Archive for Februar 2013

Allgemeines Live-Blog vom 26. bis 28. Februar

26. Februar 2013

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Komet PANSTARRS heute Abend, abermals von Jim Gifford aus Australien, 3 Sekunden mit Blende 5.6 und ISO 2000. Auch weitere Bilder vom 28. Februar hier, hier und hier (nochmal der irre NEAT-Vergleich) sowie vom 27. und 26. Februar (bestes Bild mit Landschaft bisher), plus Komet ISON heute sowie ein verwirrter Artikel. Ferner der größte Antarktis-Meteorit seit 25 Jahren mit 18 kg, die Bestimmung der Chelyabinsk-Meteoriten als LL5-Chondriten, etwas Physik zum Airburst und ein Tschechen-vergessender Bahn-Artikel – und Überlegungen zur Reaktion der Mars-Rover auf einen möglichen Kometen-Einschlag, dem russische Artikel hier und hier die tollsten Effekte andichten. [23:55 MEZ am 28. Februar – Ende]

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Dritter – aber kurzlebiger – Van-Allen-Gürtel entdeckt

Eine Zufallsentdeckung der Van Allen Probes (als Radiation Belt Storm Probes gestartet) wird von der NASA gefeiert: Sie sichteten einen temporären 3. Strahlungsgürtel der Erde, der plötzlich da war, nach 4 Wochen wieder verschwand und seither nicht wieder aufgetaucht ist, wie soeben auf einer Pressekonferenz erklärt wurde. Der kurzlebige Gürtel, der offenbar nur durch spezielle Sonnenaktivität entsteht wie vergeht, lag zwischen den beiden schon lange bekannten (Grafik), mit klaren Lücken („slots“) dazwischen – und zeigt, dass man selbst im erdnahen Weltraum noch fundamentale Entdeckungen machen kann. [20:50 MEZ] Weitere Artikel hier, hier und hier. [21:25 MEZ] Das Ganze in einem hektischen 1-Minuten-Video zusammen gefasst – und die obige Grafik animiert. [22:10 MEZ] Auch Science@NASA und weitere Artikel hier, hier und hier. [23:40 MEZ. NACHTRAG: noch mehr Press Releases hier & hier und Artikel hier, hier, hier, hier und hier]

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So sieht Komet PANSTARRS jetzt aus, aufgenommen in der gestrigen Abenddämmerung Westaustraliens von Jim Gifford mit 400 mm Brennweite, 4 Sekunden mit Blende 5.6 bei 5000 ISO (und von diesem Blogger kräftig im Konstrast gesteigert). Mit weniger Kameraaufwand macht der Komet allerdings viel weniger her, wie diese betrüblichen Ergebnisse eines anderen Australiers von heute Abend zeigen. [15:45 MEZ. NACHTRAG: noch mehr aktuelle Bilder und angeblich schon 2.6 mag. Helligkeit. Und, völlig irre: die hellen Kometen PANNSTARS & NEAT an derselben Stelle am Himmel, exakt 10 Jahre auseinander!] Auch nett: eine gestackte Version eines bekannten Videos vom Persistent Train eines Meteors und dem NEA 2012 DA14 in Erdnähe – und ein russischer Artikel über die andauernde Meteoritensuche im See, der die tschechische Videoanalyse immerhin erwähnt. [16:15 MEZ]

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Keine Angst vor Röntgenspektren in der Öffentlichkeitsarbeit hatte die NASA bei einer Telecon parallel zur InspirationMars-Show, als sie die Verbiegung der Raumzeit durch ein schnell rotierendes SMBH in der Galaxie NGC 1365 diskutierte (auch NASA PR, Visuals, BBC-Artikel): Nur die Daten des neuen NASA-Satelliten NuSTAR erlauben eine Unterscheidung zwischen zwei Modellen, XMM-Newton allein konnte das nicht. [23:55 MEZ am 27. Februar. NACHTRÄGE: Artikel von S&T, Physics World und mehr]

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Was hat sich die Sonne denn dabei gedacht? Ein SOHO-Bild von heute Morgen 8:12 MEZ. Unterdessen beschreiben Beobachter in Neuseeland den Kometen PANSTARRS trotz Dämmerung und Vollmond als „very nice looking comet“ mit einem 1°-Staubschweif im Feldstecher; auch ein früheres Foto von dort, das entfernt an McNaught Anfang 2007 vor dem Perihel erinnert … [23:40 MEZ. NACHTRAG: ein aktuelles Foto aus NZ, Ähnlichkeit sogar noch größer – und 3. Größe offenbar erreicht]

Noch eine Stunde bis zur verrückten Mars-Pressekonferenz

des Dennis Tito („Will der erste ISS-Tourist jetzt um den Mars fliegen?“), der offenbar just for fun – und bewusst ohne jede Profit-Absicht und mit eigenem und Spender-Geld – Astronauten auf eine hektische Reise um den Mars herum und wieder zurück schicken will. Eine Webseite gibt’s schon, wo auch ein Webcast gestreamt werden soll. [18:00 MEZ] Ein Fact Sheet von „Inspiration Mars“ ist bereits da; auch weitere Vorberichte hier, hier und hier. [18:45 MEZ] Der Webcast läuft schon, wie auch ein Live-Blog zur PK. [18:55 MEZ]

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Die PK wurde durch Miles O’Brien – ehemaliger CNN-Spaceman – eingeführt; gerade betont Tito, dass er nicht selber fliegen wird und dies nicht mal täte, wenn er 30 Jahre jünger wäre. Ein Mann & eine Frau sollen es sein, nach einem harten Auswahlverfahren. Es tweeten u.a. Jeff Foust und Douglas Messier. [19:05 MEZ. NACHTRAG: Das obige Video der Trajektorie – und des Mars-Anblicks vom Raumschiff aus – wurde von einem Co-Autor eines Papers zur Missionsplanung schon vor der PK veröffentlicht; den einen Weg gibt ja die Natur vor, danach ginge es erst wieder im Jahre 2031 so einfach …]

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Tito erzählt, wie er auf ein Paper über Free-Return-Trajektorien zum Mars gestoßen war, mit 2018 als besonders günstiger Gelegenheit – dann zog er Experten heran, um die technische Machbarkeit einer Mission auszutesten; das entsprechende Paper wird am Sonntag auf einer Tagung präsentiert. Die Mission wird garantiert defizitär für ihn – aber seine Enkel werden ob der Inspiration „viel reicher“ sein … [19:15 MEZ] Das Geld für die Mission einzutreiben? „Not a real difficult problem,“ sagt Tito – bis Ende 2014 (so lange reicht sein eigenes Geld) soll die Finantierung stehen, erst dann wird Hardware eingekauft. Die interne Kostenschätzung will Tito nicht verraten, aber sie soll nicht interplanetar sondern mehr wie bei einer LEO-Mission aussehen. „No showstoppers“ in Sicht, und „now is the time“ – Applaus im Publikum. [19:20 MEZ]

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In Sachen Hardware der Mission wird erst der Life Support diskutiert: Erfahrungen aus der Biosphere 2 sollen genutzt werden. [19:25 MEZ] Mit Space X hat man nur kurz gesprochen; mehrere Lösungen mit verschiedenen Firmen werden erwogen, u.a. mit zwei separaten Starts. Mit der NASA wird zumindest – bei bestimmten Details – zusammen gearbeitet. Und das Paper über die Mission ist da! [19:30 MEZ] Alles soll besonders einfach – und damit robust – gehalten werden, schließlich gibt’s kein Zurück nach dem Start. [19:40 MEZ] Die pychologischen Aspekte? Gute Auswahl des Pärchens und intensive Unterstützung während der Mission. Auch ein Foto des PK-Panels. [19:45 MEZ] In Q&A glaubt Tito, dass alles viel einfacher als zu Beginn von Apollo sei, weil es so heute viel mehr Erfahrung in Spacetech gäbe. Und einer ergänzt, die Strahlenbelastung kenne man ja nun dank Curiositys Messungen. Die Risiken verstehe man also gut – und die Crew werde konkret einverstanden sein. [20:10 MEZ] Tito: Das ist wie eine LEO-Mission, nur mit einem größerem Apogäum – deswegen werde es viel weniger als z.B. Apollo kosten. [20:30 MEZ] Ein Press Release, eine komplette Aufzeichnung der PK, ein vages NASA-Statement und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. [21:55 MEZ. NACHTRAG: mehr Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und die Idee ist schon sehr alt und immer wieder mal aufgetaucht]

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So sieht der 9-Zöller auf der ISS die Erde: das erste – veröffentlichte – Bild des ISERV-Teleskops („Dieser 9.25″-Schmidt-Cassegrain wurde jetzt hinter einem ISS-Fenster installiert“), von einem mäandernden Fluss in Panama, aufgenommen am 16. Februar. [17:40 MEZ]

Fragmentierender Feuerball ein chinesischer Reentry?

„What is unusual about this sighting is that this fireball fragmented in mid-flight creating a ‚cluster‘ of fireballs that continued across the sky,“ schreibt die American Meteor Society über eine Feuerkugel, die heute Morgen über Louisiana & Texas gesehen wurde. Und schon gibt es die starke Vermutung, dass es sich um den Reetry der Oberstufe einer chinesischen CZ-4B handelt, die letzten Mai gestartet war. [16:25 MEZ. NACHTRÄGE: Das wäre dieser Fall gewesen – und ein Artikel] Und ein kleines ISON-Video aus Spanien von gestern. [17:30 MEZ]

Weitere Berechnungen zum möglichen Kometen-Impakt auf dem Mars (s.u.) verdeutlichen die Geometrie, während die Kunde vom potenziellen Ereignis die Runde macht – und eine unabhängige Berechnung bestätigt die Wahrscheinlichkeit von ca. 1:7000. [16:25. NACHTRÄGE: Mit neuer Astrometrie soll die Kometenbahn noch näher an den Mars heran gerückt sein – und STEREO A hätte alles im Blick]

Nordkorea hat seinen Satellitenstart offiziell angemeldet

bei der zuständige Stelle der Vereinten Nationen: Neue Informationen über den „Earth observation satellite for surveying crops, forest resources and natural disasters“ enthält das Dokument zwar nicht, aber es betont den nordkoreanischen Anspruch, dass es sich bei dem Unha-3-Start um ein rein ziviles Unterfangen handelte – was auch nüchterne westliche Experten so sehen. [16:25 MEZ]

Neuer Komet kommt Mars nahe, könnte sogar einschlagen

Noch ist die Bahn des erst im Januar entdeckten Kometen C/2013 A1 (Siding Spring) ziemlich ungenau, aber sie führt wohl ziemlich nahe an den Mars heran, im Oktober 2014: Zumindest könnten dort operierende Raumsonden etwas Spannendes zu sehen bekommen, und auch ein Impakt ist nicht ausgeschlossen – bei dem es eine gewaltige Explosion und einen substanziellen Krater geben würde, ist die Kometenbahn doch retrograd. Aber erst mal kommt ISON, und für den koordiniert die NASA eine Kampagne für systematische Beobachtungen; auch ein Artikel über PANSTARRS & ISON: „Panstarrs ist die Vorband und ISON der Knüller“. [0:05 MEZ am 26. Februar] Das Mars-Phänomen wurde auch von Bloggern hier und hier [NACHTRAG: und hier] entdeckt; leider würde ein Impakt auf der ‚Rückseite‘ des Planeten erfolgen. Und eine weitere PANSTARRS-Vorschau mit 2 mag. Maximums-Erwartung, in 12 Tagen. [16:10 MEZ] Die Impaktwahrscheinlichkeit von Siding Spring auf dem Mars liegt im Augenblick bei grob 1:7000: Dies liefert der JPL-Horizons-Rechner, der eine nominelle Vorbeiflugdistanz von 105’000 km vom Marszentrum, eine maximale von 1,2 Mio. km und eine minimale von 0 km liefert – Dank an Jon Giorgini für die Erklärung des entsprechenden Tools. [23:35 MEZ]

Der größte Meteorit von russischen Boliden bisher hat 1 kg Masse und ist einer von über 100 Brocken, die bereits entlang der Trajektorie gefunden wurden – gesammelte Infos über die Meteoriten vom Airburst. Das hier und hier [NACHTRÄGE: und hier, hier, hier, hier und hier] erwähnte Paper zur Bahn des Boliden scheint übrigens weniger genau als die im letzten Artikel (unten) erwähnte Analyse; auch noch mehr Forderungen in der Folge. [0:05 MEZ. NACHTRÄGE: Ein NASA-Video zum Airburst und der Text dazu basieren leider nur auf den Infraschall-Daten und bieten nichts Neues, auch russische Untersuchungen an den Meteoriten und Pläne für ein Denkmal für den Airburst sowie nochmal die Vorhaben der Vereinten Nationen und Wortreiches zu möglichen anderen Konsequenzen]

PSLV gut weg gekommen: alle 7 Satelliten – darunter 3 kleine astronomische – im Orbit!

25. Februar 2013

Auf diesen Start der 23. indischen Rakete des Typs PSLV hatten sich ganz unterschiedliche Kunden gefreut, von österreichischen und kanadischen Astronomen bis zu französischen Ozean-Forschern, und heute können sie alle zufrieden sein: Der Start um 13:31 MEZ – eine ISRO-Galerie – hat perfekt geklappt. Im Orbit angekommen sind:

Vorberichte hier, hier, hier, hier, hier und hier, Live-Notizen, eine Rede und allgemeine Berichte zum Start der 101. indischen Rakete hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. NACHTRÄGE: Amateurfotos vom Start aus Chennai, 120 km entfernt, ein ISRO Release und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Und STRaND-1 (mehr und mehr) und UniBRITE (mehr) sprechen.

PANSTARRS über Deutschland – in einer Tabelle

24. Februar 2013

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Sie gilt für 50° Nord und grob überall zwischen mindestens 45° und 55° Nord, also im gesamten deutschen Sprachraum und Mitteleuropa und gibt an, wie lang – gerundet auf 5 Minuten – der Komet C/2011 L4 in der nautischen Dämmerung (Sonne 6 bis 12° tief) und ggf. astronomischen Dämmerung (Sonne 12 bis 18° tief) noch höher als 1° über dem Horizont steht; die Gradzahlen geben die Höhe beim Übergang zwischen den Dämmerungsphasen an. Da die Elongation von der Sonne in dem betrachteten „besten“ Zeitraum 9.-19. März (vorher steht PANSTARRS nicht mal in der nautischen Dämmerung, danach stört der Mond zunehmend, und die Helligkeit dürfte schon deutlich abnehmen) zwischen 15 und 19 Grad liegt, kann man den Kometen nirgendwo auf der Erde nennenswert hoch an völlig dunklem Himmel sehen, und zumindest geometrisch steht Mitteleuropa gut da. Was bleibt, ist natürlich das Wetterrisiko, das just die eine ‚gute Woche‘ ruinieren könnte: Sicherheit bietet da nur der Beobachtungs-Flug ab/bis Köln am 16. März …

Großes Palavaver über Herkunft und Zukunft von Komet ISON ist derweil in der Kometenszene ausgebrochen, seit sich abzeichnet, dass tatsächlich keine Verwandschaft mit dem Super-Kometen von 1680 besteht, wie mal spekuliert worden war, und ISON frisch aus der Oort-Wolke zu kommen scheint – was bedeuten könnte, dass er keine große Leuchte würde, wie einst gejubelt wurde – das Bild ist allerdings verwirrend. Aber klar ist wenigstens, wie ISON durch’s Gesichtsfeld von SOHO und seinen LASCO-Koronographen ziehen wird. Und vielleicht ist er ja doch am Taghimmel zu beobachten, wie 1927 Skjellerup – s.a. dieses und dieses zeitgenössische Paper.

Hauptgürtelkomet P/2012 F5 (Gibbs) war nur Stunden aktiv

Das Objekt P/2012 F5 im Hauptgürtel der Asteroiden verdankt seine Einordnung als Komet einer nur wenige Stunden – jedenfalls unter einem Tag – währenden Staubfreisetzung am 1. Juli 2011 ±10 Tage, hat die Analyse von Aufnahmen mit dem GTC ergeben: Der Staub ist genau entlang einer Synchrone orientiert. Unklar bleibt allerdings der Mechanismus der Staubfreisetzung: War es eine Kollision wie letztens bei Scheila, oder hat sich der Asteroid zu schnell gedreht?

Der aktuelle Wissensstand über das Impaktrisiko von (99942) Apophis steht in der neuen Fassung dieses Papers sowie dieser Tabelle: Für 2036 ist es mit 1:141 Mio. auf de facto Null gesunken, aber dafür gibt’s nun 2068 ein neues minimales Risiko von 1:435’000. Die Radarbeobachtungen 2013 sind noch nicht berücksichtigt. (2012 DA14 ist übrigens ganz von der Liste verschwunden, am Tag seiner Erdnähe.) Ein weiteres Paper beschreibt derweil die „Precovery of near-Earth asteroids by a citizen-science project of the Spanish Virtual Observatory“ – vermutlich das erste Crowdsourcing bei der Analyse von NEA-Daten.

Analyse des Russen-Airbursts sagt große Meteoriten voraus

Aus sieben Videos des Ereignisses vom 15. Februar – ausgiebig erwähnt in Einträgen hier, hier und hier – sind tschechische Astronomen zur einer detaillierten Bahnanalyse gelangt, die sie im IAU CBET #3423 von gestern zum Besten geben: Danach begann der Meteor in 92 km Höhe zu leuchten, erlebte 11 und v.a. 12 Sekunden später seine größten Explosionen in 32 und 26 km Höhe und erlosch 16 Sekunden nach dem ersten Aufleuchten und 254 km sehr flachen Fluges (16.5° gegen die Horizontale geneigt) weiter in 15 km Höhe. Die Geschwindigkeit lag zunächst konstant bei 17.5 km/s, ganz am Ende gab es aber eine starke Abbremsung auf 4 km/s. Der Himmelskörper war ziemlich fragil und brach unterhalb von 32 km Höhe völlig auseinander: Nach der Analyse müsste aber ein 200 bis 500 kg großes Stück den Boden erreicht haben (hatte das Loch im Chebarkul-See doch etwas damit zu tun?), desweiteren mehrere Meteoriten der kg-Klasse und zahllose kleinere. Die zerstörerische Druckwelle entstand in 25-30 km Höhe, und auch die prä-atmosphärische Bahn lässt sich angeben: a=1.55±0.07 au, e=0.50±0.02, q=0.77±0.01 au, Q=2.3±0.2 au und i=3.6±0.7°. Auch Fortschritte bei den Aufräumarbeiten, neue Zusammenfassungen in Englisch und Spanisch, dazu historische Fälle aus den USA – und die Zielwahl für die vorgeschlagene AIDA-Mission zum Asteroiden-Kicken.

Die Jupitermonde sind aus Eis: die faszinierende Geschichte einer verpassten Entdeckung

23. Februar 2013

Alles war schon in den 1840er Jahren da gewesen: die Massen der Jupitermonde, die Laplace auf 10 bis 25 Prozent genau aus ihren gegenseitigen Bahnstörungen berechnet und 1803 veröffentlicht hatte, und ihre Volumina, bestimmt aus den Durchmessern, die wiederum durch wiederholte Beobachtungen gegenseitiger Bedeckungen bis zu diesem Zeitpunkt ermittelt worden waren. Jetzt hätte bloß noch einer hin zu gehen brauchen, die ersten Zahlen durch die zweiten zu dividieren, was zu der Erkenntnis geführt hätte, dass die Dichte viel näher an der von Wassereis als der von Gestein liegt – und zusammen mit den hohen Albedos der Monde wäre der Schluss ein leichter gewesen, dass sie überwiegend aus Eis bestehen.

Aber genau das ist bis 1923 nicht passiert: Von 32:45 (bzw. 30:10) bis 42:40 (bzw. 46:40) erzählt in dieser Aufzeichnung eines Vortrags von vor drei Stunden der Vatikan-Astronom Guy Consolmagno von seinen Recherchen über die aus heutiger Perspektive unfassbaren Irrwege der Forschung. Entweder wurde gar nicht dividiert oder falsch (so in einem populärwissenschaftlichen Buch), und als man endlich die Dichten richtig auflistete, wurden sie völlig falsch interpretiert. Denn die Jupitermond-Beobachter des 19. Jh. hatten sich irrtümlich überzeugt, dass die Helligkeiten der Mond dramatischen Schwankungen unterlagen, was man sich wiederum durch extrem abgeflachte und taumelnde Objekte erklärte – deren geringe Dichte dann auf Gebilde aus Staub hinzuweisen schien.

Die Fehlbeobachtung der Helligkeitsschwankungen erklärt Consolmagno mit falsch angewandter visueller Photometrie, bei der die Mondhelligkeiten mit Jupiter im Gesichtsfeld – und kleinerer Pupille – mit weiter entfernten Sternen vor dunklem Hintergrund verglichen worden seien. Und auch der Astronom, der als erster klar die Eisnatur der Jupitermonde erkannte, beging gleich wieder einen schweren Fauxpas, indem er kurzerhand die Planeten Jupiter und Saturn auch gleich zu Eiskugeln machte. Für Consolmagno steckt in dieser wenig ruhmhaften länglichen Episode der Astronomiegeschichte eine tiefe Lehre für uns alle: Wir sehen meist nur, was wir sehen wollen, und werden dadurch an fundamentalen Einsichten gehindert. So wie ein hypothetischer intelligenter Thunfisch im Ozean des Jupitermonds Europas, der erst die Größe des Kosmos erkennt, wenn das Eis zerbricht …

Weitere größere Artikel (und noch mehr Links zum russischen Airburst vor einer Woche)

22. Februar 2013

Kleinstplanet mit großer Wirkung – vom russischen Airburst auch beeindruckende Fotos, eine Schadensbilanz, ein TV-Clip über Meteoriten-Sucher (es ist der 20. Fall mit so guten Daten), eine Analyse der Flugbahn des Asteroiden aus den Videos, die auch eine YouTube-Sensation wurden, noch eine Zusammenfassung (und mehr Infos), ein Versuch, den Boliden zu verstehen, russische Verschwörungs-Theorien dazu, Kritik an seiner Nutzung als Werbeträger für diverse Projekte, Diskussionen über Konsequenzen in den USA (auch eine 30-Minuten-Debatte), Russland, Europa und Deutschland – und ein passender Comic …

Ein Exoplanet mit dem Durchmesser des Erdmonds ist Kepler-37b.

Zwei Neuzugänge: 20 »Dark Sky Places« jetzt von der IDA anerkannt.

Auf Seefahrt in den arktischen Sonnenschein Norwegens: Links zu allen Bildern und Artikeln von der 3. Hurtigruten-Polarlicht-Expedition dieses Bloggers.

15. Februar: Kleinplanet 2012 DA14 rast vorbei! Mit exklusiven Karten.

Exoplaneten dank Kepler gut im Griff, mit immer klarerer Größen- und Mengen-Statistik.

Nova GK Persei: der Film – wie eine Nova-Hülle expandiert.

Gründungstreffen der “Sternfreunde Siebengebirge” in Bad Honnef gut besucht.

Kürzere Artikel

Kleinplanet 2012 DA14: erste Ergebnisse vom Erdflyby – zu denen neben Bildern ohne Ende übrigens auch der erste europäische Radar-Kontakt mit einem Asteroiden gehört.

Komet PANSTARRS bereits bei 4. Größe und auf dem Weg zum 2.

Erste Bohrung auf Mars geglückt – Curiositys letzter Test, nach 1/2 Jahr auf dem Mars.

Köln-Bonner Astrotreff groß raus gekommen, mit einer Zeitungsbeilage.

Die Venus bildet gelegentlich einen Schweif aus, wenn der Sonnenwind abreißt.

Dem Heizmechanismus der Sonnenkorona nähergekommen bei einem Raketenflug.

25’000 ‘Views’ in knapp 9 Monaten “Bonner Sterne” erreicht.

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

21. Februar 2013

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Der Mond über der Erde, gesehen von Rosetta 2005 beim ersten Gravity Assist (und bis vor kurzem unveröffentlicht im Datenarchiv versteckt und nun hier kräftig bearbeitet, auch von diesem Blogger), mal wieder ein nächtliches Zeitraffer-Video aus der ISS, mit viel Polarlicht gegen Ende – und noch mehr Spass mit großen Wassertropfen („Nette Demonstration von µg …“) auf der Raumstation.

In genau einem Monat gibt’s die Kosmologie von Planck!

Im Rahmen einer Pressekonferenz im ESA HQ in Paris werden am 21. März die ersten Gesamtkarten der kosmischen µ-Wellen-Hintergrundstrahlung des ESA-Kosmologie-Satelliten präsentiert – und damit zusammen sicher auch die abgeleiteten Parameter des Universums, genauer als je zuvor. Noch immer scheint nichts davon ‚geleakt‘ zu sein.

Die 5 THEMIS-Satelliten sind nun 6 Jahre im All nach ihrem Start am 18.2.2007 und erforschen weiter die Magnetosphäre der Erde, namentlich die „Time History of Events and Macroscale Interactions during Substorms“ – zwei davon inzwischen in der Nähe des Mondes („Beide ARTEMIS-Satelliten kreisen nun um den Mond“).

11 Instrumente für die Jupiter-Mission JUICE ausgewählt

Für die letztes Jahr beschlossene ESA-Mission JUpiter ICy moons Explorer steht bereits die Nutzlast fest: kurz gesagt, „das Übliche“ für die intensive Erforschung eines Gasriesen aus dem Orbit, auffällig höchstens ein Eis-durchdringendes Radar für die Monde. Von der NASA – die weiter von einer eigenen Mission zu Europa träumt – kommen eins der Instrumente (ein UV-Spektrometer) und Beiträge zu zwei weiteren, auch Japan ist vertreten. [NACHTRÄGE: weitere/späte Pressemitteilungen zu den deutschen Missions-Beiträgen von MPS und DLR, aus Bern sowie vom SwRI – und was JANUS‘ lateinisches Akronym bedeutet …]

Indien verspricht erneut seinen ersten Mars-Start dieses Jahr, diesmal in einer Rede des Präsidenten vor dem Parlament – und ein ISRO-Wissenschaftler sagt, die „mission is ready to roll“ im Oktober. Derweil hat der Inspector General der NASA das MAVEN-Projekt gelobt: Endlich mal ein Projekt mit gutem Management. Der Mars-Orbiter, der im November starten soll, ist inzwischen fertig und wird getestet – während diese Grafik insinuiert, dass die NASA Mars-süchtig ist …

Die Aktivierung des LDCM-Satelliten schreitet voran

Gemeint ist die Landsat Data Continuity Mission = der 8. Landsat seit 1972, der vor 10 Tagen gestartet wurde (Bild, Blog-Eintrag und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier): Er gesellte sich zu Landsat 7 von 1999 und Landsat 5 von 1984 (der immer noch arbeitet, was gerade als Rekord anerkannt wurde), und inzwischen sind alle Systeme eingeschaltet worden.

Der Fehlstart des Satelliten Glory bleibt rätselhaft: Damals hatte sich die Nutzlast-Verkleidung einer Taurus XL nicht abgelöst, und auch die intensive Untersuchung konnte nicht ermitteln, was letztlich dafür verantwortlich war. Selbst dieses Nicht-Ergebnis darf man allerdings nicht im Detail lesen, „because it contains information restricted by U.S. International Traffic in Arms Regulations and information proprietary to the companies involved“ … [NACHTRAG: ein Artikel]

Will der erste ISS-Tourist jetzt um den Mars fliegen?

Er war 2001 – mit einigen Schwierigkeiten – der erste zahlende Besucher der ISS geworden, und nun will Dennis Tito offenbar am 27. Februar eine Reise zum Mars, ohne Landung und gleich wieder zurück, mit einem Start schon 2018 ankündigen. Wie dieser Recherche zu entnehmen ist, auch hier, hier und hier aufgegriffen, könnte da eine Dragon-Kapsel per Falcon Heavy auf eine 501-Tages-„Free Return“-Reise geschickt werden, spartanisch ausgestattet für zwei Passagiere. Ob Tito selber einer davon sein würde (er wäre älter als John Glenn bei seinem geriatrischen Shuttle-Flug), ist noch eine ganz andere Frage. Von den technischen und medizinischen Herausforderungen und Kosten ganz zu schweigen … NACHTRÄGE: Laut einem Update hier fliegt Tito selber sicher nicht, und es muss auch keine Hardware von SpaceX dabei sein. Und ein CNN-Clip und Armagh Planet mit vielen kritischen Fragen.

Allgemeines Live-Blog vom 18. bis 20. Februar

18. Februar 2013

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Bald hat PANSTARRS eine 3 vor dem Magnituden-Komma …

… denn der mit Spannung erwartete Komet – hier eine aktuelle Aufnahme von Terry Lovejoy, verbreitet von der University of Hawaii, mit dem Ionenschweif rechts vom Staubschweif-Fächer – wurde gestern bereits 4.2 mag. hell geschätzt. Und das nur knapp über dem Horizont und in der Dämmerung – da ist noch einiges mehr drin. [21:55 MEZ am 20. Februar. NACHTRAG: noch ’ne Vorschau auf die Show]

Und die interplanetare Flugbahn des kleinen Asteroiden, der als Airburst von Chelyabinsk enden sollte, vorläufig rekonstruuert von kanadischen Astronomen – und auch aus der Bahn des Himmelskörpers selbst gesehen. Und der Boliden-GEMA-YouTube-Wahnsinn macht bereits internationale Schlagzeilen … [23:15 MEZ – Ende. NACHTRAG: natürlich kein Ende des Palavers]

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Die erste Bohrprobe auf dem Mars ist eingesammelt und wird hier heute – Sol 193 auf dem Mars – in der Schaufel abgeladen der MAHLI-Kamera gezeigt; später soll sie dann in die Labors im Inneren von Curiosity verfrachtet werden. So wurde die Probe entnommen – und so sieht das Loch aus, das der Rover am 8. Februar im Gestein hinterlassen hatte: ein historischer Moment in der Planetenforschung, wie gerade auf einer laufenden und hier gestreamten Telecon gefeiert wird. [21:15 MEZ] Bei einem von zwei Bodenmodellen Curiositys hat sich ein Sieb für die Proben etwas abgelöst, auf dem Mars ist alles o.k.: Man wird vorsichtiger sein, aber großen Grund zur Sorge gibt’s nicht. [21:20 MEZ] Viel zu berichten gibt’s sonst nicht; ein JPL Release mit Links zu mehr Bildern. [21:50 MEZ. NACHTRAG: mehr Einzelheiten von der PK]

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Noch 5 Tage bis zum Start von drei Mini-Astro-Satelliten

und vier weiteren Nutzlasten auf einem indischen PSLV: Details gibt’s in einer Broschüre der ISRO mit insbesondere Details zur Rakete und ihrem Flugprofil, dem Hauptsatelliten SARAL für Ozean- und Klimaforschung und den sechs kleinen Satelliten. Darunter die ersten beiden Österreichs, BRITE-Austria/TUGSAT-1 und (im Bild, dahinter eine Einladung zu einer Launch Party in Wien) UniBRITE für Fotometrie der hellsten Sterne sowie der kanadische NEOSSat zur u.a. Asteroidensuche. [20:15 MEZ. NACHTRÄGE: CSA Advisory zu letzterem und Uni Graz PM zu TUGSAT-1]

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Der Komet C/2012 F6 (Lemmon) mit seinem tollen Plasmaschweif – heute aufgenommen von Ronaldo Ligustri mit einem ferngesteuerten 10-cm-Refraktor. Und noch mehr Feinstruktur in Koma-Nähe zeigt diese ebenfalls ‚aus der Ferne‘ gemachte Aufnahme, auch von heute. Zugaben: die Frage der Vorwarnung und die beklopptesten Verschwörungstheorien zum russischen Airburst … [20:00 MEZ]

Ein Kepler-Planet mit dem Durchmesser unseres Mondes

bzw. 1/3 Erddurchmesser ist Kepler-37b, der sich sein Planetensystem mit der Exo-Venus Kepler-37c und der Supererde Kepler-37d teilt: schon erstaunlich, dass der Satellit eindeutige Transits sehen und den Durchmesser auf 3% genau bestimmen konnte. Das besonders ruhige Licht von Kepler-37 – etwas kleiner und lichtschwächer als die Sonne – half dabei ebenso wie der geringe Bahnradius der drei Planeten, die ihn in nur 13 bzw. 21 bzw. 40 Tagen umkreisen. Alle dürften unbewohnbar heiß sein; Artikel auch hier, hier und hier. [19:25 MEZ]

Vier Minuten Protuberanzen-Fernsehen (vom letzten Juli) – die Zeitraffer-Sequenz vom SDO bei 30.4 nm Wellenlänge zeigt, wobei eine Sekunde 6 Minuten in Echtzeit entspricht: Zu erkennen ist v.a., wie heißes Plasma – aus der Korona kondensiert – entlang der magnetischen Feldlinien Richtung Sonnenoberfläche strömt. „Koronaler Regen“ (coronal rain) wird dieses Phänomen auch genannt. [19:05 MEZ. NACHTRAG: aktuelle SDO-Beobachtungen eines schnell wachsenden Sonnenflecks]

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Wie sich die Vereinten Nationen ein internationales Warnsystem für bedrohliche Asteroiden vorstellen, zeigt dieses Diagramm aus einem Handout, der während der heutigen Pressekonfernz (s.u.; ein Artikel und noch einer dazu) in Wien verteilt wurde und diesem Blog nun vorliegt: Zu schaffen sei ein International Asteroid Warning Network (IAWN), beraten von einer Space Missions Planning Advisory Group (SMPAG, ausgesprochen wie ’same page‘) und einer Impact Disaster Planning Advisory Group (IDPAG). Die informieren im Falle des Falles das Office for Outer Space Affairs (OOSA) / Committee on the Peaceful Uses of Outer Space (COPUOS) der UN, das dann die betroffenen Nationen in Sachen Zivilschutz berät. Vorbereitet wird das alles schon seit 2001, und diesen Juni soll das System vom COPUOS und später von der UN-Generalversammlung beschlossen werden. [18:40 MEZ. NACHTRÄGE: eine PM der UN mit weniger Details und ein späterer Artikel]

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Ein 2-Stunden-NASA-„Social“ zur Forschung auf der ISS hat soeben begonnen, alles auch live im NASA-TV (Bild anklicken)! Können die bei der UN mal gucken, wie man Weltraum-Webcasts macht … [16:00 MEZ] Bill Gerstenmaier – NASA Associate Administrator Human Explorations and Operations – rechtfertigt das Space Launch System: Für eine bemannte Marsmission müsse man ungefähr so viel Masse wie die ISS jetzt hat („900’000 pounds“) in den Orbit bringen, und das würde ja sonst dutzende Shuttle-Starts erfordern. [16:08 MEZ] Typischerweise werden jetzt 165 Experimente pro Expedition auf der ISS durchgeführt. [17:25 MEZ]

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Und die wollen also unseren Planeten vor NEOs retten?

Zumindest der Webcast von der UN-Pressekonferenz zur Problematik der Near Earth Objects hat das kosmische Disaster schon einmal vorweg genommen: Zur Kameraführung siehe den Screenshot – und Ton gab es überhaupt erst 28 Minuten nach Beginn der Veranstaltung und mit ordentlicher Lautstärke nach 56 Minuten. Genau eine Minute vor Schluss. Hätte nicht ein Amateurastronom(!) im Publikum fleißig gewtittert, hätte man gar nichts mit bekommen. „Der Evakuierungs-Befehl für den Planeten Erde wurde leider nicht gehört, weil die UNO keine Mikrofone hatte“ … [12:00 MEZ] Die Daily Show zum Russen-Boliden war jedenfalls unterhaltsamer. 🙂 [12:20 MEZ] Das Meteosat-10-Video seines Contrails neu bearbeitet. [13:30 MEZ] Eine lange und eine kurze Lichtkurve von 2012 DA14, der nach den Radarbeobachtungen eine Rotationsperiode von etwas mehr als 8 Stunden hat. [14:05 MEZ] Wobei auch 9.5 Stunden noch zu den Radar-Daten passen würde. [14:45 MEZ. NACHTRAG: Das JPL bleibt bei etwas über 8 Stunden]

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Die Europäische Südsternwarte schlägt alle an Produktivität ihrer Teleskope, hat sich die ESO gerade wieder selbst bestätigt: Über 870 referierte Papers sind 2012 erschienen, 70% davon vom VLT (mit oder ohne dessen Interferometer). Verglichen mit Weltraumteleskopen liegt man mit Hubble Kopf and Kopf, und die konkurrierenden Keck-Teleskope liegen noch unter den beiden großen Röntgensatelliten. Das bibliometrische Effizienzkriterium ist allerdings nicht die Zahl der Papers sondern die Häufigkeit, mit der sie zitiert werden – dazu legt die ESO keine Zahlen vor. [23:55 MEZ am 19. Februar]

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So sah das Goldstone-Radar den Asteroiden 2012 DA14

nach seiner größten Erdnähe in 120’000 km und mehr Abstand in der Nacht 15./16. Februar – 25 der insgesamt 72 Radarbilder mit 4 m Auflösung, aus denen (s.a. unten, „Auswertungen der Radarbeobachtung …“) eine Größe der langen Achse von 40 m bestimmt werden kann. Zugabe: aktuelle Kometen-Bilder aus Argentinien – und Lemmon im Detail heute. [20:25 MEZ] In diesem Amateurvideo des Asteroiden ist er übrigens reichlich schlapp – dafür aber ein Meteor mit vom Winde verwehtem Persistent Train um so prächtiger. [21:00 MEZ] Noch ein schönes Video vom „Aufgang“ von 2012 DA14 in der Schweiz, ein 160-MB-Film – und der Wahnwitz um eins der russischen Boliden-Videos, das wegen Geplärre aus dem Autoradio(!) in Deutschland nicht gesehen werden soll … [21:15 MEZ] Warum es keine coolen Nahaufnahmen von 2012 DA14 gibt. [22:25 MEZ] Nochmal ’ne Videosammlung zum Asteroiden und ein UCSB Release zur möglichen Zerstörung kleiner Asteroiden per Laser – die einen Tag vor dem Russen-Airburst heraus kam … [23:35 MEZ. NACHTRAG: Nachgedanken zu diesem und Asteroiden an sich, plus politische Effekte]

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Deswegen konnte der russische Impaktor vorher nicht entdeckt werden: Keines der Himmelsüberwachungs-Teleskope hat eine Grenzgröße besser als 24 mag., die der Körper erst zwei Stunden vor dem Airburst erreichte – und da er aus der Richtung der Sonne kam (im Gegensatz zu ersten Berichten flog er von Osten heran), war er für Teleskope sowieso unsichtbar. Das hätte wohl auch für das nun finanzierte Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System (ATLAS) gegolten. Zwei neue FAQs von ESA und B612 (keine neuen Erkenntnisse) und ein US-Cartoon. [15:25 MEZ] Russische Meteoriten-Sucher – und wie man das Ding abwehren hätte können … [17:20 MEZ] Zu internationalen Maßnahmen wurde jetzt für morgen eine PK der UN angekündigt [NACHTRAG: die irgendwo hier gestreamt werden soll]; von deren laufender Konferenz gibt’s hier Dokumente zuhauf. Auch die Lage vor Ort (weitere Bilder), Trubel um die Meteoriten hier, hier, hier und hier – und der gesamte Film „Meteor“ von 1979, wem’s noch nicht reicht … [19:55 MEZ]

Fünftes International Dark Sky Reserve in Wales etabliert

Im neuen Brecon Beacons IDSR leben auf 1400 Quadratkilometern 30-mal so viele Schafe wie Menschen – aber zu den 33’000 letzteren haben eine Million weitere eine nicht zu lange Anreise. Der Brecon Beacons National Park hatte viel in himmelsfreunlichere Beleuchtung invenstiert, was ihm den „Silber“-Status einbrachte: Den haben auch das einzige andere IDSR Europas, ebenfalls im UK, und eins in Kanada; Gold gab’s nur für Namibia und Neuseeland. [15:20 MEZ. NACHTRÄGE: Artikel dazu hier und später hier – und der Death Valley NP ist der 11. Int’l Dark Sky Park geworden, zugleich der größte mit „Gold“-Status]

Ein 2012-DA14-„Aufgang“ auf dem Pic du Midi; weitere Clips hier und hier. Und es gibt auch mal 2012-DA14-Beobachtungen mit einem Profi-Teleskop, dem 2.1-Meter auf dem Kitt Peak, sowie was von Ex-Profi Fred Espenak. [NACHTRAG: wie am LCOGT 2012 DA14 geguckt wurde.] Und als Zusatz-Gag ein Komet ISON mitten aus Bonn – na gut, mit 50 cm … [22:20 MEZ am 18. Februar] … und es gibt mit C/2013 C2 (TENAGRA) einen Centauren mit Kometen-AKtivität, trotz 10 au Periheldistanz! [23:50 MEZ]

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17 Stationen des CTBTO’s International Monitoring System registrierten den russischen Airburst am 15. Februar, selbst 15’000 km entfernt in der Antarktis: Es war der stärkste in der Geschichte dieses Infraschall-Überwachungs-Netzwerks für geheime Nukleartests. Es war keine isolierte Explosion sondern eine bewegte Quelle, die die unhörbaren Schallwellen absonderte, sondern ein überschallschnelles Brennen: Die Signatur unterscheidet sich stark von irdischen Explosionen. Auch dubiose Berichte über seltsame Effekte der Druckwelle, der Wert der Meteoriten, die Natur des Impaktors und noch mehr Gedanken über Konsequenzen hier, hier und hier. [22:15 MEZ. NACHTRAG: Dito in Russland]

Vermutlich nicht das beste Video der Jupiter-Bedeckung durch den Mond heute in Australien, aber das erste und immer noch einzige, das auf YouTube aufgetaucht ist. Dafür gibt’s tolle Fotos hier und hier. [22:10 MEZ. NACHTRÄGE: mehr Impressionen, auch hier – und ein arg prozessiertes Bild, das eher wie ein Gemälde aussieht]

Auswertungen der Radarbeobachtung von 2012 DA14

nach seiner Erdpassage in den USA wurden gerade auf einer Konferenz präsentiert (Schnappschuss): Den Bildern zufolge hat der Kleinplanet die Maße 20 x 40 Meter und rotiert alle 7 Stunden. [14:00 MEZ] Und wird immer noch optisch verfolgt, mit derzeit 17 mag. [14:10 MEZ] In Russland soll derweil aktiv gegen Asteroiden im Anflug vorgegangen werden, wie auch immer, während im Gebiet des Airbursts langsam wieder Normalität einkehrt. Und allerlei Forderungen nach Konsequenzen gibt’s auch außerhalb Russlands. [18:25 MEZ]

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Weiterer Verlauf des 24. Sonnenzyklus herzlich unklar …

So – oben – sehen die Sonnenflecken-Zahlen des aktuellen Zyklus aus: insgesamt (schwarz, geglättet blau) und für die Nord- und Südhalbkugel (rot bzw. grün, geglättet hellblau bzw. lila) – vor allem die Nordhemisphäre scheint ihr Maximum schon ziemlich deutlich „hinter sich“ zu haben, wobei man streiten kann, ob dies vielleicht nur ein Artefakt durch sehr hohe Aktivität Ende 2011 ist.

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Die Prognosen für den weiteren Verlauf gehen jetzt jedenfalls weit auseinander und hängen stark von der verwendeten Methodik ab – Anklicken liefert jeweils die aktuellen Grafiken. Bei der NASA (oben) geht man weiter von einem Maximum im „Herbst 2013“ aus, mit einer mittleren Fleckenzahl von 69. Für den Solar Terrestrial Activity Report (Mitte) geht es dagegen schon länger bergab. Und das Solar Influences Data Analysis Center (unten; in Gelb zittern die täglichen Werte) kann sich überhaupt nicht entscheiden … [11:45 MEZ]

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Das Herbig-Haro-Objekt Nr. 151 auf einem alten WFPC2-Bild des HST, das heute die ESA im Rahmen einer ‚Suchaktion‘ aus dem Archiv gekramt hat – der Jungstern HL Tau sorgt hier für den Jet. Andere Pretty Pictures heute morgen: die Kometen PANNSTARS und Lemmon und etwas Aurora– und Airglow-Leuchten, alles auf einer Aufnahme, sowie der Plasmaschweif von Lemmon in mehr Detail. [10:15 MEZ]

Nach zwei Jahren kommt das erste Paper von AMS-02

Nur keine vorläufigen Resultate in die Welt setzen, war immer die oberste Maxime des Chefs des 2011 auf der ISS installierten Teilchendetektors AMS-02 gewesen – aber jetzt hat Sam Ting verlauten lassen, dass es in wenigen Wochen ein erstes Paper über die Messungen des Alpha Magnetic Spectrometer – das inzwischen 25 Milliarden Teilchen registriert hat – geben soll. Und zwar zum Elektronen/Positronen-Verhältnis von 0.5 bis 350 GeV, auch in räumlicher Abhängigkeit, was etwas über den Zerfall Dunkler Materie verraten könnte. [10:05 MEZ. NACHTRÄGE: noch ein – enttäuschter – und noch ein, noch ein und noch ein Artikel. Und noch mehr]

Erste russische Meteoriten da: gewöhnliche Chondriten

Während griechische Sternfreunde ein brilliant geschnittenes Video über eine Expedition zur Beobachtung von 2012 DA14 in Erdnähe vorgelegt haben (oben; auch Ergebnis-Videos und eine Strichspur bei einer Galaxie sowie der Asteroid am 17.2. aus Hagen), ist russischen Wissenschaftlern die Identifikation erster Meteoriten vom Mega-Boliden gelungen, die nicht gerade groß – Bilder hier und hier – und gewöhnliche Chondriten sind. Auch die Antwort auf die Frage, warum russisches Frühwarn-Radar das Objekt nicht kommen sah (es war eben kein ICBM), Aufräumarbeiten, der Airburst als Internet-Event, das vielleicht bald wieder vergessen sein wird – und Xinhua holt sich Rat in Münster. [0:15 MEZ] Berichte über die Meteoriten auch hier, hier, hier und hier – und die PM der Uni, die sie untersuchte. Plus eine Zusammenfassung anderer Forschungen zum Airburst. [9:25 MEZ. NACHTRAG: Nachzügler hier, hier, hier, hier, hier und hier zu Meteoriten und Eisloch]

Komet PANSTARRS auf dem Weg zur 2. (1.) Größe

17. Februar 2013

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Wie hier schon vor vier Wochen angemerkt, bestand kein Grund, in Sachen Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) die Flinte ins Korn zu werfen: Wie nun eine neue tschechische Analyse bestätigt, „zielt“ die Helligkeitsentwicklung – oben ein Standardgesetz durch visuelle Beobachtungen gefittet – auf +2 mag. oder sogar besser in rund drei Wochen. Allerlei detaillierte Vorschauen auf die bevorstehende nördliche Sichtbarkeit tief am Abendhimmel – aber wegen des ungewöhnlichen Staubreichtums PANSTARRS‘ mit vielleicht ausgeprägtem Schweif – hat es z.B. hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier: Die Helligkeit PANSTARRS‘ wird aktuell auf 5.0 bis 4.5 mag. geschätzt, und man nennt ihn schon einen „großen Feldstecher-Kometen“, der fotografisch eine Menge zu bieten hat. Das sieht man auch in dem Video in Bewegung – im Vergleich mit dem ebenfalls noch am Südhimmel stehenden und 5.5 mag. hellen C/2012 F6 (Lemmon) mit seinem beeindruckenden Plasmaschweif (auch in Bewegung zu sehen), der auch noch rund 2 mag. zulegen könnte, allerdings erst danach am Nordhimmel auftaucht: Das Weitwinkel-Bild unten zeigt beide gleichzeitig am Himmel Australiens, u.l. PANSTARRS und o.r. Lemmon. NACHTRÄGE: Auch dieser Blogger „glaubt“ nun an einen 1-2 mag. hellen PANSTARRS und der Chef-Auswerter der VdS-FG Kometen an 2 mag. Dazu diverse PANSTARRS-Galerien – und Lemmons genialer Plasmaschweif heute über Australien remotely aufgenommen.

Live-Blog zum nahen Erdbesuch von 2012 DA14

14. Februar 2013

Allerlei Animationen von 2012 DA14 in Erdnähe oder auch Strichspuren oder Serien von solchen sind inzwischen veröffentlicht worden, z.B. auch hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, dazu Sammlungen hier und hier und ein Artikel aus Heppenheim. Der kubanische Bolide scheint bestätigt, und zum russischen gibt es den Versuch einer Bahnanalyse aus den Videos und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [23:55 MEZ am 16. Februar – Ende. NACHTRÄGE: besonders dynamische Videos hier, hier, hier und hier vom missverstandenen kleinen 2012 DA14, die Mühen seiner Verfolgung hier, hier und hier und wie die Erde seine Bahn verändert hat, sowie ein Stimmungsbild aus Russland, Zusammenfassungen hier und hier und bemerkenswerte Videos vom Boliden und dem ‚Einschlag‘ seiner Druckwelle, die Infraschall-Sensoren rund um den Gobusregistrierten]

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Energie des Airbursts noch größer: 500 kt TNT-Äquivalent

sind da gestern über Russland explodiert, hat die weitere Analyse von Infraschall-Daten ergeben, nach der der Körper – oben seine rekonstruierte Bahn – anfangs auch 10’000 Tonnen Masse und 17 m Durchmesser gehabt haben dürfte. Die Suche nach Meteoriten im See mit dem ominösen Eisloch verlief derweil ergebnislos und auch sonst wurden keinerlei Meteoriten gefunden, wilden Geschichten zum Trotz. Weitere Artikel hat’s auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – wo man mal eben das Wort „Meteorid“ erfindet und konsequent benutzt, aua! Dieses Video soll derweil eine weitere Feuerkugel zeigen, die gestern Abend über der San Francisco Bay gesehen wurde – während über den angeblichen kubanischen Boliden nach wie vor wenig bekannt ist. [14:15 MEZ]

Hier saust 2012 DA14 über den Himmel, aufgenommen mit einem simplen Teleobjektiv eine Stunde nach der Erdnähe! Und noch ein früheres Video aus Neuseeland, das hier näher beschrieben wird. [1:25 MEZ] Und noch ein Video, aus Italien – zeigt schön die Verlangsamung mit wachsendem Erdabstand. [2:10 MEZ] Nochmal vom russischen Airburst seismische Daten, Statements von Experten, noch ein Live-Blog (auch zu 2012 DA14) und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [2:45 MEZ] Und wer immer noch nicht genug von 2012 DA14 hat: Bei SLOOH hat gerade noch ein Webcast begonnen. [3:05 MEZ] Ein Bericht über Beobachtungen in Singapur und Nachgedanken hier und hier. [13:25 MEZ]

Die harten Fakten über den großen russischen Airburst

hat inzwischen der kanadische Impakt-Experte Peter Brown zusammengetragen, aus „initial information gleaned for multiple instrumental sources“: Danach erfolgte die Hauptexplosion um 4:20:26 MEZ in 15-20 km Höhe, nach 30 Sekunden Ablation während sehr flachem Fluges durch die Atmosphäre (im Video vage simuliert), in die der Asteroid mit 18 km/s eingedrungen war. Die Explosionsenergie betrug grob 300 kt TNT-Äquivalent, sicher aber mehr als 100 kt, was über dem Indonesien-Airbust liegt, und der Asteroid hatte zuvor einen Durchmesser von 15 m und eine Masse von 7000 t – diese Zahlen werden sich aber gewiss noch verändern. Weitere Artikel zum „wohl schwersten Meteoritenunfall der menschlichen Zivilisation“ hier, hier, hier, hier und hier. Und noch Artikel hier, hier und hier zu 2012 DA14, den inzwischen das Clay Center in Mass., USA, trackt. [0:45 MEZ]

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2012 DA14 live von der La Sagra Sky Survey, die ihn vor einem Jahr entdeckte (es ist der helle Punkt unten nahe der Mitte): Dieser Webcast der NASA funktioniert weiterhin, während einer aus Italien leider clouded out und einer von der ESA wegen Teleskopproblemen ausgefallen ist. Visuell per Großfeldstecher ging’s jedenfalls. Und hier noch der „Moment“ der größten Nähe auf NASA TV, ein völlig undokumentiertes Bild und tiefe Gedanken … [23:15 MEZ am 15. Februar] Die beiden kosmischen Ereignisse heute haben bereits US-Politiker alarmiert – das Thema Planetary Protection ist wieder ‚in‘, und auch Deep Space Industries hat schon wieder was zu sagen. Auch ein animated GIF des Boliden, weitere Artikel hier, hier, hier und hier – und ein angeblicher weiterer Feuerball in Kuba. [23:35 MEZ]

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Und schon entfernt sich der Asteroid wieder von uns!

In der Mitte ein Schnappschuss aus der NASA-Sendung im Moment der größten Annäherung (mit einem Bild aus der Nähe von Perth), oben die Bahn relativ zu den Erdsatelliten, von denen keiner bedroht war, und unten ein Experte bei Phoenix, der immer schon wusste, dass alles gut gehen würde. [20:30 MEZ] In 5 Minuten gibt’s eine NASA-Telecon zu dem russischen Airburst, der nach dem „überstandenen“ Asteroiden-Besuchhier unten Bilder – wieder in den Mittelpunkt rückt und zu dem sich hier Heidi Hammel äußert. [21:55 MEZ] Auf der Telecon heißt es, der Russen-Asteroid sei aus dem Hauptgürtel gekommen, Apheldistanz ca. 2.5 AU, mit Annäherung von der Sonne her – daher wurde er vorher nicht entdeckt. Die Explosionsenergie – bestimmt aus den vier nächstgelegenen Infraschall-Stationen – war mindestens 4-bis-5-mal größer als bei dem indonesischen Airburst von 2009. Oh, und 2012 DA14 wird in Heppenheim beobachtet – allerdings per Remote-Teleskop in Südfrankreich. [22:25 MEZ. NACHTRAG: Aufzeichnung der Telecon]

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Noch eine knappe Stunde bis zur größten Erdnähe des Asteroiden, und über 270’000 gucken im Augenblick diesen NASA-Webcast aus Australien (der beim Anklicken des Bildes aufgehen müsste). Derweil zum Russen-Airburst weitere Artikel hier, hier – die dort behaupteten historischen Todesfälle durch Meteoriten sind m.W. allesamt kontrovers – und hier. [19:30 MEZ] Die Phoenix-Sendung läuft – und auch das NASA-TV-Special fängt jetzt an. Während das Meteosat-10-Bild des Russen-Airbursts auf eine Karte geplottet wurde und die NASA auch an einer Sonderseite dazu arbeitet. [20:00 MEZ] Oh, wie hier zu erfahren ist, sollen ab 21:00 MEZ auch Teleskope in Europa 2012 DA14 webcasten. Noch 10 Minuten bis … [20:15 MEZ]

War der heutige Airburst der größte seit Tunguska 1908?

Das wird hier behauptet, da Messungen eines Infraschall-Netzwerks eine Explosionsenergie des Airbursts von mehreren hundert Kilotonnen TNT-Äquivalent ergeben hätten: Das schlüge zumindest einen indonesischen Airburst von 2009. Aber da gibt es noch zwei mutmaßliche „Tunguskas“ 1930 & 1935, die der heutige russische Airburst – oben ein Best-Of der Videos – nicht übertroffen hätte. Auch eine Bildergalerie der Folgen, animierte MeteoSat-Bilder, ein russischer Polizei-Bericht zum ominösen Eisloch, weiterführende Artikel hier, hier, hier und hier, ein britisches Erklär-Video, allerlei Agentur-Meldungen des Tages hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und noch mehr Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [17:30 MEZ] Erstaunlich: Phoenix macht eine Sondersendung ab 19:45 MEZ zum Russen-Airburst und NEA-Besuch! Zu ersterem weitere Notizen hier, hier und hier, vom letzteren neue Animationen & Bilder hier, hier und hier. [18:40 MEZ]

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Fast hätten wir den 2012 DA14 vergessen – da kommt er auf einer australischen Aufnahme von vor ein paar Stunden. Weitere Vorberichte zur größten Annäherung in vier Stunden hier, hier, hier, hier und hier. [16:20 MEZ] Die diversen geplanten Webcasts des Erdbesuchs beginnen zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten: Ab 18:00 MEZ will das JPL hier Live-Bilder aus Australien und Europa streamen (inklusive einer halbstündigen Sondersendung von NASA-TV ab 20:00 MEZ), von 20:15-21:00 MEZ soll’s was von der Planetary Society geben, ab spätestens 21:00 MEZ wollen das Baraket Obs. aus Israel, ab 23:00 MEZ das Virtual Telescope aus Italien, ab Mitternacht das Clay Obs. aus den USA und ab 3:00 MEZ das NASA MSFC und SLOOH von den Kanaren und/oder aus den USA Live-Bilder streamen. [17:00 MEZ] Upps, die erste Live-Übertragung – aus Australien – hat schon begonnen! [17:20 MEZ]

Neues Mini-„Tunguska“ steht in keinem Zusammenhang

Ein gewaltiger kosmischer Airburst heute früh über dem Südwesten Russlands, dessen Druckwelle – v.a. über zersplitternde Fensterscheiben – über 500 Menschen verletzte (von Todesfällen ist nichts bekannt), hat absolut nichts mit dem nahenden Asteroiden zu tun: Die Bahngeometrie war eine völlig andere. Ein Bericht über angebliche Meteoriten harrt noch der Bestätigung, und es gibt bislang keine glaubhafte Evidenz, dass irgendetwas Physisches den Boden erreicht hat (dass dieses Eis-Loch eine Impakt-Folge war, scheint noch reine Spekulation zu sein). Aber Videos der Feuerkugel – insbesondere wegen der in Russland weit verbreiteten Dash Cams – und des Eintreffens der Druckwelle gibt es Unmengen: große Sammlungen hat’s hier, hier und hier sowie einen Zusammenschnitt; sogar ein MeteoSat sah den Contrail. Erste Überlegungen zur Häufigkeit solcher Events (die 10 Meter Durchmesser sind derzeit nur eine sehr vage Vermutung), Live-Blogs aus Russland und England, frühe TV-Berichte hier und hier, ein Audio-Interview und erste Artikel in Russisch, Englisch (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr) und Deutsch (mehr, mehr, mehr und mehr) sowie weitere Links – wie hier und hier zu sehen ist, zieht 2012 DA14 derweil weiter friedlich seine Bahn. [14:30 MEZ]

Noch eine dramatische Animation des Vorbeiflugs, diesmal aus der Perspektive Singapurs, das in der Nähe des Punkts der größten Annäherung liegt und viele Informationen zusammen gestellt hat. Auch weitere – noch wenig aufregende – Amateuraufnahmen des Asteroiden, verbreitet vom JPL, und eine weitere (unvollständige) Webcast-Liste. [20:30 MEZ am 14. Februar] Mehr Hinweise gibt’s hier und hier – und noch ein „Alles über …“-Artikel. [21:15 MEZ] Planetary Resources nutzt den NEA für Werbung für die Arkyd-Satelliten zur NEA-Suche. [21:25 MEZ] Mehr Vorberichte hier, hier und hier – und ungefragte Experten stehen Schlange, während noch ein Webcast angekündigt wird. [23:25 MEZ]

Die letzten Zahlen zur größten Annäherung des Asteroiden

lauten – soeben berechnet mit JPL Horizons – 20:25 MEZ mit 34’051 km vom Erdzentrum oder (minus den Äquator-Radius der Erde von 6378 km, da die Annäherung über Sumatra erfolgt) 27’673 km von der Erdoberfläche; die Geometrie visualisiert auch dieses Video von Analytical Graphics. Mittlerweile gibt es auch eine weitere Analyse, dass 2012 DA14 – ein n-tv-Filmchen und ein BR-Artikel – keinem Satelliten näher als 1000 km kommt. Oh, und die DPA hat diesem Blogger – auf einen geharnischten Tweet hin – versprochen, das misslungene Video zu 2012 DA14 nach zu bessern … [15:00 MEZ] Vielleicht gibt’s ein „Erd“beben auf dem Asteroiden in Erdnähe? Auch ein Video zur Beobachtung (man möge 2012 DA14 „auflauern“) und ein Artikel. Und eine Party in Florida. [19:10 MEZ]

Intermezzo: Soyuz-Oberstufe verglühte über Mitteleuropa! Zahlreiche Beobachter verfolgten gestern Abend den langsamen Reentry der Oberstufe einer Soyuz, die zuvor Progress 18-M in den Orbit gebracht hätte: Obiges Video – mit kuriosem Titel – hat das gut getroffen. [13:45 MEZ] Im Gegensatz zum „Weihnachts-UFO“ von 2011 blickten diesmal alle gleich durch. [14:11 MEZ. NACHTRAG: zumal der Reentry recht genau angekündigt worden war]

Die Fakten – nicht dass sie irgendwie neu wären …

Alles Wesentliche zum nahen Vorbeiflug des ca. 45 m großen Near Earth Asteroids 2012 DA14 am 15. Februar, der immer mehr Interesse erweckt, hat bereits hier vor einem halben Jahr gestanden, mit dank neuer Astrometrie aktualisierten Zahlen hier – aber hier noch mal die zentralen Fakten, die so mancher „professionelle“ Berichterstatter nicht zu begreifen scheint:

  • Es hat nie eine begründete Befürchtung gegeben („Mal wieder sinnlosen Asteroiden-Alarm …“), dass dieser spezielle NEA dieses Jahr unseren Planeten treffen könnte – jedwedes Gerede von einer „noch mal davon gekommenen“ Erde führt in die Irre. (Ungefähr alle 40 Jahre kommt ein NEA dieser Größe der Erde ähnlich nahe, und im Schnitte alle 1200 Jahre ist mit einem Impakt zu rechnen, der vermutlich von der „Tunguska“-Klasse wäre.)

  • Es handelt sich auch genau so wenig um die engste – vorher vorhergesagte oder auch nachträglich berechnete – Erdpassage eines Kleinplaneten: Listen wie diese oder diese verweisen auf sieben bekannte nähere Besuche (ohne Berührung der Erdatmosphäre). Allerdings alles kleinere Brocken: Für Asteroiden größer als ca. 25 m ist der Fall durchaus ein Rekord, was sich auch in der ungewöhnlichen Maximalhelligkeit von 7 mag. am Himmel äußert.

  • Unfug ist es schließlich auch, dass diese Asteroidenpassage eine in irgendeiner Weise nennenswerte Bedrohung für Erdsatelliten darstelle: 2012 DA14 schießt von Süden kommend durch den deutlich weiter von der Erde entfernten Ring der geostationären Satelliten und kommt keinem aktiven Satelliten näher als 8000 km (und keinem inaktiven näher als 1950 km). Selbst wenn übrigens mal ein NEA den GEO-Ring selbst ‚treffen‘ sollte, wäre die Wahrscheinlichkeit eines Impakts auf einen Satelliten immer noch verschwindend gering.

Bleibt also nur das ungewöhnliche Himmelsschauspiel eines rasanten Feldstecher-Asteroiden, für dessen Bahnberechnung am eigenen Himmel die Software sowohl mit der topzentrischen Parallaxe wie der starken Krümmung der Asteroidenbahn durch das Schwerefeld der Erde klar kommen muss: Heavens Above liefert nach Eingabe der eigenen Koordinaten nützliche Karten. Erste Sichtungen von 2012 DA14 gibt es schon, etwa diese von heute mit 18 mag. neben 47 Tucanae, auch hier und hier beschrieben, weitere Beobachtungshinweise sind hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier („nehmen Sie Kontakt zu einem Astronomieverband in Ihrer Nähe auf“ …), hier, hier (für Oz) und hier zu finden, während NASA TV ausgiebig berichten wird und Webcasts u.a. vom Baraket Obs., dem Clay Obs. und weiteren Orten geplant sind sowie öffentliche Beobachtungen z.B. in Singapur.

Allgemeine & nützliche Artikel gibt es z.B. vom Remanzacco Observatory, der NASA (früher; von ihr auch das Video oben und ein weiteres, zu dem es auch eine B roll gibt), der Planetary Society, dem JPL und der ESA. Spezielle Aspekte des Besuchs diskutieren das NRAO (Rotations-Analyse per Radioastronomie), das JPL (Radarplanung), AGI (allerlei Animationen), die Planetary Society (Entdeckungs-Umstände), die U of AZ (allgemeine Asteroiden-Begeisterung) und Deep Space Industries (was ist 2012 DA14 „wert“; Debatte darüber). Weitere Artikel gab es auch hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier (Video), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mit offensichtlichen Fehlern (vgl. die Fakten oben) hier, hier, hier und hier (früher). [1:50 MEZ] Besonders grottig auch dieses DPA-Video und dieser Artikel mit dem Satelliten-Märchen. [13:30 MEZ]

Jung-Mond und Merkur brilliant auf hoher See

11. Februar 2013

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Der 33 Stunden junge Mond und unten links davon der Merkur während seiner Abend-Sichtbarkeit waren dank des anhaltend guten Wetters während der Fahrt der MS Polarlys heute ab ~17:30 MEZ zwischen Brønnøysund und Rørvik auf ca. 65°N bestens mit dem bloßen Auge zu sehen – und dank moderner optischer Bildstabilisatoren auch zu fotografieren. Wie stets bei sonnennahen Konstellationen galt es den zeitlichen „sweet spot“ zwischen dunkler werdendem Himmel (hier: in der Mitte der nautischen Dämmerung) und zunehmender Extinktion zu finden, realisiert im Bild oben. Und hier noch mal die Entwicklung in chronologischer Reihenfolge; größere Bilder auch in diesem Album … NACHTRAG: … und noch größere hier und hier (und aus Südeuropa mit zusätzlich Mars hier und hier).

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