Eine Hubble-Bild des extrem dichten „Arches“-Sternhaufens in der Nähe des Galaktischen Zentrums, der als die sterndichteste Region der Milchstraße gilt und auch einige ihrer hellsten Sterne überhaupt enthält. Das sichtbare Licht wird allerdings komplett von Staub verschluckt: Erst im Infraroten wird er nur 1 bis 4 Mio. Jahre junge Sternhaufen sichtbar.
Marsrover Curiosity jetzt 1000 Sol auf der Oberfläche
Eine beeindruckende Gegenlichtaufnahme von der ISS aus – die diesen Blogger mal wieder grübeln lässt, ob man nicht Teile der ISS-Struktur gezielt als Behelfs-Koronograph einsetzen könnte, um z.B. Kometen dicht neben der Sonne zu fotografieren: Ausreichend empfindliche Kameras sind ja an Bord. Auch die NASA-Bestellung eines Astronautenstarts bei Boeing, der 40. Geburtstag der ESA als Fusion von ELDO und ESRO – und der russische Untersuchungsbericht zum Proton-Versagen, der neben dem aktuellen auch noch zwei ältere aufklären soll: auch ein Artikel [NACHTRAG: mehr, mehr und später] und mehr Links .
Weil die Schule, in der die traditionsreiche Astromesse ATT sonst residiert, derzeit umfänglich saniert wird, ist sie für ihre 31. Ausgabe umgezogen, in eine eine andere Schule in Essen: Auch dorthin fanden wieder Scharen von Besuchern, hier beim Einlass um 10 Uhr. Der neue Standort wird auch nächstes Jahr bleiben, dann sieht man weiter: Er hat nach erstem Eindruck einige Vor- wie Nachteile gegenüber dem (allzu?) gewohnten Plätzchen.
Gleich am Eingang ein Messestand, den dieser Blogger mit betreute und der wegen seiner Lage nahe des Eingangs bestens besucht war – so von Rainer Kresken (r.) & Co. mit einem 3D-gedruckten Riesen-Chury des ESOC-PR Dept. oder Martin Neumann (l.), der gleich mal wieder augmentierte Realitäten demonstrieren musste.
Feiern am Stand des Oculum-Verlags nach dem erfolgreichen Relaunch von interstellarum via Crowdfunding.
Drei heute veröffentlichte Bilder aus dem Sonnensystem
zeigen Ceres aus 5100 km Abstand, einen Schrägblick auf den Mondkrater Tycho aus 59 km Höhe und Komet C-G aus 7.9 km Höhe: Sie stammen von Dawn vom 23. Mai, dem Lunar Reconnaissance Orbiter vom 2. November und Rosetta vom 19. Oktober. Mit dem Ceres-Bild voller Sekundärkrater – sein Kontext – lässt sich schon allerlei Geologie betreiben (auch Artikel hier und hier), während das Mond-Bild zum Nachdenken über Kraterformen anregt. Und das NavCam-Bild ist Teil der nächsten großen Lieferung ins Archiv, die nun auch die größte Annäherung an die Oberfläche und Philaes Landung umfasst: auch der Komet heute von der Erde aus aus dieser Sammlung, ein detaillierter Artikel über die 4. Suche nach Philae, die am 30. Mai beginnt und die größten Chancen bisher verspricht – und hier, hier und hier im Original oder zusammen gefasst drei aktuelle Papers mit Analysen der OSIRIS-Bilder des Kerns, von denen sich zwei für eine Bildung aus kleineren Brocken aussprechen. [23:55 MESZ – Ende]
Bisher keine Hindernisse auf der Bahn von New Horizons
Allmählich wird etwas auf Plutos Oberfläche erkennbar: Aufnahmen von New Horizons von Mitte Mai, die endlich etwas mehr als Hubbles beste zeigen. Auch eine Bestätigung vom Mission Scientist, dass Rosetta am Missionsende aif C-G landen soll (ob erst irgendwann 2016, wird bis Juli entschieden), eher spekulative Gedanken über einen Europa-Lander, BepiColombo im ESTEC angekommen, Tests von InSight (Bilder und mehr) und CubeSats als Downlink-Relais seines EDL, ein Kunde für den Moon Express (mehr), die Sichtung des X-37B durch Amateure – und der heutige ‚Umbau‘ der ISS (ein Zeitraffer-Video, unzählige technische Details und eine Vorschau). [23:45 MESZ. NACHTRÄGE: ein ESA Release und noch ein Artikel dazu]
Der Bau des Thirty Meter Telescope kann weiter gehen!
Hoffen auf Reboot: Das LightSail schweigt seit 4 Tagen …
Steht auch die dritte Mission der Planetary Society mit einem Sonnensegler vor dem Scheitern? Ein Gerücht von gestern Nachmittag ist leider wahr – das Light Sail-A hat sich seit dem 22. Mai nicht mehr gemeldet, offenbar weil ein Software-Fehler den Bordrechner lahm gelegt hat. Vergeblich wird seither versucht, dem Rechner einen Reboot-Befehl zu erteilen und den entscheidenden Patch hoch zu laden, doch der Absturz ist sehr tief. Fast mehr Hoffnung gibt es da, dass der Zufallstreffer eines Teilchens der Kosmischen Strahlung in die richtige Speicherzelle einen Reboot triggert: Das ist manch anderem CubeSat nach ein paar Wpchen passiert. Als Würfel kann das Light Sail jedenfalls noch ein halbes Jahr im Orbit bleiben: Sollte wieder Kontakt bestehen, würde sofort das Entfalten des Segels eingeleitet werden – noch wird offiziell Optimismus verbreitet. Auch generelle Zweifel an CubeSats als ideale Satelliten, HiRISE-Beobachtungen von Veränderungen auf dem Mars, wissenschaftliche Fragen als Motivation des bemannten Mars-Programms der NASA, der heutige „Umbau“ der ISS (mehr), vielleicht ein Kasache als Brightman-Ersatz, die Zertifizierung der Falcon 9 für Militärstarts der USA (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) – und eine große Reform von Roskosmos nach all dem Ärger bis Jahresende. [2:10 MESZ]
26. Mai
Europa-Mission: noch kein Plan – aber die 9 Instrumente!
Nachdem der politische Rückhalt in den USA für eine aufwändige Mission zu Jupiters Ozean-unter-Eis-Mond Europa in den 2020-er Jahren gewachsen ist, hat die NASA schon einmal die Nutzlast des Orbiters ausgewählt und heute auf einer PK vorgestellt: Gemeinsam sollen sie die Frage beantworten, ob Europa habitabel ist. Und zwar konkret: wie tief und salzig ist der Ozean, wie dick der Eispanzer und erlaubt er Kommunikation des Ozeans darunter mit der Oberfläche, und was aus diesem macht den „brown gunk“ aus, der Europas Oberfläche bedeckt, und/oder steckt in den Wasserdampf-Fontänen, die hier und da aus dem Eis dringen und vom HST entdeckt wurden? Nach irgendwelcher direkten Evidenz für Leben im Ozean wird nicht geforscht, dazu kann man heute noch nicht einmal die richtigen Fragen formulieren, und auch für die Mitnahme irgendeiner Landeeinheit wäre es noch viel zu früh. Die 9 Instrumente – ausgewählt aus 33 Vorschlägen – sollen Anfang der 2020-er Jahre fertig sein, und gestartet wird um 2025 ± ein paar Jahre, je nachdem wie die Entwicklung und Finanzierung des Orbiters voran kommen. Der wird den Jupiter umkreisen und in 2 1/2 Jahren 45-mal an Europa vorbei fliegen.
Um den Zustand des Ozeans und seinen Salzgehalt kümmern sich das Plasmainstrument PIMS und das Magnetometer ICEMAG und um den ‚brown gunk‘, mutmaßliche ‚Lava‘ aus dem flüssigen Europa-Inneren, das IR-Spektrometer MISE. Zwei Kameras – EIS – sollen 90% der Europa-Oberfläche mit 50 Metern Auflösung aufnehmen (Galileo schaffte nur 10% Abdeckung), das Radar REASON die Schichten der Eiskruste erfassen, der Thermal-Imager E-THEMIS aktive Stellen derselben finden, das Massenspektrometer MASPEX und der Staubanalysator SUDA die Zusammensetzung der Exosphäre Europas, die aus Gas- und Staubteilchen von der Oberfläche besteht, analysieren und der UV-Spektrograph UVS isolierte Fontänen lokalisieren. Alle Instrumente werden in den USA gebaut, wobei der PI von SUDA S. Kempf zwar einst am MPI für Kernphysik das Wasser von Enceladus erforschte, nun aber an der Univ. of Colorado ist. Auch ein neues Rhea-Bild von Cassini, keine Proton-Trümmer aus dem All zu finden – und die UAE haben eine Raumfahrtbehörde gegründet. [21:05 MESZ. NACHTRÄGE: zur Europa-Auswahl zahlreiche weitere Press Releases hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, eine Aufzeichnung und Bilder aus und von der PK, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links]
Die Milchstraße von der ISS aus fotografiert, von Kreuz bis Eta Carinae knapp über dem Horizont – auch mehr Bilder von Ceres aus der bisher geringsten Höhe, die wieder schärfer sehende ChemCam von Curiosity, der Ärger mit der Proton mit seinen Implikationen für ExoMars – und die Video-‚Postkarte‘ der Schweden vom ESC, die an die ‚Mars-Simulation‘ auf dem Dachstein erinnert. Mehr Astronomie bot eine ToSoFi/MoFi in Hintergrund der Stunde des Wolfes, während die Russin nichts mit Gagarin zu tun hatte und es den Österreichern nicht half, sich nach dem Zwergplaneten Makemake zu benennen: letzter Platz. [20:20 MESZ]
Einen vergammelten Refraktor gekauft, restauriert, erforscht, eingesetzt – und eine tolle Doku drüber gemacht: „Dies ist die Geschichte von ein Astrokamera aus 1895. Restauriert und wieder funktionsfähig von die Firma Merz München“. [13:25 MESZ]
Crepuscularstrahlen in der Erdatmosphäre, aus der ISS aufgenommen – auch der Saturn in Opposition mit durch den Seeliger-Effekt aufgehellten Ringen, der alte Komet MASTER mit wieder weniger aufregendem Schweif vorgestern und ein neuer MASTER, über dessen Namen es Palaver gab (im CBET #4103 hieß es gestern, „political issues are preventing announcement“ des Kometen, der schon seine Nummer hatte), der 50. Jahrestag der ersten Messungen mit dem 140-Fuß-Teleskop von Green Bank, das heute Weltraum-VLBI mit RadioAstron betreibt – und das Event Horizon Telescope beginnt Fringes zu sehen. [2:30 MESZ]
Deutschlands neuestes (Klein-)Planetarium in der Volkssternwarte Streitheim im bayerisch-schwäbischen Zusmarshausen westlich von Augsburg hat zwar mit einem Zeiss-Kleinprojektor der ersten Generation ein wahrhaft historisches Gerät, dessen Design bis in den Zweiten Weltkrieg zurück geht und das knapp 50 Jahre alt ist – aber der in Österreich erworbene ZKP-1 ist optisch einwandfrei und elektronisch auf dem allerneuesten Stand.
Davon konnten sich die Gäste der großen Einweihungs-Feier am 21. Mai persönlich überzeugen: Die jahrelange Arbeit an der Anlage („Das Planetarium Streitheim …“) hat sich gelohnt, nach längerer Dunkelanpassung füllen tausende nadelscharfe Sterne die Kuppel und liefern gerade wegen ihrer Lichtschwäche ein verblüffend realistisches Himmelsbild. Die Kuppel wiederum bietet dank zahlreicher ultrapräzise gearbeiteter Holzbögen eine außergewöhnlich glatte Projektionsfläche, wie Cheftechniker Markus Schnöbel diesem Blogger bei Blicken hinter die Kulissen verriet, die auch die beeindruckende Verkabelung des Ganzen freigaben:
Der Medusa Nebula alias Sharpless 2-274 alias Abell 21 oder PN A66 21 auf einer VLT-Aufnahme – auch HST-Aufnahmen von den verschmelzenden Galaxien NGC 6240 und der elliptischen Galaxie NGC 3924 mit Schalen, die ebenfalls das Produkt von Verschmelzungen sind. Sowie einer merkwürdigen brauen Wolke davor (auf anderen tiefen Aufnahmen wie hier nicht recht zu erkennen), zu der sich die BU nicht auslässt und über die auch befragte Galaxien-Experten rätseln: Sachdienliche Hinweise – mit Literaturzitaten – willkommen! [22:55 MESZ – Ende]
So sah der Crew Dragon seinen Pad Abort Test an Bord!
Und die Atlas ist pünktlich um 17:05 MESZ weg gekommen! Auch alle Events der ersten fünf Minuten – Fairing Separation und Staging – sind genau nach Plan verlaufen. [17:10 MESZ] Bilder aus dem Webcast hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier und hier. [17:20 MESZ] Ein Press Release der USAF zum Start – ob man wohl erfahren wird, dass die CubeSats ausgesetzt wurden? [17:30 MESZ] Eine Aufzeichung und viele Stills der Start-Übertragung und ein weiterer Artikel. [17:45 MESZ] Und hier und hier – gemäß der korrigierten Timeline müsste das LightSail in genau einer Stunde ausgesetzt werden. [18:05 MESZ]
Ein weiterer schöner Screenshot aus dem Webcast – auch ein PR der PS und weitere Artikel hier, hier, hier und hier. [18:35 MESZ] Der Start ist gerade zum Erfolg erklärt worden – dabei steht die Aussetzung der CubeSats (LightSail: 19:05 MESZ) noch bevor. [18:45 MESZ] Soeben die Bestätigung: Das LightSail ist aus dem ULTRASat ausgesetzt worden, leicht verspätet! Frühere Artikel hier und hier. [19:10 MESZ] Genau hier steckte das LightSail, bevor es um 19:05:40.62 MESZ als letzter der 10 CubeSats entlassen wurde. [19:40 MESZ] Da freuen sich doch alle … nächster Meilenstein: Einschalten des Senders des LightSail in 5 Minuten, erste vorbereitete Kontaktmöglichkeit – von fünf in den nächsten Stunden – um 20:19 MESZ. [19:55 MESZ] Signale des LightSail sind vermutlich empfangen worden. [20:25 MESZ] Jetzt muss man sie auch verstehen, die Telemetrie im Signal. [20:35 MESZ] Und die ersten Datenpakete sind da! [20:40 MESZ]
Noch bis zum 20. & wieder ab dem 30. wird Philae gesucht
In mehr als gut besuchten Vortrag in der Alten Bonner Sternwarte hat der Projektleiter von Philae S. Ulamec heute zwar noch keine erneute Kontaktaufnahme mit dem Kometenlander vermelden können, bleibt aber optimistisch. Am 20. Mai endet wieder ein geometrisches Fenster, in dem der Rosetta-Orbiter die vermutete Landestelle (Ellipse auf einem OSIRIS-Bild und blaues Areal im gelben auf einem DTM) anpingen kann, aber 10 Tage später öffnet es sich erneut, während zugleich immer mehr Sonnenlicht auf den gestrandeten Lander fallen sollte. Der wird auf OSIRIS-Bildern immer noch gesucht: Mal glaubt man, vielversprechende Kandidaten entdeckt zu haben, am nächsten Tag schwindet der Glaube wieder. Vielleicht bootet der Computer Philaes in den Sonnenstunden schon wieder und nur für die Kommunikation reicht’s noch nicht. Im idealen Szenario würde Philae zunächst immer in den sonnigen Stunden erwachen und auf Rosetta Ruf reagieren: Dann könnten mit dem Sonnenstrom direkt ein paar Kommandos übertragen und schnelle Messungen gemacht werden. Und später würde dann sogar die Sekundärbatterie aufgeladen und Dauerbetrieb möglich: gut z.B., um den Bohrer und vielleicht auch den MUPUS-Hammer wieder in Betrieb zu nehmen.
Den meisten Instrumenten dürfte es egal sein, dass der Komet dann erheblich aktiver als in der Zeit ferner der Sonne ist, für die sie konzipiert wurden, nur Massenspektrometer mit Hochspannung müssten wegen der dichter gewordenen Koma aufpassen, dass es keine Überschläge gibt. Es kann natürlich auch sein, dass die Kälte der Kometennacht – die Philae auch während des langen Winterschlafs Rosettas dank permanenter Heizung nie erlebte – längst entscheidenden Elektronikkomponenten den Garaus gemacht hat. Aber auch die 60 Stunden Operationen mit der Primärbatterie unter unverhofften Bedingungen waren bereits wissenschaftlich sehr ergiebig gewesen – worüber Ulamec leider nur kursorisch berichten durfte, da die Philae-Science-Papers noch nicht erschienen sind. Neben der unerwartet harten Eiskruste mit ein paar Dezimeter Regolith darüber – jedenfalls an der ersten Landestelle Agilkia, weniger im staubarmen Abydos – zählt auch der Nachweis von allerlei organischen Substanzen zu den Ergebnissen. Auch alte OSIRIS-Bilder mit kuriosen Wackel-„Steinen“ auf dem Kometen, ungewöhnliche Steine (mehr), die gerade Oppy bei seiner ewigen Marsrundfahrt sieht, und 40 Jahre Estrack. Sowie die doch noch gelungene Bahnanhebung der ISS (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und früher), wie SpaceX den bemannten Dragon voran treibt, weitere NASA-Schritte zur ARM, eine neue Stellvertreterin für den Chef (mehr) – und direkte Folgen des Proton-Startverbots z.B. für INMARSAT. [23:55 MESZ]
Seit zwei Monaten sorgen zwei schon ein paar Jahre alte kuriose Entdeckungen der Radioastronomie für verstärkte (auch mediale) Aufregung: Die Fast Radio Bursts wie die Perytons sind zwei Arten sehr seltener kurzer Radioblitze, deren kosmischer Ursprung aber völlig unklar ist bzw. immer schon sehr unwahrscheinlich war. Bei den nach einem ‚modernen‘ Fabelwesen benannten Perytons konnte jetzt klar bewiesen werden, dass es sich um nichts weiter als Strahlung bestimmter Mikrowellenherde in der Nähe des Radioteleskops von Parkes in Australien handelt, die entweicht, wenn die Tür zu schnell geöffnet wird.
So sieht der Zeit- und Frequenzverlauf (x-Achse: Zeit in Millisekunden) eines Perytons aus – das bei Experimenten in Parkes gezielt mit einem solchen Herd erzeugt wurde und von den „echten“ Perytons in keiner Weise zu unterscheiden ist. Was diesen einen ‚kosmischen‘ Anstrich verleiht, ist der Frequenz-Sweep als Funktion der Zeit, der an die bekannte Dispersion astrophysikalischer Pulse durch dünnes kaltes Plasma im interstellaren Raum erinnert: Lange Wellen brauchen etwas länger bis zur Erde. Andererseits kommen sie aus keiner scharfen Richtung wie ordentliche astronomische Transients, sondern erscheinen in mehreren Antennen-Beams gleichzeitig, was schon immer für eine irdische Störquelle oder höchstens noch atmosphärische Quelle gesprochen hatte. Das Verhalten eines Magnetrons beim Herunterfahren – das während des Aufreißens der Ofentür noch andauert – passt nun genau zu dem beobachteten Frequenzeffekt (auch wenn die genaue Physik dabei nicht verstanden ist). Schon vorher hatte die zeitliche Verteilung der Perytons auf eine sehr menschliche Quelle verwiesen: Sie treten nur Wochentags und während lokaler Bürozeiten auf!
Und, wie dieses Histogramm (Anzahl gegen Ortszeit des Radioteleskops) zeigt, konzentrieren sich die 46 bisher in Parkes und anderswo aufgefangenen Perytons (lila) stark auf die Mittagszeit. Dass es keinen zweiten Peak zur Abendessenszeit gibt, macht auch Sinn: Das ist das Gebäude schon zu, in dem die funkenden Herde stehen! Vor denen übrigens Astronomen schon lange Respekt haben, wie ein Cartoon von 1998 zeigt – und die nur Tage vor dem Paper mit dem Nachweis ihrer Urheberschaft (das z.B. auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier Beachtung findet [NACHTRAG: und hier aus erster Hand beschrieben wird]) schon jemand anders verdächtigt hatte, die Ursache der Perytons zu sein. Dasselbe Histogramm zeigt in Blau die zeitliche Verteilung der 11 bislang registrierten Fast Radio Bursts, die offensichtlich eine andere Ursache haben und u.a. wegen ihrer viel größeren Schärfe am Himmel tatsächlich jenseits der Erde vermutet werden. Auch für den berühmten „Lorimer Burst“, mit dem das FRB-Phänomen begann, lässt sich – trotz Peryton-ähnlicher Frequenz – im Detail zeigen, dass er keiner Mikrowelle entsprungen ist.
Beim Dispersionsmaß der FRBs nun – der Stärke des o.g. Dispersionseffekts – ist kürzlich ein mathematisches Kuriosum gefunden worden, über dessen Signifikanz und Bedeutung seither heftig gestritten wird. In diesem Diagramm ist das DM (in 1/cm^3) aller 11 bisher gesehenen FRBs – 10 ebenfalls in Parkes empfangen (davon einer ‚live‘, auch Press Releases hier, hier, hier und hier und ein Artikel) und einer in Arecibo (auch Press Releases hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier und hier) – gegen die ganzzahligen Vielfachen eines DM-Wertes von 187.5/cm^3 aufgetragen: Alle DMs sind ziemlich genau Vielfache dieses ominösen Grundwertes. Auch eine Periodensuche unter den 11 DM-Werten „peakt“ ziemlich scharf nahe 188/cm^3. Den Autoren um einen Datenanalysten in Neukirchen-Vluyn erschien das bedeutend genug für eine Veröffentlichung, inklusive Spekulationen über wunderliche natürliche Quellen in der Milchstraße mit gequanteltem DM oder aber eine mögliche „artificial source (human or non-human)“, die wieder etwa hier (mehr), hier, hier, hier und hier medialen Niederschlag fanden. Doch Kritik entzündete sich rasch an der geringen Zahl der Ereignisse, und eine unabhängige Rechnung fand keinen ausgeprägten DM-Grundwert. Dass dies die Autoren auch eingesehen hätten, präzisierte deren erster Ende April gegenüber diesem Blog: „Ich stimme dem soweit zu, dass unsere Analyse nicht verschiedene Annahmen für die Verteilung berücksichtigt. Nimmt man z.B. an, dass FRBs kosmologisch gleichmäßig im Intervall D=[300..1200] verteilt sind, ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von 0.7% für eine zufällige Ursache. Variiert man diese Zahlen, bekomment man bessere oder schlechtere Schätzungen.“ Man müsse einfach mehr FRBs abwarten, dann werde das Bild schon klarer – und angeblich wurden neue FRBs gefunden, die nicht passen, deren DM also kein Vielfaches der geheimnisvollen Zahl ist.
ExoMars in Test – vor dem Januar-Start auf einer … Proton
Hier wird er letzten Monat auf einem Schütteltisch in Cannes auf seinen für kommenden Januar geplanten Start auf einer russischen Proton-Rakete zum Mars vorbereitet, der ExoMars Trace Gas Orbiter (TGO), Europas nächster Mars-Orbiter. Doch wenn der TGO Angst empfinden könnte, dann sicher heute: Nach nur sechs erfolgreichen Flügen seit dem letzten Fehlstart ist am Morgen erneut eine Proton verunglückt, offenbar eine Fehlfunktion der Oberstufe – Updates, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. Und gleich noch mehr Ärger für Russlands Raketen-Technik: Eine Bahnanhebung der ISS klappte nicht, weil das Triebwerk des angedockten Progress M26-M nicht zündete. Dafür ist die Falcon 9 jetzt für den Start von Forschungsmissionen der NASA qualifiziert, auch interplanetar. [16:15 MESZ. NACHTRÄGE: ein Video des Proton-Starts, eine Grafik zu seinem Ende und weitere Artikel hier (mehr), hier, hier, hier, hier und hier]
Die weißen Flecken der Ceres – aus 13’500 km Abstand
So sieht es aus, wenn der Krater mit den mysteriösen weißen Flecken unter Dawn im RC3-Orbit hinweg rotiert – sie erweisen sich als gleich ein ganzes Feld aus kleinen Flecken, vielleicht Eis vielleicht Salz: Press Releases von JPL, MPS und DLR, weitere Standbilder hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier [NACHTRÄGE: und hier und hier – und jede Menge Fan-Diskussion, nebst eigenen Detail-Animationen hier, hier und hier]. Dawn spiraliert inzwischen wieder näher an Ceres heran und wird ab dem 6. Juni die nächste Kartierung beginnen, dann aus 4400 km Abstand.
Derweil ist New Horizons dem Pluto Ende April mit rund 90 Mio. km nahe genug gekommen, dass LORRI alle 5 bekannten Monde sichten konnte [NACHTRÄGE: ein weiterer Press Release und Artikel hier und hier]. Auch ein Feature über Rosetta und ein Radio-Interview mit dem Philae-Chef, MAVENs Beobachtungen der Mars-Aurora, ein Venus-Flugzeug als Kandidat für die nächste New Frontiers-Mission, das dunkle Material auf Europa könnte Meersalz sein – und der Methan-Gehalt der Titan-Atmosphäre schwankt stark: parallel zur Sonnenaktivität. [22:55 MESZ]
Nach dem Soyuz-Unfall: ISS-Crew muss länger oben bleiben
Wie Roskosmos, ESA und NASA mitteilen, wird in der Folge des Progress-Fehlstarts – den die Untersuchung offenbar eindeutig der Soyuz-Rakete und ihrem Verhalten in der letzten Flugphase zuschreibt – die eigentlich für diesen Monat geplante Rückkehr von Samantha & Co. auf Anfang Juni verschoben. Ein konkretes Datum steht noch nicht fest; die Ablösung kommt dann erst Ende Juli, davor aber noch ein weiterer Dragon und ein Progress: auch Artikel hier, hier und hier [NACHTRÄGE: und hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier] – und eine coole Physik-Demonstration auf der ISS, die nach Jahren wieder aufgetaucht ist. Plus die Analyse des Orion-Tests, amerikanische Sorgen über ein chinesisches Experiment mit extremem Apogäum, das vordergründig der Forschung diente, aber ein ASAT-Boostertest gewesen sein könnte [NACHTRAG: ein weiterer Artikel dazu] – und eine bizarre Privatinitiative, per Crowdfunding in mehreren Phasen eine Reihe Anti-NEO-Waffen, Atombomben inklusive zu bauen: was dieser Blogger davon hält und weitere Artikel hier und hier. [22:15 MESZ. NACHTRAG: eine detaillierte Analyse der Probleme des verrückten Plans (mehr und mehr) allein schon politischer Art: Aua!]
Der aktive Komet C-G am 28. April aus 151 km Entfernung von der NavCam aufgenommen – wo der Staub über der dunklen Seite (Imhotep) her gekommen ist, ist nicht direkt erkennbar. Auch ein neuer Projekt-Manager und was der alte dann tat, ein neues 3D-Modell eines Fans, das erneute Lauschen nach etwas von Philae – und Amateuraufnahmen des Kometen vom 8. Mai und 6. Mai.
Details zur Emirates Mars Mission werden nun in diesem schmissigen Video, einer neuen Website, einem amerikanischen Press Release und Artikeln hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier präsentiert: Gestartet werden soll im Juli 2020, mit Erreichen des Mars nach 7 Monaten pünktlich zum 50. Gründungsjahr der Vereinigten Arabischen Emirate 2021. Während es wissenschaftlich um eine „holistische“ Erforschung der Marsatmosphäre gehen soll, steht die öffentliche Wirkung – intern („anything is possible“) wie extern (Arabien gibt der Welt endlich wieder was Wissenschaftliches) – im Mittelpunkt.
Russland meldet das Ende des Progress – vor einer Stunde um 4:04 MESZ „über dem zentralen Pazifischen Ozean“: Die Grafik zeigt die ungefähre Position zu diesem Zeitpunkt. Wobei es aber berechtigte Zweifel daran gibt, dass dies wirklich eine klare Beobachtung ist und nicht nur eine Berechnung. [5:05 MESZ] Von amerikanischer Seite gibt es keine Bestätigung des Reentry, entsprechend wissen erste Artikel wie hier, hier oder hier auch nichts weiter. Und die NASA sagt, bei Fragen solle man doch bitte in Russland anrufen … [5:25 MESZ] Weitere unergiebige Artikel hier und hier – aber kein Vergleich zu vorher diesem Schwachsinn pur, der sogar auf Papier erschien … [6:00 MESZ] Wie vermutet war die russische Zeit nur geraten: Wie vom USSTRATCOM zum erfahren, das per IR-Satellit zuguckte (wie die ESA de facto mitteilt; die Amerikaner selbst tun das nie), erreichte der Progress erst um 4:20 MESZ ± 1 Minute eine Höhe von 80 km. Etwa 10 Minuten später dürfte er dann verschwunden sein, zwar tatsächlich über dem Pazifik, aber viel näher an der Südspitze Südamerikas dran. [12:45 MESZ] Obwohl diesmal die Militär-Daten ungewöhnlich schnell veröffentlicht wurden, erschienen viele Stunden später immer noch Artikel, die blind der russischen Fantasiezahl folgten: dies und dies einige der wenigen rühmlichen Ausnahmen. [23:50 MESZ – Ende]
Progress kommt – und es hakt wohl bei der Bahnverfolgung
Die Lösungen konvergieren! Fast alle sehen den Progress-Crash etwas nach 3 Uhr MESZ morgen früh ± 2 Stunden, nachdem sich gerade auch The Aerospace Corp. auf 3:08 MESZ ± 2 Stunden bewegt hat. Und natürlich sagt deren Grafik nicht ein Verglühen vor Südafrika voraus: Dort ist lediglich die Mitte des über 2 Orbits langen möglichen Bereichs. [20:30 MESZ] Aber Molczan hat lieber 4:03 MESZ ± 1.9 Stunden für den Reentry, dito Langbroeks Prognose von 4:00 MESZ ± 2 Stunden, was diese Karte liefert. [20:40 MESZ] Wobei die Crash-Wahrscheinlichkeit im Perigäum am größten ist, auch Langbroeks aktuelle Berechnung. [21:45 MESZ]
Der Progress flieht jetzt noch 142 bis 158 Kilometer hoch
So hat es gerade die jüngste amerikanische Analyse für den Zustand der Bahn von vor zwei Stunden ergeben. [18:00 MESZ] Der Progress wurde gerade noch einmal taumelnd über Südafrika beobachtet. [18:25 MESZ] Das wäre der mögliche Absturzbereich nach der letzten US-Militär-Prognose, s.u. 16:15 MESZ. Derweil sind sie bei The Aerospace Corporation auf 1:52 MESZ ± 2 Stunden gekommen, liegen also einen Umlauf früher bei gleichen Fehlerbalken. Altmeister Ted Molczan kommt dagegen ähnlich wie die Militärs soeben auf 3:20 MESZ ± 1.4 Stunden – während kurz zuvor Marco Langbroek mit 1:20 MESZ ± noch 2 Stunden früher gelegen hatte. [19:30 MESZ]
Der Progress-Frachter wird schon heute gegen Mitternacht abstürzen, verheißt diese Berechnung der unabhängigen Gruppe Satellite Reentry Watch von vor 1/4 Stunde: 23:38 MESZ ±3 Stunden – hier die in diesem Unsicherheitsbereich überflogenen Gebiete der Erde. Prognose-Sammlungen zum Reentry aus verschiedenen Quellen gibt es hier und hier: Dass es irgendwann in der kommenden Nacht passieren würde, hatten – unschärfer – heute auch Roskosmos und die ESA vermutet. Für den beschleunigten Bahnverfall des Progress ist plötzlich erhöhte Sonnenaktivität verantwortlich, mit u.a. einem X2.7-Flare in der Nacht 5./6. Mai aus einer gerade um den Rand rotierten großen Gruppe: mehr, mehr und mehr. [14:45 MESZ] Das US-Militär tippt jetzt auf 3:36 MESZ ± 2 Stunden, während man hier oder hier mehrere Updates zurück liegt. [16:15 MESZ] Jetzt wird in Russland auf 0:13 bis 3:51 MESZ getippt – und in Deutschland auf 3:17 MESZ ± 6 Stunden. [17:25 MESZ]
6. Mai
Erfolgreicher Test des Fluchtsystems der Dragon-Kapsel
25 Jahre Hubble: Feierlichkeiten in Bochum, während derer auch die Mai-Ausgabe der Sternstunde produziert wurde. Natürlich auch wieder per Satellit zu sehen, um 0:30, 11:20 und 19:00 Uhr.