen möglichen Himalia-Ring und Parallelen mit dem Phoebe-produzierten Saturnring hingewiesen.

Warum Ganymed stärker als Callisto entwickelt ist, könnte ein neues Modell erklären: Während des Late Heavy Bombardement in der Frühzeit des Sonnensystems wurden die anfliegenden Kometen vom Schwerefeld Jupiters in dessen Nähe fokussiert und stärker beschleunigt – der weiter innen umlaufende Mond wurde stärker „verprügelt“ und konnte aufschmelzen. (SwRI Release 24., Space Today 26., Science 29.1.2010 S. 515) NACHTRAG: ein Bericht dazu von der LPSC.

Manche Mars-„Gullies“ auch durch fließendes CO2 zu erklären

Das berühmte Mars-Phänomen („Mars-Gullies …“) ist enorm verbreitet, und auf Aufnahmen der Mars-Orbiter werden ständige neue Rinnen entdeckt, die auf früheren Bilder fehlten. Doch dass dahinter zeitweise flüssiges Wasser steckt, ist nach wie vor unbewiesen – im Gegenteil: Zeit (mitten im Winter!) und Ort vieler der neu entdeckten Gullies scheinen eher zu Hangrutschungen zu passen, bei denen CO2 als Schmiermittel wirkte; teilweise wurden ganze Felsen mitgerissen. Ein schlüssiges Gesamtbild des Gully-Wesens zeichnet sich aber nicht ab. (Science 22.1.2010 S. 408. Dazu: Harrison, Planetary Society Blog 25.1.2010 zu Gully-Beobachtungen mit den MRO-Kameras CTX & MARCI)

Ein neuer „Atlas“ des Planeten Merkur ist aus den Aufnahmen der drei MESSENGER-Flybys erstellt worden, schöner anzuschauen als die erste Gesamtkarte daraus. Noch sind manche Längenzonen nur in schrägem Licht bekannt – am Ende der Orbitalmission wird das Bild dann völlig gleichmäßig sein. (Planetary Society Blog 6.1.2010)

Neue Erkenntnisse über die Asteroiden Pallas und Vesta

haben das Very Large Telescope und Keck II geliefert: Demnach hat Pallas eine Dichte von 3.4±0.9 g/cm³, signifikant höher als die 2.2±0.1 g/cm³ von Ceres, während sich die Oberflächen der beiden nur wenig unterscheiden (vgl. ISAN 96-7) – ihre innere Struktur und/oder Beschaffenheit müssen ganz verschieden sein. Und Vestas Oberfläche ähnelt ihrem Spektrum nach insgesamt Meteoriten des Howardit-Typs, wobei aber ein kleiner Fleck eher zu einem Diogeniten passt. (Carry & al., Preprints zu Pallas und Vesta 18.12.2009)

Schwankungen der Sonnenleuchtkraft sind irrelevant für das Erdklima und seine – anhaltende – Erwärmung in den vergangenen Jahrzehnten gewesen: Das kommt auch bei der jüngsten Analyse weltweiter Daten wieder heraus (vgl. ISAN 25-5 und 43-5). Um höchstens 0.1°C geht es im Rhythmus der Sonnenaktivität auf und ab (vgl. ISAN 45-4), was gegen den anthropogenen Effekt wie auch irdische Faktoren, etwa Vulkanismus, völlig verblasst. (NASA Feature 21.1.2010. Auch: Independent 14.12.2009, Scientific American 9.2.2010 über die Nicht-Rolle – sonnenmodulierter – Kosmischer Strahlung und RealClimate 14., Deltoid 15.2.2010 zur ungebrochenen Glaubwürdigkeit des IPCC AR4 in Klimafragen. Und bei der NOAA kann man alle relevanten Daten gleich per Schieberegler abrufen) NACHTRAG: Wegen der geringen Klimawirkung des Sonnenzyklus hätte selbst ein neues Maunder-mäßiges Minimum für die Erdtemperatur nur minimale Auswirkungen.

Kunterbunter Kosmos kompakt

14. Februar 2010

Große Entdeckungen der Astronomie sind meist das Resultat neuartiger Teleskope

Die aber dann nicht das entdecken, wofür sie eigentlich gebaut wurden, sondern zufälligerweise auf etwas völlig anderes stoßen, was dann der Erbauer des Teleskops aber auch als bedeutend realisieren muss: Das ist die Quintessenz zweier Essays über „die Erforschung des Unbekannten“ bzw. „serendipitäre Astronomie“. In der Regel ging es bei dem Bau besagter Instrumente nicht darum, eine bestimmte Hypothese zu bestätigen, sondern eher um kreatives Herumstochern im (noch lange nicht ausgeschöpften) Phasenraum des Kosmos: Auch „Schmetterlingssammeln“ ohne konkretes Ziel sollte fürderhin erlaubt bleiben – und man darf erwarten, dass die größten Entdeckungen mit der nächsten Generation von Teleskopen nicht diejenigen sein werden, die heute in deren wissenschaftlichen Begründungen stehen … (Kellermann & al., Preprint 22.12.2009, Lang, Science 327 [1.1.2010] 39-40, Space.com 1.1.2010)

Ist „Wolfram Alpha“ ein nützliches Werkzeug für die Astronomie? Als die neuartige Mischung aus Such- und Rechenmaschine letzten Mai eingeführt wurde, ließen ihre astronomischen Qualitäten noch zu wünschen übrig, z.B. bei der Vorhersage von Sonnenfinsternissen. Aber das System wird ständig verbessert, und zumindest wenn es um einfache Berechnungen geht, kann man’s schon mal versuchen: Anfragen wie „distance alpha centauri in nautical miles“ werden tatsächlich korrekt verstanden. Da das „Wissen“ von WA ständig erweitert wird, hilft nur: mal ausprobieren. (WA Blog 21.10., 21., Universe Today 29.12.2009. Und der New Scientist 9.12.2009 über den Erfinder des Ganzen …)

Kam das Auger-Teilchen mit der höchsten Energie … von einem fernen Quasar?

Mit 148 EeV hatte das Teilchen mehr Energie als alle anderen, die dem Auger-Observatorium bisher ins Netz gegangen sind, aber in der Richtung, aus der es gekommen war, fand sich keine nahe kosmische Quelle. Doch ein ferner Quasar würde passen, mit ähnlichen Eigenschaften wie einer anderer, aus dessen Richtung das Teilchen mit der höchsten Energie des Fly’s-Eye-Detektors kam. Nicht gerade berauschende Statistik, aber man kann ja mal spekulieren, welche exotischen Partikel das sein könnten. (Albuquerque & Chou, Preprint 6.1.2010. Auch: ein Review der bisherigen Auger-Resultate)

Victor Hess ist nicht der alleinige Entdecker der Kosmischen Strahlung: Praktisch zeitgleich mit seinen Experimenten in einem Ballon machte der Italiener Domenico Pacini ähnliche Untersuchungen unter Wasser – und kam zum selben Ergebnis, dass die harte Strahlung aus dem Weltraum kommen musste. Beide wussten voneinander, aber nur einer wird heute als Entdecker der Kosmischen Strahlung betrachtet – wofür er auch (nach Pacinis Tod) den Nobelpreis bekam. Pacinis Paper ist nun erstmals ins Englische übersetzt worden. (Physics arXiv Blog 12.2.2010) NACHTRAG: De Angelis & al., Preprint 15.2.2010 mit der ganzen Pacini-Story.

LHC erst 2013 mit voller Kraft, nach mehr Umbauten

Bald wird der Large Hadron Collider nach seiner Winterpause („LHC macht kurze Pause …“) wieder eingeschaltet – doch die Energie pro Strahl wird dann nicht auf 5 TeV hochgefahren, wie zunächst geplant war: 18 bis 24 Monate lang werden Kollisionen mit 3.5 TeV/Strahl ‚gesammelt‘, dann rund 18 Monate lang viele weitere Bauteile gegen sicherere ausgetauscht und erst danach, im Jahr 2013, gleich mit voller Kraft und 7 TeV/Strahl bzw. 14 TeV Kollisionsenergie weitergemacht. Wenn das Higgs-Teilchen eine Masse in einem bestimmten kleinen Bereich hat, dann könnte es das Tevatron in den USA dem CERN doch noch wegschappen, aber als wahrscheinlich gilt das nicht. Derweil ist auch das erste Paper des CMS-Detektors über die Kollisionen von Ende 2009 eingereicht worden. (Cosmic Variance 29.1., Nature Blog, Science Blogs 1., ScienceInsider, New Scientist Blog 2., Collider Blog, Physics World, Reuters, Science Journalism Tracker 4., MIT Release 5., Welt der Physik 11.2.2010. Plus ein Essay der New York Times zur ‚Era of the Big Collider‘) NACHTRAG: ein STFC Release zum CMS-Paper.

Exotische Antriebe für Reisen zu anderen Sternen regen immer wieder zu Spekulationen an – und ein Nebenergebnis davon ist, dass der Weg noch sehr lang sein wird, um Hawking-Strahlung oder Dunkle Energie etc. anzuzapfen. Vielleicht ist das die Erklärung, warum uns noch keiner besuchen kam …? (Gizmodo 10.5., New Scientist 25.11., 21.12.2009. Und ein SETI Inst. Feature 3.12.2009 zum Stand von SETI)

Verschenktes Mondgestein – geklaut, verkauft, verlegt?

Hunderte winzige Proben Mondgestein von der ersten und letzten Apollo-Landung hat die US-Regierung an die 50 Bundesstaaten sowie zahlreiche Nationen verschenkt und sich danach nicht weiter darum gekümmert – mehrere Privatinitiativen holen das jetzt nach. Mit dem ernüchternden Ergebnis, dass ein Großteil der Mondgeschenke unauffindbar ist. Das muss aber nicht immer heißen, dass sie in dunklen Kanälen verschwanden: Derartiges hatte man bereits bei einer Hawaii geschenkten Probe vermutet – aber die ist wieder aufgetaucht, sie war nur falsch ‚abgelegt‘ worden … (Universe Today 14.1.2010. Und Space Policy Online 30., Spiegel 31.1.2010 zu Bemühungen, die Apollo-Hinterlassenschaften auf dem Mond zu Welterbe erklären zu lassen)

Russische Chirurgin rettete ESA-Satelliten: Weil es zu lange gedauert hätte, ein spezielles Endoskop zur Überprüfung eines Fremdkörpers tief im Satelliten CryoSat 2 aus Europa einzufliegen, wandte man sich an das Hospital in Baikonur. Dort gab es die erforderlichen Optiken, aber man bestand darauf, dass eine eigene Ärztin sie bediente – und so kam es, dass eine echte Chirurgin den Fremdkörper aus dem Satelliten entfernte … (CryoSat 2 Launch Campaign Blog 27.1.2010) NACHTRAG: Einladung zur Launch Party am 25.2. NACHTRAG 2: ein ESA Special mit zahlreichen Artikeln zum Satelliten.

Gezeiten der festen Erde lösen schwache Erdbeben aus

Es gibt eine „robuste Korrelation“ von extrem kleinem Scherungsstress parallal zur San-Andreas-Verwerfung, der durch Gezeiten der festen Erde ausgelöst wird, und nicht-vulkanischer Tremor-Aktivität, also schwacher Bebenaktivität an einer kalifornischen Messstation: Zum ersten Mal wurde solch ein Zusammenhang fern von Orten gefunden, wo Gezeiten der Ozeane fast eine Zehnerpotenz stärkeren Stress im Boden auslösen. Regionale Erdbeben korrelieren dagegen nicht mit den Gezeiten des Festkörpers Erde. (Thomas & al., Nature 462 [24.12.2009] 1048-51, Berkely Release, Reuters 23., Spiegel 29.12.2009)

Zweifel am Bild der „Ursuppe“ als Quell des Lebens auf der Erde – ein Szenario, das seit 1929 verbreitet ist – sät eine neue Studie: Besser passe demnach die chemische Energie des Erdinneren, freigesetzt durch heiße Quellen auf dem Meeresboden und nutzbar durch chemische Gradienten. (Wiley Press Release 2.2.2010)