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Die schärfsten Bilder der Apollo-Landestellen

7. März 2012

hat der Lunar Reconnaissance Orbiter kürzlich aus nur rund 25 Kilometern Bahnhöhe geschossen, die er vergangenen Sommer und Herbst zeitweise einnahm, während die Bahn normalerweise doppelt so hoch bleibt: von der unmittelbaren Umgebung von Apollo 11, 12 und 15 (von oben). Zahlreiche zurück gelassene Experimente sind – mit 25 cm/Pixel – ebenso so zu sehen wie die Spuren der Astronauten, die bei der Premiere kaum herum kamen, am Schluss aber mit dem Mondrover größere Distanzen zurück legen konnten. Und bei Apollo 12 ist auch der unbemannte Lander Surveyor 3 zu sehen, den die Crew aufsuchte und teilweise zerlegte. Man beachte auch das Hashtag des NASA-Tweets zum Apollo-11-Bild: #wereallylanded … 🙂

Die schärfsten Bilder nächtlicher Städte aus der ISS gelingen dank einer speziellen Kameranachführung zur Kompensation der schnellen Bahnbewegung, die die Astronauten aus herumliegenden (nee, -schwebenden) Teilen konstruiert haben – nach dem Vorbild des amateurastronomischen Barn door trackers! In einem alten aber heute neuerlich beworbenen 10-Minuten-Video erklärt Astronaut Don Pettit die Technik und zeigt die besten Bilder, die er schön findet – während in den Kommentaren doch recht oft auf die eklatante Lichtverschmutzung verwiesen wird, die die (na ja) Schattenseite der Lichterpracht darstellt …

Das schärfste Bild eines Dust Devil auf dem Mars – jedenfalls im übertragenen Sinne von „scharf“ 🙂 – ist der Kamera HiRISE auf dem Mars Reconnaissance Orbiter am 16. Februar gelungen: Die Staubsäule ragt mehr als 800 Meter hoch über Amazonis Planitia, wie der Schattenfall verrät.

„Indizien“ für flüssiges Wasser jetzt auf dem Mars

4. August 2011

Nur „circumstantial evidence“ aber keinen klaren Beweis hat die HiRISE-Kamera des Mars Reconnaissance Orbiter liefern können, dass an sieben Stellen auf dem Mars auftretende und sich ständig verändernde dunkle Streifen – hier eine 3D-Ansicht eines Details aus dem Krater Newton vom 30. Mai 2011 – dort von salzigem aber flüssigem Wasser hin getragen werden, das aus dem Grundgestein quillt. Denn für die IR-Kamera CRISM, die die spektrale Signatur von Wasser nachweisen könnte, sind sie zu schmal, und so kann man einstweilen nur mit der Plausibilität von Wasser – mit Salz-reduziertem Schmelzpunkt – in den mittleren Mars-Breiten argumentieren, wo diese Streifen immer dann auftreten, wenn es besonders warm ist. Mit den berühmten und viel verbreiteteren „Gullies“, über deren feuchte oder trockene Entstehung seit einem Jahrzehnt gestritten wird, haben sie nichts zu tun. Da mit den Mitteln der Fern- wie Naherkundung einstweilen keine Klarheit über den Entstehungsmechanismus der Streifen geschaffen werden kann, sind nun Laborexperimente auf der Erde geplant, um die Situation möglichst exakt nach zu stellen, hieß es gerade auf einer Pressekonferenz, über die (und das Paper dazu) z.B. auch hier, hier, hier, hier, hier,hier, hier, hier und hier berichtet wird.

Die Reise des Marsrovers Opportunity zum Krater Endeavour als rezentrierte Diaschau, aus Aufnahmen – oft bruchstückhaft, da der Rover lieber weiter fuhr als groß herum zu knipsen – vom Sol 2553 bis 2671. Das Ziel ist nahe!

Vesta aus 3700 km Abstand am 31. Juli aufgenommen – die Auflösung erreicht bereits 700 Meter. Am 2. August hat Dawn gemäß dem Missions-Status einen Abstand von 2700 km und damit den ersten „science orbit“ erreicht, wo ab dem 11. August mit der systematischen Kartierung des Kleinplaneten begonnen werden soll.

Die ganz junge Mondsichel am 31. Juli von der ISS aus aufgenommen – der Spruch des Fotografen von „simultanen“ Sonnen- und Mond-Untergängen macht hingegen weniger Sinn …

Leichte Aktivität des Anak Krakatau am 31. Juli, aufgenommen vom Advanced Land Imager (ALI) auf dem Satelliten Earth Observing-1 (EO-1) – in den letzten Jahrzehnten dampfte es da immer wieder mal.

Opportunity am Rand von Santa Maria – und der Mars Reconnaissance Orbiter weist den Weg

16. Dezember 2010

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Gerade hat der Marsrover Opportunity den Rand des 80 m großen Impaktkraters Santa Maria erreicht (oben) – ein perfektes Timing, war doch heute auf dem alldezemberlichen Fall Meeting der American Geophysical Union eine Pressekonferenz zu genau diesem Thema angesetzt gewesen: Diesmal ist nämlich etwas anders als in den fast sieben Jahren, die das Marsfahrzeug nun schon unterwegs ist. Auf dem Weg zum Riesenkrater Endeavour ist Opportunity nun in eine Zone eingedrungen, wo Marsorbiter auf Tone und Mineralien mit Wassereffekten gestoßen sind – und anhand ihrer mineralogischen Karten (namentlich vom CRISM-Instrument auf dem MRO, das hier durch spezielle Schwenks und Oversampling eine Ortsauflösung von 6 bis 10 Metern pro Pixel erreicht hat), erhält Opportunity präzise Navigationshilfe zu den interessantesten Stellen, die er „taktisch ansteuern“ kann, CRISM-Pixel-genau.

„Noch nie haben wir einen Krater gesehen, der gleichzeitig so frisch und so groß war“ wie Santa Maria (Mitte), hieß es auf der PK: Hier dürfte das Gestein – wie wär’s mit einem Alligator-Schwanz zum Beispiel? 🙂 – noch relativ unverwittert sein, und mit seiner „RAT“-Bürste sollte es Opportunity gelingen, bis zu unverändertem Material vorzudringen. Allerdings stammt es wohl aus einer Zeit, als es mit der frühen feuchten Ära des Mars schon zuende ging: Anders ist das bei dem Gestein, das der gewaltige Endeavour-Impakt freigelegt hat und das aus einer früheren Epoche stammt, dafür aber stärker angegriffen ist. Zunächst wird sich der Rover aber Santa Maria und v.a. dessen Südostrand zuwenden, wo nach den CRISM-Daten monohydriertes Sulfat zu finden sein müsste.

Die kommunikationsgestörte Zeit der kommenden Konjunktion von Mars und Sonne soll Opportunity an einer besonders interessanten Stelle stehend verbringen: Manches ist doch arg gealtert (das IR-Instrument ist schmutzig, die radioaktiven Quellen für Materialanalysen fast ganz zerfallen, ein Gelenk des Instrumentenarms ist kaputt und das RAT ziemlich abgenutzt), aber die Kameras sind noch in Bestform. Und auch der Antrieb läuft noch gut: Opportunity ist „wie ein alter Marathonläufer“, und wird nach der Konjunktionspause richtig Gas geben, um die 6 km bis zum Endeavour-Rand (unten) zu schaffen. Der Sonnenhöchststand Mitte März wird ihm dabei zugute kommen, der übrigens auch für den schlafenden Schwesterrover Spirit gilt: Sollte der sich bis dann nicht gemeldet haben, wird er wohl aufgegeben. So oder so: Für Opportunity „ist noch eine Menge Abenteuer übrig“.

Nachrichten aus der Weltraumforschung kompakt

15. Juni 2010

Endlich die ersten Röntgenbilder der Sonne von GOES 15 liefert der Solar X-Ray Imager (SXI) auf dem jüngsten US-Wettersatelliten („Neuester US-Wettersatellit …“) seit Anfang Juni, 1/4 Jahr nach dem Start: Es war zu so gravierenden Problemen gekommen, dass man das Instrument schon fast aufgegeben hatte und die NASA – ungewöhnlich – das Wort „mirakulös“ für die Rettung benutzt … NACHTRAG: Woran’s gelegen hat, weiß man nicht genau, irgendwas Elektrisches.

Sonnensatellit Picard, Satellitenpaar Prisma im Orbit!

Problemlos ist heute in Yasny der Dnepr-Start von drei Satelliten („Nächster Dnepr-Start …“) gelungen: Zwei bilden das Experiment Prisma und werden Formationsflug und Rendezvous demonstrieren, der dritte ist der französische Picard. Mit drei Instrumenten wird er die Variabilität der Sonne und ihre möglichen Auswirkungen auf die Erde überwachen. Das Teleskop SODISM misst hochpräzise den Durchmesser der Sonne (der offenbar konstanter als gedacht ist), während SOVAP und PREMOS die Irradianz der Sonne und ihre Schwankungen in verschiedenen Spektralbereichen verfolgen. (Kosmotras, SSC Releases, Spaceflight Now, Space News, NASA Spaceflight 15.6.2010) NACHTRAG: noch ein bildreicher Artikel über Satelliten & Rakete auf Spanisch und einer auf Deutsch.

Auch China startete heute einen Forschungssatelliten, aber wie so oft erfährt man herzlich wenig über die konkreten Aufgaben von Shijian („Übung“) XII, die grob als „space environment probe, measurement and communications“ beschrieben werden. Der Name für schon früher für Satelliten zum Testen diverser Technologien und Messungen des erdahen Raumes verwendet; der Start war der 125. einer ‚Langer Marsch‘. (Xinhua, Eureka, Spaceflight Now, Space Today 15.6.2010)

Die Einschlagsstelle von SMART-1 auf dem Mond gefunden?

Noch sind es nur die Spekulation eines – allerdings erfahrenen – Planetenkundlers, aber ein kleiner Krater mit hellen „Spritzern“ auf einem Bild des Lunar Reconnaissance Orbiter würde gut dem extrem flachen Absturz des ersten europäischen Mondorbiters im Jahre 2006 passen (siehe Artikel C35 und MEPCO News). Die Stelle ist nicht ganz da, wo es die ESA erwartet hätte, aber sie scheint plausibel – und andere Kandidaten sind nicht in Sicht. (Planetary Society Blog 15.6.2010)

Das Wasser, das LCROSS freischlug, hatte mehr als eine Quelle: So wurde es soeben auf einer Videokonferenz zum Stand der Auswertung des Mond-Crashs vom Oktober 2009 berichtet. Die Kältefalle Cabeus hatte demnach alle Arten von flüchtigen Substanzen eingesammelt, darunter >150 kg Wasser, mit einem Anteil am hochgeschleuderten Material von 6±2 Gewichts-Prozent. Entgegen ersten Berichten haben übrigens doch einige Sternwarten auf der Erde Spuren des freigesetzten Wasserdampfs gesehen, und das HST registrierte sein Abbauprodukt OH. (NLSI Video Conference 15.6.2010)

Nach fünf Jahren festgestellt: Spirit sah einen Karbonat-Klotz

Jetzt hat der seit Monaten „schlafende“ Marsrover Spirit doch tatsächlich eine potenziell bedeutende Entdeckung gemacht – nachdem es endlich gelungen ist, die staubige Verunreinigung seines Mini-TES ‚wegzurechnen‘, die 2005 Messungen am Felsen Comanche behindert hatte. Zusammen mit den (per se nicht schlüssigen) Direktmessungen der beiden Spektrometer APXS und Mößbauer steht nun fest, dass der mindestens 3.5 Mrd. Jahre alte Brocken aus Magnesium-Eisen-Karbonat besteht, chemisch ähnlich einem einsamen aus dem Orbit entdeckten Karbonat-Aufschluss in Nili Fossae und den Einschlüssen im Marsmeteoriten ALH 84001. Nach Karbonaten, wurde auf dem Mars lange gesucht, sollte man sie doch als Rückstand einer weithin vermuteten frühen dichten CO2-Atmosphäre vermuten. Ob Spirits Zufallsfund (der zu 16 bis 34 Gewichtsprozent aus Karnbonat besteht) nun nahelegt, dass es tatsächlich große – aber versteckte – Karbonatvorkommen gibt, ist indes nicht klar: An dieser Stelle tritt es nämlich zusammen mit vulkanischem Olivin auf und kam vermutlich aus der Tiefe, als Wasser hindurchfloss. Welches immerhin einen neutralen pH-Wert hatte und damit lebens(entstehungs)freundlicher gewesen wäre als das extrem saure, dessen Hinterlassenschaften der andere MER Opportunity desöfteren in Meridiani Planum gefunden hat. (ASU, JPL Releases, Uni Tübingen PM 3., Uni Mainz PM 4.6.2010; Nature News, BBC, Scientific American, Space.com 3., Space Today 4., Planetary Society Blog 10.6.2010)

Radarblicke „unter“ die Nordpolarkappe des Mars mit dem SHARAD des Mars Reconnaissance Orbiter haben gezeigt, dass es vor allem die Wirkung des Windes und vom ihm transportierten Materials ist, die in Millionen Jahren das Muster der North Polar Layered Deposits (NPLD) – des größten bekannten Eis-Reservoirs des Planeten – bestimmt: So kommt es sowohl zu auffälligen Spiralmustern wie auch dem 2 km tiefen Canyon Chasma Boreale. (Holt & al./Smith & Holt, Nature 465 [27.5.2010] 446-53; University of Texas, NASA Releases 26.5.2010) NACHTRAG: Science@NASA dazu.

Verfrühte Spekulationen über Methan-basiertes kaltes Leben auf dem Saturnmond Titan

Publizistisches Eigentor der NASA: Da wird aus mehreren schon einige Monate alten Papers eine tolle Story von Methan-verschlingenden eiskalten Organismen auf dem Saturnmond Titan gestrickt, auf die sonst kaum jemand gekommen wäre, die Medien fahren mehr oder weniger drauf ab – und dann sieht sich das Cassini-Team genötigt, auf einer eigenen Webseite dagegen zu halten. Konkret beobachtet worden waren von verschiedenen Cassini-Instrumenten ein unerwartetes Defizit von Azethylen auf der Titanoberfläche und eine überraschende Höhenabhängigkeit von Wasserstoff in der Atmosphäre darüber. Aus letzterer war mit einem Modell berechnet worden, dass es einen großen Strom von Wasserstoff in den Boden gäbe – was zusammen mit den fehlenden Azethylen zu der Hypothese passen würde, dass dort Lebensformen Stoffwechsel betreiben, die flüssiges Methan (praktisch die einzige unter Titan-Temperaturen noch flüssige Substanz) statt Wasser als Lebenselixir verwenden. Nun ist die organische Chemie auf diesem Mond aber bekanntermaßen ziemlich komplex, und ein unbekannter katalytischer Prozess könnte genau so gut für das Azethylen-Defizit sorgen, während der Wasserstoff-Transport als unbewiesen gilt. Ja, wenn man einen Titan-Länder mit ausgefuchsten Detektoren hätte … (JPL Release 3., Bild der Wissenschaft 5., „Gegendarstellung“ des Cassini-Teams, Universe Today, Discovery, Tracker 7., New Scientist, TIME 10., AstroBiology, Washington Examiner 15.6.2010)

Kleine Saturnmonde erst ‚vor kurzem‘ aus den Saturnringen geboren? So erklärt ein zweistufiges – aber immer noch stark vereinfachtes! – Modell die Herkunft von Prometheus, Pandora, Epimetheus und Co., die außerhalb des A-Rings um den Saturn ziehen und dort nicht schon vom Beginn des Sonnensystems gewesen sein können (Kometentreffer hätten die <50 km großen Körper längst zerstört). Nach dem Modell, das ihre Eigenschaften (etwa ihre Dichte von nur ~0.6 g/cm^3) gut produziert, bilden sich in den Ringen Klumpen, die zu Monden zusammen finden – welche dann durch Drehimpuls-Transfer nach draußen geschoben werden. Auch der harte Außenrand des A-Rings wird reproduziert – und der mysteriöse F-Ring erweist sich als Abfallprodukt der Mondbildung, die das mit Abstand jüngste Akkretionsphänomen im Sonnensystem wäre. (Charnoz & al., Nature 465 [10.6.2010] 752-4, auch Burns, ibid. 701-2; Nature News, Scientific American, Space.com 9.6.2010)

Das gab’s noch nie: ein echter Zeitrafferfilm aus dem Marsorbit!

2. Juni 2010

Dies ist eins von 600 Einzelbildern, die die winzige Visual Monitoring Camera auf dem ESA-Mars-Orbiter Mars Express während eines kompletten Umlaufs am 27. Mai 2010 aufgenommen hat: Aus der Serie (erster und zweiter Teil) ist jetzt – übrigens mit von einem Fan entwickelter Software – ein Videoclip erstellt worden, wie es ihn bisher nur als Computersimulation gab. Auf einer stark elliptischen Bahn saust er Mars Express um den Planeten, so dass die weitwinkelige VMC mal die Polkappe und einzelne Krater im Blick hat, schärfer als jedes irdische Teleskop, und mal ist der ganze Planet im Bild, auch nicht besser als auf modernen Amateuraufnahmen von der Erde aus. Ungefähr so würde ein Astronaut den Planeten sehen, wenn er aus einer solchen Bahn aus dem Fenster schaut.

Der Phoenix wurde von winterlichen Eismassen erdrückt

und hat sich deswegen auch beim gegenwärtig optimalen Sonnenstand nie beim überfliegenden Mars Odyssey gemeldet: Neue Bilder des Mars Reconnaissance Orbiter zeigen zwar noch den polaren Lander von 2008 am alten Platz – aber seine früher auffälligen Solarzellen sind weg, vermutlich abgebrochen unter der Eislast! Rest in Pieces … (NASA Release, UA News, Mars Pages 24., Nature Blog 25., Science Journalism Tracker 26.5.2010)

Ungewöhnliche Bilder von einem frischen Erdrutsch auf dem Mars hat die Kamera des MRO am 31. März geliefert – und da ist auch ein winziger neuer Impaktkrater zu erkennen, der wohl der Auslöser war. Kontextaufnahmen zeigen, dass der Erdrutsch zwischen Nov. 2007 und Feb. 2010 stattgefunden haben muss. (Universe Today 10.5.2010)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

11. April 2010

Ein Ausschnitt aus der Galaxie M 66 im Löwen, zusammengesetzt aus Bildern der Hubble-Kamera ACS im Nah-IR, bei H-Alpha und im Grünen, aber so ‚abgemischt‘, dass ungefähr natürliche Farben herausgekommen sind. Zu erkennen sind die asymmetrischen Spiralarme und der ‚verrutschte‘ Kern der Galaxie: Daran sind wohl die beiden Nachbargalaxien schuld.

Ein kurzes Vergnügen für SOHO-„Zuschauer“ bot in der Nacht vom 9. zum 10. April ein neuer sonnenkratzender Komet, der binnen weniger Stunden kam und verging (in Bewegung). NACHTRAG: War wohl wieder mal einer aus der Kreutz-Gruppe – von der z.Z. ziemlich viele im Anflug sind.

Die Saturnmonde Janus und Epimetheus (individuell anklicken für Details!): ganz neue Rohbilder von Cassini vom 7. April aus 75’000 bzw. 102’000 km Entfernung, entstanden im Umfeld eines ungewöhnlich nahen Dione-Encounters und auch hier und hier beschrieben.

Und schon wieder hat der MRO eine Lawine erwischt, im Moment des Abgangs (siehe auch hier): Vermutlich handelt es sich bei diesem Phänomen um gefrorenes CO2, dem der kommende Frühling seine Stabilität geraubt hat – es scheint eine regelrechte Lawinen-Saison zu geben.

Ein Ausschnitt aus der ersten Aufnahme der Vollerde durch den neuesten Wettersatelliten der USA, GOES-15 („Neuester …), entstanden am 6. April – hier lohnt sich das Anklicken für die Vollversion auf jeden Fall. Nach fünf Monaten Tests wird die NASA den Satelliten der Wetterbehörde NOAA übergeben, die ihn ersteinmal in Reserve halten wird. Das Bild kommt gerade recht zum 50. Jahrestag des ersten Wettersatelliten überhaupt, Tiros 1, der nicht ganz so scharf sah und an dessen Start am 1. April 1960 ein NASA Release, ein Artikel aus New Jersey und Science 26.2.2010 S. 1085-6 erinnerten.

Hyperspektraltechnik revolutioniert die Erdbeobachtung

So hieß es jedenfalls kürzlich auf einem Kongress: Die wesentlichen Vorteile eines abbildenden Spektrometers gegenüber den operierenden Multispektralsystemen mit ihren wenigen und breiten Spektralkanälen liegen in der erheblich verbesserten Genauigkeit bei der Erfassung von Oberflächenmaterialien und in der einzigartigen Detektion von Mineralen. Pioniere waren die Satelliten EO-1 der NASA und PROBA-1 der ESA, und bald gibt’s die nächste Generation. (PM der ESA 31.3.2010)

Das Fortschreiten des Frühlings aus dem Orbit verfolgt das Medium Resolution Imaging Spectrometer auf dem Envisat, das empfindlich auf die Veränderungen an der Vegetation reagiert. Was früher nur ein Hobby von Naturbeobachtern war, ist heute ein Mosaiksteinchen mehr bei der Beurteilung der Auswirkungen des Klimawandels. (ESA Release 1.4.2010)

CubeSail: Weltraum-Besen vor erstem Test Ende 2011

Der Demonstrator passt in eine Kiste von 10 x 10 x 30 cm und kostet – inklusive Huckepack-Start – nur rund 1 Mio. Euro: der CubeSail, den die Univ. of Surrey mit Mitteln von Astrium baut und der Ende 2011 in einem 700-km-Orbit mit einem cleveren Mechanismus ein 5 x 5 Meter großes Segel mit gerade einmal 3 kg Masse entfalten soll. Erst wird damit ein bisschen Solar Sailing mit dem Strahlungsdruck der Sonne getestet, dann das Segel auf maximalen Luftwiderstand gedreht, um den winzigen Satelliten gezielt zum Absturz zu bringen. Solche Systeme könnten eines Tages routinemäßig auf Satelliten und Raketenoberstufen montiert werden, um sie nach dem Ende ihrer Missionen zügiger aus dem Orbit zu kegeln, was allerdings immer noch etliche Jahre dauert. Und eine spätere Variante – die vielleicht 2013 erprobt wird – könnte sich auch an ältere „unkooperative“ Satelliten ankleben, um deren Ende zu beschleunigen. (Univ. of Surrey Release 25., BBC, Guardian, New Scientist 26., Discovery 28., Nature Blog 29., AW&ST Blog 30.3.2010) NACHTRAG: noch ein Nachzügler.

Test des Raumgleiters X-37B weiter für den 19. April geplant: Das geheimnisunwitterte „Orbital Test Vehicle“ („Test des unbemannten …“) von 1/4 der Größe des Space Shuttle wird auf einer Atlas V starten und nach einigen Monaten aus dem Orbit zurückkehren. Weder über die technischen Details noch den Zweck des Ganzen ist viel bekannt … (Status; Spaceflight Now 2., CSM, SpacePorts 4.4.2010) NACHTRAG: Jetzt heißt es, 20. April.

Südkorea versucht es im Juni erneut

mit dem Start einer eigenen Rakete, nachdem die Premiere vergangenen Sommer gescheitert war („Fehlschlag …“): Erneut wird eine erste Stufe aus Russland angeliefert, die damals funktioniert hatte – aber dann war die Hälfte der Nutzlastverkleidung hängen geblieben. Auch die koreanische zweite Stufe hatte zwar funktioniert, aber das half dann nichts mehr. (Spaceflight Now 31.3.2010) NACHTRAG: Der Start wurde auf den 9. Juni festgesetzt – obwohl der Fehlschlag nie ganz aufgeklärt wurde.

Der erste Start einer Falcon 9 ist in den Mai gerutscht, frühestens den 8.5.: Zwar hatte der Triebwerkstest auf der Rampe am Cape im 2. Anlauf gut geklappt, doch dann war ein Problem mit der Selbstzerstörungsanlage entdeckt worden. (Status; Orlando Sentinel Blog 2., Space News, Space.com 3., Raumfahrt-Zeitung 5.4.2010)

Beste Sicht auf den Merkur – und die Venus hilft!

31. März 2010

Diese Woche dürfte die beste des ganzen Jahres sein, um den flüchtigen Planeten Merkur am Abendhimmel zu erwischen: Er hat eine ordentliche Elongation und ist sehr hell, so dass er mit hohem Kontrast gegen einen relativ dunklen Dämmerungshimmel gesehen werden kann – und oben links von ihm steht die natürlich noch auffälligere Venus (wie auf diesem Bild von heute 20:50 MESZ aus Königswinter). Die nächsten Tage werden sich die beiden noch näher kommen, wobei die Helligkeit Merkurs allerdings abnimmt: ein S&T Press Release, Science@NASA, Astronomie.info und Artikel von Space.com, Asterythms, Sky & Tel. (beste Grafik!) und Half-Astrophysicist.

Die ersten 8 Bilder des HiWish-Projekts mit dem Mars Reconnaissance Orbiter, bei dem jeder(!) ein Motiv für dessen HiRISE-Kamera vorschlagen kann (siehe ISAN 103-14), wurden heute vorgestellt – wobei die NASA flink einen neuen Link zu der Bildersammlung setzen musste, weil ein Stromauswahl die Rechner des HiRISE-Instituts an der Univ. of Arizona ausgeknockt hatte. Auch auffällig: Nur bei wenigen der Bilder wird der Name des Vorschlagenden genannt – die hatten jeweils Post bekommen, ob sie genannt werden wollten, und viele wollten wohl seltsamerweise anonym bleiben. So wie bei diesem Bild hier von Dünen auf dem Boden der Samara Valles.

Große Eis-Mengen in mittleren Breiten des Mars

2. März 2010

hat der Mars Reconnaissance Orbiter mit seiner italienischen Radaranlage SHARAD („Shallow Radar“) aufgespürt: Die gelben Linien sind die Überflüge des NASA-Marsorbiters, blau sind die bis zu einem Kilometer dicken Eisvorkommen auf ein topografisches Bild aus MOLA-Höhenmessungen der Region Deuteronilus Mensae durch den Mars Global Surveyor gezeichnet. Der gezeigte Ausschnitt ist hunderte Kilometer groß. Diese Eis-Depots sind vermutlich zurückgeblieben, als sich Gletscher zurückzogen, die zu einer anderern Zeit weite Teile des Mars bedeckten. Später schützte dann eine Schicht Bodenmaterial die eisigen Reste, die einen beachtlichen Teil des nicht-polaren Marseises ausmachen.

Morgen engste Phobos-Begegnung des Mars Express

Um 21:55:40 MEZ wird sich der Mars Express der ESA am 3. März dem Marsmond bis auf 67 km Abstand (bzw. 77 km vom Massenzentrum) nähern: Das ist etwas weiter als die geplanten 50 km („Mars Express fliegt …“), weil nach ein Bahnmanöver im Vorfeld etwas daneben gegangen war und nun nur so alle wissenschaftlichen Aufgaben zu erfüllen sind. (ESA Phobos Blog, v.a. vom 2., ESA Release vom 1.3.2010) NACHTRAG: noch eine Vorschau des Fly-By.

Phoenix schweigt weiter, obwohl der polare Lander von 2008 inzwischen ganz vom Eise befreit ist und nach MRO-Bildern zumindest keinen großen Schaden (wie abgebrochene Solarzellen) erlitten hat: Auch im Februar lauschte Mars Odyssey 60-mal vergebens. Nun wird es Anfang April neue Versuche geben. (JPL Release, Universe Today 1.3., Mars Pages 28.2.2010)

Befreiungsversuche Spirits aufgegeben – aber wirklich für immer?

27. Januar 2010

Es hatte sich schon seit einigen Wochen abgezeichnet: Vor dem nahenden Winter würde Spirit seiner Sandfalle nicht entkommen können. Seit gestern nun steht fest: Der letzte große Befreiungsversuch wird eingestellt und alles daran gesetzt, den betagten Marsrover winterfest zu machen, so daß er künftig als stationärer Lander arbeiten kann. Oder etwa doch nicht? „NASA has designated the once-roving scientific explorer a stationary science platform,“ heißt es in der Erklärung der NASA, die bei einer Telecon erläutert wurde, doch einer der Rover-„Fahrer“, Scott Maxwell, sieht die Lage anders: „If Spirit feels up to it, we might even get properly back on the road again next year,“ wenn der Winter überstanden und die stationäre Forschung erledigt ist. Zwar ist Spirit nach dem Ausfall von zwei seiner 6 Räder (und ein drittes macht auch Ärger) in keinem guten Zustand mehr, aber gerade in den letzten Tagen war der Rover doch merklich vorangekommen – manche hätten es wohl gerne noch weiter versucht.

Schon Mitte Februar jedoch wird die Sonne so flach auf Spirits Solarzellen scheinen, daß der Strom für weitere Fahrversuche nicht mehr reichen wird. Daher wird bereits seit Mitte Januar durch spezielle Fahr- bzw. Wühlmanöver daran gearbeitet, die Solarzellen etwas der Sonne entgegen zu drehen: Derzeit ist der Rover um 9° nach Süden gekippt, waagerecht oder etwas gen Norden wäre besser. Auch im besten Fall ist allerdings zu erwarten, daß die Leistung der Solarzellen – die fast komplett in die Heizung der Roversysteme investiert werden wird – im März oder April so weit zurückgeht, dass Spirit in einen „stable fault mode“ gerät und sich u.U. bis zu einem halben Jahr lang kaum oder gar nicht mehr meldet. Die Temperatur an Bord (dank radioaktiver Heizelemente immer noch höher als draußen) dürfte nachts bis auf -45°C sinken: Ein fabrikneuer Marsrover müsste das aushalten, aber nach 6 Jahren auf dem Mars mit fortwährenden starken Temperaturschwankungen sieht das vielleicht anders aus.

Falls Spirit sich nach dem Winter wieder erholt, steht schon ein neues wissenschaftliches Programm für den stationären Lander bereit: Insbesondere soll seine Position im Raum lange Zeit sechs Monate lang penibel über die Laufzeit der Funksignale vermessen werden. So lassen sich die Lage der Marsachse und vor allem ihre leichten Schwankungen bestimmen, woraus sich wiederum schließen lassen sollte, ob der Mars (wie allgemein erwartet) einen festen Kern besitzt oder aber doch einen flüssigen, der es trotzdem nicht schafft, ein Magnetfeld zu erzeugen. Ähnliche Messungen mit dem Mars Pathfinder schienen bereits 1997 den festen Kern bewiesen zu haben, aber das wurde nun auf der Telecon indirekt bestritten: Erst die intensive Verfolgung Spirits über einen deutlich längeren Zeitraum verspräche klare Erkenntnisse.

Während der Rover schon mal da sitzt, kann er auch verfolgen, wie Atmosphäre und Oberfläche miteinander wechselwirken und Veränderungen des Marsbodens mit der Zeit verfolgen, auch mit seinem Mikroskop. Zum Glück ist Spirit sein Unfall ja in einer besonders interessanten Region widerfahren: Der helle Boden unter der trügerisch festen Kruste ist außerordentlich reich an Sulfaten, die einst von Fumarolen hinterlassen worden sein dürften. Auch wenn sich Spirit nicht mehr befreien kann: Gelegentlich ein wenig den Ort verlagern, um neue Bodenstellen in Reichweite zu bekommen, sollte er schon schaffen – und sollte er dabei „versehentlich“ aus der Grube hüpfen, wäre es auch recht; bloss auf große Fahrt wird er mit nur noch 3 bis 4 Rändern (während die anderen klemmen und sich nicht etwa frei drehen) auch dann kaum mehr gehen. Ob der stationäre Betrieb übrigens Geld sparen wird, konnte auf der Telecon keiner sagen; beide Rover in Fahrt zu halten, kostete jedenfalls bisher 20 Mio.$ im Jahr.

Space.com, AW&ST, Space Today, KosmoLogs, LichtEcho, Welt der Physik 27., Planetary Society Blog, Sky & Tel., BBC, LA Times, Scientific American, Cosmic Log, Nature Blog, SpaceWriter, MarsPages 26., New York Times 25., Space News 24.1.2010. Auch ein JPL-Release zu den Untersuchungen Opportunitys am von einem Impakt aus der Tiefe hochgerissenen Felsen Marquette Island – diesem Rover geht es weiter prächtig, und er hat am 12. Januar seine Weiterfahrt angetreten.

Seen auf dem Mars auch noch vor 3 Milliarden Jahren?

Das Marszeitalter des Hesperian galt bislang als wenig attraktiv, schien der Planet doch da bereits eine gefrorene Wüste geworden zu sein – aber jetzt sind auf Bildern des Mars Reconnaissance Orbiter Spuren mehrerer 20 km großer Seen aus dieser Ära vor „nur“ 3 Mrd. Jahren entdeckt worden, verbunden durch Abflusskanäle wie in irdischen Thermokarst-Landschaften: Die Auszählung von über 35’000 Impaktkratern soll eine eindeutige Datierung liefern. Offenbar hat der Mars auch im Hesperian noch Zeiträume unbekannter Länge erlebt, in denen – nach starkem Vulkanismus, Impakten oder Achsverlagerungen – eine dichte Atmosphäre flüssiges Wasser ermöglichte. (Imperial College Release, BBC 4., Physics World, Ars Technica, Spiegel 6.1.2010. Auch ein JPL Release zu einem MRO-Special von Icarus und ein NASA Release, das Planetary Society Blog und CosmicLog zum neuen HiWish-Angebot des Projekts)

Kein Lebenszeichen des Phoenix hat Mars Odyssey bei insgesamt 30 Überflügen des polaren NASA-Landers vom 18.-21. Januar empfangen, der nach einer kurzen aber heftigen Mission verstummte und einfror („Bilder von Phoenix …“). Im Februar und März, wenn noch etwas mehr Sonne auf die Landestelle fällt, wird wieder gelauscht, aber die Hoffnung ist praktisch null. (Space Today 22.1.2010)

Bizarre Bilder vom Mars: wenn Dünen auftauen

7. Januar 2010

Im Winter bildet sich über einem großen Dünenfeld in den hohen Nordbreiten des Mars eine CO2-Eisschicht, die im Frühjahr sublimiert: Dabei gerät der Sand oft ins Rutschen und bildet dunkle Spuren, während gleichzeitig Staub aufgewirbelt wird: Diese HiRISE-Aufnahme ist zwar nicht neu, aber heute erst publiziert worden; zu sehen hier zwei Ausschnitte. NACHTRAG: Mit einiger Verzögerung wird das Bild u.a. hier, hier und hier aufgegriffen.