Heute war Neumond – und eine partielle Sonnenfinsternis: natürlich nur für das Solar Dynamics Observatory, das hier den Mondrand (Berge inklusive; Standbild anklicken für eine große Version)vor dem solaren Plasma in kurzwelligem Licht zeigt. Noch ein anderes Standbild – und eine Amateuraufnahme der H-Alpha-Sonne heute mit 1.5 Mio. Pixeln!
Neufundland im Gegenlicht aus der ISS gesehen – hier ein weiteres Bild.
Liegt da ein geheimes Satelliten-Foto auf dem Tisch des Situation Room des Weißen Hauses während des Angriffs in Pakistan? Das Weiße Haus ließ das „Geheimdokument“ – so die BU – auf diesem berühmten Foto [NACHTRAG: tiefe Gedanken dazu …] verpixeln, aber ein Vergleich (wenn man es unschärfer oder viel kleiner betrachtet) mit Satellitenbildern des Komplexes in Abbottabad legt nahe (so sehen es auch viele Kommentatoren hier [NACHTRAG: und auch dieser Artikel]), dass es sich um eine etwas schräge Ansicht des Hauptgebäudes handelt. Entstanden entweder aus der Luft oder von einem Foto-Aufklärungssatelliten – jedenfalls soll die Welt wohl nicht erfahren, wie scharf es ist.
Dawns Anflug auf Vesta hat „offiziell“ begonnen
in 1.2 Mio. km Abstand von dem großen Asteroiden: Ab jetzt an Hand von Aufnahmen („Letzte Testaufnahmen…“) Vestas vor dem Sternenhintergrund navigiert (anstatt von Radionavigation und anderen Techniken, bei denen der Asteroid selbst nicht mitspielt), während sich die Sonde die nächsten drei Monate mit ihrem Ionenantrieb heran pirscht – der erste Teil der insgesamt 15 Monate währenden Vesta-Phase der komplizierten Mission. Am 16. Juli wird Dawn dann in 15’500 km Abstand in den erste, weiten Orbit eingefangen. Die Anflugphase wird für Test- und Baseline-Messungen der diversen wissenschaftlichen Instrumente genutzt – und für eine fotografische Suche nach Vesta-Monden; von der Erde aus wurden bisher keine entdeckt. (JPL Release, Dawn Journal, Planetary Society Blog 3.5.2011)
Die Jagd nach New-Horizons-Zielen jenseits von Pluto hat begonnen: Mit einigen der größten erdgebundenen Teleskope wird jetzt 2 bis 3 Jahre lang systematisch eine bestimmte Himmelsregion – leider nahe des Sternengewimmels um das Galaktische Zentrum – nach unbekannten Bewohnern des Kuiper-Gürtels abgesucht, von denen die Raumsonde nach ihrem Pluto-Flyby 2015 noch mindestens einen aufsuchen könnte. Mindestens 50 km groß sein sollte er schon. (New Horizons Release 20.4.2011)
Das NanoSail D bleibt 6 bis 12 Monate im Orbit
und nicht nur 70 bis 120 Tage, wie man zunächst gedacht hatte: Der experimentelle Sonnensegler ist nämlich eine flache Fluglage parallel zum Orbit gegangen („flat spin attitude“), wo er nur geringen Luftwiderstand erfährt. So ist die Bahnhöhe von den ursprünglichen 640 km erst um 45 km geschrumpft. Die exotische Orientierung des Segelchens im Raum führt zu sehr unterschiedlicher Sichtbarkeit vom Erdboden aus: Mal hell, zuweilen sogar mit negativer Größe, dann wieder schlicht unsichtbar, wenn der Blick auf die Segel-Kante fällt. Dem niederländischen Satellitenspezialisten Ralf Vandebergh ist am 24. März das wohl erste klar aufgelöste Foto des NanoSail D gelungen, und auch er dokumentierte die extremen Schwankungen der Sichtbarkeit (hier weitere Verarbeitung der Bilder). Derzeit gibt es für Deutschland jede Nacht zwischen 2 und 4 im Prinzip sichtbare Überflüge, von flach bis hoch – was aber kein Vorteil ist. (NASA Release 26., AstroBob 29.4.2011)
Drei Prototypen für „Chip-Satelliten“ kommen auf die ISS, wenn die Endeavour endlich fliegen kann (was nun frühestens am 10. Mai möglich ist): Sie bringt unter dem Projektnamen „Sprite“ drei jeweils ein Quadratzoll große elektronische Gebilde zur Raumstation, die dort im Experiment MISSE-8 mehrere Jahre lang Weltraumbedingungen ausgesetzt werden sollen. Sie sollen einfache Messungen machen und zur Erde funken – und ganze Schwärme derartigen „Satelliten-Staubs“ könnten einst in den Raum entlassen werden, wo sie der Strahlungsdruck der Sonne wie auch der Sonnenwind zu anderen Planeten treiben könnten. (Cornell Chronicle 27., Centauri Dreams 28.4.2011)
Japanischer Erdbeobachter ALOS ausgefallen: kein Strom mehr
Dem Advanced Land Observing Satellite, auch Daichi genannt, ging am 22. April unerwartet und rapide der Strom aus, und der Satellit – der bei der Beobachtung der Tsunami-Folgen nach dem 11. März eine wichtige Rolle spielte – ist wohl verloren. 2006 gestartet und für 3 Jahre ausgelegt, war er allerdings schon in der Verlängerung gewesen. Der Stromausfall erinnert an das unrühmliche Ende des Satelliten ADEOS 2 (siehe Cosmic Mirror #263 Kurzmeldungen) im Herbst 2003. (JAXA Release, Space News, Spaceflight Now 22., SatTrackCam 23., Planetary Society Blog 25.4.2011 – und die neuesten ALOS-PALSAR-Daten aus dem Erdbebengebiet. Auch Xinhua 22.4.2011 zur gelungen Kontaktaufnahme mit dem verschollenen russischen [„Russischer Kartografie-Satellit …“] Geo-IK-2)
Indiens ResourceSat-2 hat die ersten Bilder geschickt, die allerdings noch nicht veröffentlicht wurden – und inzwischen gibt es auch ganz offiziell Bahnelemente des Satelliten („Eine Rakete …“), was gegen eine primäre Nutzung als Aufklärungssatellit spricht; die beste Kamera an Bord, LISS-IV, hat eh‘ nur 6 m Auflösung. (ISRO Press Releases 28., 25.4.2011; The Hindu 26., Indrus 27.4.2011. Auch Parabolic Arc 29.4.2011 zu einem möglichen Einstieg Indiens bei einer US-Mond-Sample-Return-Mission und IANS 25.4.2011 zur vermutlichen Aufklärung des letzten GSLV-Disasters [„Weiter Rätseln …“]: Die russische Nutzlastverkleidung sei Schuld gewesen)
Die Erklärung für die vier Gewinner der CCDev-2-NASA-Dollars
ist publik: Die Weltraumbehörde wollte bei dieser Ausschüttung von 270 Mio.$ („270 NASA-Millionen …“) für die Förderung kommerziellen Transports zur ISS die Entwicklung von Raumkapseln etc. stärker bedenken als die reiner Raketen, weil es davon schon einige in den USA gibt – deswegen hatten weder ULA noch ATK eine Chance. Am stärksten überzeugten Boeing und SpaceX mit ihren geplanten relativ klassischen Raumkapseln CST-100 bzw. Dragon, und um der Vielfalt willen gab es auch noch was für Sierra Nevada mit einem Mini-Shuttle und Blue Origins mit einer Kapsel, die aber auf Düsenstrahl und Füßen landet. Excalibur Almaz fiel dagegen (wegen eines konfusen Business-Plans) ebenso durch wie Orbital Sciences mit einer bemannten Cygnus-Kapsel, die dem Dream Chaser von Sierra Nevada in mehreren Punkten unterlegen schien. (Spaceflight Now 24., The Space Review 25.4., Houston Chronicle 1.5.2011. Auch ein Interview, in dem SpaceX-Chef ab 13:04 von Dragon-Flügen zum Mars fabuliert [auch von AFP berichtet] und ein NASA Release zum ESA-Bekenntnis zur ISS)
Die Taurus 2 bekommt einen Testflug spendiert, bevor sie das erste Mal einen Cygnus-Transporter zur ISS bringen darf: Nachdem die NASA endlich einen Haushalt für das laufende Finanzjahr hat, konnte sie Orbital die Mittel – rund 100 Mio.$ – für den Test freigeben; die beiden Raketen starten vermutlich im Oktober und Dezember. Wenn beide und das Andocken der Cygnus an die ISS funktionieren, könnte sie bereits im 1. Quartal 2012 mit der Versorgung der Raumstation beginnen. Derweil soll sich die Orbital-interne Untersuchung des Versagens einer Taurus XL im März dem Ende nähern, ebenso die Untersuchung seitens der NASA. (Spaceflight Now, Space News 21.4.2011)