Ein Balkon mit freier Sicht (von Witten-Herbede Richtung Bochum-Stiepel) nach Westen, neun Tage gutes Wetter jeden Tag und/oder jede Nacht und Kontaktverbot in NRW: ideale Bedingungen für eine praktische Demonstration von Himmelsmechanik wie Atmosphären-Optik. Ein ferner Hochspannungsmast bildete dabei eine ideale feste Azimutmarke, um die tägliche schnelle Nordwanderung der Sonne kurz nach der Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche zu demonstrieren, hier vom 25. bis 27. März.
Ein früheres Triptychon vom 24. bis 26. März, der Mast-Transit am 26. März und die Entwicklung vom 24. bis 28. März (als die Sonne den Mast knapp verfehlte) – und zu erkennen ist auch, dass der Himmel am 26. und 27. März erheblich trüber war: die Folge von Sahara-Staub über Deutschland.
Diese Balkon-Astrometrie ist auch Gegenstand der zweiten „Streifzüge durch das Universum“, einer von immer mehr Online-Aktivitäten des Bochumer Planetariums in besucherloser Zeit.
Vom selben Ort aus die Nordwanderung der Sonne noch einmal in der Horizontalen demonstriert: in jeweils grob derselben Höhe über dem – etwas welligen – Horizont, täglich vom 22. bis 26. März, …
… der besonders staubige Sonnenuntergang am 27. März, als die Sonne derart gedämpft war, dass man sie ohne Filter hätte betrachten können (leider sinnlos da ohne Flecken), …
… und die wieder völlig ungetrübte Sonne im Untergang am 28. März, als sich trotz Vegetation im Vordergrund eine Weile ein grüner Rand zeigte – allerdings nur bei späterer Betrachtung, weder im elektronischen Sucher noch mit dem bloßen Auge. Zahlreiche Bilder vom 16. bzw. 17. bis 29. März gibt es auch in groß in diesem Album ungefähr von unten nach oben und im Parallel-Blog diskutiert – zuletzt auch diese Konstellation:
Gestern Abend: die Venus schon im Anflug auf die Plejaden
Die Rückkehr von Beteigeuze zu altem Glanz aus visuellen Schätzungen aus dem AAVSO-Archiv: die letzten 28 Wochen (mit 10-Tages-Mittel in Rot), 18 Wochen (Wochen-Mittel) und 9 Wochen (5-Tages-Mittel), Skala immer 2.5 mag. bis 0.0 mag., d.h. die 1.0-mag.-Linie ist die zweite von oben – auch die letzten 20 Tage, die Kurve vor 3 Wochen, digitale Photometrie einzelner hier, hier und hier, Press Releases zu dem Paper mit der staubigen Erklärung („Die langsame Rückkehr …“) hier und hier, eine DLR-PM zu SOFIA-Beobachtungen (ohne Ergebnisse), ein mysteriöser Teaser zu neuen SPHERE-Beobachtungen und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier.
Der Nachtstart der nächsten 34 OneWeb-Satelliten auf einer Soyuz in Baikonur vor fünf Tagen: Press Releases von Roskosmos (mit vielen weiteren Bildern), OneWeb und Arianespace, eine Live-Übertragung, die AOS, die Orbits aller, Artikel hier (früher), hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und mehr Links. Sowie ein Start in China von drei Militär-Satelliten, reichlich Schrott nach einem früheren, ein venezolanischer ComSat außer Kontrolle – und ein Fallschirm-Zwischenfall bei Tests für den Crew Dragon: weitere Artikel hier und hier sowie hier, hier und hier zu anderen Problemen.
Wo Komet ATLAS zu sehen sein wird, wenn er am hellsten ist
Die letzten Helligkeitsschätzungen für erstaunlichen Kometen C/2019 Y4 (ATLAS) streuen um 8.0 mag.: Den steilen Anstieg bis jetzt fittet hier eine spanische Analyse von vor wenigen Stunden mit einem „n“ (dem Maß für die ‚Reaktion‘ eines Kometen auf Veränderungen des Sonnenabstands) von 26 in orange, aber weiter geht es mit dem ‚Standard‘-n von 4 in blau. Danach würde ATLAS bis auf etwa 2. Größe steigen, bevor er im Glanz der Sonne verschwindet (Dreieck = Erdnähe), während er im nur Satelliten sichtbaren Perihel (Kreis) -1 mag. erreicht. Die Sichtbedingungen für Deutschland (konkret für Bochum) an dunklem Himmel für fünf Zeitpunkte in Wochenabstand:
20. April: „spanische“ Helligkeit 6.0 mag., Sternbild Giraffe, sichtbar die ganze Nacht (5 Stunden ohne Dämmerung), Höhe sinkt von 49° auf 26°, keinerlei Mond, Richtung etwa NNW (Azimut 318° bis 349°)
27. April: 5.2 mag., Giraffe, ganze Nacht (4½ Stunden), Höhe sinkt von 41° auf 23°, bei Untergang des zu 30% beleuchteten Mondes in 41° Abstand noch 28°, Azimut 321° bis 351°.
4. Mai: 4.3 mag., Giraffe, ganze Nacht (4 Stunden), Höhe sinkt von 30° auf 20°, zu 90% beleuchteter Mond in 102° Abstand immer am Himmel, Azimut 327° bis 356°.
11. Mai: 3.2 mag., Giraffe, ganze Nacht (3 Stunden), Höhe sinkt von 20° auf 15°, zu 75% beleuchteter Mond in 136° Abstand erst in der letzten Stunde aufgegangen, NNW bis N (Azimut 335° bis 360°).
18. Mai: 2.0 mag., Perseus, ganze Nacht (2 Stunden), Höhe sinkt von 9° auf 7°, keinerlei Mond, in unterer Kulminatuin, also weitgehend im Norden (Azimut 347° bis 7°).
In diesem Szenario wäre von ATLAS etwas mehr zu erwarten als von PANSTARRS vor sieben Jahren, dem letzten Kometen, der in Deutschland (knapp) mit den bloßen Auge sichtbar wurde. Sollte ATLAS dagegen heller als im spanischen Modell geraten, wäre er tiefer in die zweite Mai-Hälfte hinein noch in der Dämmerung sichtbar, wobei er jeweils im Perseus in der Abend- wie Morgendämmerung etwa gleich hoch steht: beim Übergang nautische/astronomische Dämmerung (Sonnendepression 12°) in den Nächten 20./21. Mai 8°, 21./22. Mai 7° und 22./23. Mai 5° hoch, weiter im Norden. Dann würde die Sicht in der Morgendämmerung besser: beim Übergang nautische/bürgerliche Dämmerung (Sonnendepression 6°) am 24. Mai in 9°, 25. Mai in 8°, 26. Mai in 7°, 27. Mai in 5°, 28. Mai in 3° und 29. Mai in 2° Höhe jeweils im NO (ab dem 27. im Stier) – und das war’s. So jedenfalls sieht ATLAS jetzt aus: Bilder von heute, gestern (mehr, mehr und mehr), vorgestern (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), dem 16. bis 20. März, dem 19. März (mehr, mehr, mehr, hier und mehr) und 18. März (mehr, mehr, mehr und mehr) sowie mehr oder weniger nützliche Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.
Die Ejekta eines frischen Impaktkraters auf dem Mars sind im Verlauf von einem Jahrzehnt komplett verblasst: oben eine HiRISE-Aufnahme von 2010 (2007 war der Krater noch nicht da gewesen), unten eine aktuelle. Auch der mühsame Betrieb des Mars Express nicht nur wegen des Virus, ein neues ‚Selfie‘ des Rovers Curiosity, anhaltende Finanzprobleme der laufenden Mars-Missionen der NASA – und EU-Mittel satt für die Planeten-Forschung, doch wieviel davon die Viren-Lage auch erlauben wird …?
Die flokkulente Galaxie NGC 4237 ohne klar erkennbare Spiralarme. Sowie das Missionsende des Sonnen-Strahlungs-Trackers SORCE nach 17 Jahren, die aus dem Orbit erkennbare Abnahme des NO2 über China wegen COVID-19 – und dessen Auswirkungen auf die Arbeit der NASA (Mars-Rover Perseverance soll weiter starten, die Arbeiten an SLS & Orion ruhen weitgehend; auch ein Blog-Eintrag des NASA-Chefs) und der ESA (auch der Abbruch der Inbetriebnahme des Solar Orbiter) sowie bei Planet: auch Artikel zu diversen Raumfahrt-Aspekten der Krise hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [23:20 MEZ. NACHTRÄGE: und hier, hier, hier und hier]
18. März
Steiler Anstieg ungebrochen: Wohin kann ATLAS noch wollen?
Die Helligkeit des Kometen C/2019 Y4 (siehe ganz unten, „Die rasant gestiegene Helligkeit …“) nähert sich bereits 8.0 mag., und es gibt schon jede Menge Ideen, wie es bis zum Perihel in 2½ Monaten weiter gehen könnte: unter Berücksichtigung anderer Kometen bewusst konservativ gedacht, weil die Kurve irgendwann flacher werden sollte – oder auch völlig verrückt wie hier und hier. Bilder-Serien zeigen die rasante Steigerung über zwei und drei Wochen, es gibt Bilder von heute aus China, gestern hier, hier, hier und hier, vorgestern oben von Michael Jäger (mehr, mehr und mehr) und hier, hier, hier, hier, hier und hier, dem 15. März hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, dem 14. März hier, hier, hier und hier und dem 13. März hier, hier und hier und detaillierte visuelle Beobachtungen. Auch Komet C/2017 T2 (PANSTARRS) heute, gestern und vorgestern – und die Schließung mehrerer großer Sternwarten unter Regie der amerikanischen AURA (heutiger Update) wegen der Viren-Krise. [23:55 MEZ]
in der New York Times und dem Toronto Star – tags zuvor hatte das Zirkular des Lowell Observatory unten „die Entdeckung eines offenbar transneptuschen Körpers des Sonnensystems“ verkündet, der zwar ungefähr dort gefunden worden war, wo der inzwischen verstorbene Sternwarten-Gründer den Ort eines Planeten berechnet hatte (aufgrund von vermeintlichen Störungen der Uranus- und Neptun-Bahnen, die sich viele Jahrzehnte später als Irrtum erweisen sollten). Aber der Text nennet den Fund – natürlich der Pluto – nirgends Planet und betont sogar, dass das lichtschwache ‚Objekt‘ drastisch kleiner als die Planeten des äußeren Sonnensystems sei und räumlich nicht aufgelöst werden könne. Aber in der Presse wurde sogleich ein Planet daraus, ein Irrtum, der erst 76 Jahre später von der IAU korrigiert wurde. Hätte das von Anfang an vermieden werden können, indem Tombaugh auf den vielen Platten auch eins der anderen großen Objekte im Kuiper-Gürtel gefunden hätte? Dem Vernehmen nach kann Makemake auf den Platten gesehen werden, wenn man den Ort kennt, aber das Suchprogramm hatte wohl keine Chance – hingegen hätte der Pluto bereits früher gefunden werden können.
Wieder an der Pazifikküste, nun in La Serena, ein diesmal farbloser Sonnenuntergang am 27. Juni hinter einer Wolkenbank – an deren Oberkante dann aber noch sehr lange eine Kette leuchtender Flecken zurück blieb, während die Sonne schon weit darunter versunken war:
Und wieder mit reichlich grün und blau ein weiterer La-Serena-Sonnenuntergang am 28. Juni, bei dem die Küstenlinie nicht rechtzeitig erreicht werden konnte und auf den Zehenspitzen stehend von einer Straße aus über eine Mauer fotografiert werden musste:
Und bei der Rückfahrt auf Fehmarn ein noch größeres Halo-Display mit Nebensonnen (auch im Wasser reflektiert) und schwachem Zirkumzenitalbogen darüber über dem Hafen von Orth am 2. August, ebenfalls mit Handy im Super-Weitwinkel-Modus:
Abermals ein großes Stück weiter nach Osten und Süden gehüpft – ‚Luftspiegelungen‘ über der Wüste und einer Überlandstraße mit reichlich Lampen im Oman am 24. Dezember:
Mehr Luftspiegelungen über einer Straße am 27. Dezember, diesmal mit einem Minarett über der falschen Wasserfläche (in Wirklichkeit natürlich der Himmel auf einem zweiten, gekrümmten Lichtweg):
Und zum Schluss auch mal ein Sonnenaufgang, über dem Persischen Golf bei Shab am 28. Dezember – mit Fatamorgana-Effekten an fernen Wolken und Wolkenschatten:
Wie erwartet: Start des ExoMars-Rovers auf 2022 verschoben
Auch die Virus-Krise hat nicht verhindern können, das ESA und Roskosmos heute zu einer Entscheidung über die Zukunft der zweiten Hälfte des gemeinsamen ExoMars-Projekts gekommen sind: Statt persönlich in Moskau berieten sich die Chefs aus der Ferne, und die ESA gab danach statt auf einer Pressekonferenz in einer 45-minütigen Videokonferenz Auskunft. „Unter gebührender Berücksichtigung der Empfehlungen des europäischen und des russischen Generalinspektors sind ExoMars-Experten zu dem Schluss gelangt, dass die Tests, die erforderlich sind, um alle Bestandteile des Raumfahrzeugs für das Mars-Abenteuer fit zu machen, mehr Zeit erfordern werden“, lautet die Kern-Aussage zur Lage: Weder kann das energisch überarbeitete Fallschirm-System rechtzeitig vor dem diesjährigen Startfenster realistisch getestet werden noch dürften Teile der Elektronik und die Software fertig sein. „Außerdem mussten die Parteien einräumen, dass die Schlussphase der ExoMars-Tätigkeiten durch die allgemeine Verschlechterung der Epidemiesituation in mehreren europäischen Ländern beeinträchtigt wird“: Press Releases hier und hier, angeblich keine Auswirkungen auf die Sample Return-Pläne und Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie das aktuelle Treiben von Curiosity.
So sieht das russische Instrument das Himmelsdrittel, das der Satellit SpektrRG bisher abgescannt hat: Es dominiert Sco X-1, die hellste Röntgenquelle der Galaxis, und auch der kataklysmische Variable TW Pictoris fällt auf. Auch 5 Jahre MMS, scharfe Mond-Bilder von Chandrayaan-2, mehr Bilder der OSIRIS-REx-Landestelle hier (Kontext) und hier sowie offizielle Namen für 12 Features (mehr und mehr) und die Navigation in der Nähe der Oberfläche – und der vorletzte Beidou-Start in China: Artikel hier, hier und hier.
Heute vor 50 Jahren erlebte die Ostküste der USA eine totale Sonnenfinsternis, und das Fernsehen versuchte sich an einer großen Live-Sendung, gerade neu restauriert: Die Bilder der SoFi selbst sind schrecklich, aber die Zeitreise ist unterhaltsam. Mehr zu sehen (und zu lesen) gibt es in einem großen Artikel in National Geographic sowie hier, hier, hier, hier und hier, während hier noch mehr Zeitzeugnisse verwahrt sind. Auch die Erwartungen an Komet ATLAS, dieser vorgestern (mehr und mehr), PANSTARRS vor drei Tagen – und rekonstruiert, wie Sprites dem Auge erscheinen. [17:55 MEZ]
6. März
Deutscher Studenten-Satellit soll Meteore beobachten
Zu drei von der ESA ausgewählten Uni-CubeSats gehört auch der Stuttgart Operated University Research Cubesat for Evaluation and Education (SOURCE): Er soll diverse Raumfahrt-Technologien testen – und die Sternenkamera für die Navigation auch zur Beobachtung von schwachen Meteoren nutzen, während der Satellit über der Nachtseite der Erde unterwegs ist. Dieselbe Kamera, die als Startracker verifiziert werden soll, zeichnet dabei den Erdhorizont auf, um Videomaterial von Meteoren zu sammeln: Diese erste Phase nimmt mit einer spezifizierten Dauer von ein bis zwei Jahren den Hauptteil der Mission ein – bevor SOURCE auch noch seinen eigenen Wiedereintritt in die Atmosphäre beobachtet. Die Uni Stuttgart hat mit dem Flying Laptop (ganz unten) bereits viel Erfahrung mit Bau und Betrieb von Kleinsatelliten gewonnen.
Eine Weltkarte künstlicher Radioemission, wie sie die Satelliten von Hawk Eye 360 gesichtet hat: über 11 Millionen Quellen in VHF, UHF, L-Band und X-Band. Und der ferne Erdbeobachter DSCOVR ist wieder in Betrieb: weitere Artikel hier, hier und hier – und ein Bild von EPIC von gestern.
Der russische Röntgensatellit SpektrRG hat mit dem deutschen Instrument eROSITA bereits ein Drittel des Himmels abgescannt und in der ‚russischen Hälfte‘ dieses Himmelsstücks über 95’000 Quellen gesichtet: 6-mal mehr als einst der ROSAT. Auch ein technischer Meilenstein des Hubble Space Telescope (der millionste ‚Slew‘) – und die NASA feiert Fortschritte bei WFIRST trotz dessen Streichwusch des OMB: auch Artikel hier (früher), hier und hier, frühere Press Releases zur erhofften Wissenschaft hier und hier und ein alter Thread. [23:05 MEZ]
Eine Tageslicht-Feuerkugel explodierte über Slowenien
am Vormittag des 28. Februar, aber danach war die Datenlage über Flugbahn und Endpunkt ungewöhnlich konfus – erst gestern haben sich (auch durch energische Recherchen dieses Bloggers) die Widersprüche aufgelöst, und das hier bzw. hier von ebenfalls engagiert nachforschenden italienischen Astronomen beschriebene Szenario dürfte nun stimmen. Es stellt sich heraus, dass der von Amateurastronomen ermittelte Explosionsort (nebst hypothetischem Streufeld etwaiger Meteoriten) von Anfang an korrekt war: oben die Stelle, wo amerikanische Frühwarnsatelliten im Infraroten die terminale Explosion sahen – wobei der entsprechende Eintrag in dieser NASA-Tabelle mehrere Tage lang grob falsch gewesen war, mit 11.5 statt 15.1 Grad östlicher Länge. Die Explosionshöhe von 35 km und -energie von 340 Tonnen TNT waren dagegen korrekt: Der im Airburst untergegangene Asteroid hatte mithin rund einen Meter Durchmesser. Darunter die Bestimmung der Flugbahn allein aus 117 Meldungen visueller Beobachter ermittelt: Auch die frühere Version mit 70 Beobachtern hatte Slowenien gut getroffen. Es folgt ein Standbild aus dem besten Video der Feuerkugel(von Tomislav Čar), das dahinter liegt und dessen Aufnahmeort bei Zagreb auch in der Karte der Italiener darunter vermerkt ist, die die Datenlage ebenso zusammen zu fassen versucht wie eine ausführliche Analyse speziell für Meteoriten-Sucher, die weitere Videos berücksichtigt. Und ganz unten seismische Registrierungen, die ebenfalls auf diese Region verwiesen: auch ein früherer und der erste Versuch einer Bahnbestimmung aus wenigen visuellen Meldungen durch die Italiener, Videos hier, hier und hier, ein überholter INAF Release, Artikel hier, hier, hier und hier und Diskussionen hier, hier und hier.
Und schon wieder eine Feuerkugel, diesmal gestern morgen gegen 0:38 MEZ: Diese Bahn wurde aus 194 Meldungen bestimmt, wobei die Beobachter aber (wohl wetterbedingt) fast alle weiter westlich waren, überwiegend in den Niederlanden, wodurch die Zuverlässigkeit geringer als im slowenischen Fall sein könnte. Diesmal gibt es aber mehr Videos, von denen dieses das kurioseste sein dürfte, und ein gutes Foto aus der Ferne, dem Westen der Niederlande: ein weiteres Video, ein Bericht über diverse Beobachtungen (auch mit Infraschall und Radarechos), Artikel aus den Niederlanden hier, hier und hier und Diskussionen hier, hier und hier (mit weiteren Meldungen). Auch eine Analyse der visuellen Daten der Alpha-Monocerotiden vom 22. November 2019.
Eine Bahnbestimmung der gestrigen Feuerkugel mit den Bildern von vier Meteorkameras, den drei gezeigten in den Niederlanden sowie einer in Belgien: Danach endete die Bahn über Dortmund in nur 23 km Höhe, was ziemlich niedrig ist – dass eine Restmasse den Boden erreichte, ist deswegen nicht ausgeschlossen. Eine Karte des möglichen Streufelds von Meteoriten liegt noch nicht vor – und es war wohl zu der Zeit in Deutschland selbst ziemlich wolkig, so dass es keine ideale Beobachtung der Flugbahn von allen Seiten gibt. Auch eine alternative Bahnanalyse des „Mini-Monds“, nach dem 2020 CD3 doch erst 2017 zur Erde kam, weitere SETI@home-‚Nachrufe‘ hier und hier, sehr alte Beobachtungen von STEVE, dem erst kürzlich identifizierten Aurora-Begleiter – und endlich die formelle Retraction eines unsäglichen Papers mit falscher Erklärung der Erderwärmung durch missverstandene Himmelsmechanik, keineswegs der erste Fall missbrauchter Astronomie in diesem Zusammenhang. [21:15 MEZ]
Innerhalb zweier Februar-Wochen sind jede Menge Forschungsarbeiten zu den Erkenntnissen aktueller Raumsonden auf dem Mars, auf der Mondrückseite und beim Kuiper-Gürtel-Objekt Arrokoth erschienen: die ersten von InSight und seinem Seismometer sowie vom Bodenradar des Rovers Yutu 2, plus ein neues Paket zu den Beobachtungen von New Horizons vor 15 Monaten, der die ersten Veröffentlichungen ersetzt. Immerhin zwei der vielen InSight-Papers und das von Yutu 2 sind Open Access: So geht das!
Von den zwei wissenschaftlichen Instrumenten von InSight auf dem Mars hat bisher erst das Seismic Experiment for Interior Structure (SEIS) nebst diverser unterstützender Sensoren liefern können, da der ‚Maulwurf‘ HP3 immer noch mit dem widerspenstigen Marsboden kämpft. In den ersten 10 Monaten wurden 174 Marsbeben registriert, darunter 20 mit Momenten-Magnituden zwischen 3 und 4 (wie es auch öfters auf der Schwäbischen Alb gibt) aber keins stärker als 4: Der Mars zeigt sich als seismisch moderat aktiver Planet, den tektonische Effekte erzittern lassen, die – wie Vergleiche mit der Erde (Plots ganz oben) zeigen – für zumindest 24 der Beben verantwortlich waren. Die anderen Grafiken zeigen die kumulative Ereigniszahl pro Erdjahr gegen die Momenten-Magnitude unten bzw. das skalare Moment in Nm oben und wie sich aus der bisherigen Datenlage der Boden unter InSight darstellt. Zu frühen Nebenfunden des Landers zählt, dass das Magnetfeld auf der Oberfläche zumindest stellenweise 10-mal so stark ist wie aus dem Orbit gemessen und die Atmosphäre dynamischer als erwartet: Papers zu den Ergebnissen insgesamt und der Geologie der Landestelle (einem flachen 27-m-Krater voller angewehter Sedimente aus Auswurf anderer Impakt), ein News&Views-Artikel, Press Releases hier, hier (sehr detailliert!), hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.
Das Bodenradar auf dem chinesischen Rover Yutu 2 auf der Rückseite des Mondes hatte zwar – wie ein identisches schon auf dem ersten Yutu – einige Probleme, Störeffekte durch das Fahrzeug selbst zu umgehen, aber am Ende drangen die Signale mit zwei Frequenzen und 60 und (Grafiken oben) 500 MHz mit 40 Metern weit tiefer in den Mondboden ein als beim Vorgänger auf der Vorderseite: Er besteht aus porösem Material mit eingelagerten Brocken unterschiedlicher Größe, wie in der 3D-Grafik unten unter der auch in der Mitte dargestellten Fahrtroute zu sehen. Die Struktur des Mond-Regoliths – der die Impakt- wie Vulkanismus-Geschichte des Erdbegleiters nachzeichnet – ist dank des Lunar Penetrating Radar erstmals greifbar geworden: das Paper, Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein Thread.
Die drei neuen Papers über New Horizons bei Arrokoth beschreiben die Eigenschaften des Kuiper-Kleinkörpers (KBO) mit der Asteroiden-Nummer 486958 (oben ein Farbbild, das Albedo-Muster und eine geologische Karte) präziser als ein Schnellschuss schon bald nach dem Vorbeiflug am Jahreswechsel 2018/2019 und revidieren manche Zahl: Wie unten dargestellt, besteht Arrokoth aus zwei etwa ellipsoidischen Körpern von 21 x 20 x 9 bzw. 15 x 14 x 10 km (weniger flach als anfangs vermutuet und mit einem Volumen-Verhältnis von 2:1), die zusammen einen 36 x 20 x 10 km großen Körper bilden, dessen Volumen dem einer Kugel von 18±1 km Durchmesser entspricht. Die Rotationsperiode beträgt 15.9 Stunden, die Achse ist um 99° gegen die Bahnebene geneigt, und beim Vorbeiflug war sie um 28° gegen die Sonnen- und 39° gegen die Anflugrichtung von New Horizons gekippt. Die globale Albedo beträgt für diese Art KBOs typische 23%, aber das Albedo-Muster ist komplex, aber die Chemie überall ziemlich gleich (Methanol-Eis mit diversem organischem Material aber keinem klar nachweisbaren Wassereis): Der Körper entstand bedächtig aus einem einheitlichen bzw. gut durchmischten Reservoir.
Arrokoths kleine (und geringfügig rötlichere) Hälfte wird von einer 6.7 km großen Senke dominiert, die informell Maryland genannt wird und ein Impaktkrater sein dürfte, während die größere offenbar aus mehreren diskreten Einheiten zusammengesetzt ist. Andere potenzielle Impaktkrater sind alle kleiner als 1 km, und verglichen etwas mit dem Marsmond Phobos ist die Kraterdichte gering: Die Oberfläche von Arrokoth erweist sich damit – wie erhofft für ein Cold Classical KBO mit einer großen Halbachse von 44 au – mit über 4 Mrd. Jahren (die Akkretion des Sonnensystems war da gerade fertig geworden) als die älteste, die je eine Raumsonde aus der Nähe inspizieren konnte. Während Körper im Asteroidengürtel stark verkratert sind, hat die Sublimation in Sonnennähe Kometenkerne völlig verändert: Arrokoth – entstanden durch sanftes Verschmelzen zweiter Körper – öffnet das bisher direkteste Fenster in die Urzeit des Sonnensystems! Mit wenig Veränderungen der Oberfläche und noch weniger im Inneren, zu dem es allerdings mangels auch nur eines frischen Impaktkraters keinen Zugang gibt: ein Press Release, eine Pressekonferenz mit 21 Slides und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.