Archive for Dezember 2014

Allgemeines Live-Blog vom 28. bis 30. Dez. 2014

28. Dezember 2014

30. Dezember

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Komet Lovejoy vor wenigen Minuten über Australien, wo gerade der Mond untergeht und der Schweif-Kontrast deutlich besser als vorher wurde, remotely von M. Mobberley aufgenommen – weitere neue Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier (Lovejoy mit Lovejoy, vor wenigen Stunden – welch ein Selfie!), hier, hier und hier, eine Zeichnung (und Details dazu), viele Schätzungen der Helligkeit und weitere Artikel hier und hier. [18:25 MEZ – Ende. NACHTRÄGE: und hier, plus trotz Mond mehr Bilder hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Skizzen hier, hier und hier]

Deutschland war 2014 um 5% sonniger als im Durchschnitt

der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990: Das ist eine der Erkenntnisse der Jahresauswertung des DWD [PDF], die natürlich viel mehr Aufsehen erregt mit der Aussage, dass 2014 das wärmste Jahr überhaupt – seit dem Beginn regelmäßiger Messungen 1881 – war. Die Sonnendaten sind der einzige direkt astro-relevante Inhalt der Auswertung, und sie zeigen eine bemerkenswerte Spannbreite auch für ein relativ kleines Land: „Die Sonnenscheindauer erreichte im Jahr 2014 mit rund 1600 Stunden 105 Prozent des Solls von 1528 Stunden. Begünstigt war erneut die Ostseeküste, wo diesmal Arkona auf Rügen mit etwa 2030 Stunden vorne lag. Am wenigsten zeigte sich die Sonne im Sauerland. Dort erreichte der Kahle Asten insgesamt nur etwa 1260 Stunden.“ Der Sonnigkeit von 2014 stimmen energische Amateurbeobachter zu, die z.B. 267 fotografisch dokumentierte Sonnentage oder 222 visuelle Tage schafften – und in Kärnten kamen gar Sonnenprofis auf 284 „Sonnentage“, wobei der Tag freilich schon gezählt wird, wenn der Beobachter nur in einer größeren Wolkenlücke eine Übersichtszeichnung machen kann. Zur Klarheit der Nachtstunden – die erfahrungsgemäß nur wenig mit der Sonnigkeit des Vortages korreliert – macht der DWD-Bericht indes keine Angaben, und die Pressestelle teilt dazu mit: „Aussagen über die Bewölkung werden an Wetterwarten durch Beobachter gemacht, allerdings nur zu den Hauptterminen (7:50 Uhr, 13:50 Uhr, 19:50 Uhr MESZ).“ Und Satelliten-Daten werden nur monatsweise oder noch stärker gemittelt dargestellt: „Auswertungen des Bedeckungsgrades nur für die Nachtstunden auch von anderen Institutionen sind mir nicht bekannt.“ In other news hat es noch einen hellen Boliden über dem NO der USA gegeben (mehr und mehr) – und der millionste Artikel im Preprint-Server wurde hochgeladen. [18:15 MEZ]

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Ständige Veränderungen in Lovejoys Plasmaschweif zeigen Fotos von M. Mobberley von gestern (oben) und G. Rhemann von vorgestern (beide Mosaike sind noch viel länger – anklicken!) und ein Video von P. Hart. Auch weitere Schweife vom 29. Dezember (mehr und mehr), 28. Dezember (mehr, mehr, mehr und mehr), 27. Dezember (wie’s gemacht wurde; mehr, mehr und mehr) und 23. Dezember, Videos hier und hier und Bilder hier, hier, hier, hier (auch die ‚moralischen‘ Fragen dieses Komposits), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier des Kometen beim Kugelsternhaufen Messier 79, Bilder mit kleiner Optik vom 29. Dezember (Komposit; mehr), 28. Dezember (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und 27. Dezember (mehr), eine Zeichnung, ein Bild von SWAN mit der Koma aus Wasserstoff und Artikel hier, hier, hier, hier und hier. [1:55 MEZ]


29. Dezember

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Peinlich: Planeten-Profis von ‚Mutual Event‘ überrascht

Wie alle 6 Jahre, wenn es zu gegenseitigen Bedeckungen etc. der Jupitermonde kommen kann, ist auch der laufenden Saison dieser „Mutual Events“ eine dezidierte internationale Kampagne gewidmet, an der sich auch etliche Amateurastronomen beteiligen und von der ‚in der Szene so ziemlich jeder wissen dürfte. Außer offensichlich einigen Jupitermond-Experten, die Mitte des Monats bei der Beobachtung Ios im Infraroten mit den nördlichen Gemini-Teleskop von Europa halb vor Io überrascht wurden – und sich erst gar nicht erklären konnten, warum der Vulkanmond wie die Venus aussah (Abb.): Im hier verwendeten L-Band ist Europa fast unsichtbar, weil das Eis seiner Oberfläche ein starker Absorber ist. Der „Schaden“ hielt sich im Grenzen: Nachdem sich Europa wieder davon gemacht hatte, waren alle Io-Vulkane wieder sichtbar. Derweil wird noch gerätselt, ob diese Videos aus Puerto Rico einen besonders langsamen hellen Meteor oder den Reentry eines Satelliten zeigen – einen offensichtlichen Kandidaten für die letztere Erklärung gibt es jedenfalls nicht (während dieses und dieses Video aus Brasilien vom selben Morgen den tollen Reentry einer Falcon-9-Oberstufe einfingen). Und in Missouri wurde ein Amateurastronom in der Lokalpresse porträtiert. [23:35 MEZ]


28. Dezember

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Lovejoys Schweif verändert sich andauernd, hier am 26.12. um 23:45 MEZ von Michael Jäger aufgenommen (8″/2.8 4x180sec) – mehrere Schweifabrisse und -neuformungen in den letzten Tagen: Bilder von heute, gestern (mehr, mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), dem 25. Dezember (mehr, mehr und mehr), dem 24. Dezember (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, aus Kassel und gegen den 23.), vom 23. Dezember (mehr und mehr) und 22. Dezember (mehr), ein Spektrum vom 25.12. und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. Auch Finlay am 24.12., eine japanische Feuerkugel am 25.12., zwei scharfe Jupiters vom 26.12. – und wie aus einem schlappen Astro-Zeitraffer eine tolle Strichspur-Aufnahme über einer Starparty wächst. [1:35 MEZ] Wie die neuesten Lovejoys hier, hier und hier zeigen, geht’s dem Schweif nun wieder gut. [3:45 MEZ] Weitere aktuelle Schweif-Bilder hier, hier, hier, hier, hier und hier, Bildverarbeitung in Kernnähe, Bilder mit kleiner Optik hier, hier und hier, eine Zeichnung und Karten für die nächsten Tage hier, hier und hier. [22:30 MEZ]

Von Erde bis Dunkle Materie: Resurs P2 für alles zuständig

Quasi vier Satelliten in einem stellt der russische Resurs P2 dar, den vorgestern eine Soyuz-Rakete in Baikonur gestartet hat: Primär ist es ein Erdbeobachtungs-Satellit mit mehreren Nutzlasten, darunter einer Hyperspektralkamera, aber es ist auch der Detektor NUCLEON für Kosmische Strahlung an Bord, der auch hinter exotisch-spekulativen Teilchen wie WIMPs her ist. Ein dritter Resurs-Satellit soll 2015 starten: ein Roskosmos Release, ein Startvideo, Standbilder hier, hier und hier, Artikel hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. Soeben hat auch eine Proton einen Astra-Satelliten gestartet: ein Video und Standbilder hier, hier, hier, hier und hier. Und eine andere Soyuz hatte am 25.12. einen mysteriösen Militärsatelliten gestartet: ein Video, Standbilder, Artikel hier, hier und hier und mehr Links. Derweil schwelgt Indien weiter im Ruhme des Mars-Orbiters, das Ende des Venus Express naht – und es wird über einen weiteren deutschen Astronauten spekuliert. [0:45 MEZ. NACHTRÄGE: das ganze Wörner-Interview hier und hier sowie eins mit dem jetzigen ESA-Chef – und zum Proton-Start ein ILS Release, Artikel hier und hier, mehr Bilder hier und hier und mehr Links]

50 Tage für einen Relaunch von interstellarum

26. Dezember 2014

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So viel Zeit bleibt nun noch für die ungewöhnliche Crowdfunding-Kampagne, die hier vor einem Monat ausführlich erläutert wurde: 36% der Schwellen- und 31% der Zielsumme konnten bisher erreicht werden, es gibt also weiterhin Interesse an einer deutschsprachigen Fachzeitschrift von und für Amateurastronomen, wie auch Stimmen hier und hier klar machen. Leider hat, trotz aller Bemühungen von elektronischen Medien bis zu einem riesigen roten Button auf der letzten Titelseite, die Kunde immer noch bei weitem nicht alle erreicht, dass interstellarum nicht mehr existiert und das Crowdfunding einen wirtschaftlich soliden Relaunch Mitte 2015 ermöglichen soll.

„Ich unterstütze Euch, indem ich das nächste Heft am Kiosk kaufe“, ist zwar nett gemeint, hilft aber rein gar nichts: Nur wenn das Crowdfunding über die Startnext-Plattform – vor allem durch den Abschluss neuer Abonnements – in den nächsten 50 Tagen die Marke €100’000 knackt, wird interstellarum neu erstehen. Bitte, liebe Leser, tragen Sie diese Kunde noch weiter in die amateurastronomische Gemeinde als bisher, am besten mit Links zu der Crowdfunding-Seite. Und verweisen Sie (und beachten Sie auch selbst) die außergewöhnliche Gutschein-Aktion vieler namhafter Händler, die mit bis zu 400 Euro ein Mehrfaches der Kosten eines Jahresabos bringt!!

Ein Hinweis noch: Leider ist ausgerechnet unmittelbar vor Weihnachten der von Oculum gemietete Server ausgefallen, und es ist nicht klar, wann er und die vielen Informationen über in der Vergangenheit Erreichtes – und auch das komplette letzte reguläre Heft als PDF – wieder zur Verfügung stehen. Die Crowdfunding-Kampagne ist davon nicht betroffen, da sie komplett über die Server von Startnext läuft, wo auch in einem eigenen Blog über die Fortschritte – und auch die turbulente Vergangenheit von is – ausführlich berichtet wird: Damit geht es im neuen Jahr weiter!

Allgemeines Live-Blog vom 22. bis 24. Dez. 2014

22. Dezember 2014

24. Dezember

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Komet Lovejoy heute Mittag remotely von Martin Mobberley mit einem 43-cm-Teleskop aufgenommen – weitere Bilder des Kometen von heute (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), gestern (aus Österreich; dito, dito, mehr und mehr) und vorgestern (Irschenberg in Oberbayern, 30 x 10 sec bei ISO 6400 mit 50 mm f/1.8), Komet Finlay beim Mars und alte Kometen-Drucke. Die Sa Lagra Sky Survey ist (mal wieder) schwer in der Krise, es gibt erste Detail-Aufnahmen des Deep-Sky-Objekts bei Aldebaran – und die UNESCO preist das IYL an. [23:55 MEZ – Ende]

MESSENGERs Merkur-Sturz wird trickreich hinausgezögert

Während der Venus Express hilflos seinem Absturz im Januar entgegen sinkt, hat die Flugkontrolle des Merkur-Orbiters MESSENGER einen cleveren Weg gefunden, dessen mangels Treibstoffs eigentlich im März erwarteten Absturz auf den anderen inneren Planeten noch etwas hinaus zu zögern: Dazu wird man jenes Helium einsetzen, das sonst dazu dient(e), den treibstoff unter Druck zu setzen. Wegen seines geringen Atomgewichts, ist die Schubwirkung zwar gering, aber ein – wissenschaftlich nutzbarer – Extra-Monat sollte so zu gewinnen sein. Auch Erkenntnisse zur Vergangenheit des Mars-Wassers von Curiosity und aus ALH 84001, die Testflüge von Orion und CARE, dessen Datenrekorder jetzt ausgewertet wird – und wie es eigentlich passiert ist, dass der DLR-Chef zum ESA-Chef wurde. [21:35 MEZ]

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Komet Lovejoy ist schon mal in Österreich angekommen

Wovon dieses Bild von Michael Jäger vom Abend des 22. Dezember – Tele f-180mm/4.0 2×4 min – mit dem Kometen 6-7 Grad hoch zeugt. Auch Bilder vom 23. Dezember (mehr), 22. Dezember (Weitwinkel, Hongkong; Italien, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), 21. Dezember (Teneriffa; mehr, negativ, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und 20. Dezember (mehr und mehr), ein Spektrum und Artikel hier, hier und hier sowie 15P/Finlay am 23. Dezember neben dem Mars und 19. Dezember, ein Ausbruch der Ursiden, eine Feuerkugel über Kanada, Simulationen von Asteroiden-Impakten ins Wasser, eine gegenseitige Bedeckung von Jupitermonden räumlich aufgelöst, Planeten-Konstellationen zu Weihnachten – und eine detaillierte Analyse des Reentry einer Soyuz-Oberstufe über Europa (unten) am 26. 11. [2:15 MEZ]


23. Dezember

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Gelungener Erstflug der neuen russischen Angara-Rakete mit einem Dummy-Satelliten an Bord: weitere Bilder hier, hier und hier, Videos hier, hier, hier und hier, Press Releases hier und hier und Artikel hier (früher), hier (mehr), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Auch Fortschritte für SpaceX auf dem Weg zum ISS-Taxi-Veranstalter und Satelliten-Spediteur, Passagiere der ISS innen und außen und Videos in 4K, die weiteren Pläne mit Orion und SLS – und noch ein Interview mit dem nächsten ESA-Chef. [22:45 MEZ. NACHTRÄGE zur Angara: mehr Visuals, ein weiterer Artikel, mehr Links – und der Tank ist im GTO]

Das Streulicht-Problem des Gaia-Satelliten ist verstanden

und auf abstehende Fasern am Rand des riesigen Sonnenschirms zurück zu führen, die Sonnenlicht in die Optik streuen („Brillianter Vortrag von Uli Bastian über den Status des Gaia-Satelliten …“): Die Fasern hatte man zwar noch vor dem Start gesehen, aber ein Abschneiden schien zu riskant, weil sie in den Satelliten hätten geraten können. Ihr Sonnen-Effekt ist zwar die dominante Komponente des Streulichts, das den Himmelshintergrund in der Fokalebene deutlich aufhellt und Messungen an den schwächsten Sternen verschlechtert, aber auch Himmelsregionen mit hoher Sterndichte, namentlich die Milchstraße, tragen durch direkte Einstrahlung im Gegensatz zu Modellrechnungen vor dem Start spürbar dazu bei. [19:45 MEZ]


22. Dezember

Eine unabhängige Rekonstruktion von Philaes Flugbahn mit dem ersten Abprallen und dem Streifen eines Kraterrandes: Der Auswerter glaubt, genau dies sei die einzige Lösung, die alle bisher bekannten Informationen (wozu der genaue endgültige Standort noch nicht gehört) gleichzeitig unter einen Hut bringt. Auch Artikel hier, hier (mal wieder Datenrechts-Palaver) und hier, deutsche Laborsimulationen von Merkurs Kruste zur Unterstützung von MESSENGER, ein Nachruf auf den Venus Express, das erste Bild der Sonne von NuSTAR, das aus nur ein paar Flecken harter Emission besteht – und die NASA feiert 2014, ausgiebig. [23:40 MEZ. NACHTRÄGE: ebenso das DLR und die ESA – und im ESA Bulletin #160 gibt’s am Anfang eine kleine Philae/Rosetta-Galerie, während ein Bild vom 10.12. eine originelle Aufwertung erfahren hat …]

Weitere größere Artikel

21. Dezember 2014

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Ein Stern wird kommen … Fahrplan für den “Weihnachtskometen” Lovejoy, hier heute von Gerald Rhemann ferngesteuert in Namibia aufgenommen – auch Bilder von gestern (mehr im Artikel verlinkt) und vorgestern.

Zu Besuch bei Philaes Freunden in Köln im LCC des DLR – einen Monat danach. Auch Dreharbeiten am LCC von Philae.

Welcome Home, Alex – Bilder einer großen Party in der Bonner Bundeskunsthalle. Auch Gerst @ BKH: Tour durch den “Outer Space”, Deutsche Astronautengeschichte auf der Bonner Bühne und Gerst @ BKH: der Auftritt.

Heavy Metal bei den Bonner Mineralogen: Bilder einer (Sonder- und zugleich neuen Dauer-)Ausstellung.

Raumschiff Orion auf Jungfernflug: ein Dutzend Videos.

Kosmische Simulationen in Godesberg: ein Vortrag von Volker Springel.

Dämmerung über der Castroper Straße in Bochum mit schmaler Mondsichel.

Kleinere Artikel

Geminiden im Blick – aber nur Flugzeuge auf dem Chip …

(DB) mobil bleibt astrophil: Skifahrer sollen Astrohotel besuchen.

Action-Mond rechts & links des Rheins (aus einem fahrenden Zug).

Herbststimmung am Planetarium Bochum im strahlenden Sonnenschein.

Und wieder: Abschiednehmen von der (ehemals) riesigen Fleckengruppe auf der Sonne.

Allgemeines Live-Blog vom 18. bis 20. Dez. 2014

18. Dezember 2014

20. Dezember

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Rosetta-Entzugserscheinungen zwischen den Jahren …

Dieses NavCam-Mosaik vom 17. Dezember hat die ESA schon gar nicht mehr verbreitet (aber dankenswerterweise die CNES), die bis zum 5. Januar schweigen will, vorher aber noch einen NavCam-‚Film‘ und mehr zum Kometen-‚Gesang‘ lieferte – während das DLR ein originell geschnittenes Video vom Landetag Philaes beisteuerte (und dieser Blogger Impressionen aus dessen LCC einen Monat später); mit seiner Wiederbelebung wird übrigens später gerechnet als zuweilen berichtet. Ansonsten gibt es noch – inoffiziell aber was soll’s – den kompletten Abstiegsfilm von ROLIS und von Artefakten befreite ROLIS-Bilder vom endgültigen Platz und Erkenntnisse zur genauen Größe des Kerns und zum Überleben aber unklaren Zustand des MUPUS-Hammers 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 und 11. Und von und zu Rosetta (auch bei Science auf Platz eins gelandet) ein kurioser Glint auf NavCam-Bildern, der hier und hier diskutiert wird aber wohl nichts mit Philae zu tun hat, ein AGU-Cartoon, ein Science@NASA, Artikel hier, hier, hier, hier und hier – und ein Radio-Märchen allein aus Tweets. Von anderswo im Sonnensystem noch ein Video vom Mars Express, dessen Mission wieder verlängert wurde, Erkenntnisse zum Mars-Wasser aus Meteoriten, auch die IAU für die Merkur-Krater-Taufe durch die Öffentlichkeit, eine Chang’e-3/Yutu-Galerie – und der schwierige Nachweis einer Atmosphäre von Europa durch Cassini. [16:25 MEZ – Ende]

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Ein X1.8-Flare hat sich gerade auf der Sonne ereignet – und könnte Folgen haben: weitere Visuals hier, hier, hier, hier und hier, letzteres eine Amateuraufnahme. Auch M-Flares früher und noch früher, die fleckenreiche Sonne am 19. Dezember, 18. Dezember und 17. Dezember – und ESA und NASA Releases zur Entstehung von Theta-Aurora in besonders hohen Breiten. [3:30 MEZ] Videos des X-Flares bei 30 nm hier und hier; Updates sind hier zu erwarten. [4:15 MEZ] Es ist immer noch unklar, ob etwas zur Erde unterwegs ist. [6:05 MEZ] Mehr zum Flare – eine CME Richtung Erde ist leider nicht in Sicht. [15:25 MEZ. NACHTRÄGE: So ist es – und ein arg später NASA Release zum Flare]

Komet 15P/Finlay durch Ausbruch auf 9. Größe gesprungen

Mal wieder ohne Vorwarnung ist der eben noch 11 mag. schwache Komet 15P/Finlay plötzlich auf 8.-9. Größe angestiegen und hat bei dem Ausbruch auch eine ungewöhnliche Schweifform mit (vermutlich Staub-)Streifen entwickelt: Bilder vom 19. Dezember (mehr), 18. Dezember (mehr und mehr) und 17. Dezember sowie mehreren Tagen. Derweil entwickelt sich die Helligkeit von Lovejoy prächtig (mehr, früher und mehr), und auch der Gasschweif kann sich sehen lassen: Bilder vom 19. Dezember (mehr und mehr), 18. Dezember (mehr, mehr, mehr und mehr), 17. Dezember (Infrarot), 16./17. Dezember (Spanien auf 40.5°N), 16. Dezember (mehr, mehr und mehr), 15. Dezember (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), 14. Dezember (mehr und mehr) und 13. vs. 11. Dezember – und ein kurioser orbitaler Zufall. Von den Geminiden ein Orion-Nebel mit Meteoren (und geostationären Satelliten), ein Video und Bilder und Berichte hier (mit Nordkorea-Effekt), hier (609 GEM in Belgien in 7 1/2 Stunden), hier, hier und hier. In Sachen NEOs eine Übung, ein Workshop und eine kuriose Detektions-Methode für kleine NEO-Begleiter, eine Sternbedeckung durch ein TNO, ein Deep-Sky-Objekt neben Aldebaran, was die Folgen einer Explosion von Eta Carinae für die Erde wären – und das IYL steht vor der Tür (mehr und mehr). [2:30 MEZ]


19. Dezember

vs10

Der Soyuz-Start VS10 in Französisch-Guyana gestern mit vier Satelliten, die die Fregat-Oberstufe diesmal korrekt aussetzte, womit Arianespace über 500 Satelliten gestartet hat: ein Video (länger), Stills daraus hier, hier, hier, hier und hier (leider war wieder mal altes Material dabei), Press Release von Arianespace und Roskosmos (man spricht jetzt auch Englisch), Artikel hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. Auch der erste Jahrestag des Gaia-Starts auf derselben Rakete, erste Ergebnisse von OCO-2 (mehr und mehr) sowie vom Satelliten SMOS, eine Vorschau auf DSCOVR – und ein Sonnenaufgang auf 100’000 Fuß von einem WorldView-Ballon. [20:40 MEZ]

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Die Orion-Kapsel ist jetzt wieder im Kennedy Space Center angekommen, womit die Premierenreise der Neuauflage von Apollo abgeschlossen ist. Auch eine Vorschau auf die 1-Jahres-ISS-Mission nächstes Jahr – und ein rasantes DLR-Video, das bei der Gerst-Party in Bonn Premiere hatte. [16:55 MEZ] Mehr Bilder der Orion am Cape. [18:45 MEZ. NACHTRÄGE: der Hitzeschild im Detail und Artikel hier, hier und hier] Und ein neues Video des Orion-Reentrys aus der Innen-Perspektive – mit wilden Plasma-Effekten. [20:25 MEZ. NACHTRÄGE: eine Montage aus Standbildern des Videos und Artikel hier, hier und hier]

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So sieht der erste Lynx jetzt aus, mit dem XCOR demnächst Passagiere – und wissenschaftliche Experimente – suborbital in den Weltraum fliegen will: Platz ist für einen Piloten und einen Kunden. Auch die definitive Verschiebung des nächsten Dragon-Starts, die Rückkehr der Orion nach Florida – und erwartungsgemäß wird der DLR-Chef nächsten Juli Generaldirektor der ESA (mehr). [3:30 MEZ. NACHTRÄGE: ein Radio-Interview mit Wörner und mehr Links zur Dragon-Verschiebung]


18. Dezember

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Indische Riesenrakete – mit Raumkapsel – vor dem Start

In einer halben Stunde soll ein GSLV Mark III mit dem Prototyp einer Raumkapsel für eventuelle bemannte Flüge – ein entpsprechendes Programm gibt es noch gar nicht – in Indien abheben: Updates und weitere Artikel hier, hier, hier und hier zum Flug der neuartigen Rakete und des Crew Module Atmospheric Re-entry Experiments oder CARE, das aus 126 km Höhe zur Erde zurückkehren soll. [4:30 MEZ] Fünf Minuten bis zum Start – Updates auch hier. [4:55 MEZ] Und die Rakete ist gut weg gekommen, alle Events nach Plan – und so geht der Suborbital-Flug weiter. [5:05 MEZ] Nach dem Start und einem niedrigen Apogäum hängt die Kapsel am Fallschirm. [5:15 MEZ] Und schon gibt’s die Festreden – die Kapsel sei gut im Wasser angekommen. [5:25 MEZ] Die Ansprachen dauern schon länger als der Flug … [5:45 MEZ]

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Der Start und die Kapsel im Wasser: ein ISRO Release, weitere Bilder hier, hier, hier und hier, Artikel hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. [17:25 MEZ. NACHTRÄGE: Die ISRO meldet vollen Erfolg von CARE, detaillierte Updates des Testfluges, die komplette TV-Übertragung, Bilder vom Start, der Kapsel im Wasser und der Bergung und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

MATLAB Handle Graphics

So sah der Kepler-Satellit den Kometen Siding Spring im Oktober: auch ein Versuch einer Entschmierung und der Status der K2-Mission Keplers sowie die Buchung einer Falcon 9 für TESS (mehr) und neue Sorgen um das JWST. Derweil ist SOFIA zurück in Kalifornien, die Aufgabe des Venus Express erfolgt (mehr, mehr, mehr und mehr), die Suche nach einem Landeplatz für den geretteten ExoMars 2018 kommt voran, es dürfen Namensvorschläge für Merkurkrater gemacht werden (mehr) – und Voyager 1 verfolgt eine CME (mehr und mehr). [4:20 MEZ]

Mondprojekt hat £ 672’000 – und braucht das Tausendfache

Das Crowdfunding der 1. Phase der Lunar Mission One ist knapp aufgegangen: Am Ende waren £672,447 eingesammelt – doch um die Mondmission tatsächlich durchzuführen, muss inetwa die tausendfache Summe eingetrieben werden. Mit der Anschub-Finanzierung können nun immerhin systematische Vorarbeiten – v.a. auch in Sachen Massen-Marketing – beginnen. Derweil hat der Google Lunar X Prize schon wieder seine Deadline verschoben, die zum Witz wird (Artikel hier und hier) – und Chinas Chang’e-3 arbeitet immer noch, einen Monat nach der Mondlandung. Ferner hat die NASA die Entscheidung über das Konzept der ARM – kleinen Asteroiden fangen oder Stein von großem holen? – verschoben (mehr [NACHTRAG: und mehr Links]), Russland träumt weiter von einer eigenen Raumstation, die ISS bekommt einen Wolken-Detektor, vielleicht ein CST-100 als Transporter, dieses Jahr keinen Dragon mehr, wird für Lichtverschmutzungs-Forschung benutzt und bekommt 2015 tatsächlich Besuch von einer Sängerin. Während die NASA – auf Betreiben des Kongresses – Millionen verschleudert, eine Menge Kohle 2015 erhält und Social Media in großem Stil einsetzt, ein gestrandeter Galileo-Satellit einsatzbereit ist – und der Start einer Proton gelang: Artikel hier und hier, ein Video und mehr Links. [4:05 MEZ]

Live-Blog zum AGU Fall Meeting (San Francisco)

15. Dezember 2014

17. Dezember

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Das ist eins von ca. 2000 Staubteilchen des Kometen, die COSIMA gefangen hat, unter dem Mikroskop des deutschen Staubanalysators (wobei das Bild von einer Weihnachtskarte des Herstellers stammt und das 5 Haare breite Teilchen „Hanna“ zeigt, benannt nach der verstorbenen Firmengründerin Hanna von Hoerner): Die Ausbeute war viel größer als erwartet, wie in diesen Minuten auf der AGU-Tagung berichtet wird. Erste Analysen mit COSIMAS Massenspektrometer zeigen Olivin und Pyroxen. Auch das MIDAS-Instrument hat seine ersten Staubteilchen gesehen – während von OSIRIS zwar ein paar Zahlen aber wieder mal keine Bilder publik wurden … [20:25 MEZ] Auch das 3. Staubexperiment GIADA hat schon 800 Teilchen im Kasten. [20:30 MEZ] Während VIRTIS mit Daten-Kuben überzeugt. [21:05 MEZ] Die Kern-Albedo ist 6.0+/-0.3 % bei 550 nm – ein VIRTIS-Ergebnis aus einem Live-Stream, der inzwischen vorliegt. [21:20 MEZ] COSIMA hat auf den ersten 3 Tagets bis zum 21. November 1960 Staubteilchen gefangen – 100-mal mehr als erwartet, inklusive zweier „Staubstürme“ in den letzten Wochen: Kometen-Staub-Modelle müssen „significantly adjusted“ werden. [23:50 MEZ – Ende. NACHTRAG: Aufzeichnungen gestreamter Vorträge gibt es hier]

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So sah Philae – beim Hüpfen – seine erste „Landestelle“!

Zum ersten Mal hat der Philae-Chefwissenschaftler auf der AGU-PK (s.u.) dieses verwischte Bild gezeigt: Es wurde von der Lander-Kamera CIVA kurz nach dem ersten Bodenkontakt aufgenommen, offensichtlich in Bewegung – Philae hatte bereits wieder abgehoben. Die gesamte ungeplante Bounce-Phase ist dank Messungen mehrerer Instrumente an Bord exzellent charakterisiert, und insbesondere kann man aus dem Sprung etwas über die Beschaffenheit des Bodens – wenige Zentimeter Staub über sehr festem Eis – lernen.

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Eine der CIVA-Aufnahmen nach der endgültigen Landung, mit der Helligkeit extrem gestreckt: Dies ist die Klippe, an der Philae zu Stehen kam, und die ihn all zu gut abschattet. Erkennbar sind viele Brüche: Sind die Fragmente der Klippe jene primitiven Bauteile, aus denen sich Kometen zusammen setzen? Angereichert jedenfalls mit viel organischem Material, das den Instrumenten PTOLEMY und COSAC bereits durch die Aufpraller in ihre Detektoren geriet, wobei noch nicht klar zu erkennen ist, ob es sich um dieselben Verbindungen handelt, die ROSINA in der Koma fand (s.u.).

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Etwa so, stellt sich die CNES vor, ist Philae zum Stehen gekommen; eins der drei Beine scheint regelrecht eingekeilt zu sein. Aber alles an Bord hat bis zum Ende der Batterieladung funktioniert – und wenn Philae vielleicht um Ostern 2015 wieder genug Strom hat, sollten auch die beweglichen Teile (außer MUPUS‘ Hammer, der nur einmal ausgefahren werden konnte) erneut zum Einsatz kommen können. Die Klippe dient dann sogar als Schutz vor zuviel Sonne und könnte Philae womöglich bis zum Perihel am Leben erhalten: „Perihelion Cliff“ ist sie daher schon getauft worden. Dass Philae erneut aufwachen wird, daran haben seine Erbauer kaum einen zweifel: Die Elektronik hat schließlich beim großen Winterschlaf Rosettas auch schon viel Kälte überstanden, und die Bordsysteme und Instrumente sind extrem robust ausgelegt. Die Suche nach Philae auf dem Kern könnte übrigens bald ein Ende finden: Nachdem OSIRIS am 24.11. und 6.12. nichts fand, da der Lander während der Aufnahmen im Schatten war, wurden vom 12.-14.12. Bilder mit Philae in der Sonne aus nur 18 km Höhe gemacht. Die müssten den Lander eigentlich zeigen, sind aber noch nicht zur Erde übertragen. Zur weiteren Missionsplanung ist eine genaue Kenntnis der Lage wichtig – und wenn Philaes zweite Chance kommt, dann wird womöglich gar eine bessere Mission draus als die ursprünglich geplante: Die Klippen-Stelle ist deutlich vielseitiger als die ursprünglich angepeilte. Der Rosetta-Orbiter wird derweil Mitte Februar noch einmal ganz nahe an C-Gs Kern heran fliegen, 10 km vom zentrum und 6 km von der Oberfläche – und dann den gebundenen Orbit verlassen und wieder in eckigen Escort-Bahnen neben dem Kern kreuzen. Wobei im Juli ein Flug durch einen aktiven Jet angepeilt wird: Das Abenteuer Rosetta hat quasi erst begonnen, und man ist schon jetzt „overwhelmed with data“ … [19:15 MEZ] Ein NASA Release und Artikel hier und hier. [19:55 MEZ] Und hier – plus ein weiteres NavCam-Bild aus 19 km Abstand. [20:15 MEZ. NACHTRÄGE: eine komplette Aufzeichnung, ein JPL Release und eine Zusammenfassung der PK und weitere darauf basierende Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

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Diese Moleküle hat Rosetta bisher sicher nachgewiesen, mit dem ROSINA-Instrument in der Koma von Komet C-G, erzählte die PI gerade auf einer AGU-PK: Es gibt aber bereits Anzeichen für einige mehr. Und da der Komet bis zum Perihel nächsten August noch rund 100-mal aktiver werden sollte, dürfte noch manches mehr zu entdecken sein, auch bzgl. Isotopen-Verhältnissen. Schon jetzt ist aber deutlich geworden, dass C-G der erhoffte primitive Körper aus Bestandteilen ist, die durchweg sehr kalt blieben. Auch Science@NASA und weitere Artikel hier, hier und hier zur anderen ROSINA-Entdeckung, ein NavCam-Bild von vor einer Woche, auch hier, hier und hier verarbeitet, ein Vortrag (1h), eine Spekulation über die Form des Kerns und ein Kommentar. [18:55 MEZ]

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Zu Weihnachten werden Amerikas Vorstädte messbar heller

während die Stadtzentren gleich hell bleiben: Das ist das in einer PK präsentierte Ergebnis einer aufwändigen Analyse der Nachtaufnahmen der Erde von Suomi NPP durch Miguel Román et al. 36 Monate Daten der VIIRS-Kamera des Satelliten von Nordamerika, der Karibik und dem Nahen Osten wurden um atmosphärische und viele andere Effekte bereinigt, so dass die Helligkeit bewohnter Gebiete – mit der räumlichen Auflösung einzelner Stadtteile – und ihre Zeitabhängigkeit absolut bestimmt werden konnten: oben ein typisches Differenzbild des Weihnachtseffekts, grün = mehr Licht in dieser Zeit, und unten die Jahreskurve für 70 Städte in südlichen Bundesstaaten der USA (Reflexion an Schnee ist ein Störfaktor, der nicht sauber berücksichtigt werden kann) aufsummiert. Alle machen mit und in den Vorstädten lange und mehr Licht an als sonst, was im Sinne der Energie-Verbrauchs-Forschung von Interesse ist. Ebenfalls gefunden wurde ein Ramadan-Effekt im Nahen Osten, der aber von von Ort zu Ort deutlich variiert und durch diverse soziale Faktoren moduliert wird. Und die syrische Großstadt Aleppo wurde nach dem Beginn der Kämpfe um 94% dunkler … [0:25 MEZ] Ein NASA EO dazu. [3:25 MEZ. NACHTRAG: und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier]


16. Dezember

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Curiosity: Methan in Atmosphäre, Organisches im Gestein

Gut zwei Jahre nach der Landung und sehr energischen Analysen der Daten mehrerer Instrumente an Bord des Mars Rovers Curiosity haben es seine Forscher vor zwei Stunden in einem Paper und zeitgleich auf einer AGU-PK verkündet: Es gibt Methan in der Marsatmosphäre, sowohl ein permanentes Level von 0.69±0.25 ppbv (Teilen pro Milliarde im Volumen) wie temporäre Anstiege um das Zehnfache auf 7.2±2.1 ppbv (Grafik in ppb vs. Sol; bei „Enrichment“ besonders empfindliche Messungen) – und im Gestein (der Probe Cumberland) organische Verbindungen, namentlich Chlorbenzol. Beides hat mit – früherem, geschweigedenn heutigem – Leben auf dem Mars zunächst einmal nichts zu tun, und auf der PK wurde eher betont, dass die Entdeckungen v.a. dazu gut sind, den nächsten Marsrover 2020 gezielter auf die Suche nach Lebensspuren zu schicken. In wie weit die positiven Methan-Messungen (des SAM-Instruments mit dem Laser Tunable Spectrometer) mit früheren kontroversen Daten vom Erdboden wie von Marsorbitern aus unter einen Hut zu bringen sind, ist nicht recht klar, aber sie zeigen jetzt, dass „der Mars heute aktiv ist“, mit einem Methan-Austausch zwischen der Oberfläche bzw. dem Innenleben des Planeten und seiner Atmosphäre.

Während der geringe permanente Wert mit der Wirkung solaren UV-Lichts auf angewehten interplanetaren Staub zu erklären sein dürfte, erfordern die zeitweisen starken Anstiege eine Extra-Quelle, der vorherrschen Windrichtung nach eher nördlich von Curiosity gelegen, ziemlich nahe und ziemlich kompakt. Dabei dürfte es sich um Reservoire unter der Oberfläche handeln, in denen Methan in Klathrat-Käfigen eingekapselt ist, die durchaus Jahrmilliarden überdauert haben könnten, bevor sie das Gas durch Spalten im Gestein in die Atmosphäre entließen. Und entstanden sein können diese Methan-Vorräte entweder geologisch (namentlich die Serpentinisierung von Oliven und Pyroxen durch Wasser) oder biologisch durch methanogene Bakterien: Wahrscheinlichkeiten beider Szenarios zu benennen, wagte keiner. Für den raschen Abbau des atmosphärischen Methans sorgt dann wiederum das Sonnen-UV. Noch unklarer in Sachen Leben auf dem Mars sind die Funde organischer Verbindungen durch SAM im Felsen Cumberland: der erste klare Nachweis überhaupt, denn in allen anderen Proben war nix: erste Artikel zu beiden Entdeckungen hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [21:25 MEZ. NACHTRÄGE: alles in 3 Minuten, Releases zu den TLS– und SAM-Daten, Science@NASA, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein absurder Aufmacher (später schrieben dieselben anders darüber) sowie mehr Links – plus die Frage der Habitabilität des Mars]


15. Dezember

 

Terrestrial Gamma-ray Flashes in Gewittern jeder Stärke

Die völlig unerwartet entdeckten Gammastrahlungs-Blitze aus Gewitterwolken sind hier ein Dauerbrenner, so 2009 („Auch Gewitterwolken funktionieren offenbar als Teilchenbeschleuniger“), 2011 („Geophysiker hin & weg …“) oder 2013 („Satelliten helfen bei der Aufklärung …“), und das zu Recht: Immerhin registriert der Astronomiesatellit Fermi 1100 soche TGFs pro Tag. Wie auf einer AGU-PK berichtet wurde, sind inzwischen über 900 Fermi-TGFs in direkten Zusammenhang mit Intra-Cloud-Blitzen in Gewitterwolken gebracht worden, von denen 24 mit hochauflösendem Radar gescannt werden konnten. Dabei stellte sich heraus, dass TGFs in allen Arten von Gewitterwolken entstehen, selbst so schwachen, dass sie kaum zu normalen Blitzen oder Regen in der Lage sind. Auch sieht man die TGFs nur im oberen Teil dieser Wolken, was aber mit der Absorption der Gammastrahlung durch den Wasserdampf zusammenhängen dürfte: Vermutlich gibt es TGFs – die mit Teilchenbeschleunigung durch aufwärts rasende Elektronn zusammen hängen – überall in den Wolken, aber die Satelliten sehen halt nur die höchsten (und ihre Gesamtzahl ist noch viel größer als gedacht). Der Geostationary Lightning Mapper (GLM) auf dem Wettersatelliten GOES-R sollte die TGF-Forschung bald durch noch viel mehr Korrelationen weiter voran treiben. [22:05 MEZ. NACHTRAG: ein einsamer Artikel hier]

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Einer der wichtigsten Prozesse, über den der Mars Atmosphäre verliert, offenbart sich in den oberen beiden Diagrammen mit Daten des neuen NASA-Orbiters MAVEN: Mit zunehmender Höhe werden die atmosphärischen Ionen immer „heißer“, bis sich schließlich – mit dem Millionenfachen ihrer ursprünglichen Energie – das Schwerefeld des Planeten verlassen können. Unten Messungen diverser neutraler Gase während einer Annäherung an den Planeten: Diese und viele weitere Visuals der ersten Pressekonferenz des Fall Meetings der American Geophysical Union zu finden. Schon jetzt ist klar, dass die Hochatmosphäre des Mars, die MAVEN zum ersten Mal derart detailliert untersucht, komplexer und variabler als gedacht ist. Und die Folgen des enegen Kometenbesuchs vor zwei Monaten: unklar, denn fast zeitgleich erreichte den Mars auch ein koronaler Massenauswurf der Sonne, und Effekte beider sind mühsam zu trennen. [19:25 MEZ. NACHTRÄGE: U. Colorado und NASA Releases und Artikel hier, hier und hier]

Allgemeines Live-Blog vom 12. bis 14. Dez. 2014

12. Dezember 2014

14. Dezember

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Das erste Spektrum der Oberfläche eines Objekts aus der Oortschen Wolke ist dieses Frühjahr mit dem Gemini-Nord-Teleskop gelungen (blaue und rote Datenpunkte): Obwohl auf einer extrem elliptischen Kometenbahn wurde es nämlich auch in Sonnennähe praktisch nicht aktiv und verzichtete auf eine einhüllende Koma. Der Quasi-Komet unterscheidet sich deutlich von anderen Kleinkörpern des Sonnensystems und passt noch am ehesten zu den roten Bewohnern des Kuipergürtels. Noch ein zweiter Oort-Komet, der nicht ansprang, wurde gefunden: Auch das äußerste Sonnensystem ist wohl komplizierter als gedacht. Derweil wird ein Komet für den Sudbury-Impakt verantwortlich gemacht, die Struktur der Impakt-Diamanten im Canyon Diablo-Meteoriten wie auch Diamanten in den Meteoriten des Falles Sutters Mill in Kalifornien – und von den aktuellen Geminiden Komposite aus dem UK und Deutschland und Einzelmeteore aus den Niederlanden. [23:05 MEZ – Ende. NACHTRÄGE: eine All-Sky-Slideshow aus Mexiko und eine Slideshow mit 340+ Video-Meteoren, incl. 270 Geminiden, aus Deutschland von der letzten und ein japanisches Super-WW-Komposit von dieser Nacht]

Der Venus Express verglüht wohl im kommenden Januar

in der Atmosphäre: Es steht jetzt praktisch fest, dass kein Treibstoff mehr im Tank für weitere Manöver ist. Anderswo im Sonnensystem Anzeichen für regelmäßige Meteoroiden-Schauer auf dem Merkur, weiter Probleme mit dem Speicher des alten Marsrovers Opportunity, langsames Wachstum der Dünen auf dem Saturnmond Titan (Artikel hier, hier, hier und hier) und bessere Karten und Bilder der Saturnmonde und vom Uranus. Auch die Rückkehr von Chang’e-5 T1 zum Mond im Januar, Visionen gemeinsamer Mondfahrt von ESA & Russland, die Versprechen von Moonmail und Team Indus, der bevorstehene Testflug einer indischen Kapsel für Passagiere, eine ART-Test-Uhr für die ISS, was die Orion mit dem ESA-Modul kann (und hier und hier weitere Videos von EFT-1), Vorbereitungen einer ESA-Mission mit China, ein kurioses Satelliten-Programm der DARPA, die Abschaltung von UWE-3 – und erneute Versprechungen von XCOR, suborbitale wissenschaftliche Nutzlasten mit dem Lynx zu fliegen. [19:05 MEZ]

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SOFIA hat Hamburg heute Richtung Kalifornien verlassen, nach der großen Wartung, und wird ab Januar wieder Astronomie betreiben: auch Videos vom Abflug und hier und hier von einem gestrigen Testflug. Die Abreise erfolgte nur Stunden nachdem auch der Senat Tage nach dem Repräsentantenhaus den NASA-Haushalt 2015 akzeptiert hatte, der dafür 70 Mio.$ bereit stellt und ebenfalls genug für Hubble. Und in Sachen Weltraumteleskope noch eine Zufallsbeobachtung von Microlensing durch Gaia. [17:50 MEZ]

Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) jetzt für’s bloße Auge sichtbar!

Noch ist er für Europa nicht einmal über den Horizont gekrochen, nach Weihnachten ist es so weit, aber von der Südhalbkugel gibt es jetzt – so hier, hier und hier aus Australien – erste überzeugende Sichtungen des neuen Kometen Lovejoy mit dem bloßen Auge um 6.0 mag. unter dunklem Himmel! Die Lichtkurve entwickelt sich seit Monaten stabil prächtig, wie Analysen hier und hier zeigen, und eine gute Größenklasse mehr ist noch drin, wenn Lovejoy im Januar hoch am europäischen Himmel stehen wird. Dort könnte der Komet – umfangreiche Infos hier und hier und Artikel hier, hier und hier – der erste sicher mit dem bloßen Auge erkennbare Komet seit fast zwei Jahren werden, und das mal nicht in der Dämmerung am Horizont sondern näher am Zenit! Mehr als ein diffuses Fleckchen wird aber wohl nicht drin sein: Mit einem Staubschweif wartet dieser Lovejoy bisher nicht auf, wohl aber mit einem fotogenen Gasschweif, wie Bilder vom 13. Dezember (mehr und mehr), 12. Dezember (mehr), 11. Dezember, 10. Dezember, 9. Dezember, 7. Dezember und Ende November zeigen. Auch Elenins 3. Kometenfund, bereits unter Beobachtung, nette Geminiden 2014 (mehr Berichte und ein Komposit-Bild samt Aurora) – und schon wieder ein neuer Hauptgürtel-Komet bzw. Asteroid plötzlich mit Schweif. [16:40 MEZ]

Ein neues Aurora-Video in Echtzeit, aufgenommen mit einer neuen superempfindlichen Kamera, sowie ein älteres Echtzeit-Video. Auch eine Supernova 14. Größe, ein Upgrade des Lick Obs., der baldige Beginn des IYL, die Erfassung der dunkelsten Orte des U.K., ein Planetenwanderer in Thüringen – und die formelle Entschuldigung von Greenpeace für einen zunächst (Erklärungen in Deutsch und Englisch) angepriesenen PR-Stunt, der deutlich sichtbare Schäden in Nazca hinterlassen hat; auch Artikel in Spanisch (mehr), Englisch (mehr, mehr und mehr) und Deutsch (mehr, auch mit Hinweis auf früheren Nazca-Frevel). [15:35 MEZ]


13. Dezember

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Atlas V mit neuem Stufe-2-Triebwerk und Geheimsatellit

Gerade ist die erste Atlas V mit einem neuen Triebwerk der Centaur-Oberstufe in Vandenberg mit einem geheimen Satelliiten der NRO gestartet: Wieder einmal wurde der Webcast nach wenigen Minuten abgebrochen. Auch ein Hearing zum SLS und der Orion, deren erstes Exemplar nun nach ihrem Premieren-Flug die lange Reise nach Florida zurück angetreten hat – und ihre mögliche Asteroiden-Mission wird nun bald definiert. Ferner ist der nächste Dragon-Start auf den 19. Dezember gerutscht – und der NASA-Etat enthält 20 Mio.$ für Reparaturen auf Wallops nach der Antares-Explosion. [4:45 MEZ] So viel zum „geheimen“ Start – ein britischer Amateurastronom beobachtete (zufällig) einen Fuel Dump der Centaur: Animation, Detail-, Weitwinkel-Bild. [13:05 MEZ] Ein Mini-Video vom Start, Press Releases von ULA und Moog, Artikel hier und hier und mehr Links. [17:35 MEZ] Und das „übliche“ ULA-Video mit dramatischem Schnitt – und Hirschen. [23:50 MEZ. NACHTRÄGE: Nahaufnahmen des Starts und weitere Spekulationen über den Zweck und die Bahn des Satelliten]


12. Dezember

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Ein weiterer aktueller C-G-Kern aus 20 km Abstand am 9. Dezember mit der NavCam aufgenommen – auch die Philae-Landung als Inspiration, zur viel diskutierten Messung ROSINAs („Das Deuterium-zu-Wasserstoff-Verhältnis von Komet C-G …“) und der Rückkehr der Asteroiden als Wasserspende-Kandidaten für die Erde noch Pressemitteilungen aus Bern und von der MPG, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein Podcast sowie ein Hangout zu Ceres-Beobachtungen mit Hubble und Dawn und der YORP-Effekt für den OSIRIS-REx-Asteroiden Bennu. [1:45 MEZ. NACHTRAG: eine Zusammenfassung des Ceres-Hangouts] Das erste ‚offizielle‘ Farbbild von C-G sieht in natürlichen Farben perfekt schwarz-weiß aus – aber wenn man die Sättigung hoch treibt … [16:00 MEZ] Auch eine PM des MPS und Artikel hier, hier, hier, hier und hier zum Farbbild, Gedanken zur geringen Dichte des Kerns, mehr Wissenschaft nächste Woche, Hinweise auf Veränderungen auf dem Kern in den letzten Wochen, das neue 3D-Modell des Kerns, allerlei Ausschnitte aus NavCam-Bildern der letzten Tage, die Bahn-Pläne Rosettas bis nächsten Februar – und für Physics World ist die Mission der Durchbruch des Jahres; auch Videos dazu hier und hier und ein Artikel. [23:55 MEZ. NACHTRÄGE: hier, hier, hier und hier weitere OSIRIS-Farb-Experimente]

Aeolis Mons: in Episoden aus See-Sedimenten?

11. Dezember 2014

Auf einer ziemlich überraschend angesetzten Telecon – komplette und teilweise Aufzeichnung plus alle Visuals – haben Forscher des Marsrovers Curiosity vor drei Tagen Bild-Belege dafür präsentiert, dass der Zentralberg des Kraters Gale durch Sedimentablagerungen beim Kommen und Gehen eines Sees entstanden ist. Ein Paper dazu gibt es nicht, nicht mal entwurfsweise: Vielmehr hat man beschlossen, der Öffentlichkeit nun „rohere“ Wissenschaft – in Gestalt im Wesentlichen von Farbaufnahmen diverser Kameras des Rovers – zu bieten und sie beim Testen entstehender Hypothesen quasi zugucken zu lassen. Und da sehen wir – Anklicken liefert jeweils größere Bilder mit Maßstäben und Beschreibungen – dies:

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Ein Aufschluss am Rand des „Hidden Valley“ am Sol 712 = dem 7. August – die gleichmäßigen waagerechnten Schichten sind typisch für Sedimente auf dem Boden eines Sees, nicht weit der Stelle, wo Wasser hinein floss.

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Sehr fein geschichtete Sedimente im Aufschluss Pahrump Hills am Fuße des Aeolis Mons am 28. Oktober: Die dünnere Schichtung verweist auf eine Bildung in größerem Abstand vom Delta des einströmenden Flusses wie auch größere Wassertiefe als oben.

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Der „Whale Rock“ am 2. November zeigt typisches „cross-bedding“, gegeneinander geneigte Schichten: So etwas entsteht, wenn Wasser über ein lockeres Sedimentbett strömt – der Lage nach in diesem Fall vom Delta weg in tieferes Wasser und in Richtung des heutigen Aeolis Mons.

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Verkippte Sandstein-Schichten nahe Kimberley oben am 13. März und unten am 4. April: Sie neigen sich nach Südwesten, weg vom Kraterrand und hin zum Aeolis Mons – Hinterlassenschaften kleiner Deltas, die nach und nach die Sedimente Richtung Berg aufbauten. In der Mitte ein weiterer Blick in die Landschaft an dieser Stelle.

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Auch auf dem Zabriskie Plateau – am 22. Juli – neigen sich die Schichten nach Süden, Indiz für temporäre Deltas von Zuflüssen. Aber man befindet sich nun 25 Meter höher als bei den entsprechenden Schichten von Kimberley: Damit sind sie Zeugnisse einer jüngeren Episode einer solchen Delta-Bildung, derer es mehrere gegeben haben muss – und Curiosity fährt gewissermassen die Geschichte entlang.

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Dieser Prozess im Schema: Von rechts strömt Wasser in den See, wird abgebremst und bildet keilartige Sedimente, die sich in Richtung des Sees neigen – genau von der Art, wie sie Curiosity dieses Jahr mehrfach begegnet sind.

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Und das ‚große Bild‘ der Entstehung des Aeolis Mons, wie sie sich die Curiosity-Forscher jetzt ausmalen: durch eine Abfolge von Flüssen, Seen und Wüsten, ihre Sedimente später zur heutigen Bergform erodiert (rechts). Hell sind Ablagerungen durch Deltas aber auch in Trockenperioden von Wind angewehtem Material dargestellt, dunkel Sedimente am Boden des temporär auftretenden Sees. Einige 10 Mio. Jahre dürfte das so gegangen sein, vor etwa 3.5 Mrd. Jahren – und das gesamte Marsklima müsste damals (etwas später in der Marsgeschichte übrigens als lange angenommen) wärmer und feuchter als heute gewesen sein.

Denn sonst funktioniert das mit den oberirdischen Flüssen und dem See einfach nicht; womöglich war gar anderswo auf dem Planeten ein richtiger Ozean vonnöten, um ein hinreichend stabiles Klima zu erhalten. Wobei das Bild der Sedimente bisher nicht klar aussagt, ob es durchgängig oder nur episodisch so gut war: Das wird Curiosity vielleicht bei der weiteren Fahrt den Aeolis Mons hinauf heraus finden, während der Rover die Klimageschichte gewissermassen abliest. Und natürlich dann und wann auch chemische Untersuchungen des Materials vornimmt, die das Bild weiter abrunden: auch Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links.

Ein dynamischer Vortrag über die Curiosity-Mission bis heute, gehalten vom PI des Curiosity-Experiments CheMin, das bisher die komplexe Mineralogie von 5 Bodenproben analysiert hat – auch was derweil Opportunity treibt, der Baubeginn von InSight, dem nächsten NASA-Lander, und Chinas Visionen für Marslandungen. Und wie sich dort bereits die Kleinsten darauf vorbereiten: u.a. mit Bordwaffen für Mars-Rover, man kann ja nie wissen …

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Lebens-Spuren in frischem Marsmeteoriten – alternativlos?

Kohlenstoff-Verbindungen tief in dem 2011 in Marokko gefallenen und 3 Monate später eingesammelten Meteoriten Tissint vom Mars interpretiert ein Mineralogen-Team aus China, Deutschland, der Schweiz und Japan (Lin et al., Meteoritics & Planetary Science 49 [2014] 2201-18) als Produkt biologischer Prozesse auf dem Mars: indem sie alle ihnen prinzipiell möglich erscheinenden Alternativ-Erklärungen ausschließen. Das Kerogen-artige Material stammte vermutlich aus einer Flüssigkeit, die in Brüche im Gestein eindrungen war, die ein früherer Impakt erzeugt hatte – später gab es dann einen weiteren Impakt, in dessen Folge einige der Kammern mit den organischen Ablagerungen isoliert (und etwas des Kohlenstoffs zu Mini-Diamanten) wurden: ebenso wie ein erhöhter Deuterium-Anteil ein Argument dafür, dass sie wirklich vom Mars stammen und keine späteren irdischen Verunreinigungen sind. Ihre Kohlenstoff-Isotopen sind gleichwohl erheblich leichter als im CO2 der Marsatmosphäre oder den Karbonaten des Planeten: „ein faszinierender Hinweis auf einen möglichen biotischen Prozess“, über den die Analyse freilich keine weitere Auskunft gibt. Die kosmochemisch naheliegendste Alternative wäre noch abiogenes organisches Material aus kohligen Chondriten – bei dem zwar die Chemie wie Isotopenverhältnisse passen würden, dessen Transport in den Meteoriten hinein aber kaum zu erklären wäre. Der Nachweis einer Flüssigkeit reich an organischen Verbindungen auf der Oberfläche des jungen Mars, die einst in die Ritzen des späteren Meteoriten kroch, würde das Bild der damaligen Umwelt des Planeten gravierend verändern: eine Pressemitteilung aus Bayreuth, ein Press Release aus Lausanne (von wo auch die beiden Videos stammen) und Artikel – teilweise mit mehr oder weniger konkreten Einwänden – hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.

Allgemeines Live-Blog vom 8.-10. Dezember 2014

8. Dezember 2014

10. Dezember

Mars-MOID

Der interessante Fall des Near Mars Asteroids 2014 UR116

Eigentlich war es wie immer: eine Entdeckung eines erdnahen Asteroiden in Russland, verwirrte Medienberichte dort und dann weltweit (in diesem Fall dasselbe Spiel sogar zweimal, Anfang November und Anfang Dezember), Kopfkratzen bei Sachkennern, weil das Objekt auf keiner Risiko-Liste auftaucht und es mithin in den nächsten 100 Jahren gar keine Impakt-Chancen gibt, schließlich Entwarnung durch die NASA, diesmal besonders eindeutig, da Prescovery-Aufnahmen den Bahnbogen auf 6 Jahre erweitert haben, allgemeines Aufatmen, weil’s die NASA so sagt, Akte zu. Oder etwa doch nicht? Zwar hat der Kleinplanet 2014 UR116 derzeit einen garantierten Minimalabstand von der Erde (MOID) von 0.029 au, aber sein Entdecker verweist nun auf Bahnentwicklungen über jene 100 Jahre hinaus, für die das All Clear der Impaktrisiko-Webseiten gilt. Für die Erde nimmt die MOID in den nächsten 200 Jahren noch zu, bleibt aber unter 0.05 au. Doch für den Mars sinkt sie kontinuierlich – bis sie in 170 bis 180 Jahren unter den Marsradius gefallen ist (Grafik)! Natürlich bedeutet eine kleine MOID noch lange keine Kollision, aber der „Fall“ 2014 UR116 bleibt zumindest für Marsianer interessant. [23:55 – Ende]

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Das Deuterium-zu-Wasserstoff-Verhältnis von Komet C-G beträgt (5.3±0.7)×10^−4 und liegt damit – wie bereits berichtet („Deuterium/Wasserstoff-Ratio in C-G viel größer als irdisch!“) – weit über dem Wert der irdischen Ozeane, nämlich um einen Faktor ~3. Zusammen mit früheren Messungen an anderen Kometen zeigt dieses Ergebnis von ROSINA auf Rosetta, dass der D/H-Wert unter den Kometen der Jupiter-Familie erheblich streut und sie mithin nicht aus Erdozean-ähnlichem Wasser(eis) bestehen – womit eine andere Quelle für das irdische Wasser wahrscheinlicher wird: auch Artikel hier, hier, hier, hier und hier – und ein Artikel und ein früheres Paper zum Satelliten PROCYON, der mit Hayabusa 2 zusammen startete und einen anderen (noch nicht festgelegten) Asteroiden besuchen soll. [21:00 MEZ] Mehr ROSINA-Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [23:30 MEZ]

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Die NASA bekommt im laufenden Haushaltsjahr 18.0 Mrd.$

und damit zu guter Letzt eine halbe Milliarde mehr als das Weiße Haus gewünscht hatte: So steht es in der kurz vor knapp ausgearbeiteten „Omnibus Bill“ des US-Kongresses, die einen erneuten Shutdown der Regierung verhindert hat – und die bis Ende der Woche angenommen worden sein sollte. Mit 18.01 Mrd.$ soll die NASA 549 Mio.$ mehr als ‚bestellt‘ und 364 Mio.$ mehr als im Fiskaljahr 2014 bekommen, wobei das Wissenschaftsprogram 5.2 Mrd.$ abbekommt. Zu den Gewinnern gehören Planetenforschung, die um 12% auf 1.4 Mrd.$ steigt und 118 Mio.$ für den Beginn einer Europa-Mission einschließt, Astrophysik mit 727 Mio.$, worin 70 Mio.$ für den Weiterbetrieb der gerade fertig gewarteten fliegenden Sternwarte SOFIA enthalten sind, und die Orion und das SLS mit zusammen 2.9 Mrd.$. Auch ein Video und ein Bericht zu den Beschlüssen des ESA-Ministerrats. [20:35 MEZ. NACHTRÄGE: eine Analyse der AAS und eine Reaktion der PS zu den NASA-Zahlen]


9. Dezember

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Rauschende Willkommens-Party für Alex Gerst in Bonn

Erst eine Kurz-Führung durch die aktuelle „Outer Space“-Ausstellung der Bundeskunsthalle (mit Kugel-Planetarium, Liberty Bell 7 und Pressekonferenzchen), dann eine Bühnenshow im Foyer mit 300+ Gästen: Die Rückkehr des 11. und letzten deutschen Raumfahrers (unten mit 6 seiner Vorgänger) wurde gestern Abend zünftig gefeiert. Nachdem sich die deutsche Raumfahrt mit der Einordnung ihrer großen bemannten Komponente (Frauen brachten es nie in die Endauswahl) lange schwer tat, hat sie nun eine angemessene Rolle entdeckt: It’s Party Time! Jede Menge Bilder dieses Bloggers gibt’s hier mit reichlich Zugaben hier, hier und hier und Bilder anderer hier, hier, hier und hier. [23:55 MEZ]

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Die Orion-Kapsel ist nun wieder auf festem (US-)Boden

angekommen, nachdem die USS Anchorage vergangene Nacht San Diego erreicht hatte: weitere Bilder vom Ausladen – weiter geht es nun per LKW zurück an die Ostküste – hier, hier, hier und hier [NACHTRAG: und hier] und mehr von der Bergung im Pazifik hier und hier [NACHTRAG: plus ein längeres Video] sowie Artikel zum altertümlichen Bordcomputer hier und hier, ein Video des Starts von nahem und Berichte von Teilnehmern eines Tweetup alias ‚Social‘ zum Start mit [NACHTRAG: dito] und ohne demselben.

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Und hier noch eine ungewöhnliche „Aufnahme“ der ISS, die beim Anflug des letzten ATV per IR-Laser enstand, der die Raumstation aus 70 m Abstand anblitzte. Von derselben auch die Samantha-Berichte von L+12, L+13/14 und L+15. [20:20 MEZ] Die ersten Erfahrungen mit dem Laser-System OPALS zur Kommunikation mit der ISS. [21:00 MEZ] Der nächste Cygnus startet auf einer Atlas V zur ISS, Ende 2015, und wenn die Antares noch länger ausfällt, gibt es eine Option auf eine weitere ULA-Rakete. [21:25 MEZ. NACHTRÄGE: hier, hier und hier Artikel dazu]

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Analyse: Komet Churyumov-Gerasimenko ist ein Chaot!

Damit ist nicht das verwegene Aussehen seines Kerns – hier vorgestern aus nur 20 km Höhe – gemeint, sondern die Entwicklung seiner Bahn um die Sonne infolge mehrerer naher Vorbeiflüge am Jupiter wie auch nichtgravitativer Kräfte durch seine Jet-Aktivität in Sonnennähe: Wie die numerische Verfolgung zahlreicher „Klone“ (also Kometen mit minimal anderen heutigen Bahnelementen) zeigt, ist es schon nur noch vage möglich, C-Gs Bahn vor dem letzten nahen Jupiterbesuch 1959 zu rekonstruieren – und völlig unmöglich vor dem vorletzten 1928. Trotzdem lässt sich noch erkennen, dass der Komet wirklich aus dem Kuiper-Gürtel (und nicht der Oortschen Wolke) stammt – und dass seine Periheldistanz vor 1959 größer als 2 au war (heute: 1.3 au) und die Aktivität mithin immer geringer als sie heute werden kann. Die chaotischen Eigenschaften von C-Gs Bahn waren zwar schon seit 2003 bekannt, aber so energisch wurden sie bisher nicht charakterisiert: Die Aussagen auf dieser ESA-Seite zur Bahn vor 1959 sind wohl übertrieben exakt. Auch ein neues Fan-3D-Modell und Artikel hier und hier. [16:45 MEZ]


8. Dezember

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Künstliche SoFi mittels zwei Satelliten wird Wirklichkeit

Über das kleine aber feine ESA-Projekt wurde hier schon vor über 5 Jahren zum ersten Mal berichtet und auch im Jahr darauf („Zwei-Satelliten-Koronograph funktioniert … im Labor“) – und nun wird das Satelliten-Paar Proba 3 tatsächlich realisiert! In ca. 4 Jahren werden zwei Satelliten gestartet, die in 150 m Abstand voneinander Millimeter-genau positioniert werden, etwa so wie in der Grafik: Der eine wirft dabei einen Schatten so auf den anderen, dass ein Teleskop darauf eine perfekte und permamente totale Sonnenfinsternis erlebt, viel besser als es die Koronographen auf SOHO vermögen. Dabei steht die Sonnenforschung aber gar nicht im Zentrum: Vielmehr sollen Erfahrungen mit präzisem Formationsflug zweier Satelliten gesammelt werden, die später bei noch komplexeren Missionen zum Einsatz kommen könnten.

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Diese Rakete soll morgen zur Sonnenforschung starten: an Bord – zum zweiten Mal und verbessert – der Focusing Optics X-ray Solar Imager (FOXSI), der während des 15-Minuten-Fluges die Sonne im harten Röntgenlicht abbilden soll.

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Und eine große Protuberanz verließ heute die Sonne, hier gesehen vom AIA-Instrument auf dem SDO bei 30 nm Wellenlänge – auch ein M-Flare am 4. Dezember. [23:55 MEZ]

Wie die Orion vorgestern eingesammelt wurde

7. Dezember 2014

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Noch mehr Navy- und NASA-Bilder der Bergungsoperation vor Baja California gibt es hier, hier und hier – und es wurde noch ein kleiner Zwischenfall bekannt, der vor dem Start gelöst werden musste: indem kurzerhand ein Kabel durchgeschnitten wurde …

Der Winterschlaf von New Horizons ist vorerst beendet: Fast 20-mal war die NASA-Sonde auf dem Weg zum Pluto schon aufgeweckt und wieder eingeschläfert worden, aber diesmal soll sie rund zwei Jahre permanent aktiv bleiben: Press Releases von JHU und NASA, Science@NASA und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier (früher) und hier. Auch alles bestens auf Hayabusa 2 – und dem Testsatelliten PROCYON, der mit derselben Rakete auf eine interplanetare Bahn geschossen worden war.

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Was Hubble über „Mars-Komet“ Siding Spring heraus fand

In einem Paper sowie auf einer Pressekonferenz (Screenshots hier, hier und hier sowie alle PKs der Tagung DPS 46) und in einem Press Release wurden im Herbst HST-Beobachtungen des Kometen aus drei Epochen vorgestellt: oben die Originalaufnahmen mit der WFC3, unten mit dem 1/Radius-Filter bearbeitete Versionen, zum zwei Jets heraus zu kitzeln, die jeweils vorhanden waren. Zwei ganz verschiedene Rotationsachsen lassen sich fitten, ein eindeutiges Bild der Lage im Raum ergibt sich mithin nicht. Interessant aber der Farbverlauf in der Koma, der an HST-Aufnahmen von ISON erinnert: Offenbar wird in beiden Koma Wasser erst von Eisteilchen freigesetzt, die schon in die Koma gelangt sind. Auch Siding-Spring-Aufnahmen von der MOM Indiens (dito und Artikel hier, hier und hier), die aber nur schwer zu verstehen sind, sowie Ergebnisse von Curiosity und MAVEN und was man insgesamt lernen konnte. Plus die Lichtkurve des Kometen, die eine Weile nach dem Mars-Besuch einen überraschenden Sprung nach oben machte, und Bilder des Kometen vom 6. Dezember, 25. November und 18. November.