Archive for Mai 2017

Allgemeines Live-Blog ab vom 27. – 31. Mai 2017

27. Mai 2017

31. Mai

Ein Aurora-Zeitraffer vor ein paar Nächten aus Kanada, auch hier beschrieben, und gleich noch einer – auch eine überraschend Wiederkehr dieser NLC dieses Bloggers von 2014 auf einer Webseite des BR und sogar als Bild des entsprechenden Tweets, die (übrigens besonders große) Mondsichel vom 27. Mai hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, aktuelle Sonne im Kalzium-Licht und die Supernovae in NGC 6946 animiert. [23:55 MESZ – Ende]

Die ISS in sehr hoher Auflösung in den letzten Wochen vor Sonne, Mond und leerem Raum aufgenommen von Thierry Legault. Auch der Komet Johnson während der Querung der Bahnebene am 30. Mai, 29. Mai (mehr und mehr), 28. Mai (mehr, mehr und mehr), 27. Mai (mehr) und 26. Mai (mehr und mehr) – und der neue Komet C/2017 K2 (PANSTARRS), der z.Z. nur 20. Größe hat aber auf seiner Ellipsenbahn erst 2023 ins Perihel mit ~1.7 au kommt: Wer weiß, was das wird … [22:45 MESZ]

Man fasst es nicht: Ein allerletztes Bild von Rosettas Kamera OSIRIS vor dem Aufschlag auf dem Kometenkern am 30.9.2016 konnte aus dem dann abgerissenen Datenstrom rekonstruiert werden, aus 20 m Höhe, mit genau 1 Meter Kantenlänge und 2 mm pro Pixel! Hier ist es, etwas schräg aus diesem neuen ESA-Video über Rosettas wissenschaftliches Vermächtnis extrahiert – anderswo scheint es noch nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt zu haben. Das bisher gezeigte „letzte“ Bild war demnach aus 25 m Höhe, hatte 1.2 m Kantenlänge und 3 mm/Pixel. [22:15 MESZ. NACHTRAG: andere Versionen des Bildes]

„Parker Solar Probe“: Sonde heißt nach lebendem Forscher

Das gab es noch nie: Die NASA hat die Solar Probe Plus – Start im Sommer 2018, dann sieben extrem nahe Vorbeiflüge an der Sonne – nach dem knapp 90-jährigen Pionier der Sonnenforschung Eugene Newman Parker getauft; Press Releases hier, hier und hier und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier (früher). Auch ein kurioses Paper über vier neue mögliche aktive Asteroiden, von denen einer das Hayabusa-2-Ziel Ryugu ist, weitere Hinweise auf Eis auf dem Mond in LRO-Daten, wie die ESA Chang’e-5 helfen will beim chinesischen Lunar Sample Return und das 100. Galaxy-Zoo-Projekt in 10 Jahren dieser Citizen Science, bei dem es um Galaxienjagd in HST-Daten geht. Und das Röntgenteleskop NICER für die ISS (ein Soundbite dazu), das mit dem nächsten Dragon übernächste Nacht starten soll und zu dessen Nutzlast z.B. auch ein Studentensatellit aus Singapur gehört – und der zu den nur sehr wenigen wiederverwendeten Vehikeln der Raumfahrtgeschichte gehört. [21:05 MESZ]

Wie es den Riesenteleskopen GMT, TMT und E-ELT z.Z. geht

Der Status der Riesen für die Astronomie im Sichtbaren wird auf Seite 30 dieser kanadischen Studie schonungslos aufgelistet: Das 24.5-Meter-Giant Magellan Telescope auf Las Campanas in Chile „does not have their funding in place and they are actively seeking new partners and philanthropists to enable construction“, weshalb ein First Light 2023 arg optimistisch sei, und beim Thirty Meter Telescope wird es wohl erst 2026 bis 2030 so weit sein, wobei die Entscheidung Mauna Kea vs. La Palma erst 2018 fallen soll und viele mit der zweiten Option unglücklich wären. Das 39.3 m große European Extremely Large Telescope schließlich optimistisch „envisions a 2024 first light for Phase 1, which is missing 20% of the mirror segments, largely negating the aperture advantage to TMT. There is no funding plan in place for Phase 2, though the recent announcement that Australia is entering into a strategic partnership with ESO may change that in the near future.“ Die ESO hat jedenfalls gestern den E-ELT-Hauptspiegel in Auftrag gegeben, bei Schott für die Rohlinge der Segmente und Safran Reosc für die Politur: genau wie einst beim VLT. Auch mit welcher Technik demnächst Exoplaneten charakterisiert werden sollen, ein offensichtlicher Erfolg beim Event Horizon Telescope, wo überall Fringes zu sehen sind (außer mit der Antarktis natürlich, die Daten frieren noch), ein Shaw Prize 2017 für den Astronomen Simon White – und ein Paper über die Messung der Himmelsqualität mit Kameras für effiziente Lichtverschmutzungs-Forschung. [1:45 MESZ]


30. Mai

Neuer geheimer US-Satellit weiter im Anflug auf … die ISS

Das gab es wohl noch nie: Da startet das National Reconnaissance Office der USA einen Satelliten, ohne dessen Zweck oder Orbit mitzuteilen (normal), Amateurastronomen finden den Satelliten trotzdem nach einer Weile am Himmel und bestimmen seine Bahn (inzwischen auch normal) – und dabei stellt sich heraus, dass der geheimnisvolle Satellit in ein paar Tagen extrem dicht an der Internationalen Raumstation vorbei fliegen wird (Animation), sofern er nicht doch noch seine Bahn ändert. Das wäre am 3. Juni, mit 20 km Minimalabstand. Und am 4. soll – wenn der Start am 1. Juni gelingt (beim Static Fire vorher hat seine Falcon 9 schon mal einen Waldbrand ausgelöst) – zum ersten Mal ein wiederverwendeter Dragon-Transporter die ISS erreichen, mit dem NRO-Satelliten immer noch in der Nähe: Das heizt Spekulationen über seinen Auftrag an, vielleicht soll er das Manöver von außen beobachten. Eine Soyuz ist dann gerade weg. [NACHTRAG: Nach einem aktualisierten Orbit sollte der Satellit bis auf 18 km an die ISS heran kommen.] Derweil sind einige wenige neue Details über den Erstflug der Electron-Rakete in Neuseeland bekannt geworden, aber immer noch nicht, warum es die 2. Stufe nicht in den Orbit schaffte.

Zwei neue Cassini-Bilder der Saturnringe aus der Zeit um das jüngste Durchstoßen der Ebene am 28. Mai, als Cassini dem Innenrand am nächsten kam, und eins vom Januar mit Effekten des Mondes Daphne auf den Innenrand der Keeler-Lücke. Auch ein Referat zum Missionsende, neue Überlegungen zu einem Kippen der Achse von Enceladus [NACHTRAG: mehr], ein von einem Fan stark verarbeitetes Jupiter-Bild aus JunoCam-Daten, mit 11’777 x 11’777 Pixeln Auflösung und eine Animation des letzten Perijoviums aus 31 Bildern, der Status von Dawn bei Ceres mit nur noch einem Drallrad aktiv – und ein Paper über diagenetic silica enrichment and late-stage groundwater activity in Gale crater auf dem Mars aufgrund von Curiositys ChemCam-Messungen, das in diesem Video und hier und hier zusammen gefasst wird.

Das James Webb Space Telescope am Johnson Space Center, wo es weitere Tests über sich ergehen lassen muss – und wieder gibt es Webcams, die zuschauen, wie es in der riesigen Testkammer „A“ verschwindet (aus der es keine Bilder geben wird) und wieder auftaucht. Plus neue Entwicklungen für besser UV-reflektierende Spiegel für künftige Weltraumteleskope. [23:45 MESZ. NACHTRÄGE: wie das JWST gereist ist – und nun sitzt es vor der Tür der riesigen Kammer, die eine lange Geschichte hat]


29. Mai

„Horizons“: A. Gersts 2. Mission weist über die ISS hinaus

Bereits das Video-Intro zu Beginn des Medienevents gerade am EAC in Köln war ‚anders‘: Zwischen Clips aus der ISS eingestreut simulierte Blicke aus der Nähe des Mondes. Und auch die Festreden anlässlich der Enthüllung von Name und Logo der 2. Mission von Alexander Gerst zur ISS auf der gut besuchten Veranstaltung deuteten immer wieder über den Low Earth Orbit hinaus, was mit „Horizons“ – nach dem erdbezogenen „Blue Dot“ der ersten – ausgedrückt werden soll. Mond, Mars, immer höher hinaus: „Was gestern Science Fiction war, könnte schon bald Wirklichkeit werden“, heißt es auch kühn im Missions-Trailer – angelehnt natürlich an den Vorspann einer gewissen TV-Serie, in der schon mal ein Deutscher Commander im Weltraum war. Auch Videoclips der Enthüllung (zusammen mit dem Designer des Logos) aus anderen Perspektiven hier und hier – und der detaillierte Bericht eines Piloten, der den Wiedereintritt einer chinesischen Rakete beobachten und fotografieren konnte. [11:05 MESZ] Aufzeichnung eines Live-Chats mit Gerst und zur Zeitkapsel, die mitfliegen soll, noch ein Gerst-Chat – und ein Kurz-Interview mit den Designern des Logos … das an den Pariser Nahverkehr erinnert. [11:45 MESZ] Und auch an das Ende von „2001“ … noch ein paar ESA-Fotos vom Event und Artikel hier, hier und hier. [12:50 MESZ] Eine PM des DLR mit Details der Horizons-Experimente und die ESA-PM auf Deutsch. [17:25 MESZ] Eine detaillierte Analyse der Reentry-Beobachtung, eine Message eines ESA-PR-Mannes zum „Horizons“-Outreach – und das aufgeblasene ISS-Modul funktioniert immer noch. Dessen Investor gerade mal wieder seinem UFO-Wahn freien Lauf gelassen hat, ab 6:45 … [21:55 MESZ.NACHTRAG: noch ein Gerst-Artikel]


27. Mai

Als ein Meteoroid den Lunar Reconnaissance Orbiter traf …

… geriet 2014 seine Kamera LROC mächtig ins Schwingen, und da sie zeilenweise den Mond abtastet, wurden die Oszillationen in einem Bild verewigt. Ihre Frequenz lag im Bereich von Schall: Was liegt da näher, als das Signal hörbar zu machen. Auch eine Diskussion über Cassini, wie sich Saturns Hexagon verändert hat, erdgebundene Beobachtungen des zweiten New-Horizons-Ziels (mit Dobson-Teleskopen!), wenn 2014 MU69 drei Sterne bedeckt [NACHTRAG: mehr und mehr dazu], und mal wieder eine SoFi nur für das SDO beim letzten Neumond. Plus der erste Data Release der CYGNSS-Satelliten, der neueste Schwung CubeSats von der ISS und Artikel hier und hier zum kanadischen Ex-Alta 1, Probleme mit der Genehmigung für den RemoveDebris-Satelliten, wie die NOAA im Budget Request weggekommen ist – und was Amateurbeobachter über den neuesten Geheimsatelliten der NRO schon alles herausgefunden haben. [16:25 MESZ]

Eine neue dramatische Animation über das E-ELT anläßlich der Grundsteinlegung für das größte optische Teleskop gestern in Chile: besagter Grundstein selbst, der in Wirklichkeit eine Zeitkapsel ist, ein Vorab-Artikel und ein Erklärvideo. Auch das australische Radioteleskop ASKAP als erfolgreicher FRB-Jäger (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), der Tod des SKA Board Chairs G. Bignami, ein Datenzentrum für FAST – und ein Paper zum Status des Cherenkov Telescope Array.

Die extrem junge Mondsichel gestern Abend vom Berg Jebel Hafeet in den VAE an der Grenze zum Oman im Zusammenhang mit dem Ramadan von energischen Astronomen des Crescent Observing Projects aufgenommen, denen auch die direkte teleskopische Beobachtung gelang. Zuvor hatten sie am Tage die Sichel bereits klar nachgewiesen – was wiederum noch früher in Indonesien bereits an zwei Standorten gelungen war. Auch die ESA auf der Spur von Impakt-Blitzen auf dem Mond und die Kometen Johnson am 24. Mai (mehr) und 23. Mai und 41P am 23. Mai.

Ein Zeitraffer leuchtender Nachtwolken über Dänemark letzte Nacht, womit die Saison in Europa begonnen hat – auch eine Auswertung der Saison 2016, die Beobachtung zweier Sternbedeckungen durch den Mond in Italien am Morgen und Abend desselben 16. Mai, umfangreiche Berichte über den Zustand des Jupiter, eine große Protuberanz am 25. Mai und 24. Mai (mehr und mehr), die Supernova 2017eaw in NGC 6946 am 25. Mai, eine SN-Entdeckung von Citizen Scientists – und die Geschichte von SETI@Home. [1:55 MESZ] Die untergehende Mondsichel heute Abend (!) in Neuseeland hier, hier und hier und gestern Abend in Brasilien eingefangen – und noch ein italienischer Press Release und ein später Artikel zum E-ELT-Event. [11:45 MESZ] Eine beachtliche Fleckengruppe heute nahe dem Rand der Sonne. [15:45 MESZ. NACHTRÄGE: Die Kometen Johnson heute und PANSTARRS vorgestern – und gestern Abend hat sich wieder ein Impakt auf dem Jupiter ereignet, zu dessen Bestätigung dieser Blogger beigetragen hat]

Der Helligkeitseinbruch von Boyajians Stern ist Geschichte

Das zeigt die Amateur-Photometrie von Bruce Gary (V gegen Nummer des Mai-Tages), nach der die Helligkeit von KIC 8462852 nun wieder haargenau auf dem alten praktisch horizontalen Trend liegt, was LCGOT bestätigt. Was wir von dem kleinen Einbruch gelernt haben, hat Boyajian gestern in einem Online Q&A betont: 1. dass die Einbrüche kein Artefakt des Kepler-Satelliten sind und 2. dass vermutlich Staub der Absorber ist, der vor dem Stern vorbei zog. Gerade sind auch zwei neue – und radikal verschiedene – Hypothesen zu den Einbrüchen veröffentlicht worden: Nach der einen umkreist KIC 8462852 ein großer Planet mit Ringen sowie Schwärmen von Kleinkörpern auf Trojaner-Orbits, nach der anderen ist für die Einbrüche stattdessen ein ungleichmäßig mit Material gefüllter Ring in unserem äußeren Sonnensystem verantwortlich. Beide Modelle machen konkreten Vorhersagen für die Zeitpunkte kommender Einbrüche, im Trojaner-Szenario wäre der kleine Einbruch der letzten Tage durch das Verschwinden des Planeten hinter dem Stern verursacht worden (sekundäre Finsternis). Auch eine detaillierte Kritik beider Papers, ein Video mit einer älteren Hypothese (mit einem verschluckten Planeten), weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier – und die SETI-Freunde waren auch aufgeschreckt. [1:15 MESZ]

Live-Blog zu Raumfahrt-News vom 25. Mai 2017

25. Mai 2017

Jede Menge Ergebnisse der Juno-Mission vom Jupiter v.a. von den ersten beiden Perijovien sind soeben publiziert und auf einer Telecon vorgestellt worden (auch Press Releases von AGU, AAAS, NASA, SwRI, JPL, Riken, Univ. of Leicester und ASI und Vorab-Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier): von oben ein Blick auf den Südpol mit jeder Menge 1000 km großen Zyklonen (die keiner erwartet hatte), zwei ebenfalls amateurverarbeitete Bilder vom 19. Mai, eine Animation der südlichen Aurora (wo überraschenderweise Elektronen auch von unten in die Atmosphäre schießen, was das rote Glühen gibt), die Ringe des Planeten zum ersten Mal von „innen“ aufgenommen (mit dem Orion im Hintergrund), eine Sonifikation von Plasmawellen und das überraschend inhomogene Innere des Planeten aus Messugen des Microwave Radiometer. Schon die Kapsel von Galileo war ‚reingefallen‘, als sie in einer besonders trockenen Stelle der Atmosphäre niederging – aber solche exotischen Orte gibt es wohl viele. [20:45 MESZ] „The contributions from the amateurs are essential“ für das Pointing der JunoCam und die Verarbeitung der Bilder, heißt es noch in Q&A: Das Kamera-eigene Team ist sehr klein und könnte das alles gar nicht leisten. So eine große Rolle spielten Amateurastronomen noch nie bei einer NASA-Mission. [21:10 MESZ] Die Science-Papers über Atmosphäre und Magnetosphäre (beide open access, dito 12 der 44 weiteren Papers in den GRL) und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [23:55 MESZ – Ende. NACHTRÄGE: Jupiters Schwerefeld visualisiert, stark verarbeitete JunoCam-Bilder des letzten Perijoviums als Video hier und hier – und Aufzeichnungen der Telecon hier und hier]

Die 1. Electron-Rakete hat es „in den Weltraum“ geschafft

Bisher gibt es nur diesen dürren Tweet (dessen Formulierung heißen könnte, dass ein Orbit nicht erreicht wurde) und einen Videoclip aus einem nicht öffentlich bekannten Webcast, aus dem hier kühn ein Bild gegrabbt wurde – aber die neuseeländisch-amerikanische Elektron-Rakete hat es nach drei Verschiebungen offenbar gerade ‚in den Weltraum‘ geschafft. Was dieselbe Firma übrigens bereits 2009 mit einer Suborbital-Rakete geschafft hatte. [6:45 MESZ] Der Start erfolgte um 6:20 MESZ, so sieht’s jedenfalls in dem Video aus. [7:00 MESZ] Auch ein Video von einer Kamera an Bord – aber ob ein Orbit erreicht wurde, ist weiter unklar. [7:15 MESZ]

Ein viel besserer Screengrab vom Start – diesmal aus dem ersten offiziellen Video der Firma. [7:30 MESZ] Ein erster Artikel: Die erste Stufe arbeitete tadellos, auch die Stufentrennung und die Zündung der zweiten gelang – aber der Orbit wurde nicht erreicht. Auch ein weiteres gutes Video des Starts und ein weiterer Artikel ohne neue Details. [8:00 MESZ] Ein Press Release von Rocket Lab: „We had a great first stage burn, stage separation, second stage ignition and fairing separation. We didn’t quite reach orbit and we’ll be investigating why, however reaching space in our first test puts us in an incredibly strong position to accelerate the commercial phase of our programme“. [8:25 MESZ] Wie hoch sie kamen, wissen sie selber nicht … wie 2009 übrigens. Und nochmal alle Videos des Starts zusammen. [8:35 MESZ] Weitere Artikel hier und hier – und auch in Russland ist gerade was gestartet. [8:55 MESZ. NACHTRAG: mehr Links dazu] Weitere Videos von Bord der Elektron hier und hier, noch mehr Visuals und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [14:35 MESZ] Ein Video der Firma zum Start und weitere Artikel hier, hier und hier. [20:05 MESZ. NACHTRÄGE: der Start aus der Nähe gefilmt, ein AK Aerospace PR, noch mehr Artikel hier, hier und hier und mehr Links]

Heute vor 40 Jahren kam der erste „Star Wars“-Film in die Kinos in den USA, erst nur ganz wenige (hier der originale Anfang) – später wurde er zur Episode IV und hat inzwischen 4 Prequels und 3 Sequels und bald gibt’s auf beiden Seiten noch mehr Zuwachs: So lange Disney die 2012 von George Lucas erworbene Kuh melken kann, daraus wird kein Hehl gemacht, ist die Zahl zukünftiger Filme in diesem Universum nach oben offen. Die Deutschland-Premiere von „Star Wars“ – als „Krieg der Sterne“ – folgte übrigens erst am 9. Februar 1978: Das waren noch Zeiten … [6:15 MESZ. NACHTRÄGE: ein antiker Trailer und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier]

Warum Schiaparelli abstürzte: Software-Mängel aufgedeckt

Man hat es – nach vielen Monaten Grabesstille – kaum mehr erwartet, aber gestern ist tatsächlich ein gekürzter Abschlussbericht des Schiaparelli Inquiry Board (SIB) über den Absturz des Landedemonstrators bei der ersten ExoMars-Mission letzten September publik geworden: Was damals schief ging (Schiaparelli alias Entry Demonstrator Module oder EDM sendete munter die ganze Zeit, aber 43 Sekunden vor der erwarteten Landung war Schluss), ist nun sehr genau bekannt. Das EDM bestimmte seine räumliche Lage durch Integration der Messungen von Kreiseln in der Inertial Measurement Unit (IMU), die vor dem Atmosphärenabstief mit Hilfe eines Sonnensensors auf dem Backshield geeicht wurden: Danach wurde immer weiter addiert.

Das Disaster begann mit dem Öffnen des Fallschirms, durch das unerwartete Schwingungen des EDM mit 2.5 Hertz ausgelöst wurden: Eine eindeutige Ursache dafür konnte das SIB nicht bestimmen, die Entfaltung eines Fallschirms bei hoher Geschwindigkeit ist ein komplexer Vorgang. Aber bei neuen Simulationsrechnungen des Fallschirmverhaltens (durch Experten am JPL übrigens) kam es immer wieder mal zu Ausschlägen von einer Heftigkeit, dass sie die Kreisel einer tadellos arbeitenden IMU in Sättigung treiben konnten. Zu dumm, dass man diese Simulationen nicht vorher gemacht hatte – denn zu genau so einer Sättigung der IMU war es in der Realität rasch gekommen. Sie wurde dem Computer für Guidance Navigation and Control (GNC) des EDM auch mitgeteilt, mit einem Flag, das freilich durch einen Mangel der IMU-Programmierung zu lange auf „an“ stehen blieb: Der GNC integrierte so lange munter weiter den IMU-Wert am Anschlag, während das EDM in Wirklichkeit eben nicht immer weiter in einer Richtung kippte sondern hin und her schwang.

Bald ging der GNC von einer um sagenhafte 165°(!) falschen Lage des EDM aus, d.h. dass es beinahe auf dem Kopf stand, während es in Wirklichkeit nur ein bischen schaukelte! Diese Schwingungen dämpften sich in der Folge fast ganz weg, der Abstieg ging normal weiter, und ein Timer warf den Hitzschild ab: Damit konnte nun das Radar Doppler Altimeter (RDA) die Arbeit aufnehmen. Dessen Höhenmessung hängt natürlich vom Winkel des EDM zur Oberfläche ab, eine Verkippung, die zu längeren Laufwegen der Pulse führt, muss herausgerechnet werden – und die Information über diesen Winkel bezieht der GNC aus seiner bisherigen Integration der IMU-Messungen. Die aber war ja nun seit dem Fallschirm-Zwischenfall völlig falsch, so dass der GNC auf eine negative Höhe des EDM schloss (was natürlich Unfug sein musste, doch ein Konsistenz-Check fand nicht statt) und umgehend die Landesequenz einleitete: Backshell und Fallschirm wurden abgeworfen und das Landetriebwerb eingeschaltet.

Und nach 3 Sekunden schon wieder aus, denn der GNC wähnte sich schließlich bereits unter der Marsoberfläche: Die Folge war ein freier Fall des EDM aus etwa 3.7 km Höhe, mit einem etwa 150 m/s schnellen Aufschlag rund 35 Sekunden später. Verantwortlich waren also in letzter Konsequenz ein Fehler in der IMU-Software (das Sättigungs-Flag stand zu lange) und fehlende Checks der GNC-Software auf Konsistenz der Werte der IMU sowie der kombinierten Messungen von IMU und RDA: Das Messungs-Chaos durch die Schwingungen kurz nach dem Fallschirm-Entfalten hätte der GNC sonst wohl wegstecken können. Was wiederum zu diesen Versäumnissen geführt hat, deutet der gekürzte SIB-Bericht nur an: unzureichende Tests des IMU-Verhaltens und mangelnde Kommunikation zwischen dem IMU-Hersteller und dem Hauptkontraktor des EDM (die beide zudem eine mögliche IMU-Sättigung gar nicht auf dem Schirm hatten) spielten eine Rolle.

Wäre übrigens der Fehler mit dem IMU-Flag nicht gemacht worden, dann wären bei einer erfolgreichen Landung die anderen fundamentalen Probleme des Projekts – die krassere Fallschirm-Dynamik, die nicht ausreichende Fehlertoleranz der Bordsoftware und das stellenweise mangelhafte Management – vielleicht gar nicht erkannt worden. Entsprechende Lehren sollen nun gezogen werden: Der Fallschirm muss besser verstanden und das ganze Entscheidungssystem der Flugsoftware robuster werden, insbesondere mit „sanity checks“ der Daten und abgeleiteter Werte vor kritischen Schritten. Beim Lander von ExoMars 2020 wird die IMU zwar eine andere sein, aber nun weiß man genau, auf was sonst noch alles besser zu achten ist. Auch ein italienischer Press Release und Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [3:05 MESZ. NACHTRAG: die ganze Geschichte noch mal, mit neuen Details zur fatalen saturation flag persistence]

Das James Webb Space Telescope im Clean Room des JSC in Houston, wo es noch einen Kältetest über sich ergehen lassen muss; auch ein Workshop zur Planung von Beobachtungen mit dem großen IR-Satelliten, dessen Start weiterhin für Oktober 2018 geplant ist – und vor 8 Jahren und 1 Tag landete die Atlantis nach der letzten Hubble Servicing Mission: Der inzwischen 27 Jahre im Orbit befindliche Satellit wurde in so gutem Zustand hinterlassen, dass er immer noch tadellos arbeitet. Derweil hat Gaia exklusive Daten des Release 2 rausgerückt, um die Beobachtung von drei Sternbedeckungen zu unterstützen.

So soll der – immer noch namenlose – NASA-Marsrover aussehen, der im Juli oder August 2020 starten soll. Auch eine Beschleunigung der Mission zu Psyche (Start 1 Jahr, Ankunft am Asteroiden 4 Jahre früher), noch mehr JunoCam-Verarbeitungen durch Fans hier, hier und hier [NACHTRAG: und hier] – und was Cassini nahe der nördlichen Sonnenwende sieht, wie der nächste Durchflug noch dichter an die Ringe heran führen wird als die bisherigen, und ein nicht ganz frischer Enceladus in Sichelgestalt.

So soll der Raumtranspoter XS-1 alias ‚Phantom Express‘ aussehen, den Boeing für die DARPA bauen soll (Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und von früher hier): Es geht um den sehr schnellen Start kleiner Satelliten. Auch ein Teleskop-Netz für Satelliten-Verfolgung, wie Amateure endlich den jüngsten Geheimsatelliten fanden, wie Galileo gegen Geisterfahrer helfen könnte, was statt der ARM gemacht werden könnte – und schon wieder neue Kosten im Zusammenhang mit dem SLS. [1:15 MESZ]

Allgemeines Live-Blog vom 21. bis 23. Mai 2017

21. Mai 2017

23. Mai

ISS EVA erfolgreich – und NASA FY 2018 Budget Request da

Die nur wenige Tage vorbereitete Reparatur an der ISS – Details hier, hier und hier – ist problemlos in 2 Stunden und 46 Minuten absolviert worden. Und der NASA Budget Request für das Fiscal Year 2018 ist bereits vor der Zeit im Web erschienen, darunter das ganze 734-Seiten-Dokument und Zusammenfassungen auf 12 Seiten und einer Seite (und schon vor Tagen waren diese 2 Seiten erschienen): Es soll ab jetzt jedes Jahr 19.1 Mrd.$ geben, diesmal mit 5.7 Mrd.$ für Wissenschaft, weitere Arbeit an einer Mission zu Europa inbegriffen (425 Mio.$), aber ohne einen Lander. Und die Asteroid Redirect Mission soll abgebrochen werden. Die nächsten Stunden gibt es jede Menge Live-Events dazu. In Neuseeland ist derweil der erste Elektron-Start abermals verschoben worden: zu viele Wolken. [17:55 MESZ] Mehr zu EVA hier und hier und zum Budget Request hier, hier, hier, hier und hier. [19:05 MESZ] Zur EVA noch dies, dies, dies, dies, dies, dies und dies, zum Budget Request (auch in anderen Forschungsfeldern und insgesamt) Slides einer Präsentation und Artikel und Statements hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, Videos von einem „virtuellen Rundgang“ durch die NASA-Zentren von Glenn, Marshall, Stennis, Armstrong, Johnson, Ames, Kennedy, Langley, Goddard und JPL – und in Neuseeland Startvorbereitungen für die Elektron, die irgendwann fliegen soll. [23:55 MESZ- Ende. NACHTRÄGE: Der Start wurde erneut verschoben (mehr und mehr), alle NASA-Zentren-Clips auf einer Seite vereinigt und die Lage der NASA und anderer Behörden (mehr) nach dem Budget Request]


22. Mai

Der Einbruch von Boyajians Stern ist erst einmal zuende

Das zeigt jedenfalls diese Lichtkurve von drei Teleskopen, während die Amateur-Lichtkurve noch nicht wieder ganz auf den Ursprungstrend zurückgekehrt ist. Die Beobachter bleiben jedenfalls alert, denn es könnte ja sein, dass noch was nachkommt. Aber angesichts der völlig untypischen Lichtkurve des Sterns verbieten sind Prognosen. [NACHTRAG: ein Spektrum während des Minimums zur freien Verwendung.]

Die abnehmende Mondsichel heute früh bei der Venus von diesem Blogger aufgenommen: weitere Bilder aus Deutschland, dem UK, Brasilien, den USA und quasi jetzt aus Neuseeland (Kontext) und Australien – morgen dann wieder in Europa wird’s doch sehr knapp [NACHTRÄGE: aber ging selbst in Slowenien und sogar Deutschland – und später an der Ost– wie West-Küste der USA – noch]. Auch die Wetterstatistik für die Ring-SoFi 2019 mit dem Oman als ungewöhnlich klarem ‚Sieger‘ und die Kometen Johnson heute, gestern (mehr und mehr) und vorgestern (mehr, mehr und mehr) und Clark heute.

Das ist der 4.2 m große Rohling für den Sekundärspiegel des E-ELT, der gerade bei Schott in Mainz gegossen wurde: der zweitgrößte Sekundärspiegel und der größe konvex geformte Spiegel überhaupt. Der 3.5-tönnige Zerodur-Block muss sich nun langsam abkühlen und kann erst nächstes Jahr – in Frankreich, auf 15 nm genau – poliert werden: Seine starke und asphärische Krümmung sind besondere Herausforderungen. Derweil wurde ein weiterer E-ELT-Kontrakt – für Systeme der Adaptiven Optik – vergeben. [23:45 MESZ]

1.07 Millionen waren bei den „Marches for Science“ dabei, die vor genau einem Monat an über 600 Orten stattfanden: Das hat eine akribische Analyse durch die Veranstalter ergeben, die bereits selbst Aufsehen erregt. Ansonsten wird viel nachgedacht, was war und was nun kommen soll: ein paar Beiträge aus Deutschland hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und international hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. [20:45 MESZ]

Juno war abermals im Jupiter-nächsten Punkt der Bahn

Und weil die Rohbilder der JunoCam reichlich kontrastarm sind, hier mal eine knackig prozessierte Version von Valmir M. de Morais: Press Releases hier und hier, Artikel hier und hier, weitere Fan-Bildverarbeitung hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier und ein früheres Pretty Picture Junos.

Nicht neu aber sehenswert: eine Animation tausender Rohbilder Cassinis, mit eigens dazu komponierter Musik – auch ein Ringlet in der Encke-Teilung und die Gewinner von ‚Cassini scientist for a day‘ 2016/17. Sowie Curiosity-Messungen der Transparenz der Mars-Atmosphäre und MMS-Messungen von Elektronen-Tanz in der Erdmagnetosphäre.

Star einer Soyuz mit einem TV-Satelliten in Französisch-Guyana: Fotos und ein Artikel. Heute keinen Start wegen zu viel Wind gibt es dagegen für die erste Elektron-Rakete in Neuseeland: weitere Artikel hier, hier, hier und hier.

Ein neues Video über das Apollo-Programm aus alten Fotos – auch die Ausstellung der geborgenen Triebwerke von einigen Saturn-V-Raketen, Interviews mit dem Astronauten Massimino und dem Kandidaten Maurer, der am liebsten gleich zum Mond fliegen würde. Und übereinstimmende chinesische wie westliche Berechnungen, dass Tiangong-1 im kommenden Herbst oder Winter abstürzen wird.

Es sind wieder einige CubeSats aus der ISS geworfen worden: mehr dazu hier und hier sowie von Pesquet erzählt und in diesem Clip erwähnt. Weitere Deployments werden aber ersteinmal verschoben – denn morgen gibt’s eine überraschende EVA, die kurzfristig anberaumt worden war, nachdem eine Relais-Box plötzlich ausfiel: mehr dazu auch hier und hier. [3:45 MESZ]


21. Mai

Die totale SoFi in exakt einem Vierteljahr … als Attraktor

für autofahrende Amerikaner: Hier sind die kürzesten Fahrtstrecken von jedem County der USA zum nächstgelegenen Punkt in der Totalitätszone eingezeichnet, farblich nach Staaten codiert – Anklicken führt zu weiteren komplexen statistischen Analysen (während es hier eine Prognose von Verkehrsstaus gibt). Die Finsternis ist bereits ein massives Medienthema, hier ein paar weitere Fundstücke … etwa zu wissenschaftlichen Projekten: eine Übersicht geplanter Beobachtungen, ein Artikel und ein Videoclip dazu, was SOHO plant, das Eclipse Ballooning Project, Press Releases dazu hier und hier und ein Artikel, ein weiteres Ballon-Projekt und gleich noch eins, das Airborne Infrared Spectrometer, alte Bomber als Instrumenten-Plattform, ein Experiment zur Radio-Ausbreitung, das MegaMovie-Projekt und ein Press Release und ein Artikel dazu, das chinesische FASOT, was SoFis für die Wissenschaft schon gebracht haben und ob man das Einstein-Experiment nachvollziehen kann.

Desweiteren 31 Mini-Grants der AAS für SoFi-Projekte, Sorgen in Sachen Sonnenenergie (mehr), Crowd Control (mehr und mehr), Müllentsorgung und krummen Geschäften (mehr, mehr und mehr), eine Briefmarke zur SoFi mit Special Effects (mehr, mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), ein 20-Minuten – und ein 3-Minuten-Film und diverse Statements über ToSoFis an sich, ein TV-Clip (mit Anmerkungen dieses Bloggers), ein 17-Minuten-Radiofeature, viele Stunden Vorträge eines Workshops, gleich noch einer, allerlei Ratschläge für Fotografen und speziell 360°-Kameras, Experimente mit Kindern, wie man den Rand der Zone berechnet, eventuelle Missverständnisse, ein Porträt von B. Tafreshi weitere Press Releases hier, hier und hier und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Weitere Link-Sammlungen zur SoFi gab es bereits bei t-1 Jahr, zu Jahresbeginn („21. August“) und bei t-1/2 Jahr („Noch ein halbes Jahr …“). [23:55 MESZ]

Tabby’s Star: So ging’s weiter mit dem Helligkeitseinbruch

Oben Photometrie des verrückten Sterns mit den LCOGT-Teleskopen und in der Mitte von einem Amateurastronomen (mit Helligkeit in V vs. Tage im Mai): Der Einbruch war definitiv nur ein sehr kleiner (und im Blauen etwas stärker als im IR), aber ganz zum Normalniveau zurückgekehrt ist die Helligkeit noch nicht. Unten schließlich aktuelle Photometrie aus mehreren Quellen – und darüber gelegt die alte Kepler-Lichtkurve eines kleinen Einbruchs: Wie in einem weiteren Live-Q&A festgestellt wurde, passt das ganz gut, sagt aber wenig über die weitere Entwicklung. Weiter sind keine Veränderungen am Sternspektrum bekannt bzw. spruchreif – und Sterne in direkter Nachbarschaft, die auch überwacht werden, zeigen keine vergleichbaren Helligkeitsschwankungen: Das ist ein wichtiger Test für die Hypothese, dass die Absorber durch den interstellaren Raum ziehen. [22:35 MESZ]

Komet C/2015 V2 (Johnson) am 17. Mai mit einem 12-Zöller von Michael Jäger aufgenommen: auch Bilder des Kometen, der mit seinen nach aktuellen Schätzungen 8.5 mag. bereits praktisch Maximalhelligkeit erreicht hat, vom 19. Mai, 18. Mai (mehr und mehr), 17. Mai, 14. Mai und 13. Mai sowie eine Feuerkugel über Neuseeland, ein Paper über UV-Sonnenbeobachtung mit der CLASP-Rakete, aktuelle Bilder des Aurora-Phänomens „Steve“ samt grünem ‚Lattenzaun‘ aus Kanada hier, hier und hier, Galaxien-Analyse mit FADO – und ein neues Blog über IR-Astronomie, dessen Autor nächste Woche mit SOFIA fliegen soll. [2:55 MESZ] Noch schöne Johnsons von gestern und vorgestern. [20:25 MESZ] Und ein Amateur-Spektrum der Supernova 2017eaw in NGC 6946, deren Helligkeit weiter bei 12.8 V hängt. [22:05 MESZ]

Es geht abwärts mit dem seltsamsten Stern im All

19. Mai 2017

Der Stern mit der kuriosen Lichtkurve und noch kurioseren Spekulationen darüber scheint nun den ersten seiner mysteriösen Helligkeitseinbrüche zu erleben, seit Astronomen wie Öffentlichkeit auf das Phänomen aufmerksam gemacht wurden: hier die aktuelle Lichtkurve ab dem 3. Mai im r‘-Band. Man darf erwarten bzw. hoffen, dass nun Helligkeitsmessungen in vielen Farben und Spektroskopie endlich aufklären können, was auf dem Stern, in der Nähe des Sterns oder im interstellaren Medium vor sich geht: Unter den zahlreichen diskutierten Möglichkeiten waren klumpige Absorber in der Sichtlinie fern des Sterns zuletzt favorisiert worden, wenn auch nicht mit großem Abstand vor all den anderen publizierten Spekulationen. Deren Stand vom letzten Sommer hatte eine lange Serie von Blog-Artikeln eines führenden Spezialisten für diesen Stern (Kapitel I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX und X) präsentiert, die auch hier zusammengefasst sind, gefolgt von einem systematischen Paper aus dem selben Haus, das die Kandidaten-Familien sortierte und hier und hier diskutiert wird.

Die interessanteste neue Erkenntnis seit dem anfänglichen Rummel Ende 2015 war gewesen, dass die Helligkeit des Sterns während Keplers gesamter Primärmission kontinuierlich gefallen war, erst langsam, dann schnell, wie auch in diesem Press Release und diesem, diesem und diesem Artikel zusammengefasst ist. Hingegen zeigen die historischen Fotoplatten der Sternwarte Sonneberg keine signifikante Helligkeitsänderung von 1934 bis 1995, und zusammen mit anderen Plattenarchiven lässt sich dieses Statement sogar für den Zeitraum 1895 bis 1995 erweitern. Ein angebliches kontinuierliches Schwächerwerden seit dem 19. Jh., das aus einer anderen Plattensammlung geschlossen worden war (und um das es geradezu erbitterten Streit gegeben hatte) spielte bei dem o.g. Ranking der Hypothesen eine gewisse Rolle, dessen Autor meint aber, dass der unbestrittene Kepler-Lichtabfall bedeutender war.

In Keplers jahrelanger Präzisions-Photometrie des Stern ließ sich aber außer diesem Trend und den kurzen Helligkeitseinbrüchen noch mehr finden: namentlich eine strenge Periode von 0.88 Tagen, in denen die Helligkeit der Quelle schwankte. Und eine leichte Verschiebung ihrer Position bei jedem der großen Einbrüche (variability-induced motion oder VIM): Das spricht für mehr als einen Stern, der hier betroffen ist, und passt zu einem „swarm of interstellar junk (comets and planetoids) crossing the line of sight to the star and its optical companions at approximately 7 mas per year“. Also ein weiteres Indiz für die interstellare Hypothese der Einbrüche. Andere Papers hatten dagegen das Verschlucken eines Planeten durch den Stern postuliert (Artikel dazu hier, hier, hier und hier) oder eine Handvoll staubige Objekte im Orbit um ihn (Artikel hier, hier und hier) – oder kuriose ‚Lawinen‘-Effekte in ihm selbst (ein Artikel). Auch ein Update vom April zur crowdfunded Überwachung, ein erneuter Beobachtungs-Aufruf der AAVSO, ein Berkeley Release zu SETI-Anstrengungen, weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, ein TED Talk, ein lebendiger TV-Bericht aus Australien, ein langer HangOut, ein langer SETI Chat – und wie die Entdeckerin ausgesprochen wird.

NACHTRAG: ein Video-Chat mit o.g. Experten – der Stern ist um 3% eingebrochen, wie diese Lichtkurve des Fairborn Observatory in Arizona zeigt. Das war die vereinbarte „Alarmstufe Rot“: Ein großes Beobachtungsprogramm mit zahlreichen Teleskopen – etwa den Kecks und Hobby-Eberly für Spektren – wurde aktiviert. Definitiv der erste Dip nach den Kepler-Messungen (die Lichtkurve ganz oben basiert übrigens auf den ‚gekauften‘ LCOGT-Messungen) und der erste, der in Echtzeit gesehen wird: Es ist gut möglich, dass dieses Wochenende die Daten aufgenommen werden, mit denen das Rätsel des Sterns gelöst werden wird! Auch eine offenbar neu analysierte Lichtkurve von Kepler mit dem Abfall seit 2009, ein möglicher spektraler Vorgänger der aktuellen Verdunklung, weitere Artikel dazu hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier – und vielleicht hier bald Updates.

NACHTRAG 2: Ein Astronomer’s Telegram zum Helligkeitseinbruch verweist auch auf ein Amateur-Projekt zur Überwachung des Sterns, von dem dieser Photometrie-Plot seit Ende 2016 stammt – es ging demnach die ganze Zeit langsam bergab, um ziemlich genau 1% pro Jahr, bis zum jetzigen plötzlichen Einbruch. Es war übrigens schon die ganze Woche „Alarmstufe Gelb“, sowohl wegen Anzeichen für kleine Einbrüche seit dem 24. April wie wegen des o.g. vagen spektroskopischen Ereignisses (das auf zirkumstellares Material hinweisen könnte): Deswegen war die Frequenz der Beobachtungen des Fairborn Obs. bereits erhöht worden. Auch ein aktuelles Bild des Sterns, die genaue Quelle der Lichtkurve aus Arizona, weitere Artikel hier (von diesem Blogger) und hier – und eine Art Vorhersage des aktuellen Einbruchs unter Annahme einer Periodizität der großen Kepler-Ereignisse …

NACHTRAG 3: Bisher sind keine deutlichen Veränderungen im Spektrum zu sehen – auch viele aktuelle Spektren selbst in diesem Thread und hier, eine Liste aktiver Observatorien, ein weiterer Beobachtungs-Aufruf, weitere Artikel hier, hier, hier, hier und hier und eine beginnende Meta-Analyse. Nach den erwähnten Amateur-Messungen ist der Einbruch vielleicht schon vorbei und war nur klein (aber da kann noch was kommen). Und zu ihrem oben gezeigten Langzeittrend teilt Huan Meng vom Steward Observatory diesem Blog mit: „Yes, we have detected long-term dimming from late 2015 to 2017 at a significant level from UV to IR with 3 independent telescopes, including two of NASA’s space telescopes, Swift and Spitzer. The dimming rate at the visible wavelengths is 1-2% per year. There are hints that the dimming rate may be variable, though our current data cannot say for sure. Anyway, the qualitative dimming trend has been confirmed with high confidence.“

Allgemeines Live-Blog vom 11. bis 17. Mai 2017

11. Mai 2017

17. Mai

Die Ringe des Saturn im Jahr 2017 gesehen von Cassini am 14. Mai, 12. Mai und 4. Mai während des Grand Finale – 4 Ringebenen-Kreuzungen sind inzwischen absolviert – und am 19. April („Propeller“ im A-Ring = die kleinen weißen Striche beiderseits der Wellen) und 3. Februar. Auch ein älteres Bild des Hexagons am Nordpol, Artikel hier und hier – und ein aktueller Vortrag zum Grand Finale.

Aus dem stammt auch dieser Titan vom 7. Mai mit einem Ausbruch heller Wolken: mehr Bilder und Verarbeitungen derselben hier, hier, hier, hier, hier und hier und Artikel hier und hier. Auch ein Paper über Seismologie auf Europa und ein passendes Instrument dazu für einen Lander auf dem Jupitermond (mehr und mehr [NACHTRAG: und ein NASA-Ruf nach Instrumenten für einen Lander]), immer noch Fortschritte von Opportunity auf dem Mars, die ersten MAVEN-Messungen der Sonneneinstrahlung auf dem Mars und wie Impakte dort Winde erzeugen, Sonnensystems-Planungen in China und den USA (mehr und mehr) – und ESA-CubeSats zum Mond (und für andere Projekte) und die NASA-Kamera für Koreas Mondorbiter. [23:55 MESZ – Ende]

So sieht das Radiointerferometer MeerKAT Messier 83

In Rot wurde eine Aufnahme mit dem wachsenden Instrument in Südafrika über das optische Bild der Spiralgalaxie (blau/grün) gelegt, die weit ausgedehnteren Wasserstoff sichtbar macht: Rosa bedeutet, dass Sterne und Gas gleichermaßen präsent sind. Auch das Radioteleskop CHIME für die FRB-Jagd, ein neues Zooniverse-Projekt, bei dem diesmal Supernovae auf Bildern des SkyMapper in Australien gesucht werden sollen, wie Amateure am Boden und JunoCam gemeinsam Aktivität auf dem Jupiter verfolgen – und der Komet Johnson am 14. Mai. [2:25 MESZ]

Start einer Black Brant IX gestern auf Wallops Island mit diversen Technologie-Tests für die NASA: weitere Fotos hier (die besten in den Kommentaren!), hier, hier und hier. Auch eine Erinnerung an den britischen Mini-Satelliten RemoveDebris, der Ende des Jahres Methoden zur Entfernung von Raumschrott testen soll, wie es zu immer neuen Verzögerungen beim SLS kam, harte Tests der GRACE Follow-On-Satelliten – und der Mini-Satellit IceCube wurde aus der ISS geworfen. [2:10 MESZ]


16. Mai

Erster Start einer „Electron“-Rakete kommende Woche

Am 21. Mai – 22. Mai Ortszeit – beginnt ein 10-tägiges Startfenster für die erste Electron-Rakete in Neuseeland, die es direkt bis in einen Orbit schaffen soll, diesmal aber noch keinen Satelliten an Bord hat; ein früher Kunde will Moon Express sein, noch im Rennen für den GLXP: Artikel hier und hier. Auch der in 1/2 Stunde geplante Start einer Falcon 9 mit Inmarsat 5, diesmal ohne Landung der 1. Stufe (die Rakete auf der Rampe und Artikel hier, hier und hier), eine Test-Panne bei Blue Origin an einem Triebwerk (mehr) – und der Suborbitalflug von Mapheus-6 mit vielen Experimenten. [0:55 MESZ] Der Falcon-Webcast hat begonnen: Um 1:21 MESZ soll es losgehen, alles ist go für den Start. [1:15 MESZ]

Der Start und die Stufentrennung waren bestens zu sehen (unten eine Aufnahme aus einiger Entfernung von Deborah Herman), jetzt coasten die Oberstufe und der Satellit in einer Parkbahn. [1:35 MESZ] Guter Transfer-Orbit nach dem 2. Burn der Oberstufe – und der Satellit ist ausgesetzt, wovon es aber keine Bilder gab. Dafür noch ein Start-Bild aus mittlerer Entfernung. [1:55 MESZ] Weitere Bilder vom Start hier und hier, eine Langzeit-Belichtung und Artikel hier und hier. [2:10 MESZ] Die Minuten des Starts und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier. [3:15 MESZ] Noch ein Foto vom Start. [4:20 MESZ. NACHTRAG: und noch einige mehr]


15. Mai

Eine Röntgenkarte des Himmels quasi für lau von XMM-Newton, die alle 30’000 Quellen zeigt, die dem ESA-Röntgensatelliten 2001 bis 2014 beim Schwenken von einem Zielobjekt zum nächsten vor sein Teleskop gerieten: 84% des Himmels sind auf diese Weise abgedeckt worden, z.T. zahlreiche Male. Die Größe der Kreise codiert die Helligkeit, die Farbe die Energie: je orange desto höher. [14:05 MESZ]

10. Supernova in NGC 6946 (auf 60°N) – aber nur 13 mag.

Direkt hell kann man die gestern von einem Amateur entdeckte SN 2017eaw in NGC 6946 nicht nennen, deren Helligkeit bei 12.6 bis 13.6 mag. liegt, aber bemerkenswert ist dreierlei: Es ist bereits die 10. SN in dieser Galaxie in 100 Jahren, was sie zur Supernova-fleißigsten überhaupt macht, es ist eine Sternexplosion des Typs II, wobei der explodierte Stern vielleicht vorher beobachtet wurde, im mittleren Infraroten von Spitzer – und die Galaxie hat eine Deklination von +60° an der Grenze von Cygnus & Cepheus, ist also gut von der Nordhalbkugel zu beobachten. Fotos hat’s z.B. hier, hier und hier sowie eine Karte der früheren SNe in der Galaxie und Artikel hier und hier. Auch die Kometen Johnson gestern und vorgestern und PANSTARRS am 9. Mai und 6. Mai, eine brasilianische Feuerkugel, ein Radioteleskop in Ghana, das erste afrikanische außerhalb der RSA – und die Lichtverschmutzung in Belgien aus dem Orbit. [13:35 MESZ. NACHTRÄGE: weitere Bilder von Galaxie & SN hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, viele Helligkeiten, ein Press Release der Uni des Entdeckers und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier und hier]


13. Mai

Das enge Galaxienpaar RAS 06076-2139, dem ein Merger nicht gelingen wird, weil sie mit 550 km/s aneinander vorbei rasen: eine Hubble-Aufnahme mit der WFC3. Auch Papers zu den ersten Resultaten von Lomonosov (es bleibt schwierig mit den kosmischen Blitzen) und der UV-Kamera auf ASTROSAT und Hintergrund-Messungen bei XMM-Newton sowie das milliardste Gamma-Quant für LAT auf Fermi, die Ankunft des JWST am JSC, die Problematik mit WFIRST und die Vision von LUVOIR. [23:55 MESZ]

Erstflug des SLS frühestes 2019 – und keiner in der Orion

Nach einem Vierteljahr Überlegungen, ob nicht bereits beim Erstflug (EM-1) der neuen Riesenrakete SLS Astronauten in der Orion-Kapsel darauf sitzen könnten und nicht erst bei EM-2 ist die NASA zu einem klaren Schluss gekommen: „NASA determined it is technically capable of launching crew on EM-1, but after evaluating cost, risk and technical factors in a project of this magnitude, it would be difficult to accommodate changes needed to add crew at this point in mission planning. The effort confirmed that the baseline plan to fly EM-1 without crew is still the best approach to enable humans to move sustainably beyond low Earth orbit.“ Ach ja, und EM-1 rutscht auf (man darf wohl hinzufügen: frühestens) 2019: Es hakt an allen möglichen Stellen – mehr hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie der hartnäckige Glaube an Menschen auf dem Mars in den 2030-er Jahren, eine erfolgreiche Labor-Erzeugung der Strahlung im Weltraum, die Mensch & Technik bedroht, die 200. EVA an der ISS, die trotz Problemen gestern absolviert wurde (mehr, mehr, mehr, mehr und mehr), das russische Nauka-Modul vielleicht 2018 und eine angestrebte hohe Startrate von SpaceX. [0:50 MESZ] Die EVA, EM-1-Entscheidung und Mars-Visionen auch in This Week @ NASA. [1:15 MESZ] Und noch ein EM-1-Artikel. [2:00 MESZ]


12. Mai

Warum die Hubble-Konstante 73 km/s/Mpc ist: ein dichter Vortrag von Adam Riess vor wenigen Stunden über sein berühmtes Paper von vor einem Jahr, zu dem es hier (3. Item von unten) viele Links gibt. [0:45 MESZ. NACHTRAG: ein anderer Riess-Vortrag zum Thema]


11. Mai

Kanadischer Mini-Satellit mit Drag-Sail: Es funktioniert!

Der letzten September gestartete CubeSat CanX-7 (unten) hat am 5. Mai ein kleines Segel entfaltet – und schon spürt er eine verblüffend starke Bremswirkung in der Atmosphäre! Der Abstieg und das Ende des kleinen Satelliten können über den Twitter-Feed des Erbauers verfolgt werden. Ein sehr ähnlicher deutscher Studenten-Satellit ist noch am Boden (mit einem PSLV-Start je nach Quelle zwischen dem 25. Mai und irgendwann im Juli), aber es gibt nun eine detaillierte Bauanleitung für Empfänger seiner Beacon-Signale. Drag-Sail-Demonstrationen im Orbit waren zuvor mit dem NanoSail-D2 und dem LightSat – bei einer ziemlich chaotischen Mission – gelungen. Auch der für 2021 geplante petitSat der NASA zur Ionosphären-Forschung, eine Testzündung des Cores der 1. Falcon Heavy, der sie dem Erstflug näher bringt, eine Testzündung auch der nächsten Falcon 9, wie sich Cygnus & Antares als ISS-Versorger rechnen, die Auswahl dreier Studenten-Experimente für Gersts nächsten ISS-Flug (zwei davon Simulationen zur Planetenforschung; mehr, mehr und mehr), was für „Kultur“ auf der ISS konsumiert wird (letztens der Film „Life“, wo es der ISS-Crew schlecht ergeht) – und ein Gespräch mit George Diller, dem langjährigen KSC-Startkommentator. [23:45 MESZ]

Australien will ein bisschen ESO-Mitgliedschaft

9. Mai 2017

Nach monatelangen Geheimverhandlungen, von denen auch die meisten australischen Astronomen nichts wussten, wurde heute mit dem Haushalt 2017 die Katze aus dem Sack gelassen: Australien will ab 2018 ein „strategischer Partner“ der Europäischen Südsternwarte in Chile werden. Das soll zunächst 10 Jahre so bleiben, mit der Option auf eine anschließende Voll-Mitgliedschaft. Bis dahin haben Australiens Astronomen – die insgesamt 12 Mio. Aussie-Dollars jährlich erwarten dürfen – Zugang zu den Teleskopen auf dem Cerro Paranal und La Silla aber nicht ALMA und E-ELT: An der Stelle des letzteren Großteleskops ist Australien am Giant Magellan Telescope beteiligt, das ebenfalls um 2024 First Light haben soll. (Und radioteleskopisch ist Australien ein wesentlicher Gastgeber des SKA.) Die ESO freut sich über den neuen Partner, der in einigen Sektoren der Instrumententechnik Spitze ist, der ESO-Rat muss aber noch zustimmen [NACHTRAG: ein ANU Release]. Auch 125 Jahre Astronomical Society of South Australia , ein neues 1-m-Teleskop in Südafrika, eine Galerie von Großteleskopen – und das frühe Ende des Ballon-Fluges EUSO-SPB.

Ein nah-infrarotes Spektrum des Asteroiden 2014 JO25 mit der IRTF während seiner Erdnähe im April gewonnen: Zwei breite Absorptionsfeatures bei 1 und 2 µm weisen ihn als S-Typ aus, wie Toutatis und Itokawa, die von chinesischen bzw. japanischen Raumsonden besuchten Kleinplaneten. Und die Auswertung der Radar-‚Aufnahmen‘ [NACHTRÄGE: hier und hier eine weitere Animation] hat inzwischen ergeben, dass der NEO 1 km lang und an der dicksten Stelle 600 m breit ist und aus zwei Komponenten besteht, von denen eine 60% größer als die andere ist – eine genaue Rekonstruktion der dreidimensionalen Gestalt dauert aber noch, da Delay-Doppler-Daten ja keine richtigen Bilder sind. Die Rotationsperiode von 4.5 Stunden ist für einen solchen Kontakt-Doppelkörper übrigens sehr schnell: Noch etwas mehr, und er würde zerrissen. Auch die Plausibilität von Meteoriten von den Marsmonden, deren geringe Schwerkraft den Abflug erleichtern würde, die Kometen PANSTARRS (G. Rhemann) und 73P heute und Johnson [NACHTRAG: wo er lang fliegt] am 5. Mai – und Radioechos von den Eta-Aquariden, wie sie in Radebeul aufgezeichnet wurden.

Bürgerforscher haben ihren ersten Braunen Zwerg gefunden

Bei dem Zooniverse-Projekt „Backyard Worlds: Planet 9“ werden den Betrachtern – bisher waren es über 75’000! – speziell aufbereitete Videoschnipsel vorgeführt, die aus Bildern der erweiterten infraroten Himmelsdurchmusterung mit dem Satelliten WISE erzeugt wurden: Gesucht werden in den extrem verrauschten Filmchen sich langsam bewegende Objekte, die große Körper am Rand des Sonnensystems oder aber (sub)stellare kleine Körper in der Nähe der Sonne sein könnten. Vergangene Nacht wurde das erste formelle Paper mit einer Entdeckung verbreitet: ein Brauner Zwerg des wahrscheinlichen Spektraltyps T5.5 in 110 Lichtjahren Entfernung und ansonsten ohne Besonderheiten. Bemerkenswert ist hingegen seine geringe Helligkeit am Himmel: deutlich unterhalb der Schwellen, die bisher zwei automatische Suchprogramme erreichten. Des Bürgers Auge konnte also wieder einmal mehr als der Computer, und die Hochrechnung ist günstig: Backyard Worlds sollte insgesamt rund 100 L-Zwerge (davon 40 neue), 200 T-Zwerge (75 neue) und 20 Y-Zwerge (jeder 3. neu) einfahren. Auch eine Art Zwischenbilanz der „Planet Neun“-Propheten, deren Optimismus noch gestiegen ist, wie Amateurastronomen hochauflösende Sonnenfotos schaffen, die Modellierung ‚getarnter‘ CMEs, Venus-Beobachtung mit dem Arecibo-Radar, ein hoch vergrößertes Video einer Bedeckung des Doppelsterns Porrima durch den Mond, eine Art Mini-Doku über den neuseeländischen Aurora-Flug vom März – und warum der Übergang zu komplettem Open Access im wissenschaftlichen Publizieren immer noch hakt, wo doch alles technisch so einfach wäre. NACHTRAG: ein später NASA Release und ein früherer vom AMNH sowie ein Backyard Worlds Blog-Artikel zum Braunen Zwerg.

Allgemeines Live-Blog vom 3. bis 5. Mai 2017

3. Mai 2017

5. Mai

Abell 370: Hubbles „Frontier Fields“ sind alle im Kasten

Mit der sehr ‚tiefen‘ Beobachtung dieses Galaxienhaufens und der von ihm gelinsten Hintergrundgalaxien (mehr, mehr und mehr, ein Video und Artikel hier und hier) ist das Projekt abgeschlossen: Bei dem umfangreichen Programm („Das Zentrum des ersten …“) – 560 Orbits, 630 Stunden Belichtungen – wurden die insgesamt 6 Haufen wie Teleskope eingesetzt, um in den jungen Kosmos zu schauen. Und das Teleskop des Weltraumobservatoriums CHEOPS – für Exoplaneten-Untersuchungen – ist in Bern angekommen.

Eine Fan-Verarbeitung eines Juno-Bilds vom Jupiter vom letzten Dezember, die auch NASA und SwRI gefällt – der Jupiter-Orbiter hat aber noch viel mehr geleistet. Auch das erste Farbbild der Landestelle von Opportunity aus dem Orbit, wie nämlicher Rover letztens Phobos halb vor der Sonne filmte, zwei Kameras auf Akatsuki sind außer Betrieb, aber mehrere auf dem Venus-Orbiter arbeiten noch – und ein Mosaik mit zahlreichen geostationären Satelliten am Himmel. [23:55 MESZ – Ende]

Und wieder einmal startet eine Ariane 5, wenn auch dieses Mal – vor 10 Minuten – um 79 Minuten verspätet und deshalb im Dunkeln statt Hellen: Dadurch waren die Abwürfe von Boostern und Nutzlastverkleidung gut zu verfolgen. [0:00 MESZ] Die ersten Minuten des Starts, mit beiden Abwürfen. Beide Satelliten wurden abgeliefert – auch das Team des 1. darf nun jubeln. [0:30 MESZ]

Ein pretty picture vom Start, Arianespace und ESA Releases und Artikel hier, hier und hier. Der nächste Start soll heute um 13:27 MESZ mit einem GSLV in Indien erfolgen: Artikel hier, hier, hier, hier und hier. Und um 20:25 MESZ soll eine Höhenforschungsrakete das Rapid Acquisition Imaging Spectrograph Experiment (RAISE) zur Sonnenforschung starten. [3:45 MESZ]

Der Start des GSLV mit dem panasiatischen Satelliten: weitere Bilder, ein Videoclip mit Bildern von Kameras an Bord und Artikel hier, hier, hier und hier. [19:35 MESZ. NACHTRAG: ein ISRO Release und weitere Artikel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier] Und RAISE flog auch, nun zum 3. Mal. [22:35 MESZ]


4. Mai

Und die Rohbilder – der Ringe – von Cassini sprudeln wieder

z.B. über diesen Twitter-Feed: Diese Aufnahmen entstanden (von oben) am 2. Mai um 8:52 und 3. Mai um 4:05 und 4:12 MESZ. Vom 1. Mai gibt es auch neue Rhea-Bilder und vom 2. Mai einen fernen Epimetheus. [6:30 MESZ]

Und noch ein Ring-Bild von 3. Mai um 6:02 MESZ. Auch eine rohe Animation, die zeigt, wie sich Cassini der Ring-Ebene nähert – und ein ferner Titan ist auch gekommen. [6:40 MESZ] Eine Farbversion und Animationen hier und hier aus obiger Perspektive, d.h. nach der Ebenen-Querung. [15:35 MESZ] Eine andere Farb-Version, Artikel hier und hier und ESA und ASI Releases. [23:35 MESZ]

Ein ungewöhnliches Milchstraßen-Video aus einem Flugzeug, genauer gesagt dem Cockpit – moderne Kameras machen’s möglich. Auch wie der Himmel über La Palma geschützt wurde, die Kometen Johnson am 3. Mai, 1. Mai (mehr, mehr, mehr und mehr), 30. April (mehr und mehr), 29. April (mehr) und 27. April, PANSTARRS am 2. Mai, Lovejoy am 30. April, 41P am 1. Mai (mehr und mehr), 30. April und 29. April und 45P am 1. Mai, was von 2014 JO25 gelernt werden konnte, das verfrühte Ende des UHECR-Ballon-Fluges, ein Upgrade für das Interferometer NPOI – und der Radioastronom Harold Weaver ist gestorben, mit 99. [3:55 MESZ]


3. Mai

Cassini überstand auch den 2. Flug innerhalb der Ringe

gestern, jedenfalls hat sich der Saturnorbiter heute planmäßig wieder gemeldet. Wie die Messungen während der ersten Passage zwischen Ringsystem und Planet am 26. April gezeigt haben, gibt es dort nur sehr wenig Staub (oben Daten des Radio and Plasma Wave Science-Instruments im Vergleich zu einem früheren Stoß durch den deutlich zu spürenden Janus-Epimetheus-Ring): Nur eine Handvoll von Einschlägen µm-großer Partikel sind überhaupt nachweisbar. Deswegen braucht nun die Hauptantenne nicht mehr als Schutzschild verwendet zu werden, und Cassini kann eine für wissenschaftliche Messungen günstigere Lage einnehmen, wenn es wieder durch die Ringebene geht: auch Artikel hier, hier und hier sowie ein Zeitraffer vom F-Ring, der Sirius hinter den Ringen, Überlegungen zu echten & falschen Farben und ein früheres Bild von Enceladus‚ Norden. Sowie eine Art Verkehrsstau am Mars (zu viel für’s Deep Space Network), Interesse der NASA an kommerziellen Mond-Landern, die Vermessung der Erde mit LAGEOS, ein Instrument für MetOp, das Spitzer Space Telescope ist 5000 Tage in Betrieb – und das JWST verlässt nun Goddard und tritt eine Reise nach Texas an.

Ein neues Zeitraffer-Video von der ISS, gerne auch mit sehr hoher Auflösung, ein Kandidat für ein Studenten-Experiment für die Station und neue Bilder von der letzten Cygnus-Ankunft. Auch die Essenz des 2017-er NASA-Budgets, wie der Mond als ‚Gateway‘ für das astronautische Programm der USA dienen könnte, der Roll-Out der Ariane, die morgen endlich starten soll [NACHTRAG: mehr Bilder], der erste Teststart einer Vector-R-Rakete für Mini-Satelliten, der erste ‚Feather‘-Test bei einem Freiflug des neuen SpaceShipTwo offenbar ohne Probleme, die Versenkung der alten Iridium-Satelliten (die neuen machen übrigens keine Flares mehr) – und wer so alles zu Alpha Centauri aufbrechen möchte. [23:55 MESZ. NACHTRÄGE: eine neue Animation der Nahaufnahmen Saturns vom 26. April, eine Zusammenfassung der Lage bisher von diesem Blogger – und am 5. Mai um 4:00 MESZ gibt’s ein Briefing]

Antikythera-Mechanismus: Stand der Forschung

2. Mai 2017

Der über 2100 Jahre alte Bronzeapparat, der 1900 vor der griechischen Insel Antikythera in einem Schiffswrack gefunden wurde, ist neuerdings wieder Gegenstand intensiver Forschung (siehe z.B. ISAN 28-3 oder auch hier, „Schon wieder eine neue Antikythera-Hypothese …“) – und den neuesten Stand präsentierte heute Ιωάννης-Χιου Σειραδάκης von der Universität Θεσσαλονίκη, ein führendes Mitglied im Antikythera Mechanism Research Project, in einem anderthalbstündigen Vortrag im Deutschen Museum Bonn: Viele Slides gibt es hier, und unter den Thumbnails hier liegt jeweils eine größere Version.

Der in 82 Fragmenten geborgene Apparat bestand aus über drei Dutzend Zahnrädern, und wenn man einen Drehknopf – nach neuester Analyse vorne drauf und nicht an der Seite – bediente, drehten sich Zeiger auf Skalen auf Vorder- wie Rückseite, die parallel eine ganze Reihe von astronomischen Angaben lieferten. Wieviele insgesamt, ist immer noch nicht klar, es werden immer neue Untermechanismen entdeckt.

Besonders clever sind dabei die – möglicherweise erst später hinzu gefügten – Anzeigen auf der Rückseite, mit denen Sonnen- und Mondfinsternisse mit ziemlicher Präzision vorhergesagt werden können. Selbst dass sich SoFis erst nach drei Saros-Zyklen à 18 Jahren wieder ungefähr am selben Ort wiederholen, wurde eingebaut …

… und mit einem cleveren Stift-Mechanismus zwischen zwei Zahnrädern übereinander der ungleichmäßige Lauf des Mondes am Himmel realisiert.

Die aktuelle Rekonstruktion des Zahnradsystems von der Seite: Die meisten wurden zumindest in Fragmenten tatsächlich gefunden, die Anwesenheit von ein paar weiteren ergibt sich zwingend aus dem Kontext, etwa vorhandenen Zeigern. Das hier – vielleicht für ein Didaktik-Werkzeug – umgesetzte astronomische Wissen ist alles in der damaligen Literatur belegt und auch, dass die Technik der Metallverarbeitung weit genug entwickelt war. Trotzdem ist der Antikythera-Mechanismus weiter ein absolutes Unikat – aber Seiradakis ist sich praktisch sicher, dass noch mehr Exemplare in anderen Wracks der Hebung harren. Und hier noch die neueste Entdeckung in einem Röntgenbild, eine mutmaßliche Kurvenscheibe – mit der offensichtlich ziemlich exakt für ein weiteres (verschollenes) Anzeigesystem die Zeitgleichung dargestellt wurde: