Archive for the ‘Weltraumobservatorien’ Category

Nachrichten aus der Astrophysik kompakt

25. August 2010

NJIT und Ciel & Espace

Ein Sonnenfleck mit ~80 km Auflösung vom neuesten Sonnenteleskop, dem NST (siehe ISAN 96-8) des Big Bear Solar Observatory: Eine erste Adaptive Optik mit ’nur‘ 97 Aktuatoren hat hier die Luftunruhe ausgeschaltet; 2011 wird ein System mit 394 Stempeln unter einem biegsamen Spiegel eingesetzt.

Die Außenbezirke des Ringnebels, siehe auch ISAN 97-6: hier mal mit dem Isaac Newton Telescope auf La Palma im Licht von H-Alpha, O III und S II.

Der Galaxienhaufen CLG J02182-05102 mit z=1.6 in einer kombinierten Aufnahme des Subaru-Teleskops (700 nm = blau) und des Spitzer-Satelliten (4.5 und 24 µm = grün & rot): Bei den „grünen und roten“ Galaxien findet noch viel Sternentstehung statt, auch im Zentrum des – auch aus diesem und diesem Press Release bekannten – Haufens statt, wo in jüngerer Zeit alte Sterne dominieren.

Sitzt der fernste Quasar in einem Proto-Galaxienhaufen?

Sieben Lyman-Break-Galaxien sitzen am Himmel in der Nähe des fernsten bekannten Quasars (mit z=6.4 Rotverschiebung), während anderswo in einem gleich großen Feld nur eine zu finden ist. Leider gibt es noch keine Spektren, die zeigen würden, ob die Galaxien gleich weit entfernt sind und damit zu dem Quasar gehören, aber verdächtig ist die Häufung schon. Und die Galaxien scheinen einen Ring um den Quasar zu bilden: Vielleicht unterdrückt er ihre Entstehung in seiner Nähe? (Utsumi & al., Preprint 4.8.2010)

Tiefste Himmelsdurchmusterung in harter Röntgenstrahlung abgeschlossen: Dank neuer Datenverarbeitung gibt es nun vom ESA-Satelliten INTEGRAL die tiefste Himmelskarte bei Energien von 17 bis 60 keV; Massenweise unbekannte Quellen sind zu erkennen. (ESA Science Release 11.8.2010)

Gammastrahlung während einer Nova-Explosion

hat der Fermi-Satellit während eines Ausbruchs des symbiotischen Doppelsterns V407 Cygni im März gesehen: mit 1-10 GeV, während man sonst höchstens Röntgenstrahlung von derlei thermonuklearen Explosionen auf der Oberfläche eines Weißen Zwergs kannte. Da hat wohl die Nova-Schale mit dem umgebenden Gas (vom Partner, einem Roten Riesen und Mira-Stern) wechselgewirkt. (Fermi-LAT Colloab., Science 329 [13.8.2010] 817-21; NASA Release, Uni Innsbruck PM 12., NRL Release 23.8.2010) NACHTRAG: Dann müsst’s auch Neutrinos mit hoher Energie geben, die nachweisbar wären.

Der 24. Sonnenfleckenzyklus begann um den 6. November 2008, womit der 23. mit 12.6 Jahren relativ lang war: Das schließen bulgarische Astronomen aus vier verschiedenen Messreihen solarer Daten. Und aus dem langsamen Anstieg der Aktivität seither folgern sie( anhand einer ziemlich verrauschten Korrelation), dass das kommende Maximum mit einer mittleren Fleckenzahl um 70 besonders mau ausfallen wird. (Komitov & al., Preprint 2.8.2010)

Ein Exoplanet mit schrumpfender Bahn?

Die Umlaufsperiode des Transitplaneten OGLE-TR-113b scheint um 60±15 Millisekunden pro Jahr abzunehmen: Entweder zieht da ein anderer (unbekannter) Planet mit langer Periode an ihm – oder aber die Bahn schrumpft, weil ihr Gezeiteneffekte mit der Stern Energie entziehen. So etwas gilt bei sternnahen Planeten wie diesem als denkbar, wurde aber noch nie direkt beobachtet. (Adams & al., Preprint 10.8.2010)

Neue Verwirrung um TMR-1C: Jenes schwache Himmelsobjekt, das die NASA 1998 allzu forsch als „erstes Bild eines extrasolaren (Ex-)Planeten“ anpries, bevor es 2000 zu einem Stern im Hintergrund erklärt wurde, ist möglicherweise doch ein planetarer Körper – aber das Spektrum macht immer noch keinen rechten Sinn. (Petr-Gotzens & al., Preprint 29.7., Rias & Martin, Preprint 6., Science News 12.8.2010) NACHTRAG: noch ein Artikel über die beiden Papers. NACHTRAG 2: und noch einer vom selben Autor.

Sieben aktuelle kosmische Impressionen

23. August 2010

Der Galaxienhaufen MACS J0717.5+3745 aus Hubbles Sicht, aufgenommen während der Massive Cluster Survey – manche Deformationen durch Gravitationslinsung ist zu erkennen.

Ein Röntgenbild der Galaxie M 87 von Chandra, das ihren bipolaren Ausfluss zeigt – und Schockwellen im umgebenden intergalaktischen Gas. Dieselbe Physik, die auch in der Aschewolke eines gewissen Vulkans (letzter Absatz) zu sehen war.

Der Kugelsternhaufen Omega Centauri aus der Sicht von WISE bei 3.4 bis 12 m – heute gilt es als weitgehend sicher, dass es sich in Wirklichkeit um die Kernregion einer ehemaligen Zwerggalaxie handelt.

Die Umgebung des Sterns GL 490 in einem Bild von Spitzer & 2MASS, der großen IR-Himmelsdurchmusterung vom Boden aus (2.2 µm); PAHs sorgen für den Nebel. Die Spitzer-Daten (aus der neuen Durchmusterung GLIMPSE360) bei 3.6 & 4.5 µm stammen bereits aus der warmen Phase des Satellitenbetriebs. NACHTRAG: ein PR der IA State Univ. dazu.

Die galaktische Ebene im Adler aus Sicht Herschels bei 70 bis 250 µm: Alle jungen Sterne werden so sichtbar gemacht.

Der Tycho-Supernovarest – und mehr – von WISE gesehen: Rechts sitzt das Sternentstehungsgebiet Sharpless 175.

Das Magnetfeld der Sonne am 20. August auf einem SDO-Bild eingezeichnet: Der Verlauf der Feldlinien wurde anhand von Daten des Helioseismic and Magnetic Imagers auf demselben Satelliten rekonstruiert.

13 ziemliche aktuelle Bilder für Freitag, den 13.

13. August 2010

Sieben Schüsseln stehen schon auf dem ALMA-Plateau in Nordchile – und demnächst werden es schon 66 sein, die dann das größte Radiointerferometer der Welt („Schon fünf ALMA-Antennen …“) bilden werden. NACHTRAG: die NRAO e-News zum Stand des ALMA-Baus.

Fächer-artige Strukturen im F-Ring des Saturn werden wohl überwiegend durch die Schwerkraft des Mondes Prometheus verursacht, aber der schmale Ring ist so dicht, dass durch Eigengravitation auch kompakte Staubklumpen zusammen finden können. Die Lage des Rings nahe der Roche-Grenze bietet solchen Schneebällen gute Überlebenschancen.

Der Tarantel-Nebel in der LMC aus Sicht von VISTA, aufgenommen während der VISTA Magellanic Cloud survey: einer von sechs großen Nah-IR-Durchmusterungen am Südhimmel, die den Großteil der ersten 5 Jahre Betrieb des neuen ESO-Teleskops beanspruchen.

Der Sternhaufen NGC 3603 im Sternbild Carina in einer Aufnahme der neuen Hubble-Kamera WFC 3: Hier gibt es einige der massereichsten bekannten Sterne.

Die Starburst-Galaxie Haro 11 (vermutlich das Produkt einer Verschmelzung) in einer kombinierten Aufnahme von VLT und HST: 20 Sonnenmassen Gas pro Jahr werden hier in Sterne umgewandelt; 200 individuelle Sternhaufen wurden identifiziert.

Ein Sternentstehungsgebiet bei M 17, in dem man noch keine Sterne sehen kann, ist M17SWex (Ellipse rechts) auf dieser Aufnahme des Spitzer-Teleskops: Es hat dort zwar im IR warmen Staub gefunden, den 488 Sterne erwärmen, aber kurioserweise fehlen O-Sterne völlig – vielleicht brauchen die länger oder einen äußeren Anstoß, um sich zu bilden?

Der Sternhaufen AFGL 490 in Camelopardalis ist nur im Infraroten – hier von WISE – zu erkennen, während er im Sichtbaren hinter dichtem Staub versteckt ist.

Der Protoplanetare Nebel um den Stern IRAS 19475+3119 aus Hubble-Sicht: Vermutlich sorgt der sterbende Sterne mit Jets für die kuriose Form der Gashülle – wobei hier zwei längliche bipolare Blasen in einem Winkel zueinander entstanden sind.

Die Kleine Magellansche Wolke bei 3 bis 22 µm Wellenlänge von WISE aufgenommen: offenkundig eine Irreguläre Galaxie („Die Kleine …“). Allerdings mit Strichspuren zweier Erdsatelliten – die selbst einen Astrosatelliten ärgern können.

Kuriose Staubstrukturen im Zentrum der Elliptischen Galaxie NGC 4696 auf einem Bild, das mit zwei verschiedenen Hubble-Kameras entstand – die seltsame Form ist wohl ein Relikt der Galaxien-Kollision, bei der die Elliptische entstand.

Galaxien-Kollision extra-bunt … Hier wurden Aufnahmen der berühmten „Antennen“ im Röntgenlicht (Chandra), sichtbaren (Hubble) und IR (Spitzer) kombiniert: Die drei Satelliten betonen heißes Gas bzw. alte und neu entstandene Sterne bzw. warmen Staub, den letztere aufheizen.

Die Galaxie NGC 4911 im Coma-Haufen mit ausgeprägten Staub- und Gas-Strukturen: Mit diversen Nachbarn (hier nicht alle gezeigt) erlebt sie starke Schwerkrafteffekte.

Die erste Gesamtkarte des Himmel vom Satelliten Planck von 30 to 857 GHz zeigt im Wesentlichen „Vordergrund“ und die eigentliche Mikrowellen-Hintergrundstrahlung, um die es geht, nur in hohen galaktischen Breiten angedeutet. Aber dank seiner vielen Messfrequenzen wird sich alles, was nicht dazu gehört, modellieren und wegrechnen lassen – und dann wird die Hintergrundstrahlung vom gesamten Himmel eine Menge Kosmologie verraten. Aber das wird noch bis Ende 2012 dauern.

Sieben aktuelle kosmische Ansichten

2. Juli 2010

Der Planetarische Nebel NGC 6326 in einer Hubble-Aufnahme – die noch mit der vor einem Jahr ausgebauten Kamera WFPC2 entstand aber erst jetzt präsentiert wurde.

Ein Nebel um den Wolf-Rayet-Stern V385 Carinae, gesehen vom IR-Satelliten WISE: Nur bei 22 µm, rot eingefärbt, macht sich der hohle Nebel, den der Wind des 35-Sonnenmassen-Sterns geblasen hat, durch Emission ionisierten Sauerstoffs bemerkbar, bei kürzeren Wellenlängen (grün & blau dargestellt) nicht.

Nebulöses um den Stern R Coronae Australis, gesehen mit dem 2.2-m-Teleskop der ESO und dem Wide Field Imager im sichtbaren Licht: Sowohl Emissions- wie auf Reflexionsnebels sind hier vorhanden. Von der spannenden Gegend gibt’s auch ein älteres WFI-Bild – und eine neue Amateur-Aufnahme.

Die Sculptor-Galaxie NGC 253, gesehen vom neuen VISTA-Teleskop der ESO, im Infraroten, das besser den Staub durchdringt.

Ein Ausschnitt aus der Spiralgalaxie NGC 3628, die mit M 65 und M66 das Leo-Triplet bildet: Das VLT-FORS2-Bild deutet den ‚erdnussförmigen Bulge‘ an, der die Galaxie in den Atlas of Peculiar Galaxies brachte.

Die kleine Spiralgalaxie NGC 2758 auf einem Bild der ACS des HST: Vor allem die blauen Sterne in ihren locker gewundenen Spiralarmen fallen auf.

Ein „Schweif“ hinter der Galaxie IC 3418 ist nur für das ultraviolette Auge des Satelliten GALEX zu erkennen – im sichtbaren Licht ist da nichts. Der sternreiche Schweif entstand, als die Galaxie durch den Virgo-Haufen stürzte.

Nachrichten aus der Weltraumforschung kompakt

1. Juli 2010

Der Marsrover Opportunity sieht den Rand des Kraters Endeavour immer deutlicher, und man hat bereits mit der Taufe einzelner Features am Kraterrand begonnen, nachdem ein Superresolution-Bild neue Details des 13 km entfernten Randes enthüllt hat.

Eins von vier Reaktionsrädern auf Dawn macht Ärger

und wurde am 17. Juni automatisch abgeschaltet, nachdem die Reibung zu stark geworden war. Die anderen drei arbeiten einwandfrei, und den Besuchen von Vesta und Ceres soll nichts im Wege stehen – schließlich werden nur 3 benötigt. Die Reaktionsräder, die zur räumlichen Ausrichtung der Sonde dienen, waren am 15. Juni nach dem Upload neuer Software hochgefahren worden. (Dawn Journal 27., Mission Status Update 29., AW&ST Blog 30.6.2010. Auch Novosti zu internationalen Gesprächen über Asteroidenabwehr und frühere – bizarre/fehlerreiche – Artikel von Evangelisch, Neues Deutschland, Allgemeine Zeitung (Windhoek) und Bayr. Rundfunk zu Asteroiden-Ängsten sowie der Spiegel zum Projekt Asteroid Finder)

Voyager 2 ist jetzt 12’000 Tage unterwegs, fast 33 Jahre, hat über 21 Mrd. km im Sonnensystem zurückgelegt und ist 14 Mrd. km von der Sonne entfernt – nur Voyager 1 ist noch weiter, da diese Sonde (die kurz nach Voyager 2 startete) keinen Umweg über den Saturn machte. (JPL Release 28.6., New Scientist Gallery 1.7.2010. Auch BBC zur geplanten Jupiter/Europa-Mission)

Astrometrie-Satellit Gaia in ernsten Schwierigkeiten

Die Positionen, Parallaxen und Eigenbewegungen von einer Milliarden Sternen in der Milchstraße soll der ESA-Satellit messen, dessen Start für 2012 vorgesehen ist – aber die Ingenieure mühen sich noch immer, ein fundamentales Problem mit den CCDs seiner Kameras anzugehen: Einschläge energiereicher Protonen von der Sonne, die solche Detektoren normalerweise abkönnen, können den Ausleseprozess der Sternbilder in einer Weise sabotieren, dass es nichts mit der angestrebten Positionsgenauigkeit weit jenseits von Hipparcos wird. Das Problem (das ein aktueller ESA Press Release nur beiläufig streift) ist schon seit einem Jahrzehnt bekannt und hat im Projekt schon zu erheblichem Ärger geführt – prinzipielle Gegenmaßnahmen scheinen unmöglich, und ob man des Problems durch Kalibrationsmaßnahmen Herr werden kann, zeigt sich vielleicht erst nach dem Start. (ESA Release 29., Physics World 30.6., Nature Blog 1.7.2010) NACHTRAG: Die UKSA sagt nix.

Eine neuerliche Startverschiebung des James Webb Space Telescope auf Oktober 2014 dürften weitere Tests verursachen, die das JWST Standing Review Board im April empfohlen hat – und es könnte sich sogar noch länger hin ziehen, wenn die NASA nicht mehr als die z.Z. für 2011 vorgesehen 445 Mio.$ für das 5-Mrd.$-Weltraumteleskop freigibt … (Space News 14.5.2010. Auch ein großer AW&ST-Artikel, Bilder von ISIM-Tests und NIRSpec – und ein Zeitrafferfilm vom Aufbau eines JWST-Modells im Central Park in New York) NACHTRAG: Und das JWST wird wohl schon wieder teurer – bloß um wieviel?

Impressionen aus der Raumfahrt kompakt

26. Juni 2010

TanDEM-X hat schon die ersten Radarbilder geliefert, nur etwas mehr als drei Tage nach dem Start! Oben Berge auf Madagaskar, unten ein Stausee in der Ukraine, dazwischen feiernde Wissenschaftler am Nachmittag des 24. Juni mit ersten Ausdrucken. „Damit haben wir den Weltrekord bei der Erstellung von Satellitenbildern gebrochen“, sagt ein Projektleiter – jetzt wird der neue Satellit („Pünktlicher Start …“) erst einmal ausgiebig getestet, bevor im Oktober der Formationsflug mit TerraSAR-X in nur 200 m Abstand beginnt. Mit ersten 3D-Bildern durch das Satelliten-Paar im interferometrischen Modus wird im Januar 2011 gerechnet: „Dann beginnen wir mit der Vermessung der gesamten Erde und generieren das Höhenmodell.“

Ein Schnappschuss der Sonne durch den Satelliten SDO im ultravioletten Licht – Anklicken liefert das jeweils letzte verfügbare Bild mit hoher Auflösung.

Mal wieder eine Konjunktion von Saturn-Monden aus Cassini-Sicht, diesmal Dione im April vor Titan, bei dem auch eine vage Bänderstruktur in der Nähe des Nordpols zu erkennen ist.

Die Spiralgalaxie Messier 83 aus Sicht des IR-Satelliten WISE bei 3.4 bis 22 µm; alle Instrumente des Satelliten sind beteiligt: Junge Sterne erscheinen in dieser Falschfarbenversion in grün, Staub in Rot.

Der Start einer Delta II einmal anders: Auf den Start einer dieser Raketen am 7. Juni 2007 in Vandenberg einen hatten mehrere Fallschirmspringer schon gewartet (das Bild macht gerade mal wieder die Runde im Web). Oder wie wär’s mit diesem Arrangement für den Shuttle-Start am 14. Mai diesen Jahres?

Sonntagnacht: EPOXI holt Schwung an der Erde

Bis auf 30’400 km wird Ex-Deep-Impact auf dem Weg zum Kometen Hartley 2 („Kurskorrektur …“) in der Nacht 27./28. Juni an die Erde heran steuern, um sich 1.5 km/s mehr Schwung zu holen. Die größte Annäherung über dem Südatlantik erfolgt um 0:03 MESZ. (JPL, UMD Releases, Spaceflight Now 24.6.2010)

Die Öffnung der Kapsel von Hayabusa hat begonnen – und es ist schon mal ein wenig Gas aus dem hermetisch versiegelten Probenbehälter entwichen: Vielleicht stammt es aus Material vom Asteroiden Itokawa, vielleicht auch nicht. In etwa einer Woche wird der Behälter ganz geöffnet sein; Röntgenbilder zeigten bereits, dass kein individuelles Teilchen > 1 mm darin ist. (Spaceflight Now, Japan Times 25., JAXA Release, BBC, Space Policy Online 24.6.2010)

Nachrichten von Teleskopen kompakt

14. Juni 2010

Ein Hubble-„Schnappschuss“ von einem kaum erforschten Nebel: Wenn zwischen zwei Beobachtungen des Weltraumteleskops noch etwas Zeit verbleibt, wird auf eine Liste vorbestellter Ziele geringer(er) Priorität zugegriffen – und hier hat es (mit dem Wide Field Channel der ACS) den Nebel IRAS 05437+2505 getroffen, über den wenig bekannt war. Vermutlich ein Sternentstehungsgebiet, wo die Strahlung junger Sterne den Nebel beeinflusst – aber da passiert wohl noch mehr: Der helle bumerangförmige Bogen deutet auf einen mit 55 km/s relativ zum Nebel ungewöhnlich schnellen Stern hin.

CoRoT hat schon 15 Exoplaneten entdeckt, darunter Exoten

Unter den neuesten sechs Funden des kleinen europäischen Satelliten CoRoT-8b, -10b, -11b, -12b, -13b und -14b ist mit CoRoT-11b z.B. ein Planet, der um einen Stern kreist, der sich alle 2 Tage um seine Achse dreht: Da lassen sich Exoplaneten überhaupt nur durch Transits nachweisen, weil das Signal der Radialgeschwindigkeit kaum auszuwerten ist. Von den 82 Planeten, die bisher per Transit entdeckt wurden, hat CoRoT 15 geliefert, dazu noch anderes wie jetzt einen Braunen Zwerg mit ca. 60 Jupitermassen, CoRoT-15b. (ESA Release 14.6.2010)

Schon fünf ALMA-Antennen arbeiten als Interferometer zusammen: Das gewaltige Radiointerferometer in Chile („Meilenstein …“) wächst munter weiter, weitere Antennen sind unterwegs und 2011 wird es mit einem teilweise fertigen Array die erste Wissenschaft geben. 2012 sollte das derzeit größte Astronomieprojekt auf dem Planeten dann fertig sein, mit 54 12-m- und 12 7-m-Antennenschüsseln. NACHTRAG: die NRAO eNews zu den ALMA-Fortschritten – und ein Bild aus dem Orbit von der OSF von ALMA.

Formelle Einweihung von LOFAR durch die Königin der Niederlande

Das futuristische Radiointerferometer für lange Wellen, das sich über mehrere europäische Länder erstreckt, liefert zwar schon seit Jahren Bilder und wissenschaftliche Ergebnisse (weitere in MPIfR-PMn zu einem Quasar und Pulsar-Messungen), aber erst am 12. Juni drückte Königin Beatrix feierlich auf den „Start“-Knopf – schließlich befinden sich das Herz der Anlage und auch der Zentralrechner, in dem erst die Himmelsbilder entstehen, in den Niederlanden. Und LOFAR wächst immer noch: Derzeit sind 22 Stationen (die jeweils aus hunderten einfachen Dipolantennen bestehen) im Betrieb, und am Ende sollen es mindestens 36 in den Niederlanden und 8 in Deutschland (wo schon drei Stationen Daten liefern), Frankreich, Großbritannien (dazu Uni Portsmouth und STFC Releases, ein Blog und Artikel von BBC und Will Gater) und Schweden sein. (MPIfR PM 12., ASTRON Release [früher], Jacobs Univ. PM, Welt der Physik [mehr], Spiegel 14.6.2010.) NACHTRAG: Bericht vom Event.

Die ersten vier MeerKAT-Teleskope arbeiten als Interferometer in Südafrika: Die 12-m-Schüsseln gehören zum MeerKAT Precursor Array, mit dem sich die Republik Südafrika als Standort für den Square Kilometer Array empfiehlt. Insgesamt stehen 7 dieser Antennen in der Nördlichen Kapprovinz, die als besonders radioruhig ausgewiesen ist: Hier könnte der zentrale Teil der mehrere Länder umfassenden Anlage entstehen – wenn nicht der einzige verbliebene Mitbewerber Westaustralien den Zuschlag bekommt … (SKA South Africa Release 10.5.2010) NACHTRAG: Auf einer großen SKA-Tagung im Anschluss an die LOFAR-Einweihung wurde heftig für RSA & friends und Oz/NZ die Werbetrommel gerührt – sogar mit einem Comic über MeerKAT. Und es soll dem Vernehmen nach hoch her gegangen sein …

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

13. Juni 2010

Von-Kármán-Wirbel südlich der Kanarischen Inseln auf einem Envisat-Bild vom 6. Juni: Die Inselgruppe störte eine Luftströmung von Norden, was eine charakteristische Wirbelschleppe auslöste, benannt nach dem ungarisch-amerikanischen L&R-Ingenieur Theodore von Kármán.

Nächster Dnepr-Start am 15. Juni: Prisma-Paar und Picard

Und wieder wartet eine Dnepr-Rakete auf ihren Start, diesmal in einem Silo auf der südrussischen Militärbasis Yasny: Am 15. Juni um 16:42 MESZ soll sie den Sonnenforschungssatelliten Picard und die beiden Satelliten Mango und Tango (zusammen als Prisma bekannt) in den Orbit bringen. Diese trennen sich von einander und sollen dann im Laufe von 10 Monaten immer wieder zu einander finden und in Formationsflug gehen, wobei zahlreiche Technologien getestet werden. (Spaceflight Now 7.6.2010)

Schon 6 Tage später soll die nächste Dnepr starten, in Baikonur mit dem Satelliten TanDEM-X („Der deutsche Satellit …“), der zusammen mit dem betagten TerraSAR-X drei Jahre lang die Erde in 3D kartografieren soll – letzterer müsste gerade noch so lange durchhalten. (Astrium Release 8., DLF 9.6.2010; DLR-Start-Blog)

Das nächste Sonnensegel ist schon startklar: auf dem FASTSAT

Kaum hat der japanische Sonnensegler IKAROS die wichtigste Hürde genommen, darf sich auch das erste Modell made in USA auf den Weg zum Start machen: Das Nanosail D („Doch ein Wiederflug …“) ist eine von sechs Nutzlasten des FASTSAT („Fast, Affordable, Science & Technology Satellite) der NASA und des DoD, der im Mai die Erlaubnis für die Reise nach Alaska erhielt. Denn dort soll er – frühestens am 1. September – auf einer Minotaur IV starten. Außer dem Sonnensegel-Demonstrator (der als Nanosatellit aus dem Mikrosatelliten FASTSAT herauskatapultiert wird, was selbst schon ein wichtiges Experiment ist) sind zwei weitere Technologieexperimente und drei Instrumente zur Atmosphärenforschung an Bord. (NASA Feature 7., NASA Release 8.6.2010)

TacSat-3 ist jetzt operationell: Der im Mai 2009 gestartete militärische Forschungssatellit hatte zunächst ausgiebig seine Hauptnutzlast, das abbildende Spektrometer ARTEMIS, getestet, das sich u.a. bei der Planung von Hilfsmaßnahmen nach den Erdbeben in Haiti und Chile bewährte – aber seit dem 12. Juni untersteht der Satellit dem Air Force Space Command, das diese Technik auch nutzen will. (USAF Release 10.6.2010)

Startvertrag für IRIS, den nächsten Small Explorer der NASA

Der Interface Region Imaging Spectrograph soll im Dezember 2012 auf einer Pegasus XL starten: Als Ergänzung zum Solar Dynamics Observatory wird er den Energie- und Plasma-Fluss durch die Sonnenatmosphäre und Heliosphäre messen. Zusammen mit IRIS war vor einem Jahr auch der Gravity and Extreme Magnetism Small Explorer ausgewählt worden, der 2014 starten soll, wohl ebenfalls auf einer Pegasus XL. Beide Projekte dürfen maximal 105 Mio.$ kosten, zzgl. Start. (NASA Release 8., Space News 9.6.2010)

Neuseelands Rakete schaffte es tatsächlich bis in den Weltraum – jedenfalls hat die ATEA-1 bei ihrem Start im November 2009 nach Berechnungen die 100-km-Marke geknackt. Die erste Stufe konnte von einem Fischerboot aus dem Meer gezogen und gespeicherte Telemetrie ausgelesen werden: Danach hat sie stabil gebrannt und den meisten Treibstoff verbraucht, und die 2. Stufe trennte sich sauber – ergo sollte sie hoch genug gekommen sein, dass sich Neuseeland nun als Weltraumnation schmücken kann … (AstroSwanny´s 27.3.2010)

Nachrichten aus der Raumfahrt kompakt

11. Juni 2010

Ein Hubble-Bild des „Roten Rechtecks“, einer kuriosen Staubstruktur um den Stern HD 44179, wie sie in dieser Form nur einmal am Himmel bekannt ist: ein Proto-Planetarischer Nebel; der sonnenähnliche Stern in der Mitte macht’s nicht mehr lange, stößt zwar schon eine Menge Materie ab (vermutlich mittels eines präzidierenden Jets), ist aber noch nicht zum Weißen Zwerg geworden, der einmal den umgebenden Nebel zum Leuchten bringen wird. Die Aufnahme wurde mit dem High Resolution Channel der Advanced Camera for Surveys vor dessen Ausfall gemacht; das Bildfeld ist 20″ breit.

Das beste Bild des Saturnmonds Helene, das Cassini bei einer nahen Begegnung am 3. März („Neue Aufnahmen …“) gelungen ist, aus 1900 km Entfernung. / Die Monde Pandora und Epimetheus neben dem F-Ring. / Die Saturnringe „durchschneiden“ Titan; die Nachtseite Saturns ist rechts, außerhalb des Bildfelds.

Nächste Falcon 9 – mit echter Dragon-Kapsel – noch diesen Sommer

Die Auswertung aller Telemetrie vom Erstflug der Rakete Falcon 9 vor einer Woche wird zwar noch einen Monat dauern, aber bislang gibt es keinen Grund für Beanstandungen. (Hier ein Schnappschuss aus dem Webcast im Moment des Starts; auch ein Video aus größerer Distanz, Nahaufnahmen, noch mehr Bilder, das Start-Video und Standbilder daraus.) Weder eine leichte Rollbewegung der zweiten Stufe noch die missglückte weiche Wasserung der 1. Stufe schätzt die Firma Space X, die bisher rund 1/2 Mrd.$ in das Falcon-Programm gesteckt hat (darunter 234 Mio.$ seed money der NASA), als problematisch ein. Der Zielorbit in 250 km Höhe wurde nahezu exakt getroffen – nicht ohne noch ein kurioses Himmelsschauspiel über Australien auszulösen, das dort weithin „UFO-Alarm“ auslöste, aber rasch aufgeklärt wurde. So dürfte es noch vor Ende dieses Sommers zum 2. Testflug kommen, der zugleich der erste im Rahmen des COTS-Programms der NASA (Commercial Orbit Transportation Services) sein wird: An Bord ist dann nicht ein Dummy sondern eine echte Dragon-Kapsel, die einige Manöver im Orbit durchführen und dann wieder in die Atmosphäre eintreten und im Wasser landen soll.

Die Rakete ist bereits fertig, die Dragon zu 99% (aber das letzte Prozent kann es noch in sich haben). Der 2. COTS-Demo-Flug soll dann im 2. Quartal 2011 folgen und sollte ursprünglich eine Dragon nur bis in die Nähe der ISS bringen. Space X verhandelt aber mit der NASA, ob man die Kapsel nicht mit preiswerter Nutzlast – Wasser und Verpflegung – beladen und tatsächlich ein Andocken wagen sollte; eigentlich sollte das erst bei der 3. COTS-Demonstration im Sommer 2011 erfolgen. Dieser Flug wäre dann quasi ein Back-Up, wenn es mit dem ISS-Manöver beim vorherigen nicht geklappt hat – lief da aber alles glatt, dann würde Space X diesen Flug bereits als operationellen erklären, den ersten von 12 im Rahmen eines 1.6-Mrd.-$-Vertrags mit der NASA für ISS-Transporte hat (einen weiteren COTS-Vertrag über 1.9 Mrd.$ hat die NASA mit Orbital Sciences, die ab 2011 mit einer Taurus 2 zur ISS wollen).

Space X verspricht aber noch mehr: Wenn es noch dieses Jahr einen Auftrag gäbe, könne man es schaffen, bis Ende 2013 Astronauten mit einer weiter entwickelten Dragon zur ISS zu bringen. Unabhängig davon sollen die Falcon 1 und 9 aber auch frei vermarktet werden – zu preisbrecherischen Tarifen zwischen 10.9 und 51.5 Mio.$, je nach Leistung: Über 30 Verträge sind schon abgeschlossen. Das beeindruckt übrigens auch den ESA-Chef, der aber in Europa keine Chance für ein Space-X-ähnliches Unternehmen sieht: Die Nachfrage nach Starts sei hier zu klein. (Space X Press Release 7.6.2010; Space News 11., Popular Mechanics, Space Policy 10., Orlando Sentinel, Flight Global, Orion 9., Space Politics 8., The Space Review, Tracker, Space.com 7., Washington Post, AFP, Universe Today, Bad Astronomy, Raumfahrer, KosmoLogs 5., HobbySpace, Space News, BBC [Blog], Wired, AW&ST, Space.com [mehr], AFP, Flame Trench, Nature Blog, SpacePorts, NASA Watch, Cosmic Diary 4.6.2010)

Lohnt der Hubble-3D-IMAX-Film?

22. Mai 2010

In Deutschland läuft er – zumindest in der optimalen Bildqualität – nur an einem einzigen Ort: der neue 3D-IMAX-Film über die Errungenschaften des Hubble Space Telescope im Allgemeinen und die letzte Servicing Mission vor einem Jahr im Besonderen, der zugleich für lange Zeit der letzte teilweise im Orbit gedrehte IMAX-Film bleiben dürfte. Das 3D-IMAX-Kino des Technikmuseums in Sinsheim verwendet noch den klassischen chemischen ultrabreiten Film – dessen Auflösung auch nach über 40 Jahren kein digitales Projektionssystem erreicht, während für die Kanaltrennung lineare Polarisation verwendet wird. Die funktioniert nur bei extremen Kontrasten nicht, und die Brillianz und Qualität der völlig kratzerfreien Sinsheimer Kopie tun das Ihre: Die tatsächlich mit IMAX-Kameras gedrehten Sequenzen wie auch in voller Schärfe gerenderte Computersimulationen kosmischer Ansichten sind nicht zu toppen.

Leider musste für „Hubble 3D“ aber allzu häufig auf Material minderer Auflösung zurückgegriffen werden: Da bei der letzten Servicing Mission nur eine einzige IMAX-Kamera an Bord des Shuttles war, fest installiert in der Ladebucht, stammen alle Szenen mit den Astronauten im Orbiter von HD-TV-Kameras – und die Kameras auf dem Außentank wie an den EVA-Helmen hatten gar nur normale TV-Auflösung. Solche Bilder auf fast die komplette IMAX-Fläche ‚hochzuziehen‘, war keine gute Idee. Dafür funktioniert die mitunter kritisierte Erzählidee des Films (das 4. Item hier verlinkt zu zahlreichen Hintergrundberichten und Kritiken nach der US-Premiere) ziemlich gut und macht den 45-Minuten-Film zu einem kurzweiligen Erlebnis: In 3D-‚Landschaften‘ umgesetzte HST-Bilder des Universums werden ziemlich abrupt mit der Human-Interest- und Action-Story der letzten Mission vermischt. Das Gesamtwerk ist fast schon zu kurz, denn es endet eher unverhofft in den Tiefen des Alls, ohne dass wir all die unterwegs eingeführten Helden (darunter übrigens Charlie Bolden, den heutigen NASA-Chef, als Astronaut der Hubble-Aussetz-Mission vor 20 Jahren!) noch einmal wieder sehen.

Dabei wird interessanterweise derjenige NASA-Chef, der keinen letzten Shuttle-Flug genehmigen wollte, geradezu als Bösewicht präsentiert, während sein Hubble-rettender Nachfolger beklatscht wird – die berühmte PK von 2006 (siehe Artikel C45) ist kurz zu sehen. Dass die aus HST- und anderen Daten generierten 3D-Ansichten von Orionnebel bis Ultra Deep Field viel Fantasie beinhalten, verrät der Kommentar übrigens nicht explizit; Kenner der Originale werden sich an manchen Stellen gut amüsieren. Oder staunen über das, was 3D-IMAX möglich macht, etwa beim simulierten Flug aus der Ebene der Milchstraße heraus. Die IMAX-Szenen der letzten Mission sind zwar – mangels einer Möglichkeit, den Blickwinkel zu verlagern – alle recht selbstähnlich und überzeugen v.a. durch die ungeheure Detailfülle: Wussten Sie z.B., dass am Hinterende des HST alle 30° eine Marke mit einer Gradzahl klebt, so dass der Astronaut auch ja weiss, wo 'oben und unten' ist? Trotzdem: Die genialste Szene von Hubble 3D ist 20 Jahre alt. Denn das allererste Aussetzen des HST in Fischaugensicht, während sich die Wolken der Erde im Objektivdeckel spiegeln, ist an optischer Dramatik einfach nie wieder erreicht worden … NACHTRAG: ein Making-Of-Bericht.